Tour de Japan von Hotepneith (Zwei Hundebrüder, drei Schutzherren und jede Menge Zoff) ================================================================================ Kapitel 8: Die endose Treppe Teil 2 ----------------------------------- Die Halbbrüder erwarteten Wasser, sei es in der Form von rutschigen Stufen oder auch Regen – und wurden buchstäblich kalt erwischt. Keiner von ihnen beiden hatte daran gedacht, dass es Wasser in sehr verschiedenen Varianten gab – Eisregen und Schnee war eine davon. Nach der Wärme, ja, Hitze, der letzten Prüfung wurde es umso unangenehmer. Zu allem Überfluss war es dunkel geworden. Wie lange liefen sie denn hier schon herum? Oder täuschte sie ihr Zeitgefühl nicht und Yuki konnte an seinem Turm die Zeit oder auch nur die Helligkeit beeinflussen? Immerhin war der Kerl ein Gott, wenn auch keiner aus der Topliga, aber doch sicher mit guten Verbindungen. Der Wind pfiff stets von vorn und ließ die eisige Nässe Gesicht und bloße Hände umso mehr belästigen. Überdies fühlte es sich so noch viel kälter an als es in Wahrheit sein mochte, zumal die Halbbrüder mit der durch den Zauber des Felsturms niedrigeren dämonischen Energie sich nicht wie gewohnt aufwärmen konnten. Gerade der vorangehende Sesshoumaru fühlte sich mehr als unangenehm, auch weil sich in seiner pelzigen Boa bereits nach wenigen Höhenmetern Eiskristalle bildeten.   Oben drehte sich die Hexe des Nordens von dem Bild, das sie zu Füßen ihres Herrn sitzend, erkennen konnte, etwas zu dem. „Muss ich das soeben verstehen, Yuki-sama?“ Der Schutzherr zeigte ein kühles Lächeln, als er seine hellen Augen zu ihr wandte. „Du weißt doch, dass da alle durch mussten, Amelo, der Drachenkönig, auch der Großvater Sesshoumarus und andere. Die Prüfung der fünf Elemente ist eine Herausforderung an Stolz und Stärke. Eine Herausforderung des Willens. Freilich, mehr nicht, aber das genügt schon, um viele Unfähige auszuschalten.“ „Ja, natürlich. Aber noch immer verstehe ich nicht, was Ihr damit bezweckt.“ „Hexe: es macht weder Spaß noch ist es besonders erbaulich ein Schutzherr zu sein. Jemand, der bereits bei derart kleinen Unannehmlichkeiten aufgibt, ist absolut unfähig. Darum gibt es ja auch die Prüfungen durch die anderen drei Schutzherren. Für mich war auch die Erprobung bei dem Hundedämon, im Schloss auf dem Boden des Ozeans oder da unter der Erde nicht sehr heiter. Man kommt durch oder man ist unfähig. Es gibt nur das Entweder - Oder. Auf dem Weg des Kriegers gibt es kein Aufgeben.“ „Warum wollen die Leute dann überhaupt Schutzherr werden?“ Sie fragte aus ehrlicher Neugier – und auch zufrieden den Gott der eisigen Nordwinde einmal so aufgeschlossen zu erleben. „Sie halten es für Macht. Lächerlich. Kein Fürst hat nur Macht, ebenso Pflichten, wie viel mehr ein in die alten Verträge gebundener Schutzherr. Umso interessanter, dass dieser junge Hund sich dermaßen hartnäckig gegen eine ererbte Pflicht wehrte, die sein Vater so widerspruchslos für ihn übernommen hatte.“ „Dann kennt er den Unterschied zwischen Macht und Schutzherr,“ mutmaßte die Hexe. „Sieht so aus. Ja. Und auch die Tatsache, dass sich die Halbbrüder offenbar so gut verstehen … das kann noch amüsant werden.