Tricky von Seulgi95 (knifflig#kompliziert#verzwickt#verfänglich) ================================================================================ Kapitel 8: Three ---------------- Sakuras Sicht Mit gesenktem Blick läuft sie durch die Gassen, dabei wiederholen sich die Worte ihrer Freundin immer wieder in ihrem Kopf. „Es einfach zu verdrängen ist auch nicht gut, Sakura!“ Aber genau das wollte sie tun, sie wollte einfach jeden Gedanken an ihn oder die vergangenen Tage verdrängen. Sie will ihn einfach nur so schnell es geht vergessen und wieder ihr normales Leben weiter führen. Ohne, dass sie sich auf ihren Weg konzentriert hat, steht Sakura plötzlich vor dem Krankenhaus. Kurz bleibt sie stehen, versucht sich zu sammeln, immerhin durfte sie sich während ihrer Arbeit nicht ablenken lassen. Sie lässt ihren Blick nur kurz nach oben schweifen ehe sie seufzt und das Gebäude schließlich durch den Haupteingang betritt. Nur kurz blickt sie zu der Dame am Empfang und nickt ihr zur Begrüßung zu, geht dann aber direkt zu ihrem Bereich in der Notaufnahme. Auch wenn ihre Begrüßung recht kühl wirkt, kann man ihr es nicht vorwerfen, da sie trotz der vielen Stunden, die sie im Krankenhaus verbringt, sehr wenig mit anderen Angestellten, die nicht gerade in ihrem Bereich arbeiten, zu tun hat. Erst ihre Kollegin am Empfang der Notaufnahme grüßt Sakura freundlich und bleibt sogar kurz bei ihr stehen, um etwas Smalltalk mit ihr zu betreiben. „Hallo Sakura, na wie geht es dir? Wie war dein Tag?“ Es waren im Grund nur ganz normale und alltägliche Fragen, die ihr ihre Kollegin gestellt hat und doch fühlt sich Sakura in diesen Moment völlig überfordert. „Sagen wir es so, er verlief anders als geplant“, murmelt sie nach dem sie an das geschehene gedacht hat. Als der Blick der Rosahaarigen auf die Uhr hinter ihrer Kollegin fällt, findet sie die für sie perfekte Ausrede, um sich möglichst unauffällig aus dem Staub zu machen. Denn, um ehrlich zu sein, dieses Gespräch mit ihrer Kollegin wird ihr langsam aber sicher unangenehm, da sie noch zu erschlagen von der Sache mit Sasuke ist. „Oh, ich hab heute wohl etwas getrödelt. Tut mir leid aber ich muss los“, damit geht sie einfach weiter in Richtung ihrer Umkleidekabine, die sie sich mit weiteren Ärztinnen und Schwestern teilt. Als sie sich fertig umgezogen hat, atmet Sakura noch einige Male tief ein und aus, versucht dabei ihre Gedanken und Gefühle zumindest für einige Stunden zu ordnen und gut weg zusperren. Denn Sakura weiß, wenn sie während ihrer Arbeit nicht zu 100% bei der Sache ist, könnte das fatal enden und das kann sie nach diesem anstrengenden Tag wirklich nicht gebrauchen. Nachdem sie sich schließlich etwas gesammelt hat, verlässt sie voller Entschlossenheit und Zuversicht die Umkleidekabine. Sie hofft, dass die Schicht ohne Probleme an ihr vorbeiziehen wird. ~#~ Als Sakuras Schicht endlich ein Ende gefunden hat, verschwindet sie erneut in der Umkleide, wo sie als allererstes ihren Kopf erschöpft gegen den Spind lehnt. Einige Male atmet sie tief ein und wieder aus. Obwohl ihre Schicht ohne Probleme verlaufen ist, ist sie so erschöpft von diesem Tag, dass sie nicht mal bemerkt, dass sie einige Minuten lang in dieser Position verharrt. Den ganzen Tag über hat sie versucht nicht an Sasuke zu denken, hat versucht ihn aus ihren Gedanken zu verbannen, doch zu ihrer eigenen Schande ist es ihr die meiste Zeit einfach nicht gelungen. Auch wenn sie