Body Electric von _Natsumi_Ann_ (... I just can’t go on, when you look this freaking beautiful) ================================================================================ Kapitel 1: It's always been you ------------------------------- Body Electric … I just can’t go on, when you look this freaking beautiful * * * Baby, I wanna touch you I wanna breathe into your well See, I gotta hunt you I gotta bring you to my hell Baby, I wanna fuck you I wanna feel you in my bones Boy, I'm gonna love you I'm gonna tear you into your soul Schweißgebadet wachte Ruby wieder einmal auf. Es war das dritte Mal diese Nacht. Das Kribbeln zwischen ihren Beinen war der Beweis dafür, dass sie wieder von ihm geträumt hatte. Natürlich hatten sie schon einige Männer in ihrem Leben ausgeführt, mit dem ein oder anderen hatte sie auch rumgemacht oder gar geschlafen – vielleicht mit ein paar zu vielen sogar, wenn sie es zugab –, aber dieses unstillbare Brennen zwischen ihren Schenkeln hatte niemals jemals löschen können. Nur in ihren Träumen gab es den einen, der es zu stillen wusste –den einen, den sie bereits kannte. Der eine, mit dem sie sich seit Kindertagen gestritten hatte. Der eine, der niemals erfahren durfte, wie sehr er ihre Zuckerschnecke zum Überzuckern brachte. Immer noch pochte ihr Juwel wie verrückt. Wie oft hatte sie sich vorgestellt, er würde sie da unten berühren? Mit seinen Händen, mit seinem Mund… mit seinem Schwanz. Wobei sie mittlerweile wohl nicht mehr genau wusste, wie sein Liebesspender aussah. Zuletzt hatte sie ihn gesehen, als er gerade in die Pubertät gekommen war und sie ihn aus Versehen beim Duschen gestört hatte. Genau in diesem Augenblick war ihr klar geworden, dass sie diese Situation nicht als lustig oder peinlich empfand, wie das bei Familienmitgliedern normalerweise sein sollte. Sie fand es aufregend, ihn nackt zu sehen. Vielleicht gar erregend? Genau konnte sie sich nicht mehr erinnern, denn mittlerweile waren über zehn Jahre vergangen, und Ruby sehnte sich danach, ihn wieder einmal nackt zu sehen. Ihre Finger krallten sich in ihr Bettlacken, um sich selber davor zu schützen, Hand anzulegen. Die Gedanken an ihn waren falsch – selbst an ihn zu denken und sich dabei selbst zu befriedigen, war falsch. Und da Ruby genau wusste, wie verquer es war, auf seinen eigenen kleinen Cousin abzufahren, hatte sie sich in die Streitereien mit ihm immer weiter hineingesteigert. Lieber sollte er in dem Glauben bleiben, sie würde ihn hassen, weil er einfach ihr nerviger kleiner Cousin war, auf den sie als Kind immer hatte aufpassen müssen. Wenn er jemals ihr dunkles Geheimnis lüften würde, würde er es sicher gegen sie nutzen. Sie konnte schon sein unverschämtes Grinsen, welches auf Frauen so attraktiv wirkte, vor ihren Augen erkennen. Über die Jahre war er ein Abbild seines Urgroßvaters geworden – er war stets freundlich und zuvorkommend, doch wenn er mit seinen Freunden alleine war, zeigte er sein wahres Gesicht. Finley King war eingebildet, arrogant, verschwenderisch und ein Aufreißer. Vermutlich war sie nicht besser – immerhin waren sie in einer reichen Gesellschaft aufgewachsen, wo Intrigenspinnen das kleinste Problem darstellte. Doch Ruby wusste mittlerweile, das sie eine Maske trug, besonders in Finleys Nähe. Wie sehr wünschte sie sich einfühlsame Gespräche oder einen ruhigen Abend auf der Coach mit ihm. Einfach in seinen Armen liegen… ein absolut bizarrer Traum. Wie naiv sie doch war, warum hatte ihr Gott solche Gefühle gegeben? Für ihren eigenen Cousin? Er war nicht einmal ihr Cousin zweiten Grades. Ihre Väter waren Brüder, und zu ihrer Qual ähnelte Finley ihr mehr als sie wollte. Er war ebenfalls groß, gut gebaut, hatte stahlblaue Augen und blonde Haare. Seine waren über die Zeit eher dunkelblond geworden, ihre hellblond dank einer Färbung, aber das war auch der einzige Unterschied, den sie feststellen konnte. Viele dachte sogar sie seien Geschwister – gar Zwillinge –, so ähnlich sahen sie sich. Dabei war sie ein paar Jahre älter als er. Da Geld in ihrer Familie keine Rolle spielte, hatte sie sich sogar etwas Botox in die Lippen spritzen lassen, weil sie sich einfach von ihm unterscheiden wollte – und weil er beiläufig erwähnt hatte, das er auf pralle Lippen stand, wie diese Models in den Zeitschriften sie hatten. Ihre hatte er jedoch keines Blickes gewürdigt – dafür hatte sie sich gehasst. Noch mehr als zuvor. Manchmal hasste sie ihn für jede Kleinigkeit und manchmal auch einfach nur, weil sie so scharf auf ihn war, wie auf keinen anderen Jungen, der ihr je begegnet war. Ob sie verliebt war? Vermutlich. Doch sie war die Königin im Verdrängen. Genauso wie er der König der Herzensbrecher war. Sie war vor einem Jahr nach Dublin ausgewandert – zumindest für eine kurze Auszeit. Sie hatte dort einen Praktikantenjob ergattert, in einer Modefirma. Es hatte ihr gut getan, Abstand von Finley zu bekommen. Für andere Männer hatte sie sogar ein wenig geschwärmt, in einen glaubte sie fast verliebt gewesen zu sein, doch der Tag der Abreise war immer näher gerückt und nun lag sie wieder hier in ihrem Bett. In der riesigen Villa ihres Vaters – oder sollte sie besser sagen in einem Haus ihres Vaters? Zumindest war dieses ihr Hauptwohnsitz. Direkt am Strand von Malibu. Man hätte meinen können, ihr Vater wäre Charlie Sheen, doch Mister King war ein reicher Immobilienerbe aus Großbritannien, der sich mit seiner Familie schon lange in Amerika niedergelassen hatte. Er vermehrte sein Geld mit vielen weiteren Bankgeschäften und sein Bruder, ihr Onkel, hatte ihn tatkräftig dabei unterstützt. Dadurch ermöglichten