Detective Di von Tombstone ================================================================================ Kapitel 2: Gefährliche Zwillinge -------------------------------- Wieder ein neuer Tag für Ren-jie, der exakt gleich begann: Aufstehen, Duschen, Tai-Chi im Garten, Umziehen, Frühstück mit Zeitung und einem Buch, danach auf den Weg zur Schule, auf dem Weg mit Maya zusammentreffen und mit ihr etwas sehr plump flirten. Natürlich reagierte Maya nur mit Unverständnis darauf und ignorierte es irgendwann. Schon bei der Ankunft auf dem Schulhof der Nan’Yo Oberschule, wurde sie direkt wieder von den 5 Champions des Karate-Clubs empfangen, die ihre Schüler werden wollten. Jedoch lehnte die Halbchinesin schnell ab und bot den 5 eine Lektion im Dojo an, ihren Kung-Fu-Gi hatte sie heute in einer Sporttasche dabei, da sie es langsam Leid war, seit fast 2 Wochen jeden Morgen von den 5 belästigt zu werden. Auch heute standen wieder ein paar Klausuren an, welche Ren-jie dank ihres perfekten, absoluten Gedächtnisses wie schon vor 2 Wochen in Windeseile beendete. Ob auch dieses Mal alle Antworten richtig waren, da war sie sich selbst nicht so sicher, hoffte es aber natürlich. Im Sport-Unterricht am Nachmittag stand unter Anderem ein Dauerlauf an. Aber wirklich ein Talent für den Ausdauerlauf schien von Beiden nur Maya zu haben, denn obwohl Ren-jie sehr sportlich war, ihr Talent lag da doch eher im Spurt oder Sprint. Auch ihre Brille war ihr während der Stunde öfters im Weg. Es war sogar so schlimm, dass sie ihre Brille der Lehrerin überlassen musste. Wäre es um eine Yoga-Übung gegangen, oder darum eine bestimmte Position über Stunden zu halten, das wäre für sie kein Problem gewesen. „Blöder Bockmist…“ fluchte sie nach der Stunde, wusch sich unter der Dusche den ganzen Schweiß ab. Sie war es nicht gewohnt mehr als 2mal am Tag zu duschen, vielleicht lag es daran, dass sie sehr auf Routine fixiert war, ein kleiner Knacks den sie hatte. „Es wird den ganzen, restlichen Nachmittag dauern mir den Zopf zu flechten.“ „Ich würde dir gerne helfen Renjie. Aber nur wenn du nicht wieder so unverschämt plump flirten würdest.“ lächelte Maya von Außen. Sie war schon mit duschen fertig und sah zu ihrer splitternackten Freundin zurück dabei fiel ihr auf, dass auf Ren-jies Rücken die Reste eines großen Tattoos zu sehen waren. Allerdings war sie sich sicher, dass vor 2 Wochen, als Ren-jie sich bis auf die Unterwäsche ausgezogen hatte, und auch vorhin vor der Sport-Stunde, kein Tattoo da war. „Äh, Renjie? Was ist das da für ein…?“ Leicht irritiert sah die Rosahaarige mit dem dunklen Teint zurück, folgte Mayas Blick zu ihrem Rücken. „Oh… das sollte dich nicht kümmern. Ich sollte nur anfangen dafür wasserfestes Make-Up zu benutzen. Wasser- und Seifenfest. Da muss ich mich wohl beim Kosmetiker beraten lassen.“ meinte Ren-jie nüchtern und drehte das Wasser wieder ab. „Reichst du mir bitte ein Handtuch, ich habe vergessen mir eines mitzunehmen. Ich mag zwar kein Schamgefühl haben, aber das wäre mir schon unangenehm. Allein von den Temperaturunterschieden her.“ Verschwitzt und errötend lächelnd nickte Maya, brachte ihrer besten Freundin an dieser Schule sofort ein frisches, weißes Handtuch. Dankend nahm Ren-jie ihr dieses ab und trocknete sich gründlich ab, bevor sie sich zu Maya in die Umkleidekabine setzte. „Wenn ich bitten darf? In meinem Spind sind auch die Glöckchen, die ich immer im Haar trage. Sie sind, sozusagen, ein Markenzeichen meinerseits.