wirklich gewissenhaft und konzentriert mit all ihren Patienten umgegangen ist, war Sasuke stets in ihren Gedanken. Sie hofft in diesem Moment das dieses alte Sprichwort, welches jeder schon als Kind von seiner Oma gehört hat, wirklich wahr ist und Sasuke dementsprechend den ganzen Tag über wahnsinnigen Schluckauf gehabt hat. Ein Seufzen verlässt ihren Mund, ehe sie ihre Augen öffnet und sich gerade hinstellt um sich schlussendlich doch noch umzuziehen. Lustlos nimmt sie ihre Handtasche in die Hand und verlässt, mit ihren Alltagsklamotten, die Umkleidekabine Richtung Feierabend. Erst jetzt lässt sie sich wieder beim Tresen der Notaufnahme blicken. „Sakura, bitte sag mir was heute bei dir passiert ist? Und jetzt sag nicht es ist nichts, schließlich haust du sonst auch nicht einfach so ab“, hört sie ihre Kollegin sagen und bleibt tatsächlich stehen. Kurz schaut sich die Rosahaarige um, überprüft ob sich jemand in der Nähe befindet, als sie allerdings niemanden entdecken kann, setzt sich leicht auf den Schreibtisch ihrer Kollegin. Unsicher weicht sie den Blicken aus, ehe sie anfängt ihr Verhalten zu erklären. „Ich sag es mal so, Yuna. Zwischen dem Jungen, von dem ich dir erzählt habe, und mir ist die Traumblase, so gesehen, endgültig und für immer geplatzt. Er hat mich im Grunde nur verarscht, ich will nichts mehr von diesen idiotischen Kerl wissen“, zischt sie zum Schluss wieder wütend und hofft inständig, dass sie Sasuke nie wieder sehen muss und er an dem von ihr verursachtem Schluckauf erstickt ist. „Sakura, das tut mir leid für dich und auch das ich den Spruch jetzt bringe. Aber glaub mir es gibt immer noch andere Mütter mit attraktiven Söhnen. So bekloppt der Spruch auch ist Sakura, irgendwo stimmt er auch. Ich bin mir sicher, du wirst deinen Deckel noch finden, so schmerzhaft es jetzt auch sein mag, es ist immerhin noch rechtzeitig passiert. Lieber jetzt als wenn ihr Jahre zusammen seid und seine Lügen nach und nach ans Licht kommen“, versucht ihre Kollegin sie zu trösten, was Sakura wirklich zu schätzen weiß. Dementsprechend dankbar schaut sie Yuna auch an und fährt sich aber trotzdem unsicher mit einer Hand durch ihre Haare. „Oh da kommt jemand.“ Ohne von dem Schreibtisch runter zu gehen, dreht sich Sakura um, um nach zusehen werden da auf sie zukommt. „Da ist niemand, geht es dir gut?“, murmelt sie besorgt nachdem sie sich wieder zu ihrem Gegenüber gedreht hat. „Sakura ich halluziniere nicht, mir geht es gut. Da war wirklich jemand, nur kurz bevor du dich umgedreht hast, ist er um die Ecke gebogen. Es war ein junger Mann, vielleicht der, mit dem du dich getroffen hast, vielleicht will er dich ja zurückerobern“, scherzt ihr Yuna und grinst sie frech an. „Bloß nicht“, damit rutscht Sakura vom Tisch und umrundet den Tresen, sodass sie ihrer Kollegin wieder gegenübersteht. „Ich muss dann mal los. Da ich heute mal einen recht pünktlichen Feierabend hab, will ich wenigstens noch kurz mit meiner Freundin den restlichen Abend genießen“ „Na dann wünsch ich dir einen schönen Abend, ich darf heute noch eine Extraschicht schieben.“ „Warum das denn?