Tour de Japan von Hotepneith (Zwei Hundebrüder, drei Schutzherren und jede Menge Zoff) ================================================================================ Kapitel 16: Drachenzauber ------------------------- Inu Yasha bemerkte durchaus, dass er in die Knie gebrochen war, ja, sich in einen Volldämon verwandelt hatte, aber er begriff es nicht. Er war doch noch bei Verstand? Die Magie der östlichen Länder überschwemmte ihn, ja, aber er hatte doch Tessaiga? Was war nur los? Was geschah hier mit ihm? Warum machte Sesshoumaru nichts? Der konnte ihn doch bewusstlos schlagen, wenn er aggressiv wurde? Weil der gar nicht konnte oder durfte. Hier musste er selbst durch. Naja, es wäre doch gelacht, wenn er sich ausgerechnet durch irgendeinen Zauber hier besiegen lassen würde. Tessaiga! Er umklammerte den Griff seines Schwertes mit beiden Händen, ohne zu wagen die bestimmt rot gewordenen Augen zu öffnen. Schon so spürte er, dass seine Klauen längere Nägel hatten, seine Fangzähne gewachsen waren.   „Es ist viel für dich.“ Super, dachte der Halbdämon nur. Jetzt höre ich auch noch Stimmen. Eine neue Errungenschaft in diesem Zustand. „Ich bin Isamu. Drachenschamane. Und du hast mich getötet.“ „Äh, nein. Sicher nicht. Ich habe in meinem Leben nicht so viele Leute umgebracht, dass ich den Überblick verloren hätte. Ich habe es deinem Vater ja schon gesagt ...“ Ach du je. Jetzt war ein toter Drache, noch dazu ein Schamane, in seinem Kopf? Oder zumindest in Tessaiga? Was war denn hier nur los? „Nein, du warst es nicht. Es war ein Drache.“ „Ja. Und den hat ein Schmied getötet und der kämpfte dann mit mir.“ „Du bist kein Dämon.“ „Halbdämon,“ knurrte Inu Yasha in Gedanken. Ging das jetzt auch noch im eigenen Kopf los? „Halb Dämon, halb Mensch. Verzeih, wenn ich dir lästig falle, aber ich will dich kennen lernen.“ „Ach, und warum? Verflixt, du bist tot, ich bin in Schwierigkeiten!“ „Welche Schwierigkeiten?“ Das klang ehrlich interessiert. „Fangen wir mal damit an, das mich dein Vater unbedingt zu seinem Erben machen will und ich daran null Interesse habe?“ „Herr der Drachen und Schutzherr des Ostens zu werden reizt dich nicht?“ „Nein Zumal ich nicht mal weiß, wie ich das Kagome erzählen soll.“ „Oh, deine Frau? Ein Mensch?“ „Ja. Und wenn du eine Chance siehst, dass dich Sesshoumaru mit Tenseiga wieder zum Leben erwecken kann, nur heraus mit dem Plan.“ „Oh, Inu Yasha, ich bin ein Teil deines Schwertes. Und nur, weil Tessaiga so eng mit dir verbunden ist, kann ich so mit dir diskutieren. Hast du nicht einmal das gewusst? Magie ist schwierig, vermutlich für dich noch mehr. Soll ich dir helfen sie für den Osten zu meistern?“ „Wäre nett, ja.“ Allein würde er überschwemmt werden, das hatte er ja schon gemerkt. Misstrauisch erkundigte er sich dann doch: „Und warum?“ „Ich bin Teil deines Schwertes geworden. Nichts, was mir gefällt, gebe ich zu, aber es ist so. So´unga wäre schlimmer. Wobei, was ist mit dem Höllenschwert?“ „Das Blechteil ist in der Hölle. Wir, also mein Halbbruder und ich, haben es dahin befördert.“ Isamu schien begeistert. „Tessaiga und Tenseiga, oder? Wie schön, dass ich das erfahren durfte. Um so lieber werde ich dir helfen. Überlasse dich der Magie des Ostens, nimm die Herausforderung an. Du hörst jeden Hasen, siehst jede Quelle – ich werde das übernehmen. Und dich abschirmen. Gemeinsam werden wir es schaffen. - Du hast nichts gegen Zusammenarbeit?