“ lächelte Ren-jie, ließ sich von ihrer Freundin den langen Zopf flechten. Es dauerte tatsächlich ewig, bis der Zopf die gleiche Form hatte wie vor der Stunde. Zum Abschluss band die Rosahaarige mit den ungleichen Augen auch die beiden goldenen Glöckchen ins Haar. „Ich danke dir meine Liebe.“ „Ach, kein Problem. Ich bin heute Abend im Übrigen auf eine Goth-Party eingeladen. Alle tragen schwarz, hören Punk-Rock oder Metal und trinken alkoholfreien Wein.“ erklärte Maya, während Ren-jie sich wieder anzog. Noch immer konnte sie ihren Blick nicht von dem Tattoo auf Ren-jies Rücken abwenden. Es war ein asiatischer Drache, eine grüne, sich über den ganzen Rücken windende Riesen-Echse. „Das… das ist…“ „Ai-ya, eine Feuerschlange. Lange Geschichte, da möchte ich vorerst nicht drüber reden, einverstanden? Aber sag, warum hast du erwähnt dass du zu dieser… Party eingeladen bist?“ „Oh, ja… Naja, ich habe Mariko heute Früh schon per SMS gefragt und sie hat ja gesagt. Tja, ich dachte auch du würdest gerne mitkommen. Ich werde um 21 Uhr abgeholt. Morgen ist Samstag, da haben wir zum Glück Schulfrei.“ „Da haben wir wohl Glück gehabt. Willst du mich abholen? Oder willst du es dir bei mir gemütlich machen, während wir uns umziehen und warten?“ „Renjie…“ begann Maya mit pochender Schläfe, erhob sich und trat hinter ihre beste Freundin, „Du bist einfach unverbesserlich.“ Damit gab sie ihr mit der Handkante einen harten Schlag auf den Hinterkopf, worauf Ren-jie den BH, den sie sich gerade anlegen wollte fallen ließ und ihre ganze Oberweite preisgab. „Autsch! Das ist wirklich ziemlich kompliziert…“ Das Treffen mit dem Karate-Club ließ Ren-jie dann lieber aus, da sie sich auf den Abend vorbereiten wollte. Ren-jie hatte zufällig ein schwarzes Kleid mit offenem Rücken und frei liegendem linken Bein. Und Mariko hatte auch ein Schwarzes, aber alle 3 wollten zusammen bei Ren-jie die Vorbereitungen für den Abend treffen. Auch lernten sie endlich Ren-jies Eltern kennen, eine nette Japanerin mittleren Alters und ihren nur wenig jüngeren Mann chinesischer Herkunft. „Wow, das ist aber ein ungewöhnlicher Ring.“ bemerkte Mariko, während sie beobachtete wie Ren-jie sich einen Ring, der fast wie eine Kralle aussah, an den rechten Mittelfinger anlegte,. „Oh, danke. Ich habe ihn von meiner lieben Oma aus China geschenkt bekommen, als sich in die Oberstufe gekommen bin. Sie sagte ich solle ihn immer zu besonderen Anlässen tragen. Und wie du siehst…“ lächelte Ren-jie, überprüfte ihre schwarzen Strapse ob auch alles hielt. „Scharf…“ meinte Maya nur und errötete bei diesem Anblick stark. „Zugegeben, es ist ein ungewöhnliches Stück. Allerdings war meine Großmutter Goldschmiedin. Sie ist inzwischen verstorben, wie das Schicksal so spielt.“ sinnierte die Halbchinesin mit neutralem Gesicht, begutachtete das Schmuckstück und nickte schließlich. „Ai-ya, das sollte gehen. Ähm, wartet kurz hier, ich muss noch etwas holen, bin gleich wieder da.“ Damit verließ Ren-jie ihr Zimmer und ließ Mariko und Maya alleine zurück. „Dir ist das Tattoo auch aufgefallen, oder Maya?“ „Aye, es ist ein Drache, asiatische Unterart, eine Feuerschlange, wie Ren-jie sie genannt hat. Ich glaube ich habe das schon mal gesehen… und ihre Aura wurde richtig trüb. Richtig unheimlich, nicht mehr mysteriös. Kannst du dich erinnern, ob du so ein Tattoo schon mal gesehen hast?