Besser spät als nie von CharleyQueens ================================================================================ Kapitel 1: Nächtlicher Besuch [Frank x Narzissa] ------------------------------------------------ Narzissa wusste, sie sollte nicht hier sein. Zügig eilte sie den Flur entlang, die leuchtende Spitze ihres Zauberstabs zeigte ihr den Weg. Es wusste niemand, bis auf eine junge Heilerin, dass sie hier war. Doch der Heilerin hatte sie erzählt, sie wolle ihren Schwiegervater besuchen. Mit zwei Konzertkarten für Celestina Warbeck hatte Narzissa die Heilerin dazu gebracht, ein Auge zuzudrücken, obwohl die Besuchszeiten schon längst vorbei waren. Sie würde auch wirklich nicht allzu lange bleiben. Es war nicht so, dass sie andere Verpflichtungen hatte. Ihre Hauselfe kümmerte sich um Draco, der hoffentlich schon längst am Schlafen war und Lucius war wieder einmal im Ministerium unterwegs. Seit dem Sturz und dem Verschwinden des dunklen Lords waren gerade einmal drei Monate vergangen. Die Todesserprozesse fanden langsam, aber sicher ihr Ende. Manche, so wie ihr Mann Lucius, waren klug genug zu behaupten, dass sie unter dem Imperiusfluch gestanden hätten, und entkamen so einem Aufenthalt in Askaban. Andere wiederum hatten weniger Glück. So wie ihre Schwester. Aber Bella war ihm treu ergeben. Sie war zu stolz, um dem Ministerium eine Lüge aufzutischen. Und nach dem, was sie getan hatte, wäre dies sowieso nicht mehr möglich. Als die Nachricht vom Tod der Potters und dem Verschwinden des dunklen Lords sie erreicht hatte, hatte Narzissa gewusst, dass ihre Schwester nicht einfach tatenlos herumsitzen würde. Sie hatte Bella nicht mehr rechtzeitig aufhalten können, denn schon bald flog die nächste Eule mit einer weiteren Sonderausgabe des Tagespropheten durch das offene Fenster im Salon. Bellatrix Lestrange war zusammen mit drei anderen Todessern angeklagt worden, nachdem diese Alice und Frank Longbottom mehrfach mit dem Cruciatusfluch gefoltert und dabei für irreparable psychische Schäden gesorgt hatten. Narzissa blieb vor einer Tür stehen. Sie hatte schon viel früher hierherkommen wollen. Aber als Schwester derjenigen, die den Longbottoms das angetan hatte, war sie bestimmt nicht erwünscht. Trotzdem wollte sie ihn wenigstens ein einziges Mal gesehen haben. Entschlossen drückte sie die Klinke herunter und betrat dann das Krankenzimmer. Es war still. Vorsichtig trat sie einen Schritt nach vorne. „Frank?“, fragte sie unsicher, doch niemand antwortete ihr. Wahrscheinlich schliefen sie beide. Das Zimmer machte einen tristlosen und grauen Eindruck auf sie. Im Lichtschimmer konnte sie weiße, leere Wände erkennen. In der Ecke stand ein kleiner Tisch, einer der Stühle war nicht ordentlich herangeschoben worden. Zu ihrer linken Seite standen zwei Einzelbetten nebeneinander. Sie trat näher und hob ihren Zauberstab. Frank lag im vorderen Bett. War das wirklich der gleiche Frank, mit dem sie stundenlang über so vieles geredet hatte und der sie immer wieder zum lachen gebracht hatte? Er sah so anders aus. Sie schlug sich die Hand vor den Mund, als das Licht auf sein Gesicht fiel. Seine Wangen waren eingefallen, seine Haut war unnatürlich blass. Jemand hatte ihm den Kopf rasiert. Bei näherem Betrachten vielen ihr vereinzelte kahle, rote Stellen an seinem Schädel auf. „Oh, Frank...“ Ihr stiegen die Tränen in die Augen. Was hatte Bella ihm und seiner Frau nur angetan? „Es tut mir so leid, was dir geschehen ist“; flüsterte sie leise und blinzelte ihre Tränen weg. Wenn sie es doch nur irgendwie wieder gutmachen könnte. Plötzlich hustete Frank und schlug dann seine Augen auf. Erschrocken trat Narzissa einen Schritt zurück. Er sagte keinen Ton, sah sie nicht einmal an. Franks Augen, die einst voller Lebensfreude und Neugierde gefunkelt hatten, waren nun stumpf und leer. Da war kein Glanz mehr, der sich in ihnen widerspiegelte. Einst hatten diese Augen sie voller Freude angesehen und nun erkannte Frank sie nicht einmal mehr. Sie dachte an den Moment auf Gleis 9 ¾ zurück. Frank hatte sie abgefangen, ehe sie durch das magische Tor treten konnte. Er wolle sich verabschieden, schließlich würde Narzissa zum Ende des Sommers nicht mehr nach Hogwarts zurückkehren. „Wenn