Geheimnisse von irish_shamrock ([Wettbewerbsbeitrag - HarryPotter-OneShot~Sammlung]) ================================================================================ Kapitel 4: Versäumt ------------------- Versäumt Marietta Edgecombe × Cormac McLaggen Er vernahm ihre Stimme bereits, noch ehe er sie erblickte. Cormac verdrehte die Augen. Diese Frau war die reinste Plage! Klein, ein wenig pummelig, doch sie hatte ein hübsches Gesicht und diese rotblonden Locken, die ihn beinahe jedes Mal in Versuchung führten, seine Finger darin vergraben zu wollen. Dennoch konnte all das nicht über ihren nervenden Charakter hinwegtäuschen. Er mochte schöne Dinge, liebreizende Dinge – und Marietta Edgecombe gehörte leider in keine dieser Kategorien. »Cormac!« Erneut drang ihre Stimme an seine Ohren. Es war zum Verzweifeln! »Ah, hier steckst du.« Die Erleichterung auf ihrem Gesicht schwand, sobald sie seinem Blick begegnete. »Jetzt guck nicht so arrogant.« Marietta stemmte die Hände in die Hüften und starrte zu ihm auf. Dass sie sich durch die Menge an Menschen gewühlt hatte, sprach für sie und noch mehr für ihren Sturkopf. Cormac ließ ein Schnalzen der Zunge vernehmen und wandte sich zum Gehen. Und Marietta war ihm dicht auf den Fersen. »Warum hast du nicht Bescheid gesagt, dass du früher aufbrichst?!«, verlangte sie zu wissen. Dass sie ihm wie ein Schatten folgte, war ihm ganz und gar nicht recht. So würde er nie eines der Mädchen an der Angel haben, wenn diese kleine Nervziege ständig in seiner Nähe war. »Vielleicht habe ich's einfach … versäumt?«, nuschelte er, wohl wissend, dass Marietta ihn sehr wohl hörte. Sie verfügte über ein besseres Gehör als es die Langohren der Weasleys je könnten. Er hielt inne, sodass auch Marietta stoppte. Cormac wandte sich zu ihr um. »Marietta, ich weiß, du bist absolut verrückt nach mir, aber das muss aufhören, okay, Babe?« Ihr klappte der Mund auf, doch nicht ein Laut kam daraus hervor. Sie blies die Wangen auf. »Jetzt siehst du aus, wie ein Frosch«, wieder verdrehte er die Augen, hoffte jedoch, dass ein Ausbruch ihrerseits nicht allzu viel Aufmerksamkeit auf sich zog. Zu seiner Verblüffung schluckte Marietta ihre Wut herunter, tatsächlich hoben sich ihr sogar Mundwinkel zu einem Lächeln. Ihre Reaktion war ihm nicht geheuer. »Du hast recht, Cormac, und vielen Dank.« Marietta reckte das Kinn und stolzierte an ihm vorbei. Argwohn zierte sein Gesicht, als er ihr mit den Blicken folgte. Dann bemerkte er, was seine Kollegin so erfreute: Heathcote Barbary Das ehemalige Mitglied der Schwestern des Schicksals, das sich nun auf das Schreiben von Büchern und den einen oder anderen Liedtext anderer, großer Musiker, fokussierte. Diese Frau galt als scheu und lebte sehr zurückgezogen, entsprechend wenig war über ihr Privatleben bekannt. Sie auf einer Veranstaltung wie dieser überhaupt wahrzunehmen, war ein wahrer Glücksgriff, sodass das eigentliche Spektakel in den Hintergrund rückte. Cormac setzte Marietta nach, doch diese hatte die ehemalige Gitarristin bereits in ein Gespräch verwickelt. Und zu seinem Leidwesen, beherrschte Marietta Edgecombe Konversation bis zur Perfektion. So leicht würde Barbary ihr nicht entkommen, und ihm auch nicht! Die Worte waren leise, beinahe nur ein Flüstern. Ein Knurren wallte in ihm auf, denn er konnte nicht eine Silbe von dem erhaschen, was die Frauen tuschelten. Als einer der begehrtesten Journalisten des Tagespropheten konnte er sich die Stars und Sternchen