Messages From My Heart von Lina_Kudo (Botschaften meines Herzens) ================================================================================ Kapitel 2: Destiny Of Predestined Future ---------------------------------------- 2 DESTINY OF PREDESTINED FUTURE »Wenigstens du sollst davon verschont bleiben.« Sie ist wunderschön, so wie sie gerade vor mir steht. Der Wind fährt durch ihre langen blonden Haare und lassen sie verspielt und zugleich elegant durch die Lüfte tanzen. Auch das weiße Kleid bleibt vom Wind nicht verschont, welches sie trägt und damit ihre unschuldige Weiblichkeit zusätzlich unterstreicht. Sie sieht aus wie ein Engel. An diesem Anblick kann ich mich gar nicht sattsehen. Mein Blick wandert ehrfürchtig über ihren perfekten Körper, bis ich mich immer weiter hocharbeite. Von ihren Beinen, hoch zu ihrem flachen Bauch, ihrer schmalen Taille, ihren wohlgeformten Brüsten bis hin zu ihrem Dekolleté, ihrem Hals, ihrem Kinn, zu ihrem wunderschönen Gesicht, bis er schließlich an ihren unsagbar klaren Augen hängen bleibt. Doch was ich da sehe, versetzt mir einen Stich ins Herz. In ihren Augen erkenne ich … Geringschätzung. Missbilligung. Ablehnung. Womöglich sogar … Abscheu? Mir gegenüber? »Egal was du auch tust, Seiya: Du wirst niemals gut genug für mich sein. Dafür bist du ein viel zu großer Versager.« Es fühlt sich an, als hätte sie mich mit ihren Worten getötet. Worte sind viel zu leicht zu unterschätzende Waffen. Waffen, die schärfer sein können als ein Samurai-Schwert. Waffen, die einem mehr Schmerzen zufügen können als jede Waffe dieses Universums. »Nein!« Ich fuhr hoch, sah mich panisch um und erkannte, dass ich kerzengerade in meinem Bett saß. Nur ein Albtraum. Mal wieder. Resigniert drückte ich meine Hand an die Schläfe, unter der es schmerzhaft pochte, als würde jemand permanent dagegen hämmern. Ich fragte mich, warum mir solche Träume immer noch so sehr zusetzten. Eigentlich müsste ich mich schon lange an sie gewöhnt haben – schließlich gab es keine Nacht, in der sie mich nicht verfolgten. Sie waren mittlerweile meine treuesten Begleiter geworden, auch wenn ich gut auf sie hätte verzichten können. An Schlaf war nicht mehr zu denken. Schon viel zu oft hatte ich das vergeblich versucht, nach solch einem grauenvollen Traum wieder einzuschlafen, sodass ich den Versuch gar nicht erst startete, sondern gleich die Decke zur Seite warf, aufstand und lediglich mit Boxershorts bekleidet zum Balkon rausging. Es war Sommer, sodass auch die Nächte warm waren und ich mir nichts überziehen musste. Seufzend lehnte ich mich am grauen Geländer und hielt mein Gesicht gegen den strahlend dunkelblauen Nachthimmel. Er war diesmal besonders schön. Keine einzige Wolke trübte dieses Bild. Abermillionen von Sternen waren zu sehen und erhellten dieses prächtige Phänomen der Nacht. Nicht zuletzt erleuchtete der kugelrunde Vollmond die gesamte Umgebung. Dennoch ließ mich die Schönheit der unberührten Nacht irgendwie kalt. Wie immer kreisten meine Gedanken nur um eine einzige Person. Ob es ihr gut ging? Mit einem bitteren Nachgeschmack schüttelte ich meinen Kopf. Ich sollte vielleicht anfangen, mich um mich selbst zu kümmern. Ihr ging es bestimmt gut, denn schließlich war doch ihr geliebter Mamoru wieder bei ihr. Er war schließlich alles, was sie brauchte, um wahrhaftig glücklich zu sein. Warum war ich überhaupt