Zwei ungleiche Brüder von REB ================================================================================ Kapitel 1: Zwei ungleiche Brüder -------------------------------- Zwei ungleiche Brüder Das Wochenende stand an und Johannes beschloss ungefragt das Motorrad seines älteren Bruders Thomas auszuleihen um damit eine kleine Spritztour zu machen. Die Schlüssel dafür fand er relativ schnell am Schlüsselbrett. Mit einem breiten Grinsen fuhr er los und genoss den Fahrtwind in seinen Haaren. Ein Glücksgefühl breitete sich aus und das besonders bei den Kurven in denen es liebte danach zu beschleunigen um darauf das Tempo leicht zu reduzieren bevor es in die nächste Kurve ging. Die Landschaft raste an ihn vorbei und er genoss den Anblick des Grün. Noch ehe man sich versah geschah ein Unglück. Unerwartet sprang ein Reh über die Straße, weshalb er sein Lenker herum riss und von der Fahrbahn abkam. Er kollidierte mit einem Baum. Die Kräfte, welche auf ihn wirkten, raubten ihm den Atem und schleuderten ihn aus seinem Gefährt. Nachdem das Bewusstsein wieder zurück kam versuchte er sich aufzurichten was ihm leider nicht gelang. Dazu fehlte ihm das Gefühl in den Beinen. Bis ein Rettungsdienst kam vergingen die Stunden quälend langsam. In dieser Zeit dachte er über vieles nach, über seine Träume und ob er all dies überstehen wird. Als dessen Bruder von dem Unfall als nächster Angehöriger erfuhr regte er sich zuerst auf. Immerhin hatte er Jahre für dieses Fahrzeug gespart und er fragte sich wie er eigentlich nun zur Arbeit kommen soll. Kurz darauf tadelte er sich für seine Wut und Sorge um seinen kleinen Bruder herrschte in ihm vor. Er machte sich sogleich mit dem Taxi auf den Weg ins Krankenhaus. An der Rezeption erkundigte er sich nach dem Verletzten. Diese teilte ihm mit dass die Operation vorbei sei und der Bruder Besuch empfangen durfte. Der Weg wurde ihm erklärt, sodass keine größere Probleme gab. Gerade als er den Raum betreten wollte, erstarrte er. Schock sowie Mitleid zog sich über sein Gesicht. „Wir können leider nichts machen. Sie werden voraussichtlich ihr ganzes Leben querschnittsgelähmt sein“, verkündete der Arzt seinem Bruder und machte Thomas nun endgültig Platz damit er eintreten konnte. Ein unangenehmes Schweigen breitete sich aus. „Ich lasse Sie erst einmal alleine um Ihnen die Zeit zu geben diese Nachricht zu verarbeiten. Später wird jemand vorbei schauen der ihnen alles noch einmal genauer erklärt wird. Ich schaue dann erst einmal nach meinen anderen Patienten und wünsche Ihnen noch einen schönen Tag“, unterrichtete der Arzt und verließ das Zimmer. „Klar, dass mir so etwas passieren würde. Anders als dir, der Liebling unserer Eltern“, wetterte Johannes verbittert. „Sag so etwas nicht“, protestierte sein Gegenüber. „Und such nicht die Schuld bei den anderen. Wie konntest du nur ohne mich zu fragen und ohne Helm mein Motorrad nehmen? Weißt du wie leichtsinnig das überhaupt ist und hast du auch nur den leisesten Hauch einer Ahnung wie viel Herzblut in diesem Fahrzeug steckt habe?“, fauchte Thomas und konnte seine aufgestaute Wut nicht mehr zurück halten. „Aber...“ Bevor ein weiteres des Jüngeren über die Lippen kam ging die Belehrung weiter. Die Tage und Wochen danach gestalteten sich als sehr schwierig für alle. Zum einen musste Johannes eine Reha über sich ergehen lassen und zum anderen war es nötig das Haus für ihn behindertengerecht einzurichten. Zwar kam die Krankenkasse für einen Teil der Kosten auf aber den Rest musste durch ihn und seine Angehörigen beigesteuert werden. So ging beispielsweise sein komplettes Reisekonto drauf, in das er schon seit seiner Kindheit einzahlte, so dass er pleite war. Der letzte Punkt verursachte sehr viel Streit zwischen den beiden Geschwistern, weil