Tour de Japan von Hotepneith (Zwei Hundebrüder, drei Schutzherren und jede Menge Zoff) ================================================================================ Kapitel 7: Die endlose Treppe Teil 1 ------------------------------------ Taking all and giving whatever my pride would let me Not backing down, not giving in, I wouldn´t loose, I couldn´t   Hammerfall: The Last Man Standing     Die kleine Hexe musterte aufmerksam den Jüngeren, der scheinbar unbeeindruckt über die schwarze Bogenbrücke schritt und sie ihrerseits nicht aus den Augen ließ. Hm. War das etwa bei Hunden so, dass der Ältere und damit Ranghöhere quasi die Rückendeckung übernahm? Männer, noch dazu Dämonen. Wie sollte eine arme, alte, Hexe die je verstehen. Aber sie hatte einen Auftrag. „Willkommen im Namen von Yuki-sama,“ sagte sie, als auch Sesshoumaru vor ihr stand, und schwebte etwas empor um wenigstens auf Augenhöhe zu sein. „Ich soll Euch beiden die Aufgabe erklären. Oh, und ich soll fragen, ob einer der jungen Herren später vielleicht etwas zu essen möchte.“ Da sie das Aufleuchten im Gesicht des Halbdämons bemerkte: „Ah, Ihr also. Und was? Etwas rohes Fleisch oder … schön. Was dann?“ „Ramen oder so? Ich weiß nicht, gibt es hier Menschen?“ erkundigte sich Inu Yasha prompt. „Äh, irgendwo in der Entfernung, ja.“ Die Hexe des Nordens seufzte nur in Gedanken, sicher, wer das organisieren durfte. „Eure Aufgabe, natürlich zuallererst die Eure, Sesshoumaru-sama, lautet: geht diese Treppe empor und gelangt nach oben zu Yuki-sama. Wie Ihr mutmaßlich wisst, nun, sicher, ist es eine magische Prüfung. Ihr könnt diese Treppe nur empor steigen, wenn Ihr auch alle Tore passiert. Aber Ihr könnt selbstverständlich jederzeit ungehindert wieder hinabsteigen.“ Da das natürlich bedeuten würde bei der Prüfung versagt zu haben, war das keine Option, da waren sich die Halbbrüder ausnahmsweise stillschweigend einig. Die Hexe schloss daraus, dass die Zwei sich tatsächlich voll akzeptiert hatten und wohl die absolute Ausnahme darstellten, was sie so gesehen oder auch von gehört hatte. Was natürlich bedeutete, dass das Halbblut extrem gelassen mit der Tatsache umging, dass er als Jüngerer und zusätzlich als Bastard nie der Erbe sein würde. Aber da lag etwas an dem … Hm. Er selbst oder sein Schwert oder beides? Irgendeine Art Magie war das. Nur, welche? „Äh, wie Euch ebenfalls bekannt ist, ist der Schutzherr des Nordens ein Gott. Diese Felsnadel und damit auch die Treppe und die Tore unterliegen damit seiner Magie. Keiner von Euch beiden wird dämonische Energie oder Zauber einsetzen können, also auch nicht fliegen oder ähnliches. Ihr geht einfach diese Stufen empor, durch die Tore hindurch, und steigt weiter. Wenn Ihr das jeweils nächste Tor erreicht habt, endet auch die jeweilige Prüfung dieses Abschnittes. Habt Ihr dazu Fragen?“ „Wie viele Tore sind es?“ fragte der Halbdämon unverzüglich. Ebenso prompt fiel ein geknurrtes: „Inu Yasha!“ des Älteren. Wollte der Bastard etwa Furcht zeigen und sich und damit leider auch ihn blamieren? Ach, dachte die kleine Hexe amüsiert. Erziehungsfragen wurden doch noch immer ausdiskutiert? Gut, das waren ja noch wahrlich Jungs, keine erwachsenen Männer. Na, das konnte erheiternd für sie werden. Aber jetzt sollte sie hier fertig werden, um einmal in aller Ruhe bei ihrem Herrn sitzen zu können. „Soweit ich weiß, fünf. Aber ich bin diesen Weg noch nie gegangen. Ich weiß auch nicht, wie viele Stufen es zwischen den Toren sind. Das ist wohl unterschiedlich.