ich in zwei Jahren die Schule abgeschlossen habe, gehst du dann mit mir aus, Narzissa? Nicht als einfache Freunde, sondern eine Verabredung.. ein richtiges Rendezvous“, hatte er sie damals gefragt und sich nervös am Hinterkopf gekratzt. Jetzt waren da auch Kratzspuren auf seinem Kopf. Was wohl geschehen wäre, wenn sie damals ja gesagt hätte? Aber sie hatte nur den Kopf geschüttelt und freundlich gemeint, dass ihre Familie niemals glücklich sein würde mit ihm als Narzissas Auserwählten. Auch wenn er ein Reinblut war, er sympathisierte mit Muggelstämmigen, und so jemanden würde ihre Eltern niemals akzeptieren. Und außerdem war da noch der junge Lucius Malfoy, der definitiv eine bessere Partei abgeben würde. So dachten jedenfalls ihre Eltern. Narzissa selbst hielt ihn für einen aufgeblasenen Schnösel, auch wenn sie es niemals laut aussprach. Wenn es Frank verletzt hatte, dann hatte er es sich nicht anmerken lassen. Stattdessen hatte er nur lachend gemeint, dass es wenigstens einen Versuch wert gewesen sei. Und dann hatte er ihr einen schönen Sommer gewünscht und war dann gegangen. Erst am Abend war ihr dann aufgefallen, dass er sie dieses Mal gar nicht gebeten hatte, dass sie sich gegenseitig Briefe schickten. So wie sie es jeden Sommer getan hatten. Doch diesen Sommer kam kein einziger Brief von Frank und auch sie fand nie die richtigen Worte, um das auszudrücken, was sie ihm sagen wollte. „Ich würde liebend gerne mit dir ausgehen, Frank“, flüsterte sie und blickte ihm entgegen. Die dunklen Pupillen blinzelten nicht einmal, sondern starrten nur apathisch ins Leere, ohne sie wirklich zu sehen. Narzissa atmete tief ein und verließ dann das Zimmer wieder. Wenn sie nur den Mut gehabt hätte und früher auf sein Geständnis reagiert hätte, vielleicht hätte sie dann das hier alles verhindern können. Aber jetzt war es zu spät. Frank vegetierte nur noch vor sich hin. Er würde nie wieder so sein wie früher. Dies hier war ihr erster Besuch und es würde gleichzeitig ihr letzter sein. Narzissa Malfoy, geborene Black, würde von nun an die glückliche Ehefrau und die liebevolle Mutter sein, die sich nicht mit dem Gedanken herumplagte, was wäre wenn, sie damals Franks Bitte um eine Verabredung zugesagt hätte. Sie konnte die Vergangenheit sowieso nicht ändern. Kapitel 2: Am Grabstein [Remus x Sirius] ---------------------------------------- Sirius wusste, dass es gefährlich war, hierherzukommen. Als man ihn geschnappt hatte, war er ohne großen Prozess direkt nach Askaban gebracht worden. Und nach seinem Ausbruch war er vor allem auf der Suche nach Pettigrew gewesen. Er wusste, dass es riskant war, aber es war ihm egal. Seidenschnabel hatte er im Wald versteckt und war dann alleine ins Dorf gegangen. Sirius schnaubte verächtlich. Sein Plan war dermaßen in die Hose gegangen. Es war ihm weder gelungen, Pettigrew zu schnappen und ihn für seine Taten büßen zu lassen, er hatte sich auch eine gemeinsame Zukunft mit Harry verbaut. Solange Pettigrew nicht gefangen war, würde er wohl weiterhin ständig auf der Flucht sein müssen. Es war spät am Abend und weil es in Strömen regnete, waren die Straßen leer. Das ideale Wetter, um nicht gesehen zu werden. Sirius fand ihr Grab und las die Inschrift auf dem weißen Grabstein. Wenn Pettigrew nicht gewesen wäre, würden sie noch leben. Plötzlich stieg ihm ein bekannter Geruch in die Nase. Verwundert blickte er zur Seite. Remus Lupin stand wenige Schritte von ihm entfernt. Moony, schoss es ihm durch den Kopf, ehe er sich in einen Menschen zurückverwandelte und seinen besten Freund dann umarmte. „Woher wusstest du, dass ich hier bin?“, fragte er. Er hatte Remus seit Wochen nicht mehr gesehen und war froh, dass es ihm anscheinend gut ging. „Ich kenne dich eben zu gut, Tatze. Aber denkst du nicht, dass es naiv von dir war, hierherzukommen?“, Remus blickte ihn streng an. Sirius grunzte. „Die Ministeriumsleute denken wahrscheinlich, ich würde es nicht wagen, ihr Grab zu besuchen.“ Sie wussten beide, was er damit meinte. Für alle anderen war Sirius Black noch immer der Massenmörder, der dreizehn unschuldige Menschen auf dem Gewissen hatte. Wütend ballte Sirius seine Hand zur Faust. Er wäre jetzt ein freier Mann, wenn diese Ratte nicht entkommen wäre. „Es tut mir Leid, Sirius“; murmelte Remus. „Wegen mir konnte Peter erneut abhauen.