“ Yuki lächelte etwas. „Sie sind Krieger, erfahrene Krieger, trotz ihrer Jugend. Ich hörte, sie haben schon einiges auf den anderen Inseln angestellt. Aber ihr Vater hat ihnen offenbar trotz seines frühen Todes noch beigebracht, dass man erst ein Mann werden muss, ehe man Fürst oder auch Schutzherr sein kann. Er war ein sehr ehrenwerter Mann, dieser Heerführer der Hunde.“ „Der letzte Schutzherr, der Großvater dieses Sesshoumaru, nicht?“ Sie entsann sich kaum des großen weißen Hundes – oder war das der Vater gewesen? Eine Weile, die ersten Jahrhunderte, hatten eine Menge Dämonen und sonstige Wesen, sogar Menschen versucht die Prüfungen zu bestehen, manche waren nie bis hierher gelangt, andere waren hier gescheitert. Was hätte sie sich die auch alle merken sollen. Zu zweit war allerdings noch nie jemand hier gewesen und allein das hob diese Halbbrüder doch aus der Masse. „Doch. Für einen Dämon. Er hielt sich an sein Wort, aber Drohungen oder so etwas sollte man besser überhören oder sie zumindest nicht persönlich nehmen. Die zwei Jungs da haben dich nicht bedroht. Sie kommen sehr nach ihrem Vater. Wir werden bei der letzten Prüfung ja sehen, warum.“ „Die Luft-Prüfung?“ „Ja. Noch Holz und Luft. Das Metall kann ich mir sparen. Sie haben So´unga in die Unterwelt zurück geschickt. Sie können sicher kämpfen. Und sind ehrenwert.“ Die Hexe des Nordens hörte den Namen des Höllenschwertes zugegeben ungern, aber ihr war klar, dass sie auf solche Empfindlichkeiten verzichten musste. Ein kleiner, spontaner, für witzig gehaltener Einfall – mit negativen Folgen, solange diese Welt existierte. „Sie dürften frieren,“ stellte sie daher nur sachlich fest. „Ja. Die Haut im Gesicht und an den Händen wird kalt und rissig werden, weniger durchblutet. Aber der eigentliche Schmerz setzt erst ein, wenn die Wärme wieder kommt, im Tor. Sie sind keine Geschöpfe des Odems der Kälte wie ich. Oder auch du.“ „Ja, Yuki-sama.“ Was sollte sie dazu schon sagen.   Die Halbbrüder hätten auf diese Prüfung ebenso gern verzichtet wie auf alle anderen. Es war kalt und selbst der sich aus gutem Grund im Windschatten des Hundedämons haltende Inu Yasha spürte nur zu deutlich das Beißen der Luftströmung im Gesicht, an den Händen, die er, ebenso wie Sesshoumaru, inzwischen wohlweislich in den Ärmeln verbarg. Gegen jeden Instinkt, denn so würde es länger dauern zum Schwert zu greifen. Sie hatten inzwischen allerdings begriffen, dass selbst ihre magischen Klingen in solch einem Test nutzlos waren. Überdies, stellte der Halbdämon fest, dass sein Feuerrattengewand auch vor dem Schnee und dem Wind deutlich besser schützte als die vornehme Seidenkleidung des Älteren. Wenn Sesshoumaru nicht auch Schutzblätter aus Metall rund um die Hüfte getragen hätte, hätte er vermutlich einen mehr als intimen Anblick auf dessen Hinterteil erhalten. An den Beinen des Vorangehenden klebte die Seide förmlich und zeichnete die schlanken Beine nach. Inu Yasha gab zu er hätte eine solche Peinlichkeit gern gesehen, aber das war weder Ort noch Zeit für derartige Gedanken. Es war kalt, einfach nur lausig kalt, und er konnte bloß hoffen, dass diese Stufen irgendwann aufhörten. Zu fragen, wie viele es noch wären, war sinnlos. Das