sie ihrer Familie das Leben in der Upper Class. Luxus war wie selbstverständlich für Ruby und auch Finley. Als Kinder fuhren sie auf einer Yacht umher, wann immer sie wollten. Als Teenager riefen sie nach einer Limousine, wo immer sie abgeholt werden wollten. Sie gingen zu jeder Party, die angesagt war, bestellten Champagner für 500 Euro und aßen Kaviar auf silbernen Tellern in Fünf-Sterne-Restaurants. Eigentlich war ihr Leben ein Traum. Sie gingen auf die besten Schulen und machten Berufserfahrungen, wo immer ihre Daddys Connections hatten. In ihrem Alter hatten die meisten schon einen festen Job, mussten ihren Lebensunterhalt selber bezahlen und waren los geeist von ihren Eltern. Aber in ihrer Welt war man immer an die Verwandtschaft gebunden. Denn Reichtum vererbte sich schließlich meistens. Von vielen Normalsterblichen wurde sie immer beneidet, doch niemand wusste, dass der ganze Glamour und das ganze Geld ihr nicht die Leere nehmen konnte, die sie stets begleitete. An manchen Tagen war es besser, an anderen wollte sie sich einfach nur verkriechen. All the riches baby, won't mean anything All the riches baby, won't bring what your love can bring All the riches baby, won't mean anything Don't need no other, baby Your lovin' is better than gold, and I know Wem sie davon erzählt hatte? Niemandem. Die Villa ihres Onkels lag direkt nebenan und nur ein kleiner Zaun trennte die beide. Häuser. Sie hätte jederzeit durch das Gartentor hindurchgehen können. Zu ihm. Sein Zimmer lag ihrem genau gegenüber – ob er schon schlief? Sie hatte ein Wiedersehen mit ihm noch vermeiden können. Immerhin hatte sie eine gute Ausrede, sich nach dem langen Flug früh schlafen zu legen. Jedoch war da keine Müdigkeit gewesen nach ihrer Landung, nur ihr rasendes Herz, das ihr wieder einmal Streiche spielen wollte. Sie durfte nicht zulassen, dass es wieder einmal gewann und sie in diesen Teufelskreis der Schwärmerei verfiel. Oder sollte sie es eher Sucht nennen? Ruby ignorierte ihr feuchtes Höschen und rappelte sich auf. Sie tapste langsam zu ihrer Balkontür und öffnete diese schließlich. Ein kühler, aber ein angenehmer Windzug streifte ihr Gesicht. Ruby genoss den milden Abendwind und lehnte sich an das Balkongeländer. Sein Fenster war offen, doch kein Licht brannte. Er war sicher schon ins Bett gekrochen. Morgen hatten ihre Eltern eine Willkommensparty organisiert, oder besser gesagt: Sie hatten Finley das meiste überlassen. Das bedeutete, dass seine ganzen missratenen Kumpels und Freundinnen auch kommen würden. Ihre Eltern würden mit seinen auf eine kurze Spitztour nach Florida fahren, zu einem ihrer anderen Strandhäuser. Zudem mussten die Herren der Familie geschäftliche Kontakte pflegen. Ihr graute es also vor morgen. Sie freute sich auf ihre Freundinnen, und einen Teil der Bekannten vielleicht auch noch, aber den Rest der oberflächlichen Gesellschaft konnte ihr gestohlen bleiben. Aber da sie sich wie immer nichts anmerken lassen würde, musste sie wohl oder übel da durch. Und sie würde es hassen. Mehr als alles andere. Und dennoch… Ihr Herz sehnte sich nach seinem Antlitz. Obgleich er mit seinen Jungs wieder nur Blödsinn reden würde. Obgleich er ihr wieder einmal nur dumme Sprüche an den Kopf werfen würde. Obgleich er sich wieder sinnlos betrinken und sie es ihm gleich tun würde. Obgleich er mit Sicherheit wieder mit irgendeiner Barbie rummachen würde, und sie sich aus Verzweiflung einen seiner Kumpels schnappen würde. Es war ein verzwickter Teufelskreis. Es würde wie immer ablaufen. In Ihren Augenhöhlen sammelten sich stumme Tränen, die langsam über ihre Wangen rollten. Sie unterdrückte ein Schluchzen. ~*~ „Und dann, dann hab ich meinen Schwanz rausgeholt und der Kleinen in die Fresse geschoben. Und dann stand ich da, ich frag, was soll das, sind wir hier auf'm Kindergeburtstag, nun lutsch endlich, du blöde Kuh..." Da war sie wieder seine wundervolle, eingebildete Stimme. Ruby wusste nicht von welchem Mädchen er sprach und ehrlich gesagt wollte sie es auch gar nicht wissen. Doch mit jedem weiteren Wort stieg der Hass wieder in ihr hoch. Nicht nur gegen ihn – sondern auch gegen sich selbst, denn eigentlich musste sie Mitleid mit dem armen Ding haben, welches seine Erektion in den Mund stecken musste. Jedoch war da kein Mitleid, sondern Eifersucht. Und blanker Neid. Sie selbst wusste, dass es absoluter Irrsinn war, denn warum wollte sie auch an seiner Latte lutschen? Um ihm zu beweisen, dass sie viel besser blasen konnte als all die anderen Mädchen zuvor? Dass es einfach niemanden auf der Welt gab, dem sein Lolli besser schmecken würde als Ruby King? Hart schluckte sie und zog an ihrem Strohhalm. Sie hasste ihre Gedanken. Aber sie konnte es einfach nicht abstellen: Sie verabscheute seine Worte, das Gelächter der Jungs, die ihn nur in seiner Arroganz bestätigten. Vielleicht sollte sie lieber seinen Schwanz abbeißen, damit ihm die Selbstverliebtheit aus dem Sack gerissen wurde. Sie war erwachsen, warum dachte sie wie ein pubertierender Teenager? Es war furchtbar und erschreckend zugleich, wozu diese Vernarrtheit sie treiben konnte. Einerseits wollte sie ihn mit jeder Faser ihres Körpers, anderseits wollte sie ihn demütigen, ihn verletzen, ihn bloßstellen, ihn vor allen Leuten brechen. Einmal nur wollte sie, dass seine Fassade in sich zusammensackte, dass sein Lachen verklang und Entsetzen auf seinem Gesicht geschrieben stand. Finley Kings Seele sollte sterben und mit ihm sein Herz. Konnte man einen Menschen gleichzeitig so sehr lieben und hassen? Sich so nach ihm verzehren, dass es wehtat? Ruby wollte, dass Finley das fühlte, was sie fühlte. Und wenn er diesen Schmerz niemals spüren sollte, so sollte man ihn verfluchen. Auf ewig. Honey, I wanna break you I wanna throw you to the hounds Yeah I gotta hurt you, I gotta hear it from your mouth Boy, I wanna taste you, I wanna skin you with my tongue I'm gonna kill you I'm gonna lay you in the ground Von sich selbst geschockt schüttelte Ruby sich und nippte weiter an ihrem Cocktail. Im Hintergrund hörte sie Gekicher, doch sie nahm es nur unbewusst wahr, bis jemand sie schüttelte. Überrascht sah sie zur Seite und erblickte ihre Freundin Ava. Sie war schon beschwipst und grinste zweideutig. „Na, wen beobachtest du von Fins Freunden?