“, fragt Sakura irritiert und bleibt am Tresen stehen. „Du kennst doch Ruby? Die Neue? Sie hat sich erneut krankgemeldet. Ich weiß ja, dass es bei uns zum Teil wirklich stressig zugeht und dass viel von Einem erwartet wird. Aber am Ende lohnt es sich meiner Meinung nach, wenn man sich die ersten Monate durchbeißt. Ich finde es wird danach einfacher und man lernt schließlich Dinge für sein Leben, die man sonst nie so erlernt hätte. Ich habe vor fast 6 Jahren hier begonnen, ich musste mich im Team bzw. der gesamten Abteilung erst beweisen und erst danach wurde ich von allen akzeptiert und respektiert. Jeder muss da durch“, kurz macht Yuna eine Pause, in welcher Sakura ihr zustimmend zu nickt. „Ich mein selbst du, deren Nachname und vor allem ihre Familie vor aus geeilt ist, musstest dich da….“, genau in dem Moment scheint ihr bewusst zu werden, was sie da gerade gesagt hat, den sie schaut Sakura entschuldigend in die Augen. „Es tut mir leid. Ich wollte eigentlich nur darauf hinaus, dass auch du am Anfang kämpfen musstest und es auch gut so ist, denn so lernt man die Menschen um sich herum erst besser kennen. Man merkt dadurch, was jeder verträgt und wie viel jeder aushält und vor allem wie er mit Extremsituationen umgeht“, murmelt Yuna entschuldigend, doch Sakura macht nur eine wegwerfende Hand bewegung, schließlich will sie heute nicht auch noch an ihre Vergangenheit denken. „In den letzten zwei Jahren hatten wir vier neue Kolleginnen und immer wieder sind sie überfordert, wollen nicht an sich selbst arbeiten, weil sie zu faul sind oder sich denken, dass es nicht an ihnen liegen kann. Und bevor sie dann doch endlich merken, dass die Abteilung nichts für sie ist, melden sie sich ständig krank. Anstatt sich die jungen Weiber einfach mal vorher Gedanken darüber machen, welchem Druck sie wirklich gewachsen sind. Und jedes Mal bin ich die dumme, die das Ganze ausbaden darf. Als hätte ich nichts Besseres zu tun, als ständig einzuspringen oder ständig das neue Personal einzuschulen. Jeder hat so sein Päckchen zu tragen und wir sind hier nun mal in der Notaufnahme, da muss man nun mal mit allem rechnen, daher können hier auch nur die härtesten arbeiten“, die ganze Zeit über hat Sakura ihre Kollegin verständnisvoll und aufmerksam zugehört. Nur Tatsache ist, dass Sakura nichts an dieser Situation ändern kann, um Yuna beizustehen. „Es tut mir wirklich leid für dich, das kannst mir glauben, ich drück dir die Daumen, dass es besser wird und du bald schon eine fähige Kollegin oder Kollegen bekommst. Bis dahin aber hoff ich, dass du zumindest heute einen ruhigen Dienst hast und nicht allzu viele Notfälle reinkommen “, damit verabschiedet sich Sakura, winkt ihrer Kollegin noch einmal aufmunternd zu und entfernt sich dann vom Tresen, um sich endlich auf den Weg nach Hause zu begeben. Wie üblich verlässt sie das Krankenhaus durch den Hintereingang, denn es entspannt sie jedes Mal nach der Arbeit durch den Park zu gehen, der sich hinter dem Krankenhaus befindet. Nur dieses Mal kann sie nicht entspannen und ihre Gedanken abschalten. Denn jetzt, wo sie wieder alleine ist, muss sie immer wieder daran denken, wie weh es getan hat, als sie Sasuke heute Vormittag, mit seinen Kumpels gesehen, hat. Entgegen allem logischen Denken entscheidet sie sich dazu durch die Stadt nach Hause zu laufen, anstatt mit dem Bus zu fahren. Angst, dass ihr um diese Uhrzeit, allein und noch dazu als Frau, auf den längst verlassenen Straßen etwas passieren könnte, hatte sie keine. Da sie von ihrem Vater schon vor Jahren zu einem Selbstverteidigungskurs geschickt worden ist. In ihren Gedanken versunken, bemerkt sie nicht, wie ihr jemand folgt. Erst als sie etwas hart im Nacken trifft. Bemerkt sie zu spät, dass sie doch nicht so alleine ist