Detective Di von Tombstone ================================================================================ Kapitel 3: Société Rouge Teil 1 ------------------------------- Letztes Mal bei Detective Di: Ren-jie, Mariko und Maya sind zu einer Party eingeladen. Bei den Vorbereitungen, stellen Maya und Mariko jedoch fest, dass Ren-jie das gleiche Merkmal wie de berüchtigte Auftragsmörderin „Drachenlady“ auf dem Rücken trägt. Auf der Party kommt es dann zu einem Vorfall, der sich zum Glück als blinder Alarm herausstellt. Doch nach der Party, reißen die Probleme für Ren-jie nicht ab… Die falkengelben Augen des CIA-Agents schienen Ren-jie zu durchdringen, so kalt war der Blick. Der Ihre war aber auch nicht ohne, sie wirkte im Moment, als wolle sie den Mann ermorden. „Sagen sie was sie von mir wollen und dann verschwinden sie. Mit ihrer Regierung habe ich nichts mehr am Hut. Und bei der Gelegenheit können sie die Zivilisten die hier mit mir wohnen auch gleich abziehen.“ „Sie haben eine ebenso scharfe Zunge wie früher, Miss Di. Oder sollte ich sie lieber Ming, Sei-La, Mei oder Lotus nennen? Sagen sie es mir.“ Mit einem eiskalten Blick zog Ren-jie aus ihrer Handtasche ihren Fächer. „Wissen sie was es mit diesem Fächer auf sich hat, Mister Smith?“ fragte sie in ruhigem, eisigem Ton der selbst das Feuer der Hölle hätte gefrieren lassen können. Smith schüttelte nur langsam und bedächtig den Kopf. „Das hier.“ Mit einem leichten Schwung aus dem Handgelenk ließ Ren-jie den Fächer auseinander klappen und Klingen hervorschnellen. „Ein Klingenfächer. Die Klingen sind mit Kurare versetzt. Was Kurare bewirkt brauche ich ihnen ja wohl nicht erklären. Ihre Leute benutzen es ja insgeheim auch, nicht wahr? Alternativ könnte ich auch ein Datura-Gemisch benutzen.“ „Ich verstehe. Bevor sie mich aber töten, hören sie mir zuerst einmal zu, ja? Es geht wie ich schon sagte um diese beiden Mädchen. Sie werden ab heute bei ihnen leben, zusammen mit ihnen. Sie werden die Beiden überwachen, verstanden? Sie sind in der Mittelschul-Abteilung ihrer Schule angemeldet, unter den Namen Guang-se und Djing-hui.“ „Die Söhne von Richter Di. Ich verstehe.“ nickte Ren-jie und fuhr die Klingen in ihrem Fächer wieder ein, klappte ihn wieder zu. „Warum ich? Habe ich nicht gesagt, dass ich mit den USA und vor allem ihrer CIA nichts mehr zu tun haben will?“ „Vergessen sie den Deal nicht, Lotus.“ ermahnte der Agent sie scharf und erhob sich langsam. „Und noch etwas: Die Beiden sind gerade in der Wohnung über dem Restaurant eingetroffen. Und ihre beiden Cousinen, die Töchter ihres Onkels Han, befinden sich in dem Zimmer, in dem sie sich für gewöhnlich aufhalten, Lotus. Oh, ihre Ausrüstungs-Kammer ist übrigens unangetastet, Lotus.“ „Nennen sie mich noch einmal so und ich zeige ihnen am eigenen Leibe wie ich jemanden nur mit einem einzigen Handgriff umbringen kann, ohne Hilfsmittel oder Waffe.“ „Wie auch immer.“ lächelte Smith und nahm seinen Hut vom Tisch. „Dies wird nicht unser letztes Treffen sein, Frau Detektivin. Wir treffen uns sicher bald wieder. Ciao.“ winkte er auf Englisch und ging zur Tür hinaus. Mit pochenden Schläfen ließ sich Ren-jie auf ihr Sofa fallen und legte einen Arm über ihre Augen. Es störte sie nicht einmal, dass sie dabei ihre Brille auf der Nase verbog und sie hart gegen ihre Nasenwurzel drückte. Sie wollte jetzt einfach nur schlafen. Leise schlichen 2 rosahaarige Mädchen an diesem Morgen runter zum Wohnzimmer und hinter das Sofa von Ren-jie. „Was meinst du? Schläft Schwester Ren-jie hier unten Nackt?