An der Côte d'Azur von R1kku (Hermine Granger x Draco Malfoy) ================================================================================ Kapitel 1: Abends in der Bar ---------------------------- Ich bin mir nicht sicher, wie lange ich dort stand und Draco Malfoy und seine Begleitung anstarrte. Im Vergleich fühlte ich mich komplett underdressed in meiner Jeans-Shorts und dem schwarzen Tanktop. Im Nachhinein weiß ich nicht, wieso ich mir darüber überhaupt Gedanken machte. Kurz bevor sie an mir vorbeiliefen, bemerkte er mich. Er musste zweimal hinschauen, bevor ich die Erkenntnis von seinem Gesicht ablesen konnte. Kaum merklich zuckte er zusammen, doch fast im gleichen Augenblick fing er sich wieder. Dracos Begleitung bekam von alledem nichts mit, doch ich konnte seinen Ausdruck lesen wie eines meiner geliebten Bücher. Ihm ging genau das gleiche durch den Kopf wie mir: "Was zum Teufel tust DU denn hier?" Ohne ein Wort - was hätte es auch zu sagen gegeben - gingen die beiden an mir vorbei. Mit einem Ohr hörte ich, wie Dracos Begleitung ihn etwas fragte und wie er kurz angebunden antwortete. Dann waren die beiden zu weit entfernt. Mein Hirn war bei dieser Datenverarbeitung ziemlich überfordert. Ich schüttelte ein paar Mal den Kopf, mit der Hoffnung wieder klare Gedanken fassen zu können. Als das nicht passierte, zwang ich mich, das gerade Geschehene aus meinen Gedanken zu verbannen und einfach meine Pläne weiterzuverfolgen. Ich ging zurück zu meinem Hotel, duschte und zog mich für das Abendessen an. Draußen war es immer noch warm, sodass ich mich für ein beerefarbenes Kleid entschied. Nach dem Essen ging ich in meine Lieblingsbar direkt am Strand. Seit meiner Ankunft war ich jeden Abend hier gewesen, sodass der Barmann mich inzwischen kannte. Jean-Pierre war ein großer, dunkelhaariger Franzose, der in seinen Semesterferien in der Bar jobbte und wirklich gut Englisch sprach. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, mich zu unterhalten und aufzumuntern. Er wusste natürlich nicht, was wirklich in mir vorging, doch es war nicht zu übersehen gewesen, dass etwas mit mir nicht stimmte. Ich hatte ihm eine Geschichte von unglücklicher Liebe aufgetischt und seitdem war ich seine Lieblingskundin. Auch an diesem Abend freute Jean-Pierre sich, als er mich entdeckte und wies mir direkt einen Platz an der Bar zu, damit er "ein Auge auf mich haben" konnte, wie er sagte. Jean-Pierre stellte einen Martini vor mich hin, zwinkerte mir kurz zu und wandte sich dann seinem nächsten Kunden zu. Während ich einen kleinen Schluck nahm, ließ ich meinen Blick über die Bar schweifen. Es war mäßig voll heut Abend. Es waren tatsächlich einige Besucher da, aber nicht so viele, dass man den Überblick verlieren würde. Ich lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf meinen Martini und ließ meine Gedanken wandern. Mir kamen Harry und Ron in den Sinn und die Frage, was sie wohl gerade machten. Ich hatte mit Absicht keinen Kontakt aufgenommen, um die Geschehnisse in Hogwarts ganz für mich selbst verarbeiten zu können. Ich war mir sicher, dass meine Freunde das verstehen würden. Nur vage registrierte ich, dass sich jemand neben mich setzte. Ich wollte ihn eigentlich gar nicht beachten, doch dann gab er ein leises "Hey" von sich. Ich drehte mich zu ihm und musste mich zwingen, nicht sofort aufzuspringen und aus der Bar zu fliehen. Es hatte sich tatsächlich Draco Malfoy zu mir gesellt. Aus Reflex antwortete ich: "Hallo." Obwohl ich nicht