so dumm und erkundigte mich in Gedanken immer wieder nach ihrem Wohlbefinden? Hatte ich überhaupt noch das Recht, mich das zu fragen? Selbst, wenn dem nicht so wäre, hätte ich garantiert nicht das Privileg, das zu ändern. Ich würde noch nicht einmal die Möglichkeit bekommen, sie glücklich zu machen. Gedankenverloren sah ich zu dem See direkt unter mir, der den Vollmond widerspiegelte. Der Mond war ihr Symbol. Er erinnerte mich zwangsläufig immer an sie – wobei es das nicht gebraucht hätte, weil ich zu meinem Leidwesen doch sowieso ständig und ununterbrochen an sie denken musste. In diesem See sah ich aber noch etwas anderes. Ich sah nicht nur sie, sondern auch ihre andere Hälfte. Die Hälfte, die leider nicht ich bildete. Usagi und Mamoru waren genau wie dieser Vollmond, der sich im Wasser spiegelte. Egal, wie viele Steine man darauf warf und versuchte, dieses Bild zu zerstören - letztendlich würde das Bild doch wieder zusammenfließen. Sie waren einfach unzertrennlich. Erst als ich spürte, wie mir jemand ein Handtuch auf die Schultern legte, schreckte ich aus meinen Gedanken. Ich hatte niemanden kommen hören, was mich ziemlich verunsicherte. Normalerweise waren meine Sinne messerscharf und ich bemerkte es sofort, wenn sich mir jemand näherte und vor allem sich von hinten anschlich. War nun nicht einmal mehr auf meine Instinkte und Fähigkeiten Verlass? Ich blickte zur Seite und sah direkt in die Augen von … »Prinzessin.« Noch ganz benommen sah ich mich kurz um und realisierte erst jetzt, dass es in der Zwischenzeit zu regnen begonnen hatte und ich inzwischen von oben bis unten pitschnass war. Dabei war der Himmel gerade eben noch so klar gewesen. Doch das war auf Euphe nichts Ungewöhnliches. Außerdem konnte ich gar nicht sagen, wie lange ich hier schon am Balkon stand, da ich jegliches Zeitgefühl verloren hatte. Mir war es zwar vorgekommen wie wenige Minuten, doch es war nicht auszuschließen, dass ich schon Stunden hier draußen verbrachte. Ich hoffte inständig, dass sie mir nicht auch noch eine Predigt hielt. Auch wenn ich mir alle Mühe gab, die Fassade wenigstens bei ihr aufrechtzuerhalten, um mir keinen Ärger oder Stress einzuhandeln, war ich mir natürlich sicher, dass auch sie bemerkt haben musste, dass ich schon lange nicht mehr der Alte war. Doch sie konnte ich nicht so leicht abwimmeln wie Maker oder Healer. An ihr würde ich noch länger zu knabbern haben, wenn sie tatsächlich vorhatte, mich darauf anzusprechen. Oh je, hoffentlich kam sie jetzt nicht darauf zu sprechen. Doch ehrlich gesagt wunderte es mich bereits, dass sie mich überhaupt noch gar nicht darauf angesprochen hatte. »Wie oft habe ich dir gesagt, dass du mich bitte ›Kakyuu‹ nennen sollst?«, seufzte sie und sah mit Betrübnis auf die wunderschöne Landschaft vor uns. »Ich fühle mich immer so schrecklich einsam, wenn du so förmlich bist mir gegenüber.« Entschuldigend sah ich zur Seite. »Das tut mir leid. Es ist einfach nur … reine Gewohnheit.