“ fragte das eine Mädchen ihre offensichtliche Zwillingsschwester frech lächelnd auf Kantonesisch. Die Andere lächelte einfach zurück. „Sicherlich. Tut sie doch immer.“ antwortete sie und erhob sich mit ihrer Schwester langsam. Neugierig sahen sie auf die schlafende Ren-jie herab. „Wenn ihr auch nur daran denkt… bringe ich euch um.“ hörten sie die dunkelhäutige Rosahaarige grummeln, bevor ihre Augen unter ihrem Arm hervorkamen, so kalt wie das eisige Nichts. Selbst den Beiden jagte ein kalter Schauer über den Rücken. Ja, Ren-jies Blick war in der Tat kälter als Eis. Nach ihrer morgendlichen Dusche, hoffte Ren-jie natürlich dass sie sofort frühstücken konnte, jedoch wurde sie enttäuscht. Keiner der beiden Zwillinge hatte etwas gekocht oder zumindest ansatzweise zubereitet. „Auch wenn ich in der Vergangenheit lebe, ich widerhole mich nur äußerst ungerne: Ich wollte nach meiner Dusche etwas essen und jetzt stelle ich fest, dass ihr beiden unfähig seid. Nicht einmal kochen könnt ihr.“ „Tut uns Leid Schwester…“ gaben die Zwillinge geknickt und wie aus einem Munde von sich. Schwer seufzend kratzte sich die Dunkelhäutige am Hinterkopf. „Ich hätte es wissen müssen, ihr habt euch schon damals nur für mich, Gift und Messer interessiert. Ich denke, ich muss euch wohl einen Kochkurs geben. Und zwar keinen Erotischen!“ fügte sie hinzu, als die Zwillinge gerade ihre Pyjamas ausziehen wollten. „Und vor allem nicht heute…“ Sich die schmerzende Nasenwurzel reibend wandte sich Ren-jie wieder um. „Ich gehe nach oben und hole meine Ersatz-Brille. Und dann gehe ich in die Garage und arbeite das erste Mal seit Wochen an meiner Maschine weiter. Wenn ihr euch nützlich machen wollt, dann macht mir ein paar Sandwiches. Ich will nämlich zwischendurch etwas essen. Einverstanden?“ „Ja, Schwester…“ nickten die Zwillinge. „Und lasst euch etwas einfallen wie man euch auseinanderhält. Macht euch meinetwegen Strähnen oder was weiß ich.“ Endete sie und ging wie immer halb nackt in ihr Zimmer. Die Köpfe hängen lassend sanken die Zwillinge auf die Knie. Am späten Vormittag hockte Ren-jie in der Garage und arbeitete an einem alten Motorrad mit Beiwagen, einem Modell aus den 1970ern das nur noch selten zu finden war. Sie hatte ihren Motorradschein schon vor längerer Zeit gemacht, und ihre Maschine, sogar der Beiwagen, waren von der Zulassungsstelle genehmigt und zugelassen worden. Nun saß sie wie gesagt an ihrer Maschine, am Getriebe und war schon ganz mit Öl beschmiert. Für sie ungewöhnlich tat sie dies nicht ihn ihrem üblichen Kleid, sondern in einem Blaumann, den sie sich extra dafür zugelegt und in der Garage gelagert hatte. Ihr Hund Liu Bei lag im Vorgarten und behielt das Tor der Einfahrt im Auge und der schwarze Kater Mao sonnte sich auf dem Garagendach. „Hallo Renjie!“ rief auf einmal jemand und sie rutschte mit dem Ringschlüssel ab und wurde im ganzen Gesicht mit Motoröl bespritzt. Mit Öl beschmiert und die Brille vollkommen schwarz sah sie nach dem kurzen Ölschwall auf. „Klasse. Motoröl und Schweiß… hört sich wie ein schlechter europäischer Erotik-Streifen an.“ murmelte sie und nahm sich die Brille ab, sah mit zusammengekniffenen Augen zum Einfahrtstor. Sie konnte die Umrisse von Mayas pinkem Haarschopf sehen, war sich aber sicher Marikos Stimme gehört zu haben. „Verdammte Kurzsichtigkeit… Kommt rein! Das Tor ist offen und Liu Bei kennt euch ja!“ rief sie, da öffnete sich das Tor und nun erkannte sie auch die Umrisse von Marikos Rollstuhl. Nur für einen Moment hob der große Hund seinen Kopf, legte ihn aber sobald er Maya und Mariko erkannt hatte wieder auf die überkreuzten Tatzen. „Wow, das ist ja mal ein echt schickes Maschinchen. Deine oder Die deines Vaters?