Messages From My Heart von Lina_Kudo (Botschaften meines Herzens) ================================================================================ Kapitel 7: Distaction --------------------- 7 DISTACTION »Ich darf mich nicht von meinen Gefühlen leiten lassen!« Mit einem kampflustigen Grinsen stand ich den Gegnern gegenüber, die gerade dabei waren, unseren Planeten anzugreifen. Aber dafür mussten sie erst einmal an mir vorbei. Das würden sie aber niemals schaffen – das konnte ich ihnen versprechen. Sie kamen eigentlich genau zur richtigen Zeit und versprachen mir Abwechslung. Und Ablenkung. »Na kommt schon her, ich bin eh gerade in Stimmung dafür, euch die Lebenslichter auszuknipsen«, provozierte ich sie weiter mit einem spöttischen Unterton. Um noch eins draufzusetzen, winkte ich sie zu mir. Wie es zu erwarten war, ließen sie das nicht auf sich sitzen und ich sah, wie einer schon wild geworden auf mich zustürmte. Ich grinste selbstsicher, während das Adrenalin durch meine Venen schoss. Was für primitive Gestalten. Mit großer Vorfreude stürzte ich mich in den Kampf. Denn in den Momenten, wo ich kämpfte und mich an der gefährlichen Grenze zwischen Leben und Tod befand, konnte ich alles um mich herum ausblenden. Hier konnte ich meine eigentlichen Probleme vergessen. Es war wie ein Rauschzustand. Ich weiß, dass es eine Sucht war. Eine lebensgefährliche Sucht. Doch das ging mir ziemlich am Arsch vorbei. Hauptsache, ich konnte endlich … vergessen. Alles und jeden. Stöhnend vor Schmerz schritt ich zum Palast der Prinzessin. Na ja, genau genommen war mein Gehumpel nicht mehr als ein »Schreiten« zu bezeichnen. Ich war froh, dass ich mich überhaupt noch auf den Beinen halten konnte. Ich hatte es mal wieder ziemlich übertrieben mit der Kämpferei. Ich musste akribisch aufpassen, keine Blutspur innerhalb des Palastes zu hinterlassen, wenn ich nicht zu einem Verhör gerufen werden wollte. Genervt verdrehte ich meine Augen bei dieser äußerst lebhaften Vorstellung. Als ich mich leichtsinnigerweise aufrichtete, um zu sehen, in welcher körperlichen Verfassung ich mich tatsächlich befand, durchzuckte mich augenblicklich ein stechender Schmerz, der sich vom Bauchbereich über meinen gesamten Körper ausbreitete. Verdammt. Jetzt, wo der Kampf vorbei war, spürte ich nun auch die Verletzungen, die ich mir während des Gefechts zugezogen hatte. Wie auch bei einem normalen Rausch folgte danach immer das böse Erwachen. »Verdammt, tut das weh«, jammerte ich leise und taumelte auf mein Zuhause zu. Mit meinem unversehrten linken Arm hielt ich stets auf meine rechte Bauchseite gedrückt, um die Blutung so gut es ging zu stoppen. Oh je, bestimmt gab es dort ein schönes großes Loch, was ich vor den anderen bestimmt nicht lange verstecken konnte. Verärgert darüber biss ich mir leicht auf die Unterlippe. Auf Schimpftiraden von Maker oder Healer hatte ich nämlich echt keinen Bock mehr. Eigentlich wäre es am vernünftigsten, mich erst wieder blicken zu lassen, wenn meine Verletzungen einigermaßen verheilt waren. Doch so wie es aussah, würde das noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Außerdem war ich eh schon seit eineinhalb Wochen weg – am Ende würden sie noch ein Suchkommando auf mich hetzen. Das konnte ich nun wirklich nicht gebrauchen. Und so musste ich nun doch in den sauren Apfel beißen und hoffen, dass sie nicht mehr bemerkten als unbedingt nötig. Ich wunderte mich selbst, wie ich es tatsächlich geschafft hatte, in mein Zimmer zu verschwinden, ohne erwischt zu werden. Glücklicherweise hatte ich ein eigenes Bad, das ich auch gleich als mein nächstes Ziel anstrebte. Der erste Blick in den Spiegel versetzte mich gleich in einen Schock. Oh mein Gott, war ich übel zugerichtet! Das Gesicht blutunterlaufen, während mein Oberkörper nur so von Prellungen, Blutergüssen und Brüchen übersät war. Auch der untere Bereich, der nicht vom Spiegel erfasst wurde, sah bestimmt nicht besser aus - den Schmerzen nach zu urteilen. Und an die inneren Verletzungen wollte ich gar nicht