Lichterkettenmeer von _Supernaturalist_ (Verschollen durch die Jahreszeiten) ================================================================================ Kapitel 2: Sommer ----------------- Eines Tages war sie es allerdings, die von sich aus das Gespräch mit ihm suchte. „Wir haben morgen Sommeranfang...“, flüsterte sie, während er früh morgens in der Küche stand und ihnen ein kleines Frühstück zubereitete. Fast ein wenig erschrocken darüber, wirbelte er herum und hielt dabei den Griff seiner Pfanne fest, während die Eier darin noch immer fröhlich weiter brutzelten.   „Das heißt, es sind schon über zehn Wochen vergangen, als wir hier gelandet sind. Im Frühjahr...und nun? Fast Sommer. Und noch immer keine Spur von unseren Freunden...Wenn sie uns überhaupt finden können und werden. Das heißt also, dass wir den Herbst über hier bleiben. Und den Winter. Und dann? Dann ist ein Jahr schon vergangen. Irgendwann dann zwei. Fünf. Und dann werden sie uns einfach vergessen. Nicht?“ „Glaubst du wirklich, dass sie das könnten? Uns vergessen?“ Sanji wusste einfach nicht, wo dieser erneuter Schwung der Aussichtslosigkeit kam. Wahrscheinlich war es die Tatsache, dass sie schon über zwei Monate hier waren. Dass bald eine neue Jahreszeit anbrach. Dass sie hier einfach herumsaßen und sich irgendwie eine eigene Existenz aufbauten. Mit ihrer beschaulichen Hütte am Meer, den Schafziegen draußen in dem furchtbar schiefen Stall und dass sie mehr und mehr versuchten mit den anderen Bewohnern der Insel Bekanntschaften und vielleicht sogar Freundschaften aufbauten. Ein wenig hatte er zwar gehofft, dass die kleine Herde ihr ein wenig Aufmunterung brachte, oder dass das Meer draußen sie beruhigte. Aber dieser gewisse Zweifel über ihre innere Ordnung war da immer gewesen, sowie die Verzweiflung, dass er einfach nichts dagegen unternehmen konnte.   Wie denn auch?   Jedes Mal wenn er versuchte ein aufmunterndes Gespräch mit ihr zu beginnen, wimmelte sie ihn ab. Jedes Mal, wenn er an sie herantrat, um sie einfach mal in den Arm zu nehmen – um sie zu trösten – drehte sie sich schleunigst in die andere Richtung. Und jedes Mal wenn er sie breit anlächelte, dann sah sie einfach weg. Ja...Nami aus diesen düsteren Gedanken zu holen war einfach schier unmöglich.   Und als er sah, wie sie im Stuhl zurücksank, die Arme über ihre Brust verschränkte und einfach zum Wasser zu starren begann, wusste er, dass es wieder einmal so weit war und sie ihre Mauer erneut aufbaute. Doch irgendwie musste sie doch einzureißen sein – so, dass diese Verzweiflung nicht weiter an ihre zehrte und sie allem mit ein wenig mehr Optimismus entgegenblickte.   Und diese besagte Zuversicht schien nur aufzutauchen, wenn ihre Gedanken nicht zu kreisen begannen. Wenn sie abgelenkt war. Länger, als wenn sie sich morgens und abends nur um ihre Schafziegen kümmerte, oder die Hütte saubermachte.   Also hieß es wohl für ihn, ihr diese Ablenkungen zu geben. So grinste Sanji ein wenig zuversichtlich, tat der jungen Frau nun endlich das Spiegelei auf den Teller, der vor ihr stand, bevor er sagte: „Ich hätte heute Abend Lust auf gebratenen Fisch...Nami-Mäuschen - Willst du mit angeln kommen?“   ------------------------------------------------------------   Natürlich hatte es ein wenig länger gedauert die junge Frau zum Mitkommen zu überreden, als nur eine simple Frage. Er hatte ihr von den Fischen erzählt, die er im Wasser gesehen hatte und dass man sie vielleicht zum Tauschen im Dorf gebrauchen könnte – schließlich gab es hier kein Geld und wenn sie nicht weiter von den Leuten angewiesen sein wollten. Er ließ in seiner Überredung aus, dass man sie ja räuchern oder in Salz einlegen könne, um einen Vorrat für den Winter anzulegen – schließlich hätte er ja so zugegeben, dass er auch fürchtet, hier für längere Zeit zu bleiben.   Und irgendwie – vielleicht war sie ja einfach unendlich genervt von ihm gewesen – stimmte sie dann schließlich doch zu, mit ihm mitzukommen, bevor sie dann in Stille ihr Frühstück aß.   Zumindest hieß es, dass sie für eine gewisse Zeit abgelenkt sein würde und daher hatte er dann schnell das Geschirr gespült, bevor er ihr die beiden Angeln präsentiert hatte, die er selbst eines Nachts gebastelt hatte – aus langen, handlichen Stöcken, irgendwelchen Fäden und Drähten, die er zu einem Haken zusammen gedreht und gebogen hatte.   Für einen kurzen Moment hatte es da ausgesehen, als hätte sie nicht gewusst, ob sie lachen oder weinen sollte, als sie diese sonderbaren Gerätschaften gesehen hatte und wahrscheinlich war dies der Moment gewesen, an dem sie sich erneut überlegt hatte, ob es denn wirklich eine solch gute Idee sei, mit ihm zu kommen.   Sanji meinte schließlich aber, dass es wohl am Ende doch sein Charme gewesen war, der sie endgültig überzeugt hatte.   Und so standen sie nun da – der Smutje hatte seine Hose bis zu den Knien hoch gekrempelt, während Namis kurze Hose dem Wasser keine Chance baten, nass zu werden. Die Angeln hielten sie fest in der Hand, während sie auf dem steinigen Meeresboden entlang balancierten, des jungen Mannes Augen suchend nach einer geeigneten Stelle, wo sie ebendiese auswerfen konnten.   