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Worthless to one

Pinguin und Riddler
von

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1.

Edward Nygma war nicht schwul. Eigentlich. Aber seitdem er wusste, dass Oswald Gefühle für ihn hatte, hatte sich etwas in ihm verändert. Langsam und schleichend. Besonders, nachdem sie sich wieder versöhnt hatten. Es war ein Gefühl, das das Wissen mit sich brachte. Nicht Ekel oder gar Abweisung. Nein, es war Neugier. Anfangs. Und jetzt war es das stechende Verlangen zu wissen, ob Oswald nach ihrem Streit - der mehr oder weniger außer Kontrolle geraten war - an ihn gedacht hatte. In diesem Sinne.

Und nicht nur das. Er hatte auf einmal das Verlangen, ihn anzufassen. Bei jeder kleinen Gelegenheit. Die Zeit der Umarmungen war schon lange vorbei. Leider. Sie umarmten sich immer weniger, eigentlich fast nie, nach ihrer … Meinungsverschiedenheit.

Naja, Meinungsverschiedenheit konnte man das eigentlich minder nennen. Es war fast schon ein Krieg gewesen - Eifersucht, Rache und Vergeltung, zwei Mordversuche, und sogar eine Einfrierung hatten sie hinter sich. Ja, sie hatten ihre … Argumente gehabt. Aber das hatten sie alles hinter sich gelassen.

Oder? Damals, vor einigen Monaten auf dem Pier. Sie waren sich einig, den Pier nie wieder sehen zu wollen. Den Pier, auf dem er Oswald einmal erschossen hatte - und es sogar ein zweites Mal versuchte. Den Pier, an dem Oswald ihn einfrieren ließ und ihn dort später vor Sophias Männern rettete.

Sie hatten alles hinter sich gelassen. Und waren wieder zusammen. Doch eigenartigerweise reichte es Edward nicht. Nicht mehr.

Er konnte die Freundlichkeit, die Höflichkeit und den distanzierten Respekt von seinem Partner nicht mehr ertragen - weil es ihm immer vor Augen führte, dass sich etwas verändert hatte. Sie waren wieder beste Freunde, doch fühlte es sich nicht mehr ganz so an wie früher. Wahrscheinlich, weil sich Oswalds Gefühle ihm gegenüber verändert hatten. Alleine bei dem Gedanken daran zog sich seine Brust schmerzvoll zusammen. Hatten sie sich wirklich verändert? Oswalds Gefühle für ihn? Vielleicht war er damals auch verliebt gewesen. Doch ihm wurde die Gelegenheit genommen, es zu erkennen. Weil plötzlich sie aufgetaucht war, Isabella, seine zweite Chance. Wäre sie nicht, vielleicht hätte er Oswald... nein, es lohnte sich nicht darüber nachzudenken.

Was passiert war, war passiert. Und wenn Oswald Isabella nicht umgebracht hätte, wäre er wahrscheinlich nie zum Riddler geworden. Also war es mal wieder Oswald, der ihm geholfen hat, zu sich selbst zu werden.

Ohne Oswald Cobblebot gab es keinen Edward Nygma.

Oswald hatte recht. Schon immer.

Und jetzt trauerte Edward dem nach, was sie gehabt hatten. Und was sie hätten haben können.

 

„Ed, du arbeitest noch? Ich habe heute alle Angelegenheiten erledigt, ich werde zu Bett gehen.“

 

Er hob seinen Kopf. Oswald stand in der Tür. Galant wie immer, die schwarzen Strähnen perfekt ins Gesicht frisiert, der Anzug geschmeidig sitzend. Trotzdem konnte man seinem Gesichtsausdruck erkennen, dass heute wieder ein langer Tag gewesen war. Er war bei Jim Gordon gewesen, hatte versucht einen neuen Deal auszuhandeln. Seinem unzufriedenem Unterton nach zu urteilen, vermutlich vergeblich - mal wieder. Er war gerade eben heimgekommen, Edward hatte nicht mal die Tür gehört, so vertieft war er in seinen sentimentalen Gedanken gewesen.

„Gute Nacht.“ Charmant lächelnd verbeugte der Pinguin sich kurz und wollte sich schon umdrehen.

