Worthless to one von YouLi (Pinguin und Riddler) ================================================================================ Kapitel 1: 1. ------------- Edward Nygma war nicht schwul. Eigentlich. Aber seitdem er wusste, dass Oswald Gefühle für ihn hatte, hatte sich etwas in ihm verändert. Langsam und schleichend. Besonders, nachdem sie sich wieder versöhnt hatten. Es war ein Gefühl, das das Wissen mit sich brachte. Nicht Ekel oder gar Abweisung. Nein, es war Neugier. Anfangs. Und jetzt war es das stechende Verlangen zu wissen, ob Oswald nach ihrem Streit - der mehr oder weniger außer Kontrolle geraten war - an ihn gedacht hatte. In diesem Sinne. Und nicht nur das. Er hatte auf einmal das Verlangen, ihn anzufassen. Bei jeder kleinen Gelegenheit. Die Zeit der Umarmungen war schon lange vorbei. Leider. Sie umarmten sich immer weniger, eigentlich fast nie, nach ihrer … Meinungsverschiedenheit. Naja, Meinungsverschiedenheit konnte man das eigentlich minder nennen. Es war fast schon ein Krieg gewesen - Eifersucht, Rache und Vergeltung, zwei Mordversuche, und sogar eine Einfrierung hatten sie hinter sich. Ja, sie hatten ihre … Argumente gehabt. Aber das hatten sie alles hinter sich gelassen. Oder? Damals, vor einigen Monaten auf dem Pier. Sie waren sich einig, den Pier nie wieder sehen zu wollen. Den Pier, auf dem er Oswald einmal erschossen hatte - und es sogar ein zweites Mal versuchte. Den Pier, an dem Oswald ihn einfrieren ließ und ihn dort später vor Sophias Männern rettete. Sie hatten alles hinter sich gelassen. Und waren wieder zusammen. Doch eigenartigerweise reichte es Edward nicht. Nicht mehr. Er konnte die Freundlichkeit, die Höflichkeit und den distanzierten Respekt von seinem Partner nicht mehr ertragen - weil es ihm immer vor Augen führte, dass sich etwas verändert hatte. Sie waren wieder beste Freunde, doch fühlte es sich nicht mehr ganz so an wie früher. Wahrscheinlich, weil sich Oswalds Gefühle ihm gegenüber verändert hatten. Alleine bei dem Gedanken daran zog sich seine Brust schmerzvoll zusammen. Hatten sie sich wirklich verändert? Oswalds Gefühle für ihn? Vielleicht war er damals auch verliebt gewesen. Doch ihm wurde die Gelegenheit genommen, es zu erkennen. Weil plötzlich sie aufgetaucht war, Isabella, seine zweite Chance. Wäre sie nicht, vielleicht hätte er Oswald... nein, es lohnte sich nicht darüber nachzudenken. Was passiert war, war passiert. Und wenn Oswald Isabella nicht umgebracht hätte, wäre er wahrscheinlich nie zum Riddler geworden. Also war es mal wieder Oswald, der ihm geholfen hat, zu sich selbst zu werden. Ohne Oswald Cobblebot gab es keinen Edward Nygma. Oswald hatte recht. Schon immer. Und jetzt trauerte Edward dem nach, was sie gehabt hatten. Und was sie hätten haben können.   „Ed, du arbeitest noch? Ich habe heute alle Angelegenheiten erledigt, ich werde zu Bett gehen.“   Er hob seinen Kopf. Oswald stand in der Tür. Galant wie immer, die schwarzen Strähnen perfekt ins Gesicht frisiert, der Anzug geschmeidig sitzend. Trotzdem konnte man seinem Gesichtsausdruck erkennen, dass heute wieder ein langer Tag gewesen war. Er war bei Jim Gordon gewesen, hatte versucht einen neuen Deal auszuhandeln. Seinem unzufriedenem Unterton nach zu urteilen, vermutlich vergeblich - mal wieder. Er war gerade eben heimgekommen, Edward hatte nicht mal die Tür gehört, so vertieft war er in seinen sentimentalen Gedanken gewesen. „Gute Nacht.“ Charmant lächelnd verbeugte der Pinguin sich kurz und wollte sich schon umdrehen.   „Warte.“   Das Wort kam so unvermittelt aus seinem Mund, dass es ihn selbst überraschte. Er hatte Oswald heute fast den ganzen Tag nicht gesehen, obwohl sie wieder im gleichen Haus lebten. Der andere hatte so viel zu tun und war immer unterwegs, um sich wieder ein Untergrundnetzwerk aufzubauen, während Ed die meiste Zeit zu Hause blieb, an irgendwelchen mechanischen Fallen tüftelte und auf Oswald wartete. Manchmal begleitete er ihn auch, aber er arbeitete lieber alleine oder half Oswald in ihrem Büro bei genialen Plänen, doch er war ungern dabei, wenn Oswald sich bei allen möglichen Untergrundbossen scheinheilig einschleimte. Die ganze Untergrundpolitik -das Aufbauen von Beziehungen, das Schließen von Deals - das war nichts für ihn. Anfangs war er noch mitgekommen, um Oswald zu beschützen. Doch die Lage hatte sich soweit stabilisiert, es gab momentan keine drohende Gefahr und außerdem war Victor immer bei ihm. Deswegen enttäuschte es ihn schon fast, dass Oswald direkt schlafen gehen wollte, ohne sich vorher noch richtig mit ihm zu unterhalten. Das hatten sie früher zumindest immer getan - sich auf die Couch am Kamin gesetzt und persönliche Worte miteinander ausgetauscht. Und sie hatten sich fast jedes Mal zum Abschied umarmt. Eine Geste, auf die es sich zu warten anscheinend nicht mehr lohnte. Denn von Seiten Oswald kam nie eine. Noch nicht mal eine Andeutung.   „Gibt es noch etwas?“, fragte sein Partner neugierig und blieb wartend in der Tür stehen. Edward erhob sich von seinem Platz und kam auf Oswald zu. Dieser drehte sich vollständig zu ihm und blickte zu ihm hinauf. „Was ist es, Ed?