“ Inu Yasha warf einen Blick auf die … er zählte kurz: siebenundzwanzig Stufen, ehe das erste Tor kam. Es überbrückte die Treppe, die in seiner Dunkelheit verschwand. Zwei säulenartige Gebilde flankierten den Eingang zu dem Tor, das Ende war in der Schwärze so nicht zu erkennen. Nun ja, was auch immer da war, sie würden damit fertig werden. „Dann habe ich nur noch eine Frage. Diesen Schutzherr des Südens und auch der Drachenkönig haben die Prüfung ja wohl bestanden.“ „Ja.“ Was wollte er denn jetzt, fragte sich nicht nur die Hexe des Nordens. „Also, den Typen aus dem Süden kenne ich ja nicht, aber ein ausgewachsener Drache, noch dazu der Drachenkönig, hat doch ein gewisses Format. Diese Treppe ist gerade so breit, dass wir schon kaum nebeneinander gehen können, von den Toren mal ganz zu schweigen. Oder sehe ich da etwas falsch?“ „Oh, natürlich nein, Inu Yasha-sama.“ Da das fast anerkennend klang, überlegte sich Sesshoumaru für einen Moment wirklich, wem der Zwei er als erstes das Genick brechen sollte: dem vorlauten Narren, der leider auch noch recht hatte, und damit sich als pragmatischer als er selbst erwiesen hatte – oder dieser unsäglichen Hexe, die anscheinend ein Halbblut für voll nahm. Sie fuhr derweil fort: „Die Treppe und die Tore werden natürlich dem jeweiligen Prüfling angepasst, ebenso, wie es bei den anderen Schutzherren einst für Yuki-sama geschah, um ihn als Gott nicht mit dämonischen Zaubern versehentlich in Lebensgefahr zu bringen. Es wird keine Kampfstärke geprüft, wisst Ihr. Nun ja, meist.“ Ohne weiteres Wort drehte sie sich um und war mit einem leisen Knall, so es so etwas geben sollte, spurlos verschwunden. Bevor sein törichter Halbbruder noch etwas von: „Gehen wir los,“ sagen würde, wandte sich der Hundedämon ab und ging zu der ersten Stufe. Siebenundzwanzig bis zu diesem ersten Tor, bis zu den ersten Säulen, der ersten Prüfung. Dahinter war nichts zu wittern oder zu sehen. Er wollte eigentlich mit einem Satz empor springen, musste jedoch feststellen, dass die Magie des Ortes bereits wirkte. Er konnte nicht. Und vermutlich ebenso wenig fliegen. Yuki hatte sich gegen Mogelei vorgesehen – wie wohl auch die anderen Schutzherren. Das bedeutete, man musste wirklich langsam hindurchgehen. Ärgerlich, lästig. Aber notwendig. Was sollte es. So stieg er langsam hinauf. Inu Yasha war fast versucht zu protestieren, dass der Hundedämon voranging, stellte dann aber fest, dass das vermutlich ganz praktisch war. Falls er sich aus irgendeinem Grund dämlicher anstellte als sein Halbbruder, würde der das zumindest nicht gleich mitbekommen und er sich schräge Anreden sparen. Umgedreht würde er selbst jeden Patzer Sesshoumarus sehen. Auch ganz nett, denn es stand doch zu erwarten, dass der mal einen Fehler machen würde. Vielleicht nicht hier auf der Treppe, aber so eine Schutzherrenprüfung hatte es doch bestimmt in sich.   Sesshoumaru drang die seltsame Ausdünstung erst in die Nase, als er sich an den Säulen vorbei in die Dunkelheit des ersten Tores begeben hatte. Es roch feucht, dumpf, nach Metall und Erde. Er stoppte. „Hu,“ machte Inu Yasha, der direkt hinter ihm stand. „Das riecht ja wie im Magen eines Berggeistes.