erst denken. Mit aller Mühe biss ich mir fest die Zähne zusammen und versuchte, mich aus meiner Kleidung zu befreien. Als ich endlich zu mir herabschaute, traf mich gleich der nächste Schlag meines Lebens. Jetzt hatte ich im guten Licht ja endlich Sicht auf alle wichtigen Teile meines Körpers – oder was davon noch übriggeblieben war. Ungläubig sah ich in das riesige Loch in meinem Bauch. Nicht nur das: Meine komplette rechte Körperhälfte war total zertrümmert. Diese einschneidenden Verletzungen hatte ich im Kampf gar nicht so richtig gespürt. Und in diesem Moment fragte ich mich ernsthaft, wie ich überhaupt noch leben geschweige denn mich bewegen konnte. Ich war wohl sogar noch zäher, als ich gedacht hatte. Angestrengt hievte ich mich zum Medizinschrank und holte eher schlecht als recht den Erste-Hilfe-Kasten heraus. So gut es ging musste ich mich selbst verarzten, bevor die anderen Wind davon bekommen konnten. Als wäre ich nicht schon mit diesen Blessuren gestraft genug – wobei: Ich hatte es ja unbedingt so gewollt. Besonders weit kam ich mit meinem Vorhaben nicht: Mir schwand die Kraft augenblicklich, als ich den Kasten in den Händen hielt, sodass er laut scheppernd vor meine Füße fiel. Na das hatte ich mal wieder toll hinbekommen. Wenn die anderen nicht spätestens jetzt nach meinem unfreiwilligen Weckruf wach waren, dann waren sie mehr als nur taub. Mir blieb jedoch keine Gelegenheit, um mich darüber zu ärgern, weil mich im nächsten Moment ein widerlicher Würgereiz überkam. Ich konnte es nicht aufhalten, hustete den Reiz raus, der sich von meinem Magen bis in die Speiseröhre hinaufgeätzt hatte. Ein metallischer Geschmack machte sich in meinem Mund breit. Ich verzog angeekelt das Gesicht. Blut, welches nun schön auf dem kalten Fließboden des Bades aus meinem Mund tropfte. Na ganz toll – jetzt durfte ich auch noch den Dreck wegschrubben und alle weiteren Indizien vertuschen. Ich verdrehte meine Augen, doch bemerkte dadurch eine weitere unangenehme Tatsache: Plötzlich sah ich doppelt. Oh je – was war nur mit mir los? »Verdammt!«, fluchte ich und versuchte, mich runterzubücken. Doch auch dieser Versuch scheiterte, als mir in diesem Moment mit einem Mal schwarz vor Augen wurde. Unsanft stieß ich mit einem Lendenwirbel gegen das Waschbecken, doch den Schmerz, der sich an dieser Stelle breitmachte, spürte ich gar nicht mehr. Ich war wie gelähmt, als ich Stück für Stück immer weiter den Halt in dieser Welt verlor und immer weiter in mich zusammensank. War es nun wirklich vorbei? Musste ich wirklich auf diese unspektakuläre Weise ins Gras beißen? Alleine und einsam im heimischen Bad, ohne dass es jemand bemerken würde? Ich hatte mir durchaus andere Vorstellungen gemacht, wie ich krepieren könnte. Zum Beispiel heldenhaft in einem Kampf fallen, um die Menschen zu beschützen, die mir wichtig waren. Oder einfach aus Altersgründen irgendwann das Zeitliche segnen. Aber der mit Abstand schönste Tod wäre gewesen, dabei in ihren Armen zu liegen. Wenn ihre strahlend blauen Augen das Letzte gewesen wären, was ich vom Diesseits gesehen hätte. Das wäre mein Traum gewesen. Ein Traum, der niemals in Erfüllung gehen konnte. Immer mehr merkte ich, wie ich die Kontrolle über meinen eigenen Körper verlor. Es war nun wirklich vorbei. Meine Tage waren gezählt. Kein Zweifel. Doch dafür hatte ich eh ziemlich lange durchgehalten bei diesem enormen Blutverlust und dem völlig malträtierten Körper. Ich schloss meine Augen, als ich dabei war, komplett das Bewusstsein zu verlieren. Ein schwaches Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. Das war also mein Ende. Ich verspürte keinerlei Angst davor. Im Gegenteil: Ich blickte dem Tod schon sehnsüchtig entgegen, der mich endlich von all meinen Qualen erlösen würde. Mein allerletzter Gedanke, bevor ich diese Welt verließ, war sie. Auf diesem Wege konnte ich in meinen letzten Atemzügen doch noch in ihre kristallklaren Augen sehen. Schätzchen … Schätzchen … Schätzchen … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)