“ „Meine.“ antwortete Renjie knapp, las einen Lappen neben sich auf und wischte sich zuerst das Öl von der Brille, dann vom Gesicht. Als sie endlich wieder gucken konnte, waren da nicht nur Mariko und Maya, sondern auch ein paar Kinder. „Wer sind diese Kids?“ „Äh… tja…“ schwitzte Mariko und im gleichen Moment klopfte sich eines der Kinder, deutlich größer und dicker als die anderen, leicht auf den Bauch. „Wir sind die berühmten Detective-Boys!“ verkündete er, doch Ren-jie achtete nur auf 2 der Kinder: Ein Mädchen mit leicht gelockten braun-roten Haaren und blauen Augen, und einen schwarzhaarigen Jungen mit Brille. Bei ihm schien es sich aber nicht um einen wirklichen Brillenträger zu handeln. Und schlagartig erinnerte sie sich an 2 Gesichter aus 2 Akten, als sie vor einiger Zeit noch Besprechungen mit der Gesellschaft beiwohnte. „Ah, ich verstehe…“ lächelte sie, sah wieder zu allen. „Tut mir Leid dass ihr mich so sehen müsst. Ich wollte an meiner alten Bess weiter arbeiten, um einen freien Kopf zu bekommen. Aber irgendjemand musste mich ja unterbrechen.“ „Bess, he?“ machte das Mädchen mit den rotbraunen Haaren und trat näher, da hob der Hund Liu Bei leise knurrend den Kopf. Sofort rief Ren-jie ihm etwas auf Mandarin zu, worauf sich der Bärenhund aufrichtete und mit verschlafenem Blick in die Einfahrt setzte. Erschrocken wich das Mädchen im gleichen Moment einen Schritt zurück. „Keine Angst, er reagiert nur auf Befehle in Mandarin. Ich habe ihm ‚Merke‘ zugerufen, also nähert ihm euch langsam und haltet eine Hand hin. Er merkt sich dann eure Gerüche.“ erklärte die Rosahaarige mit dem dunklen Teint. Ein klein wenig zögernd hielt das Mädchen mit den rotbraunen Haaren ihre Hand dem Hund hin. Einen Moment geschah nichts, dann erhob sich Liu Bei und schnüffelte vorsichtig an ihrer Hand. „Aber lass dir nicht…“ wieder kam Ren-jie nicht weiter denn wieder hatte ihr Hund jemandem mit seiner Tellergroßen Zunge über das Gesicht geleckt. „Ich habe ein paar Feuchttücher in meiner Notfalltasche dabei.“ meinte Mariko in diesem Moment seufzend. Nicht lange und Liu Bei hatte sich die Gerüche von allen gemerkt und lungerte nun wieder im Vorgarten herum, während Ren-jie für alle Tee gemacht und sich wieder umgezogen hatte. „Ich habe meine Maschine Bess genannt. Und ich finde dass der Name passt. Immerhin stammt die aus den 70ern.“ erklärte Ren-jie, setzte sich mit überschlagenen Beinen auf die Couch und sah die begeisterten Kinder an. Nun ja, bis auf den Jungen mit der Brille und dem Mädchen mit den blauen Augen waren sie begeistert. „Sag mal Renjie,“ begann der Dürre von den 3 übrigen Kindern und zeigte dabei auf ein Instrument, eine Guzheng, das in einer Ecke stand, „Kannst du das da überhaupt spielen?“ „Aiya, ich bin zwar etwas eingerostet, aber die eine oder andere chinesische Oper dürfte ich noch hinbekommen. Oder auch den einen oder anderen Enka.“ Das Mädchen mit den rotbraunen Haaren schnaubte nur verächtlich und nahm einen Schluck Tee. „Wenn du so eingerostet bist, warum kannst du das dann noch?“ „Einmal gelernt, junge Dame, dann erinnere ich mich jederzeit, an jedem Ort, an alles. Man nennt es Hyperthymesia… in der Kurzform. Stell dir einfach vor, dass unser Gedächtnis wie eine Video-Kamera ist und ich parallel zur Aufnahme alles aufgenommene noch einmal ansehen kann, wenn ich will. Wenn es euch interessiert, auf der Welt gibt es insgesamt 4 von 200 Menschen, bei denen Hyperthymesia glaubhaft bestätigt wurde.