“ fragte Maya, während sie der recht blassen Brillenträgerin die Haare noch einmal bürstete. „Ja, eine Beschreibung habe ich vor kurzem mal gelesen. Es ging um eine Frau die man aufgrund ihres Tattoos die Drachenlady nennt, eine Auftrags-Killerin aus China. Es gab vor einigen Jahren angeblich nur einen Überlebenden der sie gesehen hat, allerdings konnte er nur sagen, dass sie gut gebräunt war, einen Catsuite mit offenem Rücken trug und auf ihrem Rücken ein auffälliges Drachen-Tattoo. Und sie hat wohl noch etwas zu ihm gesagt und zwar, Zitat: ‚Ego Exstare Draco.‘ Zitat Ende. Allerdings weiß ich nicht was das bedeutet.“ „Latein.“ ertönte plötzlich Ren-jies Stimme und beide sahen erschrocken auf. „Übersetzung: Ich bin der Drache. Alternativ kann man auch rumänisch benutzen, was ergeben würde: ‚Eu sunt Dracul.‘ ‚Ich bin der Teufel.‘ Latein und Rumänisch, speziell der walachische Dialekt, teilen sich ein Wort: Draco und auch Drako. Nimmt man den Namen, den Vlad der Dritte von Transsylvanien sich selbst gegeben hat, also Dracula, oder im Lateinischen Draculea, dann erhält man 2 Namen: Dracula, der Sohn des Teufels und Draculea, der Sohn des Drachen.“ endete sie und überprüfte noch einmal ihren Ring. „Woher weißt du das?“ „Ganz einfach Mariko: Ich lese viel und habe alle Romane über Graf Dracula gelesen. Außerdem lerne ich andere sprachen durch lesen, und das, wie du weißt, aufgrund meines Gedächtnisses, sehr schnell.“ „Ah-haa…“ machte Mariko überfordert blinzelnd. „Und nur weil ich Latein spreche und ein solches Tattoo trage, bedeutet das nicht, dass ich die Drachenlady bin. So gut müsstet ihr mich in den vergangenen 2 Wochen schon kennengelernt haben.“ Das Gesicht, das sie jetzt aufgesetzt hatte, dazu das rückenfreie schwarze Kleid und der einsame Handschuh an ihrem rechten Arm, armlang bis zur Schulter, ließen sie gerade wie einen rachsüchtigen Geist erscheinen. „Renjie, du machst mir gerade richtig Angst…“ schwitzte Maya, welche jetzt eine pechschwarze Aura um ihre beste Freundin sah. Es stellte sich heraus dass Ren-jie sich von ihrer Mutter einen schwarzen Fächer geliehen hatte, da sie manchmal bei zu großen Menschenmengen Atemnot bekam, eine Nebenwirkung einer früheren Erinnerung aus Bangkok. Unterdessen hatte Mariko noch einmal ihre Notfalltasche, die sie normal unter ihrem Rollstuhl dabeihatte, überprüft und festgestellt, dass sie alles dabei hatte: Feuchttücher, eine Strickjacke, ein neues Kleid zur Reserve, ausreichend Pants falls sie mal nicht rechtzeitig zur Toilette konnte und ein kleines Malheur passierte. „Oh, wie ich sehe hast du auch eine Notfalltasche, Schätzchen.“ „Ja. Falls ich es mal nicht rechtzeitig zur Toilette schaffe und so. Allerdings brauche ich dann immer noch Hilfe beim…“ „Schon kapiert.“ winkte Maya ab, sah dabei aber auch ein Wenig fragend zu Ren-jie. „Du sagtest auch?“ „Oh, natürlich. Ich habe immer ein gutes Buch und mein Skizzenbuch dabei, für den Fall dass mir Langweilig wird oder ich ein gutes Motiv sehe. Und ein paar andere Dinge hab ich auch dabei, allerdings lohnt es nicht die zu erwähnen.“ „Einer deiner Schmuddel-Mangas und ein Video-Spiel?“ erkundigte sich Maya, was Ren-jie ein Wenig dunkler um die Nase machte. „N-nun… tatsächlich ein Manga und etwas Musik.