Missverständnis von FlipFlops-Mausi ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Wie ein Häufchen Elend saß Lucy auf einen der Barhocker und lies sich einen nach den anderen Cocktail schmecken. Sie wusste, dass sie schon weit über ihre Grenze hinaus war und doch hatte sie nicht vor mit dem Trinken auf zu hören. Ihr war klar, dass es keine Lösung war, aber sie wollte nur für einen kurzen Moment ihren Schmerz betäuben, der alltäglich war. Wenn immer sie die beiden zusammen sah, hatte sie das Gefühl ihr Herz würde in Stücke zerbrechen. Zu allem Übel konnte sie das letzte Bild einfach nicht vergessen. Es spukte ihr immer wieder in ihrem Kopf herum und lies sie selbst nachts in ihren Träumen nicht zur Ruhe kommen. Warum hatte sie sich auch ausgerechnet in ihn verlieben müssen? Wieso konnte es nicht Loke sein, wie viel einfacher wäre es für sie gewesen? Er liebte sie und machte keinen Hehl daraus. Egal wie sehr sie sich gewünscht hatte, seine Gefühle erwidern zu können, sie konnte es nicht. Der Platz in ihrem Herzen war bereits besetzt wurden, denn jemand hatte sich ohne, dass sie es hätte erahnen können, diesen erschlichen. Leider war ihr das nur viel zu spät klar geworden und jetzt konnte sie nur noch dabei zu sehen, wie er mit einer anderen Frau glücklich war. Es tat unsagbar weh. Wie gern würde sie ihre Gefühle ungeschehen machen oder sie einfach nur weg schließen? Nur leider war das einfach nicht möglich. Kopfschüttelnd ermahnte sie sich in Gedanken selbst. Sie wollte nicht länger ihren Kopf darüber zerbrechen. Für diesen Abend wollte sie einfach nur vergessen. Schnell kippte sie sich den restlichen Inhalt ihres Glases hinunter, bevor sie es Mirajane vor die Nase stellte und nach einen weiteren Cocktail verlangte. Besorgt musterte Mirajane ihre blondhaarige Freundin, die schon leicht neben sich stand. Ihre Wangen leuchteten in einer rötlichen Farbe durch den Alkohol. Ihre Augen wirkten dazu schon leicht glänzend. Allgemein gab sie ein wirklich mitleidiges Bild ab. Sie wusste ganz genau, was Lucy zu quälen schien. Die Blicke, die sie Juvia und Gray schenkte, waren viel zu eindeutig dafür und doch war sie der Überzeugung, dass es nicht so war, wie es den Anschein machte. Aber Lucy sah im Moment nur das, was sie sehen wollte und es war schwierig sie vom Gegenteil zu überzeugen. Doch so konnte es nicht weitergehen. Sie versank völlig in ihrem Elend und der Alkohol würde ihre Situation nicht verbessern. Außerdem hatte sie Natsu und Ezra versprechen müssen, sich um sie zu kümmern, während sie einen wichtigen Auftrag erledigten und sie hatte vor, dieses auch ein zu halten. Sie schnappte sich Lucys Glas und füllte es mit Wasser auf, bevor sie es ihr wieder hinstellte. „Du hast für heute genug getrunken. Das einzige, was ich dir noch gebe, ist Wasser“, stellte Mirajane klar. Empört blies Lucy ihre Wangen auf und schenkte ihr einen bösen Blick. „Was soll das? Mir geht es gut. Ich kann selbst entscheiden, wann ich genug habe und wann nicht. Du bist nicht meine Mutter“, erwiderte sie erbost. „In deinem Zustand kannst du das nicht. Sei froh, dass ich dir helfe und für dich entscheide. Spätestens morgen wirst du mir dafür danken, glaub mir“. „Was weißt du schon? Wenn du mir nichts geben willst, dann gehe ich eben wo anders hin“, meinte sie nur trotzig und versuchte sich von dem Barhocker zu erheben, doch wurde sie von Mirajane daran gehindert. „Lucy, das ist kein Mittel, um deinen Kummer zu verdrängen. Alles was du davon haben wirst, sind Kopfschmerzen und ein allgemeines Unwohlsein“, versuchte sie sie zu überzeugen und tatsächlich schien ihre Ansage etwas in ihr zu erreichen, denn sie hielt in ihrer Bewegung inne. „Ich möchte nur für einen winzigen Augenblick aus der Realität entfliehen. Ist das denn so falsch?