“, fragte der Kleinere sichtlich aufrichtig. Für einen flüchtigen Moment konnte Edward eine kurze Sorge in den eisblauen Augen aufblitzen sehen. Ohne etwas zu sagen, zog er den Pinguin an sich. So wie früher immer. Kurz und impulsiv. Er hielt ihn fest an sich gedrückt, bevor er ihn wieder schlagartig los ließ und räuspernd seinen Anzug richtete. Abwartend sah er den anderen an, der sich erst mal sichtlich sammeln musste.   „Ooookay“, lachte Pinguin etwas überrumpelt. „Gute Nacht, Ed.“ „Wir haben uns früher auch immer umarmt. Erinnerst du dich?“, fragte er unvermittelt. „Ja...Ed,“ Verwirrung trat auf die Stirn des Pinguins und die hellblauen Augen funkelten ihn fragend an. „Bevor... du weißt schon“, versuchte Edward einen jämmerlichen Versuch ihren früheren Krieg anzudeuten. „Ja, genau“, lachte jetzt auch Oswald nervös. „Bevor, du weißt schon. Aber das ist nun alles vergessen. Oder?“ Langsam trat er einen Schritt vor und beäugte seinen Partner intensiver. „Du hast mir doch verziehen, Ed?“ Unsicherheit schwang in seiner hoffnungsvollen Stimme mit. Edward seufzte und für den Bruchteil einer Sekunde glaubte er wieder das nervöse Flattern in den hellblauen Augen zu erkennen. „Natürlich, Oswald“, sprach er jetzt. Seine Stimme sanfter als gewöhnlich. Fast so wie damals, als er noch nicht der Riddler war. Hoffnung leuchtete kurz in Oswalds Augen auf und in dem gleichen Moment spürte Edward das gleiche Gefühl in seiner Brust. „Aber vergessen kann ich das nicht.“ Die Hoffnung erstarb und etwas Düsteres flackerte nun über Oswalds Gesichtszüge. „Na, dann“, sprach er steif und richtete sich auf wie ein kleiner Pinguin. „Ich schätze, das braucht seine Zeit. Natürlich verstehe ich, dass du es nicht ganz vergessen kannst. Das verstehe ich, wirklich“, versuchte er zu beteuern. „Nein, Oswald, du verstehst nicht.“ Die Gesichtsfarbe des Pinguins wechselte zu aschgrau und seine Augen wurden gefährlich kalt- bevor Edward nach seinen Händen griff. Sein Blick glitt unvermittelt zu seinen Händen, gehüllt in schwarze Handschuhe, die nun in Nygmas größeren Händen lagen. Wieder leuchtete Verwirrung in den so hellen Augen. „Ich verstehe nicht“, hauchte er. „Ohne dich, ohne das was du getan hast, wäre ich nie zum Riddler geworden. Du hast recht. Ohne den Pinguin gibt es keinen Edward Nygma.“ Oswald schluckte. „Ja...gern geschehen“, er lächelte nervös und zog seine Hände behutsam von Nygmas. Fast schon bedauernd folgte Edward der Geste und fast wäre ihm ein Seufzen entwichen.   „Oswald.“ „Edward.“   „Liebst du den Riddler?“   Der Pinguin verschluckte sich und hustete sich krampfhaft den Schock von der Leber. „Oswald, verstecke deine Scheu nicht hinter einem gekünstelten Hustanfall!“, empörte er sich. „Ich...chchrr...verstecke...chhrrrhchh...nichts!“ „Dann antworte mir!“, verlangte der Größere und konnte nicht verhindern, dass etwas fast schon Verzweifeltes mit seiner Forderung mitschwang. Seit wann war er nur so … abhängig vom anderen geworden? Seit wann wollte er, dass Oswald noch die gleichen Gefühle wie früher für ihn hatte? Die Gefühle, die er damals so kaltherzig verschmäht hatte? „Natürlich nicht! Wie kommt man nur auf so eine absurde Idee?“, fauchte Pinguin sichtlich angegriffen. Edwards erwartendes Lächeln verblasste vor Oswalds Augen. „Ich verstehe.“ „Das heißt nicht, dass ich ihn nicht respektiere. Sogar bewundere. Und brauche!“ Das waren ehrliche Worte von einem - manchmal – unehrlichen Mann. „Wirklich?“, hauchte Edward vorsichtig und wollte wieder nach Oswald Händen greifen, der sie aber entschieden zurückzog. „Aber du liebst ihn nicht“, stellte er ernüchtert fest. Die Erkenntnis schmeckte bitter und er versuchte seine Enttäuschung zu verbergen. „Ich...nein“, stotterte Oswald und runzelte verzweifelt seine Stirn. Er war sichtlich verunsichert. Mit so etwas hatte er heute Abend wohl kaum gerechnet!   „Und liebst du Edward Nygma?“ Der Pinguin öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn dann wieder und wich dem Blick des anderen aus. Egal wie sehr er es wollte, das konnte er nicht leugnen. „Oswald, liebst du mich noch?“, fragte Nygma nun verzweifelter und packte den Kleineren entschieden an den Schultern, der sich unter der Berührung wandte und immer noch wegsah. Es war ihm sichtlich unangenehm, doch Ed wollte ihn nicht loslassen. „Lass mich los“, keuchte er und es schien, als quälte es ihn von seinem ehemaligen Angebeteten so angefasst zu werden. Gekränkt zog Edward seine Hände zurück und dann schaute Pinguin ihn endlich wieder an. In seinem Blick lag pures Gift. „Tu das nie wieder, hörst du Edward Nygma“, spie er hasserfüllt aus und lief humpelnd zur Tür - seine Lippen zu einem schmalen Strich verzogen und seine Augen zu dünnen Schlitzen verengt.   „Du hast mich geliebt, Oswald“, warf Edward nun in den Raum, wie ein unumstößliches Gesetz.   Rasant drehte Pinguin sich um und griff blitzschnell nach einem schwarzen Regenschirm an der Tür. Wütend stieß er die Spitze in Edwards Brust um ihn davon abzuhalten, ihm näher zu kommen. „Ja, Edward. Ich habe dich geliebt! Und es hat mich deine Freundschaft gekostet! Außerdem...“ Sein Blick wurde weich, und er lächelte verbittert. „Vergeben und vergessen. Schon vergessen?