Date oder Deal? von MariLuna ================================================================================ Kapitel 36: Donnerstag II ------------------------- Kapitel 36 Donnerstag II   „Das nenne ich mal guten Kakao“, lobt Shredder, lehnt sich zufrieden in dem kleinen Bistrostuhl zurück und leckt sich den Schokoschaum von der Oberlippe. Grenzenlos fasziniert beobachtet Victor diese kleine, freche Zungenspitze. Ihm stockt fast der Atem bei diesem Anblick. Außerdem stellt diese kleine, harmlose Aktion noch ganz andere, weniger jugendfreie Dinge mit seinem Körper an. Geradezu gewaltsam muß er sich daran erinnern, dass sie hier auf einer belebten Straße sitzen und es da einen Straftatbestand wie „Erregung öffentlichen Ärgernisses“ gibt. Und Pädophilie nicht zu vergessen, erinnert er sich streng. Vergessen wir nicht die Pädophilie. Bis Shredder seinen Pass gezückt und das Mißverständnis aufgeklärt hat, befinde ich mich schon auf dem halben Weg zur Wache. Er holt einmal tief Luft und nimmt einen Schluck von seinem eigenen Kakao. Hm, süß und cremig – Shredder hat Recht, das ist ein guter Kakao. Bei fünf Dollar pro Tasse kann man das aber auch erwarten – wie gut, daß sie Rogers Kreditkarte haben. „Hmmm...“ Als er eine leichte Berührung an seinem Mundwinkel spürt, schreckt Victor zurück aus seinen Gedanken. Seine Augen weiten sich entsetzt. „Hmmm“, wiederholt Shredder nur, wischt ihm noch einmal mit dem Daumen über Mundwinkel und Oberlippe und lehnt sich dann wieder zurück. In seinen Augen funkelt es verschmitzt, als er sich genüßlich ebendiesen Daumen ableckt. „Was?“ entgegnet er betont unschuldig auf Victors fassungsloses Starren, „du hattest da etwas Schokolade.“ Und dann senkt er die Stimme und lehnt sich verschwörerisch vor: „Ich hätt's dir ja weggeküsst, aber wir sind hier leider nicht unter uns.“ Victor holt einmal tief Luft, winkt ihn mit dem Zeigefinger wieder näher zu sich heran, und flüstert ihm dann ins Ohr, wie genau er gedenkt, sich dafür zu revanchieren, sobald sie wieder in seinem Auto sind, das in der Tiefgarage zweihundert Meter weiter steht. Zu seiner großen Überraschung wird Shredder diesmal gar nicht rot. Er gluckst nur leise, lässt seine Finger neckisch unter dem Tisch über Victors Oberschenkel tanzen und weicht dann wieder züchtig zurück. „Schuft“, zischt ihm Victor über den Rand seiner Tasse noch zu und erntet doch nichts weiter als ein amüsiertes Lächeln. Den Rest ihres Kakaos genießen sie schweigend. Plötzlich entsteht auf dem Gehweg vor dem Ausgang des Aquariums und somit keine zehn Meter von ihnen entfernt, eine Bewegung, die sich von der üblichen Masse der herausströmenden Besucher unterscheidet. Und da weht auch schon eine ihnen nur allzu bekannte Stimme zu ihnen hinüber. „... verzeichnete das Aquarium bei den Besucherzahlen einen neuen Rekord. Werden diese Themenwochen zu einer neuen Erfolgsgeschichte? Wenn, erfahren Sie es von uns vor allen anderen. Das war April O'Neil von Channel Six.“ Die Starreporterin, diesmal wieder in ihren üblichen gelben Jumpsuit mit den weißen Stiefeln, gibt ihrem Kameramann das „Cut“-Zeichen und drückt ihm ihr Mikro in die Hand. Ihr Lächeln und die Art, wie zielstrebig sie zu ihnen hinüberkommt, tötet sofort jeden Funken Hoffnung, dass sie ungeschoren davon kommen könnten. Natürlich hat sie sie schon längst bemerkt. Höchstwahrscheinlich sogar noch viel früher als die beiden Männer sie. „Hi Jungs“, begrüßt sie sie so locker-flockig als wären sie alte Freunde. Sie schnappt sich einen leeren Stuhl vom Nachbartisch und setzt sich dann ungefragt