wie sie gedacht hatte. Ohne auch nur einen weiteren klaren Gedanken fassen zu können, wird Sakura auch schon ohnmächtig. ~#~ Als die Rosahaarige langsam wieder zu sich kommt, wird sie direkt von Kopfschmerzen begrüßt. Nur langsam hebt sie deswegen ihren Kopf und versucht zu verstehen, was da gerade passiert ist. Als sie aber spürt, dass sie gefesselt ist und man ihr den Mund zu geklebt hat, durchfährt sie der Schock. Mit innerer Panik schaut sie sich um, versucht sich von ihrer Umgebung ein Bild zu machen, gleichzeitig versucht sieherauszufinden wo sie ist und wer ihr das angetan hat. Als sie ihren Kopf nach links dreht und Naruto sieht verfliegt ihre Angst so schnell wie sie gekommen ist, stattdessen wird sie von Sekunde zu Sekunde wütender. Sakura schwört sich innerlich selbst, dass wenn sie die Gelegenheit dazu bekommt, ihm mächtig in den Arsch tritt. Denn mal ehrlich? Welcher normale Mensch würde einfach mal eben einen anderen Menschen entführen und fesseln? Locker und lässig steht er ihr gegenüber an die Küchentheke gelehnt da und sieht sie scheinbar gespannt an. Sakura hingegen wartet bewusst ab, was als nächstes geschieht. Während sie auf eine Antwort oder Reaktion seinerseits wartet, sieht sie ihn, mit dem letzten Funken Verstand welchen sie heute noch besitzt, genervt und vor allem wütend an. „Keine Sorge ich werde dir nichts tun, ich möchte nur mit dir reden, mehr nicht. Es tut mir leid, dass ich dich entführt und gefesselt habe, aber um ehrlich zu sein, hast nach unserem ersten Aufeinandertreffen nicht gerade den Eindruck gemacht, als würdest du freiwillig mit jemanden über die Angelegenheit mit Sasuke reden wollen“, die Entschuldigung die sie von dem Blondhaarigen in diesen Moment sich anhören muss, könnte ihr nicht weniger egal sein wie gerade jetzt wo sie gefesselt auf dem Stuhl vor ihm sitzt. „Also kurz gesagt, der Grund, warum du hier bist ist, dass ich möchte, dass du mir zuhörst und versuchst Sasuke zu verstehen. Denn scheinbar hat dir mein Kumpel nichts über seine Vergangenheit erzählt. Ich kenn Sasuke seit der Grundschule und ja, er wurde ebenso wie ich in diese Gesellschaft geboren, allerdings hat er sich nie wohl gefühlt. Seit Jahren protestiert er gegen das Leben in unserer Gesellschaft.“, fängt er an zu erklären, was in ihren Augen sinnlos ist. Es interessiert sie nicht, er soll sie einfach los machen und gehen lassen. Da sie ihm dies aber nicht sagen kann und genauso wenig Beleidigungen an den Kopf werfen kann, schaut sie ihn einfach weiterhin genervt an. „Sasuke ist genau deswegen in die Drogensucht abgerutscht, ich weiß nicht genau was er alles genommen hat und wo er sich überall rumgetrieben hat oder gar was er getan hat. Aber ich will es auch nicht wissen. Es ist Sasukes Sache und wenn er darüber reden möchte, wird er auch darüber reden. Ich kann dir nur sagen, dass er drei bis vier Jahre spurlos verschwunden war, seine Familie und auch ich haben ihn weder gesehen noch was von ihm gehört. Und bis jetzt hat er mit niemanden über die vergangenen Jahre gesprochen. Er hat inzwischen schon drei Entzüge hinter sich, er hat sich zwar jedes Mal selber eingewiesen, allerdings ist er danach immer wieder zurück zu seinen Eltern gekommen. Sein Leiden hat also immer wieder von vorne angefangen. Nachdem was mit meiner Cousine Karin passiert ist, möchte ich, dass der dritte Entzug auch sein Letzter bleibt!