Tanteizember von Fux1 (Kurzgeschichten-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 1: Ungewisse Gewissheit ------------------------------- „Kazuha?“  Conan lauschte interessiert, als er einen bekannten Namen am Telefon hörte. Ran drückte den Hörer stärker gegen ihr Ohr und lächelte leicht. „Natürlich. Darüber würde ich mich freuen! Wann denn?“ Eine kurze Pause folgte, dann zeichnete sich Überraschung auf ihrem Gesicht ab. „Wie jetzt?! Jetzt gleich? Aber…“ Conan seufzte im Hintergrund. War ja klar, dass sich die beiden wieder selbst einladen würden. Er wartete gar nicht mehr, bis das Gespräch beendet war, sondern ging ins Bad und machte sich fertig. Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm wollte er wenigstens noch haben.     Als er wieder herauskam sah er durch eine offene Tür wie Ran bereits einen Futon in ihrem Zimmer ausbreitete. Als sie ihn bemerkte lächelte sie ihm zu. „Kazuha-chan kommt uns besuchen und bleibt eine Nacht. Sei doch so lieb und pack für Heiji auch schon Mal das Bettzeug raus.“ Er nickte und machte sich an die Arbeit. Die hätten sich aber auch wirklich etwas früher ankündigen können. Eigentlich hatte er vorgehabt am Wochenende ein bisschen von den Oberstufen Stoff nachzuholen. Ran hatte ihm die Blätter abfotografiert und der Professor war so nett gewesen sie auszudrucken. Er hing schon genug hinterher. Jetzt musste er das wohl verschieben.   Als es an der Tür klingelte eilte Ran schnell herbei und öffnete. „Hallo Kazuha-chan und…“ Sie blinzelte etwas überrascht. „Ist Heiji gar nicht mit?“    Kazuha trat ihre Schuhe draußen ab und kam dann herein. „Nein. Wieso? Ich hatte doch auch nie gesagt, dass er mitkommt.“    „A…Ach so.“ Ran lachte verschmitzt. „Ich dachte nur, weil ihr zwei immer zusammen aufkreuzt.“    „Ich wollte halt mal alleine kommen.“ Sie zuckte gleichgültig mit den Schultern und ging Richtung Wohnzimmer. Ran eilte ihr schnell hinterher.    „Hm? Kazuha…stimmt etwas nicht? Habt ihr euch gestritten?“.    „Nein, nein.“ Kazuha hob abwehrend die Hände und lächelte leicht. Kurz darauf jedoch, ließ sie sich mit einem leisen Seufzer auf das Sofa der Moris fallen. „Ich brauch einfach n´ bisschen Abstand…“    Ran bedachte sie mit einem mitfühlenden aber auch fragenden Blick. Dennoch bohrte sie nicht weiter nach. „In Ordnung… Ich hole uns erstmal einen Tee, dann kannst du ja mehr erzählen, wenn du möchtest.“ Das Osaka-Mädchen nickte danken und zog die Knie leicht an.    „Duuu, Kazuha-neechan?“ Conan war zu ihr aufs Sofa geklettert und sah sie mit seinen großen Kinderaugen an. „Hat Heiji irgendetwas verletzendes zu dir gesagt, oder etwas angestellt?“    Kazuha schüttelte traurig lächelnd den Kopf. „Nein… eigentlich… eher das Gegenteil.“ Ihre Wangen nahmen einen leicht rosanen Ton an. „Um ehrlich zu sein… Hat er mir seine Liebe gestanden.“    „Was?!!“ Ran war gerade wieder in den Raum gekommen und hatte vor Schreck das Tablet fallen gelassen. Die warme Flüssigkeit verteilte sich über den Boden, aber die Aufmerksamkeit der Anwesenden lag derweil auf etwas anderem. „Aber... das ist doch schön! Was ist dann das Problem?“ Ran lächelte leicht, während sie sich schnell bückte und die Tassen vom Boden aufhob.     Kazuha zog nervös an ihrem Hosensaum. „Das Problem… Nun ja… Ich weiß einfach nich´, wie ich mich jetzt verhalten soll. Ich weiß das klingt dumm... und ich habe mir das ja auch die ganze Zeit gewünscht, … aber...“ Sie krallte ihre Hand in das Kissen neben sich. „Ach ich bin einfach so n´ Idiotin!“     „Nicht doch!“ Ran stellte ihre Last auf dem Couchtisch ab und setzte sich neben sie, dann blickte sie zu Conan auf. „Holst du bitte einen Lappen?“ Dieser nickte nur stumm und glitt von Sofa, während sie sich wieder an ihren Gast wandte. „Es ist doch völlig normal, dass du jetzt ein bisschen nervös bist. Immerhin ist das eine neue Situation.