Ihre Schafziegen hingegen standen in einiger Entfernung hinter ihnen am Zaun, scheinbar zu neugierig, als dass sie weiter in Ruhe ihr Gras fressen konnten. Zorro war es, der ab und an blökte, als wolle er das gesamte Schauspiel vor ihnen kommentieren.   „Okay, warte...“, flüsterte Sanji, wissend, dass Lärm die Fische erschrecken würde, während er der jungen Frau vorsichtig half, auf einen Felsen zu klettern, bevor er ihr folgte. „Hier scheint ein guter Platz zu sein. Siehst du dort Vorne? Die schwarzen Flecke im Wasser?“   „Fische...Sind die überhaupt essbar?“ „Ich habe noch gar keine Ahnung, welche Fische in diesen Gewässern ihr Unwesen treiben. Es wird also Zeit, das herauszufinden.“   Er klemmte seine Angel unter den Arm, griff in seine Hosentasche und holte eine kleine Dose heraus. Darin befanden sich einige, winzige Würmer, die er am Vorabend gesucht hatte – denn der Plan angeln zu gehen, keimte schon lange in seinen Gedanken. Namis Gesicht verzog sich automatisch vor Ekel, als sie die kleinen, schleimigen Dinger sah und ein wenig wurde ihr auch schlecht, als Sanji nach einen von ihnen griff und zwischen Daumen und Zeigefingern hielt.   „Gib mir mal deinen Haken...“, flüsterte er und als sie dies tat, befestigte er das Gewürm an der Spitze. Dann nickte er und wiederholte die Prozedur mit seiner Angel, bevor er die kleine Dose wieder zurücksteckte.   „So, jetzt leg deine linke Hand hier hin und die rechte – genau. Stell dich bequem hin.“ Er dirigierte ihre Hände zur richtigen Stelle, während er etwas hinter ihr stand und er war froh, dass sie ihn sogar erlaubte, dass er diese berühren durfte, um sie zu verschieben. Dann stellte er sich neben sie, spiegelte ihre Position wieder, bevor er die Rute mit Schwung hinter sich warf, ausholte und den Haken weit über das Wasser schickte. Nami verstand sofort und tat es ihm gleich.   „Genau so...und jetzt...müssen wir warten, bis einer anbeißt.“   „Gerade frage ich mich ein bisschen, warum ich mich darauf eingelassen habe...“, flüsterte sie dann, seufzte, bevor sie ihn ansah. „..., schließlich weiß ich doch, wie lange die anderen manchmal auf Deck stehen und angeln. Kann ja bestimmt den ganzen Tag dauern...“   „Du bist freiwillig mitgekommen...“ „Du hast mich bedauerlicher Weise überreden können. Und vielleicht...vielleicht tut es mir ja gut.“   Sanji versteckte augenblicklich sein Lächeln, indem er sich schmerzhaft auf die Zunge biss. Er wollte dem zustimmen, stattdessen wollte er sie einfach reden lassen und er würde ihr zuhören, so, wie er es immer gern tat, wenn sie sprach: „Ach Sanji...ich weiß doch auch nicht, was ich machen soll. Jeden Tag warte ich darauf, dass die anderen plötzlich bei uns auf der Matte stehen. Und dass Ruffy kommt, uns beide in seine Arme nimmt und umschlingt und uns so auf die Thousand Sunny zerrt. Doch woher sollen sie denn überhaupt wissen, wo wir uns befinden? Wir können ihnen keine Nachricht zukommen lassen. Wir können allein diese Insel nicht verlassen, da die Strömungen es nicht zulassen. Und dass die Sunny hier her ohne Navigation kommt...dass ist fast unmöglich...“ Sie war aufgebracht – sehr. Und dennoch schaffte sie es, dass ihre Stimme leise blieb.   „Fast unmöglich. Du sagst es. Und in den vergangenen Jahren haben wir doch alle bewiesen, dass Unmögliches möglich gemacht werden kann. Und wir sollten in diese Idioten ein wenig Vertrauen haben. Die schaffen dass schon. Vielleicht nicht heute oder morgen. Aber bald bestimmt!“   „Und bis dahin? Ich fühle mich irgendwie...verloren. Weißt du – du kannst kochen, dafür ist alles da. Aber Seekarten zeichnen? Keine Chance! Die haben hier einfach nicht das geeignete Papier und – naja – wie oft soll ich diese Insel denn noch malen?“ Also war sie sich darüber auch bewusst gewesen, dass die Beschäftigung dringend brauchte. Vielleicht war dies ja dann der Grund gewesen, warum sie sich von ihm Breitschlagen ließ, um mitzukommen.   „Ich verstehe...“, flüsterte er zurück und er meinte es ehrlich. „...wenn du mal kochen möchtest-“ „Ich möchte dir nicht deine Leidenschaft wegnehmen, Sanji. Ich hätte gern etwas...Eigenes. Was mich ein wenig länger beschäftigt, als früh und abends unsere Ziegen.“ Just in diesem Moment mähte es erneut hinter ihnen und es war eindeutig wieder Zorro, der scheinbar ungeduldig wurde.   „Dann finden wir Etwas für dich...Wir könnten ja...etwas säen, was wir – sollten wir noch hier sein – im Herbst ernten können. Ein kleiner Garten braucht schließlich viel Pflege. Oder wir könnten sie endlich mal scheren lassen. Wir lassen daraus Garn machen und dann...kannst du stricken?“ „Nojiko kann das und sie hat mal versucht es mir beizubringen. Nach zehn Minuten habe ich die Wolle und die Nadeln in die Ecke geschmissen und bin gegangen.“ „Okay, okay...kein Stricken. Wie wäre es dann mit Weben?“ „Weben? Und wo soll der Webstuhl bitte hin? Soll die Couch weichen und du schläfst dann auf dem Boden?“ „Okay, das ist auch nicht gut.