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Date oder Deal?

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Samstagabend

Kapitel 22

Samstagabend

 

Er weigert sich standhaft, diese schicksalsschweren Wörter auszusprechen. Nicht einmal dann, wenn sich sein Verstand seinem Körper anschließt und vor Wonne zerschmilzt, sagt er sie. Auch nicht ganz leise. Worte wie diese machen einen angreifbar. Verletzlich. Und das kann er sich einfach nicht erlauben.

Aber all das hindert ihn nicht daran, die Wahrheit, die diese Wörter verkörpern, zu fühlen. Mit jeder Faser seines Körpers, jeder Nervenzelle und jedem Schlag seines Herzens.

Nur sagen wird er es nicht. Eher beißt er sich die Zunge ab. Es sind doch sowieso nicht die Worte, die zählen.

Auch für ihn sind es schließlich nicht die Dinge, die Victor zu ihm sagt, die Shredder dazu gebracht haben, so für ihn zu fühlen.

„Träumst du? Hey, Saki!" Victors Stimme dicht an seinem rechten Ohr bringt ihn zurück ins Hier und Jetzt. Und das ist heiß und naß und riecht nach wilden Beeren.

„Was?" Blinzelnd dreht Shredder den Kopf ein wenig, um in diese schönen, blauen Augen sehen zu können. „Entschuldige."

Nachsichtig lächelnd festigt Victor seinen Griff um Shredders Taille, vergräbt seine Nase in dessen schwarzen, jetzt feuchtem Haar und atmet seinen Duft nach Wildbeeren und Wasser tief ein. Er fühlt sich rundum zufrieden.

Es war ein schöner Tag. Ausschlafen, Sex und kuscheln, nach einem kleinen Frühstück in den Supermarkt um die Ecke und die Zutaten fürs Mittagessen eingekauft, eine Runde Nintendo gespielt (er hatte schon ganz vergessen, daß er so etwas besitzt), gemeinsam gekocht und gegessen, dann die Kalorien zuerst mit ein bißchen Sex und dann im Sportstudio abtrainiert. Und jetzt gönnen sie sich ein schönes, heißes Schaumbad.

Victor ist ein großer Mann, seine Wanne ist riesig. Sie passen bequem hinein und Victor genießt es, wie Shredder zwischen seinen Beinen sitzt und sich mit dem Rücken an seine Brust lehnt. Es wäre allerdings noch besser, wenn er sich ganz auf ihn konzentrieren könnte.

„Wo warst du eben mit deinen Gedanken?"

„Bei dir", ist Shredders ehrliche Antwort.

Sein Blick fällt auf die beiden, inzwischen fast leeren Gläser auf dem Wannenrand und wandert dann weiter über die sanft flackernden Kerzen.

„Uns. Das hier", ergänzt er dann.

Wasser plätschert und Schaum tropft, als er mit einer weitausholenden Geste auf die Dekoration aus Teelichtern und - um Himmels Willen (!) - Rosenblütenblättern deutet. Dazu noch der teure Champagner.

„Das ist so dekadent. Und ... kitschig."

„Kitschig?" wiederholt Victor. Er klingt nachdenklich. Aber auch ein klein wenig enttäuscht.

Shit. Der Alkohol hat ihn nicht nur träge und matt, sondern auch unvorsichtig gemacht. Hätte er doch nichts gesagt! Aber Shredder will ihn auch nicht belügen.

„Der Champagner ist in Ordnung", erwidert er daher versöhnlich, „die Kerzen gehen auch noch, aber die ... Rosenblätter sind ein wenig zuviel des Guten."

„Ich finde es romantisch."

„Ja, ist es auch. Wenn einer von uns eine Frau wäre." Shredders Stimme ist immer noch Normallautstärke, gewinnt aber deutlich an Schärfe. „Und auch, wenn ich in achtzig Prozent der Fälle unten liege, heißt das nicht, daß ich dein Frauchen bin."

Victor verbeißt sich ein Grinsen und ist froh, daß Shredder das nicht gesehen hat. Da ist er wieder: dieser Stolz, der seinen Ninja auszeichnet und den er so an ihm liebt. Er versteht Shredders Worte nicht als Vorwurf, denn die Fakten sprechen eine eindeutige Sprache: Shredder liegt zwar wirklich oft unten, aber in mindestens der Hälfte aller Fälle ist er nicht der Bottom. Victor behält eben auch gerne die Kontrolle – in jeder Situation.