“      „Aber doch nich´ so nervös, dass ich mich gar nich´ richtig freuen kann. Es is´ nur… wir kennen uns schon so lange. Ich meine... wir sind sogar fast wie Geschwister aufgewachsen. Was is´…, wenn sich jetzt alles verändert? Was soll ich denn sagen, wenn ich ihm gegenüberstehe?“ Sie drückte sich immer weiter in das Polster.       „Ach Kazuha. Du machst dir zu viele Gedanken. Wer sagt denn überhaupt, dass sich etwas daran ändern muss, wie ihr miteinander umgeht?“       Conan war mittlerweile zurückgekommen und beseitigte die Tee Reste vom Boden. „Bei Shinichi-niichan und Ran-neechan hat sich ja auch nichts geändert.“        „Ja…“ Ran blickte in ihre Hand. „Naja. Er ist ja auch nicht wirklich da… Aber du hast recht.“ Conan schluckte unmerklich.   „Auf jeden Fall solltest du einfach nicht zu viel darüber nachdenken, sondern es einfach auf dich zukommen lassen.“        Kazuha starrte sie noch kurz betroffen an, dann seufzte sie leise. „Wenn das nur so einfach wäre, ich hab mich ziemlich bekloppt ihm gegenüber benommen…“        Ran lächelte ihr aufmunternd zu. „Ach was, wahrscheinlich hast du es einfach viel schlimmer in Erinnerung als es war. Aber ich habe eine Idee. Wieso unternehmen wir nicht einfach etwas, damit du etwas abgelenkt wirst. In der Stadt findet doch gerade dieser Weihnachtsmarkt statt. Da könnten wir doch hin!“ Ran schaute von ihrer Idee anscheinend vollkommen begeistert in die Runde.     Gesagt getan landeten die drei wenig später auf dem Weihnachtsmarkt mitten in Tokio. Shinichi fragte sich, warum er überhaupt mitgekommen war, die Mädchen würden wahrscheinlich eh die ganze Zeit über - naja eben Mädchenkram, reden. Andererseits musste er zugeben, dass die bunte Festtagsbeleuchtung und der liebliche Geruch von Lebkuchen immer einen Besuch wert waren. Während er also neben den beiden her schlenderte und sich interessiert umsah, besprachen diese die genaueren Einzelheiten von Heijis Geständnis. Warte, es ging gerade um Hattori? Nun war Conans Aufmerksamkeit doch geweckt und lauschte andächtig den Worten der Oberschülerinnen. „Und dann hat er mir das Horoskop einfach aus der Hand gerissen und während ich mich noch danach gestreckt habe, hat er es laut vorgelesen.“ Kazuha räusperte sich vor den nächsten Worten. „Das n´ Kindheitsfreund mir bald was Wichtiges gestehen wird, behauptete er, das da stehe. Und als ich den Zettel dann endlich wieder in meinen Besitz bringen konnte war ich völlig baff.“ Sie guckte verlegen zur Seite. „Ich liebe dich, stand da drauf.“ „Und was hast du dann gemacht?“ Ran schlug entzückt die Hände gegeneinander und sah sie fragend an. Auch Shinichi war gespannt auf die Antwort, auch wenn er sich keiner solch offensichtlichen Begeisterung hingab. „Na ja, ich…“ Kazuha starrte auf ihre Hände. „Ich stand erstmal da und hab nichts rausbekommen. Dann… hat er mich gefragt ob alles ok sei und…“, sie ließ sich mit den nächsten Worten Zeit und spielte nervös mit den Kordeln ihrer Kapuze.  „Klar, habe ich dann gesagt, aber das reichte ihm natürlich nich´. Ich habs ihm dann also auch gestanden und wir hatten n´ kurze Umarmung.“ „Und weiter?“, Ran wollte nicht glauben, dass das alles gewesen war und drängte sie mehr zu erzählen. „Also… erst war das natürlich schön, …aber dann kamen die Zweifel auf und ich habe mich verabschiedet und bin weggerannt.“ „Du hast was?“, Ran und Conan starrten sie beide an, als wäre sie verrückt. „Ich weiß auch nich´, es war alles so viel…“ Sie blickte beschämt zu Boden. Sicher halten die mich jetzt für völlig plem plem, das war ich aber auch. Lieber erzählte sie ihnen nicht auch noch, dass sie sogar in der Umarmung gezittert hatte. „Und was hat Heiji dazu gesagt?