“, fragte sie neugierig. Nebenbei fiel Ruby wieder auf, das sie eine der wenigen war, die ihren Cousin bei vollem Namen nannte. Die meisten nannten ihn einfach Fin. Unbeholfen sah Ruby in die Runde von jungen Männern, welchen Namen sollte sie nennen? Welche Lüge wollte sie ihrer Freundin auftischen? Ava Cook war hübsch – sie hatte lange schwarze Haare und smaragdgrüne Augen. Ihre Figur war kurvenreich, aber genau an den richtigen Stellen. Doch die Hellste schien sie nicht immer zu sein, was Ruby schon öfters zu ihrem Vorteil genutzt hatte, um ihr Geheimnis aufrechtzuerhalten. Denn Ava war so etwas wie „Gossip Girl“, sie verbreitete Tratsch schneller als jeder Twitter-Account, und somit konnte Ruby ihr immer von irgendwelchen Männergeschichten berichten, sodass ihre wahren Gefühle im Verborgenen blieben. Vor der Öffentlichkeit. Vor ihren Freunden, vor ihrer Familie. Und vor allem vor Finley selbst. Bevor Ruby sich eine Lüge ausdenken konnte, hatte Ava schon wieder das Wort ergriffen. „Hauptsache, du nimmst mir Jack nicht weg.“ Ein weiteres Kichern verließ ihre Lippen. Rubys Blick fiel auf Jack Hunt, den großen jungen Mann, dessen Haut so bleich war wie die von Schneewittchen. Er hatte pechschwarzes Haar und himmelblaue Augen. Ein wahnsinnig beeindruckender Kontrast. Ava hatte wohl schon immer von ihm geschwärmt, doch sich nie getraut, es ihm zu sagen. In dem Punkt hatten sie ausnahmsweise etwas gemeinsam. „Wir spielen Flaschendrehen! Alle man herkommen!“, rief jemand aus der Runde und winkte alle zusammen. Ava kniff Ruby in den Oberarm und zog sie einfach mit sich. Sie erhoffte sich wohl einen Kuss von Jack – auch wenn dies reiner Zufall war bei diesem Spiel. Eventuell musste sie auch mit ansehen, wie er eine andere küsste. Ihre Chancen standen also 50:50, Glück oder Verderben. Ruby zählte die Anwesenden nicht wirklich, aber es waren um die dreißig Personen, die sich jeweils immer in drei Kreise verteilten und zwischenzeitlich wechselten. Es war das klassische Flaschendrehen mit der Wahl zwischen Wahrheit oder Pflicht. Die meiste Zeit wählte Ruby die Wahrheit, um allen weitere Unwahrheiten aufzutischen, die sich lautlos verbreiten konnten. Dieses Spiel war irrsinnig, und dennoch zu etwas nütze. Nach etwa vierzig Minuten wechselte Ruby wieder einen Kreis und kam in denselben wie ihr Cousin. Kurz stockte ihr der Atem. Kurz blickte sie zu ihm herüber, er erwiderte ihren Blick flüchtig, unterhielt sich dann aber wieder mit einem seiner Kumpels. „Da du der Gastgeber bist, Fin, wirst du anfangen diesmal. Also, was wählst du?“, gab Jack von sich und grinste ihn an. Fin zuckte mit den Schultern. „Meinetwegen. Ich bin wagemutig und sage Pflicht.“ Jack leckte sich über die Lippen und rieb sich das Kinn. „Wie du willst, mein Freund. Ich werde die Flasche drehen und auf den der Kopf der Flasche zeigt, denjenigen wirst du küssen. Egal ob Mann oder Frau. Ohne jegliche Widerrede.“ Finley lachte kurz auf. „Mir kann sowieso niemand widerstehen. Egal ob Männlein oder Weiblein“, gab er großkotzig von sich und nahm die Flasche in die Hand. Dann legte er sie in die Mitte des Kreises und mit einem Stoß drehte sie sich… Es dauerte einige Sekunden, unendliche Sekunden, bis sie endlich zum Stehen kam und auf Ruby King zeigte. Die junge Frau erstarrte in ihrer Haltung und schluckte. Hatte sie etwa verdrängt, dass diese Pflicht auch sie treffen konnte? Vermutlich. Jack hatte seine Aussage mit Sicherheit mit der Hoffnung gemacht, dass Finley einen Mann küssen sollte, da in diesem Kreis die Männeranzahl überhand hatte. Leises Gelächter brach aus, aber auch Pfiffe, die erwartungsvoll auf die zwei Familienmitglieder starrten. Selbst Jack gab einen lauten Pfiff von sich und klopfte Finley auf die Schulter. „Na los, Loverboy, es bleibt doch in der Familie“, scherzte er und stieß Finley nach vorne in die Mitte des Kreises. Auch Ruby wurde in die Mitte gedrängt und kurz vor seinem Gesicht kam sie zum Stoppen. Sie hatten nicht wirklich viel geredet seit ihrer Ankunft, auch sonst hatten sie keinen Kontakt gehabt, seit sie ein Jahr in Dublin gewesen war – außer dass ihn ab und an heimlich bei Facebook gestalkt hatte. Was sollte sie jetzt nun? Sie musste etwas tun, bevor er es tat. Wenn er einen Satz wie ‚Ich knutsch doch nicht mit meiner großen Cousine‘ rausbrachte, war es zu spät, sie durfte es nicht so weit kommen lassen. Sie musste ihm etwas vorspielen – zumindest zum Teil. Ihn zu küssen war ein Traum, doch es hier in aller Öffentlichkeit zu tun, ein Albtraum. „Blamier uns nicht, Fin. Sei kein Weichei. Deine Cousine ist doch scharf, sonst steck ich ihr meine Zunge in den Hals“, rief einer der Jungs und formte seine Lippen zu einem Knutschmund. Weitere männliche Stimmen feuerten ihn an, doch Finley schien ein wenig überfordert zu sein. Selten hatte sie ihn so unbeholfen vor sich gesehen. Sein Gesicht zeigte keine Emotionen, es schien, als sei er wirklich