Shambles von blackNunSadako ================================================================================ Kapitel 5: Lebe deine Träume ---------------------------- Das Herz ist ein Einzelkämpfer; Ein unbewaffneter Soldat, der jeder in uns trägt.   Hält Leben aufrecht, bis zum letzten Schlag, kämpft ungesehen für die Existenz des Einzelnen, blutet leise, ohne zu verbluten.   ...Und ist dennoch das Zerbrechlichste.   In Stille bricht es zusammen, mit ihm die autonome Welt, Seele, wie Körper entzweiend.   Ein Stich ins Herz lässt es ersterben, dem Tod so nah und doch fern erscheinen.   Nicht durch eine Lanze, nicht durch die Spitze einer Sichel; Die tödlichste Wunde schneiden Worte.   Leben bedeutet fühlen. Das Risiko einer Herznarbe einzugehen.   Emotionen sind ein Abenteuer. Eine Mutprobe; Viel mehr die Chance zur Lebendigkeit.   Mein Käpt'n würde das Herz als muskuläres Hohlorgan beschreiben. Doch ist es wirklich von Leere erfüllt?   Niemand kennt die Leere besser, als der Mann, dessen Room stets nur er selbst betritt.   Keiner würde freiwillig seinen Operationssaal begehen... Es sei denn er steht an der Seite des Herzchirurgen.   Jeder Heart-Pirat vermag ein Einzelkämpfer sein, zusammen jedoch können wir nach dem One Piece greifen.   Unseren Jolly Roger tragen wir auf der linken Brustseite; Er gibt uns Schutz und Sicherheit, wo wir am Verletzbarsten sind.   Unsere Herzfrequenz schlägt im Einklang, kann durch nichts erschüttert werden...   ...Außer dir.   Seit ich bei dir bin, verblasst mein Herz. Ist nur noch ein dämmendes Licht.   Umdunkelt von Schatten, genährt von Zweifeln, getrübt von e-Moll-Klängen.   In Stunden der Vereinsamung wird die Schwärze finsterer, gewinnt an Macht, lässt mich verdammt einsam fühlen.   Warum hast du mich allein gelassen, Killer?   Komm zurück... Zurück zu mir...   Und sei der Schatten, der über mich herfällt.       ~ 鵬 ~       Düsternis. Verlassensein. Wehmut. Im Dämmerschlaf lag ich hier. Verwirrt. Nachdenkend. Mich dem Schwermut meines Innersten hingebend.   In Killers entseelten Kajüte war es still. So still, dass ich gar die Dunkelheit hörte. Die schattenhafte Lebensmelodie ähnelnd einem unsichtbaren Flüstern, dessen Düster-Klang immer und immer lauter wurde. Endend in einem erstickten Aufschrei.   `Geh nicht´..., vernahm ich meines Seelenbilds flehende Stimme. `Geh nicht zurück´...   Die Pinselstriche der Vergangenheit zerfließend auf seelischer Leinwand. Tupfer um Tupfer verfinsternd zur Unkenntlichkeit. Bis die dämmergraue Farbe still tränend zu Boden tropfte. Die Erinnerungen an mich selbst verzerrten bis zur Obskurität. Ein einstmals farbenprächtiges Portrait von mir, das von Schwarz entstellt einem grässlichen Monstrum glich.   Vor innerem Auge sah ich die Schattengestalt meines Selbst. Der verblassten Figur, welche ich einst war. Niemals wieder sein wollte.   Das bin nicht ich... Das bin nicht ich... Nicht mehr...   Versiegelte Augenlider waren die Schergen düsterer Dämonen. Lauernd auf die Stunden der Schwäche. Angreifend in Tücke und List. Nachts suchten sie die Zweifelnden heim. Selbst ohne die Fähigkeit des Sehens, konnte ein Blick ins Innere nicht abgewendet werden.   Ich will diese Erinnerung nicht sehen...   Gefangen zwischen Gegenwart und Vergangenheit, klammerte ich meine Hände in die Außenseiten meiner Kappe. Halt an ihr suchend, doch keinen findend. Sie verkörperte meinen untergehenden Rettungsanker. Ich mit ihr hinab in die Tiefe sinkend.   Das friedlose Dunkel war mein Begleiter. Der stumme Fährmann, welcher mich über das schwarze Meer meines Innersten brachte. Hin zur Endlosigkeit meiner farblosesten Erinnerung. Die Kälte der Holzdielen unter mir glich den leblosen Fingern der Einsamkeit. Meine Isolation sich wie eine Eis bedeckte Kuppel um mich entfaltend, die nicht die familiäre Wärme des Rooms meines Käpt'ns trug.   Ein einsamer Mann war ein gebrochener Mann. Jeder Riss eine neue Bruchstelle im gefrorenen Untergrund. Splitter um Splitter das Eis zeichnend. Bis der Boden brach. Und man ihn unter sich verlor.   Mir ist so kalt...   Ein North Bluer konnte sich nicht an die Kältezone der Verlassenheit gewöhnen. Selbst Schneeflocken waren vereinsamt des Überlebens unfähig. Das Klima des North Blue reichte nicht an die verwitternden Temperaturen der Erbarmungslosigkeit heran. Ohne seine Familie war ein Einzelner nichts. Allein schaffte er es nicht. Er brauchte Verbündete. Und wenn es nur ein Einziger war, dem er vertraute. Ein Gefährte, der ihn nicht im Stich ließ.   Wo bist du, wenn ich dich brauche? Bleichende Fragen ungehörter Gedanken, welche niemals ausgesprochen werden würden. Warum bist du es, an dem ich festhalte?   Leere Nachtrufe, hallend über den Ozean, schwindend am lichtlosen Horizont. Das Bullauge der Kajüte offenbarte den Blick ins Nichts. Ich lag unter dem Fenster. Frierend, nicht schlafen könnend. Weil er nicht hier ist...   Niemals würde ich zugeben, dass er mir fehlte. Niemals aussprechen, dass ich seine Gesellschaft ersehnte... ihn brauche. Auf ihn wartete, egal wie lange.   Selbst wenn er nicht bei mir war, verwirrte er mich. Es war ein stetiger Kampf, den ich mit mir selbst führte. Gegen ihn. Gegen das Gefühl der Machtlosigkeit, das er mich fühlen ließ. Als wir die Winterinsel erkundeten, fragte er mich, ob ich meine Antwort gefunden hätte. Ich bejahte. Und auch jetzt noch würde ich sie ihm gleich beantworten. Die Frage, ob ich begann ihm zu vertrauen.   Ich sollte es nicht tun. Jedoch verlor ich gegen mich. Habe ich denn eine Wahl? Wenn mein Herz über meinen Kopf siegt...   Verflucht seid ihr, Gefühle! Verdammt seist du, Massaker Soldat!   Solange ein letzter Funke Kampfgeist in mir steckt, werde ich dagegen ankämpfen!   Noch immer kam er nicht wieder. Weiterhin war ich allein in seiner Kajüte. Mein müder Blick schweifte von dem Bullauge über mir zu seinem leeren Bett am anderen Ende des Raums. Komm zurück- Nein, bleib mir fern! Stur schloss ich meine Augen und zwang mich zum Einschlafen. Mein letzter Gedanke galt meiner Crew. Im Jetzt gaben sie mir Stärke. Im Vergangenen beherrschte mich Trostlosigkeit.   Heute träumte ich nicht. Ich lebte die Erinnerung. Als stiller Beobachter des Schattens meines einstigen Selbst.     . . .     „Riku.“ Die erboste Stimme von Shachis Tante. Mit Gift und Verachtung zischte sie meinen Namen. Ließ meine kindliche Figur zusammenfahren, zitternd wie Espenlaub. Unter ihren zürnenden Augen legte ich die Scheibe schimmelndes Brot zurück auf den fleckigen Teller. Machte mich kleiner, senkte meinen Kopf. „Du warst ein böser Junge, Riku.“   Ihr dickbauchiger Mann griff nach seinem Spazierstock. Dem abgenutzten hölzernen, nicht dem teuren goldenen, den er nicht beschmutzen wollte. Nicht mit Ungeziefer, wie mir. Mit erhobenem Schläger stand er neben meiner verängstigten Gestalt. Ich war schwach, viel zu schwach.   „Balg. Wie oft habe ich dir gesagt, dass du nicht mit leeren Händen zurückkommen sollst?!“, brüllte er mich an und schlug seine Faust geräuschvoll auf den Tisch, sodass der Teller mit meinem Abendessen klirrend zu Boden fiel. Seine Frau schrie furios auf. „Siehst du, was du angerichtet hast? Der Teller hat uns 10 ฿erry gekostet! Mehr, als du je wert sein wirst!“   Der Mann strich sich angewidert einzelne Scherben von seinem schwarzen Tuxedo-Anzug. Seine Kleidung ähnelte gehobenen Butler-Kleidern, mit Zylinderhut und einem Schwalbenschwanz an seinem Smoking. Dazu trug er einen gruseligen Monokel. Sein Erscheinungsbild erinnerte mich an einen Pinguin. Nachts träumte ich von ihm. Dem Pinguin-Mann. Verdrängte jedoch jede Erinnerung an ihn. Redete mir ein, es wären Eisvögel, vor denen ich mich fürchtete.   „Du bist nur ein Werkzeug. Ein Nichts!“, ging sein lauter werdendes Brüllen in ein schweres Husten über. Seine Frau eilte an seine Seite, schlang sich um seinen Arm. Zeigte ihm geheuchelte Sorge, während er die vergoldete Zigarre aus ihrem Mundstück nahm, in der Mitte brach und mir entgegenwarf. „Sei einmal brauchbar. Kehr das auf.“   Vergebens kämpfte ich gegen die Tränen, die sich in meinen Kinderaugen sammelten. Tränen der Verzweiflung. Der Reue. Weil ich nicht verstand. Verstand, warum. Ergeben nickte ich, traute mich nicht meinen Kopf zu heben und kniete mich zu Boden, um die zerbrochene Zigarre aufzuheben. Im gleichen Moment trat er auf meine Hand.   „Hör auf zu flennen!“, wies er mich an und lachte mich boshaft aus. „Nur Versager haben Gefühle.“   Still schluchzend schluckte ich, ertrug den Schmerz, die Demütigung. Für Shachi. Solange es ihn nicht traf, war ich froh. Froh, einen Bruder wie ihn zu haben. Der einzige Mensch, der dem Dunkel meiner kindlichen Welt Licht gab.   „Ich frage dich nur ein einziges Mal; Warum hast du nichts gestohlen?“ Seine wütende Stimme war erbarmungslos und herrisch. Für ihn war ich bloß eine Enttäuschung. Selbst, wenn ich meinen Daseinssinn erfüllt hätte. Es war nie genug. Seine Geldgier war unstillbar.   „I-Ich“, versuchte ich meine schwache Kinderstimme zum Sprechen zu zwingen. Ein Schluchzen begleitete die brüchigen Worte. Das Zittern meines Körpers auch in meiner blassen Stimmfarbe hörbar. „D-Die Möwe. Sie w-war verletzt. Ich... wollte ihr doch bloß-“   Gnadenlos drückte er seine Schuhsohle fester auf meine Hand, sodass ich mir auf die Lippe biss, um den Schmerzenslaut zu unterdrücken. Shachis Tante fauchte mir verächtlich zu.   „Wegen einem wertlosen Vieh muss ich auf meinen Ring verzichten?! Ungeheuerlich!“ Dann schnipste sie mit ihren lackierten Fingern. Ein Signal, welches ich nur zu gut kannte. Hasste. Weit holte ihr Mann mit dem Spazierstock aus. Ich kniff meine Augen zu, kugelte mich zusammen, wartete auf den Schlag.   „Dir werd ich Gehorsam beibringen-!“   Ein Knall. Der Knall der aufgestoßenen Haustür.   „Hör auf!“ Shachis flehende Kinderstimme. „Bitte! Bitte, tu ihm nichts!“   Atemlos rannte er zwischen uns, stellte sich vor mich und breitete seine schmalen Arme aus. Er war verwahrlost von Schmutz. Seine Haut übersät mit Wunden, seine dünne Kleidung zerfetzt. Sein Gesicht entstellten Verfärbungen.   „Hier“, hielt er seinem Onkel den Sack mit Juwelen entgegen. Ihr Wert größer als jede Beute, die wir je für sie geklaut hatten. Kurz drehte er sich zu mir um, lächelte mich mit aufgeplatzter Lippe an, ehe er mit fester Stimme sagte; „Ich kaufe ihn frei. Mein Bruder soll frei sein!“   Shachi hätte sich weiter versklaven lassen, nur um mir die Freiheit zu ermöglichen. Er hätte alles für mich geopfert, um mich glücklich zu sehen. Nicht wissend, dass er es ist, der mich Glück erfahren ließ. Ohne meinen Bruder wäre ich nicht vollständig.   Ein Lächeln erhellte meine Lippen. Reue weichend. Tränen der Freude erfüllten meine Kinderaugen. Dass sie uns niemals frei ließen, war uns bewusst. Die wünschende Hoffnung verlieh uns Mut. Während Shachis Tante und Onkel die Juwelen zählten, uns ignorierten, saßen wir hier auf dem kalten Boden. Umarmten uns, weinten, gaben uns gegenseitig Halt und Kraft.   „Lass uns von hier fliehen“, flüsterte ich Shachi leise zu, der mich fester an sich drückte, „nur mit dir fühle ich mich frei.“     Wir kämpften für unsere Freiheit, wurden Piraten. Piraten mit Herz, welches wir niemals verloren.   Law gab uns ein neues Leben. Einen Sinn. Er war der beste Kapitän, den ein Pirat sich wünschen konnte.     Langsam schwand meine erste Erinnerung. Sich zur nächsten verfärbend. Ihre Bilder handelten sehr viele Jahre später.     „Du fürchtest dich vor Eustass Kid?“ „Psch!“, zischte ich Shachi zu und schaute schnell in den leeren Korridor unseres U-Boots, in dessen Maschinenraum wir uns befanden. Selbst die dröhnenden Surrlaute der Gerätschaften konnten Shachis helle Stimme nicht übertönen. Ich warf ihm einen warnenden Blick zu und lehnte mich sitzend an eines der dicken Rohre, die uns in einer Vielzahl umringten. Seufzend fuhr ich mir schwach grinsend durch mein kurzes Haar. „Willst du, dass mich die ganze Crew auslacht?“   „Aber es ist doch okay, Angst zu haben-“ „Ich habe keine Angst!“   Meine laut gewordene Stimme ließ Shachi kurz zusammenzucken. Blinzelnd sah er mich verdutzt an. Dann dachte er summend nach, griff dabei in seine Overall-Tasche und steckte sich zwei Zuckerwürfel in seinen Mund. Zucker half ihm beim Nachdenken.   „Du hast also keine Angst vor dem Treffen mit ihm und den Kid-Piraten?“, hakte er nach und richtete sich seine Sonnenbrille, die ihm ständig von seiner Nase rutschte. Er sprach von dem Sabaody Archipel, das wir alsbald erreichten. Selbstsicher schüttelte ich meinen Kopf. „Nein.“   „Was ist es dann?“, wollte er wissen und jonglierte lässig mit mehreren Zuckerstücken. „Irgendwas muss dich ja beschäftigen. Mir kannst du es ruhig sagen: Ich kann schweigen, wie ein-“   „Das kannst du nicht.“ „Stimmt, hehe“, kicherte er leise und spielte mit einer seiner losen, orangenen Haarsträhnen. Seine Sorglosigkeit war ansteckend, sodass meine verkrampften Mundwinkel sich entspannten. Ein ehrliches Grinsen zierte nun meine Lippen. Meine Worte waren die vollkommene Aufrichtigkeit. „Ich habe Respekt vor Captain Kid.“   „Ist das nicht etwas Gutes?“ „Nein. Er ist der Kapitän einer anderen Mannschaft. Ich habe niemand anderen zu respektieren, als unseren eigenen. Law ist es, dem ich die ewige Treue geschworen habe“, sagte ich todernst. Mein stolzer Blick zeigte meine bedingungslose Loyalität. „Es grenzt an Verrat, wenn ich die Stärke eines Feindes anerkenne.“   „Blödsinn“, klang Shachis Stimme fest und tadelnd, während er sich auf das Rohr gegenüber mir hockte. „Du denkst zu viel nach, Peng. Dabei übersiehst du die Einfachheit der Dinge. Schau“, zeigte er mir einen Zuckerwürfel, den er zwischen Zeigefinger und Daumen hielt. „Was ist das?“   „Ernsthaft?“, rollte ich meine Augen und verschränkte meine Arme vor meiner Brust. Ich konnte nicht glauben, dass ich eines von Shachis bescheuerten Ratespielen mitspielte. Trocken antwortete ich; „Drei Gramm Saccharose. Gewonnen aus Zuckerrohr, gepresst in eine Kantenlänge von sechzehn und elf Millimeter-“   „Falsch“, unterbrach er mich kopfschüttelnd und kreuzte seine Arme zu einem X. „Viel zu kompliziert! Das hier“, hob er den Würfel zur Verdeutlichung abermals in die Luft und schob ihn dann zwischen seine lächelnden Lippen. „Ist einfach nur Zucker. Nichts weiter.“   Meinen Kopf an das harte Metall hinter mir legend, schloss ich genervt meine Augen.   „Und das soll mir jetzt was sagen?“ „Das musst du schon selbst herausfinden“, sprang er fröhlich pfeifend auf und streckte sich. „Wir müssen zurück an die Arbeit, bevor Law uns beim Faulenzen erwischt. Erinnerst du dich an das letzte Mal? Ohne Daumen hab ich die Süßigkeiten mit Füßen essen müssen...“   „Sei froh, dass es nur deine Daumen waren.“ „Stimmt ja! Was hat er dir eigentlich-?“ „Das willst du nicht wissen, glaub mir.“   Ein Räuspern. Und wir spürten sie. Die von allen gefürchteten Silberaugen, die uns skalpierten. In Windeseile schnappten wir uns irgendein x-beliebiges Werkzeug und hämmerten willkürlich an einem der Rohre herum. Wir sahen wie zwei Vollidioten aus – was wir auch waren.   „Wir sind hart am Schuften, Käpt'n!“ „Oh, tatsächlich?“ Er glaubte uns kein Wort. Nicht einmal ein blinder Seemann im Kaufrausch hätte uns die Lüge abgekauft. Ertappt steckten wir unsere Köpfe zusammen. Synchron nuschelnd; „Nein...“   „Kann ich dies womöglich als Arbeitsverweigerung auffassen?“, knackste er leise mit seinen tätowierten Fingern, die auf den nächsten Sezierfrosch warteten. Wahlweise wären das wir oder die Staubmäuse zu unseren Stiefeln, die wir schnell zur Seite schoben, damit Law sie nicht sah. Flusen und Staub waren vergleichbar mit dem Tabu von Brotkrümeln; Das 'Ein Brotkrumen – Ein Knochen'-Prinzip.   Musternd blickte er uns streng an. „Oder möchtet ihr mir einen überzeugenden Grund eurer Bequemlichkeit nennen?“   Shachis verräterisches Lächeln gefiel mir absolut nicht. Seine Antwort tat es noch viel weniger.   „Männergespräche!“, posaunte er feierlich. Weswegen ich humorlos auflachte. Aus dem Mund meines besten Freundes klang das Wort noch dämlicher, als seine irrtümliche Bedeutung. Selbst Law machte es stutzig. Lässig lehnte er sich an den Türrahmen und hob eine Augenbraue. „So? Möchte ich daran teilhaben?“   Ich schüttelte vehement meinen Kopf. Doch Shachis redseliges Mundwerk arbeitete schneller. Entweder wurde es jetzt peinlich oder wir waren ein paar Körperteile los – beides keine wünschenswerten Optionen.   „Also.“ Das war das letzte Mal, wo Shachi Luft holte. „Da gibt es diesen einen Kerl, der jemandem einfach nicht mehr aus dem Kopf geht. Er segelt aber unter einer anderen Flagge und die ist schon ziemlich cool... aber nicht so cool, wie unsere!“   „Fasse dich kurz, Shachi-ya.“ Geduld klang anders.   „Aye! Jedenfalls ist da dieser Typ, der total stark ist und alles umhaut, was bei Eins nicht aus seiner Reichweite ist. Seine Muskeln sind so groß, wie Berge! Sooo groß“, fuchtelte Shachi mit seinen Armen herum und zeigte seine maßlos übertriebene Auffassung. Derweil fragte ich mich, ob mich nicht einfach jemand erschießen konnte. Das Trauerspiel war echt nicht mitanzusehen. Mit seinem überzuckerten Honigblick sah Shachi Law an und kam dann endlich auf den Punkt. „Ist es schlimm, wenn man einen anderen Piraten bewundert, Käpt'n? Ich frag fürn Freund – einen anderen, als Peng!“   „Definiere 'bewundern'“, forderte Law ihn auf und verschränkte seine tätowierten Arme vor seiner freien Brust. Unerwarteterweise nahm er das Thema ernster, als ich vermutet hatte. Bevor Shachi alles verschlimmerte, ergriff ich das Wort. Der Seehund war ohnehin aus dem Sack.   „Bewundern im Sinne von respektieren“, antwortete ich ohne Umschweife und erwiderte Laws kühlen Blick mit meinem ratsuchenden eigenen. Auf unseren Kapitän war immer Verlass. Jedem Heart-Piraten stand er allzeit mit Rat und Wissen zur Seite. Kurz überlegte Law intensiv, sich in Schweigen hüllend, bevor er schmunzelnd antwortete; „Solange keine Diskrepanzen entstehen und es bei Respekt bleibt, ist dies nicht verwerflich.“   Shachi musste nachfragen. Natürlich musste er das. „Was ist denn die Steigerung von Respekt?“   Laws Mundwinkel glitten nach oben. Sein Schmunzeln wurde verdammt unheimlich. In Gedanken war er längst nicht mehr bei uns. Das Silber seiner Augen blitzte wissend auf. Seine Antwort war ein einziges Wort, das er mit finsterem Stimmklang betonte.   „Obsession.“     --     Wir saßen im Auktionshaus. Die Ränge vor uns füllten sich nach und nach mit Schaulustigen und Käufern. Die betuchte Gesellschaft hielt großen Abstand zu uns. Die hintersten Sitzplätze neben uns blieben leer. Shachi und Bepo befanden sich eine Reihe hinter Law und mir. Die Heart-Piraten besetzten die Bänke ringsum. Um uns stieg der Geräuschpegel an Fremdstimmen immer weiter an. Doch die Stimmen meiner Freunde würde ich unter Tausenden erkennen.   „Ich vermisse meinen Bruder“, seufzte Bepo, ließ seinen Kopf hängen und umklammerte Laws Katana fester in seinen Pfoten. Heute war er besonders empfindsam, sensibler als sonst. Hoffte noch immer, seinen Bruder hier anzutreffen, obwohl er um dessen Tod wusste. Shachi legte seinen Arm tröstend um Bepos Schultern und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. „In deinem Herzen wird Zepo ewig weiterleben. Sein Andenken an dich bleibt unvergessen.“   Ich hörte ihrem Gespräch nur halb zu. Müdigkeit dämmte ihre Worte. Heute Nacht hatte ich echt beschissen geschlafen. Konnte daran liegen, dass Shachi in einer Nacht-und-Nebel-Aktion unbedingt unsere Kajüte umdekorieren musste. Nun war sie quietschbunt. Farbenfroher, als Einhornkotze und greller, als aus dem Arsch scheinende Sonne.   Während Law die eintretenden Besucher studierte, fiel mein Kopf immer weiter nach Vorne. Bis ich schließlich mit meiner Stirn hart gegen die Banklehne vor mir knallte. Der Aufprall fühlte sich echt real an. Als wenn ich gegen eine metallische Tür gestoßen wäre.   „Sind das nicht die Kid-Piraten?“, flüsterte Shachi uns zu und zeigte mit seinem Zeigefinger hinter uns. Was unser aller Köpfe Richtung Eingang drehen ließ. Auch ohne den Hinweis hätten wir sie erkannt. Die andere Crew war unverkennbar.   In Real sahen die Kerle wie eine Horde wilder Punk-Rocker aus, denen man nicht unter die Stiefel geraten wollte. Ihr Auftreten glich der personifizierten Egomanie. Sie betraten den Raum, als ob sie die Hauptgäste des heutigen Abends waren. Zogen jedes Augenpaar auf sich, ließen alle Anwesenden die Luft anhalten. Die goldenen Teufelsaugen ihres Kapitäns brannten sich durch die Zuschauerränge. Jeder wurde von seinem Blick in die Knie gezwungen, jeder sah sofort weg. Außer unser Käpt'n.   Laws Pupillen schärften sich, fokussierten den Höllenfürsten. Das Silber seiner Augen blitzte auf. In einem Funken, den niemand zu deuten wagte. Seine Mundwinkel zogen sich obskur schmunzelnd auseinander. Die Luft zwischen den Crews wurde spürbar schwerer.   Lässig lehnte Law sich mit einem Ellenbogen über die Rückenlehne. Schob den schwarzen Ärmel seines Kapuzenpullovers zurück, entblößte seine Unterarm-Tattoos. Dann hob er langsam seine Hand. Und zeigte dem anderen Kapitän das A seines Mittelfingers – das beleidigende Wort hinter dem Buchstaben wurde von seinem Gegenüber genau richtig gedeutet. Auch wir Heart-Piraten erhoben unsere Finger, imitierten Laws Geste und grinsten die andere Bande an. Eine Kriegserklärung, wie sie nur unser Käpt'n definieren konnte.   Mein freches Grinsen galt einzig dem maskierten Blonden. Zwischen uns entstand ein stummes Duell. Das war der Moment unseres Kennenlernens. Mein Mittelfinger hinterließ den besten ersten Eindruck.   Etwas war jedoch anders als damals. Die Traum-Atmosphäre änderte sich schlagartig. Meine Mundwinkel fielen in die Tiefe, als ich sah, wie der Vize sich in Bewegung setzte. Auf mich zukam. Lautlos, gefährlich, lauernd. Die Personen um mich herum verschwammen, blichen zu gesichtslosen Figuren, bis sie in einer Geistererscheinung existenzlos wurden. Es gab nur noch ihn und mich hier. Er, wie er sich mir immer weiter näherte. Ich, wie ich erstarrt auf sein Eintreffen wartete.   Letztlich stand er vor mir. Überragte meine sitzende Figur mit der größeren Seinigen. Zögerlich sah ich zu ihm auf, seine gespannten Brustmuskeln nach oben, ehe ich seine blau-weiß gestreifte Maske fixierte. Langsam beugte er sich zu mir herunter, bis sich seine Maske wenige Millimeter vor meinem Gesicht befand. Ich hörte sein schattenhaftes Flüstern nicht, sondern spürte seine düsterer werdende Stimme.   „Ich werde dich entführen...“   Mit diesen Worten griffen seine Finger nach mir. Gegenwehr zwecklos. Grob warf er mich über seine Schulter. Trug mich weg von hier, weg von meinen Freunden, weg von meiner Traumwelt. Hin zu seinem Schattenreich; Meinem wahr gewordenen Alptraum.     . . .     Unsanft legte er mich auf dem Boden seiner Kajüte ab. Bin ich etwa schlafgewandelt? Doch erst das dumpfe Schließen der Kajütentür riss mich aus meinem unruhigen Schlaf. Absichtlich schloss er sie lauter. Für gewöhnlich tat er es gar geräuschlos. Ich fühlte mich etwas erholter, aber längst nicht ausgeruht. Meine Träume verblassten, wie es mein überreizter Gemütszustand tat. So emotional, wie ich am Abend war, erkannte ich mich selbst nicht wieder.   Hat mich die kurze Zeit hier so sehr verändert? Ist die Nachwirkung von den Störungen meines Bewusstseins schuld?   Oder bin das wirklich ich? Ein Charakterzug von mir, den ich selbst nicht kenne?   Zurzeit musste es tiefste Nacht sein. Die Wache des Vizen war wohl vorbei. Mit lautlosen Schritten durchquerte er das Zimmer. Mich ließ er außen vor, schien mich nicht weiter zu beachten, gar vollkommen zu ignorieren. Habe ich mir das Gefühl des Tragens bloß eingebildet? Das leise Rascheln von ausgezogener Kleidung und bewegter Bettdecke folgte, bis die Geräuschlosigkeit einkehrte. Wenn ich nicht wüsste, dass er hier war, könnte ich meinen, dass ich noch immer allein wäre. Killers tonloses Auftreten war das, was seinem Namen Gefährlichkeit verlieh.   Es ist nicht nur seine mörderische Profession, die ihn ausmacht... Ihn allein darauf zu reduzieren ist einfach nicht fair...   Die Tage, die ich nun mit ihm verbracht hatte, gaben mir genug Zeit, um ihn zu studieren. Ich war nicht auf den Kopf gefallen und konnte mir sehr wohl eine eigene Meinung über ihn bilden – Eine, die über sein Idiot-sein hinausging. Natürlich kannte ich nicht alle seine Facetten, doch zumindest die oberflächlichen. Die dunkelsten Seiten, die jeder von uns in sich trug, blieben dort, wo sie hingehörten; Im Innersten unseres Charakters. Weil ich ohnehin vorerst nicht wieder einschlafen konnte, verbrachte ich die schleichenden Minuten damit, mir ein genaues Gedankenbild von dem Massaker Soldaten zu machen. Aus rein sachlichen Gründen, versteht sich.   Die langweiligen Fakten spare ich mir... Dass er Vize der Kid-Piraten ist, weiß jeder, der Steckbriefe lesen kann... Und sein Äußeres erkennt jeder Sehende... außer Fujitora... Der könnte es eventuell sogar mit seinem Haki erspüren...   Kann man Muskeln überhaupt mittels Haki fühlen? Meine Neugier formte die abstraktesten Fragen zu später Stunde. Ob ich es herausfinden soll?   Die wenigsten Heart-Piraten wussten etwas mit dem Begriff `Haki´ anzufangen. Noch weniger hatten die vollkommene Kontrolle über ihren Willen, der es ihnen ermöglichte, eine der drei Fähigkeiten-Formen zu erlangen. Ich befand mich mitten im Training des niedrigsten Observationshakis, noch ganz am Anfang meiner Lehre. Bei der Theorie und Seemeilen-weit von der Praxis entfernt. Law war ein guter, doch strenger Lehrmeister.   Als ich meinen Käpt'n zu jener Zeit fragte, welches Haki er mir zusprechen würde, antwortete er ohne lang nachzudenken mit: `Das Kenbunshoku.´ Seine Begründung: `Du bist ein Beobachter und agierst aus Vorsicht. Deine Handlungen basieren auf emotionaler Ebene und werden dadurch gestärkt.´   Erst nach und nach verstand ich, was er damit meinte. Ein Observationshaki ähnelte einem ausgeprägten Gefahrensinn. Schärfte die fünf Sinne und erfasste Auren, sowie Gemütszustände des Gegenübers. Da ich als Schütze ohnehin im Hintergrund stand, studierte ich meine Umgebung vor einem gezielten Schuss genauestens. Wenn ich mich in Schlachtfeldmitte befand, war ich für gewöhnlich vorsichtiger. Unwillkürlich schossen mir die Kampfszenen vor dem Auktionshaus durch den Kopf.   Wäre ich doch nur trainierter gewesen... Dann hätte ich Bepos Schussverletzung verhindern können...   Wie damals... als Shachi wegen mir verwundet worden ist...   Das Ereignis hat mich mein Haki erstmals spüren lassen... Spüren lassen, wie nutzlos ich als Freund bin...   