“ Selbst wenn es ihn umbringen würde, beschloss der große Bruder, er würde NICHT fragen, wie man es anstellte im Magen eines Berggeistes zu landen. Das sollte selbst für ein Halbblut schwierig sein. Und noch ein wenig schwieriger das zu überleben. Lieber einen Schritt weiter in der Schwärze gehen. Es war nichts zu sehen, nichts zu hören, nur diese unsägliche Witterung nach – ja, Erde? „Es riecht nach Erde, du Narr.“ Also bestanden Berggeister aus Erde? Hm. Er hätte immer gedacht aus Fels. Der Halbdämon prüfte erneut die Luft. Ja, Erde. Da war Bodenkrume wie ein Acker, Metall, wie Eisen oder Gold aus den Tiefen der Erde, aber auch Fels und Feuchtigkeit. Ah, Sesshoumaru wurde etwas schneller, erkannte der etwa schon den Ausgang? Leider war dieses Tor so schmal, dass er nicht neben ihm bleiben konnte, sondern wie Jaken hinter dem hertrotten musste. Nun gut, auf der Treppe würde er ihn schon einholen. Vorausgesetzt, die nächsten Stufen wären ein bisschen breiter als die ersten siebenundzwanzig. Ja, doch, es kam etwas wie ein Hauch von frischer Luft zu ihm.   Der führende Hundedämon verharrte einen Sekundenbruchteil im Schritt als er den Ausgang des Tores passierte. Vor ihm stieg die Treppe erneut steil an, eine unbekannte Anzahl von Stufen, aber sicher mehrere Hundert. Gerade dort, wo sich der Aufstieg um die Felsnadel wandte, konnte man noch das nächste Tor entdecken. Also bestand in den hunderten Stufen vor ihm, vor ihnen, die erste Prüfung. Nur, worin? Es gab kein Hindernis zu erkennen, was natürlich im Zweifel nur bedeutete, dass ein oder mehrere Fallen lauerten. „Was ist?“ Inu Yasha flüsterte es unwillkürlich nur. „Die Treppe.“ Er wollte schon ergänzen, törichter Bastard, als er erkannte, dass sein Halbbruder doch kleiner als er war und so hinter ihm stehend nichts entdecken konnte. Nun, was half es. Er stieg langsam, bemüht elegant, auf die erste Stufe. Nichts geschah. So ging er weiter, jedoch immer wachsam ein Ohr habend, ob nicht ein Klicken verriet, dass er eine wie auch immer geartete Falle ausgelöst hatte. Speere aus der Wand? Verschwand die Treppe unter ihm? Aber einige Dutzend Stufen geschah nichts. Er hütete sich jedoch in seiner Wachsamkeit nachzulassen, denn sein Instinkt verriet ihm, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte. Nur, was? Inu Yasha spürte es ebenfalls. Sollte er etwas dazu sagen oder bekam er nur wieder eine dämliche Antwort? Aber immerhin hatte sich Sesshoumaru in den letzten Tagen, ja Wochen, bemüht einen auf großer Bruder zu machen. „Merkst du es auch?“ fragte er daher leise. Der so Angesprochene blieb unwillkürlich stehen, ehe er sich besann und weiter stieg. „Was meinst du?“ erkundigte er sich doch. Diese Frage bestätigte nur seine eigenen Gefühle, eigentlich lächerlich geradezu, dass diese halbe Portion ... Der Wind um den Felsturm war schon in dieser doch relativ geringen Höhe deutlich zu hören und zu spüren, das mochte weiter oben noch lästig werden, dachte der Halbdämon. „Irgendwie wird es immer schwerer hochzusteigen.“ Schwächling. Sekunde, das stimmte. Mit jedem Schritt weiter nach oben schien ein zusätzliches Gewicht an den Beinen zu hängen. Und, Sesshoumaru warf einen prüfenden Blick empor, sie hatten noch nicht einmal ein Drittel der Treppe bis zum nächsten Tor geschafft. Hatte er gerade wirklich „sie“ gedacht? Nun ja, man musste Inu Yasha zugute halten, dass er sich als stärker und auch intelligenter als Jaken erwies – und den duldete er nun doch schon Jahrhunderte um sich. „Ja.