“, flüsterte sie. Leicht schüttelte Mirajane ihren Kopf. „Das kann ich sehr gut verstehen und doch ist das nicht der richtige Weg.“ Lucy nickte, weil sie wusste, dass sie Recht hatte. Traurig blickte sie zu ihr. „Weißt du, was noch mehr schmerzt als die Tatsache, dass er etwas mit Juvia hat?“ „Nein, erzähl es mir“, ermutigte sie sie. „Die Gewissheit, dass er mich behandelt als wäre ich eine völlig Fremde. Das einzige, was er mir entgegen bringt, ist ein einfaches nichts bedeutendes Hallo, wenn wir uns sehen. Es ist als hätten wir uns niemals nahe gestanden und ich weiß nicht mal, warum er mich so behandelt“, ihre Stimme wurde mit jedem Wort leiser. Schwer seufzte Mirajane, weil sie keine Antwort darauf hatte. Sie konnte sich Grays Verhalten selbst nicht erklären. Er war wie von dem einen auf den anderen Tag wie ausgewechselt gewesen. Sie ahnte zwar, dass es etwas mit der Beziehung von Natsu und Lucy zu tun hatte aber beweisen konnte sie es nicht. Selbst, wenn Gray es niemals zu geben würde, Natsu war wie sein bester Freund und trotz alldem schien es manchmal so als wäre er etwas eifersüchtig auf ihn, weil er Lucy so nahe stand. Wahrscheinlich ging er davon aus, dass die Beiden etwas füreinander empfanden und er zog sich deshalb zurück. Vielleicht interpretierte sie auch einfach nur zu viel da hinein, weshalb sie ihre Gedanken für sich behielt. Das Letzte, was sie wollte, war Lucy falsche Hoffnungen zu machen. „Ich weiß nicht, was seine Beweggründe sind, aber hast du jemals versucht mit ihm darüber zu reden? Ihm gesagt, wie deine Sicht auf die Dinge sind und wie es dir mit dieser Sache geht?“ „Nein. Ich habe es einfach so hingenommen. Ziemlich dumm von mir, wenn ich so darüber nachdenke und doch habe ich zu viel Angst vor seiner Antwort. Letzten Endes bringt es sowieso nichts mehr. Er liebt Juvia und möglicherweise ist es für mich besser, wenn ich ihn nicht immer wieder vor meiner Nase habe. Dann besteht die Möglichkeit, dass ich ihn irgendwann vergesse.“ „Wieso bist du dir eigentlich sicher, dass Gray Juvia liebt? Ich meine, für mich macht es nie den Anschein, dass die zwei mehr als Freunde sind“, hinterfragte Mirajane ihre Meinung. Betreten sah Luy zum Boden, damit ihre Freundin ihr Gesicht nicht sehen konnte. Diese Frage traf einen wunden Punkt, denn es erinnerte sie willkürlich wieder an die Szene, die sie gerne aus ihrem Gedächtnis bannen würde. „Ich habe..gesehen..wie sie sich..geküsst..haben“, stammelte sie gebrochen und sie musste sich zusammen reißen, damit sie nicht in Tränen ausbrach. Mirajane konnte kaum glauben, dass sich derartiges abgespielt haben soll. Allerdings hatte Lucy es gesehen und sie würde sich so etwas nicht ausdenken. Trotz allem passte es einfach nicht zusammen aber sie wollte nicht weiter nachbohren. Merkte sie doch, wie sehr Lucy mit den Tränen kämpfte. „Tut mir leid, ich wünschte der Anblick wäre dir erspart geblieben“, meinte sie einfühlsam. Als wäre die Situation nicht schon schlimm genug, kamen die beiden besagten Personen gerade durch die Eingangstür. Gray stapfte auf einen der freien Tische zu und Juvia klebte ihm am Arm. Er wirkte genervt, während sie irgendwelche Liebesbekundungen haltlos von sich gab. Lucy musste sich nicht mal umdrehen, um ihre Stimme zu erkennen. Sie ertrug es auf keinen Fall länger hier, wenn die zwei da waren. Es würde sie nur zusätzlich quälen, wenn sie ihnen dabei zusehen musste, wie sie herum turtelten. „Macht es dir etwas aus, wenn ich mich auf dem Heimweg mache. Ich brauche etwas frische Luft und merke erst jetzt, wie müde ich eigentlich bin.“ Etwas skeptisch betrachtete sie Lucy. „Bist du sicher, dass du es nach Hause schaffst, immerhin hast du einiges getrunken?“ „Ich denke, ich komm zurecht“, schenkte sie ihr ein müdes Lächeln, um sie zu überzeugen. Ganz wohl war ihr bei der Sache nicht und trotzdem entschied sie sich, sie gehen zu lassen. „Pass bitte auf dich auf, okay?