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Alex vs. Weihnachten

von

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„Nun komm schon rein, Alex! So schüchtern habe ich dich ja noch nie erlebt“,

schärzte Lyz erheitert, süß lächelnd, die ihre Umhängetasche bereits in einer eleganten Bewegung abgestellt hatte und dabei war, sich aus ihrem etwas zu engen dunkelblauen Wintermantel zu schälen. Wenn sie ihren Körper so ins Hohlkreuz brachte, war es mir kaum möglich meinen Blick von diesem süßen Ding zu lassen.

Es war das erste Mal, dass sie mich in ihre vier Wände im Studentenwohnheim einließ. Mehr als das, war diese Hutschachtel tatsächlich nicht, aber nichtsdestotrotz hatte sie ganz recht… ich war aufgeregt und zwar richtig. Ihr süßer Duft lag hier überall in der Luft, deshalb kostete es mich einige Überwindung, schon nur über die Schwelle zu treten. Woher sollte ich denn wissen, wie ich auf diese geballte Ladung von meinem Prinzesschen reagieren würde?

Ich wagte den Schritt, während ich so lässig wie möglich meine schwarze Umhängetasche neben ihre stellte und meine schwarze Lederjacke, mein ganzer Stolz im Übrigen, auszog und sie dann so neben ihre hängte, dass sie mit ihrem Innenfutter in Berührung kam, damit ich auch später noch etwas von ihrem Duft hatte.

Sie tänzelte wie ein Blatt im Wind zu ihrem Bett und ließ sich fröhlich darauf fallen, was ihr hübsches weißes Kleid in ihrer schwungvollen Bewegung wehen ließ. Ihre großen blauen Augen funkelten mich aus den paar Metern Entfernung interessiert an, als sie mich fragte:

„An was für Filme hattest du denn da so gedacht?“

Eigentlich war mir das egal, denn es ging mir nur darum, ihr näher zu kommen, doch irgendetwas musste ich ihr ja antworten.

„Keine Ahnung. Mach einfach mal dein Prime Video auf, dann klicken wir uns ein bisschen durch.“

Ich ging auf sie zu und sah mich dabei flüchtig in ihrem kleinen Zimmer um, das meinem in Aufbau und Größe glich, aber ihres hatte diesen weiblichen und wohnlichen Charme. Ich sah zwar zu dem süßen Mädel, aber im Augenwinkel tauchte etwas auf, bei dem sich mir automatisch die Haare sträubten.

„Was ist das denn bitte, Prinzesschen?“

Ich hielt dieses unaussprechlich grässliche Ding, das auf ihrem Schreibtisch lag, nun fixiert und bemerkte, wie Lyz, die sich gerade ihren Laptop vom Nachtisch gehoben hatte, zu mir blickte.

„Ähm, ein ganz normaler Adventskranz?“,

antwortete sie hörbar verwirrt.

Ich hatte versucht es auszublenden, aber diese unerträgliche Adventszeit hatte schon wieder begonnen. Ich war vom Typ her zwar wohl eher das, was man ausgeglichen nannte, aber ein paar Dinge brachten mich richtig auf die Palme: Pech bei der Geschmacksrichtung der Blutkonserve, wenn sich jemand unerlaubt an mein Mädchen heran machte und heilige Feiertage wie Weihnachten. Warum musste sie diesen Unfug auch mitmachen? Ich sagte nichts, sondern starrte nur immer noch dieses Ding an und es starrte zu mir zurück aus seinen vier roten Kerzenaugen. Wahrscheinlich war Lyz von meinem Schweigen verdutzt, denn sie begann mir zu erklären, wo sie es her hatte.

„Ich habe meine Eltern gebeten ihn mir zuzuschicken. Den hatte ich zu Hause in meinem Zimmer stehen. Der ist auch noch recht neu und viel zu schade, um auf dem Dachboden zu verstauben.“

„Wirf den Weg!“,

wies ich sie sofort schroff an, denn dieses runde grüne Monster verhagelte mir die Freude an ihrem sonst so wundervollen Zimmer.

„Hä, spinnst du? Den hat mir mein Ex vorletztes Jahr geschenkt! Geschenke wirft man doch nicht weg!“

Ihr Ex? Doch nicht etwa Mick, dieser arrogante Vollhonk.