zu ihnen. „Hallo, April“, grüßen die beiden im Chor zurück. „Machst du jetzt auch schon Bildungsfernsehen?" will Shredder dann spöttisch wissen. Sie streicht sich nur grinsend eine rotbraune Locke zurück hinters Ohr. „Na“, gibt sie im selben Tonfall zurück, „wenn die Superschurken mit sich selbst beschäftigt sind, bleibt mir ja wohl nichts anderes übrig. Und ihr? Habt ihr ein Date zwischen Quallen und Tintenfischen und anderem Meeresgetier?" „Das ist kein Date", knurrt Victor sofort. In gespieltem Entsetzen reißt sie die Augen auf. „Schon wieder nicht? Oder hattet ihr inzwischen eins? Ehrlich, Victor, wenn du Shredder behalten willst, musst du ihm schon was bieten. Ja“, fügt sie auf ihre verdutzten Blicke sehr selbstzufrieden hinzu, „ich weiß, wer du bist. Ich sagte doch, ich finde es heraus, Mr Victor Falco." Doch er lächelt sie nach dem ersten Schock nur gutmütig an. „Du bist wirklich gut“, lobt er. „Ich behalte es für mich, wie ich es versprochen habe“, versichert sie von sich aus. Die beiden nicken nur grimmig. Das wollen sie ihr auch geraten haben. In der nun eintretenden verlegenen Stille wandern Aprils Blicke prüfend zwischen Victor und Shredder hin und her. „Du hast da was“, meint sie dann zu Victor und zeigt dabei auf ihren eigenen Hals, um ihm so zu zeigen, wo. Rein instinktiv fährt dessen Hand hoch zu seiner rechten Halsseite. Noch bevor seine Finger die entsprechende Hautpartie erreichen, fällt ihm ein, daß sie nur seinen neuesten Knutschflecken meinen kann. „Ehrlich“, meint sie da auch schon vorwurfsvoll an Shredder gewandt, „geht's noch offensichtlicher?“ „Steht ja nicht drauf, dass er von mir ist“, grinst der nur zurück. „Ich hab nunmal 'ne empfindliche Haut“, verteidigt Victor seinen Ninja schnell, woraufhin sie nur noch breiter grinst. „Ihr seid niedlich“, kommentiert sie dann. „Echt. Ihr passt gut zusammen. Zwischen euch stimmt die Chemie.“ Sie zögert kurz und fährt augenzwinkernd an Shredder gewandt fort: „Ich hoffe, wenn du mich das nächste Mal entführst, dass Rat King dann auch dabei ist und ich einen Kuss zu sehen bekomme.“ Zuerst starrt Shredder sie nur geschockt an, aber als ihm langsam ins Bewußtsein tröpfelt, was sie da gesagt hat, färben sich seine Wangen ein kleines bißchen Rot und er wendet den Blick ab und räuspert sich verlegen. Victor dagegen ist weder geschockt noch verlegen. Dafür ist er viel zu entzückt über Shredders Reaktion. „Vielleicht sogar etwas mehr“, bietet er verschwörerisch, aber nicht wirklich ernst gemeint, an. Das bringt sie zum Kichern. „Ich kann es kaum erwarten.“ Jesses. Victor ist baff. So, wie sie sich hier unterhalten, käme niemand auf die Idee, daß sie auf verschiedenen Seiten stehen. Kein Wunder, dass diese Frau seinem Ninja immer so leicht entkommt – jede Wette, er zieht die Knoten nie richtig fest, wenn er sie fesselt. April O'Neil ist witzig und intelligent – sie hat jemand besseren verdient als diesen Kindskopf Casey Jones. „Na gut, Jungs, war schön, euch zu sehen. Aber ich muss jetzt los.“ „Wartest du noch einen Moment?“ Shredder hat sich endlich aus seiner Schockstarre erholt und hält sie hastig am Handgelenk zurück, als sie sich erheben will. Als sie sich gehorsam wieder gesetzt hat, wuchtet er seinen Rucksack auf seine Knie und beginnt wild darin herumzukramen. „Ich hab hier eine Karte, könntest du die Splinter geben?“ fragt er, zieht einen Stift und die Karte mit dem Schildkrötenmotiv hervor und kritzelt schnell etwas auf die weiße Rückseite. „Äh … na klar“, erklärt sie sich zögernd bereit und verengt misstrauisch die Augen. „Da steht jetzt aber nichts, was ihm einen Herzschlag verpasst, oder?