“ „Klar“, winkte Lucy ab und stand von dem Barhocker auf. Ein wenig schummrig war ihr aber sie versuchte sich vor Mirajane nichts anmerken zu lassen. Es war nur ein kurzer Heimweg und den würde sie schon irgendwie meistern. Vorsichtig machte sie einen Fuß vor den anderen, in der Hoffnung nicht unnötig auf zufallen. Sie hatte den Ausgang schon fast erreicht als sie zu ihrem Pech über ihre eigenen Beine stolperte. Innerlich machte sie sich schon auf den Aufprall bereit und schloss aus Reflex ihre Augen. Doch zu ihrer Überraschung schlangen sich zwei starke Arme um sie und retten sie vor der Härte des Bodens. „Bist du in Ordnung, Luce“, murmelte ihr Retter in ihr Ohr. Sein Atem sorgte dafür, dass sich ihre Nackenhaare aufstellten. Beim Klang ihres Spitznamens kribbelte alles in ihrem Magen. Nur er hatte sie immer so genannt. Sehnsucht stieg in ihr auf. Wie sehr vermisste sie seine Nähe nur? Langsam öffnete sie ihre Augen, um ihn in seine dunkelblauen Irden zu blicken. Sie sah die deutliche Sorge in ihnen. Dieser Blick ließ sie schon immer schwach werden und für einen winzigen Augenblick war es als wäre sie in einer anderen Welt, in der es nur sie beide gab. Aber das war sie nicht. Er gehörte nicht zu ihr, sagte ihr ihre Vernunft und sie durfte sich nicht gehen lassen. Mit großer Mühe rappelte sie sich auf und befreite sich aus seinen Armen. „Lass mich los. Ich brauche deine Hilfe nicht“, gab sie ihm schroff zu verstehen. Sie wollte nicht so hart klingen. Es kam einfach über sie, reiner Selbstschutz wahrscheinlich. Seine Gesichtszüge nahmen einen überraschten Ausdruck an. Sie konnte es ihm nicht verübeln, dass er verwundert war. Es war nie ihre Art ihn derart vor den Kopf zu stoßen und sie schämte sich ein wenig dafür. Sie musste einfach weg von hier. Das alles überforderte sie einfach viel zu sehr. Sie lief einfach langsam weiter und lies ihn an Ort und Stelle stehen ohne ein weiteres Wort. Schnell war sie nicht aber Gray schien immer noch überrumpelt von ihrer Aussage, dass er sie nicht am Weiterkommen hinderte. Sie war wirklich froh als sie die Eingangstür hinter sich schloss. Ihr e Wangen glühten noch vom Alkohol und so kam ihr die angenehme Kühle der Nacht nur gelegen. Allerdings spürte sie deutlich, dass erst jetzt die volle Wirkung zur Geltung kam. Ihr war schwindelig und sie merkte selbst, dass sie ziemlich wackelig auf den Beinen war. Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen allein nach Hause zu gehen. Aber was blieb ihr anderes übrig? Sie würde nicht umkehren, nicht, wenn sie wusste, dass Gray noch immer dort war. Irgendwie musste sie es nach Hause schaffen. Der Weg zu ihr schien ihr immer länger zu werden und jeder weiterer Schritt fiel ihr schwerer. Die Müdigkeit tat ihr übriges und sie musste zu geben, dass sie am liebsten diesen Drang einfach nur zu schlafen, nach geben hätte. Es kostete sie einiges an Kraft sich dagegen zu wehren. Sie wollte nicht mitten in der Nacht an dem Waldrand schlafen aber sie spürte bereits, dass sie dringend eine Pause brauchte. Als hätte man ihre Gebete erhört, trat plötzlich jemand neben sie. „Hab ich dich endlich gefunden.“ Erschrocken zuckte sie zusammen, da sie nicht damit gerechnet hatte, jemanden hier zu begegnen. Ob er wohl ein Feind war? Ängstlich drehte sie sich zu der Person um und erstarrte als sie niemand anders als Gray vor sich fand. Was zur Hölle machte er hier? Augenblicklich bekam er ein schlechtes Gewissen, dass er sie ein wenig überrumpelt hatte. Er wollte ihr keine Angst machen. „Entschuldige. Ich hatte nicht vor, dich zu erschrecken. Ich wollte nur sicher gehen, dass du in Sicherheit bist“, schenkte er ihr ein mildes Lächeln. „Was machst du hier?“ Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Ich schätze, ich habe mir Sorgen, um dich gemacht. Du hast keinen guten Eindruck auf mich gemacht und so wollte ich sicher gehen, dass du in Ordnung bist. „ Seine Worte waren ehrlich und sie war gerührt, dass er sich Sorgen, um sie machte, denn das bedeutete immer noch, dass sie ihm wichtig war. Wenn sie in sich hinein horchte, war sie mehr als froh, dass er bei ihr war. Mit ihm fühlte sie sich sicherer und auch, wenn es unvernünftig war, wollte sie, dass er bei ihr blieb. „Danke, Gray. Kann ich dich vielleicht um einen Gefallen bitten?“ „Natürlich.“ „Bringst du mich nach Hause?“ Er nickte nur und verkürzte den Abstand zwischen ihnen. Ihre Augen weiteten sich, weil er ihr plötzlich so nah stand und sie nicht wusste, was er vor hatte. Ehe sie noch reagieren hätte können, hatte er einen Arm, um ihre Beine und einen um ihren Rücken geschlungen. Er hatte vor sie nach Hause zu tragen. „Gray, ich kann alleine laufen“, versuchte sie zu protestieren. Ihre Wangen spiegelten Verlegenheit wieder und ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, bei dem Gedanken ihm so nah zu sein. „Du bist viel zu geschafft, um noch die restlichen Meter zu laufen und außerdem geht es so viel schneller. Ruh dich lieber aus, Luce“, entgegnete er ihr lediglich. Sie hatte nicht die Lust mit ihm zu diskutieren, weil sie wusste, dass es sowieso nichts bringen würde. Also kam sie seinem Rat lieber nach und legte ihren Kopf gegen seine Brust. Sie konnte seinen regelmäßigen Herzschlag spüren, was eine seltsame beruhigende Art auf sie hatte. In seinen Armen fühlte sie sich geborgen und wenn sie könnte, würde sie die Zeit für diesen Moment für immer anhalten. Seine Wärme sorgte dafür, dass sie sich entspannte und der Schlaf sie zu übermannen schien. Ein kleines Lächeln schlich sich auf sein Gesicht als er die schlafende Lucy betrachtete. Sie wirkte friedlich und glücklich. Etwas, dass er in letzter Zeit bei ihr vermisst hatte. Lag es wirklich daran, dass er sie gemieden hatte? Kurz erinnerte er sich an die Situation mit Mirajane zurück. Er stand noch völlig neben sich. Wieso ging Lucy ihn so an? Er wollte ihr doch nur helfen und zu allem Übel, warum war sie in diesem Zustand? Es war nicht schwer zu erkennen, dass sie zu viel getrunken hatte. Aus undefinierbarem Grund machte ihn die Tatschache wütend. Wie konnte sie nur so unvorsichtig sein. Was, wenn ihr etwas passierte? „Gray, was ist mit dir“, hörte er Juvia neben ihm sagen. Doch er beachtete sie nicht weiter sondern ging schnurstracks auf Mirajane zu. „Was hast du ihr gegeben?“ „Was genau meinst du, bitte?“ Sie hatte keine Ahnung, wo von Gray sprach. „Ich rede von Lucy. Wie konntest du zulassen, dass sie sich in diesem Maße voll laufen lässt“, wollte er verärgert wissen. Abwehrend hielt sie ihre Hände hoch. „Bitte? Das ist doch nicht dein Ernst, dass du mir Vorwürfe machst. Lucy ist alt genug und es ist nicht so, als hättest du noch nie zu viel getrunken. Und wenn du es genau wissen willst, wenn es nach Lucy gegangen wäre, hätte sie noch einiges mehr an Cocktails gewollt. Aber ich habe sie davor gewarnt“, rechtfertigte sie sich. „Warum hast du ihr überhaupt erst was gegeben? Ich meine, du hast doch gesehen, dass sie in letzter Zeit neben sich steht und dann lässt du sie auch noch allein nach Hause gehen.“ Mirajane wurde das langsam zu viel des Guten. Was glaubte Gray wohl, wer er war? Sie war bestimmt nicht der Grund, der Lucy dazu brachte, zum Alkohol zu greifen. „Weißt du was, Gray? Vielleicht solltest du dir einfach mal an die eigene Nase greifen und darüber nach denken, warum es ihr so schlecht geht. Was glaubst du wohl, wie Lucy sich fühlt ,nachdem du sie aus was weiß ich für Gründen einfach ignorierst und sie völlig im Dunkeln darüber lässt. Sie wie eine Fremde behandelst zu der du keinen Bezug hast.