Law hat Shachis Leben gerettet, nicht ich... Der ich meine Schuld hätte begleichen müssen...   Schuldgefühle. Das, was ich gerade wirklich nicht gebrauchen konnte. Eine Ablenkung musste her. Weswegen ich nun mein schwaches Haki konzentrierte. Mit geschlossenen Augen atmete ich tief ein und löste mich von jeglichen Gedanken. Beim Ausatmen fokussierte ich mich einzig auf den winzigen Willensfunken meines Unterbewusstseins. Geistig war das ein schwerer Kraftaufwand. Meditation war keine meiner Stärken.   Einatmen... Ausatmen...   Achte einzig auf deine Atmung... Löse dich von allem anderen...   Und verschmelze mit deinem Geist...   Schwärze. Ich befand mich im Nichts und Alles. Wie durch einen schwarzen Tunnel sah ich das flackernde Willenslicht. Eine winzig-kleine Flamme, ähnelnd einer um Leben kämpfenden Kerzenflamme. Der Schatten meines inneren Ichs musste aus eigener Kraft den schier endlosen Tunnel vor mir durchqueren. Dem Licht entgegenkommen. Es erreichen, noch bevor es erstarb. Beeile dich! Meine bleischweren Beine rannten. Sprinteten immer weiter auf das entfernte Flimmerlicht zu. Doch kamen kaum vorwärts. Als wäre ich gefangen in einer Endlosschleife, ohne das Tunnelende in Sicht. Es war mental verdammt ermüdend.   Wie eine Ewigkeit erschien es mir, bis ich das etwa handgroße Licht erreichte. Wie eine kleine Leuchtkugel schwebte es im Dunkel vor mir, sodass ich vor ihm stehen blieb und meine zusammengeschlossenen Hände locker aufhielt. Komm zu mir... Ich musste es bloß noch zu fassen bekommen.   Ist das mein Haki? Es ist so winzig...   Zweifel erschütterten meine Konzentration. Mein Haki erkannte mich nicht an. Weil ich meine Kraft anzweifelte, an mir selbst zweifelte. Meine Unentschlossenheit brachte die lichtende Kugel dazu, stark zu zittern und in alle Richtungen zu zappeln. Wild sprang sie durch den Tunnel, prallte an dessen imaginären Wänden ab und floh vor mir.   Nein, bleib hier!   Egal, wie schwach du bist... Du gehörst zu mir...   Zusammen werden wir stark sein!   Innerlich lächelte ich. Blieb reglos stehen, bewegte mich keinen Millimeter. Und wartete, bis die Kraftkugel mit mir zur Ruhe gekommen war. Stabilität erlangte. Atmen... Langsam ein und aus... Erst dann näherte sich das Licht mir erneut. Langsam, zögerlich, mit Misstrauen. Bitte... leihe mir deine Stärke...   Lass uns gemeinsam kämpfen... Und unsere Kräfte vereinen!   Plötzlich berührte es meine Handflächen. Wärme. Meine Haut, mein Innerstes wurde warm, glühend warm. Die Wärme der Energie ging auf mich über. Drang in jede Zelle meines Körpers. Ließ mich sie fühlen. Geborgenheit, Selbstsicherheit, Mut... Schließlich verschmolz das Licht mit mir. Mein Schatten erhellte sich. Schien zu leuchten, wurde selbst zum Licht.   Ein Gefühl des neu erlangten Sehens ergriff mich. Ohne meine Augen zu öffnen, sah ich leichte Schemen um mich. Verschwommen und undeutlich, doch waren sie da. Ich.. kann es sehen...   Violett. Killers Aura besaß einen intensiven Farbton zwischen warnendem Rot und mystischem Lila. Laut Seefahrer-Legenden erkannte jeder Haki-Nutzer etwas anderes, mit dem er eine Präsenz verband. Unabhängig von der Persönlichkeit konnten Auren sowohl Klänge, als auch Farben oder Zahlen besitzen. Letzteres vermutlich kalkulierende Personen, wie mein Kapitän, der Stärke in Rechnungen misste.   Lange konnte ich mein Haki nicht aufrecht halten. Nicht einmal eine Sekunde. So schnell der violette Präsenz-Schemen erschien, verschwand er auch wieder. Doch prägte sich die intensive Farbe in meine Innenwelt, in mein Gedächtnis, meine Erinnerung. Meine Frage wurde beantwortet: Ich konnte Muskeln nicht mittels Haki erkennen. Dafür aber die Kraft – erkenntlich an der Intensität der Farben – womit sich der Körperbau sehr wohl mutmaßen ließ. Killers Stärke war so hoch, dass sie meinen Willensbruch auslöste und meine Konzentration zunichte machte.   Was tue ich hier eigentlich? Statt zu schlafen, denke ich über Unsinn nach...   `Zu kompliziert!´, hörte ich gedanklich Shachis tadelnde Stimme, was mich leicht grinsen ließ. Ich gab ungern zu, dass mein bester Freund Recht hatte. Ab und an findet ein blinder Orca eben auch einen Fisch...   Neuer Versuch: Einfach Denken... Wie wär's mit Standard Klischee-Fragen?   Des Vizen Hobbys... Ich kann nicht glauben, dass ich ernsthaft darüber nachdenke...   Der perverse Casanova flirtet, kocht und metzelt... Wobei das eine das andere nicht ausschließt...   Und... was sind Killers Interessen?   „Ich interessiere mich für Männer.“   Ah... okay- Moment...   Sag... mir nicht, dass ich die Frage laut ausgesprochen habe..., riss ich meine Augen auf und starrte entsetzt zur Decke, während sich mein Körper versteifte. Viel wichtiger: Was zum Teufel hat er da gerade geantwortet?!   Haut der Kerl einfach trocken raus, dass er... Gib mir 'ne Minute... Die Info muss ich erst verarbeiten...   ...   Von wegen 'verarbeiten', dass ich nicht lache! Die unzensierten Bilder, die mein Kopf mir zeigt, sind nicht besonders hilfreich!   Ich verwette meinen Revolver, dass der Mistkerl das mit voller Absicht gemacht hat! Er hat nur darauf gelauert, dass ich einen Fehlschuss abfeuere...   Erwartet er allen Ernstes eine Antwort oder Reaktion von mir? Ha, als ob ich darauf reinfallen würde-!   Oh, wie ich meine Neugier doch verfluche...   Schwer schluckend, schwankte meine dünne Stimme zwischen erhöhter Nervosität und aufgeregter Erwartung. Als ich die Worte aussprach, verdammte ich mich für jeden einzelnen Buchstaben.   „Wie ist es... mit einem Mann?“   Dümmer hätte ich Idiot die Frage nicht stellen können... Sie klingt völlig anders, als ich sie meine!   Killers diebisches Schmunzeln malte seine Antwort in Düsternis. Der Tiefklang seiner Stimme ließ es mir heiß-kalt den Rücken herunterlaufen.   „Möchtest du dies fürwahr erfahren?“   A-Am eigenen Körper?!   Ja. „Nein!“, schoss das Wort schnell, verdächtig schnell über meine Lippen. Verlegen fuhr ich mir mit meiner flachen Hand über meinen Nacken und räusperte mich nervös lachend. „Haha... ha... Nicht nötig, meine Phantasie reicht mir völlig.“   Natürlich ließ er das Thema damit nicht ruhen. Stattdessen ließ er die Temperatur der Kajüte weiter ansteigen. Mit dunklem Amüsement in seiner Stimme fragte er unverblümt; „Was ist es, woran du denkst?“   Muss er so verdammt direkt sein?! Als ob er die Antwort nicht wüsste!   Ich wollte ihm nicht antworten. Sollte es nicht tun. Sollte... „An männliche Anatomie- ...Ich meine; rein hypothetisch, nicht bildlich-! Okay, doch bildlich. Aber nicht realistisch-! ...Ich sollte einfach aufhören zu reden.“   Nein, ich dachte nicht an Muskeln und Schwellkörper. Nur an ihre anatomische Beschaffenheit in medizinischer Hinsicht – Wirklich! Wenn ich keine Kappe tragen würde, hätte ich mir jetzt meine Hand gegen meine Stirn gehauen. Stattdessen versteckte ich meine erhitzten Wangen unter ihrem Seitenstoff. Seine geschärft dunkle Stimme vernahm ich trotz dämmendem Stoff intensiver denn je.   „Sprich weiter“, forderte er mich auf, hörbar amüsiert, sein Schmunzeln verdüsternd. „Frag mich.“   „Dich fragen?“, flüsterte ich so hauchdünn, dass mich selbst der mickrige Luftzug des winzigen Türspalts hinter mir hätte übertönen können. Eisig blies er mir in meinen Rücken, verursachte eine Gänsehaut, die einzig sein intimer Stimmton in einen Lawinen-Schauer wandeln konnte.   „Sinnenfreuden... Liebeskünste... Intimitäten... Nenne es, wie du möchtest“, betonte er jedes lüsterne Wort mit einem Hauch verbotener Leidenschaft. Als würde er es sich nicht nur vorstellen, sondern seine Lippen beim Raunen vollführen. Sein Schmunzeln schattierte zur sinnlichen Betörung. „Welche Antwort ist es, die du begehrst? Überwinde dich... und vertraue mir.“   Ihm vertrauen? I-Ich... weiß nicht...   Weiß nicht, was ich tun soll... Was ich noch glauben soll...   Wem ich noch trauen kann-   „Traue deinem Gefühl. Traue dich.“ Der betörende Klang seiner gar sanft-knebelnden Stimme betäubte meine Zweifel, hypnotisierte mich, nahm meine Sinne gefangen. Und legte schließlich den Warn-Schalter meines Inneren um, zerstörte ihn. Bei gesundem Menschenverstand hätte ich die Frage niemals ausgesprochen. Nicht mal an sie gedacht. Und dennoch flüsterte ich sie ihm mit brennendem Atem zu.   „Deine Maske... Behältst du deine Maske auch dabei auf?“ Was zum Henker?! „Beim Sex? Jop.“   Seine Direktheit macht mich wahnsinnig!   „Echt? Aber ist sie nicht hinderlich für...“ „Oralsex? Gewiss nicht.“ Hat er sich gerade über die Lippen geleckt?   „Nein. Nicht das. Ich meinte... küssen.“ Klasse, Peng, mach dich ruhig weiter zum Vollhorst... Nicht mal das eine Wort kannst du aussprechen, ohne dass es unanständig klingt... Beinahe überrascht fragte er; „Dir ist ein Kuss wichtiger, als Sex?“   „Ich- Na ja- ...Keine Ahnung. Gehört das nicht dazu? Ohne Gefühle ist das Ganze doch bedeutungslos.“ Er schwieg. Weswegen ich das Nächstbeste aus der Kappe zauberte, was mir einfiel. Wäre es doch nur ein Lapin gewesen...   „Im Kampf bin ich zwar ein Schnellschießer, aber rein, raus, fertig, ist nicht mein Stil.“   Kann mich jetzt bitte jemand erschießen? Irgendjemand? Wäre auch zu nett gewesen...   Plötzlich wurde es totenstill zwischen uns. Eine reißend angespannte Stille, die mich meiner Worte bewusst werden ließ. Das habe ich nicht wirklich gesagt... Nein, niemals... Zum gut Einreden war es längst zu spät. Es half überhaupt nicht. Tiefer konnte ich nicht in mein Loch der Peinlichkeit sinken. Echt schön hier unten... Sieh sich einer die Rottöne an! Mein Gesicht trug Scham, mein Körper verkrampfte sich, während meine Stimme noch steifer klang. Beim Sprechen überschlug sie sich fast.   „D-Danke für das Gespräch. Gute Nacht.“   Dass ich dem Thema offensichtlich auswicht, wussten wir beide. Was das Schmunzeln versteckter Lippen nur breiter werden ließ. Er hatte mich dort, wo er haben wollte. Ich war ihm in die Falle gegangen. Ihn versuchend zu ignorieren, drehte ich mich von ihm weg, in Richtung Tür. Tief zog ich meinen Kappenschirm herunter und warf dann die dünne Decke über mich, die rein zufällig – wer's glaubt – in meiner Reichweite lag.   Und wieder suchte ich vergeblich Schlaf. Mein Gedankenkreis drehte sich unaufhörlich. Weiter, immer weiter. In einer Spirale, die mich tiefer ins eigene Verderben zog. Näher zum Schattenreich der Bestie, deren Aura auf mich lauerte. Immer, wenn ich meine Augen schloss, sah ich ihn vor mir.   Warum spüre ich seine Präsenz deutlicher, denn je? Wieso ist das Violett so farbintensiv geworden?   Toxisches Violett, wie gefährliches Gift...   „Bittersüße Träume.“ Sein vergiftendes Flüstern begleitete mich in meine letzte Illusion.     . . .     Feuer. Überall Feuer. Inmitten allem Rot stand er.   Seine Mähne glich der goldenen eines Löwen. Sein Raubtier-Blick fixierte mich hungrig.   Der reißende Knall einer Peitsche. Einer doppelten, die er statt seinen Sicheln in den Händen hielt.   „Tanz für mich!“   Ein Befehl, der mich erschaudern ließ. Entkommen konnte ich ihm nicht.   Seine Gestalt wie im Nebelschatten getaucht, umhüllt von dunklem Rauch.   Als wäre er selbst die Dunkelflamme der Leidenschaft, in Kälte lodernd, ohne zu brennen.   Ich war derjenige, der verbrannte. In unerträglicher Hitze.   Peitschen-Stricke schlangen sich um mich, wickelten sich um meine Figur, die von nichts bedeckt war.   Das Schlimmste jedoch war, dass mein Körper auf ihn reagierte.   ...Eine Reaktion, wie sie nur ein Mann erfuhr...     ~*~     Ein Alptraum. Den Schock spürte ich stark nach. Meine Orientierung fand ich nur langsam wieder. Ich hatte es echt satt zu träumen. Schlaf war heute definitiv nicht mehr drin.   Noch immer war es Nachtstunde. Noch immer befand ich mich in seiner Kajüte. Wie viel Zeit verstrichen war wusste ich nicht. Einzig, was mich weckte, konnte ich vollends deuten. In der finsteren Kajüte herrschte Stille. Zersplittert durch den ausdrucksvollen Widerhall eines Klangs, welcher in meinen Ohren immer und immer lauter erschallte.   Ich hörte es. Ihn. Sein tiefes Stöhnen, welches durch die Dämmung seiner Maske beinahe unkenntlich wurde. Dazu das leise Rascheln der Bettdecke, die seine unverkennbare Handbewegung begleitete. Auf, ab, auf, ab... Sofort war ich hellwach. Verboten sündige Bilder schossen durch meinen Kopf, keines von ihnen war anständig.   Verdammt..., schluckte ich trocken und versuchte vergeblich mein Kopfkino in den Griff zu bekommen. Killer... befriedigt sich selbst... Völlig schamlos in meinem Beisein...   Glaubt er, dass ich schlafe? Oder weiß er, dass ich wach bin?   Letzteres half nicht im Geringsten, das aufkommende Gefühl von frevelhafter Ruchlosigkeit zu unterdrücken. Mein Herz raste. Mit der Raumtemperatur stieg die meines Körpers ins Unermessliche. Mir wurde verdammt heiß. Meine Hände begannen vor Rastlosigkeit zu schwitzen. Weswegen ich sie krampfhaft in das dünne Laken krallte, dessen unteres Ende sich von Sekunde zu Sekunde weiter anhob. Ich konnte es nicht leugnen: Ich war halb-hart.   Denk an was anderes... Irgendwas anderes...   Jean Bart nackt... in Strapsen und Spitzen-BH... Blackbeard in pinkem Tutu... Akainus Eruption seines Mini-Vulkans-   Ich will mir das nicht vorstellen! Das hilft einen Dreck!   „Nnnngh...“   Ist er lauter geworden...? Mein Verstand spielt mir einen miesen Streich...   Nun nahm ich Killers Lustlaute noch deutlicher wahr. Sie berauschten meine Sinne. Tauchten sie in Unmoral und Versuchung. Und raubten mir meinen Verstand. Mich ihrem Bann zu entziehen, war gar unmöglich. Meine rechte Hand wanderte langsam tiefer, meinen Körper hinab, bis ich sie frustriert ballte. Ihrem zitternden Beben Einhalt gebot. Ich darf nicht nachgeben!   Ablenken... Ich muss mich dringend abl-   „Ich weiß, dass du wach bist.“   Verfluchter Mist!, biss ich mir auf meine Unterlippe. Fühlte mich ertappt, beschämt... doch erregter denn je. Ein innerer Moralkampf mit meiner Selbstdisziplin entfachte. Ist es okay, wenn ich... Nur dieses eine Mal? Nein, das ist falsch! Meine Faust ballte und lockerte sich mehrmals, während ich meine Zähne in meine Hand bohrte. Vergebens versuchte ich sie still zu halten.   „Kämpfe nicht dagegen an“, flüsterte er mir mit kehlig-rauer Stimme zu und ließ meine Disziplin weiter splittern. „Wir sind gänzlich unter uns... Niemand wird davon erfahren...“   Ach, verdammt... Was hab ich schon zu verlieren?   Ich war alles andere als verklemmt, bloß vorsichtig. Die intime Grenze zu überschreiten, war verdammt gefährlich. Je intimer wir uns einander näherten, desto riskanter wurde es. Es verkomplizierte das, was auch immer zwischen uns war. Oder ist es einfacher, als ich glaube?   Ich muss mich nur meinem Gefühl hingeben... Nicht nachdenken, einfach fühlen...   Mein beschleunigter Herzschlag schrie danach, jagte spürbare Ekstase durch meine Adern. Das Rauschen in meinen Ohren übertönte meinen unregelmäßigen Atem. Zwischen aufeinander gepressten Zähnen knurrte ich leise und lockerte dann meinen Biss um meinen Handrücken, der einen deutlichen Abdruck zierte. Killers Reaktion war ein kehliges Brummen, welches in einen rauen Kristallklang überging.   „Dein rebellisches Schnurren macht mich fucking scharf.“   Seine tief-raunende Stimme raubte mir meine letzte Beherrschung. Das Rascheln seiner Decke verriet mir, dass er sich weiter streichelte, ohne Rücksicht. Es machte ihn verdammt an, dass ich ihm zuhörte.   Killer war ein Dieb – der Räuber meiner Unverdorbenheit. Seine Perversion wurde zu meiner Obsession. Das Verbotene war schon immer mein Magnet gewesen. Und Killer verkörperte die kriminelle Versuchung. Er übte eine stärkere Anziehung auf mich aus, als jede Teufelskraft es je konnte.   Meine Augen schließend, ließ ich mich vollkommen fallen. Löste mich von jeglichem Zweifel und tauchte ein in den ekstatischen Sinnenrausch, welcher mir die Farbe meines Sehnens offenbarte. Violett. Einbildung oder Wirklichkeit? Spielt das denn noch eine Rolle? Deutlich sah ich das fesselnde Farbspiel im geistigen Irrlicht meiner wünschenden Hoffnung. Ein Wunsch in stiller Innigkeit, der an die Oberfläche meines Herzens drang. Zu Leidenschaft geboren.   Das Violett seiner Aura schien gar zu glühen. Ihre Funken sprühten Gefahr. Wie flackernde Luftpartikel schwebten sie durch mein seelisches Dunkel. Bis ein einzelner Leuchtfunke auf meine eigene Aura traf. Womit das funkende Inferno von feuriger Hitze unhaltbar wurde.   Kannst du ihn hören? Der Ruf meines Innersten? Er ruft einzig nach dir...   Violett und Dunkelgrün ketteten sich aneinander. Nicht kämpfend, sondern verschmelzend. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, was hier passierte. Doch fühlte es sich verdammt gut an. Auch Killer musste es spüren. Das, was ich erst jetzt erfühlte, nahm er seit längerem wahr. Seit dem Sturm, der unser beider Gefühlswelt kollidieren ließ.   Die Luft um uns stand unter funkendem Starkstrom. Jeder elektrische Atemzug ließ meinen Körper erzittern. Die Atmosphäre aus Elektrizität und Hitze wurde einzig von Killers rauem Flüsterton durchbrochen.   „Fasst du dich an?“, fragte er mich amüsiert, sein erregtes Schmunzeln unüberhörbar. Er wusste die Antwort, brauchte sie nicht. Dennoch gab ich sie ihm in Begleitung eines brennenden Atemhauchs. „Verdammt, ja!“   Das tat ich. Ohne Scham und Reue. Zwischen den Fingern meiner linken Hand drehte ich meine erhärtete Brustwarze, mit meiner rechten Hand massierte ich meine Männlichkeit durch den Stoff meiner Boxershorts. Dabei drangen atemlos-kehlige Laute über meine zusammengepressten Lippen. Mein Kopf lag seitlich auf meiner Kappe und dem kühlen Holzboden, in seine Richtung gedreht. Einige Haarsträhnen fielen über meine halb-geschlossen Augen, die in der Nacht-erhellten Finsterkeit zu ihm blickten. Mit voller Absicht ließ ich ihn mich hören. Wissend, dass er darauf stand.   „K-Killer...