“ Er hat sie angelogen ihr verheimlicht zu welcher Schicht er gehört, obwohl sie ihm gesagt hat, dass sie diese Leute nicht leiden kann, es interessiert sie deswegen auch nicht was für typische reichen Probleme Sasuke hat. Und während sich der Blondhaarigen durch seine blonden Haare fährt und sie kurz anschweigt, fragt sie sich ernsthaft, was er damit bezwecken will. Auch wenn sie in ihren tiefsten Inneren spürt, dass sie seine Worte nicht ignorieren kann, will sie nicht zuhören oder gar Mitgefühl für Sasuke entwickeln. „Sasukes Zustand ist noch immer instabil und eure Auseinandersetzung hat ihn sicher zu schaffen gemacht, echt jetzt. Zumal du ihm nicht mal die Möglichkeit geboten hast, sich selber zu verteidigen. Sasuke ist direkt nach der Auseinandersetzung, mit dir abgehauen, und ich hab echt keinen Bock darauf, dass er jetzt wieder abrutscht“, weiterhin schaut sie ihn mit dem gleichen Blick an, lässt sich nach außen hin nicht anmerken, dass seine Worte sie doch erreichen. Denn Tatsächlich möchte ein Teil von ihr nicht, dass Sasuke auf der Straße landet und sich sein eigenes Grab schaufelt. Ohne Vorwarnung kommt Naruto plötzlich auf sie zu und hockt sich direkt vor sie, was ihr nun nicht mehr ganz geheuer war, würde er ihr eventuell doch was antun, damit sie seinen Kumpel verzeiht? Doch wieder sind es nur Worte die ihr von ihm entgegen schlagen. „Sakura? Du hast ihn verändert. Ich hab ihn in den letzten Wochen nicht oft gesehen, ich hatte echt gedacht es zieht ihn wieder auf die Straßen, aber als ich dann seinen Bruder gefragt hab, hat er mir gesagt das Sasuke jemanden kennen gelernt hat, der ihn ablenkt“, er macht erneut eine kurze Pause, die sie dazu nutzt um wieder etwas Wut in sich zu sammeln, auch wenn die Zweifel in ihr langsam größer werden. „Ich möchte dich bitten, ihm zu verzeihen, bitte. Er hat dir nicht gesagt, wer er ist, da er dich nicht verlieren wollte und weil es, auch wenn du es nicht glauben magst, für Leute die in der Öffentlichkeit stehen oder mehr Geld als andere besitzen, schwer ist wahre Freunde oder Bekanntschaften zu machen. Immer will jemand etwas von dir, will dich ausnutzen oder was auch immer, es geht selten um dein wahres Ich. Das wird mit der Zeit wirklich anstrengend und irgendwann wirst du es leid. Daher, bitte vergib Sasuke. Er hat es einfach verdient wieder glücklich zu sein und du bist diejenige die das schaffen kann. Er mag dich wirklich, glaub mir. Hast du dich nie gefragt, warum er dich nicht bis nach Hause begleitet hat? Warum er es nicht wissen wollte, wo genau du wohnst? Er wollte dich beschützen, er wollte verhindern, falls er wieder einen Rückfall hat, in seinem Zustand zu dir zu kommen. Spricht allein diese Tatsache nicht schon für sich? Du musst auch nichts mit uns oder mit mir zu tun haben. Ich möchte dich nur bitten, dass du meinem Kumpel vor sich selbst rettest. Denn ich glaube, wenn du ihn aufgibst, gibt er sich auch auf.“ Seine Worte bringen ihre Mauer zum einfallen. Sein flehen hat endlich was gebracht und sie kann nicht mehr länger so tun als würde sie nicht verstehen, was er von ihr will. Getroffen senkt sie ihren Kopf und weicht seinem Blick aus. Sie war so sehr in ihren Hass gegen die obere Schicht gefangen, dass sie nicht einen Gedanken daran verschwendet hat, warum er so gehandelt hat. Sie hat ja nicht mal an seine Worte, als sie sich kennen gelernt haben, gedacht. „Das hier ist übrigens Sasukes Wohnung, seine Eltern wissen nicht mal, dass es diese