Troublemaker von Nyrmiel (Plötzlich Eltern) ================================================================================ Kapitel 6: Schneemann --------------------- ✬✭✮✯✬✭✮✯✬✭✮✯ “Du bist eben doch ein Kuschelbär.“ Bobbys Blick verfinsterte sich sofort noch ein wenig mehr. Ihr lag bereits ein bissiger Kommentar auf den Lippen, da versiegelte Jill ihr bereits die Lippen. Schnaubend ließ Bobby es geschehen. „Kannst froh sein, dass du süß bist“, brummte sie unzufrieden, schien ihr ihren Kommentar allerdings nicht wirklich übel zu nehmen. Anstatt noch etwas zu sagen, hörte sie, was der Junge der Journalistin neben ihr zu raunte. Auch Bobbys Mundwinkel verzogen sich für einen kurzen Moment zu einem kleinen Grinsen. Auch ihr Blick war zu Tony gewandert. Auch wenn gerade wirklich ganz und gar keine Weihnachtsstimmung angebracht war, so hatte sich der Anblick von Tony, der vor Jahren einmal versucht hatte für die wenigen Kinder den Weihnachtsmann zu spielen, in das Hirn des kleinen Jungens an Bobbys Brust hatte sich sein Anblick von damals eingebrannt. Der Abenteurer hatte sich neben die ehemalige Stripperin gesetzt. Gracie, deren Blick gerade noch mitfühlend auf William gelegen hatte, schlang sofort die Arme um ihn und starrte ebenfalls in das prasselnde Feuer. Bobbys Blick wanderte von Miles zu Mike. Er und Thomas Gallagher waren Freunde gewesen. Aber anders als bei Miles ging Bobby bei Mike nicht davon aus, dass ihn die Unsicherheit und Trauer zu waghalsigen, undurchdachten Entscheidungen trieb. Mike war vermutlich einer der wenigen, die hier noch bei rationalem Verstand waren. Anders als manch anderer… Ein kurzer Blick zu William, der noch immer abwesend ins Feuer starrte und seinen dampfenden Becher nicht einmal wirklich angesehen hatte. Hannah und er waren mehr als einfach nur verliebt gewesen. Seit ihrem Tod hatte die Brünette mehr und mehr das Gefühl, dass der Mann sich immer mehr in sich kehrte. Er wurde stiller… wirkte mehr und mehr abwesend… es gefiel der Mechanikerin nicht. Bobbys Blick wanderte ebenfalls dem kleinen Jungen hinterher. Sicher, Bobby Nicks war keine Glucke, aber sie hasste es, wenn das Kind sich von ihnen entfernte. Besonders wo es momentan so früh dunkel wurde. Seien es auch nur ein paar Meter. Ein paar Meter konnten über Leben und Tod entscheiden und Bobby-Jane Nicks würde es definitiv bevorzugen, wenn Thomas Gallagher der letzte Tote war, den sie in der nächsten Zeit betrauerten. Denn das der Junge tot war, stand für die Mechanikerin definitiv fest. Niemand tauchte wieder auf. Wer länger als ein paar Stunden verschwand, kehrte nicht mehr zurück. Es brauchte nicht einmal eine Leiche. Gerade als die Mechanikerin nicht mehr still sitzen konnte, schien jemand anderes ihre Gedanken zu lesen. „Ich setz mich zu ihm.“ Ihr Blick wanderte zu dem Rotschopf, der neben ihr aufgetaucht war. „Danke, Red“, brummte sie ihr kurz zu und sah zu, wie Isabella durch den Schnee zu dem Kind stapfte. Tatsächlich beruhigte Bobby der Anblick. Zwar konnte Isabella durch ihren ewigen Optimismus einem ungemein auf die Nerven fallen, aber Charlie liebte sie. Und nach Davids Tod schien Isabella auch irgendwie weniger anstrengend zu sein. Red und Davie waren beste Freunde gewesen. David war für Bobby mehr ein Bruder als ein Cousin gewesen. Irgendwie fühlte sie sich für den fröhlichen Rotschopf verantwortlich. Müde seufzend fuhr sich die Mechanikerin durch die wirren Locken. Ihr Blick ging zu Jill neben sich. „Wieso bist du überhaupt noch so fröhlich… ist ja fast schon ätzend.