“ Sie kann es nicht entziffern, weil es sich um japanische Schriftzeichen handelt und weiß eindeutig nicht, was sie davon halten soll. „Nein, keine Sorge. Außerdem braucht es mehr als ein paar Worte, um die alte Ratte zu seinen Vorfahren zu schicken.“ „Darf ich auch noch was dazuschreiben? Danke.“ Ohne wirklich eine Antwort abzuwarten, nimmt Victor ihm den Stift aus der Hand und schreibt mit kleinen, aber lesbaren Druckbuchstaben „mein Ninja wird mich nie wieder los“ in eine leere Ecke. Shredder blinzelt verdutzt, als er das liest und das Rot auf seinen Wangen vertieft sich etwas. Ohne weiter darauf einzugehen, reicht Victor die Ansichtskarte an April, die sie kurz überfliegt und sie dann lächelnd in ihrer Tasche verstaut. Sie verspricht ihnen hoch und heilig, dass Splinter sie noch heute erhalten wird. Kurz bevor sie endgültig geht, zögert sie noch einen Moment, ehe sie Shredder eine Hand auf die Schulter legt. „Diese Karte wird ihn sehr freuen. Ich danke dir in seinem Namen.“ Mit diesen Worten beugt sie sich blitzschnell zu ihm herunter und gibt ihm einen Kuss auf die Wange. Sie ist verschwunden, bevor sich einer der beiden von seiner Überraschung erholt hat.     Die Begegnung mit April hat sie ein wenig aus dem Konzept gebracht, aber Victor brauchte nicht lange, um wieder in die richtige Stimmung zu kommen. Wenn es um Shredder geht, ist das immer so. Er versucht, sich zusammen zu reißen. Wirklich. Aber als sie die Tiefgarage betreten und sein Mustang in Sicht kommt, erinnert er sich wieder an seine kleine schmutzige Revanche-Fantasie und – Jesses! - Shredder muss nicht seinen hautengen Kampfanzug tragen, um wie das Sinnbild der Verführung schlechthin auf ihn zu wirken. Mit einem Ruck reißt Victor die hintere Tür seines alten Mustangs auf und deutet vielsagend ins Innere. Shredder lässt sich nicht hetzen und verstaut erst einmal in aller Seelenruhe seinen Rucksack im Kofferraum. Dann schlendert er zu seinem immer ungeduldiger werdenden Freund und mustert erst ihn und dann das Wageninnere skeptisch. „Und du bist dir sicher, dass du das willst?" neckt er ihn. „Mitten in der Tiefgarage? Was ist, wenn uns jemand sieht?" „Rückbank", befiehlt Victor knurrend. „Bist du dir sicher?" „Rückbank. Sofort." Victor legt ihm die flache Hand auf die Brust und stößt ihn ins Wageninnere. Zum Glück hat Shredder mit etwas ähnlichen gerechnet und besitzt dazu noch die Reflexe einer Katze, sonst hätte er sich garantiert den Kopf am Türrahmen gestoßen, so aber landet er nur mit dem Rücken auf dem Rücksitz. Er lacht herausfordernd, als Victor zu ihm in den Wagen klettert, die Tür hinter sich zu zieht und sich dann der Länge nach auf ihn wirft. „So stürmisch", schmunzelt Shredder. „Kannst es wohl nicht mehr aushalten, bis wir Zuhause sind?" „Nein, kann ich nicht", knurrt Victor, während er sich in eine knieende Position aufrichtet - jedenfalls soweit es das niedrige Autodach zulässt. Mit einem Ruck öffnet er den Reißverschluß seines Parkas und nestelt dann ungeduldig an seiner Hose herum. „Wow." Wie hypnotisiert sieht ihm Shredder dabei zu leckt sich gierig die Lippen. Der Anblick gefällt ihm sichtlich. „Was, wenn man uns sieht?" gibt er neckend und provozierend zugleich zu bedenken. „Halt die Klappe", grummelt Victor nur, während er sich die Jeans samt Unterhose halb über die Hüften zerrt und sich dann an Shredders Hose zu schaffen macht. „Hilf mir lieber." Nun, das lässt sich dieser nicht zweimal sagen.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)