“ Er lachte wieder gekünstelt und tätschelte mit der Regenschirmspitze Nygmas Wange. „Liebe macht uns schwach und angreifbar. Du hattest recht. Und ich werde das nie wieder vergessen. Für niemanden.“ Er lächelte fast wehmütig, als er den Regenschirm aus Edwards Gesicht nahm und ihn in den Boden stieß. „Unsere Freundschaft, Ed, bedeutet mir alles. Ich werde nie wieder irgendetwas zwischen uns kommen lassen, sei es Liebe oder Rache oder -“, er kam nicht weiter, denn Nygma hatte sich heruntergebeugt und die letzten Worte mit einem entscheidenden Kuss erstickt. Seine Augen waren geschlossen und er genoss das Gefühl, dass er so eine große Macht über den Pinguin hatte, dass er ihn in Sekundenschnelle verstummen lassen konnte. Oswalds Augen dagegen waren weit aufgerissen, und als Nygma sich benommen lächelnd von ihm löste, fasste er sich erschüttert an die Lippen. Sprachlos blickte er zu Ed, den Mund entsetzt geöffnet, die blauen Augen leuchteten voller Schock.   „Ja, Oswald. Ich liebe dich.“ Nygma lachte befreit und machte eine hilflose Geste mit den Händen. „Es ist einfach passiert. Und ich kann mich jetzt nicht mehr nur mit Freundschaft zufrieden geben. Du hast mich gerettet, so viele Male, und hast mich nie aufgegeben. Du bist mehr als nur ein Freund für mich, Oswald Cobblepot.“ Die fassungslosen blauen Augen huschten entsetzt von Nygmas leuchtenden Augen zu dessen Lippen, aus denen die so surrealen Worte kamen. Die Lippen, die ihn gerade eben noch geküsst hatten. Angestrengt versuchte er sich zu sammeln, doch dann schlug er zu - mit dem Regenschirm in seiner zitternden Hand. Einmal. Zweimal. Schmerzerfüllt zischend hob Edward seine Hände, um sich irgendwie zu schützen.   „Du wagst es, Ed!“ Der dritte Schlag traf seinen Kopf. „Wag! Es! Dir! NIE WIEDER!“ Jedes Wort wurde von einem Regenschirmschlag gefolgt. Wie von Sinnen drehte Pinguin sich schließlich um und humpelte aufgebracht zur Tür. Nygmas Kopf dröhnte voller Schmerz, doch das war gerade seine kleinste Sorge. Oswald durfte nicht gehen! „Oswald, warte!“ „Nein, Ed! Du hast es vermasselt!“, spie er hasserfüllt aus, seine hellblauen Augen bedrohlich leuchtend, bevor er mit einer dramatischen Geste die Tür geräuschvoll hinter sich zuschlug und einen ratlosen, abgewiesenen Edward Nygma mit dieser Schmach alleine ließ.   Kapitel 2: 2. ------------- Im Nachhinein konnte Edward Nygma eigentlich froh sein, dass es nur bei den Regenschirmschlägen geblieben war. Zwar schmerzte sein Kopf noch von diesen etwas...übertriebenen Schlägen, doch er hatte schon fast damit gerechnet, dass Pinguin ihn sogar ein zweites Mal einfrieren lassen würde – als Zeichen dafür, sich nie wieder von Liebe schwächen zu lassen. Es wäre immerhin nicht das erste Mal gewesen. In diesen Dingen war Oswald manchmal etwas ...nun, impulsiv. Nicht, dass ihm das an dem anderen nicht irgendwie gefiel. Doch diesmal wäre es nicht wirklich vorteilhaft, eingefroren zu werden, obwohl – wann wäre es das schon? Aber diesmal hatte er doch nichts falsch gemacht, oder? Er hatte ihn weder verraten, noch versucht ihn umzubringen. Er hatte ihm nur seine Liebe gestanden. Ratlos schüttelte er seinen Kopf. Ehrlich gesagt hatte er nicht mit solch einer Niederlage gerechnet. Immerhin liebte Oswald ihn auch. Zumindest hatte er das früher getan! Nur deswegen waren sie in erster Linie in diesem ganzen undurchschaubaren Schlamassel von Betrug und Mordversuchen gelandet! Und ja, er hatte damals seine Schwierigkeiten mit Oswalds Gefühlen gehabt...aber das hatte damals wohl auch einen anderen Grund. Um es auf den Punkt zu bringen, es enttäuschte ihn doch irgendwie, dass Oswald so … aggressiv reagierte.   Damals bei seiner ersten Liebe, Ms. Kringel, wurde er auch zuerst einige Male abgewiesen. Bei Isabella war es ganz anders gewesen. Es war Liebe auf den ersten Blick. Bei beiden. Und bei Oswald, nun. Es war damals ein überraschendes Geständnis gewesen - das ihn sprichwörtlich aus der Bahn geworfen hatte. Aber nur, weil es gleichzeitig auch den Mord an Isabella bestätigt hatte.   Aber wieso war dies umgekehrt jetzt auch der Fall? Wieso schockte ein Liebesgeständnis von seiner Seite Oswald so sehr? War es nicht eigentlich das, wonach sich der ehemalige Bürgermeister gesehnt hatte? Er konnte sich noch an dessen Gesicht erinnern, als er ihm damals vorgegaukelt hatte, ein Liebesgeständnis wagen zu wollen (jedoch nur, um Oswalds Gefühle zu prüfen und somit den Mord an Isabella zu bestätigen). In dem damaligen Moment war Oswald so verzückt, so aufrichtig gerührt gewesen. Edward wusste noch, wie er sich an ihn geklammert hatte, hoffnungsvoll und so überwältigt. Seine hellblauen Augen hatten geglitzert, weil er so gerührt war. Von dieser ekstatischen Reaktion war diesmal jedoch nicht viel zu sehen. Sehr zu Eds Leidwesen. Liebte Oswald ihn wirklich nicht mehr? Alleine diese Überlegung schmerzte ihn ehrlich gesagt mehr als gedacht. Es wurmte ihn. Er würde es ja gerne auf seinen verletzten Stolz schieben, aber dieses nagende, stechende Gefühl in seiner Brust kam nicht von seinem Stolz. Er war tatsächlich verletzt. Und damit meinte er nicht die lächerlichen Beulen an seinem Hinterkopf, die mehr schmerzten als angenommen (bisher hatte er die körperliche Kraft des Kleineren wohl immer