 

„Warte.“

 

Das Wort kam so unvermittelt aus seinem Mund, dass es ihn selbst überraschte. Er hatte Oswald heute fast den ganzen Tag nicht gesehen, obwohl sie wieder im gleichen Haus lebten. Der andere hatte so viel zu tun und war immer unterwegs, um sich wieder ein Untergrundnetzwerk aufzubauen, während Ed die meiste Zeit zu Hause blieb, an irgendwelchen mechanischen Fallen tüftelte und auf Oswald wartete. Manchmal begleitete er ihn auch, aber er arbeitete lieber alleine oder half Oswald in ihrem Büro bei genialen Plänen, doch er war ungern dabei, wenn Oswald sich bei allen möglichen Untergrundbossen scheinheilig einschleimte. Die ganze Untergrundpolitik -das Aufbauen von Beziehungen, das Schließen von Deals - das war nichts für ihn. Anfangs war er noch mitgekommen, um Oswald zu beschützen. Doch die Lage hatte sich soweit stabilisiert, es gab momentan keine drohende Gefahr und außerdem war Victor immer bei ihm.

Deswegen enttäuschte es ihn schon fast, dass Oswald direkt schlafen gehen wollte, ohne sich vorher noch richtig mit ihm zu unterhalten. Das hatten sie früher zumindest immer getan - sich auf die Couch am Kamin gesetzt und persönliche Worte miteinander ausgetauscht. Und sie hatten sich fast jedes Mal zum Abschied umarmt. Eine Geste, auf die es sich zu warten anscheinend nicht mehr lohnte. Denn von Seiten Oswald kam nie eine. Noch nicht mal eine Andeutung.

 

„Gibt es noch etwas?“, fragte sein Partner neugierig und blieb wartend in der Tür stehen.

Edward erhob sich von seinem Platz und kam auf Oswald zu. Dieser drehte sich vollständig zu ihm und blickte zu ihm hinauf.

„Was ist es, Ed?“, fragte der Kleinere sichtlich aufrichtig. Für einen flüchtigen Moment konnte Edward eine kurze Sorge in den eisblauen Augen aufblitzen sehen.

Ohne etwas zu sagen, zog er den Pinguin an sich. So wie früher immer. Kurz und impulsiv. Er hielt ihn fest an sich gedrückt, bevor er ihn wieder schlagartig los ließ und räuspernd seinen Anzug richtete. Abwartend sah er den anderen an, der sich erst mal sichtlich sammeln musste.

 

„Ooookay“, lachte Pinguin etwas überrumpelt. „Gute Nacht, Ed.“

„Wir haben uns früher auch immer umarmt. Erinnerst du dich?“, fragte er unvermittelt.

„Ja...Ed,“ Verwirrung trat auf die Stirn des Pinguins und die hellblauen Augen funkelten ihn fragend an.

„Bevor... du weißt schon“, versuchte Edward einen jämmerlichen Versuch ihren früheren Krieg anzudeuten.

„Ja, genau“, lachte jetzt auch Oswald nervös. „Bevor, du weißt schon. Aber das ist nun alles vergessen. Oder?“ Langsam trat er einen Schritt vor und beäugte seinen Partner intensiver. „Du hast mir doch verziehen, Ed?“ Unsicherheit schwang in seiner hoffnungsvollen Stimme mit.

Edward seufzte und für den Bruchteil einer Sekunde glaubte er wieder das nervöse Flattern in den hellblauen Augen zu erkennen.

„Natürlich, Oswald“, sprach er jetzt. Seine Stimme sanfter als gewöhnlich. Fast so wie damals, als er noch nicht der Riddler war. Hoffnung leuchtete kurz in Oswalds Augen auf und in dem gleichen Moment spürte Edward das gleiche Gefühl in seiner Brust. „Aber vergessen kann ich das nicht.“ Die Hoffnung erstarb und etwas Düsteres flackerte nun über Oswalds Gesichtszüge. „Na, dann“, sprach er steif und richtete sich auf wie ein kleiner Pinguin. „Ich schätze, das braucht seine Zeit. Natürlich verstehe ich, dass du es nicht ganz vergessen kannst. Das verstehe ich, wirklich“, versuchte er zu beteuern.