“ Sie wollte sich eigentlich nicht einmischen aber sie war wütend, darüber, dass er ihr die Schuld gab, obwohl er es war, der ihr Kummer machte. Alles was sie wollte war, ihm die Augen zu öffnen. Er fühlte sich als hätte man ihm eine Ohrfeige verpasst. Zum ersten Mal wurde ihm sein Handeln bewusst. Er hätte allerdings nicht damit gerechnet, dass es Lucy so zu schaffen machte, dass er sich zurück gezogen hatte. Als er sich über seine wahren Gefühle bewusst geworden war, war er einfach überfordert mit diesem Wissen. Dann war immer noch das Verhältnis zwischen ihm, Natsu und Lucy. Er fühlte sich manchmal wie das dritte Rad am Wagen. Natsu und sie hatten eine enge Verbindung und er war, ohne es zu wollen eifersüchtig auf ihre gute Beziehung. Er wusste, dass er niemals eine Chance bei ihr hatte und um ihr nicht noch mehr zu verfallen, hatte er angefangen sich von ihnen zu entfernen. Er wollte einfach nicht verletzt werden. Aber jetzt musste er sich fragen, ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte. „Es tut mir leid“, wisperte er, der schlafenden Lucy zu. Morgen würde er wohl mit ihr reden müssen, denn es konnte unmöglich so weiter gehen. Er wollte nicht dafür verantwortlich sein, dass ihr etwas passierte. Nach weiteren fünf Minuten erreichte er ihre kleine Wohnung. Er wollte Lucy nicht aufwecken, deshalb vermied er es den Lichtschalter zu betätigen. Vorsichtig tapste er in die Richtung ihres Bettes. Zu seinem Glück war er schon oft hier gewesen, sodass er sich bestens in ihrer Wohnung auskannte und genau wusste, wo er hin musste. Behutsam legte er sie in ihr Bett und beobachtete sie ein wenig. Ihr Brustkorb hob und senkte sich und ihre Augen waren immer noch geschlossen, sodass er wusste, dass sie immer noch tief und fest schlief. Was für ihn ein Zeichen war, dass er fürs Erste, erst mal nicht weiter benötigt wurde. Er würde morgen früh nach ihr sehen. Auf Zehenspitzen, um möglichst kein Geräusch von sich zu geben, lief er los bis er ein „Gray..lass mich..nicht allein…“ murmeln hörte. Verwundert drehte er sich zu ihr um. Sie schien zu träumen, denn es wirkte nicht so, als sei sie wach. Ihre Stimme klang so flehend, dass er es einfach nicht über sich brachte, einfach fort zu gehen. Stattdessen entschied er sich dafür, sich auf den Stuhl neben ihr zu platzieren und die Nacht bei ihr zu bleiben, um ihr etwas Sicherheit zu geben, selbst wenn er sich im Klaren darüber war, dass sie seine Anwesenheit sowieso nicht spüren würde. Er hing seinen Gedanken noch eine ganze Weile nach, biss er letztendlich selber vor Erschöpfung einschlief. Am nächsten Morgen wurde sie von den zwitschernden Vögeln geweckt. Sie öffnete ihre Augen und blinzelte ein paar Mal, um sich an die Helligkeit im Raum zu gewöhnen. Dann setzte sie sich langsam auf, was sie zu gleich wieder bereute. Erst jetzt bemerkte sie, dass ihr Kopf dröhnte, als würde er jederzeit explodieren und dazu kam, dass ihr Magen gegen etwas zu rebellieren schien. Wahrscheinlich war das die Strafe für gestern. Mirajane hatte sie gewarnt und sie konnte froh sein, dass ihre Freundin, sie davon abgehalten hatte, noch mehr zu trinken als sie es getan hatte. Sie musste sich wohl eingestehen, dass es keine gute Idee gewesen war, ihren Schmerz im Alkohol zu ertränken. Fürs Erste würde sie diesen meiden, dass schwor sie sich, denn nichts hatte sich an ihren eigentlichen Problem geändert. Kurz ließ sie den Abend Review passieren. Er hatte sie vor einen Sturz gerettet, war ihr nach gelaufen, weil er sich, um sie sorgte und hatte sie sogar nach Hause gebracht. Ihr wurde unglaublich warm, wenn sie sich daran erinnerte, wie nah sie ihm war, als er sie auf seine Arme genommen hatte. Es war nur ein kurzer Moment, der ihr trotz allem viel bedeutet hat und den