Date oder Deal? von MariLuna ================================================================================ Kapitel 3: Rückblende Samstag ----------------------------- Kapitel 3   Rückblende - Samstag   Als der „große, böse Shredder“ sein Territorium betritt, ist Rat King ziemlich angepisst. Er schickt seine Lieblingsratte Dora aus, damit sie diesen verblödeten Japaner zu ihm bringt, bevor dieser Vollidiot noch seine ganze Kolonie durcheinanderbringt. Wenn Shredder vor der vergessenen Subway-Station auftaucht, gibt es dafür immer nur zwei Gründe und sie haben immer beide mit dieser nervenden Ratte Splinter und dessen sogenannten Söhnen zu tun. Entweder Shredder taucht jetzt bei ihm auf, um ihn bei seinem Kampf gegen die Genannten um Hilfe zu bitten oder er bittet ihn darum, sich rauszuhalten und nicht einzumischen. Andererseits – und das muss ihm der Rattenkönig widerwillig zugestehen – ist Shredder der einzige, der seinen Rang als Rattenkönig samt dazugehörigem Territorium respektiert. Alle anderen – vor allem Splinter und Konsorten – gehen ihm zwar so gut es geht aus dem Weg, aber behandeln ihn, wenn sie sich doch mal begegnen, nur mit Frechheiten. Darin unterscheiden sie sich nicht im Geringsten von den Menschen. Rat King hat sowieso schlechte Laune, weil heute dieser verdammte Jahrestag gewesen wäre, wenn ihm sein Lover nicht vor drei Wochen den Laufpass gegeben hätte. Dieser Mistkerl hat sich von ihm getrennt, weil er so „langweilig“ sei. Scherzkeks! Dafür hat er ihm gestern - nachdem aus Sehnsucht und Trauer endlich Wut wurde - ein paar seiner Ratten aufs teure Apartment geschickt, damit sie ihm in sein glutenfreies, vegetarisches Müsli kacken. Wohl bekommt's! Er ist wirklich nicht gut drauf heute. Aber dann steigert sich seine Laune doch noch, denn als Dora diesen Ninja in seiner stacheligen Metallrüstung, samt Helm und wallendem Cape vor seinen Thron führt, da sinkt dieser zur Begrüßung tatsächlich vor ihm auf ein Knie. Rat King versucht sich seine Verwirrung nicht anmerken zu lassen. Er weiß nicht, ob das Ernst gemeint war oder blanker Hohn, und so lange das unklar ist, nimmt er das jetzt einfach mal so hin. Er will es aber auch nicht übertreiben und so gestattet er Shredder mit einer lässigen Handbewegung, wieder aufzustehen. Dora huscht zu ihm, klettert auf sein Knie und macht es sich dort zufrieden mit sich bequem. Sie bettelt nie um Lob oder Aufmerksamkeit wie alle anderen, sie hat ihren Stolz, aber er fährt ihr trotzdem lobend mit der Zeigefingerspitze durchs weiche Rückenfell. Er hört Shredder zu, lässt ihn vortragen, was er zu sagen hat ohne ihn dabei zu unterbrechen und muss am Ende zugeben, dass er diesen Plan gerne unterstützen würde. Er klingt simpel und kostet keine Mühe und noch weniger Ressourcen. Er soll nur seine Querflöte einsetzen und Splinter fortlocken, damit die Turtles damit beschäftigt sind, ihren Sensei zu suchen, während Shredder, Krang, das Rhino und das Warzenschwein auf der Oberfläche ihr Ding durchziehen können. Er wird etwas herumexperimentieren müssen, um für Splinter die richtige Melodie zu finden und er muss einen guten Ort ausbaldowern, wohin er ihn locken kann – aber das bekommt er hin. Aber sollte er wirklich einfach so „ja“ sagen? Gedankenverloren lässt Rat King seine Blicke über den Mann vor sich wandern. Der Kerl scheint sich dessen nicht bewusst zu sein, aber sein ganzes Auftreten – von der Art, wie er sich bewegt bis hin zu der Rüstung und der enganliegenden Kleidung - ist für jeden Homo mit einigermaßen Sinn für Ästhetik eine knallharte Herausforderung für die Selbstbeherrschung. Und wenn man dann so wie er auch noch an zunehmender sexueller Frustration leidet... seufzend wickelt sich Rat King fester in seinen Mantel. Dora wirft ihm einen beleidigten Blick zu, denn dafür muss sie kurzfristig ihren Lieblingsplatz auf seinem Knie räumen. Rat King folgt seiner spontanen Eingebung und knüpft seine Mitarbeit und Hilfe an eine Bedingung, die so absurd ist, dass Shredder sie einfach ablehnen muss. Man kann von Shredder halten was man will, aber er zuckt mit keiner Wimper und nimmt es so regungslos entgegen, als sprächen sie übers Wetter. Dieser Mangel an Schock ärgert den Rattenkönig, denn vielleicht hatte Shredder ja von Anfang an gar nicht vor, seinen Teil des Deals einzuhalten? „Ich verlange außerdem eine Anzahlung“, fordert er deshalb noch und funkelt Shredder vor sich finster an. „Ich traue dir nicht. Du könntest vorhaben, mich zu betrügen. Aber mit Anzahlung gehe ich wenigstens nicht völlig leer aus.“ Shredder mustert ihn eine Weile schweigend. „Ich brauche Bedenkzeit.“ „Sei morgen früh um acht da. Dora wird auf dich warten.“ Liebevoll streichelt er die schwarze Ratte auf seinem Knie am Köpfchen. „Morgen ist Sonntag“, erwidert Shredder abwehrend. „Sorry, da arbeite ich nicht.“ Rat King verbeißt sich ein Schmunzeln. Er liebt es, wenn sich das Opfer widerspenstig gibt, obwohl es doch weiß, dass ihm eigentlich gar keine andere Wahl mehr bleibt. „Morgen früh um acht“, wiederholt er daher unnachgiebig und gibt ihm mit einer Geste zu verstehen, dass er wieder verschwinden darf. Als Shredder sichtlich zögert, springen ungefähr fünfzig Ratten heran und stellen sich einen Meter vor ihm auf die Hinterpfoten und zischen drohend. Es sind nur Ratten, ein Fußtritt und sie sind Geschichte, aber Shredder respektiert Rat Kings Reich und seine Bewohner tatsächlich. Er verbeugt sich kurz in Richtung des Rattenkönigs auf sehr japanische Art und kreiselt dann auf dem Absatz herum, wobei sich das Cape hinter ihm eindrucksvoll aufbauscht und lässt sich von der Meute schwarzer Ratten hinausbegleiten. Rat King sieht ihm nachdenklich hinterher. Dann seufzt er einmal tonlos auf, sinkt wieder etwas in sich zusammen und schlägt den Teil seines geflickten Mantels zurück, mit dem er seinen Schoss bedeckte. Anklagend starrt er auf die deutliche Beule, die sich in seinem Schritt abzeichnet. Jesses. Das wird wohl wieder eine lange, frustrierende Nacht. „Alles Gute zum Jahrestag“, murmelt er, setzt sich dann so hin, dass er den Rücken an einer Armlehne abstützen und die langen Beine über die andere baumeln lassen kann und starrt bitter nach oben an die rissige, pilzverseuchte Mauerdecke. „Ich hoffe, du hast das Müsli gegessen, bevor dir aufging, dass das keine Rosinen, sondern Rattenköttel sind, du Scheißkerl.“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)