Shambles von blackNunSadako ================================================================================ Kapitel 8: Adieu ---------------- 'Möchtest du die Nacht mit mir verbringen?' 'Hier in der Nähe gibt es ein Hotel...'     'Ein Hotel' hat Killer gesagt... Wie hätte ich wissen sollen, dass er so eins meint?   Fassungslos starrte ich auf das blinkende Neonschild, dessen knall-rotes Licht mich fast erblindete. Knurrend zog ich den Schirm meiner Kappe nach unten und murrte etliche Seemannsflüche vor mich hin. Ich konnte nicht glauben, wohin Killer mich gelockt hatte.   Zu einem... Liebeshotel...   Das darf nicht wahr sein! Das kann nicht sein Ernst sein!   Ich hätte laufen sollen, solange ich konnte. Weit weg. Überall anders hin nur nicht hierher. Auf dem Absatz wollte ich sofort kehrt machen, als ich die penetrante Aufschrift in all ihrem Klischee sah. 'Heaven or Hell', mit dem darunter stehenden Werbespruch: 'Es liegt in deiner Hand' - Wobei sich wohl jemand einen Scherz erlaubte und das S durch ein R überschrieb.   Unschlüssig stand ich mehrere Momente vor dem beißend dekorierten Eingang des gigantischen Hotels. Pink und Rot in allen Farbvarianten. Eine Verschwendung von Blumen und eine Beleidigung für die Natur. Im Ernst; Wer wollte schon freiwillig so einen Schnösel-Schuppen betreten? Die Antwort: Killer. Ohne Zögern war er bereits hineingegangen, überließ mir erneut die letzte Entscheidung, ob ich mit ihm... meine erste, intime Nacht verbringen wollte.   Eine Heart-Entscheidung ist endgültig...   „Ach, verdammt“, seufzte ich und zog den weiten Kragen meines Overalls so hoch, dass mein Gesicht durch ihn und meine Kappe völlig unkenntlich wurde. Wenn mich jemand erkennt, bin ich sowas von geliefert... So ging ich mit beschleunigenden Schritten zur goldenen Doppeltür, die ich geräuschvoll aufstieß. Lauter ging's nicht, was?   Warum rufe ich nicht gleich: 'Hallo, hier komme ich-!' ...'erscheine' ...Ich meinte erscheine!   Klasse... Jetzt hab ich mich wieder in Nervosität gedacht...   Mich unter meinem hohen Kragen räuspernd, blickte ich stur auf die hellen Fliesen zu meinen Füßen, während ich wie mechanisch durch den Eingangsbereich lief. In geduckter Haltung achtete ich auf nichts und niemanden, außer mich selbst und meinen erhöhten Herzschlag. Das luxuriöse Etablissement war mir verdammt unangenehm.   Jeder aus meiner Crew würde mich auslachen, wenn er das wüsste... So kann ich bloß über mich selbst lachen...   Ha-Ha, ich bin ein närrischer Idiot- Meine Gehbewegung wurde abrupt gestoppt, somit auch mein Gedankenkreis. Eine flache Hand auf meiner Kappe hielt mich am Fleck, auf dem ich weiterlief, ohne voranzukommen. Erst wenige Augenblicke später hielten meine Beine an. Blinzelnd sah ich die gefranste Hose herauf, über die gepunktete Bluse, bis zu seiner Maske, die fragend schief lag. Schau nicht so dämlich! Ich weiß selbst, wie idiotisch ich mich verhalte!   „Wir sind allein“, teilte Killer mir den Fakt mit und beantwortete meinen flüchtigen Blick durch die leere Eingangshalle. Zwischen seinen Fingern hielt er einen bezifferten Schlüssel, den er mit einem Klimpern locker rotieren ließ. Lässig lehnte er gegen den hell-holzigen Tresen und schmunzelte zu mir herunter. „Ich habe uns ein Zimmer besorgt, indessen du dich verlaufen hast.“   Ich hab mich nicht verlaufen!, würde ich den Teufel tun und zugeben, dass ich minutenlang vor der Eingangstür stand. Soll er doch glauben, was er will...   „Wo ist der Rezeptionist hin?“, fragte ich ihn stattdessen und schaute zu dem Namensschild, neben dem sich eine noch dampfende Tasse befand. Der Angestellte musste vor kurzem noch hier gewesen und in Eile verschwunden sein.   Killer zuckte teilnahmslos mit seinen Schultern. „Nun... sagen wir: Er hat seine Schicht früher beendet.“ „Du hast ihn also verjagt.“ „Ich? Niemals.“ Sein Schmunzeln hab ich genau gehört! „Will ich wissen, wie du das Zimmer bezahlt hast?“ „Habe ich nicht.“ Natürlich nicht...   In Begleitung eines tiefen Seufzens hob ich meine Kappe an und fuhr mir durch mein kurzes Haar. Dabei schüttelte ich meinen Kopf und lachte dann leise auf. Er ist unverbesserlich...   Meine nächste Frage werde ich bereuen...   „Was für ein Zimmer hast du ausgesucht?“, sah ich ihn skeptisch an, ehrliche Neugier meine Worte begleitend. Ein Blick auf die ominöse Anzeigetafel an der Wand. Und ich wusste, dass ich die Antwort nicht hören wollte.   Dort waren die verschiedensten Inselnamen verzeichnet. Themengebiete von allen Regionen der vier Blues. Bis hin zu Orten, von denen ich noch nie gehört hatte. Wer hat sich diese bescheuerten Namen ausgedacht? Die schlimmsten: 'Neptuns Perlentaucher', 'Das Sabaody Arschipel', 'Big Moms bigger Daddy' und 'Whitebeards Moby Dick'   Warum bin ich noch gleich hier? Und wieso kann ich nicht woanders sein?   Zum zweiten Mal stellte ich meine Entscheidung infrage. Nicht wegen Killer. Wegen dem Hier. Die gesamte Situation fühlte sich verdammt skurril an. Doch waren die 6er Würfel längst gefallen. Verdächtig langsam bewegten sich Killers schmunzelnde Lippen zum Sprechen.   „Welches Zimmer...?“ Sprich es nicht aus! Ich will's nicht wissen! „Dies werde ich dir mit Vergnügen zeigen.“   Meine Neugier siegte über meine Verlegenheit. Schnell wollte ich einen Blick auf die Zimmernummer von Killers Schlüssel werfen. Aber fing er ihn geschickt auf und verdeckte die Zahlen mit seiner lockeren Faust. Wortlos schritt er schlendernd voran. Seine Hände lässig in seinen Hosentaschen vergraben, steuerte er auf den vergoldeten Fahrstuhl zu. Erst beim zweiten Hinsehen wurde mir so richtig bewusst, was das hier für ein Luxus-Haus war. Die überteuerte Dekoration war mehr wert als jeder Berry, den ein Heart-Pirat über Jahre angespart hatte. Unter normalen Umständen hätten wir uns das nie leisten können. Ein Pirat kennt seine eigenen Zahlungsmethoden...   Nach dem leisen Klingeln des Fahrstuhls, öffneten sich die weißen Türen vor uns. Schweigend standen wir in dem beleuchteten Transportmittel, das mir viel enger vorkam als es war. Ich war nicht klaustrophobisch. Aber die Luft hier drin erschien mir dünner, als im tiefsten Tauchgang der Polar Tang. Warum muss es plötzlich so verdammt heiß sein?! Killer drückte einen der Knöpfe, womit sich der Fahrstuhl leicht bebend in Bewegung setzte. Zur Ablenkung schaute ich abwesend in den Spiegel hinter uns, der die gesamte Rückwand einnahm. Wir sahen aus wie zwei Straßenganoven, gar Rumtreiber. Unsere Kleider dreckig, meine zerrissen, seine zerknittert. Seine blonden Haare wild in alle Richtungen abstehend, meine notdürftig von der Kappe gebändigt.   Ein Blick zu ihrer Aufschrift, dann sah ich den roten Fleck von dem einzelnen Blutstropfen, der von Killers Sichel auf sie gefallen war. Nur bei genauem Hinschauen konnte man es erkennen: Das Rot, welches den dunklen Buchstaben I von 'PENGUIN' überdeckte. Der Tropfen ist millimetergenau die Linie herabgeronnenen. Hätte er die Schriftfarbe verfehlt, hätte ich das getrocknete Blut nie wieder vom weißen Hintergrund waschen können. Selbst Laws stärkstes Reinigungsmittel brachte jetzt nichts mehr.   Wann sind wir endlich angekommen? Auf welches Stockwerk hat Killer gedrückt? Das oberste?   Unruhig spielte ich mit dem Schirm meiner Kappe und zählte innerlich die Sekunden bis zum erlösenden Klingelton. Es dauerte viel zu lange. Aus dem Augenwinkel blickte ich zu Killers Spiegelung. Er stand mit dem Rücken zu mir. Plötzlich drehte er seine Maske wortlos und langsam, gruselig langsam in meine Richtung. Was mich eilig vom Spiegel wegsehen ließ. Kann er einmal nicht verdammt unheimlich sein?!   „Du bist nervös“, schlussfolgerte er richtig, sein Stimmklang monoton und analysierend. Er musste es mir natürlich unter die Kappe reiben. Meine Unruhe versuchend zu verbergen, lachte ich räuspernd auf und fuhr mir wirr über meinen Nacken. „Ich bin bloß noch nie in so einem Hotel gewesen, das ist alles.“   „Ich ebenfalls nicht“, gestand er mir in vollster Wahrheit. Verwundert sah ich ihn an, mich dabei direkt zu ihm drehend. Unser Gespräch wurde viel offener. „Noch nie?“ „Nein.“ „Und wo gehst du für gewöhnlich hin, wenn du...?“ „Überallhin, wo es mir beliebt und es schnell geht. Ich verabscheue Räumlichkeiten im Öffentlichen.“   Er hasst Hotels?, wurde mir zeitgleich mit der Frage die Antwort bewusst, warum er dennoch hier war. Meine Vermutung sprach ich scherzhaft aus. „Also bin ich die Ausnahme?“   Ein Schweigen. Dessen Bedeutung war unmissverständlich. Im gleichen Herzschlag ertönte der hohe Fahrstuhlklang, der mich aus meiner Starre riss. Als die Doppeltür sich vor uns öffnete, kam eine weitere Tür hinter ihr zum Vorschein. Ihre Farbe war ein klares Himmelblau. Killer holte den Schlüssel aus seiner Hosentasche hervor und schloss sie auf. Daraufhin umgriff er den Türknauf und stieß die Tür ohne Nachdruck auf. Seine breit gebaute Figur verwehrte mir die Sicht auf das Zimmer, das er mehrere Momente betrachtete. Mit einem versteckten Schmunzeln trat er einen Schritt zurück und wandte mir seine Maske zu, meine Reaktion genauestens beobachtend.   Welches Themenzimmer hat er für uns ausgesucht? Bitte lass es nicht die Hölle von Impel – hier: 'Pimpern' – Down sein...   Das Erste, was ich sah, waren Wolken. Der gesamte Raum bestand aus ihnen. Nur die Decke zierte ein gläsernes Dach, welches den strahlenden Himmel zeigte. Zurzeit herrschte Nacht, die Licht-Spiegelung wurde künstlich erzeugt. Das Rauschen eines Wasserfalls hörbar, der von den Deckenwolken – einer Ansammlung von dunkleren Regenwolken – herab prasselte und das leise Pfeifen von imitiertem Wind erfüllte meine Wahrnehmung. Der Luftzug wehte Killers blonden Haare leicht vor meine Augen, die ich nun zu ihm schweifen ließ. Sekunden starrte ich ihn an, voller Unglaube und Verblüffung. Der funkelnde Schimmer meiner Augenfarbe verriet mich. Zeigte ihm meine Freude, die ich nicht verbergen konnte. Als ich meine Stimme wiederfand, klang sie hauchdünn.   „Skypia?“, sprach ich im Flüsterton aus. Ich brauchte Gewissheit, dass meine Augen mir keinen Streich spielten. Ein Nicken seinerseits. Ein unverkennbares Grinsen meinerseits. „Woher hast du gewusst, dass meine Crew nie dort gewesen ist?“   „Ich habe geraten. Richtig, wie es scheint“, schmunzelte er und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen den Türrahmen. Das pushte sein Ego immens. Mit einem leicht arroganten Unterton fragte er; „Gefällt dir meine Wahl?“ Woraufhin ich ohne Zögern antwortete; „Verdammt, und wie!“ Dass ich damit sein Ego noch mehr streichelte, konnte mir nicht egaler sein. Meine Freude war ehrlicher Natur. Warum sollte ich sie vor ihm verstecken?   