sie tief in ihrem Herzen tragen würde, weil sie wusste, dass es bei diesem einen Augenblick bleiben würde. Ein tiefes Seufzen entwich ihr, wenn sie daran dachte. Wann würde sie nur über ihn hinweg kommen und akzeptieren können, dass er nun mal nicht für sie bestimmt war? Er gehörte zu der blauen Wassermagierin und sie sollte sich für sie freuen. Bestimmt war er schon bei ihr, denn nichts in ihrem Raum deutete daraufhin, dass er sich noch hier befand. Ein schwermütiges Lächeln trat auf ihre Lippen. Wieso konnte sie nur für eine winzige Sekunde daran denken, dass er immer noch hier an ihrer Seite sein könnte? Wie naiv war sie eigentlich? Sie ärgerte sich über sich selbst, dass sie diese verworrenen Gedanken einfach nicht abschalten konnte. Ihre Augen weiteten sich allerdings als sich die Tür öffnete und niemand geringeres als Gray vor ihr stand. Er wirkte noch etwas verschlafen, seine schwarzen Haare standen in allen Richtungen ab und sein Hemd war zur Hälfte aufgeknöpft und war leicht verknittert. Sie kam nicht umhin festzustellen, dass er immer noch die gleiche Kleidung trug, die er gestern anhatte. Was ihre meiste Aufmerksamkeit erregte, war die Tatsache, dass er in seiner Hand ein kleines Tablett trug. Erlaubte sich ihr Verstand einen Streich oder passierte das gerade wirklich? Gray konnte sich ein Schmunzeln über ihr verdutztes Gesicht nicht verkneifen. Sie war wohl etwas überrascht davon, dass er sich noch immer bei ihr Zuhause befand. Wahrscheinlich hatte sie nicht damit gerechnet und war jetzt etwas überrumpelt. Langsam trat er näher und stellte das Tablett auf ihren Nachttisch und nahm neben ihr Platz. „Hey, wie fühlst du dich?“, wollte er ehrlich wissen. Wie in Trance sah sie auf das Tablett. Darauf befand sich ein Glas Orangensaft, ein selbst belegtes Sandwich und eine Tablette. Ihr Blick glitt wieder zu ihm und doch konnte sie immer noch nicht ganz realisieren, was das alles zu bedeuten hatte. Da sie nicht den Ansatz machte, irgendetwas zu sagen oder zu tun, versuchte er sie ins Hier und Jetzt zu holen, in dem er mit seiner Hand vor ihrem Gesicht wedelte. „Hey, Luce, bitte aufwachen. Oder schläfst du noch mit offenen Augen“, witzelte er. Das war der Moment, in der sie begriff, dass sie nicht träumte und sich wieder fasste. Obwohl in ihr alles in Aufruhr war. „Lass den Quatsch, ich bin hell wach“, erwiderte sie etwas verärgert und stieß seine Hand unsanft weg. „Was machst du eigentlich hier?“ „Ich bin die Nacht bei dir geblieben. Du hast mich im Schlaf darum gebeten. Als ich heute Morgen aufgewacht bin, habe ich gedacht, ich mache dir eine Kleinigkeit, weil dir deine Trinkerei gestern bestimmt nicht gut bekommen ist“, meinte er lässig als wäre es das normalste auf der Welt. Für Lucy war es das aber nicht und sie schämte sich dafür, ihn um diesen Gefallen gebeten zu haben. Selbst, wenn sie es unbewusst im Schlaf getan hatte. Es war falsch und deshalb war es unsagbar schwer für sie, sich über diese Geste zu freuen, wenn sie wusste, dass es für ihn nichts weiter bedeutete. Sie bemühte sich, dennoch es zu überspielen. Zaghaft griff sie nach dem Sandwich und biss ein kleines Stück ab. Eigentlich hatte sie keinen Hunger, aber sie wollte nicht unhöflich sein, wo er sich solch eine Mühe gegeben hatte. „Ich danke dir, dass du die Nacht über mich gewacht hast und für das Essen“, rang sie sich zu einem Lächeln durch. Er winkte nur leicht ab. „Das hab ich gern gemacht und würde es jederzeit wieder tun.