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Date oder Deal?

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Montagnachmittag I

Kapitel 25

Montagnachmittag

 

Victor ist geneigt, sich selbst auf die Schulter zu klopfen. Ein Blick in Shredders Gesicht zeigt ihm, wie viel Freude er ihm mit dieser kleinen Überraschung macht. Die Hamptons sind nicht umsonst so beliebt bei den Reichen und Schönen - und nur knappe zwei Autofahrtstunden von New York City entfernt.

„Leider ist das Wetter nicht so gut", meint Victor, während er sich mit dem Rücken zum Wind dreht. Es weht eine ziemlich steife Brise.

„Das macht nichts", erwidert Shredder. „Ich mag den Ozean. Egal bei welchem Wetter." Um seine Lippen spielt ein kleines Lächeln, während er seinen Blick über den wolkenverhangenen Himmel und das heute eher schiefergraue, unruhige Meer schweifen lässt. Der durchdringende Geruch nach Algen und Salzwasser weckt nostalgische Gefühle in ihm.

„Das dachte ich mir." Vergnügt zwinkert Victor ihm zu. Und dann er erklärt er, auf Shredders fragenden Seitenblick: „So, wie du meine Haare mit den Sonnenuntergang über dem Meer beschrieben hast. Und meine Augen mit dem Ozean... Du hättest auch andere Vergleiche nennen können."

Shredder starrt ihn für einen Moment einfach nur an, dann errötet er leicht und senkt verlegen den Blick.

„Du bist süß!" Lachend zieht Victor ihn in seine Arme, läßt ihn jedoch nach einmal kräftig drücken wieder los, immerhin stehen sie mitten auf der Strandpromenade, umgeben von anderen Spaziergängern, die das unfreundliche Wetter genau so wenig stört wie sie.

Sie reden nicht viel, während sie hinunter zum Strand gehen. Und auch nicht viel mehr, als sie über den feinen, weißen Strand schlendern. Es gibt hier Privatstrände, aber die paar Schilder oder Zäune halten sie nicht auf.

Da Victor immer einen Fotoapparat im Handschuhfach seines Mustangs hat, ist Shredder diesmal nicht der einzige, der Bilder schießt. Natürlich könnte er es dabei belassen, sich später von Shredder Abzüge geben zu lassen, aber er will etwas eigenes. Er will Fotos von Shredder ... Saki. Saki macht hier schließlich keine Selbstporträts und Victor will ihn in diesen ganz besonderen Momenten ablichten, wenn er sich unbeobachtet wähnt.

Wie jetzt - wenn er einfach so dasteht und übers Meer hinausstarrt, während ihm die steife Brise das Haar durcheinanderwirbelt.

Nachdenklich lässt Victor die Kamera wieder sinken. Shredder ist stiller geworden, seit er dieses eine Wort in der Dunkelheit hauchte. Victor fragt sich, ob es ihm jetzt wohl peinlich ist. Oder ob er nur vorsichtiger sein will mit dem, was er sagt.

Was auch immer dahintersteckt - Victor findet, nach der langen Autofahrt und der halben Stunde hier am Strand, hatte sein Ninja genug Zeit, um über alles und nichts nachzugrübeln.

„Saki..." Vorsichtig tastet er nach seiner Hand und verschlingt ihre Finger miteinander.

Mit einem fragenden „hm?" dreht Shredder den Kopf in seine Richtung. Mit ungewohnt ernster Miene tritt Victor dicht an ihn heran, legt ihm die Finger seiner rechten Hand unters Kinn und hebt es etwas in die Höhe, damit er ihn besser küssen kann. Zuerst lässt es sich Shredder protestlos gefallen, aber gerade, als Victor dabei ist, diesen Kuss zu intensivieren, sträubt sich Shredder plötzlich und zieht seinen Kopf ruckartig zurück.

„Victor", beginnt er warnend und wirft dabei unruhige Blicke um sich. Er will zurück weichen, doch Victor hält ihn fest.

„Die paar Leute... Es stört mich nicht, wenn sie uns sehen. Lass sie doch gucken."

Shredder erstarrt und blinzelt irritiert. „Was?"