unterschätzt ), nein es war sein Herz, das schmerzte. Er hatte nicht mit einer Abfuhr gerechnet. Gut, er hatte auch nicht wirklich damit gerechnet, dass Oswald ihm so wie das letzte Mal glücklich, dankbar und überwältigt um den Hals fallen würde - was nicht hieß, dass er es nicht gehofft hatte. Aber er hatte zumindest erwartet, dass sie offen und ehrlich über ihre Gefühle sprechen würden und... und dem ganzen noch eine Chance geben würden. Sie hatten gemeinsam so vieles durchgemacht, hatten durch die Hand des jeweils anderen so viel erleiden und ertragen müssen, doch sie waren sich einig: Sie waren quitt. Doch scheinbar hatten sich Oswalds Gefühle für ihn irgendwo in den vielen Rache - und Mordplänen verloren. Seine Gefühle auf der anderen Seite waren jetzt endlich aufgeblüht, ja zugegeben, die ganzen Rachepläne, dieses Katz und Mausspiel hatte ihm manchmal einen gehörigen Kick verpasst und den Riddler in ihm herausgefordert. Es war ein Machtspiel, und ein Krägte- und Intelligenzmessen zwischen ihnen, was seine verborgene Leidenschaft immer mehr entfacht hatte. Doch als Oswald ihn letztendlich vor Sofias Männern am Pier gerettet und dafür seine Rache an Sofia geopfert hatte, da erst wurde ihm klar, dass er Oswald wichtig war. So wichtig, dass er ihn über seine eigenen Pläne und Bedürfnisse stellte. Er war Oswalds Nummer 1, sogar obwohl er dessen Gefühle nie erwiderte. Nach diesem Ereignis wurden ihm endgültig die Augen geöffnet. Oswald war ein ebenbürtiger Partner für ihn, keine seiner bisherigen Romanzen hätte ihm je das geben können, wozu Oswald imstande war. Absolute Loyalität mit einem Hauch von Gefahr und Herausforderung.   Doch aus unerklärlichen Gründen wollte Oswald seine Liebe anscheinend nicht. Es schien keine andere Erklärung für sein abweisendes Verhalten zu geben. Jedes Mal, wenn sie sich im Anwesen über den Weg liefen, verdünnisierte sich sein Freund in Sekundenschnelle. Er ging ihm immer und überall aus dem Weg1 Manchmal schien er etwas panisch, einmal war er sogar zurückgeschreckt, als Edward ihm seine Krawatte richten wollte, so wie früher immer. Das schien jetzt alles aber nicht mehr möglich zu sein – weder Umarmungen noch irgend welch andere harmlose Berührungen. Immer, wenn er Pinguin sah, wich er zuerst seinem Blick aus und kaute nervös auf seiner Unterlippe herum. Es sah zumindest so aus, als ob etwas an ihm nagen würde. Entweder dachte er sich neue Fluchtpläne aus und wie er Ed am wenigsten begegnen könnte, oder er dachte tatsächlich daran, was vor einigen Tagen passiert war – ihr erster Kuss. Seufzend griff Edward sich an die rechte Schläfe. Es war nur ein Kuss. Und es war nur ein Liebesgeständnis. Er hatte niemanden umgebracht, ganz anders als Oswald damals! Wieso also das dramatische Theater? Es war ja nicht so, dass er ihn überwältigt oder belästigt hatte. Er hatte ihn nur geküsst, sanft, fast schon unschuldig. Und ihm seine Gefühle gestanden. Aber er erwartete nichts im Gegenzug. Nun, noch nicht. Zumindest drängte er seinen Freund zu nichts. Aber dieses Theater des anderen, die dramatische Darstellung und die lächerlichen Schläge mit dem Regenschirm waren dann doch etwas überspitzt, oder sollte er sagen typisch Oswald?   Leicht amüsiert schüttelte er seinen Kopf und nippte an seinem Champagnerglas. Er würde Oswald schon noch bekommen. Dunkel grinste er in sich hinein. Sie waren auf einem Geschäftstreffen, wie Oswald es immer so schön nannte – im Prinzip ein kleiner Empfang, diesmal veranstaltet von Barbara. Einige Untergrundgestalten, die hierher kamen, um die Ausstellung von Barbara Kean zu bewundern, hielten nebenbei geschäftlichen Smalltalk. Eigentlich nicht so wirklich sein Ding, aber als er die Einladung von Barbara erhalten hatte, zögerte er keine Sekunde mit der Zusage, da er wusste, dass Oswald auch hingehen würde. Natürlich. Und dieser freute sich eigentlich immer, den anderen bei sich zu haben. Obwohl dahin gestellt sein sollte, ob er sich auch heute freuen würde. Edward wagte es bedauerlicherweise fast zu bezweifeln. Die wichtigsten Hände waren geschüttelt, die nötigsten Worte waren ausgetauscht und auch die Presse hatte die Bilder geschossen, die von Bedeutung waren. Er hielt sich im Hintergrund und stand mit einem Glas Champagner vor einem sehr grotesken Kunstwerk. Er wusste nicht, was es darstellen sollte, aber etwas gab ihm das eigenartige Gefühl, dass es der Mord an ihren eigenen Eltern war, den Barbara abstrakt auf die Leinwand geklatscht hatte. Er mutmaßte, ob das überwiegende Rot in diesem Bild echtes Blut war. Im Prinzip war genau das der durchgeknallten Blondine zuzutrauen. Er wollte jedoch nicht wissen, wessen Blut und aus welcher Öffnung es gekommen war. Mit einem amüsierten Beigeschmack schluckte er den guten Tropfen Champagner hinunter.   „Edward“, die so bekannte, aber heute etwas unterkühlte Stimme hinter ihm schickte ihm einen heißen Schauer über den Rücken. „Schön, dass du es geschafft hast“, sprach der Pinguin und verzog seine Lippen zu einem kurzen, gekünstelten Lächeln, das eher einer aufgesetzten Grimasse glich. Bevor Ed sich noch weiter an diesem typischen Pinguinlächeln weiden konnte, drehte sich Oswald auch schon wieder um. „Oswald, warte“, sprach er sanft und versuchte nicht zu drängend zu klingen. Wenn er eins nicht wollte, dann war es den anderen zu verscheuchen. Vorsichtig berührte er ihn an der Schulter, bevor er seine Hand zögernd wieder zurück zog. „Das, was ich gesagt habe, können wir das einfach vergessen? Bitte? Unsere Freundschaft bedeutet mir alles, Oswald. Ich möchte nicht, dass etwas zwischen uns steht.