In aufgeregter Entschlossenheit zerrte ich Killer an seinem Arm mit mir ins Zimmer. Hinter uns fiel die Tür geräuschvoll zu, ihr Riegel automatisch einrastend. Unter uns gab der weiche Wolkenboden nach – seine Beschaffenheit ein fadenähnliches Woll-Material – sodass unsere Schritte leicht gefedert wurden. Beinahe springend zog ich ihn in Richtung Wasserfall. Gegenwehrlos ließ er sich von mir leiten.   Wenige Meter vor der künstlichen Wasserquelle blieb ich stehen und beugte mich zu seinem maskierten Ohr. Weil seine modifizierte Kopfbedeckung alle Geräusche, außer den Meinen filterte, übertönte mein Raunen das laute Rauschen. Meine Rache wurde heiß serviert.   „Zieh dich aus, Kira.“ Ein dunkler Befehl, wie er ihn mir einst gab. Bei unserem ersten Kennenlernen. Seinen Effekt nicht verfehlend, gefror Killer neben mir. Von intensiver Elektrizität ergriffen, zuckten seine sich versteifenden Muskeln sichtbar. Ich verfolgte seine Muskelbewegung, griff dann nach meiner Kappe und warf sie locker Richtung Himmelsbett, das sich an der rechten Wandseite befand. Das Bett schien in der Luft zu schweben, war jedoch mit gar unsichtbaren Seilen an der Decke befestigt.   Meine Aufmerksamkeit galt ganz allein Killer. Wie er hypnotisiert meinen Handbewegungen folgte. Als ich den Reißverschluss meines Overalls hörbar öffnete, bewegte sich seine Maske mit meinen Fingern nach unten. Ich genoss den Moment der Macht, die ich über seine Sinne besaß. Lässig streifte ich mir den weißen Stoff von meinen Schultern, gefolgt von meinen Stiefeln, ohne die ich aus dem Overall steigen konnte. Direkt vor ihm stehend, zog ich mir in einer langsamen Bewegung mein Muskelshirt über den Kopf. Mit einem fiesen Grinsen warf ich es locker über seine Maske. Womit ich seine Sicht auf mich versperrte. Sofort handelte er. Als wenn ein Blitz durch seinen Körper fuhr, riss er sich seine gepunktete Bluse von seinem muskulösen Oberkörper. Ihr geschlossener Knopf flog bei der animalischen Handlung irgendwohin.   Zeige mir deine wilde Seite... Sei die unzähmbare Bestie, die mich belauert...   Nackt stand ich längst unter dem warmen Wasserfall, als Killer in all seiner Hüllenlosigkeit zu mir trat. Nur seine Maske behielt er an, unter der sein hungriger Blick mich gedanklich vernaschte. Kein Herzschlag später spürte ich seine Haut an der Meinen. Muskeln trafen auf Muskeln. Unsere Körper sich eng aneinander reibend. Wo unsere Hände den anderen berührten, merkten wir nur unbewusst. Vollkommen im Augenblick der Unersättlichkeit gefangen, wurde alles nichtig. Einzig das Verlangen nach körperlichem Kontakt beherrschte uns.   Ich habe keine Berührungsängste mehr, nicht bei ihm... Ich will ihn anfassen, jeden Zentimeter seines Körpers...   Meine unruhig zitternden Fingerkuppen strichen Killers Brustmuskeln nach unten, hin zu den straffen Erhebungen seines Bauches. Jede Muskelkontur fühlte ich nach, sie in ihrer Einzelheit ertastend. Mit meinem sinnlichen Blick verfolgte ich die hinab fließenden Wasserperlen, erfasste dabei seine gezeichnete Haut. Gar in Faszination studierte ich die verschiedenen Narben, welche sich über seinen gesamten Oberkörper verteilten. Schussverletzungen, Stichwunden und tiefe Schnitte, allesamt in blassem Kontrast zu seiner dunkleren Hautfarbe. Unbehandelt waren sie verheilt, zeugend von Killers rohen Stärke. Nur sein Rücken war vollkommen unberührt – das Merkmal eines echten Kriegers.   Killers Körper strahlt pure Männlichkeit aus... Doch ist es sein charakterliches Naturell, welches ihn für mich attraktiv macht...   Unser Äußeres stand im starken Kontrast zueinander. Nicht nur in Körpergröße, auch in Muskelmasse und Hautfarbe. Die Blässe meiner sonnenfernen Haut war natürlicher Beschaffenheit. Kein Wundmal zierte meinen Körper. Außer der winzigen Schnittnarbe meiner Augenbraue und der Verfärbung meiner angeschossenen Schulter, deren Schürfwunde durch das Regenwasser gereinigt wurde. Ihr Brennen kaum noch spürbar, verdrängt durch mein unterdrückendes Schmerzbewusstsein. Erst, als Killers Finger beinahe sanft über die gerötete Stelle fuhren, verließ ein leises Zischen meine Lippen. Dabei kniff ich kurz meine Augen zusammen, die ich dann zu seinem maskierten Gesicht aufrichtete. Befremdlicher Sanftmut lag in seinem kristallenen Stimmton, der keine Widerworte zuließ.   „Lass sie mich behandeln“, forderte er in klangfarbener Monotonie. Die seelenvolle Melodie seiner Stimme, welche mehr Emotionen besaß, als die Meine sie je hätte ausdrücken können. Nun verstand ich, was seine kraftvolle Klangfarbe erblassen ließ: Seine Maske. Sie filterte nicht nur Geräusche von Außen, sondern auch von Innen. Ohne seine Kopfbedeckung würde seine Stimme völlig anders klingen. Nicht gefühlskalt und gleichgültig, sondern... Sondern wie?   Als er mich am Strand küsste, hatte ich vor Unaufmerksamkeit nicht darauf geachtet. Jetzt wollte ich eines seiner Mysterien ergründen, um jeden Preis. Meine Verletzung war für mich nebensächlich. Mit entschlossener Zurückhaltung führte ich meine Finger zum Rand seiner Maske, über deren kaltes Material ich strich. Fest sah ich ihn an, meine Stimme jedoch keine Beharrlichkeit besitzend. Meine Worten klangen wie ein Wunsch, den ich ersehnend aussprach.   „Ich will dich hören... deine Stimme... in ihrer Echtheit.“ Den Blickkontakt – welcher einzig durch die schattigen Maskenlöcher gespalten wurde – hielt ich aufrecht, während ich die glatte Oberfläche seiner Kopfbedeckung mit meinen Fingern nach unten fuhr. Meine Augen zeigten ihm den Funke der tiefen Verbundenheit. „Erlaube mir, dich zu verstehen.... zu verstehen, wer du wirklich bist.“   Es war eine Frage des Vertrauens. Ich vertraute ihm mehr, als ich sollte. Doch aus eigenem Willen wollte. Er hingegen, öffnete sich mir nur langsam. Schritt für Schritt, dem ich ihm entgegenkam. Ich kannte Killers Geschichte nicht. Brauchte sie nicht zu kennen, um zu wissen, dass sie dunkelster Natur war. Er war wie die Nacht, ihre Farbe finster und schwarz, wachend über das Meer, welches sie beherrschte. Bei Tagesanbruch schwand sie, niemals vollständig, als Schatten neben ihrem Gegenpol stehend. Ein Vize blieb stets das Schattenlicht seines Kapitäns.   Kälte. Plötzlich wurde Killers Aura spürbar von Eiswind umgeben.   „Mein Wesen ist schwärzer, als du es dir je vorstellen könntest“, hauchte er eisig, düster und drohend. „Du begibst dich in Gefahr, wenn du dich von mir verschlingen lässt.“   Ich schenkte seinen finsteren Worten keinen Glauben. Ließ die erkaltende Finsternis nicht an mich heran. Abgewehrt von Wärme, prallte sie an meinen Herzwänden ab. Mein eigenes Empfinden war ein anderes. Geblendet vom blonden Gift, welches ich freiwillig getrunken hatte. Ich würde jederzeit wieder von Killers Lippen kosten.   Stille Wasser sind tief... sind klar und kalt... doch unrein... Wer von ihnen trinkt, wird darin verloren sein...   Killers Reaktion auf meine Bitte war deutlich. Seine Stimme umhüllt von einem Mantel aus Kälte und Missfall. Dem letztgültigen Klangton, der seinen Gegnern das Blut in den Adern gefrieren ließ. Sein Innerstes hinter einer Frostdecke aus gebrochenem Eiskristall umkleidet.   „Du möchtest, dass ich meine Maske abnehme?“ Was wie eine Frage klang, ähnelte dem aggressiven Knurren eines wilden Tieres. Emotionslose Monotonie die ausdrucksstarken Worte überschreibend. Seine Körperhaltung ging in eine abwehrende über, seine Muskeln sich sichtbar anspannend. Meine Haltung jedoch blieb offen und uneingeschüchtert. Ihn weiterhin ansehend, schüttelte ich sanft meinen Kopf. Ein liebevolles Grinsen zeichnete meine Lippen.   „Nein. Behalte sie auf“, antwortete ich ihm in absoluter Aufrichtigkeit, während meine Finger abermals über die blau-weiße Oberfläche fuhren. Langsam bewegten sich die Wassertropfen an ihr herab, von denen mein Zeigefinger eine einzelne, fallende Perle auffing. „Deine Maske ist ein Teil von dir. Sie macht dich zu demjenigen, der du bist“, sprach ich leise weiter, meine Stimme Unbeirrbarkeit reflektierend, wie es mein gefühlvoller Blick tat. „Was mich reizt ist nicht dein zweites Gesicht, sondern dein wahres Ich. Zeige mir nicht, wer du bist... Sage es mir.“   Meine Augen schließend, flüsterte ich; „Vertraust du mir, Kira?“   Die Antwort, nach der ich so lange suchte. Letztlich erhielt ich sie. Eine flinke Handbewegung zu seiner Maske. Folgend von einem kaum wahrnehmbaren Klicken. Zögerlos betätigte er den Schalter an ihrer Außenseite, zwischen dem winzigen Löcherkreis auf Ohrhöhe. Dann hörte ich sie. Ihn. In seiner Wahrhaftigkeit.   „Penguin“, war das erste Wort, welches er mit seiner richtigen Stimme aussprach. Ihr Klang tiefer, reiner, kristallklar. Nicht die Art von geschliffenem Edelkristall, sondern die von rohem, in vollkommener Unberührtheit. „Dies ist mein wahres Selbst. Was erkennst du in mir? Ein Monstrum? Ein Mörder? Eine Bestie? ...Entscheide dich.“   „Was ich sehe?“, wiederholte ich gedankenverloren, gefangen von der Melodie seiner ungefilterten Stimmmelodie. Gar in Zeitlupe legte ich meine Handfläche auf seine linke Brustseite und schaute von ihr zu ihm auf. Mit meinem Herzen sehend, blickte ich in das Seinige, dessen lebendige Impulse ich unter meiner Haut fühlte. „Einen Piraten... kein Untier, kein Killer... Einen Mann, der für das kämpft, was ihm wichtig ist.“   Nervös Luft holend, zog ich meine Hand eilig zurück und raufte mir streichend durch meine nassen Haare. Erst jetzt wurde mir bewusst, was ich hier eigentlich von mir gab. „Oder so ähnlich... Ha... Ha...“   Ich hab mich vom Moment mitreißen lassen... Verdammt, ist das peinlich...   Mein Blick fixierte unsere nackten Füße, die mir bewusst machten, dass wir hier noch immer hüllenlos unter dem Wasserfall standen. Niemandem von uns machte Freizügigkeit vor dem anderen etwas aus. Trotzdem wagte ich es nicht mehr, Killer anzusehen. Seine maskierten Augen blieben auf mich gerichtet, ihr Spiegellicht unergründlich, während ich mich unter seinem Blick klein machte. Killers gedämmtes Flüstern wurde durch das laute Wasserrauschen beinahe unkenntlich.   „Tue dies nicht. Überschreite nicht die Grenze unserer Beherrschung...“   Mit einem starken Ruck zog er mich an meinem Handgelenk zu sich, weswegen ein abrupter Atemlaut meine Lippen verließ. Eine Ablenkung. Stolpernd wurde ich von ihm mitgerissen. Vom Wasserfall weg, zum Nebenbereich, über dem eine riesige, graue Spiralmuschel hing. Was ist das?   „Ein Dial“, beantwortete er mir meinen fragenden Blick zur Decke, ehe er das Dial über einen Wandschalter aktivierte und uns eine warme Luftströmung von oben entgegen blies. Das hier war wohl die Trockenanlage. Interessiert betrachtete ich das mir fremde Gerät, das unsere Körper vollständig trocknete. Als Killers Hand durch mein Haar strich, sah ich runter zu seinem Kopf... und konnte das leise Auflachen nicht zurückhalten. Seine blonde Mähne stand in alle Richtungen ab. War aufgeplustert, wie Bepos Fell nach dem Föhn-Unfall, als wir keine Bürste an Bord hatten. Unser Navigator sah aus, wie ein riesiger Schneeball. Meine Bemerkung zu Killers abstrakten Frisur sprach ich grinsend aus.   „Soll ich dich bürsten?“ Was Killer amüsiert schmunzeln ließ. „Mich bürsten?“ So hab ich das nicht gemeint!   Schwach knurrend wandte ich meinen Blick wieder von ihm ab, was ihn nur noch mehr amüsierte. Lässig ging er an mir vorbei. Dabei strich er abermals langsam über meine kurzen Haare. Mein Kopf folgte Killers fließender Handbewegung nach hinten, ehe meine Stirn kraftlos nach vorne kippte. Mit ihr die Strähnen meines längeren Ponys, dessen Haare über meine rechte Augenseite fielen. Reglos stand ich für einen Moment dort. Die Wärme seiner Berührung blieb erhalten.   Auf dem Weg zum angrenzen Badezimmer sagte er in all seiner Lässigkeit; „Zunächst werde ich deine Wunde behandeln. Leg dich aufs Bett.“   Als ich die Tür zufallen hörte, setzte ich mich abwesend nickend in Bewegung. Schleichend, mit gesenktem Blick, ging ich Richtung Himmelsbett. Meine Knie trafen auf den Rand des Bettes, woraufhin ich mich träge nach vorne fallen ließ. Weich landete ich mit meiner Körpervorderseite in der hellen Bettwäsche. Die Matratze federte leicht unter meinem Gewicht, das schwebende Bett bewegte sich spürbar schwankend.   Warum bringt er mich so durcheinander?, fragte ich mich und seufzte leise in die Decke, in die ich mein Gesicht vergrub. Ich machte mir nicht die Mühe, meinen Körper zu bedecken. Vor Killer brauchte ich mich nicht zu verstecken. Wieso fühlt sich seine Nähe so unnatürlich natürlich an?   Das stärkere Schaukeln des Wolkenbettes, auf welches Killer sich kniete, machte mich auf seine vertraute Nähe aufmerksam. Von Hinten stieg er über meine liegende Figur, seine Knie links und rechts von meiner Hüfte abstützend. Ich durfte bloß nicht daran denken, in was für einer intimen Pose wir uns befanden. Oder was ich auf meinem Unterrücken liegen spüre...   Hat er sein Intimpiercing im Bad ausgezogen?   Denk nicht dran! Denk nicht dran-! Plötzlich nahm ich ein viel intensiveres Gefühl wahr, das alles andere in den Schatten stellte. Kühle Lippen. Killers Lippen auf meiner verwundeten Haut. Gefolgt von seiner Zunge, die sanft über meine Schulterrückseite fuhr. Wie ein Tier die Wunde des anderen leckend. Meine Erkenntnis war völliger Irrsinn. Es musste eine Einbildung sein. Wie kann er mich küssen, wenn er seine Maske trägt? Oder hat er sie abgenommen?   Die kurze Berührung verschwand. Das leichte Prickeln blieb. Killer stellte etwas neben uns ab. Weswegen ich meinen Kopf seitlich drehte und den Erste-Hilfe-Koffer entdeckte. Aus dem Augenwinkel blickte ich über meine Schulter zu ihm auf, prüfend ob er seine Maske trug. Er tat es. Seine blonde Mähne war notdürftig gekämmt, gebändigt mit seinem roten Hüfttuch, mit dem er seine wilden Haare zu einem fülligen Zopf gebunden hatte. Meine Aufmerksamkeit lag jedoch auf der Whiskeyflasche, die neben ihm ruhte. Sofort wechselte mein Blick in einen verstörten. Er will doch nicht etwa?!   Mit einem dumpfen Plopp-Geräusch öffnete er den Korken der Flasche, die er über meine rechte Schulter hielt. Bereit, ihren Inhalt über meine gereinigte Wunde zu kippen. Allein bei dem Gedanken an das schmerzende Brennen, wurde mir heiß und kalt zugleich. Bevor der erste Kupfertropfen auf meine Haut fallen konnte, zog ich meinen Arm schnell aus seiner Reichweite. Was Killer dazu brachte, seine Maske schief zu legen. Ich seufzte.   „Hast du alle deine Verletzungen mit vermischtem Alkohol desinfiziert?“, fragte ich ihn und musste belustigt grinsen, weil ich die Antwort wusste; Ja, das hatte er. Und es musste verdammt schmerzhaft gewesen sein. Dadurch, dass unreiner Schnaps meist nur um die fünfzig Prozent Alkohol besaß, war die desinfizierende Wirkung nur mittelmäßig. Nicht sicher, wie die von Hochprozentigem oder Desinfektionsmittel. Zudem hielt der brennende Schmerz viel länger an.   Killer zuckte mit seinen Schultern und trank einen Schluck aus der Flasche, wofür er die Unterseite seiner Maske kurz anhob. Erneut. Meine Frage, ob er das tun konnte, war damit beantwortet. Interessiert zog ich eine Augenbraue nach oben. „Du trinkst Whiskey?“ Schmunzelnd antwortete er; „Für gewöhnlich nicht, nein. Dein Atem roch danach. Nun tut es unser beider.“   Locker hielt er mir die Flasche entgegen, die ich nicht nahm. Dankend schüttelte ich meinen Kopf. Heute Nacht wollte ich nicht mehr trinken. Wollte jedes Gefühl in seiner Echtheit empfinden. Ich brauchte keinen Alkohol um betrunken zu werden. Durch Killers Aura wurde ich es. Mit einer leichten Kopfbewegung deutete ich auf den Medizinkasten, ablenkend.   „Einen Tupfer, Desinfektionsmittel, ein großes Pflaster und eine Mullbinde“, erklärte ich ihm knapp, „die Wunde ist nicht tief. Eigentlich braucht sie nicht einmal verbunden zu werden-“   Er tat es dennoch. Seine Handgriffe unprofessionell und laienhaft, mich dabei anfassend, als wäre ich aus zerbrechlichem Glas. Was mich missmutig knurren ließ. Ich bin ein Mann, verdammt! Der unordentlich angelegte Verband sah echt lausig aus. Schon jetzt wusste ich, dass er die Nacht nicht halten würde. Es war mir egal, vollkommen unwichtig. Die liebevolle Geste besaß den wahren Wert. Mit einem verträumten Halb-Grinsen betrachtete ich mir meine weiß umwickelte Schulter und legte mich dann gemütlicher hin. Mein Kinn auf meinen verschränkten Armen bettend, schloss ich meine Augen.   „Nicht schlecht für einen Kid-Piraten“, lobte ich ihn scherzhaft, bevor ich seine Finger wieder an meinem Körper spürte. Seine rauen Hände glitten meine Schulterblätter nach oben, kräftigen Druck ausübend. Leise stöhnte ich wohlig auf, als seine massierende Berührung durch meine gesamte Muskulatur fuhr. Killers grobe Hände fühlten sich verdammt gut an. Ihre Rohheit, schwankend zwischen Gewalt und rauer Zärtlichkeit, war ein angenehmer Kontrast. Wie Eis schmolz ich unter seinen erhitzten Fingern, mein Körper die totale Entspannung erfahrend. Jegliche Angespanntheit wich von mir, körperlich und geistig. Bei ihm konnte ich mich vollkommen fallen lassen.   In einer streichenden Druckbewegung wanderten seine Finger meinen Rücken hinab. Tiefer, immer tiefer. Sein über mir kniender Körper rutschte langsam nach hinten, sein lüsterner Blick weiter an mir herunter schweifend. Bis zu meinem abgehobenen Gesäß, auf das sich seine Augen fixierten. Mit ihnen seine Hände, die er um meine Hinternseiten legte. Schamlos knetete er sie, ohne Skrupel. Killer hatte freien Blick auf absolut alles. Weswegen die Hitze in mir aufstieg und ich mein Gesicht unter meinen verschränkten Armen vergrub, die mein wohliges Aufseufzen minder dämmten.   Noch nie hatte mich jemand dort berührt. Nicht mit dieser unmoralischen Intimität. Es fühlte sich seltsam an. Ein Gefühl der ungewohnten Art, in keinster Weise unangenehm. Killers hemmungslose Berührungen weckten eine Neugierde in mir, die ich bisher in den Untiefen meines Selbst verborgen glaubte. Die von sexueller Experimentierfreude. Wie in der Nacht in seiner Kajüte. Doch heute verlangte mein Körper mehr zu erfahren. In meiner gedämmten Stimme lag ein kaum wahrnehmbarer Klang der nervösen Erregung.   „Wie ist es mit einem Mann zu schlafen?“   Meine Frage von jener Zeit stellte ich deutlicher, in vollkommener Offenheit. Mein Wohlgefühl gab mir Mut. Killers Erfahrenheit nahm mir meine Zurückhaltung. Wenn er glaubte, die Farbe meines Overalls würde Unschuld bedeuten, hatte er sich skalpiert. Kein Pirat war frei von Unverdorbenheit. Doch schien Killer das Wort neu zu definieren. Sein Ego und seine Direktheit spielten in einer anderen Liga.   „Sollte die Frage nicht lauten: Wie ist der Sex mit mir?“, betonte er in sinnlichem Tiefklang, ein hörbares Schmunzeln begleitete seine natürlich melodische Stimmschärfe. Zur Verdeutlichung seiner Worte krallte er seine Finger fester in mein Fleisch. Dann beugte er sich zu meinem rechten Ohr, in das er verrucht hauchte. „Finde es heraus, Penguin.“   Verflucht... Seine perverse Seite macht mich schwach... Und stark zugleich...   Jetzt bin ich an der Reihe, ihm meine zu zeigen..., wurde mein Grinsen rebellisch, gezeichnet von Mut und Lust. Killers sündige Herausforderung war der Auslöser, welcher den Schalter der Hemmungslosigkeit in mir umlegte. Mit einer blitzschnellen Handlung – nach vorne kriechend, mich umdrehend und seinen Körper nach hinten stoßend – brachte ich Killer unter mich. Er schien mein Vorhaben erahnt zu haben, ließ es ohne Gegenwehr geschehen. Ein anerkennendes Schmunzeln zierte seine versteckten Gesichtszüge.   Killers maskierter Kopf lag auf dem Fußende des Bettes, wartend auf meine nächste Aktion. Erregte Erwartung ließ seine Atmung hörbar schneller werden. Seine muskulöse Brust hob und senkte sich sichtbar. Unter seiner Maske musste es unerträglich heiß werden. Vehement zwang er seine Hände dazu, ruhig zu bleiben. Zu Fäusten geballt, lagen sie neben ihm. Die Erkundung seines Körpers überließ er mir allein. Er wollte, dass ich meine lustbetonte Neugier an ihm stillte.   Entschlossen stützte ich meine rechte Hand neben seine Maske, auf die nachgebende Matratze, und beugte mich zu ihm herunter. Zärtlich drückte ich meine vor Aufregung zitternden Lippen auf eine blasse Schnittnarbe. Sie verlief diagonal über seinen Brustkorb, von seinen Rippen bis zu seinem Hals. Beginnend bei seiner rechten Brustseite ebnete ich mir eine Spur aus federleichten Küssen zu seiner linken Halsbeuge. Heiß flüsterte ich hauchend gegen seine pulsierende Haut.   „Sei mein Studienobjekt, Kira.“           ###           Penguins warmer Atem entflammte mein Blut. Seine bestimmenden Worte ließen mein Herz gegen meine Rippen preschen. Seit wann ist er so kämpferisch geworden? Fucking, macht mich dies scharf... Ein kraftvolles Muskelzucken jagte durch meinen Körper, als seine kühlen Fingerkuppen mich berührten. Meine Finger krallten sich fester in meine Handflächen. Wir bewegten uns auf der schmalen Klinge meiner letzten Selbstkontrolle. Wie lange ich mich zurückhalten konnte, war ungewiss.   Er reizt mich willentlich... Will meine Grenzen testen...   Ein Spiel mit der Kälte, die ihn verbrennen kann...   