“ Nicht dass es ihn stören würde, auf dem Boden zu schlafen, aber die Verhältnisse in der Hütte waren bereits beengt und so ein Webstuhl würde das dann wohl doch verschlimmern. „Dann lassen wir daraus eben Stoff weben. Und dann nähst du. Wir sollten uns schließlich für den Herbst und Winter wappnen und ehrlich gesagt, würde es mich freuen, wenn ich wieder mehr Klamotten in meiner Größe hätte.“ Natürlich war er dankbar, dass die Leute hier ihnen so viele Kleidungsstücke gegeben hatte, doch so etwas Eigenes war dann doch ein sehr behaglicher Gedanke. Vor allem wenn Nami diese Sachen für ihn nähen würde – und er wusste genau, dass sie das kann. Schließlich war sie es, die oftmals die Klamotten der Kerle flickte und jedes Mal hatte es sehr gut ausgesehen.   „Das machen wir!“ Sagte er gleich, absolut überzeugt von seinem Plan und bevor sie ihn erneut unterbrechen konnte. „..., wir legen morgen einen Garten an und lassen die Schafe scheren. Und in der Zwischenzeit, bis du die Stoffe bekommst, werden wir dir bereits fertig gewebte bekommen. Und Nadel und Faden und-“ Bevor er noch mehr über diesen Plan preisgeben konnte, hatte es plötzlich begonnen an seiner Angel zu zerren und er umgriff den Stock noch fester und zog daran. Schließlich hatte doch Etwas angebissen!   „Muss ein robuster Kerl sein!“, brummte er, schritt etwas zurück, um sein Gewicht besser verlagern zu können, damit er das Abendessen an Land ziehen konnte.   Nami beobachtete ihn voller Begeisterung, bis – zack – der Faden es war, der nachgab und riss. Sanji stolperte zurück, aber konnte sich gerade noch fangen, bevor er von dem Felsen gefallen war.   Die Schafziegen hinter ihnen mähten und blökten, als würden sie lachen. Und auch Nami schmunzelte kurz, als sie das verdatterte Gesicht des Smutjes sah, was auch den jungen Mann beinahe zum Lachen brachte.   Doch bevor er auf diese Situation eine Antwort wusste, war es nun die Angel der jungen Frau, die ihr beinahe durch einen Ruck aus den Händen gerissen wurde. Erschrocken kreischte sie auch kurz, stemmte dann aber ihr gesamtes Gewicht nach hinten, um den Fang auch ja an Land zu ziehen. Sofort warf Sanji seine Angel ins Wasser, bevor er seine Arme von hinten um den Körper der jungen Frau legte, die Rute griff und ebenfalls zu ziehen begann. „Halt gut die Angel fest, Nami-Maus! Das ist ein Großer!“ „Ich halte doch fest! Müssen wir nicht ziehen?!“ „Das tun wir doch!“   Sie zogen und zogen, traten zurück, Schritt für Schritt, bis es unter ihren Füßen keinen Felsen mehr gab und sie gemeinsam mit der Angel ins Wasser rutschten.   Platsch!   Sanji war froh gewesen, dass Nami auf ihn gelandet war – nicht nur, weil eine wunderschöne Frau auf ihn saß – sondern auch, weil er so den Fall für sie abfedern konnte, da die kleinen und großen Steine des Meeresgrundes ihr gewiss wehgetan hätten.   Und dass sie beide nun patschnass waren, dass hätte er eh nicht verhindern können. Außerdem schafften sie es noch irgendwie, dass beide die Angel umklammerten und durch diesen argen Ruck hatten sie es geschafft, dass es nun der dicke Fisch war, der sich auf den Felsen befand – im Trockenen – und dort wild auf und ab hüpfte. Schleunigst standen sie auf – Nami nach dem Haken greifend und Sanji nach dem Fisch und beide hielten diese dann auch in die Luft. Als sie sich dann so gegenseitig sahen, konnten sie schließlich nicht anders, als zu prusten und laut loszulachen. Und für Sanji war dies das erste Mal in Wochen, dass er dieses wundervolle Lachen hörte. Als er dann noch merkte, wie sehr er es vermisst hatte, nahm er sich der Aufgabe an, sie von nun an öfter zum Lachen zu bringen – bis sie beide endlich von der Insel von ihren Freunden befreit werden würden und es ihnen wieder einen wirklichen Grund zum Lachen gebe.   ---------------------------------------------------------- Am nächsten Tag jedoch, hieß es für beide sich erst einmal anstrengenderen Aufgaben zuzuwenden. Am ersten Sommertag waren beide etwa zu Sonnenaufgang erwacht – wobei es an diesem Tag wohl eher Nami war, die aufgestanden und die Leiter hinunter geklettert war, um Sanji zu wecken, der da auf der Couch noch immer leise schnarchte. Dass es ihr entzückendes Gesicht war, dass er als erstes sah, als er seine Augen aufschlug, war natürlich auch nicht der schlimmste Eindruck den er durch sein Erwecken bekommen konnte. Ganz im Gegenteil – denn schließlich würde er solch einen Anblick gern jeden Morgen haben.   Nichtsdestotrotz half es alles nichts – sie hatten sich einiges vorgekommen, was es zu erledigen galt und sie begannen kurz nach Sonnenaufgang und als sie gefrühstückt und die Schafziegen gefüttert hatten.   Als Erstes kümmerten sie sich darum, dass sie eine geeignete Stelle für ihre Beete fanden – natürlich außerhalb des Zaunes, sodass die gefräßigen Biester ja nicht ihre Pflanzen auffressen würden. Das Gras entfernten sie gemeinsam und Sanji grub den Boden mit der Hilfe einer Schaufel, die er irgendwo in der Hütte mal gefunden hatte, um. Um das Saatgut kümmerte sich Nami. Zwar zweifelten beide ein wenig daran, dass irgendwas noch rechtzeitig wachsen würde, aber vielleicht spielte ihnen hierbei ja ein wenig das Glück in die Hände. Andererseits hatten sie aber am Rande des Dorfes einige verschiedene Obstbäume ausmachen können, deren Früchte dann eben als Vorrat herhalten mussten.   