“ Das klang fast schüchtern, kein Adjektiv, das Inu Yasha bislang für Drachen verwendet hätte. „Äh, nein.“ Das hatte er doch gelernt. Er war so lange allein gewesen und es war oft schief gegangen. Kikyou, zuerst, dann Kagome vor allem, aber auch Miroku und Sango hatten ihm gezeigt, wie schön es war zusammen zu sein, zu kämpfen, zu leben. Und, naja, nicht zuletzt Sesshoumaru. Den an der Seite zu haben hatte was für sich. Und war um Welten besser als den VOR sich zu haben. Isamu schien fast zu kichern, was ebenso wie sein folgender Kommentar bewies, dass er die Gedanken seines Trägers lesen konnte. „Brüderliche Streitigkeiten? Nicht, dass ich mich mit Ryuukossusei besonders gut verstanden habe. Es wurde erst besser, als er sah, dass ich Schamane bin und kein Rivale. Oh, der Inu no Taishou, der ihn tötete, war dein Vater?“ „Äh, ja und nein.“ „DU hast ihn getötet? Das solltest du besser meinem Vater und König sagen.“ Ja, wenn er mal absolute Lust verspürte sein Leben zu beenden. Obwohl … „Ich denke, er weiß es sowieso, er meidet das Thema. Wer ist eigentlich dieser Hiro, der mich herausforderte?“ „Einer der stärksten und besten Kämpfer der Drachen und Vater treu ergeben. Er hat dich sicher nicht ohne Grund herausgefordert.“ „Weil ich ein Halbdämon und kein Drache bin?“ schlug Inu Yasha prompt vor. „Nein, weil Vater es als Prüfung wollte. Ohne Vaters Befehl würde Hiro keine Tatze heben.“ „Aha. Na schön, dann machen wir uns mal an diese Magie des Ostens. Wobei, Isamu – kannst du nur hier so mit mir reden oder immer?“ Das fehlte irgendwie noch zu seinem Glück des heutigen Tages, dass er zukünftig einen redseligen Drachen im Kopf hatte. „Nur hier, wo der Drachenstein seine Zaubermacht entfaltet. Danach bin ich wieder nur ein Teil deines Schwertes. Das Drachen-Tessaiga.“ „Immerhin. Ich meine ...“ Naja, der arme Kerl konnte seit Jahren mit niemandem reden, der fühlte sich sicher einsam. Und außerdem – wenn er so bedachte, was mit den Seelen geschah, die das Pech hatten, von So´unga getötet zu werden ... „Ich kann es mir vorstellen. Ja. So. Konzentriere dich auf die Linien der Magie. Es ist wie ein Spinnennetz und hier ist der Mittelpunkt.“ Der Halbdämon versuchte es. Es dauerte eine Weile, ehe er erkannte, dass die ganzen Sinneseindrücke, die ihn zuvor überschwemmt hatten, tatsächlich eine Art Netz bildeten. Und der Drachenstein war der Mittelpunkt. Nicht ganz, es gab einen zweiten, oder? Das war Ryujin, genau. Und dieser lange, dicke Faden, der von Ryujin aus sich in drei Richtungen teilte, das mussten diese Verbindungen der Schutzherrn sein. Also hing Sesshoumaru auch an solch einem Faden? „Ja,“ bestätigte Isamu prompt. „Du lernst schnell, gut. Man merkt, dass du das Bluterbe hast.“ „Ich habe es eigentlich nicht so mit Zauber.“ „Und du trägst eines der drei Schwerter der Weltherrschaft? Mach dich nicht schlechter als du bist, Inu Yasha. Weiter. Folge dem Netz des Ostens. Suche die Fäden, die es verbinden.