Tanteizember von Fux1 (Kurzgeschichten-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 6: Luft zum Atmen ------------------------- „Heiji!" Kazuha versuchte verzweifelt den leblosen Jungen vor ihr wieder zu Bewusstsein zu bekommen.   Sie versuchte alles. Rufen, Rütteln, sogar eine Backpfeife hatte sie ihm verpasst, nur damit er endlich die Augen aufschlug. Erneut legte sie Zeige- und Mittelfinger an seinen Hals und erschrak, als sie keinen Puls mehr spüren konnte.   "Heiji!", gab sie schluchzend von sich. Was sollte sie denn machen?!! Sie hatte doch schon alles probiert! Irgendetwas musste sie aber tun, damit er wieder ein Lebenszeichen von sich gab.   Moment…, da gab es doch noch etwas, dass sie noch nicht getan hatte.   Sie schluckte leicht. Sollte sie wirklich?... Augenblicklich schüttelte sie wie wild ihren Kopf, als wolle sie ihn von solchen Gedanken freibekommen. Was für eine Frage! Wenn sie es nicht versuchen würde, würde Heiji vielleicht sterben und das würde sie sich niemals verzeihen!   All ihren Mut zusammennehmend, beugte sie sich zu ihm herunter. „Tut mir leid Heiji…“, flüsterte sie mit pochendem Herzen und drückte ihren Mund auf seinen. Dann atmete sie aus und hob erneut den Kopf. Ein leichter Rotschleier hatte sich um ihre Nase gelegt, aber das durfte sie jetzt nicht stören. Genauso wenig, wie dass seine Lippen salzig von dem Meerwasser schmeckten, dass noch überall an ihm und seinen Klamotten klebte.   Erneut senkte und hob sie ihren Kopf. Bitte Heiji… wach auf! Lass mich nich' alleine! Umso mehr Zeit verstrich, umso verzweifelter wurde sie. Bitte Heiji! Zum gefühlt hundertsten Mal legte sie ihre Lippen auf seine, drückte seine Brust im Rhythmus herunter und betete. 30 Mal drücken, dann zweimal beatmen- so hatte sie es im Erste-Hilfe-Kurs gelernt.   Nachdem sie ihre Maßnahme erneut mehrfachdurchgeführt hatte, sah sie plötzlich etwas, dass sie in ihrer Bewegung innehalten ließ.   Ein schmales Lächeln hatte sich auf Heijis Gesicht geschlichen, dass schon beinahe wie das eingebildete Grinsen wirkte, dass er manchmal zur Schau trug. „Was zum-?!“   Erst als sie auch noch ein leises Schnauben vernahm, dass aus seiner Nase drang, realisiert sie richtig, was dies zu bedeuten hatte. Sie zog ihre Augenbrauen tief ins Gesicht, dass nun von Schamesröte erfüllt war.   „Warum zur Hölle, sagste nich’s, wenn du schon längst bei Bewusstsein bist?!!“   Nun öffnete er endlich die Augen und sah mit so einem ersten Blick zu ihr hoch, dass es sie nur noch mehr verunsicherte. Doch die Krone setzen dem Ganzen seine nächsten Worte auf.   „Weils mir gefallen hat. „Heiji grinste schelmisch und schaffte es doch gleichzeitig auch eine Unschuldsmine aufzusetzen.     Eine Eigenschaft, die Kazuha bei ihm schon oft bemerkt hatte, über die sie sich aber jedes Mal wieder aufs Neue wundern konnte.   Kazuha konnte ihre Gesichtszüge nicht so gut kontrollieren wie er, hatte dies aber auch gar nicht vor. Sie starrte Heiij verständnislos an und holte dann einmal tief Luft. „Du Vollidiot! Wie kannste nur sowas machen! Ich dachte du stirbst gleich du Tro-!“   Gerade, als sie begonnen hatte, sich in Rage zu reden, verstummte sie mitten im Satz. Ihre Wut wurde auf einmal von Überraschung abgelöst und sie wusste gar nicht mehr, was sie nun eigentlich empfinden sollte. Denn Heiji hatte ungeachtet ihrer Predigt seine Hände um ihren Nacken gelegt und sie zu ihm heruntergezogen.   Wie eine Außenstehende beobachtet Kazuha nun erschrocken, wie er seine Lippen auf ihre presste. Erst zögerlich, dann ein wenig fordernder, aber immer noch locker genug, sodass sie ihren Kopf würde wegziehen können.   Jedoch war es auch gar nicht nötig, sie festzuhalten, denn im Moment war Ihr Körper wie zu Stein erstarrt, bis ihn ein Kribbeln erlöste, dass sich von ihrem Gesicht, über ihre Wirbelsäue bis in jeden einzelnen ihren Muskel ausbreitete. Jetzt erst schien sie wirklich zu erfassen, was gerade geschah und augenblicklich durchfloss sie ein wohlig warmes Gefühl. Glücklich schloss sie ihre Augen und erwiderte nun den sanften Kuss, der ihr die Luft zum Atmen nahm und sie doch irgendwie am Leben erhielt. Denn in diesem Moment wurde ihr einmal mehr klar, dass es Heiji war, denn sie genauso dringend brauchte.   Und dennoch, seiner Standpauke würde er nicht entfliehen; dachte sie, während sich ein Lächeln auf ihre Lippen stahl. Dafür würde sie sorgen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)