Schneetreiben und der entgegen blasende Wind verhinderten sicher, dass Sesshoumaru das nächste Tor sehen konnte. Außerdem war es vermutlich ebenso dämlich gegen den Wind anzubrüllen und zu hoffen verstanden zu werden, ehe einem die Stimmbänder einfroren. Dies entsprach den Tatsachen. Auch dem Älteren war mehr als kalt. Das letzte Mal hatte er in den Armen dieser Schneefuchsdämonin so gefroren, ehe er sie sozusagen aufgetaut hatte … Nun ja. Die Erinnerung war amüsant, half aber nicht weiter. Noch wenige Stufen. Irgendwann musste das hier doch enden. Wie frustrierend, sich diese Treppe wie ein jämmerlicher Mensch oder das Drachengewürm empor mühen zu müssen. Letzteres bot immerhin einen gewissen Trost. Ryujin war nicht nur ein uralter, mächtiger, Wasserdrache, sondern auch der König dieser Reptilien. Wie der hier wohl hoch gelangt war? Tiefgefroren? War da oben, kaum zehn Stufen höher, nicht ein Schatten zwischen den Schneeflocken? Das Tor oder ein Gegner? Er zog unwillkürlich die Hände aus den Ärmeln. Das nächste Portal, dachte er dann erleichtert. Fragte sich, was nun käme. Holz, Metall und Luft standen noch aus.   Keine Minute später befanden sich die Hundebrüder nebeneinander in dem kreisrunden, dunklen Portal. Die relative Wärme ließ ihre Glieder langsam – und durchaus peinigend – auftauen. „So ein Mist,“ murmelte der Jüngere, während er die steifen Finger an den nicht minder steifen Zehen rieb, ehe er sich eine Zielscheibe suchte. „Hast du das etwa gewusst und mich darum hierher mitgeschleppt?“ A la Wie-ärgere-ich-kleine-Brüder? „Nein.“ Sicher nicht. Wenn er gewusst hätte, dass in diesen Prüfungen, zumindest bei Yuki, Tessaiga nutzlos wäre, hätte er auch dessen Träger bestimmt nicht mitgenommen. Allerdings war da Ryujin – was sollte es. Es war wichtiger die Finger wieder bewegungsfähig zu bekommen. Ohne dämonische Energie durchaus ein etwas langwieriges Verfahren. Und ungewohnt schmerzhaft. Schön, das entsprach wohl den Tatsachen. Sesshoumaru war manches, aber kein Lügner. „Metall wartet noch, Luft und Holz, wenn du recht hast und sich dieser Yuki an fünf Elemente hält. Metall könnte Kampf bedeuten,“ dachte der Halbdämon laut nach. „Warte ab.“ Es war völlig undämonisch etwas zu erraten zu versuchen, von dem man keinerlei Informationen besaß. Vater hatte hier bestanden, Großvater, selbst dieser Amelo und Ryujin. Also war das zu bestehen und er würde es schaffen. Punkt. Was Inu Yasha betraf, so würde man schon sehen. Vor allem, falls der Drachenkönig dann mal damit herausrückte, warum der Bastard so unbedingt mitsollte. Vielleicht würde Yuki schon ein Wort dazu fallen lassen? Die Schutzherren konnten miteinander kommunizieren, soweit er sich entsann. „Du wirst noch froh um meine Vorschläge sein,“ prophezeite Inu Yasha prompt düster. Also, ehe das passierte, würden die Bäume mit den Wurzeln in den Himmel wachsen, dachte der Ältere unverzüglich. Aber es half auch nichts hier herumzustehen, zumal offenkundig auch die Füße des Halbhundes aufgetaut waren. Zugegeben, der hatte nicht einmal ein Wort darüber verloren – und trug im Unterschied zu ihm keine Schuhe. Tapfer war der schon, eine Grundbedingung eines Kriegers, aber verschwiegen ….eher weniger. Sesshoumaru wandte sich um. „Gehen wir.