erstarrt. Ruby wusste, dass er sich von seinen Kumpels dauernd beeinflussen ließ und er stets der Anführer sein wollte. Sie hielten ihn für mutig und erbarmungslos – sollte diese Fassade heute brechen, drohte ihm der Verlust der Position als Alpha-Männchen. Wie kindisch diese Einstellung auch war, für Fin war es immer wichtig gewesen, im Mittelpunkt zu stehen und niemals als schwach zu gelten. Also musste sie sich diese Schwäche zu nutzen machen. Selbstbewusst legte Ruby ihre Arme um die Schultern ihres Cousins, sein Körper spannte sich fühlbar an, doch Ruby versuchte, es zu ignorieren. Ihre Lippen streiften kurz sein Gesicht und sie zog eine hauchdünne Spur bis zu seinem Ohr. "Ich werde dir helfen, aber nur dieses eine Mal," flüsterte sie, während sich ihr Körper näher an ihn drängte. Verwirrt blickte Finley sie zunächst an, doch dann hört er wieder die Laute seiner Freunde. „Was ist, Finley, bist du ein Feigling?“, hauchte Ruby ihm entgegen und hoffte, ihn noch weiter provozieren zu können. Es klappte. Fin ballte eine Hand zur Faust und atmete tief durch. Fast glaubte Ruby, er vibrierte, doch weiter nachdenken konnte sie darüber nicht, denn er packte sie unsanft im Nacken und zog sie zu sich. Seine Lippen trafen ihre: Hart und angespannt zunächst, doch nach einer Weile lockerte sich sein ganzer Körper, und er wurde sanfter. Automatisch griff Ruby mit einer Hand in sein Haar, seine rechte Hand wanderte auf ihre Hüfte. Desire, I'm hungry I hope you feed me how do you want me, how do you want me? Ein Wirbelwind an Gefühlen brannte durch ihren Körper. Dieser langersehnte Kuss, er ließ ihr Herz so wild schlagen, dass sie glaubte, explodieren zu müssen. Zunächst spielten nur ihre Lippen miteinander, doch es kam der Moment, in dem seine Zunge um Einlass bat und sie gab nach. Sie öffnete ihren Mund und empfing ihn hungrig. Ihre Zunge umkreiste die seine, jedoch nicht durchgehend, es war ein Spiel aus Zurückhaltung und Kampf – und es gefiel ihr. Dennoch wusste sie, das es eher vorbei sein konnte, als ihr lieb war, und sie wollte nicht, dass er es als erstes beendete, also musste sie handeln. Abrupt legten sich ihre Hände auf seine Brust, fast kam es ihr vor, als würde sein Herz toben. Dann biss sie ihm leicht in die Unterlippe und gab ihn neckisch frei. Um sie herum begann ein Jubel auszubrechen, doch Finley schien sie nur anzustarren. Make romance together I just wanna touch your body I wanna love your body It feels so good You can‘t be wrong Whisper in my ear and tell me now you‘re mine I wanna blow your mind Freak, freak, freak, freak, freak Als Ruby sein schönes Gesicht betrachtete, wurde ihr schlagartig wieder einmal klar, was für ein Freak sie doch war. Für sie war ihr eigener Cousin der schönste Mann, den sie jemals gesehen hatte. Vermutlich würde dieser Fluch niemals von ihr genommen werden, er würde an ihr kleben bleiben bis an ihr Lebensende. Eine unglückliche Ehe führen, Kinder kriegen, die ihm nicht ähnlich sahen, was sie deprimieren würde, und keiner um sie herum würde es verstehen, dann würde sie mit dem Gärtner eine Affäre anfangen, weil er jung und genauso braungebrannt war wie Finley. Danach würde sie sich immer weitere Beischlafgelegenheiten suchen in der Hoffnung, irgendwann einmal Befriedigung zu erfahren. Seelische, versteht sich. Vielleicht gab es irgendwo auf der Welt einen Doppelgänger von Finley, den sie für sich gewinnen konnte?! Sie war so ein Freak… ~*~ Nachdem das Flaschendrehen endlich beendet war, war die Party nur noch an ihr vorbei gezogen. Zuviel Alkohol, ein wenig getanzt mit scheinheiligem Lachen und immer einen heimlichen Blick auf ihn gerichtet. Jede junge Frau, die nur in seine Nähe kam, wollte sie im Pool ertränken. Das alkoholische Gift in ihren Adern ließ ihre Gedanken noch abtrünniger werden, sodass sich Ruby irgendwann von der Masse entfernte. Sie schlenderte durch den Garten bis rauf zum nächsten Balkon. Sie hatte das Haus ihres Onkels schon wirklich lange nicht mehr betreten. In jedem Raum tummelten sich Erinnerungen. Wie sie mit Fin durch die Küche getollt war, als sie Kinder gewesen waren, als sie als Teenager die Türen geknallt und sich angeschrien hatten. Sacht berührte Ruby die einzelnen Möbel und folgte dem Balkongeländer. Inmitten der überdachten Terrasse hielt sie inne. Ihr Körper streckte sich gen Himmel und ihr Blick fiel langsam auf das rauschende Meer. Es waren so viele Gäste hier, warum suchte sie die Einsamkeit? Warum fühlte sie sich innerhalb der Party überhaupt so unfassbar alleine? Vielleicht würde sie all diese Leute eintauschen gegen einen einzigen Augenblick mit ihm alleine. Ruby biss sich auf die Unterlippe und rieb sich die Stirn. Der Alkohol stieg ihr langsam zu Kopf, sie wollte schon längst damit aufhören, aber anders ertrug sie seine Nähe nicht. Beziehungsweise seine Anwesenheit mit all den anderen weiblichen Gästen. „Warum so alleine hier, Schönheit?“, hallte eine Stimme an ihr Ohr. Erschrocken drehte sie sich um und erblickte Ashley Rider. Alle nannten ihn meist nur Ash. Er war ein Freund ihres Cousins, ein paar Jahre älter als er. Ebenfalls braungebrannt, hatte er schokoladenfarbenes Haar und helle froschgrüne Augen. Er war massiger als Finley, durchtrainiert von den täglichen Anweisungen seines Personaltrainers, dennoch etwas kleiner als ihr Cousin. Er stand dicht hinter ihr und küsste ihre Schultern – Ruby wusste genau, was er wollte, denn vor ein paar Jahren hatte sie eine kleine Liaison mit ihm gehabt, die aber im Sande verlaufen war. Er schien sie wieder aufleben lassen zu wollen. Seine Blicke waren ihr nicht entgangen, ab und an hatte sie ihm ein Lächeln geschenkt – jedoch nur in der Hoffnung, Finley würde es missfallen. Wie naiv sie mal wieder gewesen war. Ruby seufzte und trat einen Schritt zur Seite. „Heute nicht, Ash“, wisperte sie und strich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. „Ich wollte die Stille der Nacht genießen.