“ Das war ja schlimmer als wenn er zuhören sollte, was Kaede wieder für Tränke braute. Na schön, da musste er jetzt wohl durch, wenn er wieder sein normales Aussehen haben wollte. Und, nicht zu vergessen, bei Verstand bleiben wollte. Ryujin würde ein Massaker hier in seinem Keller kaum witzig finden. Wobei sein nicht ganz so lieber Halbbruder ja auch schon bewiesen hatte, dass er ihn in diesem Zustand zumindest bewusstlos bekam. Fragte sich wiederum dann nur, was der Schutzherr des Ostens davon hielt, wenn der Noch-nicht-ganz-Schutzherr des Westens seinen designierten Erben, seinen Krieger, in seinem eigenen Haus angriff, aus welchem Grund auch immer. Wann genau war sein Leben so kompliziert geworden? Und wieso noch einmal hatte er sich breitschlagen lassen diesen Riesenhundeidioten auf so einer Tour rund um Japan zu begleiten? Er hätte sich ja denken können, wenn der nicht Jaken mitnahm, konnte es nur Probleme geben. Na schön, wenn ihm schon ein leibhaftiger Schamane helfen wollte, sollte er das wohl annehmen. Willkommen in meinem Leben.   Kasuke blickte vorsichtig zu dem möglichen Schutzherrn des Westens, der gerade diese überaus beunruhigende Aussage getroffen hatte, was sich bewegt, würde sterben, und jetzt auch seinen Halbbruder nicht aus den Augen ließ. So flüsterte der Schamane nur: „Ich spüre die Magie des Drachensteines, Zauber aus uralter Zeit, aber auch etwas anderes. Was geschieht hier? Ich dachte, Inu Yasha soll der Krieger und Erbe des Ostens werden ...“ Gute Frage, dachte Sesshoumaru nur. Er hatte nicht die mindeste Ahnung was hier geschah. Nur – das Halbblut war noch nicht in den Mordmodus umgeschwenkt, schien sich noch unter Kontrolle zu haben. Tessaiga sei Dank, vermutlich. Und doch konnte er, durch seine soeben erworbene Verbindung mit der Magie des Ostens spüren, dass sich auch Inu Yasha dort einklinkte. Konnte der Halbhund damit tatsächlich umgehen? Hatte etwa dieser senile Drachenkönig recht und der Jüngere war, ebenso wie er selbst, geboren als Schutzherr? Nein, bitte, das durfte doch nicht wahr sein. Er war der vollblütige, reinrassige Erbe aus bestem Dämonenhaus – Inu Yasha so etwas wie eine Stiegengeländermischung. Halb Mensch! Und wieso ausgerechnet Drachenfreund? Das konnte doch einfach nicht stimmen. Aber das, was er in der Magie der östlichen Länder fühlte und auch Kasuke gerade anscheinend mitbekam, war eindeutig eine Verbundenheit. Verwünscht sollte Ryujin sein, der da anscheinend recht hatte! Und verwünscht dieser Halbmensch, dem offenbar Macht einfach nur so zuflog. Tessaiga, Herr der Drachen, was denn noch alles? Oh nein, das wollte er lieber gar nicht wissen. Der einzige Vorteil, den er für sich selbst erblicken konnte, war, dass Inu Yasha anscheinend versuchte, ihn als älteren Bruder zu behandeln. Neu, ungewohnt, aber vermutlich ganz praktisch. So gesehen hatte diese gemeinsame Reise doch etwas für sich. Abgesehen natürlich davon, dass er am Ende Schutzherr des Westens wäre, mit Pflichten, zugegeben, aber auch Renommee. Der Krieger und spätere Schutzherr des Ostens und ihm sich verpflichtet fühlend, das klang doch nach mehr Einfluss. Nur leider war dieser Halbhund stur wie sonst noch etwas, seine eigene Mutter inbegriffen, wobei er natürlich sie nie mit Inu Yasha vergleichen würde.   Der Halbdämon hatte das Gefühl an die Hand genommen worden zu sein. Das Spinnennetz, ja, das war der Schlüssel, so konnte man diese ganzen, verwirrenden Eindrücke ordnen. Da waren Drachen, da auch, das schien die Verbindung zu Sesshoumaru zu sein und die das zu Yuki. Ein Faden schien mehr oder weniger herabzuhängen, das war bestimmt der zu Amelo. Den mussten sie ja auch noch besuchen. „Isamu,“ sagte er plötzlich besorgt. „Diese Drachenmädchen waren so auf mich fixiert, ich meine, ich bin verheiratet ...