“ „Tatsächlich sind es nur 3.“ korrigierte der Junge mit der Brille, worauf Renjie sich nur triumphierend zu ihm umwandte. „Nein, es sind 4. Ich habe mich mitgezählt. Ich bin offiziell von Hirnforschern der WHO bestätigt worden. Lange Geschichte, aber es endet damit, dass ich als Wunderkind gelte. Und ich bin es Leid, als Solches zu gelten. Gut, ich brauche nicht ewig lernen, aber ich erinnere mich jederzeit an meinen ersten Badeunfall in Osaka. Seitdem gehe ich nicht ohne Absicherung auch nur in einen Pool. Klingt albern, aber seit 10 Jahren bin ich nicht mehr geschwommen. Nicht einmal in der Badewanne.“ zwinkerte sie dem Jungen mit der Brille zu und wandte sich ab, wieder mit traurigem Blick zu ihrem geliebten Instrument. Dem jungen Brillenträger entging dies durchaus nicht. „Spiel doch was! Dir fällt doch sicher noch irgendein Lied ein, oder?“ Stark schwitzend sah Ren-jie wieder zu dem dürren Jungen mit den Sommersprossen. „N-nun ja… mein Problem ist das Lampenfieber… hab mal Tomaten in der Dose an den Kopf geschmissen bekommen, seitdem spiele ich nicht mehr vor Publikum. War damals wirklich schlecht. Hängt mit meiner Hyperthymesia zusammen.“ erklärte sie aber es war eindeutig, dass die Kinder ihr nicht glaubten. Erlöst wurde sie schließlich aus Richtung der Küche. „Hey Kids! Ich hab Pancakes gemacht! Wollt ihr auch welche!?“ Ein spätes Frühstück zum frühen Mittag, alle waren begeistert, besonders die Kinder. Und Ren-jie war zufrieden etwas Handfestes in den Magen zu kriegen und nicht nur den einen Apfel aus der Obstschale in der Küche. „Und Kids? Wie schmeckt‘s?“ „Gar nicht so übel.“ gestand das Mädchen mit den rotbraunen Haaren leicht lächelnd. „Allerdings fehlt der Ahorn-Sirup.“ „Oh, den habe ich in der Speisekammer. Wartet, ich hole ihn schnell. Die Speisekammer ist unten im Keller.“ gab die rosahaarige Brillenträgerin schnell zurück und verließ die Küche. „Naja, Renjie kocht normaler Weise selbst, aber die Pancakes kann sie auf keinen Fall so machen wie ich. Ist nämlich ein altes Familienrezept meiner Grandma. Nur meine Gandma und ich kennen es noch. Ist schon über 200 Jahre alt. Naja, egal.“ „Verstehe.“ nickte Conan und versuchte herauszuschmecken, was das besondere an den Pancakes war. „Versuch es nicht erst. Wenn ich das schon nicht hinkriege, dann du auch nicht.“ ermahnte ihn Ai, „Außerdem frage ich mich, was es mit diesen beiden Mädchen da auf sich hat.“ Mit großen Augen und dicken Pancakes in den Backentaschen sahen die Zwillinge Guang-se und Djing-hui sie an. „Jetzt da du es erwähnst, ich hab sie auch noch nie gesehen. Und Ren-jie hat auch noch nie was von Cousinen erwähnt, oder von Schwestern. Und die 2 waren ziemlich allein in der Küche. Sie waren vollkommen überfordert und waren mir richtig dankbar, dass ich das Kochen übernommen habe.“ fügte Maya noch lächelnd hinzu, worauf sich die Zwillinge verwundert ansahen. „Also? Wer seid ihr 2? Wie seid ihr mit Renjie verwandt?“ Wieder sahen sich die Zwillinge an, jedoch dieses Mal eher ratlos. Es schien, dass sie kein Wort verstanden. „Die beiden sind meine Cousinen. Ich rede nicht gerne über sie, weil ich kaum Kontakt zu diesem Zweig meiner Familie habe.“ antwortete Renjie kühl von der Küchentür aus und hielt eine Flasche Ahornsirup hoch. „Das einzig sinnvolle was mein Onkel Han, ich glaub ich habe schon mal von ihm gesprochen, zustande gebracht hat, war den Beiden beizubringen nicht mit vollem Mund zu reden. Übrigens, die Pancakes sind super. Ich würde gerne das Rezept haben, natürlich nur wenn du es mir überlässt meine Liebe.