“ „Ich weiß doch, dass du mir nicht widerstehen kannst“, erwiderte er frech und rückte ihr daraufhin wieder näher. Wie dumm, dass sie ihn immer glauben gelassen hatte, sie würde auf ihn abfahren. Sein Ego war vorher schon groß genug gewesen, doch jetzt vertrug es anscheinend sogar eine Abweisung. Wieder machte Ruby einen Hieb zur Seite und legte ihre Hand auf seine Brust. „Bitte Ash, lass mich einfach kurz alleine. Ich komme gleich wieder zur Party“, erwiderte Ruby fast beschwichtigend, doch Ash grinste nur frech. „Ja, wir können gleich zusammen zurück gehen“, gab er keck von sich und ergriff ihre Hand. Er küsste ihre Finger und lutschte kurz an ihrem Zeigefinger. „Das hat dir doch immer gefallen, Baby“, raunte er zwischen seine Lippen und hielt ihr Handgelenk fest in seinem Griff. „Ashley, bitte lass mich los“, wiederholte Ruby, doch nichts geschah. … „Ich glaube, sie hat gesagt, du sollst gehen“, durchdrang eine weitere Stimme die Nacht und Ruby zuckte zusammen. Es war Finleys Stimme und sein Blick war eisern auf das vermeintliche Paar gerichtet. Ashley kratze sich verständnislos am Kopf. Selten hatte er seinen Kumpel so energisch gehört, und diese bösen funkelnden Augen…. „Bruder, wir wollten nur ein wenig Spaß und – “, doch weiter kam er nicht, denn Finley zeigte mit seiner Hand demonstrativ auf die Tür. „Verpiss dich, Ash, oder du kannst sofort verschwinden. Und damit meine ich aus meiner Villa.“ Der Angesprochene hob eine Augenbraue und ließ Ruby los. Ob sein Freund so betrunken war, das er sich um Ton vergriff? Vermutlich. Doch mit Fin war nicht zu spaßen, wenn er einmal wütend geworden war. Zwar war Ash schleierhaft wieso, dennoch wollte er den Grund nicht auf Leben und Tod in einer Schlägerei mit ihm herausfinden. „Schon gut, Alter. Ich gehe schon. Traute Zweisamkeit euch beiden noch“, erwiderte er etwas spöttisch und lief dann murrend an Fin vorbei. Als er durch die Tür war, tapste Finley ein paar Schritte vorwärts auf sie zu, blieb aber mit einigem Abstand vor ihr stehen. „Hat er dir wehgetan?“, fragte er fast besorgt und blickte auf ihr Handgelenk. Ruby schüttelte leicht den Kopf. Ein seltsames Gefühl breitete sich in ihr aus. Finleys Gesichtsausdruck war steif und angespannt – so kannte sie ihn nicht. Zumindest war es lange her gewesen, seit sie ihn so erzürnt gesehen hatte. Zumindest, wenn es um sie ging. „Danke“, hauchte sie ihm entgegen, denn er war noch einen Schritt näher gekommen. Kurz nahm er ihre Hand und beäugte forschend ihr Gelenk, fast als würde er ihr nicht glauben. „Hast du unser Gespräch zufällig mitbekommen?“, erkundigte sich Ruby und versuchte, unter seinen Berührungen standhaft zu wirken. „Nein“, gab Finley tonlos von sich und blickte sie nicht einmal dabei an. Ruby runzelte ihre Stirn „Nein?“, wiederholte sie seine Antwort. „Ich bin euch gefolgt.“ Die Blondine gab ohne Nachzudenken ein „Warum?“ von sich und Finley zuckte nur mit den Schultern. „Ist doch egal.“ „Es interessiert mich aber, Finley“, bohrte Ruby weiter nach und zuckte nervös mit den Augenbrauen. Sie hasste es, wenn er das tat. Diese eiskalte Masche, nichts von sich preiszugeben und auf cool zu tun. „Deine Kumpels sind nicht hier, also kannst du normal sein.“ Fin knirschte mit den Zähnen „Wenn ich sage, es ist egal, dann nerv mich nicht weiter. Das konntest du schon immer ziemlich gut“, seine Stimme war erschreckend laut geworden, und er klag zornig. Just entzog Ruby sich seiner sorgenden Hand und drehte sich um. Stumme Tränen sammelten sich in ihren Augen. Sie war eine blöde Kuh, warum musste sie jetzt schon wieder weinen? Weil er sie daran erinnerte, wie nervig er sie fand? „Hey, hey, lass das gefälligst. Ich hasse es, wenn du heulst.“ „Tut mir Leid, das ich wieder so anstrengend für dich bin.“ „Ja, das bist du… also hörst du jetzt auf mit Flennen?“ „Wenn du es albern findest, dann geh doch“ „Ich finde es nicht albern, ich ertrag es nur nicht.“ „Bitte was? Du erträgst es nicht?“ „Du weißt genau, ich bin nicht gut in so etwas.“ „In was ist der große Finley denn nicht gut?“ „Im Trösten. Und wenn du weiter weinst, habe ich ein schlechtes Gewissen.“ „Es hat dich keiner verpflichtet, mich jemals zu trösten. Geh einfach.“ „Ich fühle mich nicht verpflichtet, Missy. Ich würde dich trösten, wenn ich es besser könnte.“ „Natürlich….“, erwiderte Ruby ironisch und rollte mit den Augen. Ihr erstes Gespräch seit langem und sie stritten schon wieder. „Warum glaubst du mir eigentlich nie?“, hörte sie ihn fragen und sie war es diesmal, die mit den Schultern zuckte. „Weil du nie ernst bist vermutlich. Ah ja, und nenn mich nicht Missy wie all deine anderen Weiber.“ Fast klang ihr Unterton eifersüchtig, was sie eine Sekunde später erst bemerkte. Sie biss sich auf die Unterlippe und hoffte, er würde keinen Kommentar dazu abgeben. „Ich habe keinen Bock mehr, mich ständig mit dir zu streiten“, war seine simple Antwort und es folgte noch ein weiterer Satz: „Und ich hatte mir eigentlich vorgenommen, wenn du zurück bist, alle Diskussionen zu unterbinden.“ „Dann hättest du mich weiter ignorieren sollen.“ „Ich habe dich nicht ignoriert. Du bist direkt in dein Zimmer verschwunden nach deiner Ankunft und abends hast du geweint, da habe ich gedacht, ich lasse dich besser in Ruhe.