Zum Inhalt der Seite

Date oder Deal?

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Mittwoch

Kapitel 16

Mittwoch

 

Jeder Mensch hat so seine Macken. Victor weiß das nur zu gut. Er hat drei Jahre lang mit dem König aller Macken zusammengelebt – zumindest die meiste Zeit über. Er wusste schon, wieso er seine kleine Souterrainwohnung nicht aufgab, selbst, als sie offiziell zusammenzogen. So gerne er sich in die verlassene Subway-Station zurückzieht – es stinkt dort unten!

Aber er brauchte einen Rückzugsort. So etwas wie diese Souterrainwohnung.

Sein Ex war ein furchtbarer Gesundheitsfanatiker – „das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages“, sagte er immer und tafelte sich den Tisch dann mit Eiern, Salat, Obst, Müsli, Brot und Käse voll. Und dazu gab es immer einen Smoothie – je nachdem, welche Geschmacksrichtung gerade angesagt war. So ein Frühstück konnte bei ihm locker eine Stunde dauern. Er hat es regelrecht zelebriert.

Victor hat es gehasst, vor allem, weil er zum Frühstück höchstens ein paar Cornflakes runterschlingt. Wenn überhaupt. Meist reicht ihm eine Tasse Kaffee. Die Umerziehungsversuche seines Ex' waren eine seiner Macken, die er zu tolerieren gelernt hatte.

Er hatte noch viele andere, vor allem beim Sex, der schon sehr bald nach den ersten wirklich befriedigenden Monaten so gut wie gar nicht mehr stattfand. Victor muss es sich eingestehen: er war in eine Diva und Dramaqueen verliebt. Und kann sich jetzt gar nicht mehr erklären, wieso.

Shredder dagegen … als Victor ihn fragte, was er zum Frühstück haben wolle, meinte der zuerst verschmitzt „dich“, und dann lachten sie gemeinsam über diesen Scherz, der eigentlich gar keiner war, weil Shredder sich dann tatsächlich ein Kuss von ihm stahl. Letztendlich stellte sich heraus, dass Shredder keine Ansprüche ans Essen stellt, und ans Frühstück schon mal gar nicht.

Das ist so herrlich unkompliziert, dass Victor ihm dafür fast um den Hals fiel.

Von daher fiel es ihm besonders schwer, was er ihm dann sagen musste. Aber Shredder nahm es erstaunlich gelassen auf.

Und auch jetzt ist da kein Anzeichen von Groll an ihm, als sie zusammen vor Victors Ankleidespiegel stehen.

Shredders Hände sind schnell und geschickt und sehr zielsicher. Auch seine Miene wirkt sehr konzentriert. Victor kann seinen Blick gar nicht von ihm abwenden. Nur in Jeans und T-Shirt sieht er wieder erschreckend jung aus.

„Lästig."

„Tut mir leid", murmelt Victor geknickt.

„Nein", erwidert Shredder, während er ihm die Krawatte fertig bindet, „ich meine diesen blöden Windsor-Knoten, nicht dein Kundengespräch. Du arbeitest nun einmal bei der Bank und wenn der Kollege ausgefallen ist und du der einzige bist, der sich noch da auskennt..." Er zuckt mit den Schultern. Victor hat eben erst heute mit ihm gerechnet, und so wie es aussieht, erst Mittags herum und es wundert ihn überhaupt, dass Victor sich so spontan Urlaub nehmen kann. Er muss bei seiner Bank ein angesehener Mitarbeiter sein, anders kann er sich das nicht erklären.

„Geh zu deinem Großkunden, verdien' dir eine saftige Provision. - So, fertig."

Er streicht noch einmal glättend über das Revers und tritt dann einen Schritt zurück, um sein Werk kritisch zu betrachten. Er muss schon sagen, dieser beigefarbene Anzug steht ihm wirklich ausgezeichnet.

Er sieht richtig gediegen aus.

Victor Falco, der Bankier. Hol's der Teufel.

Er muss sich sehr beherrschen, um ihm nicht auch noch ein paar vorwitzige Strähnen seines rotblondes Haares aus der Stirn zu streichen. Sicherheitshalber verschränkt er die Arme hinter dem Rücken.

„Perfekt", meint Victor, nachdem er einen prüfenden Blick in den Spiegel geworfen hat. „Danke. Lernt man sowas als Ninja?"

„Der Knigge gehörte zwar auch zum Programm, aber wie man eine Krawatte bindet, wusste ich schon weitaus früher, dank meiner Schuluniform."

Ein langer, geradezu hungriger Blick aus stahlblauen Augen streift ihn.

„Du sahst bestimmt bezaubernd aus in deiner Schuluniform."

Aber als Victor nach ihm greifen will, gibt ihm Shredder nur einen Klaps auf die Finger und tänzelt außer Reichweite.

„Musst du nicht los? Na los, hau ab. Ich stopp derweil die Zeit."

„Ich versuche, in drei Stunden zurück zu sein“, verspricht Victor, durch Shredders Angebot, ihm die nächsten Stunden gut zu schreiben, nur zusätzlich motiviert. Er macht es schon wieder – das muß etwas bedeuten, nicht wahr?

