Feliz Navidead von Ixtli ================================================================================ Kapitel 5: … from the rock bottom of my heart ---------------------------------------------   Dieses Mal wussten Emerson und der Kuchenbäcker wonach sie Ausschau halten mussten, um die Spur der ringellockigen Tatverdächtigen zu verfolgen und sie schließlich auch zu finden. Es war auch nicht schwer, den langen verknoteten Girlanden aus Geschenkband durch den Tannenwald zu folgen. Das einzige, was ihre Suche stoppte, war das abrupte Ende der Spur am Fuße des Styroporberges. "Was nun?" Emerson blickte sich aufmerksam um. "Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn alle Fäden so einfach zusammengeführt hätten." "Oh hallo, Emerson", rief es über ihnen. "Hallo Ned! Endlich habe ich euch gefunden!" Die beiden Angesprochenen legten die Köpfe in den Nacken und sahen verblüfft zu dem winzigen Punkt auf der Spitze des Berges hinauf, der wie ein Flummi auf und ab hüpfte und sich sichtlich über ihr Erscheinen zu freuen schien. "Ähm, Olive, könntest du bitte still stehen bleiben, so lange du da oben bist?", bat Ned die junge Frau, die gefährlich nahe am Abhang stand, um ihren Freunden besser zuwinken zu können. "Keine Sorge, ich bin gesichert", antwortete Olive so laut sie konnte und zeigte dabei auf einen bunten wirren Bänderhaufen in ihrer Hand. "Ich beginne einen Hass auf Schleifenband zu entwickeln", grummelte Emerson genervt. "Olive? Ist Carol bei dir?" Ned kniff die Augen zusammen, um etwas durch das immer dichter werdende Kunstschneegestöber zu erkennen. "Carol? Nein, die ist nicht hier, aber ich weiß, wo sie ist." Olive streckte ihre freie Hand aus und deutete in Richtung des gefrorenen Sees, in dessen Mitte eine gekrümmte Gestalt lag. "Aber ich fürchte, sie ist tot. Ich komme jetzt runter, Okay? Ich denke, hier geht etwas ziemlich merkwürdiges vor."   In Wahrheit gingen vielerlei merkwürdige Dinge in Kringels Pop-Up Christmas Carnival vor, auch wenn Olive nur die sprichwörtliche Spitze des Eisbergs kannte. Eine dieser Eisspitzen stach in Christmas Carols Brust, was der einzigen Verdächtigen ein wasser- jedoch nicht eisdichtes Alibi verschaffte und man wieder ohne Täter dastand. Doch alles sollte sich alsbald aufklären.   Und dies waren die Tatsachen:     Olive, die nach kurzer Zeit, in der sie eine Weile Seite an Seite mit Mary in der Wunschzettelabteilung gearbeitet hatte, mitbekam, dass unter den Vorarbeitern eine Naughty or Nice-Liste über ihre Untergebenen kursierte und jeder, der bisher auf der Bösen-Seite gelandet war, plötzlich und unter mysteriösen Umständen verstarb, fasste den Entschluss, ihren Freunden entsprechende Nachrichten zukommen zu lassen, weil sie wusste, dass sie die einzigen waren, die den nötigen Grips besaßen, die Morde aufzuklären. Olive selbst hatte keine Gelegenheit, ihrem Dienst zu entfliehen, da Mary ihr mehr als deutlich gemacht hatte, dass niemand während seiner Schicht die Schneekugel verlassen dürfe. Kurzerhand wurde von Olive der beste Bote zum Überbringen auserkoren, der gerade zur Stelle war: Digby und Pigby, die jeweils einen von Olive eigenhändig beschrifteten Wunschzettel mit dem Hinweis auf diese Liste ins Maul bekamen, um sie an Emerson und Ned auszuliefern. Pflichtbewusst erledigte das Rentier seine Aufgabe und lieferte die durchweichten und somit unleserlich gewordenen Botschaften ab. Aber es tat noch mehr. Da ein Hund und ein Schwein, die zusammen ein Rentier ergaben, nun mal doppelt so viele Augen besaßen, entgingen ihm auch nicht die seltsamen Vorkommnisse, die alle andere aufgrund ihrer Arbeit übersahen. Doch Digby und Pigby sahen, wie sich eine Person immer wieder heimlich von ihrem Platz schlich, in der einen Hand die Liste mit den bösen Mitarbeitern und in der anderen ein Generalschlüssel, um sich ungehinderten und ungesehenen Zugang zu jedem Bereich zu verschaffen. Es war Mary Kringel alias Mary Christmas, die unerkannt von ihren Mitarbeitern, die jedes Jahr wechselten, sich unter eben jene gemischt hatte. Seit ihrer eigenen Kindheit, die geprägt war vom Erfüllen sämtlicher Wünsche, die sie jemals gehabt hatte, hatte sich die auf ewig kinderlos bleibende Mary als Erwachsene vorgenommen, auch jedem anderen Kind, das einen Wunsch an Santa schrieb, diesen Wunsch zu erfüllen und sei er noch so abwegig, wie ein Gürteltier. Ihrer Meinung nach gaben sich die meisten Eltern einfach keine Mühe, wenn es um das Erfüllen der Wünsche ging und so hatte Mary es sich zur Aufgabe gemacht, jeden Mitarbeiter, der auch nur ein einziges Mal an einem Wunsch zweifelte oder sich darüber lustig machte, auf der Stelle zu beseitigen. Da mit dem Ableben der Mitarbeiter auch der Betrieb zu stocken begann, musste sich flugs nach Ersatz umgesehen werden. Praktischerweise fand man diesen Ersatz im Umfeld des Pie Holes und so kam es, dass der Kuchenbäcker neben dem Flyer des Weihnachtsdorfes noch eine Außerplanmäßige Lieferung Nüsse erhielt, die außerdem noch zwölf Mäuse und einen Hamster beinhaltete, was zur zwangsläufigen (und demnach planmäßigen) Schließung des Pie Holes führte.   "Moment mal", unterbrach Emerson die Ausführung. Er trat zu Mary hin, die wie die traurigste Puppe der Welt mit hängendem Kopf vor ihnen stand. "Aber wie wollten Sie sichergehen, dass die Wünsche der Kinder auch von deren Eltern erfüllt wurden?" Mary blickte in die Ferne, wo weiterhin der Kunstschnee friedlich auf die Kunsttannen rieselte, und lächelte leicht. "Wissen Sie, wie schnell sich Eltern umstimmen lassen, wenn ihre Kinder sich erst mal vor allen Leuten zu Boden werfen und zu weinen anfangen? Wer will denn schon vor allen anderen als die schlimmsten Rabeneltern der Welt dastehen? Ausgerechnet an Weihnachten?" Ned überlief ein eiskalter Schauder. "Ein eindrucksvolles Beispiel dafür, dass gut gemeint noch lange nicht gut gemacht bedeutet", bemerkte Emerson abschließend als man Mary Handschellen anlegte und die Puppe mit dem zu großen Herzen an der falschen Stelle abführte.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)