Wohnung gibt. Ich hab auch nur durch meine Cousine, die mit ihm wohl hier die eine oder andere Party gefeiert haben muss, erfahren, dass es diese Wohnung überhaupt gibt. Ich hab allerdings auch keine Ahnung wie er diese Wohnung bezahlt“, Narutos Worte bringen sie wieder in die Realität zurück und doch braucht sie einen Moment, nachdem sie ihn nun wieder anschaut, um zu verstehen was er gesagt hat. Minuten lang starren sie sich einfach nur an, Sakura denkt dabei darüber nach was es bedeutet das dies Sasukes Wohnung ist und wie er diese wohl bezahlt hat, bis Naruto seine Augenbrauen zusammenzieht und sie skeptisch mustert. „Meine Freunde, Kiba und Shikamaru haben erwähnt, dass du ihnen bekannt vorkommst. Und jetzt wo ich dich so betrachte, muss ich sagen irgendwie kommst du mir langsam auch bekannt vor“, dabei hatte sie gedacht, dass diese Schicht keinen Gedanken an Andere, mit denen sie nichts zu tun haben, verschwenden. Sie zieht aber ebenfalls nur ihre Augenbrauen zusammen und schaut ihn mit einem mürrischen Blick an, um sich nichts anmerken zu lassen, dass er mit seiner Frage voll ins Schwarze getroffen hat. Aber Gott bewahre, der Idiot soll selbst draufkommen woher er sie kennen könnte. „Wenn ich dir das Klebeband vom Mund nehme, damit du mir deinen kompletten Namen sagst, schreist du oder?“ Und während Sakura sieht wie er nach seinen Worten überlegend seinen Mund verzieht, verdreht sie ihre Augen und schnaubt so gut es mit dem Klebeband auf den Mund geht. Als würde sie ihn Freiwillig ins Messer laufen und ihren kompletten Namen sagen. Da er anscheinend begriffen hat, dass sie nichts sagen wird, sieht sie wie er anfängt zwischen ihr und den Küchentresen hin und her zulaufen. Bis er plötzlich stehen bleibt und sich mit einem breiten Grinsen auf den Lippen zu ihr umdreht, die Rosahaarige bekommt deswegen sofort Gänsehaut am ganzen Körper und ein sehr ungutes Gefühl. Denn auch wenn sie Naruto so gesehen nicht kennt, mittlerweile weiß auch die Rosahaarige, dass er vor nichts zurückschreckt. Der beste Beweis dafür ist ja wohl, dass sie gefesselt vor ihm sitzt. „Ich hab eine andere Idee, pass auf, das ist ganz einfach, echt jetzt. Ich gebe dir einfach einen Zettel und einen Stift und du kannst du mir deinen Nachnamen einfach auf den Zettel schreiben. Vielleicht fällt mir dann auch ein woher ich dich kenne“, verkündet der Blondhaarige stolz, holt Sakura damit aber wieder auf den Boden zurück. Mit dem Glauben, dass der Kerl einfach nur doof ist und niemals daran denken wird, dass sie ihm niemals freiwillig ihren kompletten Namen verraten wird, knurrt sie ihn an und schenkt ihm einen extra wütenden Blick Ein Schweigen von Narutos Seite entsteht durch ihren Blick und sie vermutet, dass er nun nicht weiter weiß. Dabei ist es in der Wohnung so ruhig, dass sie beide jedes Geräusch in ihrer Umgebung hören können. So können beide auch das leise klirren von einem Schlüssel im Schloss hören, ehe die Wohnungstür geöffnet wird. Als Sakura sieht, dass der junge Uzumaki überrascht seinen Kopf zur Wohnungstür dreht und anscheinend nicht mit Besuch gerechnet hat, dreht auch sie ihren Kopf zu der Tür. „Oh ich hab doch gar nicht mit jemanden gerechnet“, als sie seine gemurmelten und verzweifelt klingenden Worte vernimmt stockt ihr kurz der Atem. „Fuck“, dieses eine gemurmelte Wort von ihm bringt das Fass bei ihr fast zum Überlaufen. So kann sie auch nicht ihre Gefühle verbergen, als er