“ Sein Name nicht mehr, als ein keuchend-zittriger Atemstoß. Statischer Ekstase gleichend. Jeder Buchstabe betont von meinen bebenden Lippen, in die ich meine Zähne kräftig bohrte. Der elektrisierende Effekt verfehlte sein Ziel nicht. Abgehackt zog Killer scharf die Luft ein, den Stromschlag intensiv spürend, der seinen gesamten Körper durchfuhr.   „Fuck. Du legst es wahrlich darauf an, nicht?“, nahm sein Schmunzeln einen Ausdruck von düsterer Begierde an. In der Mond-lichtenden Dunkelheit blitzten seine Augen hinter den Löchern seiner Maske auf. Ihre Pupillen weiteten sich im Rausch der Erregung. Nun war sein Jagdinstinkt geweckt. Der animalische. „Fordere mich niemals heraus... wenn du dir der Gefahr nicht gewiss bist.“   Drei Sekunden. Dann war er bei mir. Mit einem blitzschnellen Sprung – kniend vom hölzernen Bettrand abgestoßen – reduzierte er die Distanz zwischen uns auf Null. Nackt, wie der Teufel ihn schuf stand er über mir. Einzig seine blau-weiße Maske tragend. Sein Körper umhüllt vom nächtlichen Silberlicht, welches die leichten Schweißperlen seiner Muskeln matt schimmern ließen. Sein drittes Schwert war auf mich gerichtet. Bis zur vollen Schärfe poliert.   Killers triebhafter Blick belauerte mich. Über mein Haki erfühlte ich seine animalische Aura. Ihre Stärke war übermächtig, ihre Intensität die pure Erotik. Ohne Ketten fesselte er mich, ließ mir keine Chance auf Befreiung. Es war seine sexuelle Dominanz, die meinen Willen steuerte und meine reibende Hand führte. Schneller, wilder, härter... Schamlos sah er mir dabei zu, wie ich mich befriedigte. Beobachtete präzise die Auf- und Ab-Bewegung meiner dünnen Decke, die für uns beide nicht existent schien.   Aus dem Augenwinkel schaute ich zu ihm auf. Mein Kopf lag seitlich auf meiner Kappe, die von meinem Haupt gerutscht war. Meine Boxershorts bis zu meinen Knien gezogen, hatte ich mehr Bewegungsfreiheit. Breitbeinig stand Killer links und rechts neben meinen locker geschlossenen Beinen. Blickte auf mich herab, als wenn ich sein Eigen war. Seinen intensiven Blick spürte ich mit jeder Pore meines Körpers.   Er löste seine verschränkten Arme. Ich verfolgte seine Bewegungen mit berauschtem Blick. Geschickt glitt seine Hand zu seinem steilen Glied, das er im Rhythmus meiner Pump-Bewegung rieb. Ein gedämmt-tiefes Stöhnen drang durch seine gelöcherte Maske. Sein heißer Atem ihre Innenseite beschlagend.   Bildlich stellte ich mir seine erregte Mimik vor. Sein Gesicht brauchte ich nicht zu sehen, meine perverse Phantasie reichte völlig. Das dunkle Geheimnis seiner Maskerade besaß einen erotischen Reiz, der meine Lust nur noch mehr anfachte. In diesem Moment symbolisierte Killers Maske den reinen Sexappeal. Seine Hüllenlosigkeit erzeugte den Kontrast, der ihr sinnliche Attraktivität verlieh.   Was ich nicht wusste: Seine Kopfbedeckung war modifiziert. Auf Geräusche spezialisiert, deren Lautstärke er nach Belieben über einen unerkennbaren Regler an der Masken-Außenseite einstellen konnte. Die Tonstärke meiner lustvollen Atemlaute war seit Anbeginn seiner Selbstberührung auf höchster Stufe. Selbst wenn ich es gewollt hätte, hätte ich keinen erregten Atemzug vor ihm verbergen können.   Langsam ging Killer in die Knie. Wodurch ich instinktiv meine Beine auseinander schob, um ihm Platz zu machen. Auf einem Knie abgestützt, rieb er sich gleichbleibend weiter. Sein raunendes Schmunzeln nahm durch die Dämmung seiner Maske einen dunklen Tiefklang an.   „Ich will dich berühren.“ „W-Was?“ „Pardon: Ich werde dich berühren.“   Noch bevor er sein Begehr ausgesprochen hatte, verschwand sein Kopf unter meiner Decke. Dass er seine sinnliche Drohung wahrmachte, war sicher. Doch die Art wie er es tat, hätte ich mir nicht in meinen verdorbensten Träumen vorstellen können.   Ich spürte ihn. Seinen feurigen Atem, der gegen meine empfindlichste Körperstelle hauchte. Nur kurz. Dann fühlte ich etwas viel heißeres: Seine Zunge. Er streckte sie durch ein Mundloch seiner Maske, sodass ihre erhitzte Spitze meine straffe Erektion berührte. Der federleichte Kontakt reichte aus, um mir alle Lichter auszupusten.   „Gottverdammte-!“ Haltlos krallte ich mich in die Unterseiten des Lakens, bäumte meinen Unterkörper auf und biss dabei in den Stoff meiner Kappe. „Grrn...“   Seine raue Hand hielt mich an meiner Hüfte unten, drückte sie bestimmend gegen den von Körper erwärmten Dielenboden. Zeitgleich platzierte er seinen Ellenbogen auf meinem Oberschenkel, um sich abzustützen und mich zu fixieren. Dann umgriffen seine Finger meine Härte. Seine andere Hand wanderte von meiner Hüfte, über dessen leicht hervorstehenden Knochen. Weiter meinen Oberkörper herauf, über meinen kurzen Haarhügel zu meinem Bauchnabel. In einer hungrigen Bewegung meine linke Seite entlang, anschließend kratzend über meine Brustmuskeln. Dabei streifte er meinen erhärteten Nippel, den er zwischen seinen Fingern spielerisch drehte. Was mich dazu brachte, ein ersticktes Keuchen zwischen meinen geöffneten Lippen auszustoßen.   Killers brennende Zunge, das kühle Metall seiner Maske, seine rauen Hände, seine dominanten Berührungen. All das erzeugte den Reiz-Kurzschluss, der meine Sinne in Wollust versetzte. Ab dem Moment gab ich mich seinem Sündenspiel vollends hin. Gab mich ihm hin, der mir jegliche Denkfähigkeit raubte.   Injektomanie – die Sucht nach der Injektion sexueller Endorphine..., schoss mir der medizinische Gedanke durch meinen überreizten Verstand. Ich war längst nicht mehr Herr über meinen Körper und Geist. Was dazu führte, dass die skurrilsten Worte meinen berauschten Kopf fluteten.   Externalisierung sexueller Wünsche – das innere Begehr nach außen zeigen... Fetischisierung – einen ungeahnten Fetisch entwickeln... Beispielsweise zu einem blau-weißen Lustobjekt... Manifestation – das Sichtbarwerden einer Wahrheit, deren Leugnung zwecklos ist:   Killer ist mein sündigster Alptraum... Er reflektiert all meine sinnlichen Frevel...   Verdammt, der Mistkerl macht mich wahnsinnig!   „Hör verdammt nochmal nicht auf, Idiot!“, knurrte ich ihm hektisch atmend zu und spürte, wie seine feuchte Zunge meiner Aufforderung nachkam. Ihre Spitze hinterließ eine brennend heiße Spur auf ihrem quälend langsamen Weg über meinen Schaft. Seine Hand an meiner Brust war verschwunden, stattdessen pumpte sie seinen steifen Penis, mitsamt dem Meinen, von dessen Kopf er eine Lustperle leckte. Dabei brummte er wohlig auf. Ließ sich meinen Geschmack in seinem Mund zergehen.   Zum Sprechen musste er die Bewegung seiner Zunge kurz unterbrechen. Zeitgleich riss er mit einer schnellen Handbewegung die Decke weg, um mich direkt anzusehen. Unsere lüsternen Blicke trafen sich, während er mir aus tiefster Brust zuraunte.   „Es erregt mich, dich zu befriedigen“, wisperte er heiser und verdeutlichte seine Worte mit einer intensiveren Pump-Bewegung, bei der sein Daumen über den geschwollenen Kopf meines Glieds strich. Unter seinem gierigen Blick erschauderte mein gesamter Körper. Die Gier ließ seine Stimme tiefer klingen. „Wie fühlt es sich an? Wie lasse ich dich fühlen?“   „Es...“, brachte ich zögernd hervor, rang nach Atem und Worten. „Es fühlt sich gut an.“   „Was?“ „Du... wie du das tust.“ „Was tue?“ „M-Mit deinen Fingern... deiner Zunge... Mir... Mir gefällt das.“   „Dies?“ Rieb er mich in einer leidenschaftlich wilden Grobheit, wie es nur Killers Finger konnten. Lustvoll keuchend nickte ich, war nicht mehr imstande zu reden. Doch wollte er meine Stimme hören. Hören, wie schmutzig sie sprechen konnte. Sich weiter zu mir vorbeugend, hauchte er mir düster schmunzelnd zu.   „Sag mir, wie versaut du bist“, forderte er mich dunkel auf. Zur Verdeutlichung den Druck seiner Reibung auf meine Härte verstärkend und verlangend über meine Spitze leckend. „Wie pervers bist du tatsächlich?“   „Ich bin-“ Rieb er mich schneller, was meine Stimme vor Lust verzerrte. „V-Verdorben“, brachte ich abgehakt atmend über meine Lippen und drückte meinen Rücken durch, „verdammt pervers!“   „Wer hat dich dazu gemacht?“ „D-Du!“ „Wem gehört diese Seite an dir?“ „Dir, Kill- ahh...“   „Fucking richtig. Nun fasse mich an und spüre mich.“   Sein dunkles Begehr hörte ich deutlich, konnte mich ihm nicht entziehen. Mein Körper folgte dem Ruf des Schattenmeisters. Angezogen durch seine düstere Dominanz. Mühsam stützte ich mich auf meinen Ellenbogen nach oben. Mich seinem dominanten Befehl nicht verweigern könnend, setzte ich mich ihm gegenüber – halb auf seinen Schoß – und umfasste seine pralle Erektion. Unsere Schweiß-benässten Brustmuskeln trafen sich. Ihre erhitzte Haut schmiegte sich eng aneinander, während er seine Hand um die Meine legte und wir unsere Glieder zusammen pumpten. Keiner von uns unterdrückte seine Lustbetonungen, welche die feuchten Geräusche übertönten.   