“ blinzelte die dunkelhäutige Rosahaarige hinter vorgehaltenem Fächer. Abgeholt wurden die 3 von einem Bekannten von Maya, da Mariko ja im Rollstuhl saß mussten sie einen Kleinbuss mieten, so dass der Rollstuhl auch mitgenommen werden konnte. Schon mal versucht einen Rollstuhl in einen VW Up oder einen Skoda Fabia zu packen? Unmöglich ohne dass 3 Personen zu Fuß gehen müssen, glaubt es. „Wie kommt es eigentlich dass du jemanden mit einem Kleinbuss kennst, Maya?“ wollte Ren-jie wissen, aber Maya lächelte nur verschwitzt. „Äh, sagen wir mal der Bruder von einem Mädchen das ich etwas besser kenne hat mir noch was geschuldet, auch wenn die Sache nicht so hübsch für beide Seiten zu Ende ging. Ziemlicher Rosenkrieg, dumme Geschichte, ich hab parallel zu ihr noch eine Andere gehabt, aber egal. Jedenfalls ist unser Abholer der Bruder des Mädchens… und er hat mir auch die Einladung für uns 3 gegeben. Übrigens Renjie: Auf solchen Partys sind für gewöhnlich reihenweise hübsche Mädchen.“ „Tut mir Leid, aber ich bin nur an einem bestimmten Typen interessiert. Und der sitzt hier bei uns im Auto.“ lächelte die dunkelhäutige Brillenträgerin schelmisch, sah dabei aus dem Augenwinkel zu ihrer rosahaarigen Freundin rüber. „Ihr wisst schon dass Japaner was Homosexualität angeht etwas Eigen sind?“ fragte der Fahrer des Wagens durch den Rückspiegel. „Ja, wissen wir…“ seufzte Maya, was Mariko nachdenklich stimmte. „Ich verstehe einfach nicht warum. Selbst in der Bibel steht, dass man seinen Nächsten wie sich selbst lieben soll. Gerüchten zufolge war auch der Daimyo Uesugi Kenschin Schwul. Außerdem kann doch niemand etwas für seine Neigung. In den USA gibt es sogar Regionen, in denen gleichgeschlechtliche Paare sogar heiraten dürfen. Ich meine, wenn meine beste Freundin mir auf einmal gesteht dass sie in mich verliebt ist, dann würde ich sie niemals vor den Kopf stoßen indem ich sie meide. Ich würde ihr sagen dass ich nicht so empfinde und dass ich möchte, dass wir weiterhin gute Freunde bleiben können.“ „In der Mädchensprache heißt das, dass du sie nie wieder sehen willst.“ knirschte Maya, als hätte sie diesen Satz schon zu oft gehört. Ren-jie legte nachdenklich den Finger unter ihr Kinn. „Und was bedeutet dann, dass ich mit ihr in Kontakt bleiben will?“ „Dass du nicht mehr mit ihr reden willst, als unbedingt nötig.“ erklärte Maya. „Dann sag mir mal, was du zu deiner besten Freundin sagen würdest, wenn sie dir ihre Liebe gesteht aber du nichts von ihr willst.“ meinte die rosahaarige Brillenträgerin, worauf Maya nichts erwidern konnte. „Naja, bei meiner Schwester hab ich auch keine Probleme, anders als unsere Eltern. Und auch wenn ich wegen dieser Trennungsgeschichte, wegen dem Zweigleisig fahren, einige Probleme mit Maya hab, ich habe nichts gegen Homosexuelle. Mein bester Freund ist selber Schwul. Und wir spielen sogar in derselben Mannschaft Fußball. Ist zwar ein Wenig merkwürdig, aber wir verstehen uns trotzdem noch ausgezeichnet.“ erklärte der Fahrer und warf noch einen Blick durch den Rückspiegel nach hinten. „Wisst ihr, ich hab ihm damals gesagt, als er mir eröffnete dass er Schwul ist, dass sich für mich nichts ändert und dass er noch immer mein bester Kumpel ist, nur dass ich eben nicht auf andere Männer stehe. Wenn euch sowas passiert, dann sagt am besten sowas in der Art. Obwohl, he… wahrscheinlich wird nur Mariko in so eine Situation kommen.