“ Er hatte recht! Der Jüngere war fast versucht sich dieses Eingeständnis rot im Kalender anzustreichen. Aber da der Halbbruder nur weiter stieg, konnte man anscheinend nichts dagegen unternehmen. Allerdings hatte diese Hexe ja gesagt, dass man hier keinerlei dämonische Energie einsetzen konnte. Oh, Moment mal. Fühlte sich der werte Herr Hundedämon gerade ebenso müde und so, wie er? So menschlich? Das wäre zu schön um wahr zu sein. Aber, Schadenfreude würde hier kaum helfen. Man konnte nichts gegen die Müdigkeit machen, die den Körper langsam aber stetig erfasste, nichts dagegen, dass die Beine immer schwerer wurden, es immer mühseliger wurde, einen Fuß vor den anderen zu setzen, der Atem immer heftiger ging. Er blieb kurz stehen. „Ich frage mich wirklich, wie hier ein Drache oder sonst wer hochrobbte.“ DAS war garantiert ein Anblick für Götter gewesen, dachte Sesshoumaru. Nun ja, für Yuki sicher und die ganz Oben bestimmt auch. Kein Grund, in diesem Fall Ryujin nachzueifern. ER würde aufrecht ankommen. Irgendwie. Es waren bestimmt nur noch hundert Stufen. Neunundneunzig, achtundneunzig … Das war zu schaffen, zumal er sich noch immer des Halbbruders, des dummen, schwachen, Bastards hinter sich bewusst war. Was Inu Yasha schaffte, konnte er doch erst recht! Liebe Güte, dachte der Halbdämon gleichzeitig, endete diese dämliche Probe denn nie? Wie viele Stufen waren es denn noch bis zu dem Tor – und leider nur der nächsten Prüfung? Wenn sie hier schon bei der ersten schlapp machten … nein, das war keine Option. Das war durchzuhalten, wenn das sogar ein Drache gekonnt hatte. Und danach, nun, bei Test Nummer Zwei war man eben ein bisschen müder. Aber er musste nur an all die Kämpfe der letzten Jahre denken, die er bestanden hatte. Er hatte gewonnen, sonst wäre er gar nicht hier. Also, noch einen Fuß hoch, und noch einmal. Irgendwann wäre das hier garantiert vorbei. Und die Treppe wollte ihn immerhin nicht umbringen. Außerdem würde er sich nie, niemals, vor den Augen des hochwohlgeborenen Hundeidioten blamieren. Jawohl. Er war Inu Yasha und etwas wert!   Beide Halbbrüder bemerkten das Brennen in den Oberschenkeln, das nur zu ähnliche Gefühl in der Lunge, den keuchenden Atem – das war peinlich, unpassend und überhaupt. Der eigene Stolz zwang sie jedoch weiter zu machen, höher zu steigen, langsamen Schritt um Schritt auf das nächste Tor zu, das zumindest die Überwindung dieser Prüfung anzeigte. Und beide vergnügten sich ein wenig ingrimmig mit der Vorstellung, wie hier ein meterlanges Reptil ohne Beine, noch dazu der Drachenkönig, sich platt gemacht hatte. Dabeiwar ihnen allen Zweien bewusst, dass nur der Anfang der Prüfungen war. Aber keiner von ihnen hätte je zugegeben, dass er diese Gedanken des Halbbruders geteilt hatte.   Endlich das Tor! Kaum, dass Sesshoumaru in die Dunkelheit trat, wich diese seltsame Ansaugkraft, er fühlte sich leicht, als ob er wieder schweben können. Das war allerdings sicher ein Irrtum, denn diese unsägliche Hexe hatte ja betont, dass man an der Nadel des Gottes keine dämonische Energie einsetzen konnte. So sah er sich kurz, fast widerwillig um, aber das Halbblut stand schon hinter ihm, in diesem dunklen Tor. Nein, nicht ganz dunkel. Inu Yasha hatte sich umgesehen. „Komisches Leuchten, als ob hier Glühwürmchen wären.