Meine Stirn lehnte gegen die kühle Außenseite seiner Maske, durch deren schattigen Augenlöcher ich blickte. Unser Atem der Erregung vermischte sich. Meine zitternden Lippen kurz mit meiner Zunge befeuchtend, steckte ich sie zögerlos durch das linke Mundloch seiner Kopfbedeckung. Auf die Seine treffend, sodass ihre Spitzen im wilden Fechten spielerisch tanzten.   Unser erster Kuss. Ohne Lippenberührung, ohne Sanftheit. Einzig die leidenschaftliche Wildheit. In intimster Innigkeit.   „Auf die Knie“, befahl er scharf und stieß sein Glied reibend gegen das Meine. Beide zuckten, pulsierten wild in unseren Händen. „Verwöhne mich mit deiner Zunge.“   Flink zog er mir meine verrutschte Kappe vom Kopf. Strich mir bei der Bewegung meinen Pony von meinen Augen und vergrub seine Finger mit fordernder Zärtlichkeit in meinen Haaren. Doch stoppte er abrupt jegliche Bewegung, ließ seine Hand auf meinem Kopf liegen. Weil er den versteckten Funken der Unsicherheit in meinem Blick sah.   Ich weiß nicht... ob ich das kann... Ob ich gut genug für ihn bin...   Lange schauten wir uns an, intensiv, still, reglos. Er gab mir Zeit, um mich zu entscheiden. Dass seine Augen tief in die Meinigen blickten, spürte ich trotz ihrer Unkenntlichkeit. Ihr Eisblau glich tauendem Kristall, funkelnd in obsessiver Passion. Ich fühlte seine Emotionen. Wann immer er sie zuließ. Deswegen brauchte ich sein Gesicht nicht zu sehen. Wusste auch so, wie er mich ansah. Mit wie viel Gefühl mich seine Augen reflektierten.   Sie spiegelten das liebevolle Lächeln wieder, welches meine Lippen langsam formten. Auch mein Augenlicht erhellte sich zu warmen Grünfarben. Offenbarten den glühenden Herzfunken. Sanft strichen meine kühlen Finger seinen erhitzten Oberkörper nach oben, fuhren zärtlich über seine Brustmuskeln. Über seinen Nacken, von dem ich sein blondes Haar gen Rücken legte. Dann erreichten meine Fingerkuppen den Rand seiner Maske, die ich streichend umfuhr. Letztlich drückte ich mein Lächeln gefühlvoll gegen die glatte Oberfläche seiner Maskenunterseite, hinter der sich seine Lippen befanden.   Ohne ein Wort kniete ich mich langsam hernieder. Meine Hand begleitete meine Bewegung, strich seine Brust abwärts. Dabei konnte ich seine beschleunigte Atmung erfühlen, ertastete seinen wilden Herzschlag. Während ich nach hinten rutschte, stützte er sich mit seiner linken Hand am Boden hinter sich ab, seine rechte verblieb locker auf meinem Kopf. Zeitgleich nahm er eine bequemere Sitzposition an, die es mir erleichterte, an seine Mitte zu gelangen.   Meine Augen hielten noch einen Moment den versunkenen Blickkontakt aufrecht, ehe sie seinen Körper nach unten wanderten, bis sie sich auf seine intimste Körperstelle fixierten. E-Eine Anakonda?! Erst jetzt erfasste ich jedes Detail. Größe, Länge, Form. Erkannte, dass er beschnitten war. Und gepierct. Ein Frenulumpiercing... gestochen durch sein Vorhautbändchen... Als Schmuck ein gebogener Kurzstab, schwarz, mit amethystfarbenen Kugeln...   Verdammt... Es steht ihm...   Unter meinem besinnlichen Blick trat aus seiner Eichel ein Lusttropfen hervor, dessen fließende Abwärtsbewegung, seinen Schaft entlang ich verfolgte. Seine gar sanft scharfe Stimme riss mich aus meiner Starre.   „Bist du dir gewiss, dass du dies tun möch-? ...Fuck!“   Ohne Zögern leckte ich die Perle auf. Der bitter-salzige Geschmack war nicht unbedingt das, was ich mir vorgestellt hatte. Aber ertragbar. Die erste Berührung von meiner Zunge und seiner Länge war ungewohnt seltsam. Meine Zungenspitze ertastete zurückhaltend und vorsichtig die erhitzte Haut. Erfühlte das Pulsieren der Ader an der Unterseite seines Glieds und das kühle Material seines Intimpiercings. Die Federleichtigkeit meiner sinnlichen Erforschung ließ Killer leise brummend stöhnen. Er nahm mir meine Unsicherheit. Seine Lustklänge spornten mich an, ermutigten und dirigierten mich.   Immer, wenn sein Brummen tiefer wurde, wusste ich, wo meine Zunge ihn intensiver liebkosen sollte. Die Haut um sein Piercing, den Rand seiner Eichel und den Kopf... Ich merkte mir jede Stelle, hinterließ meine Spuren auf ihnen. Küsste die straffe Haut sanft. Doch traute mich nicht, währenddessen aufzusehen, ihn anzusehen. Erst, als seine Finger von meinem Kopf herab strichen, die linke Seite meines Gesichtes entlang, zu meinem Kinn, das er mit seinem Zeigefinger leicht anhob, wagte ich es meinen Blick zu heben. Seine Maske leicht schief gelegt, mir sein verborgenes Schmunzeln zeigend.   „Du siehst verdammt sexy aus, wenn du mir einen bläst.“ Rasch sah ich zur Seite. Die Hitze meiner Wangen konnte ich nicht vor ihm verbergen. Murrend knurrte ich ihm leise zu. „Halt die Klappe und lass mich einfach machen, Idiot.“   Ich wusste, wie ich ihn zum Schweigen bringen konnte. Aus Rache blickte ich ihn erst recht an. Senkte grinsend meinen Kopf und nahm seine geschwollene Eichel in meinen Mund. Als ich zärtlich an ihr saugte, stöhnte er fluchend auf und legte seinen Kopf in seinen Nacken. Ließ mich jedoch keine Sekunde aus seinen hungrigen Augen. Gierend nach mehr, nach mir. Seine unruhigen Finger, die sich in mein Haar krallten, verdeutlichten seine unersättlich werdende Gier. Dennoch drückte er meinen Kopf nicht nach unten, hielt sich für mich zurück, überließ mir die Zügel der Leidenschaft.   Ob er es eher rauer mag? Als ich seine Länge fast vollständig in meinem Mund aufnahm – soweit ich konnte, ohne zu würgen – versuchte ich etwas Neues, probierte mich an ihm aus. Bei der Aufwärtsbewegung ließ ich meine Zähne federleicht gegen seine empfindliche Haut kratzen, umgriff ihn zusätzlich fester mit meiner Hand und knurrte laut. Die Vibration, mitsamt dem animalischen Sinnesreiz jagte einen Schauer der Erregung durch seinen Körper.   Aus Reflex stieß er hart in meinen Mund. Wodurch ich den Würgereiz nur knapp unterdrücken konnte und meine Augen leicht wässrig wurden. Noch immer nahm ich sie nicht von ihm. Der Anblick meines zerstreuten Blicks, schimmernd in rebellischer Leidenschaft, und seines Glieds zwischen meinen Lippen, hätte ihn fast zum Kommen gebracht.   „Verzeih“, klang sein Flüstern nur halb entschuldigend, halb zitterte es vor Erregtheit. Das Erbeben seines Körpers konnte er nur durch Willenskraft unter Kontrolle bringen. In meinem Mund war seine Härte zur vollen Form gewachsen.   Ich wollte es zu Ende bringen, ihn oral zum Orgasmus bringen. Doch als ich meine reibende Bewegung wieder aufnahm, hielt er mich zurück, in dem er mir leicht an meinen Haaren zog. Zwischen meinen Lippen rutschte seine Größe mit einem nassen Geräusch hervor, glänzte feucht und zuckte gierig.   Unsere Blicke intensivierten sich, in flammenden Ketten aneinandergebunden. Was er mir dann zuflüsterte, war gefühlvoller als alles, was er in dieser Nacht zu mir sagte.   „Ich komme nicht ohne dich.“ Worte, welche die Monotonie seiner Stimme zur Symphonie werden ließen. Die Silben, die ich einst zu ihm sprach; 'Ich gehe nicht ohne dich.' In völlig gegensätzlichen Situationen, mit gleichwertiger Bedeutung. Dem innigen Wert der Verbundenheit.   Langsam dirigierte er meinen Kopf zu sich nach oben, richtete sich dabei selbst weiter auf. Seine Hand umgriff mein Kinn, strich mit seinem Daumen über meine Unterlippe. Als wenn er mich hätte küssen wollen. Stattdessen tat ich es, drückte meine Lippen sacht gegen seinen Daumen und lächelte ihn zärtlich an.   „Lass es uns gemeinsam beenden“, hauchte ich ihm zu, meine Stimme von Sinnlichkeit gezeichnet. In Kontrast skizzierte mein Lächeln gar hingebungsvoll; „Killer.“   Jeder Buchstabe ein spürbarer Herzschlag. Von wessen Brust erzeugt unklar.   Seine Hand wanderte zu meinem Brustkorb, gegen dessen linke Brustseite er seine Handfläche legte. Fordernd drückte er mich nach hinten, schlang seinen anderen Arm fest um meine Taille und zog mich ruckartig auf seinen Schoß. Die abrupte Bewegung raubte mir kurz den Atem. Dann raubte ihn mir seine raue Hand, die unsere Glieder umgriff und ungezähmt rieb. Dabei presste er unsere Körper mit seinem Arm in meinem Rücken eng aneinander. Killers Berührungen glichen seinem Kampfstil; präzise, wild, wirksam und doch gar anmutig.   Instinktiv umfasste meine Hand die uns reibende Seinige, meine anderen Finger krallten sich in seine lange Mähne. Mein Kopf lag seitlich in seiner Halsbeuge, meine Lippen hauchend in das Maskenloch seiner Ohrmuschel. Killer kontrollierte meinen Atem, meinen Puls, meine Herzfrequenz. Jeder Lebensimpuls stand unter seiner Macht. Der Seinen allein.   Wir gaben uns der Lust vollends hin. Dem Gefühl der Sinnlichkeit, welches er zuließ. Für mich. Mit mir. In diesem Augenblick gab es nur noch das Wir.   Gier erfüllte die Luft. Nasse Klänge, mitsamt unserem Stöhnen die schlafende Nachtstille erweckend. Das leichte Schaukeln des Schiffes untermalte unsere Lustbewegung. Das durch Bullauge dringende Mondlicht zeichnete den Schatten unserer intimen Pose an die Wand. Die Grandline war unser einziger Zeuge. Ihr Meer das unsere. Ihre Wellen schlugen einzig für uns.   