“ Er hielt inne und biss sich nervös auf die Unterlippe. „Ich kann dich nicht verlieren. Nicht noch einmal. Du bist mein bester Freund.“ Gegen Ende wurde seine Stimme immer leiser und flehender, doch seine Augen starrten fest auf den Hinterkopf des anderen, darauf hoffend, dass seine Worte ihn dazu bewegen würden, sich endlich umzudrehen. Ed schluckte, als keine Antwort kam und blickte betreten zu Boden. Plötzlich sah er, wie die spitzen Schuhe des Pinguins sich umdrehten und dann hob er überrascht den Kopf. „Und du bist mein bester Freund, Edward Nygma“, flüsterte der Kleinere ehrlich und drückte den anderen fest an sich. Edward ließ sich fallen und spürte Oswalds Körper so nah an seinem. Sofort beschleunigte sich sein Puls und ein leichtes Zittern erfasste seine Hände. Er konnte ihn riechen, diesen klaren, reinen Geruch mit einer Spur Aftershave. Nie würde er seinen Geruch vergessen können. Er hatte damals mehrere Tage seine Bettwäsche nicht gewechselt, nachdem Oswald eine Zeit lang darin geschlafen hatte, als er ihn nach dem misslungenen Anschlag auf Galavan gefunden und versorgt hatte. „Danke, Oswald“, flüsterte er rau in dessen Ohr. „Das bedeutet mir sehr viel. Ich werde dich nie wieder zu etwas drängen, das du nicht willst.“ Er könnte Ewigkeiten so weiter stehen bleiben und den anderen umarmen. Doch Oswald löste sich zaghaft, aber bestimmt von ihm und lächelte ihn scheu an, aber ohne ihm direkt in die Augen zu schauen. Bildete er es sich ein, oder legte sich tatsächlich ein leichter roter Schatten auf Oswalds sonst so bleiche Wangen? „Ich werde es nicht wieder vermasseln. Vertrau mir,“ versprach er mit neu gewonnener Hoffnung, die brennend in seinen braunen Augen leuchtete. „Das tue ich, Edward“, sagte Oswald nun etwas bestimmter und erwiderte Eds hoffnungsvolles Lächeln in seiner perfekt höflichen Manier. Dann humpelte er mit hoch erhobenem Kopf, stolz wie eh und je, wieder davon. Mit einem wehmütigen Blick sah Ed seinem Angebeteten hinterher. Fast wäre ihm ein verträumtes und gleichzeitig sehnsüchtiges Seufzen entwichen. Wie gerne hätte er den anderen noch länger fest gehalten? Doch er musste sich selbst zur Ordnung rufen. Entschieden schob er sich die Brille auf die Nase und bastelte in seinem genialen Gehirn schon an einem Plan, wie er den anderen langsam und heimlich für sich gewinnen konnte. Denn eins war klar, obwohl er es eben gesagt hatte, mit Freundschaft konnte er sich jetzt nicht mehr zufrieden geben. Er würde Oswalds Herz zurückerobern! Auch, wenn er über Leichen gehen musste! Kapitel 3: 3. ------------- Die Ausstellung war jetzt schon einige Tage her gewesen und so langsam zweifelte Ed daran, ob Oswald es wirklich ernst gemeint hatte mit ihrer Versöhnung oder ob er ihn - wieso auch immer - hinters Licht geführt hatte. Musste er etwa um seine Sicherheit fürchten? Nun, das war im Moment eigentlich seine letzte Sorge. Seine größte Sorge war, dass sein Partner wirklich keine Gefühle für ihn hatte. Und leider sah es im Moment sehr danach aus. Jeden Abend wartete Edward in ihrem Wohnzimmer auf ihn. Einige Male hatte er sogar mühevoll ein Mahl angerichtet, jedes Mal ein Drei-Gänge-Menü, mit einer cremigen Suppe, einem saftigen Braten und zum Schluss ein akribisch zubereiteter Nachtisch. Aber Oswald kam immer sehr spät nach Hause. So spät, dass Ed am gedeckten Esstisch schon eingeschlafen war. Und der verräterische Pinguin war noch nicht mal auf die Idee gekommen, ihn zu wecken! Nein! Wutentbrannt kippte er das Glas Scotch hinunter. Während er die letzten Tage immer penibel auf sein Aussehen achtete, um auf den anderen Eindruck zu machen, hatte er heute dagegen nicht mehr die Muße dazu gehabt. Dunkle Ringe zierten seine Augen und seine Haare waren nicht gemacht, sondern lockten sich etwas. Allmählich erinnerte er sich selbst an eine verzweifelte Hausfrau, die jeden Tag auf ihren Mann wartete. Heute würde er sich von seinem Freund nicht abservieren lassen! Während er sich ein weiteres Glas füllte, hatte er die Ohren gespitzt. Ein ganz vorsichtiges Öffnen der Eingangstür ließ ihn inne halten. Aha! Oswald war zurück! Leise Schritte, wahrscheinlich sogar auf Zehenspitzen, bewegten sich zur Treppe. Mit dem Glas in der Hand lief er in den Flur und baute sich am Anfang der Treppe auf. „Oswald, du bist zurück?“, fragte er aufgesetzt harmlos mit einem falschen Lächeln, obwohl er im Moment alles andere als harmlos gesinnt war. Sofort fror der Ertappte auf der Treppe ein und rührte sich nicht. Langsam drehte er sich dann herum und lachte nervös. „Ed? Du bist noch auf? Ich dachte, du schläfst schon?“ „Am Esstisch? So wie die letzten Male? Als du nicht mal auf die Idee gekommen bist, mich zu wecken?“ Mit jedem Wort verfestigte sich sein Griff um das Scotchglas. Entschuldigend lachte Oswald. „Ja...nein...anscheinend bevorzugst du die letzten Tage den Esstisch, ich wollte nicht -“ „LÜGE, OSWALD!