„Dann verschenk ihn weiter! Du hast doch jetzt mich“,

witzelte ich, während ich mich grinsend zu ihr umwendete und die Augenbrauen anhob. Ich war gespannt, was sie dazu zu sagen hatte.

„Blödmann!“,

kicherte sie leicht erheitert, was mir gut gefiel, denn sie hätte auch deutlich ablehnender reagieren können. Direkt darauf zog sie, wahrscheinlich unbewusst damenhaft, ihre Beine an ihren Körper heran und stellte sich ihren Laptop auf die Beine. Sie nahm mich wohl nicht ganz ernst, weil ich meist nur mit ihr herumbalberte, aber diesmal war es kein Spaß. Als Vampir hasste sich Zeichen, die auf die Geburt des christlichen Heilands hindeuteten, eigentlich sogar alles, was mit Kirche zu tun hatte und da bildete Weihnachten keine Ausnahme.

„Wenn du es nicht machst, dann tu ich es“,

schimpfte ich, schob den Papierkorb in Position und stupste das Ding, das sie Adventskranz nannte, mit nur einem Finger hinab in den Eimer. Leider passte er nicht richtig hinein und ich war drauf und dran, ihn mit dem Fuß passend zu machen, als sie geschockt ihren Laptop beiseite auf das Bett warf und gesprintet kam.

„Schon gut! Ich räum ihn ja weg.“

Sie holte den Kranz wieder heraus, ging zu ihrem Kleiderschrank, den sie öffnete um das olle Ding darin zu verstauen.

„Was hast du nur für ein Problem damit?“

„Ich hasse Weihnachten einfach, so wie alle Va…-, ich hasse es einfach, okay? Lass gut sein!“

Fast hatte ich mich verplappert, doch ich durfte ihr doch nicht sagen, was ich war. Dabei juckte es mir so in den Fingern zu testen, ob ich diesen angeblich so unwiderstehlichen Charme eines Vampirs tatsächlich hatte. Meine Schwester dichtete ihn mir zwar an, ich war mir da aber nicht so sicher. Allerdings, wenn ich ihn jemals irgendwo zu Einsatz bringen wollte, dann am ehesten bei meinem Prinzesschen. Sie war einfach unvergleichlich und ich kam nicht mit dem Gedanken klar, in ihrer Friendzone zu vergammeln.

Lyz seufzte, setzte sich dann wieder auf das Bett und nahm sich den Laptop, wie schon zuvor. Ich ging ihr nach, stellte mich hinter sie und beugte mich über ihr kastanienfarbenes, nach Rosen duftendes Haar hinweg zum Bildschirm.

„Lass uns das hier gucken!“,

sagte ich, auf einen der kostenlosen Filme zeigend, von dem ich wusste, dass er richtig gut war.

„Pulp Fiction…“,

las sie zögerlich vor und fragte dann naserümpfend:

„Was ist das für ne Domina auf dem Cover? Alex, ich schau mit dir bestimmt keine Schmuddelfilmchen!“

„Das ist ein Gangsterfilm, kein Schmuddelfilmchen und Uma Thurman ist definitiv keine Domina. Mit dem Film ist sie bekannt geworden. Dass du nicht Mal diesen Meilenstein der Filmgeschichte kennst...“

Wie sie ertappt zu mit hoch schaute war einfach zu niedlich. Mein langer Zopf, den ich im Nacken trug war zu ihr herunter gerutscht und streifte sie nun am Nacken, weshalb sie reflexartig an sich hoch griff, doch bevor sie mein schwarzes Haar berührte, erhob ich mich ein Stück.

„Wenn du meinst, starte ich den Film eben. Aber wenn sie doch ne Domina ist, dass lass ich dich nichts mehr aussuchen!“
 

Den Laptop in der Hand, krabbelte sie nach vorn zum Schreibtisch, drückte Start und kam zurück wie ein Kätzchen auf allen Vieren. Ich nahm mir den Drehstuhl und dachte dabei darüber nach, ob sie überhaupt selbst bemerkte, wie sinnlich sie war. Klar hätte ich mich lieber gern mit ihr aufs Bett gesetzt, aber so nah wollte sie mich bestimmt nicht bei sich haben. Noch nicht, jedenfalls.

Ich fand den Film super, so wie alles von Quentin Tarantino, aber sie schien so ihre Schwierigkeiten damit zu haben.