“ lachte er und sah wieder auf die Straße. Mit fragendem Blick sahen Mariko und Maya die andere Rosahaarige an, welche um die Nase herum nur ein Bisschen dunkler wurde und ihren Fächer vor ihr Gesicht hielt. Schamgefühl oder nicht, es war der rosahaarigen Brillenträgerin wirklich unangenehm, dass sie vor ihren beiden einzigen Freundinnen so bloßgestellt wurde, obwohl sie kein Schamgefühl hatte und Keines kannte. Trotzdem war sie froh, als sie endlich bei der Party ankamen. Und wie Maya prophezeite, es waren viele hübsche Mädchen anwesend, die ebenso schwarz gekleidet waren wie Maya, Mariko und Ren-jie. Manche der Partygäste hatten sich auch bleich geschminkt und trugen unter anderem schwarzen Lippenstift und schwarzen Nagellack, andere trugen sogar schwarze Perücken. Aber alle trugen schwarz, und es sah gar nicht mal so schlecht aus. „Faszinierend.“ meinte Ren-jie mit leicht gehobener Augenbraue, nahm eines der kleinen Klebeschilder am Empfang entgegen und schrieb ihren Namen darauf, klebte es sich unter den weiten Ausschnitt. „Du hörst dich fast an wie Spock aus Raumschiff Enterprise.“ lächelte Maya, tat es ihr gleich und half auch Mariko. „Ihr braucht euch keine Sorgen machen dass ihr irgendwelche schwarze Poesie rezitieren müsst, das machen nur die Emos. Naja, zumindest in den USA.“ erklärte sie weiterhin und führte die Beiden, wobei sie Marikos Rollstuhl schob, zur Bar, an Welcher sie sich jeder ein Glas mit alkoholfreiem Wein nahmen, wobei Ren-jie den Wein sofort am Geruch erkannte. „Ein Merlot. Ich wusste gar nicht, dass es den auch in Alkoholfrei gibt.“ meinte sie und nahm noch eine Geruchsprobe, wollte gerade einen Schluck trinken, da bemerkte sie einen sehr ansprechenden Geruch nach Lakritze und Kirsche. „Nanu?“ machte sie und roch noch einmal daran. Sie hatte sich nicht getäuscht. Der Wein roch nach Absinth. Eilig stellte sie ihr Glas wieder an die Theke, nahm auch Die von Mariko und Maya ab. „Lasst das lieber. Jemand hat Absinth in den Wein gemischt.“ meinte sie auf die Entrüstung ihrer beiden Freundinnen hin. Ganz in ihrer Nähe verzog jemand das Gesicht vor Wut und Enttäuschung. „Entschuldigung? Wir hätten gerne etwas aus einer frisch geöffneten Flasche. Unser Wein hat eine unangenehme Note.“ bat Ren-jie den Barmann, welcher zwar etwas missmutig die Gläser zurücknahm und eine neue Flasche öffnete. Da dieser Wein nicht zu beanstanden war, tranken die 3 Freundinnen ein Wenig und genossen die Musik. Es war kein Death-Metal und kein Punk-Rock wie befürchtet sondern eher, etwas wie dunkle Romantik, Bands wie Evanescence, H.I.M. und Nightwish wurden aufgelegt und obwohl es sehr dunkel in der Halle war, durch die aufflackernden Stroboskope und farbigen Scheinwerfer konnte man schon ein Wenig erkennen. Auf einmal hörte Ren-jie etwas, einen erschrockenen Aufschrei. „Entschuldigt mich mal eben, ich muss mal kurz etwas erledigen.“ meinte sie, drückte Maya ihr Glas in die Hand und ging in die Richtung, aus welcher der Schrei kam. Schnellen Schrittes, aber nicht zu auffällig schlängelte sie wie eine Schlange durch die Menge und fand schließlich die Quelle des Aufruhrs. Auch Andere hatten sich langsam zu der Quelle umgewandt: Es waren ein blauhaariger junger Mann, den Ren-jie gut kannte, sowie ein Mädchen mit langen, schwarzen Haaren und im schwarzen Kleid, das von ihm belästigt wurde. „Mir scheint eine gebrochene Nase war nicht genug für dich. Wie wäre es dann mit Rührei? Ich könnte auch Eier-Röllchen daraus machen.