Thomas seit dem Vorfall mit seinem Fahrzeug auf den Bus angewiesen war. Aus diesem Grund verlangte er nach einer Entschädigung. Dieser jedoch war nicht dazu fähig das Geld zusammen zu bekommen. Erst durch den Vater kehrte einigermaßen Ruhe ein. Er verhandelte mit der Versicherung. Zum Glück hatte Thomas sein Fahrzeug gut versichert. Man behandelte den Vorfall als Diebstahl des Bruders sodass die Versicherung das neue Motorrad bezahlte. Mit der Zeit keimte in dem Querschnittsgelähmten immer mehr das Gefühl eine Belastung für die Familie zu sein. Die Bitterkeit waberte geradezu um ihn. Er hasste es wie seine Mitmenschen ihn nun ansahen. So voller Mitleid. Besonders bei seiner Verwandtschaft fiel es ihm auf. Nur konnte er ihnen nicht aus dem Weg gehen. Zum Beispiel beim Essen oder bei all den Sachen denen er nicht alleine zurecht kam weil er nun an einen Rollstuhl gefesselt war. Das Gefühl der Abhängigkeit machte ihn krank. Je mehr Zeit verstrich, desto öfters verbrachte er seine Zeit im Internet. Die Welt da draußen reizte ihn immer weniger, weil sie ihn immer daran erinnerte was er nicht mehr konnte. Er wollte die Welt mit eigenen Füßen durchwandern und all die fremdartigen Eindrücke am eigenen Leibe erfahren. Nur ging es nicht mehr. Das erfüllte ihn mit so einer Bitterkeit sodass einige meinten er habe das Lachen verlernt. Mit der Zeit achtete er immer weniger auf sein Äußeres sowie auch auf seine Gesundheit. Hilfe von der Familie lehnte er ab. Er versank im Müll und vergraulte mit seiner Art und Weise alle Menschen in seinen Umfeld. Keiner wollte mehr so recht mit ihm zu tun haben. Der Einzige der blieb war sein Bruder. Dieser engagierte eine Krankenschwester, welche eine Zeitlang die Pflege übernahm. Thomas arbeitete derweil auf den Bau und hatte dort immer viel zu tun. Im Vergleich zu dessen Bruder hegte er keinerlei Interesse daran die weite Welt zu sehen, da alles was er liebte an diesem Ort gab. Wie zum Beispiel seine große Liebe Katharina und seine beiden Kinder. Eine Sache die Johannes im Geheimen beneidete. Ich meine, welche Frau würde sich schon mit einem Behinderten wie ihm abgeben? Solche Gedanken gingen ihm immer mal durch den Kopf. Es gab ein Streitgespräch zwischen Thomas und seiner Frau. Es ging da um die Pflege von dem Verunglückten. Laut ihr solle er sich von seinen Bruder trennen da er nur Geldsorgen und schlechte Laune verbreiten würde. Dieser lehnte ab und bat darum es noch etwas mit ihm auszuhalten. Da Johannes der Familie nicht allzu sehr zur Last fallen wollte, suchte er eine Arbeit. Darüber hinaus wollte er beweisen, dass auch er etwas leisten konnte und nicht nur sein von allen geliebter Bruder. Zuerst probierte er es in einem Callcenter. Nach einer Woche Einweisung ging es los. Doch nach einer Weile nervten ihn die Scherz-Anrufe oder dass er andauernd Dinge wiederholt erklären musste. Am meisten ärgerte es ihn dass er im Auftrag einiger dubioser Unternehmen Kunden anwerben sollte um sie mit Versicherungen, Spenden und Abos abzuzocken. Zudem erhielt dabei eine Hungerlohn. Darauf nahm er die Arbeit in einem Sozialamt an, wo er einer Schreibtischarbeit nachging. Auch diese Arbeit wurde ihm nach einigen Monaten überdrüssig. Zum einen weil so gut wie keiner seiner Tipps in den Beratungsstunden Beachtung geschenkt wurde. Zum anderen wurde gelogen bis zum „Geht nicht mehr“. Klar hatte er Verständnis dass auch diese Menschen um ihre Existenz kämpften… Nur fühlte er sich in seiner Position überflüssig. Ein Gefühl, welches ihn immer wieder runter zog. Während er im Internet nach neuen Stellen suchte fiel ihn etwas ins Auge. Durch einen alten Freund aus Schultagen, welcher in einem Verlag arbeitete bekam er nun eine Tätigkeit als Lektor und korrigierte mittlerweile