“, polterte der leicht Betrunkene los und die nervös umher huschenden Augen des Pinguins weiteten sich. „Bitte?“, Oswalds Frage klang dünn und zitternd. Obwohl er einige Stufen über dem anderen stand und Ed somit zu ihm hinaufschauen musste, wirkte er doch etwas eingeschüchtert. Sein bester Freund war auf einmal so aufbrausend, es war als ob der Riddler aus ihm ausbrechen wollte. Wieder gefasster schob sich Ed mit der freien Hand die Brille höher auf den Nasenrücken. „Oswald, wo warst du den ganzen Abend?“, fragte er nun mit einer ruhigeren, fordernden Stimme, die aber nicht minder bedrohlich klang, während er beiläufig den Scotch in seinem Glas schwenkte. „Ich hatte noch einiges zu erledigen“, verteidigte Oswald sich wie selbstverständlich, doch man merkte ihm an, wie unangenehm ihm diese Unterhaltung war. So, als ob er etwas zu verheimlichen hatte. Fragte sich nur, was! „Ich habe dich angerufen!“, rief Edward entrüstet aus, von seiner Gefasstheit nur noch wenig übrig. „Das habe ich gesehen.“ „Acht Mal!“ Jetzt troff die Empörung aus jeder Silbe. „Ich war beschäftigt!“ Das klang in Edwards Ohren nach einer Ausrede. „Was, wenn es wirklich ein Notfall gewesen wäre, was wenn ich entführt worden wäre und meine Entführer dich mit meinem Handy erreichen wollten?“ Er redete sich mit jedem Wort immer mehr in Rage. Oswald schnaubte und rollte die Augen. „Mein lieber Ed, in diesem Fall würden die Entführer schon noch andere Wege finden, mich zu kontaktieren!“ „Ich bin dir gar nicht mehr wichtig!“, warf er seinem Freund nun mit einem Hauch Melodramatik vor. „Ed, ich bitte dich. Viktors Leute bewachen das Haus, ich mache mir da keine großen Sorgen.“ „Es wäre nicht das erste Mal, dass du betrogen wurdest!“ „Ed“, jetzt seufzte er. „Was soll das Theater? Es ist schon spät, ich würde gern zu Bett gehen!“ Oswald setzte ein falsches, entschuldigendes Lächeln auf und legte seine Hand auf das Treppengeländer. Doch Edward dachte nicht im Mindesten daran, den anderen jetzt zu Bett gehen zu lassen. „Womit warst du beschäftigt, wenn ich fragen darf?“ Was war dem anderen so wichtig, dass er alle seine acht Anrufe ignoriert hatte? „Darf man hier nicht mal seine Privatsphäre haben?“ Oswalds Stimme hatte einen gespielt empörten Klang angenommen. „Nicht, wenn wir unter einem Dach wohnen und ich genug Gründe habe, mich um deine Sicherheit zu sorgen!“ „Mein lieber Ed, hast du schon mal etwas von Hobbys gehört? Vielleicht solltest du dir auch mal welche suchen und nicht jeden Tag wie eine Hausfrau zu Hause warten.“ Es lag etwas leicht gehässiges in seinem Ton und entrüstet schnappte Edward nach Luft. „Wie eine Hausfrau?“, empörte er sich und Oswald verschränkte wie zur Bestätigung seiner Worte die Arme vor der Brust. „Mit wem triffst du dich, Oswald?“, fragte er jetzt energischer und mittlerweile war es ihm ganz egal, ob er wie eine verzweifelte Hausfrau klang. Fassungslos klappte dem Pinguin die Kinnlade herunter. Nach dem ersten Schock plusterte er sich entrüstet auf. „Mit niemandem! Ich erledige nur-“ „Du erledigst nur? Dafür, dass du nur 'erledigst', bist du ganz schön oft bei Jim Gordon!“ Jetzt war die Katze endlich aus dem Sack. Die letzten Tage hatte Edward damit zugebracht, geheime Mordpläne an Gordon zu schmieden. Bis jetzt allerdings nur in Gedanken. Denn vielleicht würde das dann doch etwas zu weit gehen, immerhin hatte er die beiden noch nicht inflagranti erwischt. Jedoch wuchs täglich seine Angst davor. Er musste unter allen Umständen verhindern, dass Oswald sich irgendwann wirklich in den selbstgerechten Officer verlieben würde! Das wäre ein Alptraum! Schlimmer, sein Weltuntergang! Nachdem, was sie alles schon durchgestanden haben, würde er ihn an einen anderen Mann verlieren? Und dann ausgerechnet Jim Gordon? Undenkbar! Ein gekünstelt empörtes Lachen riss ihn wieder in die Realität. „Ich muss doch bitten, diese Andeutung ist total fehl am Platz!“ „Wieso?“ Ein Lauern hatte sich in Eds gefährlichen Ton geschlichen. „Jim ist nicht so!“, rief Oswald nun am Rande der Geduld. „Was heißt 'nicht so'?“ „Du weißt schon-“, Oswald machte eine hilflose Geste mit der Hand „ -an Männern interessiert.“, sprach er endlich unangenehm berührt aus. „Ach, und ich bin etwa 'so'? Möchtest du das damit sagen? Und seit wann ist er wieder 'Jim' für dich? Seit wann, Oswald?“ „Ich verstehe nicht, was du meinst?“ „Wie oft habt ihr euch gesehen, als ich eingefroren war?“, schrie er nun außer sich und er hatte das Gefühl, der Riddler würde aus ihm herausbrechen. „Wir haben uns nur einige Male gesehen, als ich seine Hilfe brauchte und umgekehrt!“ „LÜG MICH NICHT AN, OSWALD!“ „ICH LÜGE NICHT!“, schrie der Pinguin nun außer sich und gestikulierte zornig mit seinen Händen. Wenn er einen Regenschirm zur Hand gehabt hätte, würde er den anderen jetzt wütend attackieren. „Ach ja?“ Lässig lehnte sich der Riddler mit seinem Glas Scotch zurück und betrachtete seinen Freund eingehend. „Ich kenne eure Geschichte.“ Kühl musterte er jede auch nur kleinste Regung in Oswalds Gesicht. „Die da wäre?“, fragte er gelangweilt, in seinem Ton schwang jedoch Schärfe mit. „Er hat dein Leben verschont.