“ meinte die Rosahaarige hinter ihrem Fächer. Erbleicht drehte sich der Junge zu ihr um und erstarrte. Ja, sie erkannte ihn, es war dieser lüsterne Flegel, der ihr vor 2 Wochen aufs Mädchenklo gefolgt war. „Nicht du schon wieder.“ „Lustig.“ lächelte Ren-jie und klappte den Fächer zusammen, senkte ihn leicht, „Ich wollte gerade das Selbe sagen, auch wenn ich ehrlich gesagt keine Wut empfinde, sondern mehr Überraschung. Außerdem würde ich von der Dame ablassen, denn sie ist die mehrmalige Kanto-Jugendmeisterin in Karate. Und ihre Begleitung ist ebenfalls Kampfsportlich aktiv, genau wie ich. Und 3 gegen Einer wäre nur fair, wenn ich die Eine währe.“ „Muay Thai kann nämlich auch gegen mehr als einen Gegner verwendet werden.“ lächelte ein junger Mann im schwarzen Anzug und mit schwarzem Hut. Für einen Moment blieb Ren-jie das Herz stehen, sie dachte einen Geist zu sehen. Doch als der junge Mann seinen Hut hob, erkannte sie dass es gar kein Mann war, denn vielmehr ein Mädchen mit einer Oberweite so flach wie ein Brett. Verzweifelt sah der Blauhaarige zwischen den 3 Mädchen hin und her, ließ schließlich von der Schwarzhaarigen ab und suchte das Weite. „Welch ein Mistkerl. Beim nächsten Mal serviere ich ihm seine Eier als Omelette. Auch wenn er Geschmack zu haben scheint.“ murmelte die Rosahaarige, entfaltete erneut ihren Fächer und wandte sich zu den anderen Beiden um. „Woher wusstest du… dass ich Karate kann?“ wollte das schwarzhaarige Mädchen wissen, doch ihre Begleiterin lieferte schnell eine Erklärung: „Vermutlich hat sie mal von dir gelesen, Ran. Du bist immerhin Bekannt wie ein bunter Hund unter den Kampfsportlern Japans.“lLächelte sie mit hervorstehendem Fangzahn und nahm den Hut ab. Renjie hatte sich nicht getäuscht, es war ein jungenhaftes Mädchen im schwarzen Anzug. „Aber woher wusstest du dass ich auch Kampfsport mache?“ „Wir haben alle die gleiche Körpersprache, die gleiche Haltung. Und ich kenne die Haltung jedes einzelnen Kampfsportes. Übrigens, mein Name ist Di Ren-jie, Nachfahrin des berühmten Richters Di Renjie aus China. Du bist Ran Mouri, Tochter von Kogoro Mouri, dem schlafenden Meister-Detektiv, nicht wahr?“ fügte sie an die schwarzhaarige gewandt hinzu, welche nur überrascht nickte. „J-ja. Woher weißt du das?“ „Wie deine Freundin schon sagte, ich habe einmal einen Bericht über dich in der Tageszeitung gelesen. Wenn ich einmal etwas lese, sehe oder in irgendeiner anderen Weise wahrnehme, bleibt es für immer in meinem Gedächtnis. Ich vergesse nie ein vergangenes Ereignis, egal wie unwichtig es erscheinen mag. Ach äh, und du bist?“ fragte sie nun Rans Begleiterin, welche negativ überrascht mit weit aufgerissenen Augen zusammenzuckte. „Moment, du hast nie über mich gelesen!? Über die geniale Schülerdetektivin Masumi Sera!?“ „Nein… nicht dass ich wüsste…“ schüttelte Renjie nachdenklich den Kopf und überflog im Geiste noch einmal die Zeitungen der vergangenen 4 Wochen. „Der einzige geniale Schülerdetektiv von dem ich gelesen habe war Heiji Hatori… und natürlich meine Wenigkeit… aber weder den Namen Sera, noch den Namen Masumi kann ich hier irgendwo lesen… nein, nichts. Auch nicht in der Zeitung von vergangener Woche… auch von gestern nicht, überhaupt nichts.“ schüttelte sie weiterhin den Kopf. Deprimiert ließ Masumi den Kopf hängen. „Na toll, so uninteressant bin ich also.“ „Würde ich nicht sagen. Die Mädels fliegen sicher Reihenweise auf dich, wenn sie nicht wissen dass du auch ein Mädchen bist. Und wenn da die Eine oder Andere Maya dabei ist, könnte es sogar was mit euch werden. Immer vorausgesetzt du hast Interesse an Mädchen, versteht sich.