Dann sieht er sich wieder um. Es befinden sich wirklich gerade mal eine Handvoll Menschen in Sichtweite. Das Wetter ist schlecht und die Urlaubssaison hat noch nicht begonnen, sonst wäre es hier wesentlich belebter.

Widerstandslos lässt sich Shredder wieder zurück an Victors Brust ziehen. Und noch widerstandsloser heißt er Victors Zunge in seinen Mund willkommen. Schon zwei Herzschläge später schlingt Shredder seine Arme um Victor und erkämpft sich die Kontrolle über diesen Kuss. Und Victor lässt ihn nur zu gerne gewinnen.

Am Ende sind sie beide völlig außer Atem.

„Du überraschst mich immer wieder, Vic", keucht Shredder schließlich.

„Ja", kommt es gedehnt zurück. „In letzter Zeit überrasche ich mich selbst. Denn normalerweise habe ich meine Prinzipien, weißt du? Knutschen in der Öffentlichkeit gehört sich nicht. Aber seit ich mit dir zusammen bin..." lächelnd streicht er ihm eine Strähne seines windzerzausten Haares zurück, „... ertappe ich mich dabei, meinen eigenen Regeln untreu zu werden."

„Es sind wirklich nicht viele Leute hier", beruhigt ihn Shredder und lässt seine Blicke ein letztes Mal prüfend hin und her schweifen. „Ich glaube nicht, dass uns jemand gesehen hat."

„Das ist nicht der Punkt, und das weißt du auch. Nicht wahr?"

Shredder starrt ihn für einen Moment einfach nur an und senkt dann verlegen den Blick.

„Ja", murmelt er dabei.

Victor nickt nur, drängt ihn aber nicht weiter. Er konnte schließlich regelrecht spüren, wie seinem Ninja bei ihrem Kuss ein ganzer Felsbrocken vom Herzen fiel. Und irgendwie ist Victor auch sehr erleichtert darüber, wie schwer es sich Shredder mit seiner kleinen, indirekten Liebeserklärung gemacht hat - und wahrscheinlich immer noch macht. Das erinnert ihn an seine eigene Unsicherheit. Männer, die ihre eigenen Gefühle prüfen und hinterfragen sind ihm tausendmal lieber als solche überschwänglichen, von ihrem eigenen Charme überzeugten Typen, die in der Hitze des Gefechts Versprechungen machen, an die sie sich eh nicht halten. Kurz: Kerle wie sein Ex.

Victor sehnt sich nach etwas von Dauer und verdammt, ja, mit Saki kann er sich das vorstellen.

„Ich bin nicht gut in sowas." Shredders leise Stimme holt ihn aus seinen Gedanken zurück. Um seine Lippen spielt ein selbstironischer Zug. „Noch vor einem Dreivierteljahr wär das hier nichts weiter als ein Deal geblieben. Ganz egal, was ich wirklich fühle. Ich...", er hält kurz inne, schenkt ihm diesmal ein etwas schiefes Lächeln und zuckt mit den Schultern. „Ich dachte immer, ich wäre besser damit bedient, mir jeden auf Abstand zu halten."

Ja, das hat sich Victor schon gedacht. Er kennt ihn ja schließlich nicht erst seit letztem Samstag. Aber er weiß, wie viel Überwindung es Shredder kosten muss, ihm das so freimütig zu erzählen, und daher behält er alles, was ihm jetzt auf der Zunge liegt, für sich.

„Du hast Glück." Shredder gibt ihm einen betont übermütigen Knuff gegen den Oberarm. „Du kannst dich bei Rock, Beeps und Krang bedanken. Sie haben mich weich werden lassen."

„Nun ja", meint Victor daraufhin und legt ihm grinsend einen Arm um die Schultern, während er ihm gleichzeitig mit der anderen Hand den Kommunikator aus der Manteltasche stibitzt und das handliche Gerät weit von sich streckt. „Dafür haben sie sich ein besonders schönes Foto von uns beiden verdient, was meinst du?"

Shredder gibt ihm lachend recht. Es klingt irgendwie ... befreit.

Und genau in diesem Moment kämpft sich ein blasser Sonnenstrahl durch die Wolken, als wolle Mutter Natur ihnen höchstpersönlich zur Seite stehen.



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