« Doch so ganz entsprach das nicht der Wahrheit. Zerknirscht biss ich mir auf die Lippen. Ich verstand selbst nicht, warum ich mich, seit wir auf der Erde gewesen waren, ihr gegenüber so unterwürfig verhielt und somit eine gewisse Distanz zwischen uns aufbaute. Denn schon als Kinder hatte ich in ihr nicht nur die Prinzessin gesehen, sondern ein ganz normales Mädchen, das nicht anders behandelt werden musste wie jedes andere Mädchen auch. Und ich war der Einzige, der sich das erlaubt hatte, so locker mit ihr umzugehen. Vielleicht war mir erst während des Aufenthalts auf der Erde klar geworden, wie weit sie über uns stand und das zwischen uns Welten lagen. Es war mir aber auch ein Rätsel, warum die Prinzessin unbedingt darauf bestand, dass ich sie wieder wie früher behandeln sollte. Doch mir war es nicht wichtig genug, um der Sache auf den Grund zu gehen. Prinzessin Kakyuu ging jedoch gar nicht weiter darauf ein und stellte etwas völlig anderes fest: »Du scheinst dich in deiner männlichen Gestalt ja sehr wohl zu fühlen.« Überrascht sah ich zu mir runter und bemerkte, dass ich ja immer noch nur die Boxershorts trug. Verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf und druckste herum: »Na ja, das liegt daran, dass …« »Du musst mir nichts erklären. Ich weiß, dass ihr alle in Wahrheit Männer seid.« Ertappt sah ich in ihre Augen, die mich an das Lodern des unbändigen Feuers erinnerten. »Ich bin kein kleines Mädchen mehr. Ich habe es schon lange gewusst, dass ihr ursprünglich als Männer auf die Welt gekommen seid und es nicht von ungefähr gekommen ist, warum ihr diese Gestalt auf der Erde angenommen habt.« Sie sah mich dabei nicht an, sondern blickte wieder hinaus in die Nacht, während sie ihre Hände elegant auf die obere Geländerstange legte. »Das ist aber auch gut so und ein Zeichen dafür, dass sich unser Schicksal erfüllen wird.« »Von welchem Schicksal sprecht Ihr?«, fragte ich sofort nach. Die Neugier in meinen Worten konnte ich nicht verbergen. Es war das Einzige, was mich überhaupt noch interessierte, nicht zuletzt, weil es mir mein Leben zur Hölle gemacht hatte beziehungsweise es immer noch tat: Dieses gottverdammte Schicksal. Es schien der Prinzessin nicht viel daran zu liegen, mir Frage und Antwort zu stehen, als sie sich von der Balustrade sanft abstieß, mir den Rücken zukehrte und mitten in der Bewegung noch verlauten ließ: »Ich … möchte dich vor dem Schicksal der vorherbestimmten Zukunft bewahren. « Sie drehte ihren Kopf leicht zu mir und schenkte mir ein sentimentales Lächeln. »Es reicht, wenn es schon einem von uns auferlegt ist.« Diese Aussage stimmte mich nachdenklich. Also hatte unsere Prinzessin mit dem gleichen Schicksal zu kämpfen wie Usagi? Musste auch sie sich ihrer vorherbestimmten Zukunft beugen, die schon seit Ewigkeiten feststand? Meine Muskeln begannen sich allmählich zu entspannen. Ja, vielleicht war es wirklich besser, dass ich nicht mehr wusste als unbedingt nötig. Da hatte Kakyuu vielleicht wirklich recht. Manchmal war es besser, nichts zu wissen. Vor allem, wenn es dabei um die eigene Zukunft ging. Das würde jeder verstehen können, denn mal ehrlich: Welcher Mensch wollte beispielsweise schon wissen, wann und auf welche Art er das Zeitliche segnen musste? Eigentlich sollte ich froh sein über meine Lage. Es gab viele, die eine noch viel schwerere Last tragen mussten und sich nicht in ihrem Selbstmitleid suhlten. Die sich einfach stumm damit abfanden. Und ich heulte schon herum wegen einer verschmähten, unerfüllten Liebe. Was war ich doch nur für ein Weichei. Wieder durchbrach Kakyuus Stimme das ruhige Prasseln des Regens. »Du solltest reingehen. Auch wenn es draußen warm ist, könntest du dir eine Erkältung einfangen.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)