The Journey that ties us together von AraniShadon ================================================================================ Kapitel 5: Motelroom -------------------- 5 – Motelroom Die Moteltür fiel leise ins Schloss, dennoch zuckte Sam darunter zusammen, als wäre eine 9mm neben ihm abgefeuert worden. Nachdem sie sich getroffen und Dean gesagt hatte, dass er der Ansicht war, dass sie doch wieder zusammen reisen und jagen sollten, war Sam von einer solchen Euphorie erfüllt gewesen, dass er seinem Bruder am liebsten in die Arme gefallen wäre. Zwei Dinge hatten ihn davon abgehalten. Zum einen der Ausdruck in den Augen seines Bruders – Gott, so viel Schmerz und Trauer und Wut, die Sam verursacht hatte – und zum anderen war da noch die Sache mit dem Messer. Im allerersten Moment, wo Dean es hervor gezogen hatte, war Sam der absolut festen Überzeugung gewesen, sein Bruder würde es ihm zwischen die Rippen stoßen. Sam wäre nicht einmal böse gewesen, wenn Dean es tatsächlich gemacht hätte und obwohl er steif stehen hatte bleiben wollen, resolut und akzeptierend, so war er doch einen halben Schritt zurück gewichen. Etwas blitzte in Deans Augen in diesem Moment auf, ein Funke, der einen anderem Schmerz beschrieb und, der Sam sogar noch tiefer traf, als es alle Wut getan hatte. Es war so schlimm gewesen, dass er sich während der Fahrt im Impala – seinem Zuhause! – vorgekommen war, wie ein totaler Fremder und er hatte sich an den Türgriff geklammert, um sich irgendwie zu erden. Sie hatten kaum miteinander gesprochen, nur Belangloses, wie „Hast du Hunger?“ oder, „Bist du müde?“. Sam hatte seine Antworten kaum um den Kloß in seinen Hals heraus gebracht und als er aus dem Wagen stieg, zitterten seine Beine so sehr, dass er sich an der Tür halten musste. Ihre Unterhaltung im Raum war ebenso stockend wie auch im Wagen und Sams Augen brannten die ganze Zeit. Er hatte gesagt, dass er Dean es beweisen würde, dass sich dieser auf ihn verlassen konnte und das würde er. Doch Dean sagte ihm, dass er in eine Bar gehen würde – allein – und Sam war zu unsicher mit ihnen und ihrer Beziehung, als das er protestiert oder angeboten hätte, mit seinem Bruder zu gehen. Stattdessen stand er nun hier, mitten im Raum, den er aber kaum wahrnahm. Seine Finger zitterten, als er sich das Haar nach hinten strich. Er musste fokussieren, die nächsten Schritte planen. Also räumte er Deans Tasche unter das Bett, stellte die Waffentasche daneben, das Gleiche machte er auch mit seiner Tasche. Die beiden Waschtaschen und der Erste-Hilfe-Kasten räumte er im kleinen Badezimmer auf einem Absatz über der Toilette. Er packte die eingepackten Zahnputzbecher und die Handseife aus, dann stellte er den Laptop auf den Tisch, sah in den leeren Kühlschrank. Er glaubte nicht, das Dean so schnell wieder kommen würde, aber dennoch schrieb er eine Nachricht, bevor er mit Zimmerschlüssel, Portemonnaie und Telefon nach draußen trat und zu dem kleinen Shop lief, der noch geöffnet war, obwohl es auf halb Zwölf zuging. Während er seine Waren wählte, war ihm durchaus bewusst, dass er nur Lebensmittel mitnahm, von denen er wusste, dass sie zu Deans Favoriten zählten. Doch sein Bruder genoss Essen mindestens so sehr wie Sex – zumindest bevor er in der Hölle gewesen war – und Sam hoffte, dass er ihn damit milde stimmen und zeigen konnte, dass er ihre Beziehung kitten wollte. Also gab es M&Ms, Sandwich mit Roastbeef, Bohnensalat mit extra viel Zwiebeln, Bier und für ihn selbst Obst, Salat und ein Hähnchenwrap, das, zumindest im Moment, recht appetitlich aussah. Der Typ hinter der Kasse sah ihn nicht mal an, als er die Waren zusammen zählte und dann eine Hand hinhielt. Sam hätte vermutlich auch einen Dollarschein hinein packen können. Restgeld bekam er nicht und er war zu müde, um zu diskutieren. Mit seinen Einkauf ging er zurück in das leere Motelzimmer, verstaute alles und legte den Wrap neben den Laptop. Er kochte Kaffee, den er in eine Thermoskanne füllte, stellte ein Bier auf Deans Nachttisch. Dann gingen ihm seine Aufgaben aus, weswegen er sich am Fenster wieder fand und nach draußen starrte. Der Parkplatz war leer und die nächste Straßenlaterne flackerte erbärmlich in ihren letzten Versuch, noch ein wenig am Leben zu bleiben. Ein Nachtfalter umkreiste sie, schwand aber mit dem Erlöschen des Lichtes. Es brauchte ein paar Minuten, bis sich Sams Augen an die neuen Lichtverhältnisse gewöhnten, nicht, dass es etwas an dem Bild ändern würde, das sich ihm bot. Kein Impala. Kein Dean. Sam presste die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen und debattierte mit sich selbst, ob er Dean nachgehen sollte, verwarf die Idee aber ebenso schnell wieder. Er tigerte durch den Raum, setzte sich auf das Bett, wanderte ins Bad und zwang sich am Ende vor seinen Laptop. „Hör auf mit dem Schwachsinn“, murmelte er. „Dean kommt deswegen nicht früher zurück.