“ „Ja, ich dich auch, “ murrte Inu Yasha, folgte aber resigniert. Diese dämliche Treppe war zu schmal für sie beide.   Immerhin war es wieder hell, dachten die Zwei, als sie aus dem Tor kamen. Die scheinbar endlose Treppe wand sich vor ihnen weiter empor, um den „Turm des Gottes“ – allerdings war das Hindernis diesmal eindeutig zu sehen. Lange Lianen breiteten sich auf den Stufen und an der Felswand aus, eindeutig mit langen Dornen versehen. Inu Yasha, der hinter Sesshoumaru stand, konnte diese an dem Felsen und hinunter hängend entdecken. „Aua,“ meinte er. „Und nicht mal du kannst fliegen. Das soll Holz sein?“ „Holz steht für Leben,“ erklärte der ältere Halbbruder mit einer gewissen Resignation. Was wusste der Kerl denn noch alles nicht? Oder, genauer, was hatte dem seine Mutter, ein gewisser Floh und dieser unsägliche Schmied denn alles noch nicht beigebracht? Sekunde. „Wie lange warst du eigentlich bei Toutousai?“ „Hä? Wie kommst du denn genau jetzt darauf? Also, gar nicht. Ich kannte den alten Zausel ja nicht mal, als er zu mir kam, damit ich ihm helfen soll. Er sagte nur, das sei, weil ich Tessaiga habe und er es geschmiedet hatte. Myouga bestätigte mir das auch später. Dann kamst übrigens du vorbei und wolltest ihn umbringen.“ „Nicht ganz zu Unrecht.“ „Naja, er war anderer Meinung. Ich übrigens auch. Wieso sollte ich denn bei dem gewesen sein? Ja, doch, irgendwann mal waren wir in der Gegend, aber ...“ Also hatte sich nach Izayois Tod nur Myouga um die Ausbildung dieses Halbhundes gekümmert? Und eindeutig dabei gründlich versagt? Kein Wunder, dass der Fechten anscheinend immer nur in ernsten Duellen gelernt hatte. Er selbst hatte sich ja schon einige Male gefragt, wie man dieses Herumwedeln als Kämpfen mit dem mächtigen Tessaiga bezeichnen konnte, aber das erklärte doch einiges. Da waren wohl nur die ersten Übungen als Kleinkind hängen geblieben. Sesshoumaru bemühte sich in dem nächsten Schritt, der ihn auf die ersten Lianen führte, sein Unbehagen nicht zu erkennen zu geben. Diese Dornen waren lang und er würde sie spüren. Fairerweise musste er zugeben, dass Inu Yasha das wohl noch deutlicher merken würde. Der brummelte auch etwas, das man nur zu deutlich als Fluch interpretieren konnte. Auch, wenn es für einen Dämonenfürsten unschicklich war, derartiges zu äußern – er konnte sich in den folgenden Minuten dem Murmeln hinter ihm nur zu gut anschließen.   Als sie die Hälfte der Stufen passiert hatten, hätte Yuki, wären die Flüche erhört worden, mit Bestimmtheit keinen Knochen heil im Körper mehr gehabt. Den Gott amüsierte das allerdings eher. „Ach ja, so jung müsste man noch einmal sein. Nun gut, Hexe. Dann lassen wir den Spaß beginnen. Sie haben sich bislang recht gut gehalten. Und, ehe du wieder fragst, was der Zweck dieser Probe ist: zu wissen, dass der nächste Schritt schmerzt und ihn doch zu gehen. Ja, das war auch schon bei der Hitze so, aber es wird mit jedem Schritt schwerer den Schmerz zu erwarten, zumal es jede Runde ein anderer ist, so dass sich auch der gestählteste Krieger nicht daran gewöhnen kann. Und jetzt möchte ich doch hören, was sie zu sagen haben, wenn sie gleich … nun ja, am Spieß stecken.