„Nein, Oswald, du verstehst nicht.“ Die Gesichtsfarbe des Pinguins wechselte zu aschgrau und seine Augen wurden gefährlich kalt- bevor Edward nach seinen Händen griff. Sein Blick glitt unvermittelt zu seinen Händen, gehüllt in schwarze Handschuhe, die nun in Nygmas größeren Händen lagen. Wieder leuchtete Verwirrung in den so hellen Augen. „Ich verstehe nicht“, hauchte er.

„Ohne dich, ohne das was du getan hast, wäre ich nie zum Riddler geworden. Du hast recht. Ohne den Pinguin gibt es keinen Edward Nygma.“

Oswald schluckte. „Ja...gern geschehen“, er lächelte nervös und zog seine Hände behutsam von Nygmas. Fast schon bedauernd folgte Edward der Geste und fast wäre ihm ein Seufzen entwichen.

 

„Oswald.“

„Edward.“

 

„Liebst du den Riddler?“

 

Der Pinguin verschluckte sich und hustete sich krampfhaft den Schock von der Leber.

„Oswald, verstecke deine Scheu nicht hinter einem gekünstelten Hustanfall!“, empörte er sich.

„Ich...chchrr...verstecke...chhrrrhchh...nichts!“

„Dann antworte mir!“, verlangte der Größere und konnte nicht verhindern, dass etwas fast schon Verzweifeltes mit seiner Forderung mitschwang. Seit wann war er nur so … abhängig vom anderen geworden? Seit wann wollte er, dass Oswald noch die gleichen Gefühle wie früher für ihn hatte? Die Gefühle, die er damals so kaltherzig verschmäht hatte?

„Natürlich nicht! Wie kommt man nur auf so eine absurde Idee?“, fauchte Pinguin sichtlich angegriffen.

Edwards erwartendes Lächeln verblasste vor Oswalds Augen. „Ich verstehe.“

„Das heißt nicht, dass ich ihn nicht respektiere. Sogar bewundere. Und brauche!“ Das waren ehrliche Worte von einem - manchmal – unehrlichen Mann.

„Wirklich?“, hauchte Edward vorsichtig und wollte wieder nach Oswald Händen greifen, der sie aber entschieden zurückzog.

„Aber du liebst ihn nicht“, stellte er ernüchtert fest. Die Erkenntnis schmeckte bitter und er versuchte seine Enttäuschung zu verbergen.

„Ich...nein“, stotterte Oswald und runzelte verzweifelt seine Stirn. Er war sichtlich verunsichert. Mit so etwas hatte er heute Abend wohl kaum gerechnet!

 

„Und liebst du Edward Nygma?“

Der Pinguin öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn dann wieder und wich dem Blick des anderen aus. Egal wie sehr er es wollte, das konnte er nicht leugnen.

„Oswald, liebst du mich noch?“, fragte Nygma nun verzweifelter und packte den Kleineren entschieden an den Schultern, der sich unter der Berührung wandte und immer noch wegsah. Es war ihm sichtlich unangenehm, doch Ed wollte ihn nicht loslassen.

„Lass mich los“, keuchte er und es schien, als quälte es ihn von seinem ehemaligen Angebeteten so angefasst zu werden. Gekränkt zog Edward seine Hände zurück und dann schaute Pinguin ihn endlich wieder an. In seinem Blick lag pures Gift. „Tu das nie wieder, hörst du Edward Nygma“, spie er hasserfüllt aus und lief humpelnd zur Tür - seine Lippen zu einem schmalen Strich verzogen und seine Augen zu dünnen Schlitzen verengt.

 

„Du hast mich geliebt, Oswald“, warf Edward nun in den Raum, wie ein unumstößliches Gesetz.

 

Rasant drehte Pinguin sich um und griff blitzschnell nach einem schwarzen Regenschirm an der Tür. Wütend stieß er die Spitze in Edwards Brust um ihn davon abzuhalten, ihm näher zu kommen.

„Ja, Edward. Ich habe dich geliebt! Und es hat mich deine Freundschaft gekostet! Außerdem...“ Sein Blick wurde weich, und er lächelte verbittert. „Vergeben und vergessen. Schon vergessen?“ Er lachte wieder gekünstelt und tätschelte mit der Regenschirmspitze Nygmas Wange.