nach Lust und Laune herauspicken. Dass er es mit der Wahrheit nicht immer so genau nahm, versuchte er mit Charme und Witz zu übertünchen. Seine Chefin hatte wahrlich ihre liebe Mühe mit ihm und alle Hände voll zu tun, die erbosten Promis bei Laune zu halten und ihn zu entschuldigen. Dennoch erfreute sich Cormacs Kolumne großer Beliebtheit. Als Marietta von den wöchentlichen Kochrezepten in sein Metier wechselte, hätte er nie und nimmer zu glauben gewagt, dass diese Frau, die ihm schon zu Schulzeiten auf die Nerven ging, es tatsächlich fertig brachte, einen vernünftigen, annehmbaren Artikel zu schreiben. Geschweige denn, ein Interview zu führen. Als Glindola Donaghue darauf bestand, ihm, nach all den Unannehmlichkeiten, die er bereitet hatte, Marietta als 'Lehrling' zur Seite zu stellen, war für ihn eines klar: Edgecombe würde mit wehenden Fahnen untergehen! All das war bereits zehn Wochen her, und Cormac es leid, ständig auf das Pummelchen aufpassen zu müssen. Dass sie ihm nun den Rang ablief, gefiel ihm überhaupt nicht. Er verengte die grünen Augen zu Schlitzen, erlag dem Versuch, vielleicht von den Lippen lesen zu können. Jemand tippte ihm auf die Schulter, doch er scheuchte den Störenfried beiseite. Als ein erneuter Versuch unternommen wurde, seine Aufmerksamkeit zu erhaschen, wandte sich Cormac mit wutverzerrtem Gesicht zu dem Quälgeist um. Augenblicklich verschwand der Zorn, doch sein Gegenüber rümpfte nur das feine Näschen. Ellanore Silversbee Ihr Antlitz prangte seit Monaten auf den Covern der Hexenwoche, die Boulevardblätter waren voll mit Artikeln über ihren Erfolg und den Weg, der scheinbar einem Traum glich. Sie wäre sein nächster, großer Triumph. Hastig zwang Cormac seine Lippen zu einem einladenden Lächeln. »Verzeiht mein rüpelhaftes Benehmen, Schönheit.« Ihr Kichern war bei weitem nicht so liebreizend und wohlklingend, wie er angenommen hatte. Pummelchen und Barbary konnten ihm gestohlen bleiben, wenn er die bezauberndste Hexe seiner Zeit vor der Nase hatte. »Wo warst du denn gestern Abend?« Marietta hatte sich vor seinem Schreibtisch aufgebaut. Ihre Statur hatte nichts Bedrohliches an sich, dennoch jagte ihm ihr Blick einen leichten Schauer über den Rücken. »Sei leise, Pummelchen, mir schwirrt der Schädel.« Seine Worte unterstrich Cormac mit einem jammernden Stöhnen. »Scheinbar … hast du die Zeit vergessen?« Marietta neigte den Kopf, sodass ihr ein paar der rotblonden Locken über die Schulter fielen. Es hatte den Anschein, als glomm ein wenig Mitleid in ihren braunen Augen auf, doch Cormac traute der Fassade nicht. Zu recht – wie er in wenigen Sekunden feststellen musste. »Edgecombe«, diese horchte auf, als Miss Donaghue nach ihr rief. »Ein super Artikel. Grandios. Der wird unseren Kopf aus der Schlinge ziehen.« Marietta strahlte über das ganze Gesicht. Die Spitze, die seine Chefin jedoch austeilte, blieb ihm nicht verborgen. »Kopf aus der Schlinge, bla bla ...«, äffte er seine unmittelbare Vorgesetzte nach, erntete jedoch nur einen schiefen Seitenblick der Kollegin. »Du weißt, dass der Artikel heute noch in den Druck geht«, verkündete Marietta, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und wippte munter und sorglos von Hacken auf Ballen im Wechsel. »Ja, und? Das schaffe ich locker, auch mit Kater«, knirschte Cormac und machte eine scheuchende Bewegung in ihre Richtung. Marietta verstand den Wink, rührte sich jedoch nicht vom Fleck. »Ist noch was?