Zudem war es ja ein netter Zeitvertreib gewesen und erst am späten Abend hatten sie es geschafft, ihren kleinen Garten zu vollenden. Somit musste der Gang ins Dorf auf den nächsten Tag verschoben werden.   Sanji aber war das kleine, selige Lächeln der jungen Frau am Abend aber nicht entgangen und er wusste, dass sie sehr zufrieden war. Noch immer nicht voller Glückseligkeit, aber zufrieden. Wie sollte sie schließlich zufrieden sein, wenn die Zukunft noch immer ungewiss erschien – woran der Smutje allerdings auch nichts ändern konnte.   Doch zumindest war sie das erste Mal an diesem Abend ohne zögerlichen Blick nach draußen in ihr Bett gegangen und sie hatte ihm sogar eine 'Gute Nacht' gewünscht. Ihrem Atem nach zu schließen musste auch schnell eingeschlafen sein, sodass auch er seine Augen schnell mit einem gewissen Gefühl des inneren Friedens schließen konnte und er hoffte, dass sie ein wenig froh war, dass sie hier gemeinsam gelandet waren. Und gewiss würde irgendwann alles gut werden. Irgendwann...   „Alles gut?“, fragte sie aber plötzlich, stand neben ihm, als er ein wenig gedankenverloren an dem Stand eines Bauern stand, der Kräuter und Gewürze anbaute und anbot. Leider hatten sie nur nichts zum tauschen für ihn dabei, sodass er ein wenig bedauernd seinen Blick abwenden musste.   „Alles gut, Namilein“, sagte er lächelnd, begann weiter zu laufen und hielt dabei den Korb mit den gefangenen Fischen fest, die er gern eintauschen würde – gegen Stoffe, Garn und Nadeln, sodass Nami endlich ihre Beschäftigung fand. „...habe mich nur gefragt, wo diese Frau mit den Stoffen ist. War ihr Haus nicht hier irgendwo?“   „Da vorne...Aber möchtest du nicht lieber dir dort noch Gewürze holen?“ Sie deutete wieder hinter sich, da sie sehr wohl seinen sehnsüchtigen Blick gesehen hatte. Er grinste. „Wir sind heute für dich hier. Die Fische habe ich gefangen, damit du dir aussuchen kannst, was du willst.“ „Und was ist, wenn sie keinen Fisch mag?“ „Dann tauschen wir eben so lange, bis wir etwas finden, was sie mag.“ Schon bald erreichten sie das kleine Häuschen mit kunstvollen Bemalungen und sie klopften an. Eine hochgewachsene Frau, mit dicker Schminke und einer blauen Perücke öffnete ihnen. Ihr Kleid glitzerte sofort im Sonnenlicht und sie lehnte sich fast ein wenig lasziv in den Türrahmen und zwinkerte anreizend dem Smutje zu, der zu schaudern begann. Schließlich hatte er schon bei ihrem ersten Besuch den Adamsapfel gesehen, der stets über ihren vielen Goldketten thronte, und den sanften Flaum über der Lippe gesehen und man hatte ihnen schon vor längerer Zeit erzählt, dass sie als Entertainerin auf einem Schiff gearbeitet hatte, bevor sie hier angespült wurde. Ja – sie war unglaublich nett, überhäufte Nami mit Komplimenten über ihre Schönheit und versuchte sich stets dem jungen Mann anzunähern auf eine fast charmante Weise – aber dennoch erinnerte sie Sanji jedes Mal an die schwere Zeit, die er auf Momoiro Island hatte.   „Na ihr Süßen, was bringt euch hierher?“   „Du machst doch Stoffe, nicht?“, fragte Nami vorsichtig. Die Dame nickte. „Ui, ui, ui. Wer ist denn da interessiert? Na dann tretet ein in meine wärmste Stube! Ich bin gerade dabei ein paar Bahnen einzufärben. Und wenn ihr Schätzchen Wünsche habt, dann sagt es mir.“   Sie trat zur Seite und ließ die beiden Piraten hineinkommen. Sofort kroch ihnen eine unheimliche Wärme in die Knochen, sowie der äußerst blumige Geruch von Farbe in die Nase.   Die Dame führte die beiden in ihre Stube, in welchem Regale voller verschiedener Stoffe stand – farblich sortiert. Ganz hinten an der Wand war ein Webstuhl, der aber gerade leer stand. Dagegen sah man in der Mitte einige Eimer, die mit etwas Buntem gefüllt waren, sodass man erahnen konnte, dass wie wirklich gerade gearbeitet hatte. „Meine Farben sind alle auf natürlicher Basis. Die Zutaten bekomme ich von den Bauern, oder ich pflücke mir die Sachen selbst. Ich stelle Garn aus Wolle und Naturfasern her. Webe die Stoffe. Ich kann euch alles machen, was ihr wollt – außer so synthetischen Quatsch! Aber den verträgt meine zarte Haut eh nicht! Seht euch einfach um, ich bin bei Fragen genau hier!“   Sanji war das Strahlen in Namis braunen Augen nicht entgangen und es freute ihn innerlich, dass sie so begeistert von dieser Vielfalt war. Wahrscheinlich war in ihr auch der Shoppinggeist erwacht, sowie der Spürsinn, ein Schnäppchen beim Tauschen zu erlangen.   So trat sie an die Regale heran, begann zu suchen und zog die Stoffe heraus, die ihr gefielen. Der Smutje blieb dabei im Hintergrund – er wollte sie machen lassen, damit sie genau das bekam, was sie sich auch wünschte.   „Sie mal Schätzchen – diese Farbe würde dir doch hervorragend stehen. Dieses Blau ist mit dem deiner Augen absolut kompatibel.