Unaufhörlich blickte er mich durch die Augenlöcher meiner Maske an. Sein intensiver Blick mir abenteuerliche Leidenschaft offenbarend. Schimmerndes Grün, umhüllt von einem verdunkelnden Schleier der Sinnlichkeit. Niemals verbarg Penguin seine Emotionen vor mir. Ließ mich jede von ihnen in ihrer Gänze erfahren. Selbst als sein Smaragdgrünes Seelenlicht Angst reflektierte, selbst als Verzweiflung seinen Lebensspiegel zerbrach. Selbst in den finstersten Schatten erlosch das Licht seiner innersten Sehnsucht nicht. Penguin folgte dem Irrlicht meiner Seele, bis in dessen Abgründe.   Ich spürte seine starken Gefühle über jede seiner Erforschungen. Im Gegensatz zu seinem Inneren ist Penguins Körper gar permanent kühl. Seine erkalteten Finger erkundeten meinen Oberkörper. Berührungen von unschuldigem Herantasten übergehend in begierigen Wagemut. Zentimeter für Zentimeter wanderten seine Hände langsam meine Bauchmuskeln herauf, unter seinem Atem leise jeden einzelnen Oberkörpermuskel benennend. In einer sanften Streichbewegung glitten seine Fingerkuppen weiter über meine rechte Schulter, meinen durchtrainierten Oberarm entlang, zu meinem aufliegenden Unterarm, dessen Handgelenk er locker umgriff. Ohne Krafteinwirkung zog er es zu sich, immer näher Richtung seinem Gesicht. Was mich dazu brachte, meine Faust aufzulockern.   Seine ruhige Aura zähmt die wilde Meinige... Penguin ist mein seelischer Ruhepol...   Innig blickte er mich an, indessen er mein Handgelenk zu seinen Lippen führte. Vorsichtig streckte er seine Zunge zwischen ihnen hervor, ehe er die kaum sichtbaren Venen meines Unterarms nach oben leckte. Ein Volltreffer. Dort, wo ich stets meine Sichelhalterungen trug, war meine Haut besonders empfindlich. Bei genauem Hinsehen konnte er die leichten Abdrücke der getragenen Metallgehäuse erkennen. In Sanftheit biss er in die Seite meines Handgelenks, dessen Hautton eine Farbnuance heller war, als mein sonnengezeichneter Körper. Trotz meiner kriegerischen Robustheit zeigten Penguins Berührungen nichts als hingebungsvolles Feingefühl.   Ich war Grobheit gewohnt, nicht aber Zärtlichkeit. Was wir hier taten war ebenso neu für mich, wie für ihn.   Wieso berührst du mich mit so viel Gefühl? Es ist unerträglich...   „Tue dies nicht, Penguin“, wiederholte ich in raunendem Flüsterton. Meine rauen Finger strichen über seine linke Wange, ehe sie sich in seinen Nacken legten. Zwiespältigkeit verfinsterten meine kristallenen Worte. „Zwing mich nicht dazu, dir weh zu tun.“   Ich kenne den Umgang mit Emotionen nicht... Weiß nicht, wie ich reagieren werde...   Ohne meinen Verstand fühle ich mich ungeschützt... Kann dich nicht vor mir beschützen... Nicht mehr...   Selbst ich kannte die Bedeutung von Furcht. Ich, der Furchtlosigkeit lebte. Der Kontrollverlust über meine eigene Stärke war das, was ich fürchtete. Meine Vernunft das Einzige, was meine Kraft beherrschen konnte. Penguin wusste um die Tödlichkeit meiner Hände. Wusste um die Zwiespältigkeit meiner Persona. Sie nahmen, was sie begehrten. Und ihr sehnlichstes Begehr war er.   Verlangen ist eine Schattenemotion... Von Egoismus und Besitzergriffenheit verfinstert...   Ich habe ihn bereits ins Dunkel gezerrt... Seine Reinheit beschmutzt...   Ich will ihn vor mir bewahren, ehe es zu spät ist...   Leicht schüttelte Penguin seinen Kopf. Erfühlte mein schattenhaftes Empfinden über sein Haki. Furchtlos blickte er mich weiterhin an. Schloss kurz seine Augen, sich mit seiner Wange gegen meine gröbere Berührung lehnend, ehe er sanft lächelte.   „Du wirst mich nicht verletzen“, sprach er leise zu mir, indessen er mich wieder ansah. Sein Blick zeigte mir bedingungsloses Vertrauen, welches er für mich empfand. „Ich treffe meine eigenen Entscheidungen. Habe längst entschieden, was richtig und falsch ist.“ Seine Lippen trafen zärtlich auf meinen vernarbten Handrücken.   „All das hier fühlt sich richtig an“, lächelte er gegen meine Haut, seine Stimme die vollkommene Selbstgewissheit. „Halte dich wegen mir nicht zurück. Sei du selbst, niemand anders. Du bist es, den ich will, Kira.“   Der Name, welcher Penguins Lippen verließ. Er klang anders. Nach Kira... als auch Killer.   Sein Herz rief nach ihnen beiden.   Hinter meiner Maske blitzte ein nachtblauer Schatten, welcher meine Augenfarbe in Gier tränkte. Reiner Gier, keine verdorbene.   Meine Lippen schmunzelten, überbrachten das Flüstern meines lodernden Innersten.   „So sei es... Wenn dies dein Wunsch ist, werden wir ihn dir nicht verwehren.“   Wie mit dem Knall einer Peitsche angetrieben, sprang die lauernde Bestie in mir hervor. Ausgehungert, sich nach ihm zehrend, über ihn herfallen wollend.   ...Es ist Jagdzeit...           ###           Killer richtete seinen Oberkörper auf, schlang seinen Arm um meine Hüfte und zog mich fordernd auf seinen Schoß. Meine Brust traf auf die seinige, seine fühlbaren Muskeln sich an die meinen schmiegend. Ich saß dicht gedrängt auf seiner Körpermitte, Haut an Haut, spürte das harte Pulsieren unter mir. Seit wann ist er...? Bei dem unzüchtigen Gedanken jagte ein Schauer über meinen Rücken. Hinab zu meiner Lendengegend, die sich erwartungsvoll zusammenzog. Mein Glied sich im Rhythmus erregter Herzschläge aufrichtend.   Zur Verdeutlichung seiner Lust rieb Killer seine Erektion in leichten Stößen zwischen meinen Arschbacken. Winzige Bewegungen, hart, mit effektiver Wirkung. Sie erweckten mein Verlangen, trieben es immer weiter, ließen das Blut durch meine Adern toben. Und lösten eine Kettenreaktion der Sünde aus.   Meine wachsende Männlichkeit, eingeklemmt zwischen unseren Körpern, presste erwidernd gegen seinen gestählten Bauch. Ich verlor die Kontrolle. Konnte meinen Unterkörper nicht davon abhalten, mich an ihm zu reiben. In kaum merklichen auf und ab Bewegungen nahm ich seinen Rhythmus an. Zeitgleich krallten sich meine Finger in seine Schulterblätter. Unser enger Hautkontakt niemals entzweiend.   Das hier war nur das Vorspiel. Nur ein Funke, der das lodernde Feuer der Leidenschaft entfesselte. Mir war verdammt heiß. Hitze stieg in mir auf, rötete meine Wangen in fiebriger Erregung, verschleierte meinen Blick in ihrem Dunstschleier. Killers Geruch. Meine Sinne fixierten sich auf ihn. Ohne Scheu vergrub ich meine Nase in seiner Halsbeuge, roch an seiner Haut, seinen Haaren, an ihm. Sein natürliches Körperaroma ließ mich gar trunken werden. Doch war er es, der meinen Gedanken mit rauchiger Stimme aussprach.   „Du riechst verführerisch“, hauchte er durch die Löcher seiner Maske gegen meine linke Ohrmuschel. Sein Atem kitzelte leicht, ließ mich leise erschaudern. Langsam und betonend flüsterte er mir zu, sein Stimmton tiefer und hungriger. „Du riechst... nach mir.“   Noch während er sprach, beschleunigte Killer seine Stoßbewegung, angefacht durch seine eigenen Worte. Das begleitende Beben ging durch unsere beiden Körper, brachte Fleisch und Blut in Wallung. Zusätzlich schlug er geräuschvoll auf meinen nackten Hintern, hob ihn, mitsamt mir an und änderte den Winkel seiner Positionierung. Ich kniete nun weiter erhöht über seiner Härte. Statt nach vorne, stieß er schräg nach oben, zwischen meine zusammengepressten Oberschenkel. Gleitend schob er sich zwischen meine Schenkel, seinen Schaft meine Hoden bei den unbeherrschten Bewegungen streifend. Stillen wollte er seine Triebe, sich zwingend zur Selbstkontrolle, aufhörend in letzter Sekunde.   „Noch nicht...“, mahnte er sich selbst und stoppte seine Bewegung abrupt. Zweimal atmete er tief ein und aus, dann fand er wieder zur vollständigen Fassung. Im Gegensatz zu mir, der ich in Gelüsten aufgelöst blieb. In neugieriger Erwartung verharrte ich reglos, wartend auf sein nächstes Handeln. Versuchte meine ungeduldige Aufregung zu zügeln, scheiterte, und gab meiner Wissbegier nach.   „Was wirst du mit mir tun?“ Meine Stimme klang zu erwartungsvoll, nicht so desinteressiert wie ich sie klingen lassen wollte. Gehorsamkeit verweigerte mir mein Körper. Einzig Killers Willen war er ergeben. Frustration mischte sich mit Ungeduld, als er mir amüsiert zuflüsterte; „Gedulde dich.“   Mein aufkommendes Knurren wurde von seiner geschärften Stimme unterbrochen. Widerstand nichtig werdend unter seinem dunklen Befehl, den mein Körper ohne Zögern ausführte.   „Kämpfe nicht dagegen an... Lass es geschehen“, löste seine finstere Sprachmelodie etwas in mir aus, gegen das ich mich nicht auflehnen konnte. Jeder Gedanke, jedes Gefühl galt ihm allein. Mein Hörsinn tauchte seine Silben in lustbetonte Dämmerung, schattenhaft und farbfinster. „Gebe dich mir hin, Penguin.“   Mit seinem Oberkörper drückte er mich nach hinten, sein Arm stützte meinen Rücken. Kampflos ließ ich mich fallen, dirigiert von ihm, bis ich die weiche Matratze unter mir fühlte. Mein Hinterkopf traf auf das Kissen. Meine halb-geschlossenen Augen blieben unbeirrbar an seiner Maske, die mir die Sicht auf seinen mir auflauernden Blick verwehrte. Seine rauen Finger wanderten meine Rippen aufwärts, fließend über meine Schultern. Links und rechts meine Arme entlang, bis zu meinen Handgelenken, die er in einer langsamen Bewegung widerstandslos zum Kopfende des Bettes führte. Dominierend pinnte er sie mit seiner Hand geräuschvoll gegen die kühle Wand, ehe er meinen von Sinnesreizen ergriffenen Körper seines Blickes unterzog. Seine intensiven Augen brannten sich in glühendem Frost auf meine Haut. Nichts blieb ihm verborgen, keine einzige Regung meiner erbebenden Muskeln unter ihm.   Rebellisch erwiderte ich seine berührungslose Erforschung. Blickte schamlos an ihm herab. Fixiert auf sein steifes Glied, an dessen Spitze ein Lusttropfen hinab perlte. Fallend auf meinen Bauch. Dann trafen sich unsere Augen erneut, seine von Metall verhüllten auf meine im klaren Nebelschleier. Mein Gier gefärbtes Augenlicht machte ihn schier wahnsinnig. Mit einem vernebelten Grinsen forderte ich seine Beherrschung abermals heraus.   „Mein Körper ist Dein. Tu es. Was auch immer du mit mir tun willst: Tu es, Kira-!“   Er küsste mich. Und mein Herz erschauderte.   Die instinktive Geste traf mich völlig unerwartet. Seine Maske über seine Lippen angehoben, versiegelte er die meinen zum Atem-, wie Herzstillstand. Ich hatte mit allem gerechnet, jeglicher Perversität. Nicht mit einem Kuss der rohen Zärtlichkeit. Und doch war er genau das; zärtlich und bestialisch, sanft und wild. Killers Lippen reflektierten all dies, trugen sein Innerstes nach Außen und ließen es mich intensiv spüren. Zu viele Reize überschwemmten meinen Körper, der seiner Gefühlsgewalt nicht standhalten konnte. Zitternd vor Hingabe lag ich unter ihm, erwiderte den Kuss mit unkontrollierbaren Lippenbewegungen, als könnten die Seinen mir mein Herz wiedergeben. Als wären sie es, die mich am Leben hielten.   