“ Er hob ein wenig die Rechte. Die kleine Hexe seufzte etwas. „So hübsche Jungs. Ihr macht doch nichts kaputt?“ „Höre ich da Mitleid? Oder gewisse Eigensucht? Ich würde sie eher den Schneefrauen überlassen. Ich denke, da wären die Beiden auch mit einverstanden. Du, meine Liebe, bist doch schon in einem fortgeschrittenen Lebensalter.“ „Yuki-sama!“ Die Hexenschwestern hielten sich alle für jung und eine hübscher als die andere. Immerhin lebte ihre Mutter noch, die allerdings schon von daher ihre Töchter nie sehen konnte.   Die Falle schlug unvermutet zu. Die Halbbrüder hatten sich mit zusammengepressten Zähnen die halbe Treppe empor gezwungen, mit jedem Schritt, jeder Stufe, erneut in Stacheln steigend. Das Tor, das scheinbar endlos entfernt, aber doch über ihnen inzwischen zu sehen war, schien als Versprechen. Ohne jede Vorwarnung, zu schnell, als dass sie auch nur nach vorn oder hinten hätten springen können, die anderen beiden Richtungen waren ihnen durch Fels und den Steilabfall verwehrt, reckten sich die Lianen und fesselten sie schmerzhaft, hoben sie empor. Inu Yasha sagte mehr als deutlich, was er davon hielt. „Rabiater Blödmann!“ war noch eine der schmeichelhaftesten Bemerkungen, die er für Yuki fand, als sich eine Liane von hinten um seinen Bauch schlang und sich zwischen seinen Beinen wieder zurückwand. Arme und Beine wurden auseinander gehalten und er vermutete zu Recht, dass er genauso hilflos und lächerlich aussah wie Sesshoumaru. Allerdings hatte der mit seiner Rüstung einen unfairen Vorteil, denn dort schienen die Dornen nicht hindurch zu dringen. Durchaus zutreffend musste der Halbdämon erkennen, dass ihn sein Feuerrattengewand doch auch einigermaßen schützte. Dennoch: „Mann, ich komme mir ja vor wie in der Speisekammer dieses Eremiten!“ Wo der Halbhund nur überall gesteckt hatte. Gab es überhaupt missliche Lagen, in die der noch nicht gekommen war? Sesshoumaru verdrängte erfolgreich, dass an den letzten misslichen Lagen sein Vorschlag den Halbbruder mit auf diese Reise zu nehmen schuld gewesen war. Das war ja nicht seine Idee gewesen. Wichtiger war etwas anderes. „Wie bist du da herausgekommen?“ „Ich war ein Mensch und irgendwie, also, mit Tessaiga ...“ Ach du je. Inu Yasha konnte schon an dem Gesichtsausdruck erkennen, dass es dem feinen Hund missfiel, dass er das kostbare Schwert ihres Vaters mehr oder weniger als Küchenmesser benutzt hatte. Aber, etwas anderes war ihm doch nicht übrig geblieben, als Mensch zum Ausbluten aufgehängt, Kagome im Kochtopf … „Naja, momentan komme ich ja auch nicht an das Schwert. Dieser dämliche… ich meine, Yuki scheint mitzudenken.“ Sonst wäre der auch kaum Schutzherr geworden, ja. Hm. Das tat weh und selbst als Dämon verlor man mit diesen Stacheln eine Menge Blut. Allzu lange sollte man sich nicht in dieser unwürdigen Lage befinden. An die Schwerter kam er auch nicht, nicht einmal an das gewöhnlich so nutzlose Tenseiga, das allerdings nichts desto trotz eine Klinge war und diese Pflanzen zerschneiden könnte. Ja, könnte, falls er da rankam. „Aua!“ zischte Inu Yasha. Das reichte jetzt wirklich. Diese Lianen zogen sich immer enger zusammen, je mehr er zerrte. „Wie sieht es mit deiner Giftklaue aus?