„Ich kann der Handlung gar nicht richtig folgen“,

sagte sie und quiekte ganz herrlich immer dann, wenn jemand erschossen wurde, recht oft also. Wahrscheinlich war das nicht der richtige Film für den Einstieg, aber ich hatte auch keine Ahnung was besser gewesen wäre. Sowas wie „Pretty Woman“ oder „Dirty Dancing“ konnte sie sich auf jeden Fall abschminken, solange ich die Filme aussuchen durfte.
 

Am nächsten Tag nach der Vorlesung startete das gleiche Spiel. Sie nahm mich mit zu sich, ich sah den Adventskranz, den sie wieder aus dem Schrank geholt hatte und ihn hastig wieder in diesen hinein stopfte.

„Erzähl Mal, was du an Weihnachten ablehnst. Liegt es am Kommerz? Den mögen viele nicht“,

spekulierte sie nun schon. Ich lächelte sie nur an, ohne zu antworten, denn ich genoss es, wie sie sich über mich den Kopf zerbrach. Das konnte ruhig noch eine Weile so bleiben.

Schon am Tag zuvor war es, während der Film lief, draußen dunkel geworden und der Laptop die letzte und einzige Lichtquelle in ihrer Hutschachtel. So eine Atmosphäre konnte man doch durchaus als romantisch bezeichnen, fand ich. Dass sie schreckhaft zu sein schien, wollte ich mir zu Nutze machen und suchte nach einem gruseligen, kostenlosen Film.

Meine Wahl fiel auf „Doom“, ein Film, der ihr schon nach kurzer Zeit ziemliche Angst einjagte und mich damit tierisch amüsierte. Sie stand auf, klickte mit der Maus schlotternd auf Pause und holte sich zu meiner Überraschung dann den Laptop zu sich auf das Bett.

„Ich erkenn die Viecher gar nicht richtig“,

kommentierte sie mit erhöhter Atemfrequenz und fragte dann:

„Du sieht doch bestimmt auch nichts, oder? Willst du… ein Stück rankommen?“,

Sofort rückte ich mit dem Stuhl näher zu ihr auf.

„Nein, mit aufs Bett, meinte ich“,

hauchte sie danach schüchtern und ich wusste auch ohne viel Licht, dass ihre rosigen Wangen noch röter wurden. Ich ließ mich grinsend neben ihr auf das Bett plumpsen, wodurch sie und der Laptop nach oben wippten.

„Vorsicht!“,

rief sie kichernd und krallte sich nach vorn an ihren Rechner.

Scheckszenen möchte ich am liebsten, denn dann war sie drauf und dran sich an meine Brust zu werfen. Sie beließ es dabei, sich nur etwas an mich anzulehnen, was auch spürte war. So schwer es mir auch fiel, behielt ich meine Hände bei mir. Würde sie es verlangen, oder den ersten Schritt machen, wäre es wahrscheinlich okay, aber ich durfte das nicht. Es blieb mir nur die Wahl, ihre Zuneigung auf diese Weise aus ihr heraus zu kitzeln, immerhin war sie die Frau meines Herrn. Würde er herauszufinden, dass ich mich an Sie heran machte, dann würde er mich im wörtlichen Sinne einen Kopf kürzer machen.

Nach dem Film lachte sie, lehnte ihr hübsches Köpfchen an meinen Arm, an dem sie etwas zusammengesunken war und sagte halblaut:

„Soviel zur Marsbesiedlung. War ganz lustig, aber morgen will ich nicht wieder so einen Horrorstreifen sehen.“

„Mir hat's gefallen“,

sagte ich grinsend zu ihr herunter blickend, worauf das süße Ding hochschreckte und sich neben mir ganz aufrecht setzte. Mit dem Ergebnis zufrieden stand ich auf und ließ sie in ihrer leichten Verwirrung allein.
 

Tatsächlich setzten wir ein paar Tage das Filme schauen aus. Erst am Sonntag darauf schien sie sich wieder geordnet zu haben und schrieb mir eine Nachricht, ich könne sie besuchen kommen. Ich wohnte im Studentenwohnheim ja direkt neben ihr, hatte also keinen weiten Weg und klopfte an ihre Zimmertür.

Dieses freche Ding öffnete mir mit einer Weihnachtsmütze auf dem Kopf, wo sie doch wusste, dass ich nicht nur ihren bescheuerten Adventskranz, sondern Weihnachten als solches hasste. Da ich das Gesicht verzog, verurteilte sie mich fröhlich lachend.