Hungrig leckte er mir über meine Unterlippe, nahm sie zwischen seine Zähne und zog leicht an ihr. Willens öffnete sich mein Mund, aus dem ich hörbar Luft ausstieß. Eine angehauchte Whiskey-Note mit Minze umspielte meine schwache Atmung, die er mir sofort wieder raubte. Seine Zunge glühte im Fieber der Zuneigung, schlang sich besitzergreifend um die meine, rotierte mit ihr, als wäre sie seine dritte Klinge. Feucht, laut und alkoholisch war unser Zungenkuss. Ich schmeckte den Edel-Schnaps von ihm. Bildete mir ein, Kirschblüten und Weißlilien zu riechen. Fühlte die Hitze seiner rauen Lippen, hörte das leise Knurren seiner bebenden Brust. Es klang animalischer als das gezähmte meine.   Die Wildheit unserer innigen Zärtlichkeit klang langsam ab, doch blieb ihre Intensität in uns erhalten. Verlangsamt ebbte die Rotationsbewegung unserer Zungen ab, bis ihre Spitzen sich vor ihrer Trennung ein letztes Mal berührten. Eine dünne Speichellinie verband uns. Unsere Lippen vereinigten sich erneut, im Abschied gar tröstlich und liebevoll. Zart saugte ich an seiner Oberlippe, an der ich eine vernarbte Einkerbung erfühlte. Ein Schnitt, den ich besonders behutsam küsste. Schließlich lösten wir uns hektisch atmend voneinander. Killers hauchende Stimme klang heiser und gehetzt.   „Welche sexuellen Vorlieben hast du?“, fragte er mich plötzlich, eilig und ungeduldig. Flink schob er seine Maske über seine untere Gesichtshälfte und wartete auf meine Antwort. Mein Verstand konnte nicht aufholen, versunken bleibend in der innigen Liebkosung. Das warme Prickeln auf meinen leicht geschwollenen Lippen dauerte an. Mein Nebelfokus lag auf allem, nur nicht ihm. Weswegen Killer nun sein Knie zwischen meinen Beinen platzierte und dabei absichtlich meine vergessene Erektion streifte, um mich auf sie aufmerksam zu machen. Sofort wurde mein Körper, mitsamt meinen Gedanken von Lust geflutet.   Meine Vorlieben?, wiederholte ich seine Frage und sah ihn durch die Löcher seiner Maske an. Mein angestrengt nachdenkender Blick gab ihm Antwort; Ich kannte meine Vorlieben nicht. Selbst wenn ich welche hatte, konnte ich sie in diesem Moment der zerstreuten Gefühlswallung nicht benennen. Killers diebisches Schmunzeln nahm ich überdeutlich aus seinem Flüstern wahr.   „Lass sie uns entdecken...“   Ein leises Klappern folgte. Abwesend sah ich an meinem Körper herab, zu ihm. Dass er meine Handgelenke längst losgelassen hatte, realisierte ich nicht. Meine Arme verharrten weiterhin überkreuzt gegen die Wand hinter mir gelehnt. Halb fragend, halb interessiert entdeckte ich den Wolkenförmigen Koffer, den er neben uns auf der Matratze abstellte. Um ihn vom Boden aufzuheben, musste er sich kurz über den Bettrand beugen. Wie lange er bereits dort stand, wusste nur Killer, der ihn vorsorglich vorbereitet hatte. Ist er deswegen so lange im Bad gewesen? Seine Maske drehte sich in einer sehr langsamen Bewegung zu mir, als er den Koffer in Begleitung eines verzögerten Quietschen öffnete. Daraufhin zeigte er mir den Inhalt. Und ich wusste, dass sein Schmunzeln düsterer wurde. Spiralmuscheln in den verschiedensten Formen, Größen und Farben befanden sich darin.   Mit gehobener Augenbraue fragte ich ihn in leiserem Ton; „Diale...?“   „Erotik-Diale“, korrigierte er mich amüsiert. Dunkles Amüsement getränkt in erotischer Vorfreude. „Doch zunächst...“, ließ er seine Stimme tiefer klingen, schärfer, gefährlicher.   Lässig hob er seine Hand, ließ mich nicht aus den Augen und griff nach einer der Lianen, die in einer Vielzahl von der Zimmerdecke hingen. Locker zog er an ihr, sodass sie sich löste und teils auf seiner Handfläche, teils auf dem Bett landete. Geschickt bog er sie zu einer Art Peitsche, die er beidhändig vor sich hielt und fest spannte. Ein knallendes Geräusch durchschnitt die Luft, die von Killers Dominanz erfüllt war. Meine überreizten Sinne gaukelten mir vor, dass auch sein Geruch aggressiver wurde.   Mit dem Ende der Lianen-Peitsche strich er quälend langsam meinen Oberkörper einmal hinab und wieder herauf. Nahm meine von Malen unberührte Haut in Augenschein und beugte sich dann zu meinem Ohr, in das er erregt raunte.   „Soll ich sie zeichnen...?“, fragte er mich in einem umgarnenden Klang der finsteren Betörung. Mein Kopf nickte von selbst, mit wenig Kraft und noch weniger Willen. In diesem Moment hätte er alles mit mir anstellen können und ich hätte ihm mein Einverständnis gegeben. So war ich nicht. So kannte er mich nicht. Und so wollte er mich nicht.   „Wehr dich“, forderte er provozierend und leckte mir mit seiner Zungenspitze durch ein Maskenloch über meine empfindliche Ohrmuschel. Das intensive Gefühl jagte einen Stromschlag durch meinen Körper, wie die heftige Erschütterung einer Reanimation. Mir neues Leben einhauchend. Was mich augenblicklich handeln ließ.   Aus einem kämpferischen Impuls heraus stürzte ich mich auf ihn, riss ihn beinahe um, doch war seine Körperbeherrschung unerschütterlich. Kraftvoll biss ich ihm in seine Schulter, kurz, effektiv, brandmarkend. Das turnte ihn verdammt an. Leise summte Killer stöhnend. Dann entriss ich ihm die Liane, mit der ich ihn fesselte... Zumindest wollte. Killer war schneller, griff nach dem anderen Ende und lachte düster auf. Binnen weniger Sekunden hatte er die Liane um meine Hand geschlungen, die sie hielt, und machte sie bewegungsunfähig. Ich war auf seinen Trick der Provokation hereingefallen.   „Du solltest wissen...“, begann er und knotete meine Gelenke mit geübten Handgriffen zusammen. So schnell, dass es mir unmöglich war, mich dagegen aufzulehnen. Meinen verletzten, rechten Arm schonte er, lediglich meinen linken mit meinen Beinen fester verbindend. Mit einem letzten Griff zog er die mehrfachen Seemannsknoten felsenfest. „Ich bin ein Meister der Fesselkünste.“   Meine verschnürte Position war unangenehm, nicht aber schmerzhaft. Knurrend wandte ich mich vor ihm, mich so gut wie kaum bewegen könnend. Schließlich befestigte er das Ende der Schlingpflanze an dem mittleren Deckenseil, welches das Kopfteil des schwebenden Bettes über dem Boden hielt. Somit nahm er mir meine letzte Bewegungsmöglichkeit. Würde ich zu stark an der Fessel ziehen, würde das Wolkenbett womöglich zusammenstürzen.   Ich lag nun in einer halb auf Kopfkissen sitzenden, halb nach hinten durchgestreckten Position vor ihm. Mein rechter Arm lockerer zwischen den verschlungenen Gliedmaßen hinter meinem Rücken klemmend. Killer wusste, was er tat. Ein Laie auf dem Gebiet der Fesselung hätte die Gelenke und Wirbelsäule seines Partners überbelastet, vielleicht sogar geschädigt. Außer der leicht ziehenden Dehnung spürte ich nichts. Meine Gelenkigkeit – durch jahrelanges Karate-Training – spielte ebenfalls eine entscheidende Rolle hierbei. Wie gebannt betrachtete sich Killer sein Kunstwerk – mich – und strich mit seinen Fingerspitzen langsam über meine unmarkierte Haut, gar als wäre sie aus hauchdünnem Porzellan.   „Ich habe nie vorgehabt, sie zu verunstalten“, gestand er mir leise sprechend, sein verstecktes Schmunzeln in liebevolle Anerkennung getaucht. „Ein Pirat ohne Narben ist wahrlich außergewöhnlich. Ich besitze nicht das Recht, diese Rarität zu zerstören.“   Ist das ein Kompliment?, traf mich die Erkenntnis mit vollster, emotionaler Wucht. Killers plötzlicher Gemütswandel passte nicht zu seinem rauen Charakter. War für mich beängstigender und gefährlicher, als seine Todessensen. Er zeigte mir sein Innerstes, vor dem sich das meinige fürchtete. Davor fürchtete, das Wichtigste eines Heart -Piraten zu verlieren. Ich war verloren.   Mein fühlbarer Herzschlag jagte mein Blut durch meine Adern. In Verlegenheit drehte ich meinen Kopf zur Seite, mied seinen Blick und murrte unverständliche Worte.   „Seit wann verzichtet ein Kid-Pirat auf Zerstörung?“ Er verstand meine Frage trotz ihrer Unkenntlichkeit. Ihm entging meine peinlich berührte Reaktion nicht, schmunzelte leise über sie und unterstrich mit gefühlsbetonter Erheiterung seine gewisperte Antwort. „Ich zerstöre nicht offensichtlich. Die Kunst liegt darin, aus Trümmern sein Eigen zu erschaffen.“   Was meint er damit? Muss er gerade jetzt in Rätseln sprechen?   „Was meinst du damit?“, sprach ich meinen Gedanken flüsternd aus und sah ihn dabei nur flüchtig aus den Augenwinkeln an. Weswegen er nun mein Kinn locker umgriff und meinen Kopf kraftlos zu sich drehte. Meine Augen trafen auf seine, deren eisblauer Schimmer ich im Schatten seiner Maske kurz aufblitzen sah. „Dies weißt du selbst.“   Es stimmte. Tief in mir wusste ich die Antwort. Doch stritt sich sie vehement ab. Meine Taktik hieß Ablenkung. Jetzt war ich es, der den ersten Schritt tat. Mit mühevollem Aufwand beugte ich meinen gefesselten Oberkörper nach rechts. Ignorierte das warnende Brennen meiner verletzten Schulter und konnte mit meinem Kopf den neben uns stehenden Wolkenkoffer erreichen. Vorsichtig bettete ich mein Kinn auf dessen plüschigen Rand und grinste.   Willkürlich griff ich mit meinen Zähnen in die Dial-Box und hielt ihm eine Muschel hin, mit den gedämmt lustvollen Worten; „Aktiffiere sie.“   Ihre Form war flach, ihre Größe handgroß, ihre Farbe ein blasser Lavendel-Ton. Keiner von uns wusste, was sie bewirkte. Ein Klicken. Und wir erfuhren es. Das Dial verströmte einen seltsamen Duft, leicht nach Kirsche und Erdbeere riechend, aber auch herbere Naturgerüche besitzend, wie Zimt und Sandelholz. Beide konnten wir den Effekt genau deuten. Wir spürten ihn.   „Ein Aphrodisiakum“, sprach Killer nüchtern und sachlich aus. „Es verstärkt Begierden ohne sie zu verfälschen.“   Ich grinste herausfordernd, während ich meinen Körper wieder aufrichtete und er das aktivierte Gerät auf den schmalen Beistelltisch neben uns stellte. Meine Stimme klang kämpferisch.   „Wer von uns beiden wird wohl länger durchhalten? Jetzt kannst du mir deine Ausdauer beweisen.“           ###           Mit Vergnügen...   Der Anblick seines mir hingebenden Körpers brannte sich in meine erregten Sinne. Penguin war die Illustrierung meiner Selbstberührungen. Der der letzten Wochen und die der zukünftigen. Besitzergreifend fuhren meine rauen Finger über seinen ungezeichneten Oberkörper, indessen ich dominant in seine Augen blickte.   „Bewege dich nicht“, besaß meine scharfe Stimme kristallenen Edelschliff, „und sei gänzlich still.“   Ohne seinen Blick von meinem zu nehmen, gehorchte er. Vertrauen in ihm keinen Hauch Zweifel zulassend. Selbst wenn sein rechter Arm nur locker zwischen der Verschnürung klemmte, würde er ihn nicht bewegen. Weil mein Befehl es nicht zuließ. Dominierende Macht ließ meine Erregtheit auflodern. Glühende Lust durch meine Adern pulsieren. Meine Männlichkeit wild zucken, stolz stehen. Die berührungslose Tuchfühlung seines erotischen Blickes flammte über mein Glied.   