“ Sie verschluckte sich fast bei seiner Aussage an dem letzten Happen. Wusste er nicht, wie sehr er ihre Gefühlswelt, damit in Wallung brachte. Sie wurde aus seinem Verhalten einfach nicht schlau. Er mied sie seit Wochen und jetzt schien es ihr, dass er einfach so weiter machte, als hätte es diese Distanz nie gegeben. Das ergab alles keinen Sinn. Selbst, wenn ein kleines Winkel ihres Herzens nicht leugnen konnte, dass sie die zaghafte Annäherung genoss, war ihr bewusst, dass es trotz allem nicht richtig war. Sie würde nur wieder etwas hinein interpretieren und sich falsche Hoffnungen machen. Am Ende würde sie nur noch mehr verletzt werden, wie sie es schon wurde. Das konnte sie nicht zu lassen, sie musste auf sich selbst aufpassen. Es wäre besser, wenn sie Gray nicht mehr, um sich hatte. „Gray, ich denke, du kannst jetzt gern nach Hause gehen. Juvia macht sich bestimmt schon Sorgen und ich möchte nicht der Grund dafür sein, dass du mit ihr Stress bekommst“, flüsterte sie leise. Ihr fiel es schwer, ihn von sich zu weisen, denn wenn sie könnte, würde sie ihn am liebsten nie wieder gehen lassen. Mit hochgezogener Augenbraue blickte er zu ihr. Wie kam sie denn jetzt auf Juvia und vor allem wie kam sie darauf, dass es ihn interessierte, was sie dachte? Er war der Wassermagierin keine Rechenschaft schuldig. Sie waren nur Freunde mehr nicht. „Wie kommst du darauf, dass ich Stress mit ihr bekomme?“ „Komm schon. Du musst es mir nicht verheimlichen. Ich habe euch gesehen und ich freue mich für euch zwei. Es ist in Ordnung, dass ihr zwei zusammen seid“, bemühte sie sich ihn zu versichern. Er wusste wahrscheinlich nicht, wie sie reagieren würde, weshalb er es verschweigen wollte. Sie sollte es schätzen, nur hatte sie ein kleines Talent dafür, sich selbst zu quälen. Sonst würde sie nicht indirekt darum betteln, dass er zu gab, mit Juvia zusammen zu sein. Vielleicht war das die Gewissheit, die sie brauchte, um zu erkennen, dass es die Wahrheit war und sie nie eine Chance bei ihm hatte. Er hatte absolut kleinen blassen Schimmer, wie sie nur glauben konnte, dass da mehr zwischen Juvia und ihm war. Sie verstanden sich super und er hatte sie in sein Herz geschlossen. Allerdings war zwischen ihnen nur Freundschaft. Er könnte sich niemals mehr mit ihr vorstellen und er hatte in dieser Hinsicht nie irgendwelche Andeutungen gemacht. Wie kam Lucy also zu dieser Annahme? „Ich denke, du verstehst da etwas völlig falsch. Juvia und ich haben nichts miteinander und ich beabsichtige nicht, etwas derart in Erwägung zu ziehen“, stellte er klar. „Hör auf. Du kannst ehrlich zu mir sein. Eine gute Freundin küsst man doch nicht, wenn da nicht mehr ist“, wies sie ihn daraufhin. Langsam dämmerte es ihm, wie sie zu dieser Schlussfolgerung kam. Sie musste die beiden beobachtet haben. „Du hast gesehen, wie Juvia mich geküsst hat“, es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Dennoch nickte Lucy, als müsste sie es bestätigen. „Hast du dann ebenfalls mitbekommen, dass ich sie zurück gewiesen habe“, wollte er wissen. Rasch fühlten sich ihre Lungen mit Sauerstoff. Sie hatte vor Anspannung unbewusst ihre Luft angehalten. Plötzlich kam sie sich unsagbar dumm vor. Damals hatte sie nur gesehen, wie sie sich geküsst hatten und da ihr der Anblick das Herz gebrochen hatte, war sie schnellstmöglich aus dem Raum verschwunden. „Es tut mir leid, ich hätte dem Ganzen wohl nicht so viel Bedeutung schenken sollen.“ Was ihr zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst war, dass sie Gray damit etwas Offensichtliches über ihre eigene Gefühlswelt preis gab. Durch ihre Worte bekam die gestrige Nacht eine ganz andere Bedeutung und ihr Verhalten bestätigte insgeheim nur seine Vermutung. „Ich will dir nicht zu nahe treten, Luce und doch komm ich nicht umhin, mich zu fragen, ob es an dem Kuss gelegen hat, dass du dich dem Alkohol hingegeben hast? Kann das sein“, harkte er vorsichtig nach. Sie war von der Frage völlig überrumpelt und ihr wurde gleichzeitig warm und kalt. Ihr hätte klar sein müssen, dass er zu dieser Annahme kommen würde. Ihre Fragerei war viel zu offensichtlich gewesen und sie