„Gut. Soll ich mich schon mal um den Lunch kümmern oder hattest du in der Hinsicht andere Pläne?"

Victor blinzelt ihn für einen Moment verdutzt an, fasst sich aber schnell wieder.

„Überrasch mich."

„Gut. Ich schau mal, was ich aus deinen Vorräten so zaubern kann. Aber“, setzt er mit erhobenem Zeigefinger hinzu, „bilde dir nicht ein, dass das jetzt immer so läuft."

„Nein, natürlich nicht“, erwidert Victor, schnappt sich blitzschnell sein Handgelenk und zieht ihn daran zu sich heran, um ihm einen leidenschaftlichen Kuss aufzudrücken. Es dauert eine Weile, bis sie sich wieder trennen, und dann sind sie beide ziemlich atemlos.

„Du bist schließlich mein Gast“, erklärt Victor dann noch. Jesses, er wünschte, er müsste nicht gehen!

Bevor er endgültig die Wohnung verlässt, gibt er ihm noch einen weiteren Abschiedskuss – diesmal jedoch nur auf die Wange. Und dann rutscht es ihm heraus:

„Bye, Cutie.“

 

 

Cutie – huh? Ein wenig aus der Fassung gebracht starrt Shredder dem Rattenkönig hinterher, wie dieser die Treppe hinaufgeht und durch die Haustür verschwindet. Dann fällt ihm siedendheiß ein, dass ihn Nachbarn sehen könnten und schließt hastig die Wohnungstür hinter sich.

Er weiß nicht, wie das ist mit dem Getratsche der Nachbarn in diesem Haus, aber er will Victor nicht in Schwierigkeiten bringen. Besser, er verhält sich so unauffällig wie möglich. Also auch keine laute Musik oder TV.

Langsam schlendert er in die Küche und macht sich an eine Bestandsaufnahme des Inhalts des Vorratsschrank. Victor scheint ein sehr ordentlicher Mensch zu sein. Alles ist gut gefüllt und gut sortiert. Gefriertruhe und Kühlschrank sind etwas leerer, aber auch das ist immer noch mehr als sie im Technodrome haben. Bei dem Gedanken und dem Anblick bekommt er sofort wieder ein schlechtes Gewissen...

Aber laut Krang haben sie daran gedacht, Lebensmittel mitzunehmen und sind jetzt gut versorgt. Und vielleicht sollte er wirklich einmal auf Krang hören und die Zeit hier einfach genießen.

Etwas, was ihm in Anbetracht der letzten achtzehn Stunden nicht schwer fallen wird. Er muss zugeben – er hat sich in Victor getäuscht. Das am Sonntag hielt er für einen vergifteten Köder, schließlich gehört die Masche, jemanden mit wahnsinnig gutem Sex gefügig zu machen, zu den ältesten der Welt. Aber dann gestattet ihm Victor auch noch danach einzuschlafen, die Dusche zu benutzen und kocht für ihn … und danach kuscheln sie zusammen auf dem Sofa und sehen sich einen Videofilm an, von dem er am Ende gar nichts mehr weiß, weil Victors Hände überall auf seinem Körper waren und wieder all diese warmen Gefühle in ihm auslösten.

Und als es daran geht, dass Shredder seinen Part der Abmachung einhält, macht Victor genau da weiter, wo sie Sonntag aufgehört haben. Er ist sanft, zärtlich und aufmerksam; lässt sich von Shredder vögeln, obwohl es eigentlich anders herum sein sollte, und er sagt ihm, er habe sich in ihn verliebt und nennt ihn zum Abschied Cutie...

„Oh, verdammt, Victor“, seufzend fährt sich Shredder mit der rechten Hand über die Stirn. „Wenn das so weitergeht, fange ich auch noch an, mich in dich zu verlieben.“

 

 

Es fühlt sich an, als wären sie in einer richtigen Beziehung - auf dem ganzen Weg von seiner Arbeitsstätte zurück in seine Wohnung und erst recht, als er die Tür aufschließt und Shredder da steht und ihm ein fröhliches „Willkommen Zuhause“ entgegen schmettert.

What the fu – das ist ihm noch nie passiert, noch niemals!

Victor ist so begeistert darüber, dass er sich ganz vergisst. Und ehe er es sich versieht, hat er Shredder an den Hüften gepackt, gegen die nächstbeste Wand gedrückt und küsst ihn so lange und ausgiebig, bis ihnen beiden der Atem wegbleibt.

„Wow!“ schnappt Shredder überrascht nach Luft.

„Du bist großartig!“ lobt Victor zur gleichen Zeit und macht sich gleich wieder daran, diese köstlichen Lippen in Besitz zu nehmen.

Als er diesen leidenschaftlichen Kuss irgendwann wieder löst, starrt er in ein erhitztes Gesicht und dunkelglühende Augen.

„Naschen vor dem Lunch?“ fragt Shredder mit unglaublich kehliger Stimme, während seine Finger schon zielsicher Victors Krawatte lösen und die ersten Hemdknöpfe öffnen.