Geschickt griff ich in meinen Instrumentenkoffer und nahm zwei kleine Rund-Diale an mich. Ihre Optik dunklen Muschel-Knöpfen ähnelnd, kleiner als ein weißer Punkt meiner nichtigen Bluse. In je einer Hand spielerisch ein Dial haltend, führte ich sie zu Penguins Brust und beugte mich schmunzelnd zu seinem Ohr. Sinnlichkeit tränkte meine gehauchten Worte in düstere Erregung.   „Ich will, dass dein Körper nach mir fleht, Penguin.“   Mit einem leise zischenden Geräusch saugten sich die beiden Diale an seine steifen Brustwarzen. Penguins Körper erbebte still unter dem intensiven Gefühl seiner empfindlichen Knospen. Den Drang sich zu winden unterbindend, meinem Befehl folge leistend. Vergeblich versuchte er das erstickte Keuchen zu unterdrücken, welches seine zitternden Lippen verließ. Eine gänzlich verführerische Melodie in meinen ausgeprägten Ohren. Jedoch...   „Ich habe dir verboten, zu stöhnen“, nahm mein Stimmton dominierende Dämmerung an. Als Bestrafung drehte ich die Nippel-Diale erbarmungslos und zog grob an ihnen, weswegen er sich fest auf die Lippe biss. Penguins Blick entschuldigend, gar wehmütig. Was mein Schmunzeln erregt umdunkelte. „Entschuldigung angenommen.“   Gar sanft strichen meine Finger über seine leicht geschwollene Brust, um seinen rötlichen Warzenhof. All mein Gefühl lag in dieser Berührung.   Ich zeige sie dir... Auf dass dein Herz sie sieht...   Erkenne meine Emotionen... Erfasse sie in all ihrer Intensität...   „Erfahre die Intimität meiner Leidenschaft“, hauchte mein erhitzter Atem gegen Penguins Halsbeuge. Langsam leckte ich seinen Hals hinunter, schmeckte ihn, seine Gänsehaut, sein zurückhaltendes Erzittern unter meiner Zunge. Genoss die Erwiderungen seines Körpers, welcher mir willens wurde. Wie heißes Wachs formten meine Finger sein gefügiges Fleisch. Hungernd nach mehr.   In einer leicht kratzenden Bewegung fuhren meine Finger seine Seiten abwärts, indessen ich mich aufrichtete. Blickte auf Penguin herab, mir sein Ebenbild meiner Sünden einprägend. Seine Augen halb-geschlossen, ihr dunkles Grün versunken im Rausch der Gelüste. Stoßartig atmend, zittrige Luftstöße hauchend, Wangen in erregtem Fieber glühend. Ergeben streckte sich sein Körper mir still entgegen, sein steifer Schwanz sich abhebend reckend.   Wie ungehorsam...   Meine Finger krallten sich grob in seinen Arsch, zogen seinen Körper kaum merklich zu mir, ihn in unbefriedigenden Stoßbewegungen gegen den Meinigen führend. Unsere Haut rieb im unrhythmischen Takt aneinander. Unsere Glieder sich lüstern treffend. Ein gieriges Raunen verließ meine Lippen, welche sich zu einem angehauchten Schmunzeln verdüsterten.   „Ich werde dich zähmen.“   Langsam ließ ich von ihm ab, sein gefesselter Körper vergebens versuchend, sich mir mit weiteren Stoßbewegungen zu nähern. Flink öffnete ich das rote Tuch, welches meine blonde Mähne zusammenhielt. Lockerte den Knoten in einer fließenden Fingerbewegung und hielt den Stoff in meinen Händen. Schmunzelnd führte ich ihn zu seinen Augen, als würde ich sie verbinden wollen. Tat es jedoch nicht. Legte ihm mein Hüfttuch stattdessen locker um seinen Hals, mit einer losen Schlinge verknotend. Tief sah ich ihm in seine Lust-schimmernden Augen, die Intensität meines versteckten Blicks spürbar.   „Schließe deine Augen“, befahl ich ihm, mein Flüstern ein Schattenhauch der Dominanz. Ohne Zögern kam er meiner Forderung nach, versiegelte seine Augenlider und wartete in nervöser Erwartung auf mein nächstes Tun.   Ein Klicken. Und der Mechanismus meiner Maske ward aufgeschlossen. Penguin würde seine Augen nicht öffnen. Würde seiner Neugier nicht nachgehen. Meinen Befehl nicht missachten. Dem war ich mir vollends gewiss.   Er vertraut mir – Ich vertraue ihm.   Unbewusst fühlte ich die kalte Luft an meinem Gesicht, welches ich enthüllte. Legte meine ausgezogene Maske auf die Matratze und tauchte hinab. Flüsterte heiß gegen Penguins Männlichkeit, ehe ich sie mit meinen Lippen umschloss und ihn meine Gier spüren ließ.   „Sei laut.“   Scharf sog er die Luft zwischen seinen Zähnen ein, kniff seine Augen fester zusammen und presste ein gedämmtes Stöhnen zwischen seinen Lippen hervor. Meinen Namen flüsterten sie atemlos zitternd, wie ein gefühlvoller Odem, jagten die Feuerbrunst der Leidenschaft durch mein Blut. Mit erregtem Atem hauchte ich gegen seine geschwollene Eichel.   „Sing ihn lauter... Lass mich meinen Namen hören, als würdest du ihn mir geben.“   Anfangs zurückhaltend, nach wenig Überzeugungsarbeit meinerseits immer lauter werdend, wiederholte er die vier Buchstaben, welche seine Herzschläge umrahmten. Geschickt liebkoste meine Zunge sein empfindlichstes Fleisch, genießerisch meine Augen schließend, indessen ich seinem gefühlsbetonten Gesang lauschte. Nie klang mein Name wahrer, nie vollständiger, als von seinen Lippen reflektiert.   Die orale Befriedigung wurde nichtig, gänzlich sekundär. An den Wert des intimen Momentes nicht heranreichend. Ein Augenblick von innigster Ekstase erfüllt. Zwei Körper, die einander sehnten. Zwei Piraten, die einander alles raubten. Reicher nicht werden konnten. Geteilte Seelen, die harmonierten. Leiber, die Eins werden wollten.   Bald... wirst du mich in dir tragen...   Ein salziger Lustvorbote auf meiner Zunge. Das unkontrollierte Zucken seiner Härte in meinem Mund und seine heiseren Rufe. Sie erfüllten mich. Nicht mehr lange und ich würde Penguin oral zum Kommen bringen. Nebensächlich griff ich nach der Gleitgeltube, welche ich öffnete. Tropfte das Gel auf meine rechte Hand und umschlang mit meinem linken Arm seine Hüfte, die ich zu mir zog. Tiefer drang er zwischen meine Lippen, indessen ich seinen Körper in einen geeigneteren Winkel brachte. Mit einem feuchten Geräusch fuhr meine Zunge ein letztes Mal vollständig über seine Länge, ehe sie zwischen meinen Lippen hervortrat.   Gier besessen blickte ich auf seinen neu positionierten Körper vor mir. Ein überaus reizender Anblick für mich. Fuck, Besinnung steh mir bei... Tief durchatmend, zwang ich meinen heftig pulsierenden Schwanz zur Geduld. Den Funken Selbstkontrolle behaltend, ehe meine Vernunft mich vollends verließ.   Penguin hat keine Erfahrung mit männlicher Intimität... Es wird schmerzhaft werden... Ich werde ihm weh tun müssen...   Werde sein Erster sein... Seine Unschuld rauben...   Es ist mir eine Ehre...   Meine lauernden Augen fokussierten sich auf sein aufgelöstes Gesicht, welches er mit noch immer geschlossenen Augen in seinen Nacken gelegt hatte. Jede kleinste Regung beobachtend, umgriff meine linke Hand seinen bereitwilligen Schwanz, ihn in grober Leidenschaft pumpend. Die angefeuchteten Finger meiner Rechten führte ich zu seinem Eingang, mein Zeigefinger langsam den Ring umkreisend und befeuchtend. Leicht verzog er sein Gesicht bei dem neuartigen Gefühl, seine Unschlüssigkeit sichtbar. Nicht sicher seiend, wo er das fremde Empfinden einordnen sollte. Selbst das Massieren seiner dezent erschlaffenden Erektion half nicht, sodass ich ihm leise zuflüsterte.   „Konzentriere dich auf meine Stimme... Lass sie dich führen“, wisperte ich ihm betörend zu, eine deutliche Reaktion erhaltend. Nickend keuchte er leise, sein Penis merkbar zwischen meinen Fingern wachsend. Kristallklar und erregend tief hauchte ich ihm gegen seine Lippen, welche ich besitzergreifend küsste. „Entspanne dich... Und nimm mich in dir auf, Penguin.“   Zeitgleich mit seinem Namen drang mein Finger beherrscht in ihn ein. Seinen erstickten Atemlaut mit meinen Lippen abfangend. Ihm mit einem aufrichtigen Schmunzeln dankend, den Kuss führend. Mit winzigen Fingerbewegungen weitete ich ihn, rieb ihn intensiv weiter und atmete den geräuschvollen seinigen ein. Wir teilten einen Atem. Nichtigkeiten gegen seine Lippen hauchend, nahm ich ihm seine Unsicherheit.   Als ich die Entspannung um meinen Finger fühlte, zog ich ihn aus ihm heraus. Nahm meine Maske, die ich mir mit einer letzten Lippenversiegelung aufsetzte und besah mir den Inhalt der Dial-Box. Meine Augen blitzten diebisch, als ich ein passendes Instrument entdeckte; Eine längliche Spiralmuschel, schmal und weißfarben, deren Spitze abgerundet war. Genügend Gel auf sie auftragend, sollte sie alsbald ihren Bestimmungsort finden.   „Sieh mich an“, befahl ich ihm dominierend, meine dunkle Erregung hörbar. „Sieh mir in die Augen, wenn du kommst.“   Penguins verschleierte Augen öffneten sich langsam, fixierten sich auf mich. Zeitgleich führte ich die kleine Muschel in ihn ein. Leicht weitete sich sein berauschter Blick, indessen die Gier des Meinigen sich intensivierte. Beinahe vollständig nahmen seine verengten Wände das Dial auf. Zögerlos drückte ich den winzigen Schalter an dessen Unterseite. Ein summendes Geräusch erzeugend, eine wirksame Vibration hervorrufend, welche er in all ihrer Intensität spürte.   Ungehemmt stöhnte er auf, reckte seinen Kopf in seinen Nacken und biss sich kraftvoll auf seine Unterlippe. Das heftige Zittern seines erschaudernden Körpers fuhr durch seine gesamten Muskeln, ließ ihn vor Lust zergehen. Fucking, ist das geil... Das brillierende Smaragdgrün seiner funkelnden Augen zerfloss beinahe in erotischer Ekstase. Fuck, fuck, fuck... Ich war derjenige, dessen Blick sich von seinem abwenden wollte. Von Lustgefühlen gar übermannt, kämpfend gegen den Kontrollverlust. Verbot mir mich selbst zu befriedigen, ehe er Befriedigung fand. Zügellos rieb ich ihn, schneller, leidenschaftlicher. Drückte zeitgleich mit dem Zeigefinger meiner anderen Hand das Dial rhythmisch in ihn. Rein und raus. In verschiedenen Winkeln.   „Killer- Nein- Warte-!“ Machtlos gegen seinen Orgasmus ergab er sich ihm. Als Penguin kam, brannte mein Herz in Inbrunst. „K- Kira... ahh!“   Er sah mir dabei direkt in meine Augen. In meine Seele.   Im Augenblick seines Höhepunkts legte ich meinen Arm impulsiv um Penguins Rücken. Drückte seinen Kopf mit meiner Hand an meine muskulöse Brust. Ihn nah bei mir haltend, ihn meinen wilden Herzschlag spüren lassend, wie er mich seinen Orgasmus. Das heftige Erzittern seines Körpers an dem Meinen unterbindend. Hektisch stieß sein heiserer Atem gegen meine Haut. Sein Liebessaft zwischen unseren engen Körpern vergessen, einzig die intime Nähe bedeutungsvoll. Minuten wie eine fühlbare Unendlichkeit vergehend, bis er seinen unstetigen Atem wiederfand.   „Verdammt- das- ich- ...Verflucht“, suchte er nach Worten, atmete hörbar durch und blickte zu mir auf. Sein Grinsen verwegen, Scham überspielend. „Wenn du jetzt aufhörst, schieß ich dir die Eier ab.“   Lautlos lachte ich auf. „Mutige Worte für jemanden, der sein Pulver soeben verschossen hat... und sich nicht bewegen kann.“ „Wo ein Wille ist, ist immer ein Weg; Mach mich los und ich zeig dir meinen Willen!“   Ein reißendes Geräusch, hervorgerufen von meiner Sichel, die präzise durch die Liane schnitt. Sichtlich überrascht über mein sofortiges Handeln, doch noch verlegener sprach seine leise Stimme mir wispernd zu. Aufrichtigkeit in seinen Augen reflektiert.   „Ich will... dich.“   „Wie ist es möglich, dass du noch erotischer bist?“ „Halt die Klappe und-“, wandte er seinen erröteten Kopf von mir ab, „... nimm mich.“   „Könntest du dies wiederholen? Ich habe dich nicht gänzlich verstanden.“ „Als ob. Du hast mich ganz genau gehört, Idiot!“   Schmunzelnd umgriff ich sein Kinn, mit welchem ich seinen Kopf zu mir drehte. „Gewiss... Dein Wunsch ist mir Befehl, Heart.“   Sein Giftblick war die pure Erotik. Meine Beherrschung fand exakt jetzt ihr Ende. Kurz strich ich ihm durch sein zerstreutes Haar und beugte mich dann zu seinem Ohr, welches mein betonter Atem streifte. Das zitternde Nachbeben seines Orgasmus an meinem Körper fühlbar.   „Ich werde dich spüren lassen, wie der Sex mit einem Killer ist.“           ###           Kira... Killer...   Erhört mich...   Ich will brennen... Auch wenn danach nur kalte Asche von mir bleibt...   Mein Körper glühte im Fieber der Ekstase. Pfade des Feuers über meine Haut züngeln. Meine Seele lodernd in Lust. Heiß. Mir war so verdammt heiß, dass ich glaubte, die flammenden Fesseln der Erotik würden sich in mich brennen. Tiefer, immer tiefer, bis zum Grund meines Innersten. Der Wunsch nach Befriedigung tobte in meinem Blut. Mehr. Ich brauchte mehr.   Wach auf!, plädierte ich an meinen schlafenden Freund. Mach jetzt bloß nicht schlapp!   Ungehemmt massierte ich mein erschlafftes Glied unter Killers lauerndem Blick. Die Hemmschwelle von Scham und Blöße längst hinter uns gelassen. Ab hier waren wir zwei Männer, die unmaskiert ihre primitivste Seite zur Schau stellten. Einander unsere menschlichen Abgründe zeigten, uns gemeinsam hinabrissen. Schmutzig und versaut. Das wird kein Sex – sondern der Gnadenstoß.   Kill mich... Bring mich dem Tod näher, als ich es je gewesen bin...   Meine Augen übermittelten ihm meinen Wunsch. Erweckten den Killer in ihm. Ich wollte nicht nur Kira; sondern einen verdammten Dreier mit beiden!   Mit einem nassen Geräusch rutschte das Dial zwischen meinen Arschbacken hervor. Landete vibrierend auf der Matratze. Das war der Auftakt der Körperkollision. Verschwitzte Muskeln prallten aufeinander, fiebrige Haut sich aneinander brennend, lechzende Finger Berührungen aufsaugend. Die Nippel-Diale auch die seinen erhärtend.   Im Fieberwahn riss ich sie von meinen geschwollenen Brustwarzen, attackierte die seinigen mit meinen befeuchteten Lippen. Lutschte, saugte, knabberte. Ein Kampf der Liebeslust. Unsere Körper unsere Waffen. Unter vollem Körpereinsatz. Kapitulation kam nicht infrage. Ich wollte ihn zum Stöhnen bringen. Stattdessen schnurrte Killer nur erregt. Was mich wütend machte, ihn nur amüsierte.   „Du bist fucking scharf, wenn du wild wirst“, reizte er mich, riss meinen linken Arm an sich, mit seinem Unterarm in meinem Rücken meinen Körper herum. Fixierte mich mit seinem Knie unter sich, raubte mir die Luft und erstickte mein knurrendes Keuchen. „Wenn deine Augen sich gegen mich wehren, will ich dich umso mehr verderben.“   Zwei abgehackte Atemzüge presste ich hervor. „Versuch's. Wenn du dich traust.“   Während er meine Beine mit seinem Knie auseinander schob, nahm seine dunkle Stimme eine tiefere Oktave an. „Du möchtest, dass ich dich ficke? Dann bitte darum.“   „Niemals.“ Noch ehe ich den gedämmten Laut hauchte, begann ich mich selbst zu fingern. Mein Finger in meinen Spalt zu tauchen und ihm zu zeigen, wie stark mein ungebrochener Widerstand ist. Selbst brachte es mir nichts. Wenn es nicht Killers Finger waren, erregte es mich nicht. Aber sein erbostes Knurren turnte mich an. Mein auf Oberschenkel liegender Penis wieder minder hart, während der pralle seinige schmerzhaft nach Erlösung sehnte.   „Zwing mich dazu, Killer.“ „Nichts lieber als das.“   Beherrschend zog er mein Handgelenk von meinem Eingang, dessen Zucken er gierend beobachtete. Das Lecken über seine Lippe hörbar. Grob zog er mein linkes Bein unter dessen Kniekehle zu sich nach oben. Fuhr mit seiner sichtbaren Zungenspitze der Länge nach die Innenseite meines Oberschenkel bis zur Kniekehle und genoss das Erschaudern meines Körpers vor ihm. Mein Bein auf seiner Schulter platzierend, nahm er sein erigiertes Fleisch in seine Hand, führte es zu meiner geweiteten Öffnung und strich provozierend mit seiner Eichel über meinen empfindlichen Lustring.   Ich spürte seinen Tropfen. Langsam zwischen meinen Backen herablaufen. War halb-hart. Rieb mich ihm entgegen. Fühlte den prickelnden Hautkontakt in all seiner Intensität. Wir keuchten. In angehauchten Stößen fickte er mich trocken. Quälend unbefriedigend.   „Mehr“, flüsterte ich stockend, „gebe mir mehr von dir.“   „Wiederhole dies.“ „Ich-“ „Laut und deutlich.“ Mein Herz stotterte. „F-Füll mich... mit dir. Bitte!“   In sexueller Unrast warf er mir die Tube zu, die ich unbeholfen auffing. Sein dunkler Befehl war unmissverständlich.   „Reib ihn ein.“   Mit zittrigen Fingern öffnete ich gehetzt den Verschluss, verteilte das Gel auf meiner Handfläche, die sein unbeherrschtes Glied umschloss. In eiligen Auf und Ab-Bewegungen bereitete ich ihn hektisch für den Einlass vor. Als es genug war, schubste er mich dominierend nach hinten, sodass mein Rücken haltlos in der Matratze aufkam. Wir konnten nicht mehr warten, wollten es. Jetzt.   Killers Stimme. Die Dominanz selbst.   „Empfange mich. Den Schmerz, die Lust, die Befriedigung.“ Seine pulsierende Eichel an meinem wartenden Gegenstück. „Schrei vor Ekstase, vor Verlangen, vor Gier.“ Spürbar durchdrang er meinen Lustring. „Und verbrenne mit mir in Leidenschaft.“ Ein Stoß. Langsam in mich eindringend. Tief. Gottverdammte Sch-!   „Beiß mich, Heart!“   Impulsiv vergrub ich meine Zähne in seinem abstützenden Handgelenk neben meinem Kopf. Unterdrückte den Aufschrei, dessen Lautstärke nicht gedämmt werden konnte. Es schmerzte. Höllisch. Zerriss mich gar innerlich. Ließ meinen Blick wässrig werden.   Er war nur halb in mir. Stoppte. Wartete. Konnte nicht mehr warten, tat es dennoch. Die Zeit stand mit ihm still. Mein wallendes Blut rauschte in meinen Ohren, mein Atem zittrig und kaum zu beruhigen.   Einatmen... Ausatmen...   Ein scheues Nicken meinerseits. Und er schob seine mächtige Länge weiter. Tiefer. Ich spürte seinen Puls in mir. Fokussierte mich darauf, während ich meine Zähne fester in seine Haut grub. Sie durchbrach, eine weitere Narbe hinterließ. Ihn markierte, den Moment für ewig festhaltend. Schmeckte sein Blut, roch unsere Lust, hörte sein dunkles Aufstöhnen. Spürte jeden Zentimeter von ihm.   Killer. ist. in. mir. Vollständig.   Der intime Gedanke löste einen heiß-kalten Schauer in mir aus. Ließ meine Wangen glühen, berauschte meinen Verstand und raubte ihn mir. Innigkeit jeglichen Schmerz ersetzend. Wir waren Eins geworden. Vervollständigt.   Laut und unkontrolliert atmeten wir. Brauchten den Moment der Besänftigung. Sanft hauchte ich schwache Küsse auf sein verletztes Handgelenk, sah ihn an, genoss den Augenblick der vollkommenen Vereinigung. Ließ alle Eindrücke auf mich wirken, fühlte sie. Fühlte... das genoppte Ring-Dial an Killers Schaft-Ende. Wann hat er...?   Dieser miese Halunke betrügt! Moment. Wenn das Dial seinen Orgasmus hinauszögert, schluckte ich schwer. Oh verdammt...   Ich war bereit für ihn, ja. Aber nicht bereit für das. Seine Potenz. Wenn ich diese Nacht überlebte, würde ich wohl das Laufen neu lernen müssen.   Erregt flüsterte er mir gar stolz zu; „Spürst du... wie tief ich in dir bin?“   Meine Wangen aufflammend, nickte ich, drehte meinen Kopf nicht weg. Schaute ihn intensiv an, blickte dann an mir herunter und sah es. Unsere innigste Verschmelzung. Langsam gewöhnte ich mich an das Gefühl der Vervollständigung. Meine Enge umschloss Killers Erektion, deren Beschaffenheit ich erfühlte, bis zur letzten Ader. Durch meinen ersten Klimax war ich überempfindlich geworden. Nahm Reize fühlbarer auf. Mein Körper war zu seinem Instrument geworden. Killer der Dirigent, welcher mich führte.   „Lehre mich die Lust...“, hauchte ich ihm im Fieber zu, „und zerstöre mich.“   Ich fühlte, dass er schmunzelte. Gar inniglich. Fühlte mich ihm auf allen Ebenen verbunden. Verbundenheit mir Sicherheit gebend, sodass ich mich vollkommen fallen ließ.   Killer musste das merkbare Zucken in mir spüren. Spüren, wie sich meine Wände um sein Glied entspannten. Ihn aus halb-geschlossenen Augen ansehend, mein funkelnder Blick im Schleier der Begierde gehüllt, grinste ich ihn benebelt an. Wollte irgendetwas sagen, was nichtiger nicht sein konnte.   Ich... spüre dich... Und du weißt es...   Weil du es selbst empfindest...   Kira stieß in mich. Gefühlvoll, gar in liebevoller Zurückhaltung. Wartete. Zog sich halb aus mir. Stieß erneut zu. Füllte mich wieder aus. Es schmerzte noch immer, doch mit jedem Stoß weniger. Den Schmerz ertrug ich für ihn. Es gibt nichts, was diesen Moment intensiver machen kann-   „Verd- ahh... mmt!“ Was...? War das meine Stimme?   Kira schmunzelte diebisch. „Gefunden...“ Und knallte abermals gegen meinen Lustpunkt, der meine Stimme vor elektrisierender Intensität verfremdete. Das Gefühl wie tausend Patronen, die meinen Körper trafen. Abrupt drückte ich meinen Rücken durch, krallte mich ins Bettlaken und verlieh meiner neu entdeckten Vorliebe schamlos Ausdruck. Bestimmend änderte er den Stoßwinkel, hielt mein linkes Bein mit sanfter Gewalt oben und belauerte mich durch seine Maske. Nichts blieb ihm verborgen. Nicht meine Mimik, nicht meine Laute, nicht der Anblick, wie er sich in mir versenkte. Zwischen zwei präzisen Stößen, raunte er mir erregt zu.   „Du machst- mich süchtig- Fuck!“ Ein Treffer, zwei feurige Stromschläge. „Sing- Nnnngh... mit mir!“   Beide waren wir gefangen in Sinnlichkeit, innig durch fleischliche Gelüste verbunden. Keiner hielt sich mehr zurück, der Raum erfüllt von unserem Duett der Lust. Immer, wenn ich aufstöhnte, folgte von ihm ein liebevolles und stolzes Grinsen in Verborgenheit. Immer wieder versank er in mir, genoss den Anblick meines zerstreuten Selbst, dessen zertrümmernde Welt er einnahm. Zerstörte und aufbaute. Mein Ich von ihm kreiert. Aus mir sein Eigen Kunstwerk erschuf.   