“ „Keine Chance.“ grinste Maya und kreuzte die Arme vor der Brust. „Wär auch zu schön gewesen…“ Gesättigt saßen alle beisammen, so auch der schwarze Kater Mao, welcher sich im Wohnzimmer vor den Kamin an Liu Bei gekuschelt hatte und zufrieden schnurrte. „Mao ist das Nesthäkchen unserer Familie.“ erklärte Ren-jie, zeigte den Kindern einen simplen Zaubertrick den sie zusammen mit Mariko mal einstudiert hatte. Bis auf Conan und Ai waren alle, sogar die Zwillinge, begeistert. „Er ist uns kurz nach unserem Einzug mehr oder weniger zugelaufen. Da gab es dieses schwere Sommergewitter, vielleicht erinnert ihr euch? Liu Bei hat ihn vor dem Kamin abgelegt als wir ihn gerade hier reinholen wollten.“ „Und dann habt ihr ihn aufgepäppelt, nicht wahr?“ folgerte Conan, worauf die rosahaarige Brillenträgerin knapp nickte. „Ai-ya, so ist es. Er entfernt sich nie weit vom Haus und ist zu den Malzeiten immer wieder zuhause. Und über Nacht bleibt er sogar hier unten vor dem Kamin. Ich hab vergangene Nacht im Wohnzimmer geschlafen, da hat sich der Schlingel einfach auf meinen Bauch gelegt und ist einfach eingeschlafen. Erst kurz bevor ich durch die Zwillinge geweckt wurde ist er aufgewacht und zum Katzenklo.“ „Ähm, wo wir gerade vom Katzenklo sprechen…“ warf Mariko peinlich berührt ein, begann sich in ihrem Rollstuhl zu winden, „Ich frage dich nur ungern, aber ich müsste mal auf die Toilette…“ „Warte, ich trage dich.“ seufzte Ren-jie, nahm erst die Tasche unter dem Rollstuhl heraus und dann ihre schwarzhaarige Freundin. „Wir sind gleich wieder da, einen Moment bitte.“ keuchte sie und eilte mit Mariko die Treppen hoch zum Badezimmer. „Mariko hat nicht die gleiche Kontrolle über ihre… Körperfunktionen wie wir Anderen. Von der Hüfte abwärts spürt sie beinahe nichts. Selbst meine Hexenkünste können nichts dagegen tun.“ Erklärte Maya etwas traurig, sah dann aber die verwunderten Gesichter der Kinder und der Zwillinge. „Oh, ich bin eine Hexe. Keine Sorge, ich belege niemanden mit Flüchen oder verwandle Leute in Kröten oder Schnecken oder sowas. Ich kann nur passiv Hexenkunst benutzen, Kräutertränke, Hexenbeutel und Schutzzauber. Es gibt eben weiße Hexenkunst und Schwarze Hexenkunst.“ „Und du bist also eine weiße Hexe, ja?“ hakte Mitzuhiko nach, worauf Maya eifrig nickte. „Ja klar! Hexenkunst unterliegt aber strengen Regeln! Wer Blutmagie oder ähnlich Dunkles benutzt, der riskiert seine Menschlichkeit! Ich könnte jetzt ewig darüber lamentieren, aber das wäre einfach nur müßig. Sagen wir einfach, dass ich meine Seele noch ein Wenig behalten will.“ „Wer sich mit den Hexen von Salem anlegt, der lebt gefährlich.“ meinte Ai. „Du hast also Stephen Kings ‚Brennen muss Salem‘ gelesen, he? Wie kommt ein kleines Kind von gerade mal 8 Jahren an so unheimlichen Stoff?“ fragte einer der Zwillinge. Conan fing stark an zu schwitzen, doch Ai schien die Ruhe selbst. „Meine Eltern waren Schriftsteller und noch dazu Fans von Stephen King und R.L. Stine. Ich selbst habe auch lieber Stine gelesen, obwohl Beide ziemlich weit Oben auf der Bestseller-Liste des Grusel-Genres mit jeweils ungefähr 400 Millionen verkauften Büchern sind.“ „In Amerika?“ hakte Conan nach, worauf Maya abwinkte. „Nein, leider nur weltweit, aber immerhin.“ Verschwitzt lächelte Conan nur noch. „Hehe… war ja klar…“ „Äh, ich muss mal aufs Klo. Wo geht es denn hier zur Toilette, Maya?“ „Hier unten, direkt neben der Treppe ist noch eine. Außerdem sehe ich an deiner Aura dass du lügst Kleiner. Du heckst irgendetwas aus, aber was soll‘s. Geh dich ruhig umsehen, ich bin nicht diejenige, die von Renjie ins Nirwana geschickt wird, wenn die falsche Tür geöffnet wird.