“ Damit drehte sich Ren-jie von den beiden Weg und sah zufällig zum Pult des DJ. „Was ist? Erinnerst du dich etwa gerade an etwas?“ „Nein, mir ist nur gerade eine Idee gekommen. Hat eine von euch zufällig den alkoholfreien Wein getrunken?“ „Nein, ich habe mir nur einen Saft geholt. Ich war da ein Wenig misstrauisch. Außerdem ist meine Mutter Anwältin, ich würde richtig Ärger kriegen wenn ich auch nur ein Bisschen Alkohol trinken würde.“ verneinte Ran dies. Masumi jedoch sah zu ihrem Glas und hob es an. „Was soll damit nicht stimmen?“ „Ich glaube dass jemand Absinth in den Einen oder anderen Wein gemischt hat. Ich habe da eine Idee.“ Die Musik verstummte und überrascht sahen Alle, auch Mariko und Maya, zum DJ-Pult. Sie erblickten ihre gemeinsame Freundin da oben, wie sie den DJ mit ihrem Krallen-Ring an der Kehle bedrohte. „Ruhig mein Freund, sonst setzt es was.“ ermahnte sie ihn eiskalt und nahm sich das Mikrophon. „Entschuldigt bitte die Unterbrechung, aber ich habe eine dringende Frage an euch alle.“ „Oh nein…“ schlug Maya die Hand vor den Kopf, doch Mariko wollte hören was ihre erste Freundin seit Jahren zu sagen hatte. „Mein Name ist Ren-jie und als ich etwas Wein trinken wollte, fiel mir ein sehr ansprechender Geruch nach Lakritze und Kirsche auf. Jedoch befinden sich in Merlot keine Kirschen. Hat noch jemand diesen sehr ansprechenden Geruch in seinem Getränk bemerkt?“ Überrascht sahen Maya und Mariko, wie viele Leute die Hand hoben. „Ich empfehle nicht in Panik auszubrechen, jedoch ist es möglich dass die von euch, die davon getrunken haben demnächst Vergiftungs-Erscheinungen aufweisen könnten. Ich hoffe dass in Anführungsstrichen nur jemand etwas Absinth in die nicht alkoholischen Getränke getan hat, befürchte jedoch ein sehr starkes Gift das nur in Kombination mit Alkohol tödlich ist. Ich bitte deshalb darum, dass jemand den Notruf wählt und einen MANF anmeldet. Bis die Rettungskräfte hier sind, wird bitte niemand den Saal verlassen, vielen Dank.“ Sowohl die Kriminal-Polizei, als auch der Rettungsdienst kam sehr schnell nachdem Renjie darum gebeten hatte, aber zum Glück wies niemand auch nur ansatzweise Vergiftungserscheinungen auf. „Und wie bist du auf das Gift gekommen?“ wollte Inspektor Megure von der rosahaarigen Brillenträgerin wissen, doch diese gab sich künstlich dumm. „Nun, ich las vor kurzem in einem Magazin, dass es ein Gift gibt, das einen sehr ansprechenden Geruch nach Kirsche und Lakritz hat. Und da auch Absinth, ein hochprozentiger Wermut-Likör aus Europa, je nach Hersteller und Rezeptur auch nach Lakritze riehen kann, war ich nicht sicher ob es nur ein dummer Streich, oder ein Anschlag war. Auch stand in dem Bericht dass die Wirkung erst in Kombination mit Alkohol eintritt. Da aber die Meisten hier aussehen als wären sie unter 21 haben wir nur alkoholfreien Wein, Wasser, Cola oder Saft getrunken.“ „Hm ich verstehe…“ nickte der Inspektor, da rief ihm schon einer der Kommissare von hinter der Bar etwas zu. „Inspektor! Sehen sie mal was ich gefunden habe!“ neugierig gingen Megure, Ran, Renjie und Masumi zur Bar, sahen wie ein rundlicher junger Kommissar ein kleines Fläschchen auf die Theke stellte. Er hatte es aus der Westentasche des Barkeepers. Das Fläschchen war aus Weißglass und die Flüssigkeit war klar und durchsichtig, jedoch farblos. Vorsichtig nahm Ren-jie mit der behandschuhten Hand das Fläschchen, öffnete es und roch daran. „Lakritze und Kirsche.