“ „Ja, aber es doch nur zu natürlich, dass sie sich an den Stärksten hängen wollen. Bei Drachen. Dein Bruder wird sich doch auch kaum vor Dämoninnen retten können.“ Das war ihm noch nie aufgefallen, aber vielleicht der Grund, warum der Herr Hundedämon so gern durch die Lande streifte. Jaken hatte ja gesagt, da gäbe es ein Schloss, aber das schien der Gute ja weiträumig zu meiden. „Mach dir keine Sorgen, Inu Yasha. Es ist ja wohl kaum möglich, dass du, halb Mensch und halb Dämon mit einer Drachin Kinder bekommst. Aber natürlich wäre jede gern Königin, das muss ich zugeben. Wenn auch nur formell. Drachen sind sehr rangbewusst.“ Das war ja immerhin ein Trost, auch, wenn er lieber mit Kagome weiter zusammen leben würde. Aber sie war eben ein Mensch und ihm war schon länger bewusst, dass die unterschiedliche Lebenserwartung ein Problem darstellen würde. „Mach weiter,“ drängte Isamu. „Du musste noch eine Menge erkennen und ich weiß nicht, wie lange ich selbst hier mit dir sprechen kann.“ Unterricht, wie er den doch hasste. Aber Inu Yasha folgte dem doch wohl recht weisen Ratschlag des toten Drachenschamanen und versuchte weitere Fäden zu erkennen, Sinneseindrücke zu ordnen. Je ruhiger er dabei wurde, wurde auch sein Verstand klarer, er konnte spüren, dass er sich zurück in einen Halbdämon verwandelte.   Sesshoumaru bemerkte es mit gewisser Beruhigung und sah zu Kasuke. „Er schafft es.“ „Wirklich? Ich meine, ja, Sesshoumaru-sama,“ erklärte der Drache eilig. Es ziemte sich nicht einem Schutzherrn zu widersprechen. Und er musste zugeben, dass die doch recht unheimliche Verwandlung zurück gegangen war. Überdies hatte er geglaubt etwas wie die Energie seines Isamu gespürt zu haben. Vermutlich, nein, ganz sicher, hatte der König und Schutzherr recht und durch eine Verkettung seltsamer Umstände befand sich ein Teil oder gar die Seele seines Meisters nun in diesem Schwert Tessaiga. Und musste damit Inu Yasha dienen. Nun, es gab sicher schlimmere Herren für Tote als den Jungen aus dem Westen, auch, wenn es für einen so mächtigen Drachenschamanen sicher unangenehm war.   Inu Yasha stand langsam auf. Wie lange hatte er hier vor dem Drachenstein gekniet? In seinem Kopf wirbelten noch immer die ganzen neuen Eindrücke, und er war ziemlich müde. Noch während er seine Klinge zurück in die Scheide schob, hörte er noch einmal Isamus letzte Worte. „Ich muss jetzt gehen, Inu Yasha, aber denk daran: du bist jetzt der Krieger des Ostens und Kronprinz der Drachen. Benimm dich entsprechend!“ Benimm dich! Also wirklich, als ob er … 5naja, das hatten schon andere zu ihm gesagt. Oh, der Herr Halbbruder stand ja auch noch da. War der etwa wegen der Verwandlung besorgt gewesen oder hatte es bei dem auch so lange gedauert? Gleich. „Ich bin in Ordnung,“ sagte er – eindeutig an Sesshoumaru nicht an Kasuke gerichtet, der die gewisse Unhöflichkeit allerdings fast selbstverständlich fand. Wenn ein Krieger mit einem Schutzherrn sprach hatte niemand anderer sich einzumischen. Außer, höchstens, ein anderer Krieger oder Schutzherr. Der potentielle Herr der westlichen Länder wiederum nahm die ungewohnte Höflichkeit zur Kenntnis. Hatte der Halbhund durch den Drachenstein etwa Benimm gelernt? Das wäre eine ziemlich ungewöhnliche Folge, soweit er wusste, aber schön, wenn dem so war. So wandte er sich um. „Gehen wir.