„Bett“, raunt Victor und küsst ihn noch einmal. „Sofort.“

„Laß mich nur rasch den Herd ausschalten.“

 

 

 

Zweimal Sex innerhalb von sechs Stunden am helllichten Tage … Victor fühlt sich, als wäre er in einer erotischen Fantasie gelandet. Oder in einem feuchten Traum. Oder zurückversetzt in seine Highschoolzeit. Das ist fantastisch! Er darf und kann endlich mal wie er will. Und er will so viel!

„Du bist wunderbar...“ Er zieht eine Spur heißer Küsse nach der anderen über diese schöne, goldbraune Haut.

Es scheint ihm selbst so, als könne er nie wieder damit aufhören. Es gefällt ihm, wie sich ihm Shredder wohlig aufseufzend entgegenschmiegt, und er liebt es, wie Shredders Finger als Antwort auf diese Zärtlichkeiten entweder in seinem Haar herumwühlen oder sich an ihn klammern. Diese Hingabe, dieses Vertrauen, diese Ehrlichkeit erwärmen sein Herz.

Plötzlich gibt der Mann unter ihm ein sehnsüchtiges Wimmern von sich.

„Victor..." die Finger in seinem Haar ziehen ihn in die Höhe, und dann liegen warme Hände um seine Wangen und er starrt wieder in so dunkelglühende Augen.

„Victor..." ein Raunen, fast nur ein Hauch, ein Atemzug gegen seine Lippen und er fühlt sich gefangen von diesen Augen, diesem schönen Antlitz und diesem erhitzten Körper, der sein Verlangen (nach ihm!) regelrecht herausschreit. Victor glaubt, in diesen Augen etwas zu lesen, etwas, was er schon so lange nicht mehr gesehen hat - jedenfalls nicht auf sich gemünzt.

„Saki...", beginnt er, doch weiter kommt er nicht, denn da zieht dieser ihn schon zu einem tiefen, alles verschlingenden Kuss zu sich herunter. Und nur einen zielgerichteten Hüftschwung später versinkt Victors gesamtes Sein in Leidenschaft, Wärme und Glückseligkeit.

 

 

„Das ist Wahnsinn." Träge und immer noch mit stark klopfendem Herzen streichelt Victor über Shredders Rippen. Der schmiegt sich nur fester und wohlig aufseufzend in seine Arme. Die klebrige Feuchtigkeit zwischen ihnen stört keinen von ihnen.

„Ist es nicht das, was dir vorschwebte?" neckt ihn Shredder leise. „Wilder, hemmungsloser Sex wann immer es dir passt?"

Victor gibt nur ein unbestimmtes Brummen von sich und vergräbt seine Nase in Shredders dichtem Haarschopf, zieht seinen Duft tief in seine Lungen. Wie von selbst folgen seine Finger dem Verlauf von Shredders Wirbelsäule. Das lässt diesen unwillkürlich erschauern und sich noch näher an ihn kuscheln.

„Das magst du, hm?" will Victor wissen und wiederholt seine Liebkosungen.

„Ja", kommt es leise zurückgemurmelt. „Aber sag's nicht weiter. Hab 'nen schlechten Ruf zu verlieren."

Still in sich hineinlächelnd lässt Victor seine Finger noch ein paar Mal zur Belohnung über Shredders Wirbelsäule tanzen. Shredders Verhalten lässt keine Zweifel offen - er genießt das hier nicht nur, sondern will es auch und vor allem: er lässt es zu.

Nun ja, er könnte es als Erfolg verbuchen, schließlich wollte er ihn doch süchtig nach dem hier machen, und genau das ist jetzt der Fall. Oder? Verdammt. Innerlich tief aufseufzend, vergräbt Victor sein Gesicht noch fester in Shredders Haar. Es ist also passiert. Er hat sich verliebt. So richtig. Denn immer, wenn das passiert, regen sich diese kleinen Selbstzweifel in ihm. Hat er alles richtig gemacht? Genügt er? Was kann er tun, um seinen Auserwählten von sich zu überzeugen?

„Victor?" holt ihn Shredders Stimme aus seinen Gedanken.

„Hm?"

Langsam rückt Shredder etwas von ihm ab, ohne sich jedoch vollständig aus seiner Umarmung zu befreien.

„So gerne ich hier auch so mit dir liege, ich habe nicht umsonst diesen Gulascheintopf gekocht. Ich schlage also jetzt vor, wir stehen auf, springen unter die Dusche und essen, okay?"

Wie pragmatisch! Wie unromantisch! Obwohl - Moment mal...

Wir springen unter die Dusche?" wiederholt er stirnrunzelnd.

„Natürlich wir", grinst Shredder, wuschelt fröhlich durch Victors rotblondes Haar und zieht ihn dann mit sich in die Höhe. „Komm schon. Ich habe deine Dusche gesehen - die ist groß genug für uns beide."

 



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Dollface-Quinn
2019-01-21T18:47:01+00:00 21.01.2019 19:47
Heute hatte ich direkt beim Aufwachen schon was zu lesen. Das war toll.^^
Und das Bild passt super zum Kapitel. 😍
Antwort von:  MariLuna
21.01.2019 20:43
Danke ^^


Zurück