Kira wurde merklich schneller, seine Stöße in eine fließende Bewegung übergehend. Wie die vertrauten Wellen der Grandline. Rammend in mich, gegen mich, ließ er mich den Sturm des Ozeans fühlen. Beherrschend umgriff er meine steile Männlichkeit, stimulierte sie im Rhythmus seiner Stöße. Das schaudervolle Prickeln meiner empfindlichsten Haut spürte ich intensiver denn je. Die doppelte Stimulierung war unerträglich erotisch. Trieb mich beinahe zu meinem zweiten Höhepunkt. Nur beinahe. Er hatte andere Pläne.   „Reite mich.“   Ein Befehl. Ein Wunsch. Ein Verlangen. Und ein impulsiver Stellungswechsel. Er überließ mir die Zügel der Leidenschaft. Weil Kira mein Erster war. Mein Einziger.   Er unter mir liegend, ich über ihm kniend. Ein intensiver Blick. Ehe ich mich langsam auf ihm niederließ. Ihn erneut in mir aufnahm. Das Eindringen sich in Zeitlupe verzögernd. Meine Finger krallten sich in seine Brustmuskeln, seine Finger in meinen Arsch, den er spreizte. Ein provokanter Schlag auf mein nacktes Fleisch. Das knallende Klatschen hallte viel obszöner nach.   Ich ritt ihn. Immer schneller, intensiver. Dirigierte seine Härte nach meinem Begehr. Hinterließ Kratzspuren auf seiner gezeichneten Haut, ließ meinen verschleierten Blick niemals von seiner Maske, die für mich nicht existierte. Ich sah mit meinem Herzen, fühlte mit meinem Haki, erlebte mit meiner Seele.   Kein Körperbündnis – Ein Seelenbund.   Meinen zweiten Orgasmus wollte ich so lange wie möglich hinauszögern. Den Moment gefangen halten, ihn auf meine Haut bis zu meinem Innersten einbrennen. Wurde deswegen langsamer, bewegte meine Hüfte statt auf und ab, vor und zurück. In einem Winkel, der ihn meinen Lustpunkt nicht treffen ließ. Was er sehr wohl merkte.   Noch nicht... Ich will noch nicht-   „Komm.“ Befehlende Erregung. „Und zerbreche.“   Plötzlich zog er sich aus mir. Ohne jegliche Vorwarnung änderte er erneut unsere Positionen. Richtete sich leicht auf, griff unter meinen Hintern, den er unbeherrscht anhob und entriss mir jedwede Macht. Statt zu knien, konnte ich mich nur notdürftig mit meinen Füßen stabilisieren. Stützte meine Handflächen haltsuchend auf seine Schultern, hing halb in der Luft. Er allein gab mir Halt. Und den Gnadenstoß.   Punktlandung. Ich kam erneut. Viel zu früh. Erzitterte heftig unter der übermächtigen Welle der Erlösung. Mein Atem setzte aus, mein Herzschlag schrie, mein pochender Penis bis zum letzten Tropfen leer. Abrupt knickten meine Beine weg, meine Hände klammerten sich hilflos um seinen Rücken, verfingen sich in seiner Mähne. Mein bebender Körper vornüber fallend, gegen ihn, mein Kopf an das Metall des seinen lehnend. Die Lawine der Lust entriss mich aller Sinne, fegte mich weg und begrub mich unter sich.   „Kannst du mein Verlangen spüren, Penguin?“   Erbarmungslos drang Killer weiter in mich ein, hielt mich an meiner Taille oben, krallte seine Finger fest in mein Fleisch. Ließ meinen Orgasmus immer intensiver werden, mein Erschaudern in unkontrollierte Muskelzuckungen übergehen, meine Stimme lauter werden. Flüche, sein Name, halbe Worte und Vokale mischten sich in ein Wechselgebet aus ausgedehnten Stöhnrufen.   Die Grandline drehte sich, meine Sicht vor meinen glanzerfüllten Augen unklar und verschwommen. Meine anderen Sinne dafür schärfer, fokussiert auf die nassen Geräusche, das spürbare Eindringen, seine tiefen Lustlaute. Alles verzerrt vor tiefster Erregung. Killer brachte mich an die Grenze zwischen Irrealität und Bewusstlosigkeit.   Ich- I-Ich...   „I-Ich kann n-nicht mehr“, hauchte meine heisere Stimme flehend. „Kira, ich-“   „Schweig.“ Unaufhaltsam befriedigte er sich an mir. „Und leide.“ Sein Becken erhöhte abermals die Intensität seiner zielsicheren Stöße. Wurde tiefer, aggressiver, agierend in animalischer Besitzergreifung. Killers Stimme die Dunkelheit selbst reflektierend.   „Leide unter meiner Liebe.“   L-L-L-? Mein ausgepusteter Kopf bekam keinen Gedanken mehr zustande. Ich hatte mich verhört. Definitiv. Im sexuellen Rauschzustand klangen seine Worte wie in Watte gedämmt. Und dennoch... fühlte ich ihre Bedeutung. Fühlte sie mit jedem Stoß, jeder Innigkeit, jedem Impuls. Mein Lächeln war manisch. In vollkommener Erfüllung ertrunken.   Mein von Euphorie durchströmter Körper erschlaffte. Zeitgleich legte ich meine Arme liebevoll um seinen Nacken und bettete meinen Kopf in seiner Halsbeuge. Nur noch unterschwellig nahm ich seine leidenschaftlichen Bewegungen wahr. Benebelt von seinem Geruch, der süßliche Duft seiner Haare, die meine Nase leicht kitzelten. Lauschte seinen atemlosen Klängen und seinem wilden Herzschlag. Ich wusste, dass sein Herz in diesem Moment nur für mich schlug.   Es war die sinnlichste Qual, die ich jemals erfuhr. Wie lange wir in intimer Zweisamkeit verblieben, wusste ich nicht. Es war eine greifbare Ewigkeit, welche viel zu schnell zur Zeitlichkeit wurde. Doch auch darüber hinaus blieben wir inniglich verbunden.   Als Killer Befreiung fand, in mir kam, sich schubweise ergoss, driftete ich in die lichterfüllte Dunkelheit meines Geistes. Übertrieben glücklich, lächelnd, durch ihn seelisch vervollständigt.   In diesem Augenblick war ich kein Pirat der Freiheit. Sondern ein Heart des Friedens.       ~*~       Als ich erwachte, dachte ich ich wäre im Himmel – Ha! Es war doch nur Skypia. Moment... Jeder Themenbereich hat einen zweideutigen Namen... Wie heißen eigentlich die 'Himmels Inseln'?   Okay... Ich will's nicht wissen, aber kann's mir alle Mal denken...   Ich fühlte mich wie von einem Schiff überfahren, kaum bewegungsfähig. Doch auch erholt und erfrischt. In meiner geistigen Abwesenheit hatte Kira wohl alle Indizien der Zweisamkeit beseitigt und mich ebenfalls gewaschen. Der Gedanke beschämte mich. Wir haben wirklich miteinander geschlafen... Meine Augen öffnete ich nur zögerlich und vorsichtig. Bis ich sie aufriss.   Es war bereits Morgen. Weit nach Sonnenaufgang. Stunden nach Laws Untersuchung! Wie vom Counter Shock getroffen wollte ich aufspringen, aber gehorchten mir meine Muskeln nicht. Nicht mal mich aufzurichten schaffte ich, war gezwungen liegen zu bleiben. Seufzte. Klasse... Law wird mir nicht die Hölle heiß, sondern den North Blue kalt machen...   Plötzlich hörte ich eine Stimme, die nicht Kira gehörte. „Gib mir Peng wieder!“ Shachi. Mist. Ich hatte ihn nach der Kopfgeldjäger-Sache nie zurückgerufen. Er klang erbost, doch zeitgleich leicht weinerlich, was er zu verbergen versuchte. „Nochmal lass ich ihn mir nicht von dir wegnehmen!“   Kira lag neben mir im Bett, sein Rücken lässig an das Kopfende gelehnt. Mit seinem Arm zog er mich fest an seine Brust, in seiner anderen Hand meine Mini-Teleschnecke haltend. Die honigfarbenen Augen der Schnecke waren leicht glasig. Sie trug keine getönte Brille, was bedeutete, dass Shachi sie ebenso nicht trug. Kiras Antwort war ein einfaches; „Nope.“   Was die Mini-Schnecke dazu brachte, ihren Kopf geknickt zu senken, die Gestik ihres Besitzers spiegelnd. „Aber- Aber-“, wurde Shachis schwacher Stimmklang immer leiser. „Ich brauche Peng-Peng doch...“   Oh nein... Shachi wird sentimental... Das kann kein gutes Ende nehmen...   Ich will ihn nicht traurig sehen... Stimmbänder bewegt euch, verdammt!   Kira warf mir einen Blick aus den Augenwinkeln zu. Sah mir dabei zu, wie ich vergeblich versuchte, meinen Arm zu bewegen, um nach der Schnecke zu greifen. Er hielt sie extra aus meiner Reichweite. Kiras plötzliche Wesensveränderung war spürbar.   „Penguin ist Mein“, sprach er in scharf aggressivem Stimmton, unwiderruflich, unerschütterlich. Als wäre er... eifersüchtig? Auf wen? Auf Shachi?   Sein Griff um mich verfestigte sich, drückte mich näher an sich, was mir mein malträtierter Körper nicht dankte. Unbewusst stöhnte ich leise schmerzerfüllt. Sofort lockerte er seinen Griff minder. Zu spät.   „Peng?!“ Die Sorge selbst tränkte Shachis Worte. Die Flut an Fürsorge unaufhaltsam. „Geht's dir gut? Wo bist du? Wie kann ich dir helfen? Wo soll ich dich abholen? Was hat er mit dir gemacht?“   Die letzte Frage sollte er bereuen. Killer – der miese Mistkerl – schmunzelte amüsiert, viel zu amüsiert.   „Was ich mit ihm gemacht habe?“ Wehe dir! Verkneif's dir! Wag's dich bloß nicht! „Nun... Ich habe-“   „Mich untersucht!“, schoss das Nächstbeste über meine Lippen, was mein schwammiger Kopf zusammenwürfelte. „Er hat mich untersucht und mir eine...“, nuschelte ich die letzten Worte. „...Injektion gegeben.“ Verdammt ist das peinlich... Begrab mich doch bitte jemand...   Stille auf beiden Seiten. Einmal atmete ich tief durch und redete an Shachi gewandt weiter. „Kannst du Law sagen, dass...“ Komm schon, Peng, du schaffst das. Sprich es einfach aus und bring's hinter dich. „Ich seinen Rat befolgt und... die Behandlungsmaßnahme durchgeführt habe?“   'Diagnose; sexuelle Hypoglykämie.' Laws 'Therapievorschlag' will ich nicht mal denken...   „Wie überaus erfreulich. Meinen Glückwunsch zur vollständigen Genesung, Peng-ya.“ Ich will tot umfallen- Halt. Ich liege ja schon halbtot hier...   „Trafalgar Law“, erhob nun Killer seine neutrale Stimme, die ihre monotone Unerschütterlichkeit beibehielt. Die Monotonie des Eises Kälte. Was er dann sagte, ließ meinen Mund offen stehen und mein Innerstes gefrieren. „Dein Vize wird nicht zu euch zurückkehren. Jedwede Beschwerde nimmt mein Captain entgegen. Adieu.“   Damit legte er auf. Er. legte. einfach. auf! Doch damit nicht genug. Ein lautes Knacken. Und er hatte das Schneckengehäuse in seiner Faust zerdrückt. Das Weichtier überlebte zwar, doch war die Kommunikationsfunktion hinüber.   Geschockt, völlig perplex fragte ich ihn leise; „Was... meinst du damit?“ Plötzlich nahm seine Stimme einen verzerrten Klang an. Es war nicht mehr Kira, mit dem ich hier sprach.     „Du gehörst gänzlich mir, Heart.“ Ein finsteres Flüstern der Düsternis.   Wie hypnotisiert sah ich zu ihm auf. Mein Herz erschaudernd, mein Puls flammend.   Auf seiner linken Brustseite liegend, erfühlte ich sein besessenes Herz. Besessen von mir.   Über das Grün meiner Augen flackerte der Schatten, welcher einst ihm gehörte. Der nun mich ergriff.   Plötzlich fanden seine Finger seine Maske. Ein endgültiges Klicken. Und er zog sie unter meinem Blick aus.   Langsam... enthüllte er es. Sein Geheimnis.   Sein Lächeln eiskalt. Sein Blick im starken Wesenskontrast. Seine unglaublich intensiven Augen.   Ich sah in seine Seele. Sie trug mein Licht.   ...Shambles...     Die Augen des Killers... sind das Letzte, was sein Spiegel erblickt.   Ehe das Bild zerbricht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)