Wir waren zwei Piraten, die sich holten, was sie begehrten. Ich begehrte Killer – Er begehrte mich. Selbst das One Piece besaß für uns keinen größeren Wert.   „Komm mit mir“, forderte er mich raunend auf und beschleunigte unsere reibende Handbewegung. Unsere Grenzen auf ein Maximum treibend. Der Tiefton seines Flüsterns die pure Erotik. „Folge mir in die Untiefen der Sünde, Penguin.“   Plötzlich verdüsterte sich seine Stimme zur finsteren Dominanz. Seine Worte nahm ich im Lustschleier nicht vollends wahr. Mein Unterbewusstsein gefangen in den Fesseln der Ekstase.   „Sing für mich, Heart-Pirat!“ Ein Aufschrei der Lust. Zu mehr war ich nicht imstande. „A- Aye!“   Beide fanden wir unseren Höhepunkt. Erreichten den höchsten und zugleich tiefsten Meeresgrund. Meine Finger krallten sich in seine breite Schulter, in die ich rücksichtslos biss. Seine Hand griff in meine kurzen Haare, an denen er kräftig zog. Beide rissen wir unsere Köpfe in den Nacken und stöhnten lustbetont auf; Killers Stöhnen tiefer, beinahe animalisch. Meines zischender, gar in ein Fauchen übergehend.   Gemeinsam befleckten wir unsere Hände mit den weißen Indizien unseres Delikts. Ich öffnete in dem Moment meine Augen, als mein Liebessaft seine Maske traf. Sah die weißen Flecken auf blau-weißen Untergrund sprenkeln. Und wie er seine Zunge durch das Mundloch steckte, meinen Samen ableckte. Mein Gesicht verzog sich leicht angewidert. Mit ihm tauschen wollte ich echt nicht.   ~*~   `Folge mir... Penguin.´ Dass er mir im intimsten Moment einen neuen Namen gab, registrierte ich vorerst nur unbewusst. Killer war der Erste, der mich jemals Penguin nannte. Dieser Name war für mich von ihm bestimmt worden.   Kraftlos sackte mein Kopf nach vorne, traf auf seine Schulter, gegen die meine Stirn lehnte. Hektisch und unkontrolliert atmeten wir, unsere Brust sich schnell hebend und senkend, während unsere Muskeln ihre Anspannung vollkommen verloren. Meinen Kopf seitlich drehend, sah ich ihn von seiner Schulter aus an. Wissend, dass seine Augen mich durch die Löcher seiner Maske beobachteten. Ihre verdunkelte Farbe konnte ich lediglich erahnen.   „`Penguin´?“, brachte ich mit dünner Stimme hervor. Versuchte noch immer, meinen Atem wiederzufinden. Ein zustimmendes Summen war seine Antwort. Weswegen ich in heiserem Ton weitersprach. „Warum ein Pinguin?“   Wieso ausgerechnet dieses Tier? Das, vor dem ich mich fürchte? Warum klingt es von seinen Lippen nicht furchterregend?   Schmunzelnd beugte er sich zu meinem Ohr. Sein warm gehauchter Atem verstärkte das Zittern meines Körpers. Intensivierte die Nachwirkungen meines Höhepunkts. „Weil ich dich lehren werde, wie einer zu laufen...“   Meine Wangen – die miesen Verräter – verschworen sich erneut gegen mich. Wodurch ich nun meinen Kopf von ihm wegdrehte, seinen amüsierten Blick meidend. Killer war ein Mann der sein Wort hielt. Seine Versprechen waren endgültig.     `Sing für mich, Heart-Pirat.´   Plötzlich brach es über mich ein. Die Lawine an eiskalten Emotionen. Schock. Furcht. Entsetzen. Panik. Gefror meinen Körper bis ins Innerste. Holte mich von meinem Hoch zum Abgrundtief. Und ließ mein Gesicht leichenblass werden.   Er weiß es... Weiß, dass ich mich erinnere...   Er. weiß. es.   Panisch stieß ich mich von ihm. Suchte Abstand, rutschte von ihm weg und sah ihn angsterfüllt an. Er zeigte keine sichtbare Reaktion. Was mich verdammt beunruhigte.   Seelenruhig stand er auf. Die totenstille Ruhe, die er ausstrahlte war noch viel furchteinflößender. Lautlosen Schrittes ging er zu seinem Schreibtisch und öffnete eine der Schubladen. Während ich hier weiterhin in Schockstarre saß, säuberte er sich seine Hände und warf mir dann ein feuchtes Tuch zu, ohne mich anzusehen. Unberührt blieb es vor mir liegen, meine geweiteten Augen einzig auf ihm. In meinen Gedanken herrschten Verwirrung, Unruhen und das blanke Grauen.   Seit wann weiß er es? Was wird er jetzt mit mir tun?   Warum hat er es mir gesagt? Wieso jetzt?   Ich fühlte mich schmutzig. Die erkaltende Masse an meiner Hand gar brennend, sodass ich sie schnell beseitigte. Meinen Körper bedeckte ich mit dem dünnen Laken, das ich fest um mich zog. Und doch verspürte ich keine Reue. Die geteilte Intimität beruhte auf Freiwilligkeit. Er hatte mich nicht dazu gezwungen. Bin ich zu leichtgläubig gewesen? Zu naiv? Zu unvorsichtig? Zu manipulierbar?   Unter meinem wachsamen Blick zog er sich gefasst seine Boxershorts an und setzte sich dann auf die Kante seines Bettes. Ruhig überschlug er seine Beine, drehte seine Maske in Richtung Bullauge über mir und blickte zum Nachthimmel. Seine verdeckten Augen nicht deutbar, wie seine monotone Stimme. Ihre eisige Härte überschattete die Kälte meiner gefrorenen Gefühlswelt.   „Frag mich“, klangen seine Worte wie verrostetes Metall; kalt, verwittert und rau. Ohne seinen Blick von Draußen abzuwenden, griff er nach seiner auf Kopfende liegenden Sichel, die er in seinem Schoß ablegte. Ich traute der Aufrichtigkeit hinter seinen Silben nicht. „Frag mich und ich werde dir ehrlich antworten.“   Merkbar biss ich mir auf meine Unterlippe. Versuchte meine sich überschlagenen Gedanken zu ordnen. Scheiterte. Doch blieb der erglühende Funke meines Kampfgeistes. Meine Stimme fand zur zerbrechlichen Festigkeit, als ich meine Frage stellte.   „Was hat mich verraten?“, ballte ich zeitgleich meine Finger, die sich in den Stoff des zuschnürenden Lakens krallten.   Ohne einen Hauch des Zögerns erklärte er in teilnahmslosem Ton; „Vieles. Der entscheidende Hinweis ist deine Antwort auf meine Nachfrage zu deiner Erinnerung gewesen. 'Jemand wartet auf dich.' Dabei hast du Richtung Meerestiefe gesehen, statt zum Horizont. Du dachtest an euer U-Boot. Nur ein Heart-Pirat blickt sehnsüchtig unter die Wellen.“   Ich verfluchte mich für meine Unvorsichtigkeit. Sah zur Seite, fixierte den Dielenboden neben mir. Nur kurz, dann schaute ich ihn wieder an, wollte seine nächste Reaktion in jeder Einzelheit erfassen. Verdammte den verräterischen Ton meiner brüchigen Stimme. Die Enttäuschung, die Zweifel, die Unsicherheit, welche sie ihm offenbarte.   „Hast du... mich benutzt? War das hier... alles... die Intimität... die Gefühle bloß eine Lüge?“   Stille. Anhaltend, erdrückend und Luft abschnürend. Sein Schweigen erstickte den lächerlich kleinen Vertrauensfunken, der in mir aufkeimen wollte. Überschüttete mein glühendes Herz mit Eiswasser. Erstach es mit Kälte.   Habe ich es doch gewusst... Ich hätte ihn niemals an mich heranlassen sollen...   Nicht so nah... niemals so innig... Ich wusste es... und habe es dennoch zugelassen...   Ich bin ein Narr... Eine Schande für meine Crew... Ich habe versagt... Als Heart-Pirat... und als Mensch-   Langsam drehte er seine Maske zu mir. Richtete sie direkt auf mich, sah mich an, blickte in meine Seele. Ein Wort. Buchstaben, die dem erloschenen Herzfunken neues Leben gaben.   „Nein.“ Sein kristallener Flüsterton entfachte das Feuer, dessen Wärme mich erfüllte. An dem wir uns beide zu verbrennen drohten.   Er gab zu, dass er es gefühlt hatte. Gestand sich die Niederlage seiner Vernunft ein. Gewährte mir einen Blick in sein Innerstes. Ein winziger Spalt im Eis, durch den er mich blicken ließ. Ich konnte nicht anders. Fühlte Freude. War aufrichtig glücklich.   Wenigstens für diesen einen Augenblick wollte ich es sein. Ihn wahren. Glauben, dass ich einen Wert für ihn besaß. Dass zwischen uns mehr existierte, als Lüge und Leere. Wollte kurz vergessen, welchen Titel wir trugen. Nur Mensch sein. Wollte hoffen, auch unter Reue.   Emotionen lügen nicht... Ein Herz kennt die Wahrheit...   Zu Nachtbeginn fragte er mich, ob ich es konnte. Ihm trauen. Letztendlich hatte ich meine Antwort wirklich gefunden.   Was meine Lippen schließlich hauchten, waren gefühlsbetonte Silben der vollsten Ehrlichkeit.   „Ich vertraue dir, Killer.“   Ein Widerhall des Herzens. Ein Echo des Lebens...   ...Das erstarb.     Binnen eines Herzschlags änderte sich alles. Allesamt stürzten wir ins dunkle Chaos.   Die Erschütterung des Schiffs, spürbar in unser aller Körper.   Meine Hoffnung zerbarst wie hauchdünnes Porzellan, erzeugte einen splitternden Regen aus fallenden Bruchstücken, die meine Gefühle für ihn im Sturm verstreuten.   Der Ruf des Zombies durchbrannte den winzigen Seidenfaden, der Killer und mich auf innerster Ebene verband.   „Wir werden angegriffen!“ „Es sind die Heart-Piraten!“   Lautstark wurde die Kajütentür eingetreten. Vom Kapitän höchstpersönlich, dessen Brüllen ich nicht mehr wahrnahm.   „Ich kümmer mich um unsere 'Gäste'. Erledige deine Aufgabe, Kira!“   Ohne eine Sekunde des Zögerns schlug Killer mich bewusstlos. Schmerzlich spürte ich den Schlag der stumpfen Sichel-Seite in meinem Nacken.   Das Schmerzvollste waren jedoch seine vernichtenden Worte, welche mein vertrauendes Herz in Asche legten.   „Zu Befehl, Captain.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)