“ Die Dame war wieder aufgetaucht und hielt ihm eine Rolle aus königsblauem Stoff entgegen. Sanji blinzelte ganz verdattert und schüttelte verlegen den Kopf. „Das ist nett, aber Nami entscheidet und außerdem-“ „Den nehmen wir auch!“, lenkte die junge Frau gleich ein und legte die anderen Rollen gleich auf einem kleinen Tisch, der bei den Regalen stand. Sanji war für einen Moment sprachlos.   „Aw...die Kleine hat Geschmack! Na Schätzchen, dann gibt’s davon drei Meter kostenlos dazu! Und davon auch?“ Die Dame deutete auf die anderen Lagen und Nami nickte.   „Gerne. Und wir brauchen noch Garn. Nadeln...“   „Schere und Schneiderkreide auch?“ „Ja, bitte. Alles, was man so braucht, um ein paar Sachen für den Herbst und Winter zu nähen. Wir haben dir ein paar Fische mitgebracht. Frisch gefangen natürlich.“ Die Dame starrte für einige Momente auf den Korb in Sanjis Händen und ein wenig fürchtete der Smutje, dass es ihr gar nicht behagte. Doch dann keuchte sie arg entzückte und mit einer wilden Bewegung ihrer Hände rief sie: „Ich. Liebe. Fisch!“ Sie nahm sofort dem Smutje den Korb ab, sah hinein und begann weiter zu strahlen. „Oh, wie ich sie räuchern lassen werde! Und einlegen. Man, ihr seit solche Süßen, dass ihr mir so einen tollen Tausch anbietet!“ Sie kniff dafür Nami sogar – fast wie eine alte Frau – in die Wange. Die Navigatorin versuchte trotz des Schmerzes ihr Lächeln aufrecht zu erhalten, doch der junge Mann nahm sofort die Röte ihrer Haut sogleich war.   „Gern geschehen...“, zischte Nami schließlich voller Schmerzen, war aber dennoch froh, dass sie so ein gutes Geschäft gemacht hatte.   -----------------------------------------------------------------------   Irgendwie hatte Sanji sich gar nicht getraut zu fragen, warum Nami diesen blauen Stoff ertauscht hatte. Wahrscheinlich genau aus dem Grund, dass die Dame nur noch mehr von den beiden entzückt war und man ihr wahrscheinlich so alles, was sie besaß abnehmen konnte. Er musste aber auch jedes Mal schmunzeln, wenn er daran dachte – denn für einen Moment war da die alte Nami mit ihrem Geschäftssinn aufgetaucht und es ließ ihn wirklich hoffen, dass sie auf dem Weg der Besserung war.   Zudem war ihm aufgefallen, dass dies der erste Stoff gewesen war, den sie sofort zu Hause bearbeitet hatte. Hatte ihn ausgebreitet, mit dem weißen Stück Kreide etwas aufgemalt und ihn dann zurecht geschnitten. Er hatte sie dabei auch gar nicht stören wollen, auch wenn es ihn natürlich interessierte, an was sie als erstes arbeiten wollte. Doch wahrscheinlich hätte sie ihm nicht einmal geantwortet, denn sie hatte sehr konzentriert auf ihn gewirkt. Aber gewiss würde sie ihm bald zeigen, was sie da geschaffen hatte.   „Ausziehen!“, kommandierte sie ihn plötzlich, als er gerade am Abend in die Hütte hineingetreten war, um ihnen etwas zu Abendessen zubereitet.   Normalerweise wäre er bei solch einer Aufforderung sofort in die Luft gesprungen und hätte sich all seinen Sachen entledigt, die er am Leibe trug – aber normalerweise befanden sie sich auch am Bord eines Schiffes und nicht auf irgendeiner Insel mitten im Nirgendwo.   So blinzelte er stattdessen sehr irritiert und verwirrt und hätte fast die Schale mit Beeren verloren, die er zuvor am Waldesrand hinter dem Haus gefunden hatte. Nami starrte ihn aber noch immer todernst an, beobachtete genau jede Bewegung des Mannes, der ihr gegenüber stand, während sie auf der Couch saß und irgendetwas auf ihrem Schoß und unter ihren Händen verbarg.   „Ausziehen!“, verlangte sie daher erneut, als der Smutje noch immer nicht Folgeleisten wollte. „Das T-Shirt. Bitte...“   Allmählich brachte der junge Mann seinen Körper wieder dazu sich zu bewegen und mit steifen Schritten ging er hinüber zum Tisch, stellte die Schale ab und griff dann zum Kragen seines Shirts, dass viel zu groß für ihn war. Schließlich war es eines, war ihm nicht gehörte und irgendwann mal angespült wurden war.   Zögerlich blickte er hinüber zu Nami, welche nur ihre Lippen zusammen presste, während eine ihrer schmalen Augenbrauen nach oben kletternd.   Sie wurde langsam ungeduldig.   Also zog er an dem Stoff, zog das Shirt über seinen Kopf und entblößte damit seinen Körper für sie. Nicht dass es ihn störte, auch wenn er durch die mangelnden Köpfe ein wenig an Muskelmasse verloren hatte – aber diese ganze Situation war einfach zu absurd für ihn!   Nami hingegen räusperte sich mehrere Mal als sie den netten Anblick vor ihr sah und hoffte, dass der Smutje durch die untergehende Sonne die Röte auf ihren Wangen nicht erkennen würde. Sie stand auf, hielt – was auch immer es war – in ihren Händen und ging zu dem jungen Mann hinüber, begutachtete seinen Oberkörper genau.   Dann grinste sie und streckte ihm etwas entgegen.   „Probier es an!“   Sanji war erstaunt, als er sah, dass sie etwas aus dem königsblauen Stoff in ihren Händen hielt, um es ihm zu reichen. Und er nahm es ohne zu zögern, entfaltete es.   Es war ein Hemd – komplett mit einer Brusttasche, einem Kragen und farblich abgestimmten Knöpfen, die ihr die Dame wohl auch mitgegeben haben musste. Doch wichtiger war – Nami hatte es für ihn genäht.   