“ Ruby durchfuhr ein eiskalter Schauer. „Du hast mich beobachtet gestern Nacht?“ „Anscheinend warst du so in Gedanken, dass du mich nicht bemerkt hast, Ruby.“ Ja sie war in Gedanken gewesen… in Gedanken war sie immer bei ihm gewesen. 'Cause I don't wanna fall in love If you don't wanna try, But all that I've been thinking of Is maybe that you're mine Just say you want me, that's all it takes Heart's getting torn from your mistakes Won't you stay? Won't you stay? Just say you love me, just for today „Lass uns zum Strand gehen.“ Überrascht hob Ruby den Kopf und erblickte Finley, wie er nachdenklich auf das Meer starrte. Fast verträumt seufzte er und reichte ihr schließlich seine Hand. Anstatt ihm wie geöhnlich zu unterstellen, ob er sie veräppeln wollte, ergriff sie seine Hand. Dann zog er sie mit sich. ~*~ Ruby wusste nicht, was genau mit ihrem Cousin los war, und warum er es ausgerechnet war, der das Kriegsbeil begraben wollte, aber sie fragte nicht mehr. Sie genoss es einfach. Stillschweigend saßen sie nebeneinander im Sand und lauschten dem Rauschen der Wellen, die immer wieder das Ufer trafen. Es gab nur wenige Laternen um den Strand herum, was jedoch die Atmosphäre irgendwie romantisch erscheinen ließ. Zumindest für sie. Dass ihr Cousin vermutlich nicht das Gleiche empfand, war ihr bewusst, doch sie verdrängte es für einen Augenblick und stellte sich vor, dass er einfach nur ein junger Mann war, der sie hierher entführt hatte. Wie bei einem ersten Date. Diese Vorstellung verlieh ihr eine Gänsehaut. „Ist dir kalt? Wir haben immer noch bestimmt 18 Grad“, erwiderte Finley, doch diesmal sagte er es mit einer sanften Stimme, die sie nur leicht necken sollte. „Nein, mir ist nicht kalt. Keine Sorge, kleiner Cousin“, kicherte sie und rieb sich die Arme. Fin hob eine Augenbraue und schnaubte. „Du hast anscheinend Gänsehaut und lügst mich an, große Cousine.“ Ohne einen weiteren Kommentar von sich zu geben, legte er plötzlich einen Arm um sie und zog sie ein Stück zu sich. Ruby hüpfte fast das Herz in die Hose, oder eher in ihren vorhandenen knappen Rock, aber sie versuchte, weiter zu atmen. „Warum versteifst du dich?“ Er hatte es also doch gemerkt. Nervös rang sie nach frischer Luft und lehnte sich kurz an ihn, sodass er seine Aussage so schnell wie möglich wieder vergessen konnte. „Es tut mir Leid“, wisperte sie und schloss ihre Augen. Fin lugte zu seiner Cousine hinab und legte den Kopf schief. „Dass du mich mal wieder angezickt hast?“, lachte er auf, doch Ruby schüttelte leicht den Kopf unter ihm. „Einfach alles, was ich jemals Schlimmes zu dir gesagt habe. Ich habe es nie so gemeint“, sie rollte ihren Kopf leicht nach hinten, platzierte ihn an seiner Schulter, sodass sie sein Gesicht sehen konnte, als sie ihre Augen wieder öffnete. Als er ihren Blick erwiderte, lächelte sie. „Und das soll ich dir glauben? Du hast mir schon wirklich viele schlimme Dinge an den Kopf geworfen“, stellte er fest, grinste sie dann aber ebenfalls an. „Du mir auch“, antworte Ruby und im Schein der Laterne sah es aus, als ob ihre Augen glänzten. „Also sind wir quasi quitt?“ Sie spürte seinen heißen Atem an ihren Wangen, er war ihr so nah wie schon seit Ewigkeiten nicht mehr. Vielleicht war sie ihm sogar noch nie so nah gewesen. Er hatte sich ein Stück zu ihr runter gebeugt, seine linke Hand ruhte auf ihrer Hüfte. „Ich fühle mich so sicher in deiner Nähe, Finley.“ Zum ersten Mal sprach sie das aus, was sie wirklich dachte. „Du bist dir bewusst, dass du Männer damit verrückt machst.“ „Was meinst du?“ „Mit deiner Art…“ „Haben dir das deine Jungs erzählt… Ash?“, flüsterte sie gegen seinen Hals, ihre Haare kitzelten sein Kinn. „Nein, es interessiert mich nicht, was sie verrückt macht. Besonders nicht, wie du Ash immer wieder um den Finger wickelst anscheinend.“ Fast klang er wie ein eifersüchtiger Ehemann. Aber sie musste sich täuschen, oder etwa nicht? Rubys Augen folgten seinen Lippen, fast kam es ihr vor, als würde er ihr noch näherkommen. „Aber es macht mich verrückt“, dann strichen seine Lippen für einen kurzen Moment über die ihren. Rubys Herz setze aus und sie streckte sich Fin sehnsüchtig entgegen. Für einige Sekunden verharrte er in der Position, als würde er überlegen, was richtig und falsch war – doch dann gewann sein Instinkt. Ruby spürte seine weichen Lippen auf ihren. Zunächst zaghaft, dann fester und besitzergreifender. Seine rechte Hand fand den Weg zu ihrem Kinn. Hitze stieg in ihre Glieder und auch ein unfassbares Verlangen. Sie kannte diese Sehnsucht aus ihrer Fantasie, doch sie so real zu erleben, war eine Symphonie der Leidenschaft, die sie noch nie zuvor gespürt hatte. Bei keinem Mann. Ihre Zunge leckte spielerisch seine Lippen, bis er sie öffnete. Seine Hände ertasteten ihren Körper von oben nach unten herab, bis er mit einem Ruck ihren Hintern packte und sie auf seinen Schoß setzte. Ruby gab ein leises Stöhnen von sich, als sie auf seinen Schenkeln saß und rasch weiter nach unten sackte. Ihr erhitzter Unterkörper presste sich an seinen – sein Glied war bereits verhärtet und schnellte zur Jagd aus. Ruby zupfte an seinem Hemd und versuchte, es nach oben zu schieben, doch für einen kurzen Zeitraum hielt Fin wieder einmal inne. „Ruby…“, keuchte er fast qualvoll. „Ja? Warum hörst du auf?“ Finley schluckte hart und konnte deutliche ihre Brüste an seinem Körper spüren. Es machte ihn wahnsinnig. „Ich bin dein Cousin, bist du dir sicher? Ich meine…“, doch weiter kam er nicht, denn Ruby hatte ihn geküsst. Es dauerte sicher eine Minute, bis sie wieder von ihm abließ. „Ich will diese Nacht alles von dir. Ich will dich ganz, selbst wenn du mein Bruder wärst, würde ich es wollen.