einen Blick zu ihr riskiert. Ebenso unsicher wie er, schaut sie ihn mit großen Augen an. Sie saß hier völlig wehrlos auf dem Stuhl gefesselt und konnte dank des Idioten nicht mal um Hilfe rufen, während da gerade einfach jeder in die Wohnung kommen konnte. Ihr Puls und ihr Hass auf Naruto steigen sofort und sie schwört sich, ihn körperlich weh zu tun, wenn sie hier heil rauskommt und sie das Klebeband und die Fesseln los ist. Da sie weiterhin zur Tür schaut sieht sie wie Sasuke durch eben diese mit Einkaufstüten, in der Hand, hereinkommt. Und während der Schwarzhaarige die Tür schließt, mustert Sakura ihn ausgiebig. Als er sich umdreht und sofort in seiner Bewegung innehält, da er Naruto sieht, ist sie sich sicher, dass er mit der ganzen Situation nichts zu tun hat. Ebenso sieht sie, dass er skeptisch eine Augenbraue hebt, während er Naruto anschaut. „Dobe was machst du hier?“, zischt Sasuke seinen Kumpel an. Sakura wird unterdessen zum stummen Zeugen und schaut, wie Sasuke, zu Naruto, dieser hebt verlegen eine Hand und kratzt sich unsicher am Hinterkopf. Als sein Blick zu Sakura wandert, erwidert sie seinen Blick kurz, schaut dann aber eher gespannt zu Sasuke. „Ich glaube du hast sie ja wohl nicht mehr alle!“, brüllt Sasuke sofort lautstark als er Sakura entdeckt und schmeißt die Einkaufstüten auf den Küchentresen. Ohne, dass er seinen Blick abwendet kommt er zu ihr geeilt. „Du kannst sie doch nicht einfach entführen. Ich glaubs nicht! Deine Höhenflüge werden ja immer bekloppter. Denkst du, nur weil du der Sohn vom Bürgermeister bist, kannst du dir sowas erlauben?“, niemals hätte sie mit einem solchen Wutausbruch von Sasuke gerechnet. So wütend wie er eben noch seinen Kumpel angebrüllt hat, umso sanfter schaut er sie an, als er vor ihr die Hocke. „Ich hoffe sie zeigt dich an“, dabei schaut er ihr die Augen, als wolle er ihr sagen, dass er auf jeden Fall auf ihrer Seite ist. Schweigend schauen sie sich in die Augen und Sakura blendet Naruto dabei völlig aus, vergisst, dass er überhaupt noch da ist. „Naruto hau ab, verlass sofort meine Wohnung“, brüllt Sasuke jedoch plötzlich, weswegen sie kurz zusammenzuckt. Hätte Sasuke nicht eben Naruto angebrüllt, hätte Sakura Narutos Abgang aus Sasukes Wohnung nicht mal mitbekommen, da sie bis gerade zu sehr von Sasukes Präsenz so eingenommen war. Erst nachdem Naruto die Tür hinter sich geschlossen hat und sie beide alleine sind, richtet sie ihren Blick wieder auf Sasuke, und versinkt erneut in seinen Augen. Schweigend schauen sie sich eine Zeit lang an, eh er den Blickkontakt unterbricht und sich stattdessen auf ihre Fesseln konzentriert. Gespannt beobachtet sie ihn dabei, wie er versucht mit der Hand vorsichtig das Band zu lockern, es allerdings nicht schafft. Ohne, dass er einen Ton zu ihr sagt steht er plötzlich auf und dreht ihr den Rücken zu. Obwohl sie ihn erst heute Vormittag so angebrüllt hat, ist er so nett und fast schon fürsorglich zu ihr. In diesem Moment wird ihr erneut bewusst, warum Sasuke ihr bereits nach wenigen Tagen so ans Herz gewachsen ist. Getreu dem Motto harte Schale, weicher Kern ist auch Sasuke anders als er auf dem ersten Blick wirkt. Wenn man ihn das erste Mal begegnet und ihn nicht kennt, denkt man sofort daran dass er nur arrogant, eingebildet und sehr wahrscheinlich ein großes Arschloch ist. Dabei hat sie eine ganz andere Seite an ihm gesehen, dabei bedenkt sie allerdings nicht, dass er sich nur ihr