Sofort zog er es sich über. Er ärgerte sich nur ein wenig darüber, dass er durch die Hitze und die Arbeit draußen so geschwitzt hatte, sodass er es über seine nasse Haut ziehen musste. Doch wenn Nami ihm zu so etwas aufforderte, dann konnte er einfach nicht anders.   „Scheint zu passen!“, meinte sie gleich strahlend und griff an den Kragen seines Hemdes, um ihn zurichten und begann eifrig die Knöpfe für ihn zu schließen. „Und dass ohne das ich Maß genommen habe!“ „Du hast eben einen guten Blick dafür!“ „Spannt es irgendwie?“ „Nein, alles gut.“   „Das freut mich...“, sagte sie strahlend, strich über seine Arme, Rücken, Brust und Bauch, um die Falten ein wenig zu glätten, was ein gewisses Kribbeln durch den gesamten Körper des Smutjes jagen ließ. „...und sie hatte recht! Die Farbe steht dir unglaublich gut!“   Nun war es Sanji, der sich räusperte, bevor er einen Schritt zurücktrat, da diese Nähe und ihre Berührungen ihn fast verrückt machten. Nicht dass es ihn störte – aber solchen Gefühlen durfte er einfach nicht nachgeben!   „Ich dachte aber, dass du für dich ein paar Sachen nähen wolltest!“   „Das mache ich doch auch. Aber du brauchst doch auch was zum anziehen, falls wir länger hier bleiben. Außerdem wollte ich mich so bei dir bedanken.“ „Bei mir? Wofür?“ „Dafür, dass du es bist, der mit mir hier gelandet bist. Du munterst mich auf, auch wenn ich es dir schwer mache. Aber du machst trotzdem weiter. Und das ist...schön...“   Nun war es Sanji, dem Röte in das Gesicht stieg und er wusste gar nicht, wie oder was er darauf antworten sollte.   Daher war es Nami, die erneut zu sprechen begann, bevor es eventuell peinlich wurde: „...du wolltest doch Abendessen machen, nicht?“   --------------------------------------------------------------------------- Sanji erwachte allzu plötzlich. Es war dunkel und für einen Moment war er absolut verwirrt gewesen, darüber, warum er so plötzlich im Bett gesessen hatte.   Er blickte über die Lehne der Couch, auf der er schlief, hinauf zu dem offenen Dachboden, wo Namis Bett stand. Doch ihr sanftes Atmen ließ ihn darauf schließen, dass sie noch schlief und dass da einfach nichts gewesen war, dass ihn hätte wecken können.   So blinzelte er, ließ sich dann wieder auf die Couch und in sein Kissen fallen. Schloss die Augen.   Was auch immer es gewesen war, es war wieder weg und er konnte-   Da war es erneut! Dieses lautstarke, schmerzerfüllte Blöken. Draußen. Und das war definitiv das Geräusch gewesen, dass ihn geweckt hatte.   „Was...war das?“, hörte er sie schließlich auch noch flüstern – müde und zaghaft – und als er sich wieder aufsetzte, konnte er Nami sehen, wie sie voller Besorgnis von ihrer erhobenen Position auf ihn hinab blickte. „Du hast es auch gehört?“, fragte er, der so plötzlich genommene Schlaf machte seine Gedanken noch immer etwas vernebelt.   „...ja...“, flüsterte sie ihre Antwort, bevor es draußen erneut blökte. „...die Ziegen...“, murmelte Sanji und Nami nickte, kurz bevor sie aus ihrem Bett und die Leiter hinunter kletterte. Auch er stand gleich auf.   „Was ist los? Haben die schon Hunger?“, fragte die junge Frau erneut, wirkte unsicher, da es noch tiefste Nacht war und keiner von beiden so recht wusste, was da vor sich ging. Sie verschränkte unsicher ihre Arme um ihrem Körper und Sanji musste sich regelrecht zwingen, seinen Blick von ihr abzuwenden – schließlich trug sie zum Schlafen gerade einmal ein längeres Top und eine sehr knappe Hose. „H-hunger? Ich hoffe nicht, die fressen uns schon so die Haare vom Kopf!“ Erneut ein Blöken und die beiden jungen Menschen starrten unsicher einander an, bis plötzlich die Erkenntnis ihnen beiden dämmerte und sie gemeinsam nach draußen und in ihren viel zu schiefen Stall eilten.   Und tatsächlich – ihre Befürchtung war begründet! Die Schafziegendame Robin lag auf der Seite, schnell und heftig atmend. Pressend und schreiend vor Schmerzen. Die anderen vier standen herum, als wollen sie ihr irgendwie helfen diese schwere Zeit zu überstehen.   „Hast du irgendwie 'ne Ahnung, wie wir ihr helfen können?!“, fragte Sanji, fast schon ein wenig panisch, als er sah, wie das Stroh hinter und unter der Schafziege durch eine rötliche Feuchte glänzte. „Was?! Woher soll ich eine Ahnung haben, wie Ziegenbabys auf die Welt kommen?! Ich bin ein Mensch und falls es dir noch nicht aufgefallen ist – ich habe noch kein Kind!“   „Und was machen wir jetzt?!“ „Nicht in Panik verfallen?! Wie wäre es damit?!“   Beide sahen sich entsetzt an, unsicher, was sie tun sollten und absolut nicht bereit dafür!   Es war dann aber das grimmige Mähen des Zorro-Bocks, der sie zurück zur Realität brachte und beide begannen ganz unterschiedlich zu reagieren, als sie sahen, dass da irgendwas aus der Schafziege heraus trat: Nami kniete sich sofort an die Seite des Tiers, streichelte ihren Hals und auch wenn es nicht der schönste Anblick war, sie stand ihr bei.   Und Sanji? Der war sofort in Ohnmacht gefallen.   ------------------------------------------------------------------------------ Es war am nächsten Morgen, als der Smutje irgendwie sein Bewusstsein wieder erlangte. Vielleicht war es die Sonne, die in sein Gesicht strahlte. Vielleicht war es das Knistern des Strohs, auf welchem er lag, oder der starke Geruch der Böcke Ruffy, Franky und Brook, die sich zu ihm gesellt hatten und an seinen Körper geschmiegt schliefen. Aber am wahrscheinlichsten war es gewesen, dass es der Schafziegenbock Zorro war, der ihn mit einer gezielten Kopfnuss gegen seine Seite geweckt hatte. Sanji knurrt, hielt sich mit einer Hand den schmerzenden Kopf und mit der anderen seine schmerzende Seite. „Du elendiger Stinker! Im Winter mache ich aber so ein tolles Gulasch aus dir! Du dämlicher Moosschädel!“ „Shh!“, tadelte ihn da die engelsgleiche Stimme hinter ihm „...nicht solche Wörter vor den Kleinen!“   Erst da riefen diese Worte die aufregenden, und für ihn kurzen, Ereignisse wieder in sein Gedächtnis und er drehte sich schleunigst herum – auch wenn die drei schlafenden Böcke so ebenfalls geweckt wurden und sich bei dem ignoranten Menschen dafür beschwerten.   Doch irgendwie hätte dieser Anblick nicht schöner sein können und die Schmerzen und das nervende Vieh und der knurrende Zorro konnten daran einfach nichts ändern.   Denn an die schiefe Stallwand gelehnt saß Nami, ein müdes aber wunderschönes Lächeln auf ihren Lippen. Die Schafziegendame Robin hatte ihren Kopf an ihr Bein gelegt, ruhte sich aus, während ein kleines, lockiges Knäuel zwischen ihren Beinen lag und atmete sanft. Und ein zweites Fellbündel hatte sich an die Brust der jungen Frau geschmiegt und sie hielt es mit ihren Armen sanft umschlungen.   „Sieht so aus, als dass wir Eltern geworden sind“, flüsterte sie sanft und strahlte breit.   Robin aber hob bei diesen Worten ihren schweren Kopf, blickte den weiblichen Menschen ein wenig irritiert an. „Ja, okay...Wir sind Zieheltern geworden? Paten? Sind Paten okay?“ Als würde die Schafziege dem zustimmen und die Worte verstehen, nickte sie, bevor sie ihren Kopf wieder auf dem Bein ablegte.   „Paten?“, schmunzelte Sanji und kroch auf seinen Knien zu der kleinen Gruppe heran. „Ja...es ging dann alles ganz schnell. Und sie hat es ganz toll gemacht. Sie hat unsere Hilfe gar nicht gebraucht. Und ist mit dir alles in Ordnung?“ Sie sah ihn besorgt an. „ Dein Kopf ist als erstes auf dem Boden gelandet. Sah nicht schön aus...Leider kam ich nicht mehr von ihr weg, als die Kleinen da waren, um dir zu helfen.“   „Alles gut, Nami-Maus. Nur irgendwie kam ich mit dem ganzen Prozess der Geburt klar.“ „Na dann hast du Glück, dass du nicht selbst Vater geworden bist... Ich stelle mir vor, dass Chopper dich dann auch noch voll versorgen muss, während deine arme Frau in den Wehen liegt.“   „Naja..., wenn meine Frau solche Schmerzen wegen mir erleiden muss...“ „Es gehören halt immer zwei dazu... Und ich glaube auch, dass ich mittlerweile weiß, wer der Vater dieser Kleinen hier ist.“ „Ach?“ „Natürlich Zorro. Der scheint sich am meisten gesorgt zu haben. Deswegen wird er dich bestimmt auch gerade geweckt haben. Damit du seine Kleinen siehst.“ Sanji grinste.   „Hätte mir ja klar sein müssen. Und...wie nennen wir die beiden jetzt?“   „Na ganz klar! Lysop und Chopper! So haben wir sie alle zusammen. Wobei es da ein Problem gibt...“ „Ein Problem?“ „Lysop müsste dann ein Weibchen sein...“   „Oh...“   „Aber für die ganzen Lügen, der uns da immer auftischt, hätte er es doch verdient, nicht?“   „Na das kannst du laut sagen!“   Sie lachten darüber und es war wirklich ein schöner Moment. Der kleine Chopper auf Namis Arm reckte dabei seinen Kopf nach oben, auch wenn dieser ein wenig schwankte und er noch nicht so recht die Augen öffnen konnte. „Aber niedlich sind sie ja schon...“, gab Nami da zu als sie das sah und blickte den jungen Mann mit einem breiten Lächeln an. „...findest du nicht auch?“   Natürlich waren sie niedlich – das musste Sanji schon zugeben. Aber die Tatsache, dass diese junge Frau ihm mit solch einen Lächeln ansah, ein Neugeborenes in den Armen (wenn auch in diesem Fall nicht menschlich), brachte sein Hirn einfach zum Stillstand. Und ein wenig hoffend, dass dieser Augenblick noch lange so bleiben würde, flüsterte er ein zartes „Ja...“   ----------------------------------------------------------------------------------------------------------   Auch wenn es sich jeden Tag mehr danach anfühlte, als wären sie schon ihr ganzes Leben auf dieser Insel, so wurden die Sehnsüchte nach Normalität doch stets größer. Vor allem in einem solch schönen Sommer wie diesem. Und irgendwann war es Sanji gewesen, der sehnsüchtig zum Meer starrte, fragend, wann sie denn endlich kommen würden. Der manchmal nicht reagierte, wenn sie ihn ansprach. Der eine kleine Mauer baute um sein Herz baute. Denn irgendwie wirkte es doch surreal für ihn, dass sie jeden Tag über ihre Freunde sprachen, aber damit die Schafziegen im Garten meinten. Dass sie überlegten, wann sie ernten sollten, da irgendwas in ihren Beeten zu sprießen begonnen hatte, sie aber nicht ihre Orangenbäume meinten. Dass seinen Traum zu erfüllen dann doch mehr und mehr in die Ferne rückte. Ein wenig Glück brachte ihn da Nami und wie sie innerhalb dieser Monate aufgeblüht war. Er beobachte sie gerne, wie sie im Garten saß, nähte und die Gesellschaft der Schafziegen genoss. Er liebte es für sie zu kochen – mehr als je zuvor. Er erfreute sich stets an ihrer Gesellschaft. Irgendwann hatte er jedoch begonnen sich zu fragen, wie es denn sein würde, wenn sie auf der Sunny gewesen wären. Ob sie dann auch solche Momente der Zweisamkeit erlebt hätten, oder, ob alles doch ganz anders gewesen wäre. Ganz normal – nebeneinander gelebt, wie man es als Freunde und Crewmitglieder einfach tat. Zusammen gegessen, Abenteuer erlebt und gefeiert.   