Zum Inhalt der Seite

Date oder Deal?

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Mittwoch-Nacht

Kapitel 34

Mittwoch - Nacht

 

Victor atmet tief ein und schließt für eine Sekunde die Augen, bevor er sie wieder öffnet und den Anblick der Lichter dieser Stadt genießt, wie sie mit dem Funkeln der Sterne wetteifern. Selten kann man die Sterne so deutlich sehen - aber das bedeutet auch, dass es eine ziemlich kalte Nacht ist.

„Das ist wirklich eine grandiose Aussicht." Shredders Stimme neben ihm klingt irgendwie ... zu dünn.

Irritiert dreht Victor den Kopf. Und dann noch etwas, weil Shredder weiter von der Brüstung entfernt steht als erwartet. Zum Schutz vor der Kälte trägt er einen von Victors Beanies samt dazu passendem Halstuch und darin sieht er so süß aus, dass Victor ihm beides wohl schenken wird.

Aber jetzt wirkt Shredders Miene sehr angespannt und er hat die Hände tief in den Taschen seines Kurzmantels vergraben, während sich sein Blick starr nach vorne richtet. Etwas zu starr.

„Saki?" überrascht tritt Victor zu ihm und nimmt seine Hand. Er mustert ihn prüfend. „Ich dachte, du bist schwindelfrei?"

Shredder schüttelt den Kopf und lächelt schief.

„Bin ich nicht. Es ist nur so ... Wenn ich keine andere Wahl habe, während eines Kampfes oder wenn ich am Technodrome etwas reparieren muss, dann kann ich es ausblenden. Gib mir ein bisschen Zeit, dann habe ich mich daran gewöhnt."

„Entschuldige." Victor nimmt ihn in den Arm. Shredder sträubt sich nur für den Bruchteil einer Sekunde, dann lehnt er sich dankbar an ihn. „Warum hast du mir das nicht gesagt? Ich wäre doch dann nie mit dir..."

„Eben deshalb", unterbricht ihn Shredder. „Du wolltest mir deinen Lieblingsplatz zeigen. Und ich wollte ihn sehen. Wenn ich dir davon erzählt hätte, hättest du ihn mir vielleicht nicht gezeigt und dann hätte ich diese tolle Aussicht verpasst." Und das meint er wirklich ernst. Das ist eine tolle Aussicht, erst recht, wenn Victor ihn so hält. Shredder lächelt gegen den rauhen Stoff von Victors Parka, während er über seine Schulter hinweg das nächtliche Panorama seiner drittliebsten Metropole nach Osaka und Tokio bewundert.

„Verbiege dich nicht", hört er Victors vorwurfsvolle Stimme direkt neben seinem Ohr.

„Tu ich nicht", widerspricht er sofort. „Es ist eine Schwäche, die ich mir bei jeder sich bietenden Gelegenheit abgewöhnen will."

Victor empfindet Höhenangst nicht als Schwäche - jedenfalls nicht ab dem dritten Stock aufwärts und schon gar nicht im zwölften wie hier - aber er nickt nur und umarmt ihn noch ein wenig fester.

Es war ein ruhiger, gemütlicher Tag, ähnlich dem Sonntag (nur mit etwas weniger Sex), und sie sind beide immer noch in dieser absolut harmonischen Grundstimmung. Ihnen beiden tat die Ruhe gut. Sie mussten nicht einkaufen gehen, der Vorratsschrank ist voll, bei seinem Volk waren sie erst gestern und wann sie zum Kickboxen gehen, können sie sich völlig frei einteilen. Daher verbrachten sie den Tag kuschelnd auf dem Sofa bei einer neuen Staffel von Twillight Zone. Sie brauchten das, um ihr seelisches Gleichgewicht wieder zu finden. Die Begegnung mit Roger wirkte noch erstaunlich lange nach, und vor allem ärgerte es ihn, dass sein Saki nicht davon verschont wurde. Victor hofft allerdings, wenn er ihm das nächste Mal so einen köstlichen Kuchen backt, dass er es dann aus den richtigen Gründen macht.

Er ist so herrlich kompliziert, sein Ninja! Es wird ihm eine Freude sein, ihn jeden Tag davon zu überzeugen, wieviel er wirklich wert ist.

Moment mal - jeden Tag? Was denkt er denn hier? Ohne Shredders Sicht zu kennen, sollte er so etwas wirklich nicht einmal denken.

„Denkst du manchmal darüber nach?" hört er sich plötzlich selber fragen. „Wie es wäre, wir zwei, länger als bis nächsten Mittwoch?"

Er hat kaum ausgesprochen, da würde er sich am liebsten die Zunge abbeißen. Da! Er macht es schon wieder! Er will aus einer lockeren Sache eine feste Beziehung erzwingen.

„Uh, vergiß es", rudert er hastig zurück. „Es ist erst eine Woche. Es ist viel zu früh-"

„Ich denke daran", unterbricht ihn Shredder leise und seine Finger verkrallen sich fester in Victors Parka. So fest, als wolle er ihn nie wieder loslassen.

Ja, Victor erinnert sich an Shredders Worte zu Michelangelo. Natürlich denkt er daran.

Für die Dauer einiger Herzschläge stehen sie einfach nur da und halten sich gegenseitig im Arm, wie sie es an diesem Tag schon so oft getan haben.