“ Kasuke eilte wortlos voran, wartete allerdings an der Pforte, um diese wieder ordnungsgemäß zu versiegeln, ehe die vier Drachenwächter sich wieder schweigsam davor ringelten.   Der in jeder Hinsicht mächtige Drachenkönig erwartete seine Gäste schweigsam, die kleine Hexe des Ostens neben sich, die neben dieser riesigen Gestalt noch winziger wirkte. Er wusste, hatte es spüren können, wie die Machtlinien seines Landes gelesen worden waren. „Wir sind nun alle verwandt,“ verkündete er nur. Diese Aussage ließ beide Hundebrüder nach ihrer Selbstbeherrschung ringen, aber in solch einer Halle den Hausherrn zu beleidigen, noch dazu in einem Schloss unter dem Ozean wäre töricht, Anerkennungen hin oder her. Ryujins beide Gesichter schienen zu grinsen. „Da ich vermute, dass ihr beide unverzüglich die noch fehlende Anerkennung Amelos wollt, wird euch meine Hexe zu einem Ausgang bringen, der auch für Luftatmer geeignet ist. Dort werdet ihr auf die schwarze Riesenschildkröte treffen, die euch sicher nach Kyushu bringen wird. Von dort aus werdet ihr ohne Zweifel den Magielinien zu Amelos ...Wohnsitz folgen können.“ Sesshoumaru stutzte. Hatte vor dem Wort Wohnsitz nicht eine Pause gelegen? War das etwa wieder so ein Turm wie bei Yuki? Direkte Prüfungen? Nun ja, auch der Aufenthalt in Ryuku hatte für ihn eine einzige Prüfung dargestellt. Nein, es war nicht leicht auf dieser Rundreise Schutzherr des Westens zu werden. Aber, was Vater, Großvater und Urgroßvater hinbekommen hatten, würde doch erst recht er selbst schaffen. „Wir sehen und in der Konferenz der Schutzherren, Sesshoumaru. Und wir zwei, sobald ich nach dir schicke, da ich den Krieger benötige, Inu Yasha.“ „Äh, was soll ich denn da dann machen? Erkundigte sich der Halbdämon möglichst leise. „Das Gleiche, was du bislang im Westen getan hast. Oder auch schon hier. Narren, die das Land überfallen wollen, zurecht weisen. Der Schutzherr sieht die Magielinien, der Krieger zeigt ihnen den Rückweg, nennen wir es so. Gute Reise.“ „Danke, Ryujin,“ geruhte der Hundedämon zur Überraschung seines Bruders tatsächlich zu sagen. So murmelte auch Inu Yasha einen gewissen Dank.   Die Halbbrüder folgten der kleinen Hexe durch die imposante Halle. Zu seinem Schrecken bemerkte der Halbdämon, dass einige der Drachendamen möglichst unauffällig versuchten seine Kleidung zu berühren. Irrte er sich, oder hörte er Isamus Kichern mit dem Vermerk: ah, der Krieg um dich hat begonnen. Na, toll. Wunderbar. Hilfe! Ob er Sesshoumaru überreden könnte, eine der Drachinnen abzuschleppen? Aber, wenn Isamu recht hatte, hatte der genug selbst um die Ohren, diesbezüglich. Oder Kagome? Ja, wenn er Kagome irgendwie überzeugen könnte nur zu einem kurzen Besuch nach Ryuku zu kommen? Die würde zwar vermutlich im ersten Zorn einige der Drachinnen läutern, aber … naja, aber.   Die Hexe des Ostens flog auf, sobald sie aus der Halle waren, um einigermaßen in Augenhöhe zu bleiben und flog so voran, durch Türen, die sich scheinbar von selbst öffneten, wieder einen gewendelten Gang hinunter. Dieses Schloss am Boden des Ozeans schien ja förmlich unterhöhlt zu sein, dachten die Hundebrüder einmütig. War darunter sogar noch tiefer Boden? Sie hatten immer gedacht, darunter wäre nichts, die Erde eine Scheibe. „So, sagte sie endlich, als der Gang kaum mehr von ominösen Lichtern erhellt war, die an den Wänden ab und an hingen: „Dort vor uns ist die Schwarze Schildkröte. Der Herr hat sie gerufen.