„Wärest du eine Frau“, haucht er ihm daher ins Ohr. „wärest du gar nicht hier. Und ich würde ganz bestimmt nicht das mit dir machen.“

Vielsagend läßt er seine rechte Hand von Shredders Hüfte tiefer wandern. Ganz bewußt lässt er die offensichtlichen Körperteile links liegen und streichelt sich dafür höchst penetrant über Shredders Oberschenkelinnenseite. Etwas, was diesen wie immer sofort zum Erschauern bringt.

„Später“, wehrt ihn Shredder leise ab, pflückt diese freche Hand von seinem Oberschenkel und verschlingt ihre Finger miteinander.

Victor gibt sich geschlagen.

Für den Moment.

„Also keinen Rosenstrauß“, resümiert er. „Schade.“

„Sieht doch bescheuert aus, wenn ein Mann einem anderen Mann Blumen schenkt“, platzt es aus Shredder heraus. Er zögert kurz und grinst ihn dann an: „Mir genügt ein Bonsai.“

Ja, klar. Die kosten ja auch nur ein kleines Vermögen.

Victor wirft den Kopf zurück und beginnt schallend zu lachen. Er entzieht Shredder seine Hand und umschlingt ihn dann mit beiden Armen, um ihn ganz fest an sich zu drücken. Der grinst nur noch breiter und läßt seinen Kopf gegen Victors Schulter sinken.

„Und was ist mit dir, Vic? Soll ich dir einen Blumenstrauß, Pralinen und flauschige Dinge schenken?“ Der Spott in seiner Stimme kann die Ernsthaftigkeit darunter nicht ganz übertünchen.

„Nein“, kann ihn Victor, immer noch leise glucksend, beruhigen. „Die Pralinen nehme ich gerne, aber den Rest brauche ich nicht.“

„Ach?“ fragend hebt Shredder die linke Augenbraue, nimmt eines der Blütenblätter zwischen Zeigefinger und Daumen und hält es ihm vielsagend vor die Nase. „Und was ist das hier?“

„Ein Test, um herauszufinden, wie romantisch du bist?“

Wasser schwappt und Schaum stiebt auf, als sich Shredder mit einem Ruck zu ihm herum dreht. In seinen braunen Augen flackert etwas, das Victor nicht bestimmen kann. Vielleicht liegt es auch nur am Kerzenlicht.

Sekundenlang starrt Shredder ihn einfach nur an, während eine feine Röte seine Wangen überzieht. Und dann senkt er den Blick und vergräbt sein Gesicht in einer Hand.

„Victor … du bist ...“ Er holt einmal tief Luft, versucht, sich zu sammeln, und in diesem Moment ist Victor schon dabei, ihn zurück in seine Arme zu ziehen.

„Ich verlange nichts von dir, Saki.“ Ihm wird bewußt, wie sehr er Shredder mit solchen Aktionen unter Druck setzt. Er ist ein Mann, der niemandem etwas schuldig bleiben will, und Victor versteht das. Aber er muß auch lernen, Geschenke und Freundlichkeiten einfach mal nur anzunehmen.

Schmunzelnd berührt er ihn am Handgelenk.

„Und jetzt nimm deine Hand von deinem schönen Gesicht, damit ich dich küssen kann.“

 

 

Vielleicht liegt es an den Nachwirkungen des heißen Wassers. Oder am Alkohol. Eventuell auch nur an der entspannten Stimmung und der leichten, sexuellen Spannung, die zwischen ihnen herrscht. Letztendlich ist es egal, wieso sie so in Kuschelstimmung sind. Sie lümmeln auf der Couch herum, nur mit ihren Bademänteln bekleidet - die genaugenommen beide Victor gehören. Aber wozu sollten sie sich ankleiden? Sie wissen, wo das hier früher oder später endet. Wahrscheinlich früher. Noch bevor der Blockbuster, der im TV läuft und den sie sowieso nicht mehr beachten, zu Ende ist.

„Ich mag deine Sommersprossen." Shredder liegt halb auf Victor und streichelt und küsst sich andächtig über dessen Gesicht.