„Du bist so ein Grinch.“

Zur Strafe zog ich ihr die Mütze vom Kopf, was ihr ein paar Härchen statisch auflud, die nun lustig nach oben standen. Gespielt eingeschnappt riss sie mir danach die rot weiße Mütze wieder aus der Hand. Eigentlich wollte ich ernst bleiben, um sie zu tadeln, doch sie sah einfach zu ulkig aus und ich begann zu lachen, während ich in ihr duftendes Reich eintrat.

„Pass auf, heute machen wir es anders. Wir haben die ganzen Tage irgendwelche Filme ausgesucht, aber heute ist der zweite Advent und ich bestehe darauf, einen Weihnachtsfilm zu sehen“,

befahl sie mir.

Ich ging tiefer in den Raum hinein, direkt auf ihr schönes, mit Rosenmotiv bezogenes Bett zu, auf das ich mich einfach ungefragt setzte und sie entspannt anlächelte. Mir kam da etwas in den Sinn geschossen, das meine Laune noch weiter hob.

„Ich könnte mich dazu überreden lassen, darauf einzugehen, aber nur, wenn ich den Film aussuchen darf.“

Noch immer mit der Mütze in der Hand schritt sie auf mich zu und ließ sich interessiert neben mir sinken. Sie ahnte schon, dass mir etwas vorschwebte, also nahm ich mir den Laptop, den sie eigentlich nie auf dem Schreibtisch, sondern immer auf ihrem Nachttisch abstellte und klickte ein wenig herum.

Leider war der Film nicht kostenlos, aber Lyz würde mir die Leihgebühr schon verzeihen, wenn sie dieses Highlight der Filmgeschichte nur erstmal gesehen hatte. Auf die drei Euro kam es doch auch wirklich nicht an.

„Hey, warte mal! Weihnachtsfilm hatte ich gesagt“,

warf sie empört ein, als sie das Titelbild mit Bruce Willis sah, der eine Pistole trug.

„‘Stirb Langsam' ist auch ein Weihnachtsfilm, Prinzesschen“,

schleuderte ich ihr entgegen, worauf sie erst einmal nichts zu antworten wusste.

„Na, wehe wenn nicht!“,

kam dann verzögert. Danach setzten wir uns nebeneinander auf das Bett und ich startete den Film unbehelligt.

„Da! Ein Weihnachtsbaum im Hintergrund!“,

warf ich erheitert ein, während ich ihr skeptisches Gesicht betrachtete.

So wie sie schon nach der ersten Actionszene mitfieberte, mochte sie den Film, doch trotzdem konnte sie es nicht unterlassen zu quieken:

„Da werden ganz schön viele blonde Männer erschossen!“,

während sie sich an meinen Arm drückte, immer wenn es brenzlig um John McClane wurde und das genoss ich in vollen Zügen. Tja, blond war auch mein Her… ob es da einen Zusammenhang dazu gab, dass ich diesen Film so mochte? Eigentlich diente ich ihm ja gern, aber seit er dieses Mädchen aufgegabelt hatte, war alles anders. Vieles, was sie betraf, war mir unklar, doch nicht alles, wie zum Beispiel meine Gefühle zu ihr oder die Tatsache, dass sie mir ihr sogenanntes Weihnachtsgeschenk gerade in der ansprechenden Form ihrer Brüste an meinem Arm machte.

Spätestens der Abspann, der mit einem fröhlichen „Let It Snow! Let It Snow! Let It Snow!“ begann, musste sie vollends davon überzeugt haben, dass ich ihrem Willen einen Weihnachtsfilm anzuschauen, folge geleistet hatte. Siegessicher grinste ich das Prinzesschen an meinem Arm an.

„Na?“

„Hast zwar recht behalten, aber ich fühl mich trotzdem verarscht“,

kicherte sie, den Laptop zu Seite stellend. Lyz tauschte ihn gegen ihr Handy, auf das sie erst nur einen flüchtigen Blick warf, es eigentlich schon wieder weglegen wollte, es jedoch sofort genauer fixierte und dann gespielt empört ausrief:

„Aaaalex!“,

während sie auf die E-Mail mit der Kaufbestätigung des Films starrte. Dann warf sie das Handy unsanft auf die Tastatur des offenen Laptops, unserer einzigen Lichtquelle, packte sich die bescheuerte Weihnachtsmütze neben sich und hockte sich wie eine lauernde Katze vor mich.