“, platze es nun auch aus Conan heraus. „Ich hab ihm nich´ wirklich Gelegenheit gegeben darauf zu reagieren.“, erwiderte Kazuha wahrheitsgemäß. „Ich hoffe er ist nicht allzu sauer darüber...“ Eher macht er sich Sorgen…, dachte sich Shinichi. „Also wirklich Kazuha“, Ran fasste sie an der Hand und blickte sie ernst an. „Du solltest ihn dann wenigstens anrufen. „Meinst du? Aber was soll ich ihm den sagen?“ „Vielleicht einfach das du hier bist und bei uns übernachtest. Was wäre denn ,wenn er bei dir zuhause nach dir sucht?“ „Ach Unsinn.“, Kazuha bekam ein flaues Gefühl im Magen bei diesem Gedanken, dennoch versuchte sie Ran anzulächeln. „Er wird doch nicht nach mir suchen. „ „Und wenn doch?“, Ran war hartnäckig.   Conan indessen, hatte sich ein wenig von den Mädchen abgekapselt und hielt nach jemanden bestimmten Ausschau. Er hatte schon vorhin, als sie aufgebrochen waren, Hattori die Lage gesimst, was unweigerlich dazu geführt hatte, dass Heiji sich auf den Weg hierher machte. So langsam sollte er doch da sein? „Lass uns erstmal ein wenig Spaß haben. Wie wär‘s, wenn wir auf die Eisfläche gehen?!“, Kazuha lenkte schnell vom Thema Anruf ab und deutet in Richtung Schlittschuhstand. „Schlittschuhlaufen? Das bin ich schon lange nicht mehr… hm... In Ordnung, aber danach rufts du ihn an, ja?“, Ran lächelte ihr zu. „Vielleicht, mal sehen.“, murmelte Kazuha. „Abgemacht, du machst das schon!“, Ran zog sie einfach mit, ohne dass sie noch etwas erwidern konnte.   Nachdem Ran auch Shinichi wieder aufgegabelt hatte, standen die drei vor dem Verleih und gaben ihren Schuhgrößen durch. Conan geriet dabei in Verlegenheit, als er zuerst Größe 48 angab, konnte sich aber retten, indem er so tat, als wolle er einfach Erwachsen sein. Es war wieder einer dieser Momente, in denen er daran erinnert wurde, dass er sein altes Leben nicht so schnell zurückbekommen würde und dass er besser aufpassen musste. Es war ätzend. Irgendwie hatten sie dann aber doch alle ihre passenden Schlittschuhpaare zusammen. Kazuha zog noch die letzte Schlaufe zu, dann begaben sie sich aufs Eis. So wackelig, wie Ran anfangs behauptete hatte war sie gar nicht. Sie hatte wohl doch nichts von damals verlernt. Shinichi erinnerte sich noch gut an die Male, in denen sie gemeinsam auf der Eisfläche gewesen waren. Ran hatte es ziemlich schnell hinbekommen. Kazuha hingegen stellte sich etwas unsicherer an, hielt aber ganz gut die Balance. „Bist du schon mal gefahren?“, erkundigte sich Ran. „Nich‘ oft, aber schon mal.“ „Dann komm mit!.“, Ran lächelte sie an und fuhr auf die Mitte der Eisfläche, wobei sie Kazuha hinter sich herzog. „Hey, warte Ma- Wah!!“ Kazuha kam nicht mehr dazu, ihren Satz zu beenden. Sie war mit der Kufe ihres Schlittschuhs in einer Rille in der Eisfläche hängen geblieben und fiel. Doch kurz bevor sie schmerzhaft auf dem Eis aufgetroffen wäre, hielten sie auf einmal zwei Arme von hinten fest. „Was machste denn da? Du kannst doch gar nich´ fahren, willste dir was brechen?!“ Kazuha zuckte überrascht zusammen und drehte sich, noch klamm in den Knochen von dem Schock, zu demjenigen um. „Heiji, was machst du denn hier?!“ „Das sollte ich eigentlich dich fragen.“, Heiji blickte etwas eingeschnappt zur Seite und verschränkte die Arme vor der Brust. „Das ist ja eine Überraschung.“, Ran trat unterstützend neben Kazuha. „Das…Das ist doch nich´ so wichtig. Ich kann doch sein, wo ich will.“, Kazuha fühlte sich unwohl in ihrer Haut. Sie konnte ihm ja wohl kaum sagen, dass sie Abstand von ihm haben wollte, weil sie mir ihren Gefühlen nicht klarkam. Nein, das konnte sie auf keinen Fall sagen. „Du hättest wenigstens Bescheid sagen können!