“ Brummend legte Bobby den Arm um die Journalistin gelegt und zog sie an sich. Fuck, sie war müde. ✬✭✮✯✬✭✮✯✬✭✮✯ Sie kannte ihre Bobby doch. Dies würde sich niemals ändern, die miese Laune. Und doch hatte es sie all die Jahre angezogen und sie wurde zur Charlies Heldin. Warum also auch etwas daran ändern? Über den Anblick Tonys konnte man sich wahrlich erfreuen, während er einen Arm um Gracie legte und fest an sich drückte. Manchmal konnte man meinen mit diesem Erscheinungsbild wollte er nicht nur die anderen, sondern auch sich selbst wieder ein wenig mehr zum Schmunzeln bringen. War es doch eine schmerzliche Erfahrung nicht auf ewig den lebensfrohen Zeitgenossen zu mimen. Dieses Mal wünschte er sich vermutlich nun endlich die kleine Brünette neben sich wieder ein Lächeln schenken zu können. Aber auch er wusste, Brandy wurde ohnehin nicht mehr in ihren Armen liegen. Henry erhob sich. Als würde er nicht ruhig stillsitzen können, weil er es selbst nicht ertrug vor seinem Sohn so eine traurige Figur zu machen, nahm er Helen nun die Kelle ab, nur um ihr dann einen Becher einzufüllen. Mit einem kaum erkennbarem Schmunzeln deutete er ihr an sie sollte sich setzen. So lebte die kleine Gemeinschaft nun in die Tage hinein. Das Lachen drohte immer mehr zu verstummen. Wie diese noch immer Bestand hatte, war entweder pures Glück. Oder ein ewiger Fluch aus dem man nicht mehr gerettet werden konnte. Jillian schmunzelte dennoch. Hin und wieder konnte sie nicht anders. Oder wollte es einfach nicht. Kaum hatte Isabella sich zu dem Knirps gehockt, erwiderte der andere Rotschopf Bobbys Blick. „Aber auch nur….fast.“ Die kleinen Hände von Charlie vergruben sich in den kalten Schnee und trotz der abgenutzten Handschuhe störte er sich nicht an den Temperaturen. Das weiße Pulver wurde zu einer Kugel, welche größer würde. „Baust du etwa einen Schneemann?“, fragte Isabella neugierig und bestaunte das anfängliche Kunstwerk. Mit einem entschlossenen Nicken bekam sie auch gleich eine Antwort. „Für Onkel Will. Und Naddi…“, wie er Nadia liebevoll nannte. „Und Miles… Und Gracie…Einen ganz großen.“ Kaum hatte er sie mit einem Grinsen begutachtet, widmete er sich wieder mit der Schneekugel, welche er nun begann vor sich her zu rollen. Isabellas Grinsen wurde etwas größer. „Das ist aber lieb von dir. Darüber freuen sie sich bestimmt.“ Vollkommen konzentriert in seinem Tun eine große Kugel zu formen, versuchte er die Unebenheiten etwas glatter zu klopfen. „Ja, sie sind doch so traurig. Niemand spielt mehr.“ Charlie hatte es früh lernen müssen zu verstehen was Verlust bedeutete. Wie er damit umging, war für Jillian vermutlich der Grund trotz allem möglichst nicht das Lächeln zu verlieren. „Deshalb bekommen sie einen Olaf.“ – „Einen Olaf?“ – „Ja, er ist ein verzauberter Schneemann. Er ist lustig und umarmt gerne. Die Großen brauchen einen Olaf. Oder?“ Gerührt von diesen Worten, drehte sich die einstige Altenpflegerin noch einmal zu der betrübten Gruppe um, während sie Charlie mit einem breiten Lächeln musterte und schon hatten sich ihre Hände ebenfalls in dem Schnee vergraben. Die erste große Schneekugel war fertig. Langsam hörte man das Kichern der beiden, gefolgt von einem schiefen,- sowie falscher aber euphorischer,- Gesang. "♫ So you think I got a funny face. I ain't got no worries. And I don't know why. And I don't know why!". Ohne das Lied jemals richtig gehört zu haben, hatte Charlie seiner Mummy gern dabei zugehört während sie es lange geschmettert hatte, nachdem sie heimlich über Onkel Harry getrauert hatte. Hin und wieder sah besagte Mummy Jillian zu ihnen. Hörte aber kaum was sie sagten, war es wohl ihr kleines Geheimnis. Langsam war die zweite Kugel fertig und mit der Hilfe von Isabella kam diese auf die große. „Jetzt fehlt nur noch der Kopf. Such du doch schon mal ein paar Stöcke für die Arme. Und wir brauchen noch ein fröhliches Gesicht.“ – „Ja!“, euphorisch wie der Knirps war, suchte er den Boden nach etwas ab was zu einem Mund passen könnte, sowie nach passenden Stöcken, wobei er sich den Autos vor den Bäumen näherte. Sichtlich zufrieden mit einem Fund ging er in die Hocke um einen Ast aufzuheben, vernahm er plötzlich ein lautes Schnauben zwischen den Baumstämmen… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)