“ Er nahm sein Wrap, biss mechanisch ab und kaute mühsam, weil es sich anfühlte, als würde der Bissen immer mehr in seinem Mund werden. Es herunter zu würgen war ein Kraftakt und tötete jeglichen Willen, noch weiter zu essen. Sam schubste den Teller von sich, fuhr den Laptop nach oben. Recherche. Das war was er tun konnte. Er war nicht sicher, wie lange er gearbeitet hatte, wie viele Notizen er gemacht hatte. Insgesamt waren ihm in der Umgebung sieben Dinge aufgefallen, die nach einem Job für sie aussahen. Er hatte jeden von ihnen in separate Folien und Hefter gelegt, die er auf dem Tisch ausgebreitet hatte, damit Dean sie sich ansehen konnte. Dann war er die Nachrichten durchgegangen und hatte versucht dämonische Zeichen zu orten und heraus zu finden, wo sich Lucifer aufhielt. Ohne Erfolg. Irgendwann musste er eingeschlafen sein, denn er wusste nicht, wie spät es war, noch, was ihn aufgeweckt hatte. Doch als er den Kopf hob sah er das die Tür ihres Motelzimmers ein Stück weit geöffnet war. Sofort schärften sich seine Sinne, seine Muskeln spannten sich an. Behutsam bewegte er sich und griff nach dem Silbermesser, das er in seinem Stiefel aufbewahrte. Die Zeiten, in denen nur Dean bis an die Zähne bewaffnet war, waren seit seinem einsamen Sommer endgültig vorbei. Sam sah keine Schatten, aber er wusste, dass da jemand war. Geschmeidig und lautlos rutschte er von seinem Stuhl und klappte den Deckel seines Laptops halb herunter, um die Lichtquelle zu dimmen. Ebenso leise trat er zur Tür. Mit einer Hand griff er die Klinke, die andere hob er höher, die Klinge gegen seinen Arm ausgerichtet. „Nicht übel, Sam.“ Deans Stimme drang ruhig durch die Tür, weswegen Sam sie öffnete und das Messer sinken ließ. Sein Bruder sah über seine Schulter zu ihm auf. „Bist gut geworden.“ „Dean.“ Sam steckte sein Messer weg, trat dann nach draußen und ließ einen prüfenden Blick über den dunklen Parkplatz wandern. Der Impala stand vor ihrer Tür, einige Meter rechts ein blauer Sedan. Es war unglaublich still, also schätzte Sam, dass sie die frühen Morgenstunden erreicht hatten. Jene Zeit, bei der die meisten Menschen schliefen und die wenigen, die noch auf waren ebenso still waren, wie die Welt um sie herum. „Was tust du hier draußen?“ „Nachdenken.“ Dean streckte ihm eine Bierflasche entgegen, die Sam annahm und sich dann neben ihn auf die drei Treppenstufen setzte, die zu ihrer Tür hinauf führten. „Ich hab gesehen, was du raus gesucht hast. Auch nicht übel.“ „Danke.“ Normalerweise waren solche Worte zwischen ihnen nicht notwendig, aber Sam legte momentan großen Wert darauf, um Dean zu zeigen, wie ernst es ihm war. Aber er sagte nichts weiter, trank nur einen Schluck seines Bieres und auch Dean schwieg eine ganze Zeit lang, starrte nur geradeaus. Sie saßen, bis man in der Ferne einen hellen Streif des Morgengrauens erkennen konnte und Sam immer wieder vor Kälte bebte. Er war sich ziemlich sicher, dass es Dean genauso ging und gerade wollte er vorschlagen, dass sie wieder hinein gehen sollten, da sah Dean ihn an und fesselte ihn quasi genau da wo er saß. „Sam. Ich will dass du weißt, dass ich wütend auf dich bin. Und verletzt. Und dass es dauern wird, bis es wieder gut zwischen uns ist.“ Sam nickte nur, den Blick gesenkt und den Kopf zwischen die Schultern gezogen. Sein Herz pochte schmerzhaft in seiner Brust und der Griff um seine Bierflasche war so fest, dass er sie fast zerbrach. Dean studierte ihn und räusperte sich, bevor er weiter sprach. „Aber du bist mein Bruder und du bist alles was ich noch habe. Also, werden wir die ganze Scheiße hier nehmen und weiter machen. Kapische?“ Sam nickte, als er schwer schluckte. Das klang gut. Das klang danach, als würde Dean wirklich wieder mit ihm arbeiten und zusammen sein wollen. „Kapische“, wisperte er deswegen und sah Dean aus dem Augenwinkel nicken. Nur ein paar Herzschläge noch saßen sie beisammen, dann erhob sich Dean, zögerte und drückte dann doch Sams Schulter, bevor er im Zimmer verschwand. „Hau dich auf's Ohr, man. Vor dem PC kriegst du nur einen steifen Nacken.“ „Ja, okay, ich, uh, ich“, Sam schluckte erneut, hustete in seine Faust, um seine raue Stimme verständlicher zu machen, „Ich komme gleich.“ Er fühlte Deans Nicken mehr, als das er es sah und als er seinem Bruder letztlich folgte, sah man am Horizont die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne. Ein neuer Morgen. Ein Tag, wie ein unbeschriebenes Blatt Papier. Ein frischer Start, so wie Dean es gesagt hatte, als sie sich auf der Straße gegenüber gestanden hatten. Sam blieb stehen, wartete und beobachtete den Sonnenaufgang, dann atmete er tief durch und öffnete die Tür zu ihrem Zimmer. Es begann in diesem Moment. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)