glauben konnte, dass er wirklich hier war und mich angesprochen hatte. Er winkte Jean-Pierre heran, zeigte auf meinen Martini und sagte, er würde das Gleiche nehmen. Dann wandte er sich wieder mir zu. "Tut mir leid wegen heute Nachmittag", sagte er. "Ich habe dich nicht gleich erkannt und dann wusste ich nicht, was ich sagen sollte." "Ähm… schon gut", sagte ich automatisch. Mir war es ja genauso gegangen. Ich hatte überhaupt nicht erwartet, dass er mit mir sprechen würde. Wahrscheinlich kam es mir deshalb so komisch vor, dass er sich entschuldigte. Ganz zu schweigen davon, dass er anscheinend das Bedürfnis gehabt hatte, mich zu suchen und mir das zu sagen. "Ich habe nicht erwartet, hier jemanden zu treffen", fuhr er fort. Ich lachte humorlos auf. "Nein, ich auch nicht." Draco schaute mich fragend an, sodass ich das Gefühl bekam, weitersprechen zu müssen. "Ich bin abgehauen", sagte ich also. "Nachdem in Hogwarts alles vorbei war, wusste ich nicht weiter. Ich konnte nicht schlafen und wenn doch, dann hatte ich Alpträume. Alles in England hat mich an diese furchtbare Zeit erinnert. Also bin ich geflohen, in der Hoffnung, hier alles besser verarbeiten zu können." Ich atmete tief durch. "Ich habe keine Ahnung, warum ich ausgerechnet dir das alles erzähle." "Ausgerechnet mir?", fragte er. Ich schaute ihn finster an. "Du hast sehr viel Leid verursacht." Seine Augen wurden groß und er lehnte sich mir entgegen. "Ich hatte keine andere Wahl!", rief er aufgebracht. Ein paar der anderen Gäste schauten sich zu uns um. Auch Jean-Pierre kam sofort zu uns. "Ist schon okay, Jean-Pierre, alles in Ordnung", sagte ich zu ihm. Nur widerwillig entfernte er sich wieder. Draco war in sich zusammengesunken, als er weitersprach. "Er hatte meine ganze Familie in seiner Gewalt", sagte er. "Du weißt nicht, wie er sein konnte." "Wie kannst du sowas behaupten?", zischte ich. Ich merkte, wie mir die Tränen in die Augen schossen. Mit Mühe versuchte ich sie zurückzuhalten, doch es gelang mir nicht. Ich spürte, wie sie begannen, über meine Wangen zu laufen. "Hast du vergessen, dass ich Harry tot in Hagrids Armen gesehen habe? Hast du vergessen, wie viele meiner Freunde gestorben sind? Und hast du das hier vergessen?" Mit diesen Worten hielt ich ihm meinen Unterarm hin. Die Narben waren inzwischen gut verheilt, doch zeichnete sich das eine Wort, das Bellatrix Lestrange in der Malfoy Villa in meinen Arm eingeritzt hatte, immer noch weiß von meiner inzwischen etwas gebräunten Haut ab. SCHLAMMBLUT. Draco wandte schnell das Gesicht ab. Er konnte mich nicht mehr ansehen. Seine Hand krampfte sich um sein Glas, als wollte er es zerdrücken. "Glaub mir, ich weiß, wie er sein konnte", sagte ich schließlich mit tränenerstickter Stimme. Ich wischte mir die Tränen von den Wangen und starrte geradeaus. Eine Weile saßen wir wortlos da, dann sagte Draco: "Es tut mir leid." Ich ließ meinen Kopf hängen. Unfassbar. War das alles? Glaubte er, mit einer läppischen Entschuldigung konnte er alles ungeschehen machen? Fred zurückbringen? Tonks und Remus? Unser aller Seelenschäden reparieren? Hatte er überhaupt eine Ahnung, was außerhalb seiner Villa losgewesen war? In diesem Moment lief das Fass über, ich konnte Draco nicht mehr ertragen. In einem Zug leerte ich mein Glas, legte Geld für Jean-Pierre auf den Tresen und stand auf. "Das reicht einfach nicht", sagte ich und stürmte aus der Bar in die Nacht hinein. Fortsetzung folgt Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)