„Zur Strafe setzt du jetzt für den Rest des Abends diese Mütze auf!“,

war ihr Angriffsschrei, bevor sie sich auf mich warf. Sie gab sich wirklich Mühe, mir die rote Bommelmütze aufzuzwingen, deshalb musste ich aufpassen, dass ich meine Kraft zügelte. Es wäre so leicht und auch so schön gewesen, sie einfach zu überwältigen.

Dieses wild gewordene Prinzesschen gab nicht so schnell auf, also packte ich sie schließlich doch noch an ihren Armen und drückte sie daran so fest nach hinten, dass sie unter mir auf ihr eher hartes Bett plumpste. Wohl doch ein wenig absichtlich hatte ich ihr gezeigt, dass sie keine Gegnerin für einen wie mich war. Ich hielt sie fixiert und beugte mich über sie. Das Licht des Laptops mochte noch so schwach sein und trotzdem sah ich, wie sie unter mir rot anlief. Mein feines Gehör vernahm zudem deutlich ihren sich beschleunigenden Herzschlag und dadurch bemerkte ich nun auch die einladende Ader an ihrem zarten Hals.

Ich verfluchte den meine Herrn für seine bescheuerten Gesetze, Menschen nicht beißen zu dürfen, denn die Vorstellung meine spitzen Zähne in sie hinein zu bohren, um endlich ihr betörend duftendes Blut in mich aufzusaugen, brachte mich noch um den Verstand.

Sie nicht haben zu dürfen und sie nun auch noch so wehrlos unter mir liegen zu sehen, war zu erregend für mich. Um ihr nicht versehentlich meine Zähne zu zeigen, musste ich mich heftig darauf konzentrieren, meinen Kiefer und meine Lippen geschlossen zu halten. Ich bemühte mich, meine Instinkte zu unterdrücken, doch das gehörte nicht gerade zu meinen besonderen Fähigkeiten, denn dazu traten sie viel zu selten an den Tag. Eigentlich entdeckte ich sie erst so wirklich, seit ich auf dieses Mädel getroffen war, irgendwie frustrierend.

Ach, was hätte es mir für einen Spaß gemacht, sie wenigstens einfach zu küssen und dann erst zu schauen, wie sie darauf reagiert? Aber so dumm war ich nicht, denn dazu kannte ich meinen Herrn viel zu gut.

Nur einen Augenblick lang sah ich in ihr verwirrtes und doch trotzdem noch so hübsches Gesicht, bis ich ihr die Mütze abnahm und diese in ihren anderthalb Meter entfernten Papierkorb warf.

„Sorry“,

hauchte sie nun ganz kleinlaut, denn sie hatte bemerkt, dass es mir kein Spaß war, aber wie sollte ich diesem süßen Wesen böse sein? Sie tat so, als ob sie von meiner Erregung keine Notiz nahm, um es als normale Neckerei abzutun, doch sie war genauso erregt wie ich, das konnte ich wittern. Auch wenn sie es nicht zugeben wollte, in der Friendzone war ich ganz bestimmt nicht. Ich musste mich nur noch ein wenig weiter um sie bemühen, damit sie sich dessen endlich bewusst werden würde. Ich fand mein Lächeln schnell wieder, erhob mich von ihr und fragte sie dann:

„Welchen Film hast du denn am liebsten gemocht?“

Sie blieb stumm, auch wenn ich nicht wusste, wieso. Vielleicht war ich doch zu forsch mit ihr gewesen. Vampirischer Charme war es jedenfalls nicht, was ich ihr da gerade gezeigt hatte, so wie ich es mir in meiner Vorstellung ausgemalt hatte. Am einfachsten wäre es, sie einfach nur ansehen zu müssen und schon gehörte mir ihr Herz, aber das hatten wohl nur die Reinblütigen drauf, so wie mein Herr einer war, dem ja leider auch dieses Mädchen gehörte.

„Irgendwie gefallen mir alle Filme, die du mir zeigst“,

sagte sie schließlich etwas schüchtern und ich antworte ihr, durch diese Worte aufgebaut:

„Dann machen wir so lange weiter, bis dir einer ganz besonders gut gefällt, alles klar?“,

worauf sie energisch nickend einstimmte.