“ Glühwürmchen. Da hatte jemand eindeutig zu viel Phantasie. Obwohl, ja, es glühte – und war warm. Lag hinter den Seitenwänden etwa solch glühendes Gestein wie um diese gesamte, so genannte, Felsnadel? Dann sollte man sich hier nicht zu lange aufhalten. So ging Sesshoumaru wortlos weiter. Kein Zögern zeigen, keine Angst, das war er seinem Stolz schuldig. Oh, dieser Hundeidiot! Nie bekam der seine Fangzähne auseinander, dachte der jüngere Halbbruder, folgte jedoch, durchaus von ähnlichen Gedanken bewegt. Das fehlte noch: sich vor der klapprigen Hexe und einem Gott lächerlich zu machen.   Es dauerte immerhin zwanzig der vielleicht zweihundert Stufen, ehe die hintereinander laufenden Halbbrüder die Falle erkannten. Stufe um Stufe wurde der Boden unter ihnen wärmer. Das Tor hatte Feuer angezeigt - und da war es. „Mist,“ fluchte Inu Yasha. „Das kann noch heiß werden.“ Der Rückschluss wurde unangenehm, aber war die einzige logische Konsequenz. Sesshoumaru wich an die Felswand zurück. „Geh voran.“ „Was?“ „Sitzt du auf den Ohren.“ Das sollte wirklich schwierig sein, wenn die dermaßen offensichtlich platziert waren. Während der Halbdämon den Satz vorbei machte, erkannte er die Schlussfolgerung. Er war barfuß, der halbe Dämon und Magie hin oder her – er würde als erster die Lava deutlich zu spüren bekommen. So konnte er das Tempo vorgeben und auch rennen, notfalls. He, geradezu nett, so großer-Bruder-mässig. Lebenslange Erfahrung ließ ihn jedoch sicher sein, dass da ein bis zwei gewaltige Haken steckten, die er wohl schlucken musste. Sesshoumaru war nie liebenswürdig, schon gar nicht zu seiner kleinen Familienschande. Also, was sollte das hier? Entweder, der Herr Fast-Schutzherr war verdammt auf ihn angewiesen, und das bezweifelte Inu Yasha bei all seiner Phantasie doch sehr, oder aber, der wollte ihn in irgendeine Falle laufen lassen. Was ebenfalls unwahrscheinlich war, wenn man bedachte, welche Mühe sich der dämliche Hund gemacht hatte um ihn hierher mitzuschleifen. Nun ja. Er konnte vorangehen und der große Bruder konnte sich seine Haare und sein Hinterteil angucken. Das war bestimmt auch noch nicht sehr vielen Leuten passiert, Vater vielleicht ausgenommen. Nun ja, dem garantiert Ein Heerführer würde sich kaum von seinem Welpen überholen lassen. Irgendwie machte das Spaß, zumal er sich nur zu sicher war, dass sich der Halbbruder ihm nur mit zusammengepressten Fangzähnen anschloss.   Stufe um Stufe wurde es heißer. Selbst durch die Schuhe konnte Sesshoumaru die Glut spüren. Und er war sicher, dass das Halbblut bereits Schmerzen empfand. Inu Yashas Gang wurde fast unmerklich immer schneller, aber der hatte eindeutig seinen Stolz. Irgendwie gut. Immerhin, soweit er an dem Halbmenschen vorbei gucken konnte, waren es nicht mehr allzu viele Stufen. Hundert? Zweihundert? Jedenfalls wurde das im wahrsten Sinne des Wortes eine heiße Sache. Wie das wohl Ryujin als Wasserdrache vermocht hatte? Hatte der diese Treppe mit Wasser kühlen können? Oder gar der Schutzherr des Südens, dieser Amalo, von dem er selbst nicht mehr als seinen Namen wusste? Nur noch wenige Schritte, das war zu schaffen – Inu Yasha wurde schon wieder schneller, nicht, dass es ihm zu verdenken war. Jaken hätte bestimmt schon aufgegeben und nach ihm gerufen. Schneller als