“ Leichenblass überlegte der Brillenträger gleich wieder in die andere Richtung. Wenn die dunkelhäutige Chinesin auch nur annähernd so war, wie er gerade dachte, dann war einer von Rans Wutausbrüchen ein Fliegenschiss dagegen. „Tut mir wirklich Leid dass ich dich darum bitten musste, Renjie, aber du bist die Einzige hier, die mich tragen kann. Und auch die Einzige, der ich in diesem Punkt vertraue…“ gestand Mariko, während Ren-jie sie stützte und ihr gleichzeitig eine frische Pants anzog. Es war unbequem für beide, doch Ren-jie wusste genau was sie tat, auch wenn es aussah, als würden sie sich jeden Moment küssen. „Das ist für mich keine große Sache, Schätzchen. Außerdem werde ich es einfach nicht müde deine Kurven zu spüren.“ „Renjie… das war unangebracht.“ lächelte Mariko verlegen zurück, doch sie gestand sich schon seit einiger Zeit ein, sie mochte es so dicht bei ihrer besten Freundin zu sein. „Wirklich? Das ist komplizierter als ich dachte. In meinen Mangas sind solche Sprüche Gang und Gäbe. Aber gut? Dann nehme ich dich eben einfach nur auf den Arm.“ Obwohl Mariko darauf vorbereitet war, so plötzlich wie Ren-jie sie auf die Arme gehoben hatte, war sie doch etwas erschrocken. „Siehst du? Ich nehm dich nur auf den Arm.“ „Renjie, das war ein dummes Wortspiel. Aber… äußerst passend.“ „Endlich etwas, das mal nicht kompliziert ist. Komm, gehen wir runter zu den Anderen. Außerdem muss ich unbedingt mit Liu Bei spazieren gehen, der Ärmste wird noch zu träge wenn er keinen Mittags-Spaziergang bekommt.“ Am Abend machte sich Agent Jodie Starling von der momentanen japanischen Zentrale ihrer Abteilung aus auf den Weg zu ihrem Auto. Kaum hatte sie die Fahrertür geöffnet, da stach sie etwas in den Hals. Natürlich schlug sie sofort aus Reflex drauf, als sie aber in ihre Hand sah war da nichts. „Sicher nur eine Mücke oder sowas. “ überlegte sie und setzte sich hinters Steuer. Sie wollte gerade den Schlüssel ins Zündschloss stecken, da konnte sie sich plötzlich nicht mehr bewegen. Erstarrt riss sie die Augen auf. „Guten Abend, Agent Starling.“ hörte sie eine Stimme aus dem Autoradio. Das war merkwürdig, denn eigentlich sollte das Radio jetzt gar nicht funktionieren, ohne eingeschaltet zu sein. Außerdem war die Stimme stark verzerrt. „Wie… was haben…“ „Ich habe sie vergiftet. Der Stich gerade eben, erinnern sie sich? Es war eine nur 0,5 Millimeter dicke vergiftete Nadel, die sofort beim Auftreffen zerbricht und keinen Einstich hinterlässt. Aber wie auch immer. Sie fragen sich sicher wer ich bin. Man nennt mich Oolong. Ich bin von der Société Rouge. Ein Wort der Warnung: Wenn sie weiter nach der schwarzen Organisation forschen, werden sie früher oder später auch auf unsere Organisation stoßen. Und wir sind in einigen Punkten noch schlimmer als die Organisation. In wenigen Minuten werden sie sich wieder bewegen können. Lassen sie sich meine Worte bis dahin durch den Kopf gehen, Agent Starling vom FBI.“ Das Radio schaltete sich ab. Zurück blieb eine erstarrte FBI-Agentin, die dringend ein Bad brauchte und unbedingt auf die Toilette musste. Nächstes Mal bei Detective Di: Verwirrt kommt Ren-jie am Morgen zu sich und fragt sich, was am Vorabend passiert war. Doch es waren nur die Zwillinge. Aber was wollen Ai und Conan von ihr? Und wer sind die Personen, die Ren-jie kontaktiert? Und wer ist da bei Agent Smith? Bleibt gespannt, denn es gibt immer nur eine Wahrheit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)