Die Idee vom gemeinsam Filmeschauen war ein Erfolg auf ganzer Linie. Innerhalb kürzester Zeit war ich ihr um so vieles näher gekommen. Ich hoffte inständig, das lag nicht nur an ihrer Einsamkeit, weil mein Herr sie so vernachlässigte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
"Hohoho",
lachte der Weihnachtsmann auf seine ganz eigene Weise, wie sie in dieser Wärme nur er beherrschte. Mit herzlichem Blick ging er auf die leicht verunsicherte Leserschaft zu, blieb in gebührlichem Abstand stehen und stellte seinen braunen Jutesack auf den Boden. Die Leser machten große Augen und schauten verschreckt interessiert, was er wohl in diesem prall gefüllten Sack haben mochte.
"Habt ihr noch nicht genug von Alex und seinem Prinzesschen?", fragte der alte Mann in Rot, ohne sich die Mienen seiner Leser genauer anzusehen.
"Dann habe ich hier etwas für euch!"
Er öffnete den Geschenkesack und heraus kam die Vampire Love-Story Forced Fortune.
"Darin gibt es einen fiesen Vampir, einen echten Tausendsassa, der sich die Liebe einfach erzwingt, wenn sie nicht von selbst wachsen will und ihr trefft auch wieder auf seinen frechen Diener Alex, der ein Auge auf dieselbe Frau geworfen hat."
Manche der Leser drehten sich desinteressiert weg, doch es gab da auch ein paar, die mit dem Gedanken spielten es sich näher anzuschauen...
"Hohoho"

(Zeitlich gesehen spielt dieser Oneshot in Kapitel 9 "Handle The Truth, Babe!" von "Forced Fortune".) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Schwabbelpuk
2019-03-07T19:06:44+00:00 07.03.2019 20:06
So, dein Wunsch war mir Befehl und ich habe mir diese Sidestory auch mal vorgenommen. Mit Gesichten zu Alex hast du mich eh an der Angel, deswegen fand ich es eine super Ergänzung zur Hauptstory. ^^ Mal etwas aus Alexs Sicht zu erfahren, fand ich wirklich interessant. Lyz ist noch so unglaublich unschuldig und unwissend, was einen direkt zum Anfang zurückversetzt. Fand ich garnicht schlecht, da momentan so viel abgeht. xD Hätte nicht gegen weitere Ansichten von Charakteren neben Lyz, meinetwegen auch von Mr. Angeber-Stock-im-Arsch Rova. :p
Antwort von:  Elnaro
07.03.2019 21:57
Hihi, freut mich sehr. Vielen lieben Dank :)
Weitere solcher Geschichten aus der Sicht der anderen gibt es tatsächlich. Sieben Kapitel aus Alex' Sicht, eines aus Rovas und drei aus Viccos Sicht. Die Geschichtensammlung wird "Forced Fortune: Files" heißen und ich veröffentlichene sie im Anschluss an die Hauptstory. Alucards Geschichte wird wahrscheinlich 4 Kapitel und einen anderen Namen bekommen, weil sie eigenständig ist und um 1900 spielt, aber da habe ich bis jetzt nur das Rohskript.
Antwort von:  Schwabbelpuk
07.03.2019 22:01
Oh, wow. Dann kommt da ja noch eine ganze Menge! Kann ich mich zumindest auf etwas freuen. ^^
Antwort von:  Elnaro
07.03.2019 23:04
Vieles entgeht Lyz, zum Teil auch weil Rova nicht will, dass sie so viel erfährt, aber ich habe diese ganzen Hintergründe natürlich erschaffen müssen, damit am Ende alles einen Sinn ergibt. Diese Geschichten erläutern im Prinzip einen Teil von dem, was ich als Charakter-Entwicklungskonzepte entworfen habe. Deshalb heißt es auch "Files". Ist ein bisschen ein Eitelkeitsprojekt, um zu beweisen, dass ich mir echt Gedanken gemacht habe xD
Aber ich wollte in der Hauptstory auf keinen Fall die Ich-Perspektive von Lyz brechen. Ich bin kein Fan von Hin-und-Her-Gespringe in einer Geschichte. Das stört die Immersion aus meiner Sicht ganz immens.
Von:  lula-chan
2018-12-26T11:28:31+00:00 26.12.2018 12:28
Eine schöne Geschichte. Gefällt mir. Sehr gut geschrieben. Das Thema konntest du sehr gut umsetzen.