“, Heiji klang wütend und das war er auch. Es hatte ihn, auch wenn er es nicht gerne zugab, verletzt, dass sie sich so abweisend verhielt, nachdem er endlich den Mut dazu aufgebracht hatte, ihr seine Gefühle zu gestehen. War es denn da zu viel verlangt, wenn sie wenigstens mal etwas sagte, bevor sie zu ihren Freunden abhaute? Er verstand sie einfach nicht. „Du bist doch nich´ mein Babysitter!“, die Worte waren einfach aus ihrem Mund gekommen, ehe sie sie überdenken konnte. Den Blick, den sie von Heiji dafür erntete, ließ es ihr sofort leidtun. „Nah schön… Dann werde ich halt wieder gehen.“, seine Stimme war kalt und er wendete sich ab. „Nein, Heiji warte! So war das nich´ gemeint.“, Kazuha streckte ihre Hand nach ihm aus, doch vergaß dabei, dass sie auf Eis stand. Diesmal waren dort keine starken Arme, die sie auffingen und Tränen stiegen in ihr auf, als sie auf dem Boden auftraf und der Schmerz sie durchzuckte. Das kalte Material hatte ihr Knie aufgeschürft, welches sie sich nun hielt. Heiji hatte sich wieder zu ihr gedreht und zögerte. Sollte er jetzt zu ihr hingehen und ihr aufhelfen? Er wollte, aber sein Stolz sagte ihm etwas Anderes. In der Zeit, in der er überlegte, hatte Ran sie bereits hochgezogen. „Alles ok? ...“, Heiji kratze sich an der Wange und stand noch immer unschlüssig da. Erst als Shinichi ihm einen vorwurfsvollen Blick zuwarf, begab er sich wieder etwas näher zu ihr. „Es geht...“ Kazuha brannte noch immer das gesamte Knie und eigentlich ging nichts, aber auch sie hatte ihre Würde. Sie dankte Ran und klopfte sich die Hose ab, die nun nass und kalt an ihren Beinen hing. „Warum geht’s du auch von der Bande weg, wenn du nich´ fahren kannst.“, meinte Heiji. „Ich kann sehr wohl fahren, Aho.“, Kazuha hatte langsam genug von dieser Zankerei. Klar sie hatte ihn in Osaka zurückgelassen ohne etwas zu sagen, aber eigentlich hatte sie doch damit recht, dass sie ihn nicht über alles unterrichten musste. Oder war es das, was er erwartete nur, weil sie, nun ja…, jetzt… zusammen waren? Waren sie das denn? Ihre Empörung wich auf einmal und machte wieder dieser Angst Platz. Hatten sie beide wohlmögliche komplett andere Vorstellungen davon, was eine Beziehung bedeutete? Aber was war überhaupt ihre Vorstellung davon? Sie hatte sich eigentlich noch nie solche Gedanken darübergemacht. „Ich habe sie in die Mitte gezogen. Es tut mir leid.“, Ran ging schnell dazwischen und versuchte die Stimmung etwas aufzubessern. Heiji wollte schon etwas darauf erwidern, als Conan ihm an der Hose zog. Heiji bückte sich zu ihm runter und flüsterte ihm zu. „Was willste Kudo?“ Er war gerade nicht in der besten Laune. „Du bist doch hier, weil du dir Sorgen machst. Also fang das Ganze nicht mit einem Streit an.“ „Ich bin ja nich´ derjenige der so rumstresst.“, erwiderte Heiji. Der Blick von Shinichi sprach Bände was er davon hielt. „Ihr seid keine Kleinkinder, also benehmt euch auch mal so.“ „Das sagt der Richtige…“ Heiji richtete sich wieder auf und seufzte. Er wusste ja, dass Shinichi recht hatte, aber zugeben würde er das nie. „Also, wie hast du uns eigentlich gefunden?“, Ran wandte sich nun an Heiji. „Das ist unwichtig.“ Tat er die Frage ab. „Ist es nicht.“ Kazuha hatte ihre Stimme wiedergefunden und blickte ihn mit leicht roten Wangen entschlossen an. „Das war doch kein Zufall, oder?“ „Ich habe es Heiji-niichan erzählt.“ Verwundert blickten die drei Oberschüler zu Conan hinunter. „Also wirklich Conan. Du hättest uns vorher bescheid sagen können!“, meinte Ran. In Wirklichkeit bist du doch froh, dass ich es ihnen gesagt habe, ging es Conan durch den Kopf. Er tat ihr aber den Gefallen und blickte etwas schuldbewusst drein. „Tut mir leid. Ich dachte, wenn Ran-neechan wieder mit Kazuha-chan etwas unternimmst, kann ich mit Heiji-niichan spielen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)