verfluchte sich selbst dafür. Wie sollte sie nur wieder aus dieser Lage befreien? Sie könnte ihm eine Lüge auftischen aber war es dafür nicht längst zu spät? War es nicht besser, wenn sie ihm die Wahrheit gestehen würde? Selbst, wenn das bedeutete Gefahr zu laufen, dass sie eine endgültige Abfuhr erhielt? Was hatte sie schon zu verlieren? Er würde sie so oder so wieder meiden, wenn das hier vorbei war. Das alles konnte sie nicht länger ertragen ohne ihm zu sagen, wie sie es zerriss bei dem Gedanken, ihn nicht mehr bei sich zu haben. Sie konnte ihm nicht ins Gesicht blicken, stattdessen starrte sie auf ihre Hände, die sich in ihre Decke krallten. Allem Mut zusammen nehmend, gab sie ihm eine ehrliche Antwort. „Er hat einen kleinen Teil dazu beigetragen, das gebe ich zu. Du hast mich dazu gebracht eifersüchtig auf Juvia zu sein und das ist etwas, was ich niemals wollte. Jedes Mal, wenn sie dir nah war, wenn sie mit dir alleine auf Mission gehen durfte, wenn sie mit dir lachte, wenn sie dich berührte oder wenn sie einfach nur mit dir sprach, wollte ich, dass ich an ihrer Stelle wäre. Ich hasse diese Gedanken ihr gegenüber aber ich kann nichts dafür. Ich kann meine Gefühle einfach nicht stoppen und ich weiß, es liegt an der Tatsache, dass du mich seit Wochen von dir stößt. Das Einzige, was du für mich übrig hattest, waren nette Floskeln. Ich weiß nicht, was ich getan habe, um das zu verdienen, aber ich wünschte, ich könnte es rückgängig machen, denn ich ertrag das Ganze keine Sekunde länger.“ Sie bemerkte nicht mal, wie ihr bei ihrem Geständnis die Tränen von den Wangen liefen. Aber ihr Kartenhaus fiel langsam zusammen. Sie konnte einfach nicht mehr so tun als würde sie damit leben können, dass er sie ignorierte. Ihr Anblick lies sein Herz schmerzhaft zusammen ziehen. Er war solch ein Idiot gewesen. Wie konnte er nur diese liebliche Person von sich weisen? Es schien als hätte sie die ganze Zeit über dieselben Gefühle für ihn gehabt. Wie blind war er nur gewesen? Er musste es richtig stellen. Sanft legte er seine Hände, um ihr Gesicht und drehte es zu sich. Er strich liebevoll mit dem Daumen über ihre Wangen und wischte die Reste ihrer Tränen weg. Ihre braunen Augen sahen ihn irritiert an und er wusste, er konnte sich kaum noch zurückhalten. „Luce, ich ..es tut mir wirklich leid. Du hast nichts falsch gemacht und ich wollte dir nie das Gefühl vermitteln. Ich meine, du bist perfekt und ich hab es einfach in deiner Nähe nicht mehr ausgehalten. Nicht, nachdem ich mir bewusst geworden bin, dass ich viel mehr als Freundschaft für dich empfinde. Ich schätze, ich hatte Angst davor, verletzt zu werden, weil ich mir einfach nicht vorstellen konnte, dass du in mir mehr siehst als einen guten Freund. Daher habe ich mich von dir distanziert, denn in deiner Nähe zu sein, ohne dich zu berühren oder dir sagen zu können, was ich für dich empfinde, hat mich wahnsinnig gemacht“, gestand er ihr und überbrückte die letzten Meter, um ihre Lippen in Beschlag zu nehmen. Er war der Meinung, dass sie genug Zeit mit reden verschwendet hatten und er sich diesen Moment immer herbei gesehnt hatte. Aufmerksam hatte sie ihm zu gehört und trotz allem hatte sie Probleme die Informationen zu verarbeiten. Es schien einfach so unwirklich für sie zu sein, dass er sich auch in sie verliebt haben sollte und er sich deshalb von ihr fern gehalten hatte. Erst als sie seine kalten Lippen auf ihren eigenen spürte, wurde sie sich bewusst, dass sie nicht nur träumte, sondern, dass es die Wahrheit war und das, dass hier wirklich geschah. Als wäre das Signal gewesen auf was sie gewartet hatte, erwiderte sie seinen sanften Kuss und drückte sich näher an ihn. Beide genossen den Moment der Zweisamkeit auf den sie lange warten mussten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)