“ Statt einer Antwort sah Sesshoumaru zu seinem rechten Handgelenk. Dieses war genau so umwickelt, dass die aus seinen Fingern tretende Säure relativ harmlos auf dem Boden weit unter ihm tropfen würde – nicht einmal auf eine Pflanze. Auch so eine Sache, über einem Abgrund zu baumeln. „Ganz schlau.“ Da wusste jemand anscheinend, was sie konnten. Fragte sich nur, ob Yuki auch damit rechnete. Blut. Mit den fliegenden Klingen aus seinem eigenen Blut hatte er sich mehrmals als Kleinkind in höchster Not gerettet und auch später war das noch ganz nützlich gewesen. Yuki mochte von der Giftklaue wissen und sich dagegen vorgesehen haben – offenkundig wusste er nichts von seinen eigenen Blutklingen, denn seine Hände waren einigermaßen frei. Nun, die Linke zumindest war nur ab dem Ellbogen gefesselt. Die Dornen dort würden ihn schmerzen, aber das musste eben sein, wenn sie hier nicht wie Fisch am Spieß enden wollten. Er tastete nach seiner Brust, als ob er die Lianen dort abreißen wollte. Tatsächlich gelang es ihm, wenngleich mit aller Kraft, seine Haut zu berühren, Blut aufzunehmen. „Ja.“ Es war nur eine kleine Bewegung, kaum zu vergleichen mit sonst, so mit wenig dämonischer Energie und gefesselt, aber es genügte einige der Blutklingen in Richtung auf den Hundedämonen zu werfen. Sesshoumaru hatte das Manöver etwas ungläubig verfolgt, ehe ihm einfiel, dass sein Halbbruder schon einmal bewiesen hatte, dass er im Kampf quasi Masochist war. Als die Klingen aus Blut auf ihn zuflogen, hoffte er allerdings doch unwillkürlich, dass das gut genug gezielt war – auf seinen rechten Arm, sein rechtes Handgelenk. Kaum, dass die Lianen sich lockerten, riss er daran und ließ gleichzeitig die ätzende Säure austreten, ehe er sich soweit losriss und sich aus der Liane drehte, auf die Treppe sprang. Die Dornen dort machten sich prompt schmerzhaft bemerkbar, aber die Pflanzenarme blieben ruhig liegen, die Anderen gaben Inu Yasha frei. „Puh,“ machte der. „Nette Überraschungen. Was passiert, wenn man sich hier nicht befreien kann?“ „Dann stirbt man.“ „Ahja, nett, das auch mal zu erfahren.“ Aber, hatte er sich nicht so etwas schon gedacht? Sesshoumaru verschwendete auch keinen weiteren Atem, sondern machte sich auf den im wahrsten Sinn des Wortes dornenreichen Weg zum nächsten Tor.   Dort erwartete die Hundebrüder in der Dunkelheit des Durchgangs Wind, was nur einen Rückschluss zuließ. „Jetzt also Luft. Na, immerhin ist ein Ende absehbar“, kommentierte der Halbdämon, als er sich an die Felswand lehnte und behutsam seine vielen kleinen Verletzungen überprüfte. Er erwartete keine Antwort und blickte auf, als er eine erhielt. „In der Tat.“ Sesshoumaru betrachtete am Ausgang des Portals stehend den weiteren Weg, bemüht die Wunden rasch abheilen zu lassen. War bislang die Treppe breit genug für einen gewesen und eindeutig in gutem Zustand, so änderte sich das nun. Eine ganze Anzahl Stufen war abgebrochen und so klein, dass man sich an der Felswand mehr oder weniger entlang tasten musste, eine gute Anzahl fehlte ganz. Unter sich einige hundert Meter Luft bis zum Boden. Und weder er geschweige denn Inu Yasha konnten hier fliegen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)