“ Beide Hundejungen starrten verdutzt auf das Schwarze vor sich. Eine Schildkröte? Die Hexe seufzte. „Ja, so gucken immer alle. Natürlich ist das nicht sie als Gesamtheit. Das ist der Eingang für Luftatmer und Lebende in ihren Panzer. Sie wird Euch unter ihrem Panzer, auf ihrem eigenen Körper transportieren. Ihr Kopf liegt hier weiter unten, den könnt Ihr unter dem Gang nicht sehen.“ Nur schön höflich bleiben, trotz der Jugend waren das offenbar wichtige Männer – auch für die Zukunft. Und sie wusste nur zu gut, dass sie und ihre Schwestern verdammt ….nein, das sollte sie nicht einmal denken … sehr auf die Schutzherren und deren Gnade angewiesen waren. Ihre Schwester aus dem Norden hatte gesagt, dass die recht freundlich gewesen waren, nun, bislang konnte sie sich auch nicht beschweren. Und dabei sollte es auch bleiben. Der Drachenkönig allein vermochte schon recht handgreiflich zu werden, verzichtete aber meist auf eine Beschwerde ganz oben. Aber, wenn der Schutzherr des Westens und der Krieger des Ostens sich da beschwerten, die So´unga, was zugegeben sie und ihre Schwestern ein wenig verbummelt hatten, wieder zurück in die Unterwelt gebracht hatten ...nein, danke. „Habt Ihr weitere Fragen?“ „Äh, wie heißt diese Schuldkröte?“ erkundigte sich Inu Yasha prompt. Die Hexe starrte ihn an. Wollte der das wissen, weil er sie selbst mal rufen wollte? „Komm,“ entschied der große Bruder, ehe hier die nächste Peinlichkeit erfolgte, und schritt in die Dunkelheit, auf zunächst noch sichtbarer grauer, runzeliger Haut, dann in die vollkommene Schwärze. Inu Yasha folgte. Unter seinen bloßen Füssen spürte er kühle, und doch warme Haut. Reptil, eben. Etwas wurde hinter ihnen geschlossen, die Luft deutlich stickiger. „Äh, Schildkröte, wenn ich dich so nennen darf, wie lange dauert denn das bis Kyushu? Und hast du was dagegen, wenn ich schlafe?“ Der Körper unter ihnen ruckelte etwas, dann spürten sie, wie sich ihre Trägerin umdrehte und anscheinend los schwamm. Etwas, das einem Kichern verdächtig nahe kam, war zu hören, ehe eine weibliche Stimme, hörbar alt, erwiderte: „Keine Angst, Krieger des Ostens? Der mächtige Ryujin hatte wie stets recht. Schlaf nur, halber Hund. Es dauert Stunden.“ Erleichtert gehorchte der Halbdämon und legte sich auf die Haut, Tessaiga in den Armen. Die Sache mit dem Drachenstein und Isamu vor allem war doch heftig gewesen. Nicht zu vergessen die kleinen Sachen mit Hiro oder auf dem Geisterschiff und überhaupt.   „Er schläft, Schutzherr des Westens,“ meldete die Schildkröte. Und, dachte Sesshoumaru prompt, wenngleich doch ein wenig geschmeichelt über diese Anrede. Sie fuhr fort: „Wenn es Euch nicht zu sehr stört, macht drei oder vier Schritte wieder nach vorne und lasst Euch nieder. Da ist eine Stelle, die mich fürchterlich juckt ...“ Das war doch…?! Aber er befand sich leider unter Wasser, zwischen dem Panzer dieser impertinenten Riesenschildkröte und ihrer Haut. Es gab wohl keine andere Möglichkeit. Immerhin schlief der Halbhund und sonst würde es niemand mitbekommen. Notwendigkeit kannte kein Gebot. So ließ sich der Hundedämon nieder und begann die runzelige Haut mit zusammengebissenen Fangzähnen zu kraulen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)