so gut wie jeden Vormittag die Werke seiner Klienten. So las er jedes Buch mindestens dreimal ehe sie in den Druck gingen. Das hieß er überflog es, dann las er dieses intensiv durch und überreichte jenes dem Schriftsteller. Zuletzt überprüfte er es ein letztes Mal bevor man das Werk in den Druck übergab. Er gab dabei nach besten Wissen und Gewissen seinem Gegenüber immer wieder Tipps zur Verbesserung. Die Arbeit gestaltete sich als nicht so spannend heraus wie zuerst gedacht doch er verdiente immer noch genügend Geld um nicht wieder als Schmarotzer zu gelten. Oft korrigierte er Werke, die ihm vom Thema nicht sonderlich interessierten. Wie zum Beispiel von einer Autorin namens Arane, deren Leidenschaft es war Horror – Fantasy Geschichten zu verfassen. Ihr Hauptaugenmerk lagen dabei auf alltägliche Dinge deren Grauen sich im Verborgenen verbargen, wie Beispielsweise in Puppen. Das Buch, das er zurzeit bearbeitete sprach ihm vom Genre und Inhalt um einiges mehr an aber dessen schlechte Recherche regte sich richtig auf. Besonders da der Autor sich weigerte die Korrekturen anzunehmen. „Stimmt etwas nicht?“, erkundigte sich Thomas vorsichtig und befürchtete gleich wieder angeschnauzt zu werden. Wieder erwarten seufzte der jüngere nur und teilte er ihm mit was ihn so erzürnte. „Dann mach es besser.“ Dieser einfache Satz wollte ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf und er beschloss selber Romane zu schreiben. Solche die so authentisch wie möglich wären. Fantasy und Science-Fiction fielen ohne groß nachzudenken raus. Kurz überlegte er sich an Arzt beziehungsweise Liebesromane zu wagen aber als er eine Weile darüber nachdachte entschied er sich dagegen. Zwar würde ihm eine alte Freundin aus alten Tagen mit dem Ärztefachwissen unterstützen nur fesselte ihn das noch nicht so ganz. Seine Augen huschten über den Computerbildschirm und er bemerkte eine Werbeanzeige über Reisen nach Ägypten. Noch ehe es ihm bewusst wurde kam ihm eine Idee welche ihn packte und nicht mehr los ließ. Er beschloss über andere Länder zu schreiben. Zuerst brauchte er Ideen für Geschichten. Dazu führte er ein Notizbuch, wo er immer mal etwas hinein schrieb. Dazu protokollierte er einige mehr und weniger gute. - Ein Detektiv reist um die Welt um die verschollene Tochter einer reichen Frau wieder zu finden - Ein religiös verfolgter Mann welcher von Land zu Land flüchtet - Ein Box- Champion der von Stadt zu Stadt reist um der beste aller Zeiten zu werden und um die Aufmerksamkeit seiner ersten großen Liebe zu erhalten. Er weiß nur nicht wo sie ist. Als erstes legte an er Akten zu 25 Ländern an die ihn interessierten. Dazu schrieb er grob über deren Essgewohnheiten, Landessprache, Schulsystem und so weiter. So als würde man einen Vortrag vor einer Klasse halten. Außerdem verwendete er „Google Earth“ um die Umgebung der Leute besser zu beschreiben. Um die Wohnungen beziehungsweise die Häuser genauer darstellen zu können untersuchte Wohnungsanzeigen. In denen standen die Quadratmeter Anzahl wie der Mietpreis und andere interessante Daten. Des weiteren nahm er sein Hobby wieder auf und erlernte mithilfe von Apps, Büchern und kostenlosen Videos verschiedene Sprachen. Die Familie begrüßte diese Wandlung. Das Einzige was sie noch kritisierte war, dass er mehr an die frische Luft solle. Nun kam der Punkt wo er jemanden brauchte der seine Arbeiten Korrektur las. Sein älterer Bruder bot ihm an das zu tun. Erfreut vom Angebot nahm er es an. Am Anfang fiel es Thomas noch sehr schwer seine Meinung in Worte zu fassen. „Es ist gut“, kommentierte er. „Was genau?“, hakte der Jüngere nach. „Na alles“, entgegnete Thomas verdutzt. „Geht es ein bisschen präziser, bitte?