LG
Von:  legen-
2018-12-12T19:40:53+00:00 12.12.2018 20:40
Toll mal etwas aus Alex Sicht zu lesen, ziemlich Interessant :3
Da freu ich mich schon auf die Bonus-Kapitel im Buch x3

Konnte mir diese Szenen schon in der Haupt-FF, sag ich jetzt mal dazu, gut vorstellen weil ich auch schon öfter in einem Wohnheim gewohnt und mich tw auch mit meinem Zimmernachbar zum Filme schauen getroffen habe, bloß war der kein Vampir... so weit ich weis X'D

Geschenke vom Ex darf man nach 2 Jahren aber ruhig wegwerfen... man darf Geschenke generell weg werfen :'3 Ich hab aber auch mal so gedacht wie Lyz, bis mich jemand dafür ausgelacht hat das ich sein Geschenk nach 10 Jahren noch hatte und das ganz Stolz präsentiert habe... wieso ich sowas hässliches denn behalten hätte :'3 naja.
Antwort von:  Elnaro
12.12.2018 22:59
Ich habe mir Mühe gegeben hier nicht zu viel über ihn zu verraten, weil das dann alles noch in den "Files" kommt.

Ha, wie cool, dass du dir die Szenen dadurch gut vorstellen kannst. Ich kenne auch diverse Wohnheime von innen.
Vielleicht bist du wie Lyz und wolltest es nur nicht wahr haben, dass er ein Vampir war xD

Ich denke sie wirft den Adventskranz kurz nach dem kommenden Erlebnis mit Alex tatsächlich weg. ; )
Von:  Kruemelteemonster
2018-12-12T11:18:16+00:00 12.12.2018 12:18
Ich finde die Geschichte ganz putzig und man kann sie gut in einem Schwung durchlesen. Als Teaser für dein Hauptwerk funktioniert das ausgezeichnet. Man wird neugierig auf den Rest der Konstellation.
Als Grammatik - Nerd muss ich dir anraten, die Geschichte noch mal im Hinblick auf Kommata zu lesen. Zwar versteht man die Satzstruktur hier auch ohne sie, aber es fehlt halt etwas.
Der zweite Punkt, bei dem ich die Stirn runzeln musste, sind die PPA. Ich mag es ja ziemlich gern, wenn Autoren Partizipien, Gerundia, Gerundiva und Konjunktive korrekt anwenden, aber gerade bei den PPA ist der Grat zwischen "elegant gelöst" und "schwerfällige Sprache" ein ganz schmaler.
Hier finde ich einige deiner PPA nicht elegant und würde -wäre dies eine meiner Nachhilfestunden- zu einem Nebensatz raten. Das gibt deinem Text oft einen viel besseren Fluss, als das Partizip.
"[...]sagte ich, mich grinsend zu ihr umwendend und die Augenbrauen anhebend, allerdings nur gespielt selbstbewusst." Abgesehen davon, dass Partizipien nicht durch Kommata getrennt werden, ist diese Stelle so ziemlich ein Paradebeispiel für das, was ich mit dem Fluss meine.
Ich würde da vorschlagen: "[...] sagte ich, während ich mich grinsend zu ihr umwandte und mit den Augenbrauen zuckte. Mein Selbstbewusstsein war hier allerdings nur gespielt." (Nur ein Serviervorschlag! ;3)
Du brauchst jetzt wirklich nicht alle PPA aus deinem Text verbannen, aber wenn du damit spielst und sie wohl dosiert wie leitendes Ufer in deinen Sprachfluss legst, wird das noch besser zu lesen sein. Du hast ja Gefühl für Wortwahl und Sprache: Schau mal, ob du nicht einige PPA doch ersetzen kannst. Je nach Konjunktion bekommt der Satz dann die Farbe, die du brauchst.
So.. viel Mecker für eigentlich nur 2 Punkte beendet. XD
Noch mal zur Erinnerung: Die Geschichte ist schön und lesenswert. :) XD
Antwort von:  Elnaro
12.12.2018 12:32
Hey, vielen Dank für deine Hinweise. Ich bin für so etwas sehr offen und freue mich über deine konstruktive Kritik!
Ich werde den Text mit Schwerpunkt auf die von dir angesprochenen Schwachstellen noch einmal überarbeiten. Ob ich alle Kommafehler finde, sei dahingestellt, aber die PPA lassen sich leicht ausmachen bzw. gezielt abändern.


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