Date oder Deal? von MariLuna ================================================================================ Kapitel 32: Dienstagnacht II ---------------------------- Kapitel 32 Dienstagnacht II   „Es tut mir leid." Victors bedrückte Stimme ist nur ein Murmeln gegen sein Ohr und gerade mal knapp über dem Geräuschpegel der schnulzigen Musik aus der Jukebox. „Ist schon okay." Und das ist es wirklich. Obwohl Shredder nicht auf wimmernden Blues steht und obwohl das hier eine Schwulen-Kneipe ist. Nach einem Bier und einem zunehmend melancholischer werdenden Rattenkönig ist es ihm geradezu ein Vergnügen, mit einem engen Schunkeln und ein paar trägen Drehungen Victors Laune wieder etwas zu heben. „Wenn es darum geht, jemanden eins auszuwischen, bin ich immer dabei. Da würde ich auch so mit dir tanzen, wenn wir nicht zusammen wären." Dankbar vergräbt Victor sein Gesicht noch fester in Shredders dunklen Haarschopf und atmet seinen Duft tief ein. Er versteht sich selbst nicht, aber als sie an dieser Eckkneipe vorbeikamen, in der er so viele Nächte verbracht hat, wurde er ganz nostalgisch. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er nie wieder hierher kommen wird, ja, sogar das ganze Viertel wird er meiden, wo er nur kann. Und irgendwie wollte er plötzlich noch ein letztes Mal Johns Spezialbier genießen, auf seinem Stammbarhocker sitzen und die armen Idioten beobachten, die es tatsächlich wagen, sich hier zum Wimmern der Jukebox zu bewegen. Er steht nicht auf solche Kneipen, aber die hier ist akzeptabel. Vielleicht, weil man ihn hier kennt und garantiert nicht anbaggert. Damals nicht, weil er mit Roger ging und jetzt erst recht nicht, weil Shredder wirklich sehr einschüchternd wirken kann. Jeder der hier Anwesenden wird es sich nicht nehmen lassen, Roger davon zu erzählen. Hoffentlich platzt der Scheißkerl vor Neid! „Verschwindest du anschließend mit mir Richtung Waschräume?" fragt er seinen Ninja leise und lässt dabei seine rechte Hand vielsagend von Shredders Kreuz tiefer auf dessen knackiges Hinterteil wandern. Selbst durch den dicken Stoff seines Kurzmantels, Jeans und Unterwäsche kann Shredder die Wärme dieser Hand spüren - aber das ist nicht alles, was er fühlt. „Du willst wirklich das volle Programm, was?" spöttelt er leise und hofft dabei, dass Victor ihm sein Unbehagen nicht anmerkt. „Nur zum Schein", Victor dreht den Kopf und gibt ihm einen kleinen Kuss auf die Schläfe. „Ich würde da nie eine Nummer schieben. Viel zu versifft da." Ja, natürlich, wie konnte er das vergessen? Wo Victor das ja nicht mal in seinem eigenen Thronsaal wollte! Shredder versucht, nicht allzu erleichtert zu klingen. „In einem Alfa Romeo reicht mir auch völlig", scherzt er. Da war ja Victors Rattansessel bequemer. Und verdammt - Victor war eindeutig zu groß für diesen Sportwagen. Dass er sich keine Beule geholt oder nichts im Rücken verknackst hat, ist ein wahres Wunder. „Man muss es nicht übertreiben." Victor zögert unsicher. „Das ist kindisch, nicht wahr?" fragt er dann kleinlaut. Aber Shredder schüttelt nur den Kopf, schlingt ihm seine Arme um den Nacken und haucht ihm einen kleinen Kuss auf die Lippen. Oh, wie es ihn ärgert, dass er sich vor all diesen neugierigen Augen hier dafür etwas in die Höhe recken muss! Der Gedanke, ihnen allen eine tolle Show zu liefern, wird immer verlockender. „Ich will dich", erklärt er daher laut und verständlich und - um die Sache eindeutig werden zu lassen - reibt sich an ihm wie eine rollige Katze. „Ich brauche dich", setzt er noch einen stöhnend und keuchend drauf. „Jetzt. Hier. Sofooooort." Einen irritierenden Moment lang hätte Victor ihm das fast abgekauft. Aber - Shredder bettelt nicht! Wortlos packt er ihn am Handgelenk und eilt mit ihm Richtung Waschräume.     „Liebe Güte." Stöhnend hält sich Shredder die Hand vor die Nase. Die Waschräume sind nicht nur klein - zwei Urinale, zwei Kabinen - sondern auch sowohl eine Beleidigung für Nase und Augen. Allein vom Anblick bekommt er schon Hepatitis. „Das ist ja wirklich eklig hier. Machen die hier nie sauber? Ich dachte, ihr Homos seid da etwas pingeliger." Victor schämt sich richtig fremd, denn es ist hier noch widerlicher als er es in Erinnerung hat, ringt sich aber zu einem schmalen Lächeln durch, während er Shredder in eine der Kabinen zieht. Wenigstens funktioniert das Schloß noch. Victor entschließt sich dagegen, den Haken an der Kabinentür zu benutzen und rückt sich die Umhängetasche über seiner Schulter stattdessen nur zurecht. Nichts kommt hier mit diesem Saustall in Berührung, wenn es nicht unbedingt sein muß. „Ich schätze, putzen lohnt sich nicht, bei dem Verkehr, der hier herrscht." Und das kann man ruhig genauso anstößig verstehen, wie es klingt. Selbst ihm kommt fast das Würgen bei den eindeutigen Spuren sowohl an der Toilette wie auch an den Kabinenwänden. Aber wozu haben sie die drei von der Lack- und Lederfraktion gerade hier herausgescheucht, wenn sie nicht wenigstens so tun als ob? Shredders Miene wechselt plötzlich von angeekelt zu klinisch interessiert, als sein Blick über dieses Sammelsurium von Körperflüssigkeiten wandert. In seine Augen tritt ein distanzierter Glanz, wie ihn Victor zum letzten Mal bei ihm gesehen hat, als sie die alte Ratte durchs Fernglas beobachtet haben. Es ist, als würde er sich selbst beiseiteschieben und zu einem rein rational denkenden Wesen mutieren. „Bei all den Spuren hätte mein Bruder seine wahre Freude." „Ah ja, hab gehört, der ist Polizist. Erzähl mir doch etwas mehr über ihn. Ist er so attraktiv wie du?" Lächelnd zieht Victor ihn am Mantelkragen zu sich heran und freut sich über Shredders vor Verlegenheit gerötete Wangen. Jesses - ein Blick in dieses schöne Gesicht, in diese unglaublichen, braunen Augen und er vergisst glatt diese ekelhafte Umgebung. Und - hm, Shredder riecht mal wieder so gut ... Selbst an diesem Ort. „Kazuo würde den Laden hier wegen Verstoßes gegen die Hygienevorschriften sofort dichtmachen. Und uns würde er festnehmen." Grinsend nimmt Victor seine Nase aus Shredders Haarschopf. „Oh, ich hätte nichts dagegen, mit Handschellen an dich gefesselt zu sein." Shredder zögert. „Wenn es nur das wäre, könnte ich damit leben“, gibt er schließlich stockend zu. Stimmt ja. Victor erinnert sich wieder. Keinen SM-Scheiß. „Das wäre auch für mich die einzige Art von Fesselung, mit der ich mich anfreunden könnte“, beruhigt er ihn daher schnell. Lächelnd legt er seine Hände um Shredders Wangen und sieht tief in diese schönen, dunklen Augen. „Nichts, was du nicht willst, Saki. Niemals.“ Bevor Shredder darauf irgendwie antworten kann, hat Victor schon seine Lippen auf seinen Mund gepresst und taucht mit der Zunge nach seinen Mandeln. Binnen Sekunden ertrinkt Shredder regelrecht in Victors Geschmack und als Victor dann irgendwann ein atemloses und aufforderndes „Stöhn für mich. Stöhn so laut du kannst“ wispert, kommt Shredder dem sofort nach. Wieviel davon nur Show für die Leute hier und was davon echt ist, weiß er in diesem Moment allerdings selbst nicht so genau.     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)