“, hakte Johannes nach und trommelte ungeduldig mit den Fingern auf der Lehne seines Rollstuhls herum . „Na ja, die Beschreibung des Cafés gefiel mir sehr. Und em… die… die...“, stotterte der Ältere worauf der andere genervt seufzte und bis zehn zählte ehe er sprach: „Schreib am besten während des Lesens Notizen auf damit dir es besser einfällt, Thomas.“ „Das ist eine ziemlich geniale Idee“, befürwortete dieser es und man spürte eine gewisse Angespanntheit wie auch eine gewisse Befangenheit im Raum. Einige Tage später. „Also wie du diesen Jungen des Bäckers dargestellt hast fand ich nicht gerade realistisch. Welches Kind spielt heutzutage noch mit einem Tamagotchi?“, kritisierte Thomas und überflog seinen Zettel. „Ach und mit was spielen die Kinder heutzutage?“, entgegnete sein Gegenüber skeptisch und lehnte sich im Stuhl leicht zurück und verschränkte seine Arme. „Ich glaube mit diesen Fitchel Spinnern“, erzählte der Ältere und runzelte dabei nachdenklich die Stirn. „Rede da am besten mit meinen Sohn darüber, Johannes. Er weiß am ehesten was Kinder in seinem Alter mögen. Nun, ich muss langsam mal los. Ich muss morgen früh arbeiten“, riet er ihm und wünschte ihm noch eine gute Nacht. Die Arbeiten von Johannes entwickelten sich. Er brauchte nur noch einen Lektor um diese veröffentlichen zu können. Notgedrungen fragte er einen Kollegen von sich. Dieser begleitete ihn von nun an beim Schreiben. Die ersten Werke fanden kaum Beachtung aber mit den Jahren wurden diese richtig bekannt und gewannen eine große Fangemeinde. Viele seiner Anhänger hielten seine Geschichten für real. So suchten viele die beschriebenen Orte auf und veröffentlichten Bilder davon bei Instagram und anderen Sozialen Netzwerken. Das Geld was er verdiente verwendete er um seine Schulden bei seiner Familie abzubezahlen. Von Autogrammstunden hielt er nichts. Zwar kam ihm die Idee statt seiner den eigenen Bruder zu schicken doch dieser lehnte ab. Dabei wäre er Ideal gewesen. Ihm würden die Leute zutrauen es selber geschrieben zu haben. Er wurde schon immer von den anderen bevorzugt und mehr respektiert und geliebt. Ihn dagegen ignorierte man. Oder sollte er eher „gemieden“ sagen? Was er jedoch nicht ahnte war, dass seine Familie nur nicht wusste wie man mit einem Pflegefall wie ihm richtig umging. Die Hemmungen waren einfach zu groß. Keiner wollte dem anderen zu nahe treten. Die Fanpost beantwortete Johannes ausgesprochen gerne. Besonders am Anfang als sie ihm ein positives Feedback entgegen brachten. Seine Landschaftsbeschreibungen und die Gestaltung der Stadtszenen wurden wegen ihrer Genauigkeit gelobt. Wie auch seine Art die Gefühle und Sinneseindrücke in Worte zu fassen sodass man den Eindruck bekam er wäre selber vor Ort gewesen. Es gab auch einige hilfreiche Hinweise zur Verbesserung. Mit der Zeit kamen jedoch auch Hater hinzu. Leute, die oft keine konstruktive Kritik gaben oder näher auf das Werk eingingen und einfach nur Hass verbreiteten. Trotz dieses Wissen brachten ihn diese Schreiben ins Schwanken und er fragte sich ob er noch weiter machen soll, wenn laut ihnen alles was er von sich gab eine reine Zeitverschwendung sei. Des weiteren störten ihn die Morddrohungen welche einige Leser verbreiteten. Auf andere Weise anstrengend waren viele seiner Fans die ihn darum baten seine Geschichte in ihren Land stattfinden zu lassen und am besten mit ihnen als Charakter darinnen. Der Erwartungsdruck auf ihn wurde immer größer. Oft saß er einfach nur noch da und starrte ein weißes Papier an weil ihm einfach nichts mehr einfallen wollte. Auch die Fan - Geschichten über seine Werke brachten ihn nicht weiter. Sie erhöhten eher das Gefühl seinen Lesern nicht mehr gerecht zu werden. Der Selbsthass wuchs in ihm heran wie auch das Gefühl nicht gut genug zu sein. Er schloss sich wieder ein und bekam das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Alles in ihm sehnte sich danach zu wissen wo sein Weg hinführt nur gab es keinen, der seine Not erkannte. Obwohl, an sich stimmte diese Aussage nicht. „Stimmt etwas nicht?