„Oh", erwidert Victor mit einem feinen Lächeln. Er hat seine Hände unter Shredders Bademantel geschoben und lässt seine Finger genüßlich über dessen vom Bad noch ganz erhitzte Rückenhaut wandern. Er liebt es, wenn Shredder so anschmiegsam ist. „Nur meine Sommersprossen, ja?"

„Nein", lacht Shredder leise auf, nur allzu bereit, auf das Spiel einzugehen. Sanft streicht er ihm eine Haarsträhne aus der Stirn und platziert einen kleinen Kuß auf Victors Stirn. „Die Farbe deines Haares erinnert mich immer an den Sonnenuntergang über dem Ozean. Dessen Wasser so blau ist wie deine Augen. Und deine Haut..." seine Lippen und Zunge zeichnen eine feuchte Spur über Victors Gesicht, Kiefer, Hals und Brustkorb. „Deine Haut ist so hell und schön wie kostbarster Alabaster."

Victor schluckt einmal schwer. Shredders schöne Worte schmeicheln ihm, auch, wenn er sie für grenzenlos übertrieben hält.

„Äußerlichkeiten?" In gespieltem Tadel schnalzt er mit der Zunge. „Ist das alles, was dir an mir gefällt?"

„Natürlich nicht.“ In Shredders dunklen Augen erwacht ein schelmisches Glitzern. „Aber es ist so schwer, das alles aufzuzählen. Ich wäre schneller fertig, wenn ich mich auf das beschränke, was mir nicht an dir gefällt."

„Oh. Gut. Dann erzähl mal. Was gefällt dir nicht an mir?"

Lachend schüttelt Shredder den Kopf. „Ich bin doch nicht lebensmüde." Doch dann wird er wieder ernst. „Um ehrlich zu sein, an Negativem will mir auf die Schnelle nichts einfallen."

Für einen Moment starrt Victor ihn einfach nur an, dann packt er ihn fester um die Taille und dreht sie beide so, daß er nun oben liegt. Während er sich mit einer Hand im Polster abstützt, legt er seine andere an Shredders Wange und sieht ihm dabei tief in die Augen.

„Oroku Saki, weißt du was? Ich. Liebe. Dich."

Er sieht und spürt genau, wie Shredder daraufhin der Atem stockt. Und für einen Moment ist da wieder dieses sonderbare Flackern in seinen Augen wie vorhin in der Badewanne. Er öffnet den Mund, um etwas zu entgegnen, doch Victor läßt ihm keine Gelegenheit dazu und verschließt diese göttlichen Lippen mit einem Kuß, der sanft beginnt und sehr schnell, sehr leidenschaftlich wird.

 

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Dollface-Quinn
2019-02-05T10:28:58+00:00 05.02.2019 11:28
Aw. Süß-klebrig. Muss auch mal sein. 😍
Ich mag Pflanzenteile im Wasser auch nicht unbedingt, aber tatsächlich wäre für mich der Champagner das kitschige gewesen. Das müsste schon mindestens Rotwein sein, besser noch eisgekühlter Ouzo. XD
Das Gespräch in der Wanne ist toll. Und auf der Couch dachte ich mir dann, Shredder muss gerade reden von wegen kitschig, und erzählt selber dann was von Haaren wie der Sonnenuntergang, Augen wie das Meer und Haut wie Alabaster. Ich find's toll, dass Victor ganz genau weiß was er will und die Eier hat es auch zu sagen! Solche Männer braucht die Welt.
Antwort von:  MariLuna
05.02.2019 17:22
Rotwein gibt häßliche Flecken .. und es sollte ein Klischee bedienen :-)) Ansonsten freu ich mich, dass dir der Victor hier so gut gefällt XD
Antwort von:  Dollface-Quinn
05.02.2019 17:33
Männer sauen doch eh immer rum. XD
Aber wenn's Absicht ist kann ich das literarisch vollkommen nachvollziehen.^^
Und Victor gefällt mir hier wirklich ausnehmend gut. <3
Antwort von:  MariLuna
05.02.2019 20:02
Die werden bei mir irgendwie alle so... ich kann da einfach keinen mit einem verkuppeln, der sich als uncute herausstellt... ist ja auch FF und nicht RL XD
ich sag trotzdem nochmal danke ^^


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