“ Ihr Herz trommelte immer schneller, aber nach all den Jahren die Wahrheit auszusprechen, tat einfach so unfassbar gut. „Tut mir leid, wenn das ein Abturner war“, fügte sie hastig hinzu, doch Fin schien unberührt. „Ganz im Gegenteil“, gab er voller Erregung zu und öffnete die Knöpfe ihrer Bluse. Es dauerte nicht lange, bis er sie zur Seite geschmissen hatte und nun auch er endlich sein Shirt über den Kopf streifte. Sie trug einen schwarzen Spitzen-BH, den er in ihrem Zimmer oder in der Wäsche schon oft hatte rumliegen sehen, doch dieses Mal durfte er ihn öffnen und endlich sehen, was darunter verborgen war. Geschickt ließ er die Hände über ihren Rücken bis zu dem Verschluss ihres BHs wandern. Schnell hatte er ihn geöffnet, seine Träger fielen ihre Schultern herab. Gierig beschleunigte er das Verfahren, um ihre harten Nippel in Augenschein zu nehmen. Seine großen Hände umfassten ihren üppigen Busen, massierten ihn, kneteten ihn… bis seine Zunge schließlich den Weg zu ihnen fand. Sie umkreiste ihre steifen Nippel, zunächst zaghaft, dann saugend. Ruby stöhnte erregt auf und presste ihren Unterleib noch enger an seinen. Ab und an rieb sie sich an ihm wie ein rolliges Kätzchen, was seinen Schwanz noch mehr wachsen ließ. Sie war sicher schon mehr als bereit für ihn, doch Fin reichte es nicht, das Minimum zu geben, wie er es oft bei anderen Frauen tat. Stattdessen bedeutete er ihr, sich nach hinten in den weichen, abgekühlten Sand fallen zu lassen. Er küsste sie sanft den Bauch hinab, zog ihren Rock dabei immer höher. Als er an ihrem Höschen angelangt war, strich er dieses sacht zur Seite und legte seine Lippen auf die Mitte zwischen ihren Beinen. Ruby stieß einen unfassbaren Ton aus, den er noch bei keiner Frau zuvor vernommen hatte. Tief bohrte sich seine Zunge in ihr Innerstes, sodass ihr Körper regelrecht zusammenzuckte. Fuck me like you hate me Kiss me like you miss me I want that all the time, all the time I've give you all of mine I could fuck you all the time Es kam ihr vor wie eine halbe Ewigkeit, bis er endlich statt mit seiner Zunge und seinem Finger mit seinem Schwanz in sie eindrang. Sie hatte ihm nicht mal einen runtergeholt, keinen geblasen. Er hatte sie komplett verwöhnt, bis sie es kaum noch ausgehalten hatte. Sie lag immer noch auf dem Rücken, hatte die Beine gespreizt, um ihn zwischen sich zu nehmen. Zunächst waren seine Stöße langsam und unregelmäßig, doch als sie ihre Beine um ihn legte und fester zusammenpresste, wurde er schneller. Das Bild vor ihren Augen verschwamm in tausend Farben. Ihr Körper schien wie elektrisiert von seinen Stößen, seinen Berührungen… Sie kam zweimal oder dreimal dicht hintereinander. Ob es daran lag, dass er einfach wirklich so gut war in dem, was er tat, oder weil sie ihn so sehr liebte, wusste sie nicht. Eventuell war es eine Mischung aus beidem. In ihrem Kopf drehte sich alles und sie hoffte, es würde niemals enden. Denn wenn es enden würde, würde sich Leidenschaft in Scham verwandeln… ~*~ Fin starrte auf das Foto, das seit Ewigkeiten tief in seinem Schrank vergraben war. Es zeigt ihn und Ruby, wie sie gerade zum Strand gehen wollten. Er war gerade mal sechzehn gewesen, sie hatte in ein paar Tagen Geburtstag und wurde neunzehn in diesem Jahr. Sie war damals schon wunderschön gewesen, eigentlich war sie das immer. Seit er sie kannte, hatte er nie ein vergleichbar hübsches Mädchen gesehen – vielleicht hatte er auch nie danach gesucht. Schönheit lag im Auge des Betrachters, vielleicht war er auch einfach nur vernebelt. Vernebelt von Gefühlen, die ihm Angst machten. Schon immer fühlte er sich unwohl in ihrer Nähe, doch es war ein angenehmes Unwohlsein – auch wenn es paradox klang, er liebte und hasste dieses Gefühl, bei ihr zu sein. Was vor ein paar Tagen am Strand passiert war, hatte ihm den Atem geraubt. Noch nie hatte er sich solche Mühe gegeben, ein Mädchen zu befriedigen – er war noch nie zweimal hintereinander in jemandem gekommen und es hätte vermutlich noch für ein drittes Mal gereicht. Doch die Realität hatte ihn irgendwann eingeholt. Wie sollte er mit dieser Situation umgehen? Wie sollte er ihr gegenübertreten? Sie hatten sich die letzten Tage kaum gesehen und die meiste Zeit hatte er auf seinem Zimmer verbracht, was seine Freunde zwar ziemlich merkwürdig fanden, doch sie fragten nicht weiter nach. Nicht einer von ihnen wollte wissen, was mit ihm los war. Diese Oberflächlichkeit hinterließ einen Stich in seinem Herzen. Er erinnerte sich an vergangene Jahre und Rubys Sorge, die er immer als nervig empfunden hatte. Doch sie war die einzige, die sich immer für ihn interessiert hatte, obgleich sie immer die große Cousine raushängen ließ. Für einen Teenager mit Sicherheit nervtötend – wie oft hatte er sie angeschnauzt, sie solle ihn in Ruhe lassen. Wie oft hatte er die Tür hinter sich zu geknallt, um ihr deutlich zu machen, dass er ihre Worte nicht ernst nahm. Er war so ein Narr gewesen. So ein verdammter Idiot! Als er die Fotografie umdrehte, bemerkte er eine kleine Gravur, die in die Ecke gekritzelt war. F+R = Forever erkannte er nach genauerem Hinsehen, dabei biss er sich auf die Unterlippe und seufzte. Er hatte vergessen, ob er diese Zeichen dort hingeschrieben hatte oder sie. Denn sie hatten nicht nur äußerliche Ähnlichkeiten, sondern auch ihre Handschriften hatten die Lehrer in der Schule nie unterscheiden können. Ab und an hatte Ruby nämlich seine Hausaufgaben erledigt, damit er einer schlechten Note entgehen konnte. Fin leckte sich über seinen trockenen Lippen – er hatte schon seit