der rief niemand nach ihm. Nicht einmal Rin. Für einen Moment dachte er nachsichtig an das Menschenmädchen. Sie sagte seinen Namen nur um ihn unauffällig um etwas zu bitten oder wenn sie wirklich in Lebensgefahr schwebte. Hm. Nachdenklich machte der mächtige Hundedämon den nächsten Schritt. Wann genau hatte Inu Yasha je nach ihm gerufen? Ihn gar um Hilfe gebeten? Nicht einmal in dessen Kindertagen war das geschehen. Nun gut, er hätte auch nie darauf reagiert, aber der hatte das auf gar keinen Fall getan. Doch, als es um diese eine Priesterin gegangen war, die Naraku umgebracht hatte. Und er hatte nur geantwortet: Inu Yasha, der, der sie nicht beschützte – das war nicht ich. Wieso sollte er sich auch um Gefolgsleute eines Anderen kümmern? Aber ja, niemals hatte der Bastard für sich um Hilfe gebeten, nicht einmal mit seiner Klinge am Hals um sein erbärmliches Leben gefleht. Eigentlich erstaunlich. Irgendwo und irgendwie hatte Inu Yasha tatsächlich den Stolz eines Hundedämons geerbt. Abgesehen natürlich von dem mächtigen Tessaiga … Ach, Vater. Was hatte sich der nur dabei gedacht. Oh. Der kleine Halbhund vor ihm wurde schon wieder schneller, aber langsam glühten die Stufen hier fast so wie die Schwelle an Toutousais so genanntem Zuhause.   Inu Yasha bemühte sich wirklich, aber das war verdammt heiß. Die letzten drei Stufen flog er fast empor, so rasch es der doch recht weitreichende Entzug der dämonischen Energie erlaubte. Und er stellte erleichtert fest, dass er in der Dunkelheit des Tores mit beiden Füssen in eiskaltem Wasser gelandet war. Nun, nicht in eiskaltem Wasser, aber in Wasser, das ihm momentan so vorkam, nach der Hitze der letzten Minuten. Irrte er sich oder dampfte es um ihn? Er wich beiseite, um auch, möglichst unauffällig, seinem Halbbruder die Gelegenheit zu geben sich abzukühlen. „Erde und Feuer,“ murmelte er. „Das nächste Hindernis dürfte Wasser sein.“ Erneut stellte der große Bruder fest, dass etwas Vernünftiges dabei herauskam, wenn das Halbblut seine beiden Gehirnhälften benutzte. „Die fünf Elemente.“ „Vier.“ Jetzt versuchte der Hundedämon den Jüngeren in der Schwärze zu erkennen. „Vier?“ fragte er dennoch ungläubig. Bei Elementen und deren Magie sollte man doch sicher gehen. „Erde, Feuer, Wasser und Luft.“ „Metall statt Luft - und Holz.“ „Holz?“ fragte Inu Yasha zurück. Was hatte Myouga da denn schon wieder vergessen? Diesen Flohgeist würde er umbringen. Langsam. „Holz, Leben.“ „Äh, du wirst schon recht haben.“ Seltsam. Sesshoumaru klang nicht einmal ärgerlich, eher verständnislos. Sekunde. War etwa alles, was er nicht wusste, diesem unseligen so genannten Berater anzulasten und nicht seiner Dummheit? Hm. Kagome sagte ja auch immer, dass er nicht töricht sei und Kaede hatte ihn sogar einmal, wenn auch nur da, weise genannt. „Dann geht es auf den nächsten Stufen um Wasser,“ schloss er jedoch. Ja, da hatte der Halbhund recht. Man musste dem ja nur etwas erklären … Oh, Myouga war so etwas von tot, wenn er ihn fand. Ihm selbst solche Arbeit aufzuhalsen! Allerdings, wenn Inu Yasha recht hatte, was in sich schon eine Unlogik war, hätte sich der Drachenkönig in der nächsten Prüfung nur lächelnd vorwärtsbewegt. Sesshoumaru griff dorthin, wo ihm seine Witterung den Halbdämon vermuten ließ und schob den beiseite. „Folge mir.“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)