“ stellte sie fest, worauf schon die Handschellen beim Barmann klickten. „Ich vermute dass er Homophob ist. Während sie auf dem Weg waren, haben Maya und Mariko mir geholfen indem sie die Leute, die von dem präparierten Zeug getrunken haben, befragt haben. Dabei kam heraus, dass die Meisten in Begleitung des gleichen Geschlechts hier hergekommen sind, so wie eben wir 3 oder auch Ran und Masumi. Vermutlich hat er gedacht, wir wären Homosexuelle Paare. Ich kenne genug Menschen, die Schwule und Lesben töten würden.“ „Kann ich nur bestätigen.“ nickte Masumi. „Ist das wahr?“ hakte der Inspektor bei dem Barmann nach, doch dieser schwieg eisern. „Wie auch immer, ich habe nur noch eine Frage: Woher haben sie das Gift?“ „Von so einer Kleinen im schwarz-roten Kleid.“ Knirschte er nur und es war wieder, als würde bei Ren-jie das Herz kurz aussetzen. Sie sah vor ihrem geistigen Auge unweigerlich die Gesichter von Zwillings-Schwestern, die sie gut kannte. Während die Polizei den Barmann abführte, wurde die Party aufgelöst und Masumi stellte erschrocken fest, dass aus Ren-jies Gesicht eine Menge Farbe gewichen war. „Hey, alles in Ordnung mit dir? Du siehst gerade aus wie halb verdaut und ausgespuckt…“ Sich an Marikos Armlehne festhaltend ließ sich die rosahaarige langsam zu Boden gleiten. „Ich glaube, ich brauche doch einen Arzt…“ meinte sie. Der Notarzt stellte nur fest, dass ihr Blutdruck abgesackt war und hatte ihr etwas gegen Übelkeit und den niedrigen Blutdruck gespritzt. Keine 10 Minuten später waren die 3 schon wieder auf dem Weg nachhause, gefahren von Mayas Bekanntem. Ohne jedoch ein Wort zu sagen, half Ren-jie ihrer behinderten Freundin ins Haus und ging dann den restlichen Weg zu Fuß. Ihr spukten noch immer die Bilder ihres Flashbacks durch den Kopf. Ein schwarzrotes Kleid, das passte auf diese 2 Mädchen, deren Leben sie vor so vielen Jahren gerettet hatte und von denen sie dachte sie wären in den USA untergekommen. Maya wollte sie ursprünglich begleiten, doch als sie abermals Ren-jies finstere Aura sah, beschloss sie mit ihrem Bekannten vor zu fahren. Als die Bilder endlich aus ihrem Kopf raus waren, war sie auch schon vor ihrer Haustür, jedoch war einer ihrer Absätze abgebrochen und sie musste nun ohne Schuhe den Rest des Weges beschreiten, doch es war ihr egal. Alles was sie jetzt noch wollte, war ein heißes Bad, ein Happen zu Essen und ihr Bett. Doch es kam anders. Kaum hatte Ren-jie die Tür geöffnet, da stand vor ihr ein Mann den sie eigentlich so selten sehen wollte wie möglich: John Smith von der CIA. „Ren-jie, wir müssen reden. Es geht um ihre, nennen wir sie mal, Cousinen.“ Entgeistert ließ die rosahaarige Brillenträgerin ihre Schuhe und ihre Handtasche fallen. „Wollen sie mich verarschen!?“ Nächstes Mal bei Detective Di: Ren-jie bekommt unerwünschten Besuch von einem alten Bekannten, der ihr gleich 2 andere Bekannte aufs Auge drückt. Am darauffolgenden Tag statten ihr dann auch die Detektiv-Boys einen Besuch ab, bei denen Ren-jie sofort 2 der Mitglieder an den Gesichtern erkennt. Doch am Abend kommt es zu einem Zwischenfall mit weitreichenden Konsequenzen. Wer ist dieser Besucher? Und was war das mit den Cousinen? Bleibt gespannt, denn es gibt immer nur eine Warheit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)