Messages From My Heart von Lina_Kudo (Botschaften meines Herzens) ================================================================================ Prolog: Self-Destruction ------------------------ PROLOG SELF DESTRUCTION »Mir bleibt keine andere Wahl, als dich zu verlassen.« Der Abend, vor dem ich mich schon seit Wochen insgeheim gefürchtet hatte, während Taiki und Yaten es kaum erwarten konnten, war nun gekommen: Der Abend unserer Abreise. Wir würden innerhalb der nächsten zwanzig, wenn nicht sogar zehn, Minuten die Erde verlassen. Also in ziemlich absehbarer Zeit. Mein Herz tobte allein bei der Vorstellung, die Erde und sie hinter mir zu lassen. Wir hatten so viel zusammen erlebt – bestimmt mindestens dreimal so viel wie normale Menschen. Es konnte schließlich nicht jeder behaupten, in seinem ganzen Leben schon so viele Kämpfe gegen gemeingefährliche Feinde bestritten zu haben. Dennoch war es eine wunderbare Zeit, die uns sehr eng zusammengeschweißt hatte. Und kaum als ich es mich versehen konnte, hatte ich mich Hals über Kopf in sie verliebt. Das erste Mal in meinem Leben. Wie konnte ich das nur selber erst so spät merken? War ich wirklich so blind gewesen? Und das, obwohl ich felsenfest behaupten konnte, dass ich von meiner »Clique« der Emotionalste und Taktvollste war? Mein Blick war an ihre Augen geheftet. Sie stand vor mir und gleichzeitig direkt an der Seite ihres geliebten Mamorus. So glücklich hatte ich sie noch nie gesehen. Und ich musste mir eingestehen, dass es mir einen tiefen Stich versetzte, sie so zu sehen. Nicht, weil sie so glücklich aussah, sondern vielmehr, weil er der Grund dafür war und nicht ich. So egoistisch das auch klingen mochte: Mich störte dieses Bild. Um nicht zu sagen: Ich konnte diesen Anblick kaum ertragen. Ich kramte all meinen Mut zusammen und entschied mich dazu, ihr noch etwas mitzuteilen. Sonst würde ich es wohl für immer bereuen, ihr das nicht mitgegeben zu haben, als ich noch die einmalige Chance dazu gehabt hatte. So oder so hielt meine Zukunft nicht gerade rosige Aussichten für mich bereit. Ich konnte sie eigentlich nur besser gestalten, denn schlimmer konnte sie kaum noch werden. »Schätzchen … Ich werde dich ganz bestimmt niemals vergessen.« Ich meinte es genau so, wie ich es sagte. Ich würde sie nicht vergessen können. Niemals. Ich würde sie immer lieben. »Aber sicher doch: Schließlich sind wir doch jetzt Freunde für immer!« Okay, ich war selbst schuld, weil ich es verschrien hatte: Es ging immer schlimmer. Wäre diese Situation nicht so prekär gewesen, hätte ich sogar ein Lachen dafür übriggehabt. Ihre reine, naive Art war einfach zu köstlich. Hätte sich mein Herz bei ihrem Satz nicht so schmerzhaft zusammengekrampft … hätte ich es als lustig empfunden. Daher konnte ich keinesfalls in das amüsierte Gelächter meiner mehr oder weniger treuen Kameraden einsteigen. »Sie hat dich voll verstanden!« Bitte … Genervt schlug ich meine Hand auf den Kopf. »Hört auf zu lachen!«, nörgelte ich seufzend. Doch so richtig übel nehmen könnte ich es ihnen nicht. Denn wie gesagt: Ich hätte es ja auch witzig gefunden, wenn nicht ausgerechnet ich in der misslichen Situation gewesen wäre, was ja aber leider der Fall war. An ihrer Stelle hätte ich natürlich auch herzhaft gelacht auf Kosten des Opfers. Daher war das irgendwie tatsächlich eine der seltenen Momente, wo ich mir wünschte, eine andere Person zu sein. Nicht einmal die anspielenden Neckereien der Freundinnen, die Usagi galten, konnten mich richtig aufheitern. Dabei war ich eine Person, die normalerweise über jeden Scheiß lachen konnte. Doch es gab einen Gedanken, der meine Stimmung auf den Nullpunkt sinken ließ: Mit jeder Sekunde, die verstrich, rückte unser Abschied näher. Wie gerne würde ich sie noch einmal unter vier Augen sprechen und sie vielleicht sogar fest in meine Arme schließen, wenn sie es denn zuließ. Doch gleichzeitig fürchtete ich mich auch davor, weil mir klar war, dass ich sie dann nie mehr loslassen könnte. Das war auch der Grund, warum ich sie auch am Abend kurz vor unserem Abschiedskonzert nicht umarmt hatte, obwohl sich die Gelegenheit ergeben hätte. Doch ich hätte dann wirklich für gar nichts mehr garantieren können. Früher, als mir lieb war, sprach die Prinzessin die unvermeidlichen Worte aus, die meinen persönlichen Untergang einleiteten: »Kommt jetzt; es ist Zeit zu gehen.« Abermals zogen sich meine Eingeweide zusammen. Mein Herz fühlte sich so schwer wie eine ganze Tonne an, als ich mich langsam umwandte und mit mulmigem Gefühl der Prinzessin und meinen beiden Freunden folgte. Meine Beine fühlten sich ebenfalls wie Blei an, als ich einen Schritt nach dem anderen machte. Doch kurz darauf gab ich den Kampf auf und blieb stehen. Ich hatte gar keine andere Wahl, denn es war, als ob sich meine Beine selbstständig gemacht hätten und nun ihren Dienst verweigerten. Eine letzte Sache wollte ich doch noch loswerden. Nur eine einzige Sache. Ich konnte sie nicht so einfach zwischen uns stehen lassen. Ich würde niemals meinen inneren Frieden finden, wenn ich nicht aussprechen würde, was mir am Herzen lag. Mit fast schon finsterem Blick drehte ich mich um und sah direkt in die Augen meines ärgsten Konkurrenten. »Mamoru?