Stunden nichts mehr getrunken. Er wollte einfach nicht aus seinem Zimmer. Er wollte keine Fragen, nicht von den Haushälterinnen, die überall herumwuselten, nicht von dem Gärtner, der alles wieder zurechtzupfte, was auf der Party zu Bruch gegangen war. Vermutlich war sie im Nachbarhaus, in ihrem Zimmer, dennoch hatte er Angst, ihr zu begegnen – sie nur zu sehen. Wenn er seine Vorhänge zurückziehen würde, würde er genau auf ihren Balkon blicken. Fin war zum ersten Mal in seinem Leben wirklich ratlos: Welchen Weg sollte er nur gehen? Sollte er sie einfach ignorieren? So tun, als wäre nichts gewesen? Sich im Ungewissen lassen, was sie dabei empfunden hatte? Mit dem Schmerz leben, den sein Herz zerreißen würde? Oder sollte er es ihr sagen? In der Hoffnung, sie würde ihn nicht auslachen, sondern mit ihm kommen? Wohin auch immer? Musste sie es geheim halten? Mussten sie vielleicht sogar fliehen? Was würden die anderen sagen? Ihre Familie? Ihre Freunde… der Rest der Welt? So viele Fragen, auf die er einfach keine Antwort kannte. Vielleicht wusste Ruby die Antworten, vielleicht auch nicht. Dazu müsste er sie ansprechen, seine Maske ablegen und ihr einmal im Leben die Wahrheit sagen – die ganze Wahrheit. Ehrlichkeit war der Grundstein jeder Beziehung, und diese hatten sie verloren über die Jahre. Vermutlich war es alleine seine Schuld. Er war ein elender Feigling gewesen. Statt süßer Worte spuckte er nur Gift, wenn sie ihn anblickte. Aus falscher Eitelkeit und Selbstschutz. Warum war es so schwer, einfach mal nicht zu lügen? I have loved you only in my mind But I know that there will come a time You'll feel this feelin' I have inside Don't know what to do Whenever you are near Don't know what to say My heart is floating in tears When you pass by I could fly Every minute, every second of the day I dream of you in the most special way ~*~ Ein ruhiger Frühlingswind wehte durch ihr offenes Haar. Ruby genoss die leichte Brise, die ihre Gedanken durcheinanderwirbelte. Obgleich ihr Herz so schwer war, konnte sie es so ertragen. Ein paar Sonnenstrahlen kitzelten ihre Nase. Der Himmel sah überwältigend aus. Manchmal fragte Ruby sich, was wohl da oben auf sie wartete. Sie wusste nicht, ob sie wirklich an Gott glauben sollte, doch eine höhere Macht musste es geben. Vielleicht auch eine, die unter der Erde lauerte, im Feuer der Sünde. Waren diese Gefühle ein dämonisches Geschenk, das sie später mit Höllenqualen zurückzahlen musste? Oder waren diese verbotenen Emotionen eine Prüfung, die sie überwinden musste, um später ins Licht aufzusteigen? Ihre Mutter hatte schon immer gesagt, sie mache sich zu viele Gedanken. Vielleicht hatte sie Recht. Ob sie mit dem Wind auch ihre Gefühle loslassen musste? In dem Sinne, ihn zu vergessen oder ihm einfach zu sagen, was sie fühlte? Beide Wege waren mit Leiden verbunden. Ihr Herz würde brechen oder ihr Geständnis würde ihre kleine Welt auseinanderbrechen lassen. Ihrer beider Welten. Kurz schloss die Blondine ihre Augen und lauschte den Wellen des Meeres. Ein einzigartiger Klang, den sie schon immer geliebt hatte. Fast so sehr, wie sie Finley liebte. Halt mich fest und zeig mir, was du fühlst Ich will, dass du meine Wärme an deinem Körper spürst Nimm meine Hand, ich will, dass du mich berührst Ich will, dass meine Seele dein Herz mit Liebe verführt Sei mir nah und höre, was ich sag Ich bin verliebt in dich und das schon vom ersten Tag Kurz holte Ruby tief Luft, dann öffnete sie ihre Augen wieder. Sie war eine ganze Meile weg vom Haus ihrer Eltern. Sie liebte Spaziergänge am Strand, sogar alleine genoss sie jede einzelne Sekunde. Mit einem Lächeln im Gesicht setze sie einen Fuß fest in den Sand und machte kehrt. Sie war bereit für den Rückweg. Mit leichtem Schritt folgte sie den Spuren im Sand, die sie auf dem Hinweg hinterlassen hatte. Dabei begann sie, ein Lied zu summen. Ganz still und leise flüsterte sie es dem Wind zu. Ich will, dass du mich liebst und zeigst, dass du mich brauchst … dass du mich brauchst Ich will, dass du mir zeigst und sagst, dass du mich liebst … dass du mich liebst Nach fünfzehn Minuten erblickte sie in der Ferne eine Gestalt. Die Umrisse kamen ihr bekannt vor. Ihr Herz flatterte. Obgleich sie ihn nicht sofort erkennen konnte, wusste sie instinktiv, dass er es war. Er hatte eine helle Shorts an und ein weißes Hemd, welches im Wind umher wehte, da er alle Knöpfe geöffnet hatte. Nachdenklich und verträumt blickte er starr in den Sonnenuntergang. Je näher sie kam, desto deutlicher wurde seine Gestalt. Er sah so unfassbar gut aus. Für sie war er die reine Perfektion. Nur noch ein paar Meter, dann würde sie ihn erreichen. Ihr Körper zitterte. Wie von selbst blieb sie stehen und beobachtete ihn weiter. Sie wollte etwas sagen, ihm etwas zurufen, zumindest eine Begrüßung, doch ihre Stimme versagte. Finley King war ein Traumprinz, so kitschig wie es auch klang, bei seiner Schönheit vergingen ihr jegliche Worte. Er machte sie sprachlos mit seinem Sein und obgleich es sie wahnsinnig machte, liebte sie es auch. Sie konnte nicht weiter gehen. Sie konnte kaum atmen. All das machte er mit ihr. Man sagt, jeder Mensch bemerke es irgendwann, wenn er beobachtet wird. Und so tat es auch Finley. Sacht wanderte sein Blick zu ihrem Gesicht. Überrascht, traurig und erfreut zugleich. Ruby wusste seine Züge nie wirklich zu deuten. Er war ein Mysterium. Zunächst schien er starr, dann wandte sein Körper sich leicht in ihre Richtung. Jetzt standen sie sich gegenüber, nur wenige Meter, die sie noch trennten. Rubys Herz setze aus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)