Als sie sich trennen, ist es nur von kurzer Dauer, denn Victor stellt sich nur wortlos hinter ihn, umschlingt ihn locker mit den Armen, schiebt ungeduldig mit der Nase das Halstuch etwas herunter, um ihm einen kleinen Kuss in den warmen Nacken drücken zu können. Gemeinsam starren sie dann in die Sterne. Hinter dem Chrysler Building schiebt sich gerade der Mond hervor - eine perfekte, hell strahlende Sichel.

Plötzlich seufzt Shredder einmal tief und leise auf.

„Das fehlt mir am meisten - dieser Nachthimmel."

„Gibt es in der DimensionX denn keinen Sternenhimmel?"

„Doch", kommt es leise zurück. „Aber der ist da natürlich ganz anders. Viel … dunkler. Irgendwie kälter. Aber das Komische ist, ich kenne mich da besser aus als hier." Dass das an den total bekloppten und meist sexuell angehauchten Namen liegt, verschweigt er erstmal lieber. Das ist ihm viel zu peinlich. „Und bevor du fragst: ja, Astronomie war Teil meiner Ninja-Ausbildung, aber ich kann mir gerade mal die wichtigsten Sternbilder merken. Es reicht zur Navigation, aber mehr auch nicht."

„Wie schön", lachend gibt ihm Victor einen Kuss auf die Schläfe. „Dann gebe ich dir jetzt eine kleine Nachhilfestunde in Astronomie."

Shredder lacht nur gutmütig. Früher wäre es ihm nie eingefallen, eine Schwäche zuzugeben, aber Victor gegenüber erscheint es ihm plötzlich so einfach wie Atmen.

Es macht sogar richtig Spaß, sich von ihm die Sternbilder zeigen zu lassen. Er ist so warm und sicher und wenn er jetzt hinter ihm steht, hat das gar nichts Beunruhigendes mehr an sich. Jetzt fühlt sich Shredder einfach nur noch wohl und gut aufgehoben. Und Victor hat eine so schöne Stimme ... er könnte ihm ewig zuhören. Und ja, er stellt sich manchmal extra dumm an, damit er ihn noch einmal so schöne Namen wie Cassiopeia und Corona Borealis sagen hört. Da Victor dazu auch die antiken Geschichten kennt, wird das alles zu einem kleinen Unterricht in griechischer Mythologie. Auch nichts, was Shredder nicht schon kennt, aber … nun, Victor hat wirklich eine schöne Erzählstimme.

Victor ahnt, dass Shredder einen Großteil von dem, was er hier von sich gibt, schon längst weiß, und bei jedem anderen käme er sich doch jetzt sehr veräppelt vor, aber nicht bei seinem Ninja. Schließlich genießt er es offensichtlich, ihm zuzuhören.

Was sollte Victor dagegen einzuwenden haben? Es geht ihm doch genauso, wenn Shredder mal einen etwas längeren Monolog hält.

Irgendwann allerdings weiß auch Victor keine Geschichten mehr, aber die Stille, die dem folgt, ist nicht im Geringsten unangenehm. Victor schließt seine Arme nur etwas fester um den Mann vor sich und der dreht sich etwas, um sich an ihn zu kuscheln, und das ist einfach nur perfekt.

 

 

Victor bemerkt sie zuerst.

Bewegungen.

Gestalten in der Dunkelheit der Nacht, nur ein paar Dächer entfernt. Zuerst ist er sich nicht sicher, aber dann fängt sich das Mondlicht im Metall einer langen Klinge. Ein Katana.

„Sieh mal einer an, deine ganz speziellen Freunde", schmunzelt er ironisch, verstärkt seine Umarmung um den Mann vor sich und haucht ihm einen Kuß auf die Schläfe, ohne dabei jedoch den Blick von den vier Gestalten zu nehmen.

Sie sind zu weit weg, um sie zu bemerken, außerdem müssten sie dafür ihre Aufmerksamkeit nach oben lenken, aber das ist eher unwahrscheinlich. Sie patrouillieren die Straßen, nicht die Dächer. Aber es ist merkwürdig - er hat sie noch nie in dieser Gegend gesehen.

„Die Turtles." Shredders Kehle entringt sich ein wahrer Stoßseufzer. „Hat man vor denen denn nie seine Ruhe?"

Schweigend sehen sie zu, wie sich die vier Ninja Turtles ihren Weg über die Dächer suchen. Sie würden es nie zugeben, aber sie sind sehr erleichtert, dass sich die Brüder von ihnen entfernen. Schon ein paar Minuten später sind sie wieder in der Dunkelheit verschwunden.

„Irgendwie ein komisches Gefühl", meint Shredder nach einer Weile nachdenklich, „wenn sie mal hinter jemand anderem her sind."

„Bist du etwa enttäuscht?" will Victor amüsiert wissen.

Aber Shredder schüttelt nur lächelnd den Kopf und lehnt sich schwerer an ihn. Victor drückt ihn nur allzu gerne fester an sich.

Wenn es nach ihm ginge, würde er ihn nie wieder loslassen.

 



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Dollface-Quinn
2019-04-25T21:58:38+00:00 25.04.2019 23:58
"Die Turtles!" XD
Das ist so zwanghaft bei ihm. XD
Antwort von:  MariLuna
26.04.2019 23:37
Ein Running Gag ... ich mag sowas XD


Zurück