« Ich hätte nicht gedacht, was für eine Überwindung es mich kosten würde, ihn zum ersten Mal persönlich anzusprechen. Ja, allein schon seinen Namen auszusprechen. Viel zu oft hatte ich ihn leidvoll aus den Lippen meines Schätzchens hören müssen und hatte nicht verhindern können, dass mit jedem weiteren Mal der Groll in meinem Herzen weiter zunahm. Ausnahmsweise kannte ich die Ursache dafür genau: Meine Liebe zu ihr hatte nämlich gleichzeitig auch zugenommen – und damit leider auch die teuflische Eifersucht, die mich insgeheim immer weiter zerfressen hatte. Ebenfalls ein Gefühl, was ich bis dato nicht gekannt hatte. Ich hoffte nur inständig, dass in diesem Moment niemand mein Gefühlschaos bemerkte. Um von außen hin so ruhig und gelassen wie möglich zu wirken, kratzte ich all meine Selbstbeherrschung zusammen, die ich noch besaß. Mamoru schien überrascht darüber zu sein, dass ich ihn ansprach. Das wunderte mich nicht – ich war ja selbst erstaunt darüber, was ich gerade tat. Ich handelte einfach nur, ohne mir über die möglichen Konsequenzen im Klaren zu sein. Ohne mir Gedanken zu machen, was die anderen Anwesenden wohl darüber denken würden. Doch das war mir in diesem Moment auch ziemlich schnuppe. Ich hatte schon immer mein eigenes Ding durchgezogen. Ich hatte schon immer getan, was ich wollte, ohne mich darum zu scheren, was andere über mich denken könnten. Das war hier nicht anders. Tief atmete ich durch, um nicht doch die Kontrolle über mich zu verlieren und meiner inneren Aufgewühltheit auch äußerlich Ausdruck zu verleihen. Nur eine falsche Bewegung und meine coole Fassade würde sofort in ihre Einzelteile zerfallen. »Ich gebe dir den Rat: ›Pass sehr gut auf Usagi auf!‹« Immer noch starrte er mich unverwandt an und wusste anscheinend nicht, auf was ich hinauswollte. Innerlich konnte ich darüber nur meine Augen verdrehen. Ach herrje – sollte dieser Typ eigentlich nicht megahyperintelligent sein? Scheinbar hielt sich diese Intelligenz in Grenzen, was das Zwischenmenschliche betraf. Da war er wohl ähnlich einfach gestrickt wie Usagi. Zur selben Zeit musste ich mich jedoch selbst ermahnen. Warum war ich nur so fies zu ihm? So gehässig kannte ich mich nicht. Das war nicht ich. Da sprach wirklich nur die Eifersucht in ihrer sarkastischsten Form. Ich musste sie sofort in ihre Schranken weisen, bevor es brenzlig werden konnte. Ich entschärfte die angespannte Situation zwischen uns, indem ich ein megafalsches Lächeln aufsetzte und die ganze Sache mit einem Zwinkern herunterspielte. »Denn sonst komm ich wieder, und dann übernehme ich den Job, hast du verstanden?« »Ja, verstanden.« Ich biss mir leicht auf die Zunge, um nicht einen grimmigen Kommentar abzufeuern. Eigentlich wäre es mir sogar noch lieber gewesen, ihm wegen seiner Arroganz sofort an die Gurgel zu springen. Doch bevor ich das tun konnte, drehte ich mich schnell wieder nach vorne und winkte betont gelassen. »Bis bald, mein Schätzchen!« Ich war selbst über meine herausragenden Schauspielfähigkeiten verwundert. Na ja, ich hatte mir auf diesem Planeten schließlich unter anderem auch als Musicalstar einen Namen gemacht. Es hätte fatale Auswirkungen gehabt, wenn ich ein mieser Schauspieler wäre. Ob trotzdem irgendjemandem auffiel, wie ernst meine Ansage an Mamoru gewesen war? Denn um genau zu sein hatte ich noch nie etwas in meinem Leben so ernst gemeint wie das. Ich würde wirklich wiederkommen. Nichts würde mich daran hindern, zu meinem Schätzchen zurückzukehren, wenn sie mich brauchte. Nichts. Außer das Schicksal. Und gegen ihn war leider selbst ich machtlos. Abermals drehte ich mich schweren Herzens zu ihnen um und verwandelte mich von einer Sekunde auf die andere in Sailor Star Fighter. »Passt auf euch auf«, erklang es von Maker. »Auf Wiedersehen«, hörte ich mich selbst sagen. Zu mehr Worten war ich einfach nicht mehr fähig. »Danke für eure Hilfe. Sie war sehr wertvoll.« »Lebt wohl.« Mit jeder Sekunde fühlte sich mein Herz noch schwerer an. Nun war es wirklich an der Zeit, für immer Abschied voneinander zu nehmen. Wie ich das alles doch hasste … Verdammt. In meinem Kummer bekam ich die letzten Worte unserer Erdenfreunde gar nicht mehr so richtig mit. »Wir werden euch bestimmt niemals vergessen.« »Viel Glück euch allen.« »Ihr könnt uns jederzeit besuchen.« »Wir freuen uns darauf.« »Wiedersehen.« Anschließend setzten wir unsere Kräfte frei und begaben uns hoch empor zum Himmel. Doch im Gegensatz zu den anderen kehrte ich nicht nur meinen Freunden den Rücken. Ich ließ mein Herz auf der Erde zurück. Leb wohl, mein Schätzchen … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)