Plötzlich begann irgendetwas an seinen Nerven zu kribbeln. Wanderte in sein Gehirn und setzte eine Erinnerung frei – nicht an ein ganz gewisses Geschehen, aber eher an ein ganz gewisses Datum – eben jenes, welches doch sonst immer so wichtig für ihn gewesen war, aber er es nun einfach vergessen hatte!   Sein Herz begann automatisch zu rasen und er drehte sich um, eilte zurück zu ihrer Hütte, suchte nach ihr, irgendwie planend, wie er das wieder gut machen konnte.   „Nami?!“, rief er, rastlos, da er sie im Innenraum nicht fand. „Nami?!“   „Ja?“, antwortete sie ihm schließlich und er erkannte gleich, dass die Stimme von hinter dem Haus kam. Sofort bewegte er seine Schritte wieder hinaus, in den hinteren Garten und fand sie gleich auf einer Bank sitzen.   Die Schafziegen grasten gemütlich im grünen Gras. Nun ja...Zorro schlief und die beiden Kleinen Lysop und Chopper tollten hinter dem Bock Ruffy hinterher und schienen zu dritt etwas auszuhecken. Brook blökte fröhlich vor sich hin, als würde er singen, Franky schien mit seinen Hörnern irgendwie den Baum zu bearbeiten und Robin beobachtete alles einfach aufmerksam.   Ja - eigentlich war es genau wie auf der Sunny. Ein wenig verwundert sah ihn die junge Frau nun an – schließlich hatte er doch eben noch ihren Namen so dringlich gerufen. Und dafür musste es doch einen Grund geben.   Sie legte sie die Hose, die sie gerade angefangen hatte zu nähen, auf die freie Bank neben ihr und stand auf. Schritt zu ihm und blieb etwa einen Meter vor ihm stehen. „Sanji...ist...alles in Ordnung?“, ein leichter Funken Hoffnung wirkte in ihren Worten mit, den sie einfach nicht verbergen konnte. Er war doch gerade vom Meer gekommen und wer weiß schon, was er da gesehen hatte!   Doch stattdessen fragte er nur ganz aufgebracht: „Welches Datum haben wir heute?!“   „W-was?“, entkam es ihr ganz verdattert.   „Welches Datum...?“ „Wir befinden uns gerade irgendwo zwischen dem 4. und 8. August. Manche Tage habe ich leider nicht mitgezählt. Ich kann es dir aber heute Abend sagen, wenn wir klaren Himmel haben. Die Sterne werden uns-“   „Ich habe deinen Geburtstag vergessen!“   „Sanji-“   „Ich habe ihn einfach vergessen! Durch die Hütte und die Beete und das Angeln und die Ziegen und-“ „Sanji-“   „Ich muss dir sofort einen Kuchen backen! Und ich schaue, dass ich im Dorf irgendwo Wein besorgen kann! Und ein Geschenk! Ich brauche noch ein Geschenk!“ „Sanji!“, rief sie schließlich, so laut, dass der schlafende Zorro sogar aufblickte und wütend blökte.   Der Smutje hingegen biss sich sofort auf die Lippe – denn wenn sie so reagierte, dann hatte sie gewiss etwas zu sagen!   Bestimmt war sie enttäuscht, dass gerade er – der doch immer einen so guten Blick auf die Geburtstage ihrer Freunde hatte – ausgerechnet ihren vergessen hatte! Und schon letztes Jahr hatte er doch begonnen zu planen! Welchen Kuchen er ihr backen wollte und das Menü zum Abendessen und- „Ich habe dich bewusst nicht daran erinnert...“, flüsterte sie nun und verschränkte die Arme vor der Brust, als sei ihr plötzlich arg kalt geworden.   Er blinzelte verwundert. Damit hatte er nun nicht gerechnet.   Sie aber lächelte sanft und sogar ein wenig Verständnisvoll.   „...es hätte sich doch eh seltsam angefühlt ohne die anderen zu feiern. Meinst du nicht? Und ich bin froh gewesen, dass du daran einfach nicht gedacht hast. Verstehe mich nicht falsch – ich bin froh, dass du hier bist. Aber mit den Anderen wäre es doch – naja – am Schönsten gewesen.“   „Ich bin so ein Idiot...“, murmelte er und er fühlte sich wirklich dämlich, dass er es jetzt angesprochen hatte. Er hätte es sich doch denken müssen! Hätte sie Interesse an einer Geburtstagsfeier gehabt, so hätte sie gewiss kleine Anmerkungen gegeben. So Unauffällige, die er natürlich genau bemerkt hätte. So war es auch das Jahr davor gewesen – als würden sie für diesen Tag zusammenarbeiten, damit er ja perfekt werden würde. Dieses Jahr aber hatte sie gar nichts dergleichen gesagt...und nun wusste er auch warum.   „Das bist du nicht...“, meinte sie schließlich, klang schon fast aufmunternd. Sie trat an ihn heran, legte eine Hand vorsichtig auf seine Wange und gab der anderen einen kleinen Kuss. „...und das wissen wir beide. Aber jetzt, wo du einmal das Thema 'Kuchen' angesprochen hast, wäre es doch ganz schön, einen zu backen – findest du nicht?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)