“ Verwirrt zog Pinguin eine feine schwarze Augenbraue in die Höhe. „Und?“, fragte er. „Und du hast ihm mehr als ein Mal das Leben gerettet.“ „Und?“, fragte er wieder, unterstrich die Frage mit einer impulsiven Handbewegung. Das Spielchen zerrte allmählich an seinen Nerven. Edward sollte gefälligst auf den Punkt kommen. „Du hast sogar die Schuld von Galavans Tod auf dich genommen und bist für ihn nach Arkham gegangen!“ „Worauf willst du hinaus, Ed?“ Oswald war am Ende seiner Geduld angelangt. Aus scharfen Augen blickte er den anderen an. Er verstand überhaupt nicht mehr, worum es hier ging. All das wusste Ed schon sehr lange, außerdem hatte er immer seine Gründe gehabt. Es ging nie immer nur um Jim Gordon allein, es ging immer um das große Ganze. „Hast du ihn geliebt, Oswald?“ „Wie bitte?“ Er lachte laut und schallend los. „Du bist übergeschnappt, Ed!“ Seine hellblauen Augen leuchteten bedrohlich. „Nein, bin ich nicht“, zischte der Riddler nun und packte Oswald fest an den Schultern. „Ich habe dich gesehen, Oswald. Damals, als du in das Revier stolziert kamst. Du wolltest unbedingt, dass Jim Gordon zu der Einweihungsfeier deines Clubs kommt. Die leuchtende Freude auf deinem Gesicht, die lächerliche Hoffnung, endlich einen Freund gefunden zu haben.“ Oswalds Gesicht verfärbte sich wütend rot und er versuchte sich loszumachen. „Das war in der Vergangenheit!“, giftete er den anderen an, wurde aber überhört. „Aber weißt du was, Pinguin? Deine Einladungskarte ist in den Mülleimer gelandet. Und lass mich raten, Jim Gordon war auch nicht da, habe ich recht?“ „Warum tust du das, Ed?“, fragte Oswald nun, den Tränen nahe. Tränen der Wut, des Hasses. Nygma blickte ihn an, den Pinguin in seiner Macht und er konnte nur eine Antwort darauf finden. „Weil du mir gehörst, Oswald!“, rief er aus. „Und ich will, dass du das begreifst. Kein Jim Gordon, niemand, kann dir das geben, was ich dir gebe, Oswald!“ „Ich weiß, Ed“, hauchte er nun leise, seine Lippen zitterten, sein Blick war glasig. Er konnte nicht verstehen, wieso der andere so einen Anfall bekam. „Ich weiß Ed, und du weißt, dass ich niemandem mehr vertrauen werde als dir“, versprach er ihm sanft und griff verzweifelt nach seinem Gesicht. „Nur dir, Ed, vertraue ich.“ „Ich weiß, Oswald“, raunte er dunkel und hielt ihn fester in seinem eisernen Griff. „Aber bedauerlicherweise reicht mir Vertrauen alleine nicht mehr.“ Oswalds eisblaue Augen weiteten sich erschrocken, als Nygma seinem Gesicht immer näher kam. „Nein“, hauchte er protestierend, machte allerdings keine Anstalten zurückzuweichen. Seine Augen hingen erwartungsvoll an den Lippen des anderen. Er sah wie sie sich bewegten und hörte wie aus weiter Ferne. „Lee hat mir alles erzählt.“ Verwirrt blinzelte Oswald die Magie dieses kurzen Moments hinfort. Mit großen Augen blickte er den anderen an. „Was?“, hauchte er etwas benommen. „Sie hat mir von deiner Reaktion erzählt, als sie Gordon in deinem Beisein von ihrer Schwangerschaft erzählt hat.“ „Welche Reaktion?“, fragte Oswald nun mit gerunzelter Stirn. „Du warst eifersüchtig!“ „Wie bitte?“ Jetzt lachte Oswald los und offenbarte seine spitzen, gefährlich wirkenden Zähne. Es schien, als ob sich nun endlich sein Wahnsinn Bahn brechen würde. „Ja, Oswald! Das waren ihre Worte!“ „Ja? Dann sag ICH dir mal was, Ed! Deine Anschuldigungen beruhen nur auf Spekulationen, Mutmaßungen und Gerüchten! Und da wir schon gerade bei Lee sind – eine nette Freundschaft, die sich da zwischen euch angebahnt hat! Du, Ed! Du wirst dich nie ändern! Kaum erscheint eine hübsche Frau und heuchelt dir etwas vor, hast du kein Rückgrat mehr! Ich wette mit dir, hätte sie dich nicht für Jim im Stich gelassen, hättest du mich früher oder später wegen ihr verraten! Verraten und hintergangen! Denn das ist es, was du tust! Opferst unsere heilige Freundschaft für irgendeine dahergelaufene SCHLAMPE!“ Überrascht starrte Ed Oswald an, zu erstaunt irgendetwas zu entgegnen. Als er sich dann fasste, meinte er fast schon kleinlaut. „Aber ich habe dich nie wegen Lee betrogen!“ „Ja, Ed! Weil SIE vorher gegangen ist. Doch hätte sie dich gegen mich ausgespielt, du hättest mich verraten! SO WIE IMMER! RÜCKGRATLOSER LUSTMOLCH!“ Empört schnappte Ed nach Luft. „WIE hast du mich gerade genannt?“ Wutentbrannt schnappte Oswald nach dem Glas in Eds Hand und schrie, sodass das ganze Haus erzitterte. „Du hast mich gehört! UND JETZT LASS MICH LOS!“ Kraftvoll holte er aus und zerbrach das Glas aus Wut an Edwards Kopf. Dieser schrie gepeinigt auf, ließ den anderen jedoch nicht los. Stattdessen taumelte er zurück und stürzte die Treppen hinunter. Oswald flog unfreiwillig auf ihn drauf und versuchte verzweifelt, sich wieder aufzurichten. „NYGMA!“, schrie er und versuchte, strampelnd von ihm herunter zu robben. „Nein, Oswald, diesmal entkommst du mir nicht!“, rief er bestimmend aus hielt ihn eisern an sich gedrückt. „EDWARD, ich warne dich, nimm SOFORT deine Hände von mir oder Victor wird dich wieder einfrieren!!!“ „Und was dann? Wen du mich vermisst, lässt du mich doch sowieso wieder auftauen. Du kannst nicht ohne mich leben, Pinguin. Du brauchst mich!