gegenüber so anders verhält. Als er wenig später mit einem Messer in der Hand auf sie zukommt, schaut sie ihm überrascht in die Augen. „Keine Angst, ich bekomm das Panzertape nur nicht anders los“, vernimmt sie seine tiefe Stimme und kann nicht anders, als nur unbeholfen zu nicken. Erneut hockt er sich vor sie hin und schaut ihr tief in die Augen. „Sakura ich will dich nicht verletzten, also bitte zuck jetzt nicht, ich will wirklich nur das Klebeband mit dem Messer durchschneiden“, spricht er erneut zu ihr und versucht sie anscheinend zu beruhigen. Um ihm zu zeigen, dass sie ihn vertraut schaut sie ihm direkt in die dunklen Augen und nickt leicht. Sie spürt wie er vorsichtig, zwischen der Lehne des Stuhls und ihrem Arm, das Messer entlanggleiten lässt und langsam das Panzertape, erst auf der rechten und dann auf der linken Seite, zerschneidet. Anschließend legt er das Messer neben sich auf den Boden und zieht das Band erst vom Stuhl und dann weiterhin vorsichtig und darauf bedacht ihr nicht weh zu tun, von ihrem Arm ab. Als seine Finger ihre Haut berühren, spürte sie einen leichten, aber auch angenehmen Blitz der sie wegen dieser kurzen Berührung durchzuckt. Als er zu ihrer anderen Hand wechselt, lehnt sie sich nach vorne, sodass sie mit ihrem Gesicht seinem nun ganz nah war. Dabei atmet sie tief ein und riecht nichts, ihre Angst, dass er wieder ab stürzen wird, war also unbegründet. Sie konnte nicht mal den Hauch von Alkohol an ihm riechen, der einzige Duft der sie langsam umschließt, ist der seines anziehenden Aftershaves. Und erst als er sich räuspert und sich mit belegter Stimme an sie wendet: „Ist alles okay?“, merkt sie wie nah sie ihm gerade ist. Sofort lehnt sie sich wieder nach hinten und nickt leicht, um seine Frage zu beantworten. Als er auch ihren anderen Arm befreit hat, blickt er ihr erneut in die Augen. „Das könnte jetzt gleich wehtun, ich werde versuchen vorsichtig zu sein“, hört sie seine belegte Stimme. Und während er seine Finger vorsichtig auf die Enden des Panzertapes und ihrem Gesicht legt, stellt Sakura die Vermutung auf, dass es ihn nicht ganz so kalt lässt, so nah bei ihr zu sein, wie sie gedacht hatte. Tatsächlich bekommt er das Panzertape, ohne ihr großartig weh zu tun gelöst, nur kurz merkt sie ein leichtes ziehen. Und während sie ihre Lippen und ihre Hände leicht bewegt und alles etwas lockert, geht Sasuke auf Abstand. Als sie merkt, wie er Wortlos das Panzertape und das Messer einsammelt und zur Küchentheke geht, hört sie auf und konzentriert sich nur noch auf ihn. Jetzt, wo er auf Abstand geht und kein Ton zu ihr sagt, wird ihr erst richtig bewusst, wie viel sie zwischen ihnen beiden heute Vormittag zerstört hat. Unsicher presst sie ihre Lippen auf einander und versucht das stechende Gefühl in ihrem Inneren zu ignorieren. Ein paar Minuten später stellt sich Sasuke, wie Naruto zuvor, mit den Rücken an den Tresen gelehnt ihr gegenüber hin, weicht ihrem Blick dabei aber aus. „Du kannst gehen. Und ich meine es ernst, du solltest ihn anzeigen“, das waren die einzigen Worte die sie von ihm zu hören bekommt ehe ein unangenehmes Schweigen zwischen ihnen entsteht. Was soll sie nun tun? Bleiben oder gehen? In diesen Augenblick, wo sie auf dem Scheidepunkt steht und eine wichtige Entscheidung treffen muss, wünscht sie sich die Fesseln zurück, einfach nur um keine Entscheidung treffen zu müssen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)