„Liebe macht uns schwach und angreifbar. Du hattest recht. Und ich werde das nie wieder vergessen. Für niemanden.“

Er lächelte fast wehmütig, als er den Regenschirm aus Edwards Gesicht nahm und ihn in den Boden stieß. „Unsere Freundschaft, Ed, bedeutet mir alles. Ich werde nie wieder irgendetwas zwischen uns kommen lassen, sei es Liebe oder Rache oder -“, er kam nicht weiter, denn Nygma hatte sich heruntergebeugt und die letzten Worte mit einem entscheidenden Kuss erstickt. Seine Augen waren geschlossen und er genoss das Gefühl, dass er so eine große Macht über den Pinguin hatte, dass er ihn in Sekundenschnelle verstummen lassen konnte. Oswalds Augen dagegen waren weit aufgerissen, und als Nygma sich benommen lächelnd von ihm löste, fasste er sich erschüttert an die Lippen. Sprachlos blickte er zu Ed, den Mund entsetzt geöffnet, die blauen Augen leuchteten voller Schock.

 

„Ja, Oswald. Ich liebe dich.“ Nygma lachte befreit und machte eine hilflose Geste mit den Händen. „Es ist einfach passiert. Und ich kann mich jetzt nicht mehr nur mit Freundschaft zufrieden geben. Du hast mich gerettet, so viele Male, und hast mich nie aufgegeben. Du bist mehr als nur ein Freund für mich, Oswald Cobblepot.“

Die fassungslosen blauen Augen huschten entsetzt von Nygmas leuchtenden Augen zu dessen Lippen, aus denen die so surrealen Worte kamen. Die Lippen, die ihn gerade eben noch geküsst hatten.

Angestrengt versuchte er sich zu sammeln, doch dann schlug er zu - mit dem Regenschirm in seiner zitternden Hand. Einmal. Zweimal. Schmerzerfüllt zischend hob Edward seine Hände, um sich irgendwie zu schützen.

 

„Du wagst es, Ed!“ Der dritte Schlag traf seinen Kopf. „Wag! Es! Dir! NIE WIEDER!“ Jedes Wort wurde von einem Regenschirmschlag gefolgt.

Wie von Sinnen drehte Pinguin sich schließlich um und humpelte aufgebracht zur Tür.

Nygmas Kopf dröhnte voller Schmerz, doch das war gerade seine kleinste Sorge. Oswald durfte nicht gehen!
 

„Oswald, warte!“

„Nein, Ed! Du hast es vermasselt!“, spie er hasserfüllt aus, seine hellblauen Augen bedrohlich leuchtend, bevor er mit einer dramatischen Geste die Tür geräuschvoll hinter sich zuschlug und einen ratlosen, abgewiesenen Edward Nygma mit dieser Schmach alleine ließ.

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Dollface-Quinn
2019-02-22T16:07:42+00:00 22.02.2019 17:07
Ich finde du hast die zwei super gut getroffen. Die sind beide einfach voll drüber und viel zu impulsiv. Und plötzlich dann wieder schüchtern, hilflos, geschockt. Ich kann mir echt gut vorstellen, dass dieses Gespräch so stattgefunden haben könnte.^^
Und ich mag deine Ausdrucksweise. Schön direkt und in klaren Bildern. Außerdem machst du die zwei nicht weibischer als sie in der Serie waren und das allein verdient schon Respekt.^^
Antwort von:  YouLi
28.02.2019 16:46
Haha xD Vielen Dank für deine lieben Worte!
Ja, die beiden sind schon spannend zusammen!
Diese Mischung, nur ein bisschen zu viel und dann explodiert es!
Genau das gefällt mir an ihnen, alles andere als eindimensional <3
Antwort von:  Dollface-Quinn
28.02.2019 17:00
Genau so ist es! Mein Mann und ich waren so traurig, dass sie sich entzweit haben. Aber es war ja leider abzusehen. T-T
Antwort von:  YouLi
28.02.2019 17:08
Ich darf ja nicht spoilern, aber Staffel 5 *hust* the story continues...
Antwort von:  Dollface-Quinn
28.02.2019 17:10
Aha. Wir wissen nur was Netflix uns mitgeteilt hat. Aber gut zu wissen, dass da noch was kommt. Sah so endgültig aus.


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