“ Mit diesen Worten rollte sich Ed auf den Kleineren und hielt dessen Körper mit seinem gesamten Gewicht in Schach. Erschrocken erstarrte Oswald. Ja. Edward hatte recht. Er konnte nicht ohne Ed. Er hatte ihn geliebt. Und er tat es immer noch. Die Tatsache, dass sein Auserwählter nun mit seinem ganzen Körper auf ihm lag und ihn mit seinen atemberaubenden Geruch einhüllte, ließ ihn diese verdrängten Gefühle umso schmerzlicher spüren. Sein Herz klopfte laut und schwer, in seinen Ohren hörte er Edwards stoßweises Atmen und sein eigenes Blut rauschen. Seine Lippen brannten von dem Gefühl, welches Eds heißer Atem auf ihnen hinterließ. Nur zu gut konnte er sich an ihren Kuss erinnern. Er kam damals ganz überraschend, niemals hatte Oswald damit gerechnet, dass Edward ihn wollte und dann auch noch so weit gehen würde! Seine Lippen kribbelten bei der Erinnerung von Edwards zarten, vorsichtigen Lippen auf den seinen und er hatte Mühe stark zu bleiben. Aber er musste! Um ihrer Freundschaft willen... Wieder weiteten sich seine Augen, als er Eds Atem noch heißer auf seinen erwartungsvollen Lippen spürte. Sie waren sich so nah. Hilflos blickte er geradewegs in die braunen Augen und versuchte darin zu versinken. „Edward“, flüsterte er verzweifelt und legte seine zitternden Hände an Eds Gesicht. „Oswald“, war die raue Antwort und dann schloss der Größere seine Augen. Er war bereit, ihn ein zweites Mal zu küssen. So bereit. Wie oft hatte ihn die süße Erinnerung ihres ersten Kusses in den Schlaf begleitet? Er war zart gewesen und Oswalds vollkommene Überraschtheit sowie seine Lippen schmeckten unheimlich gut. Sein Herz klopfte aufgeregt und er hatte angespannt die Luft angehalten. Gleich würde er seinen geliebten Oswald wieder küssen. Endlich! In diesem Moment zückte Pinguin blitzschnell sein Taschenmesser und hielt es Edward drohend gegen die Kehle. „Unserer Freundschaft wegen bin ich gewillt, dir ein weiteres Mal zu verzeihen. Aber nur, wenn du sofort!!! Deine voreiligen Riddler-Hände von meinem Hintern nimmst!“, zischte er bedrohlich. „Na-natürlich, Oswald...tut mir leid“, entschuldigte er sich stammelnd mit schnellen Worten. Gerade eben war er kurz davor Oswald zu küssen und nun wurde er mit einem Messer bedroht! Das war mal wieder typisch! Der Kleinere war eben unberechenbar. Gerade diese Herausforderung liebte er, trotzdem spürte er einen leichtes Stechen in seiner Brust. Enttäuscht seufzte er leise und zog seine Hände benommen unter Oswalds Hintern weg- obwohl er sie eigentlich länger dort verweilen lassen würde. Aber er schätzte Oswald und respektierte ihn. Auch, wenn er ihn wollte – egal, wie sehr er ihn wollte, er durfte ihn nicht bedrängen oder belästigen. Zumindest körperlich nicht. „Was zur Hölle ist nur los mit dir! Wir haben uns geeinigt! Auf Freundschaft!“, rief Oswald nun enttäuscht und rollte sie beide mit seiner ganzen Kraft wieder so herum, dass er oben lag. Außer Atem und schwer keuchend sahen sie dem jeweils anderen in das erhitzte Gesicht. Der Atem des anderen brandete gegen ihre Gesichter und ihre Pupillen waren geweitet. „Oswald...das...können wir die Unterhaltung fortsetzen, wenn wir wieder stehen...und du nicht...auf mir liegst?“, keuchte er gequält und biss sich fest auf die Lippe. Das ganze Umherrollen und Bewegen des anderen auf seinem Körper hatte eine gewisse Hitze in ihm entfacht, die es ihm nicht mehr erlaubte sich auf dessen Worte zu konzentrieren. Oswalds Augen weiteten sich voller Schock und er sprang humpelnd auf. „Edward Nygma! Du bist ein Schwein!“, rief er außer sich. „Oswald-“ Der kleine Mann hob abrupt seine Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. Seine Ohren leuchteten verdächtig rot, doch sein Ton ließ nichts von einer Verlegenheit erahnen. „Nein, Ed! Spar es dir! Ich gebe dir eine Chance. Eine letzte! Unserer Freundschaft willen werde ich alles vergessen. Und morgen sind wir wieder beste Freunde!“ „Aber Oswald-“ „Still, Edward!“, schrie er wild geworden und humpelte die Treppen hoch. Von oben rief er hinunter. „Und mein lieber Ed! Komm heute bloß nicht auf die dumme Idee, in mein Zimmer einzubrechen! Ich werde Victor anordnen, Wache vor meiner Zimmertür zu halten!“, giftete er laut. „Was die andere Tür angeht, die du verzweifelt versuchst zu öffnen – sie bleibt geschlossen! Und wenn du so schlau bist wie du immer tust, lässt du deine vergeblichen Versuche ab sofort bleiben – oder die Tür der Freundschaft schließt sich auch noch!“ Mit diesen Worten fiel die Tür laut ins Schloss. Edward blieb schwer atmend auf dem Boden liegen und lachte leise vor sich hin. Einige Tropfen Scotch tropften von seinen zerzausten Haaren hinab und er hatte einen blutigen Geschmack im Mund. Sein Puls raste, seine Begierde brannte heißer denn je. Sein Blick wurde dunkel, sein Grinsen psychopathisch. „Jaja, Oswald, das werden wir ja noch sehen.“ Sein gefiederter Freund machte sich also immer noch rar? Dann wurde es eben Zeit für seinen mörderischen Plan. Sein Kampfgeist war geweckt und er würde dem anderen schon zeigen, dass er mindestens genauso verrückt und erbarmungslos war wie er, wenn es um die Liebe ging. Jetzt gab es kein Entrinnen mehr für Oswald.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)