“, hakte Thomas nach und betrat das vermüllte Zimmer. „Es ist nichts“, murrte Johannes und drehte sich auf die Seite sodass er sich von seinem Bruder abwandte. „Lüge mich nicht an. Ich sehe doch dass du leidest. Erzähl mir was dich bedrückt“, verlangte er und öffnete dabei das Fenster um frische Luft herein zu lassen wie auch Licht. Nachdem Johannes stockend von seinen Problemen berichtete nickte der Ältere verstehend. „Es ist egal wie du schreibst. Wir als deine Familie halten immer zu dir“, versicherte Thomas mit so einer Entschlossenheit die keinen Zweifel an seinen Worten zuließ. „Da stehst du alleine. Jeder liebt dich und würde alles für dich machen aber für mich?“, spöttelte Johannes. „Das redest du dir nur ein“, äußerte Thomas. „Ach wirklich?“, konterte der im Rollstuhl und funkelte ihn kalt an. Da platze beim Älteren der Kragen. „Ja, du hast recht. Unsere Eltern haben mich „bevorzugt“ aber nur deshalb weil du schon immer nur für dich allein sein wolltest und nie da warst wenn sie für dich da sein wollten und wenn sie dich erwischten hattest du sie immer barsch behandelt. Aus diesem Grund ließen sie dich in Ruhe.“ „Das ist eine Lüge, Thomas. Für sie war ich immer nur ein Fehler der gerade gut genug war Hausarbeiten zu machen“, wies Johannes ihn hin. „Das ist nicht wahr. Auch ich habe im Haushalt geholfen“, korrigierte der Ältere mit unterdrückter Wut, da er immer das Gefühl hatte, dass sein jüngerer Bruder sich vor der Arbeit drückte und ihm alles aufgehalst wurde, was er ihm mitteilte. „Aber das Kochen drückte man fast immer mir auf.“ „Aber nur weil du etwas geschickter darin bist als ich und zum anderen damit du das Essen unserer Eltern nicht andauernd madig machst.“ „Ach wirklich? Was ist daran verkehrt anzumerken dass noch etwas Salz fehlt oder das Fleisch schon wieder nicht lang genug gebraten wurde?“, keifte Johannes ihn an. „An sich nichts aber so wie du es sagst ist es kein Wunder warum die anderen dich meiden. Du bist es der sie vergrault und keine Nähe zulässt“, merkte Thomas an. Diese Aussage verblüffte den Jüngeren. Noch nie in seinem Leben hatte der Andere ihn so direkt damit konfrontiert. „Aber sie haben dich immer mehr geliebt, Thomas“, versuchte er ein letztes mal. „Und wer hat das gesagt?“ „Niemand“, flüsterte der Jüngere. Klar waren nach dieser Aussprache nicht alle Probleme über Nacht verschwunden aber es brachte einen Wendepunkt in das Leben der beiden Brüder. Johannes fühlte sich zum ersten Mal in seinen Leben in der Familie akzeptiert und nicht nur toleriert. So fand er einen inneren Frieden mit ihnen und diese mit ihm. Am Ende machte er doch noch die Reise nach der er sich so sehr gesehnt hatte, wenn auch um einiges kleiner. Überraschenderweise musste er dazu von seinen älteren Bruder überredet werden. Zusammen besuchten sie das Erzgebirge wo auch für Rollstuhlfahrer der Aufstieg möglich war. Die Sonne ging langsam unter und ein traumhafter Anblick breitete sich vor ihnen aus. „Erinnerst du dich noch an Früher als wir mit Vater in die Ferne schauten?“ Ein Schmunzeln zierte das Gesicht des Jüngeren. „Da kann ich mich noch sehr gut erinnern, weil hier mein Traum begann die Welt zu bereisen. Aus diesem Grund schrieb ich später diese Romane damit ich zumindest in Gedanken diese Orte besuchen kann“, gestand er. „Und das ist dir gut gelungen, Johannes. Auch wenn ich nicht so wie du bin habe ich durch deine Geschichten verstanden warum du so fasziniert von fremden Ländern und dem Reisen bist.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)