«, knurrend entwich ihm jene Frage. »Vielleicht … habe ich versäumt dir mitzuteilen, dass Miss Donaghue den Artikel bis zwölf Uhr auf ihrem Schreibtisch haben möchte.« Sie mimte die Unschuld, doch sie nicht weniger verschlagen, als alle anderen Reporter. »Pfff«, schnaubte Cormac abfällig und schüttelte über ihre belanglose Information nur das blonde Haupt. »Zwölf Uhr, Mittags, Cormac. Also halte dich ran.« Marietta ließ endlich von ihm ab. Er pfiff auf ihren dämlich Rat, schmälerte jedoch kurz den Blick und keuchte, kaum hörbar, auf. »Schhhh … Drachenmist, verfluchter!« Die Uhr an seinem Handgelenk verwies auf viertel vor zwölf und er würde den Termin nicht einhalten können. Sich selbst anfeuernd, haute Cormac in die Tasten des altertümlichen Schreibgeräts. Mit einem breiten, selbstzufriedenen Grinsen, marschierte er an seinen Kollegen, Marietta eingeschlossen, vorbei und betrat er das Büro seiner Chefin. Miss Donaghue bedachte ihn mit einer erhobenen Augenbraue, nahm seine Schreibe jedoch entgegen und bedeutete ihm, sich wieder seiner Arbeit zu widmen. Der Tag neigte sich dem Ende, als ihm eine seltsame Nachricht in die Hände fiel. Schwebend hatte das Blatt Platz auf seinen Schreibtisch genommen. Cormac tat die Zeilen mit einem Wink ab. Zu viel Text. Doch als er das Getuschel der Kollegen vernahm, zwang er sich, das Papier näher zu betrachten. Seine Augen überflogen die Zeilen. Der Schreiber war gut, das musste er diesem Amateur lassen, denn sein Stil war es nicht. Der Abend der Gala wurde ansprechend beschrieben. Die Veranstalter gelobt und die Ehrengäste erwähnt. Kurz, bevor sich das Blatt dem Ende neigte, stutzte Cormac, hob den Blick, als wäre er auf der Suche. Marietta kam soeben den Gang entlang, in Begleitung von Eloise Cloverstone, eine der ältesten Mitarbeiterinnen des Tagespropheten. Doch der Wachhund würde ihn nicht aufhalten! »Du … du hast mich diskreditiert!« Seine Stimme schwoll an, als er sich den Frauen in den Weg stellte. Blut schoss ihm in die Wangen, während sein Puls unaufhörlich hämmerte. »Du hast dich selbst diskreditiert, als du deinen Kopf zwischen ihren unechten Brüsten hattest«, erklärte Marietta. »Sag bloß, die sind gar nicht echt?« Eloise Augenbraue hüpfte zum silbergrauen Haaransatz. Marietta schnaubte, schüttelte das lockige Haupt und verschränkte die Arme vor der Brust. Dass sie diesen dabei unweigerlich anhob, registrierte Cormac, doch sein Zorn auf diese Frau überwog, als den Anblick vielleicht genießen zu wollen. »Wir sind Journalisten, keine Paparazzi. Wenn du kopfüber im Ausschnitt von Silversbee hängst, wird es dich wohl kaum überraschen, dass gerade das eine fette Schlagzeile wert ist!« Wieder reckte Marietta das Kinn. Wut schäumte in ihm, reifte und brodelte. »Und eins noch: Beim nächsten Mal etwas weniger -« Marietta machte ruckartige Kopfbewegungen, die das Kippen von Shots imitieren sollte. »EDGECOMBE!« Seine von Zorn erfüllte Stimme hallte quer durch die Etage. Diejenigen, die sich noch an ihren Arbeitsplätzen befanden, zogen rasch die Köpfe ein. »Beruhig' dich, McLaggen«, gebot ihm seine neue Erzfeindin. »Du, du -«, schnaufte er und legte sich bereits genügend Beleidigungen zurecht, doch nicht eine wollte ihm über die Lippen kommen. »Das Ding geht nicht in den Druck.« Verdattert blinzelte er. »Sieh es einfach als kleinen Akt der Rache, als Dämpfer für dein Benehmen«, fügte Marietta hinzu und genoss das angenehme Gefühl des Erfolgs. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)