“ Sirius war verwundert. Er legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Remus, ich hab dir doch gesagt, dass es nicht deine Schuld ist.“ „Aber wenn ich meinen Wolfsbanntrank zu mir genommen hätte, dann…“ „Du hast den Trank nur nicht zu dir genommen, weil du es wegen meinem und Pettigrews Namen auf unserer Karte einfach vergessen hast“, unterbrach Sirius ihn harsch. „Wenn, dann bin ich schuld, dass du dich verwandelt hast.“ „Du wusstest aber nicht, dass ich die Karte hatte.“ „Wir hätten Pettigrew besser fesseln können. Oder ihn vorher bewusstlos schlagen können wie bei Schniefelus. Ich hätte vorher überprüfen sollen, ob Vollmond war. Aber jetzt können wir es ja nicht mehr ungeschehen machen.“ Remus schüttelte den Kopf und grinste doch leicht. „Aber du wärst ein freier Mann, wenn ich nicht...“ „Moony!“ Sirius schnipste ihm gegen die Stirn. „Es ist nicht deine Schuld. Und selbst wenn mein Name noch immer nicht reingewaschen ist, immerhin weiß Harry jetzt die Wahrheit. Du weißt die Wahrheit!“ Er sah Remus ernst an. Es gab so vieles, was er ihm gerade sagen wollte. „Du solltest mich hassen, Sirius. Als ich erfuhr, dass er Lily und James umgebracht hat… ich dachte, du hättest sie verraten, ohne auch nur eine Sekunde die ganze Geschichte anzuzweifeln.“ „Du wusstest es nicht anders“, erwiderte Sirius kopfschüttelnd. „Ich hätte dich wahrscheinlich an meiner Stelle genauso gehasst.“ Einige Minuten verstrichen, in denen keiner von beiden etwas sagte. Schließlich war es Remus, der wieder das Wort ergriff. „Ich war zutiefst enttäuscht von dir und am Boden zerstört, aber am meisten war ich wütend auf mich selbst… weil ich dich hassen sollte, aber es einfach nicht konnte.“ „Remus!“ Erneut schlang Sirius seine Arme um ihn und drückte ihn an sich. „Ich wünschte, ich hätte dir die Wahrheit gesagt. Als ich in Askaban war, habe ich ständig daran denken müssen, dass du mich nun hasst.“ „Ich habe dich nicht gehasst. Ich war einfach nur zutiefst enttäuscht von dir, weil du mein bester Freund warst, von dem ich dachte, er hätte Lily und James verraten. Es hat mir das Herz gebrochen“ „Es tut mir so leid, Remus. Wenn ich gekonnt hätte, dann hätte ich dir schon viel früher die ganze Wahrheit erzählt.“ „Es ist schon okay. Dass Harry die Wahrheit erfuhr, war wichtiger.“ Sirius hob seinen Kopf und sah Remus stirnrunzelnd an. „Ich wollte auch, dass du die Wahrheit erfährst“, gestand er schließlich. „Remus, du bedeutest mir zu viel, als dass es mir egal gewesen wäre, was du denkst.“ Remus blickte ihn stumm an und drückte ihn dann von sich. Er sah gequält aus und Sirius trat besorgt einen Schritt auf ihn zu. „Und warum hast du mir dann nicht schon vorher etwas gesagt? Wenn du zu mir gekommen wärst, dann hätte ich dir helfen können. Stattdessen lässt du mich zwölf Jahre lang mit dem Gedanken leben, dass ich einen Verräter liebe?“ Remus‘ Stimme zitterte vor Wut. Er war schon immer der ruhigere Pol ihrer Freunde gewesen, der nur selten wütend wurde. So wie jetzt. Sirius hatte so oft davon geträumt, dass Remus ihm endlich diese Worte sagen würde. Sein Herz sprang im Dreieck. „Du… du liebst mich?“, fragte er ungläubig. Remus atmete tief ein und aus, um sich zu beruhigen. „Schon immer. Hast du nie mitbekommen, wie schlecht gelaunt ich jedes Mal war, wenn du mit irgendjemandem aus unserem Jahrgang geflirtet hattest? Sirius, ich war eifersüchtig, selbst Krone hat es bemerkt. Nur du hast mich nie beachtet.“ „Aber ich habe dich geliebt, Remus!“ erklärte Sirius. „Ich hatte einfach nur zu viel Angst davor, dass du meine Gefühle nicht erwidern würdest. Und nach Askaban dachte ich nicht, dass wir eine Zukunft haben könnten.“ Remus Augen weiteten sich vor Schock. „Weil du dachtest, ich würde dich hassen?“ „Ja.“ Sirius senkte seinen Kopf und bemerkte so nicht, dass Remus auf ihn zukam und dann sein Kinn anhob. „Ich hasse dich nicht, Sirius“, flüsterte er, sein Blick direkt auf Sirius‘ Mund gerichtet. Kurz zögerte Remus, ehe er ihn dann küsste. Sirius erwiderte den Kuss nur allzu gerne. Es hatte sich definitiv gelohnt, hierherzukommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)