Mutter werden ist nicht schwer, Vater sein umso mehr von MuadDib ================================================================================ Kapitel 6: Ohne dich schlaf ich nicht ein ----------------------------------------- „Oh, Hallo Akane!“ Kasumi ließ ihre kleine Schwester in das Haus eintretet und nahm ihr die Jacke ab. „Ich bleibe nicht lange, wollte nur nach Isamu sehen und dann gehe ich wieder, tut mir leid.“, murmelte sie, während sie ihre Schuhe auszog. „Nanu? Wo willst du denn noch hin? Kommt Ranma den Jungen abholen?“ Ihre ältere Schwester folgte Akane, als sie sich in Richtung Wohnstube bewegte. Kasumi hatte Tee und Kekse bereitgestellt, da sie ja damit gerechnet hatte, dass die beiden zusammen Ranmas Kind abholen würden. „Weiß nicht.“ Akane hockte sich neben das auf einer Decke liegende Baby und lächelte es verzückt an. „Wir hatten Streit und ich will ihn eine Weile nicht sehen.“ sagte sie dann und hob den Jungen in ihre Arme, um ihn zu wiegen, als er etwas unruhig wurde. In ihren warmen Armen hörte Isamu auf zu quengeln und umgriff ihren Finger, als sie seine Hand damit berührte. „Er ist wirklich ein süßer Kerl“, sagte Kasumi und ließ sich gegenüber ihrer Schwester nieder. „Was war es diesmal, das dich aufgeregt hat?“, fragte Kasumi in dem Verdacht das dieser Streit von ihrer Schwester aus gegangen war. Diese schnaufte beleidigt. Als ob immer sie die Schuldige sei. „Ranma ist zu sehr mit sich selbst beschäftigt, dass er nicht sieht, was um ihn passiert. Er denkt, dass er, nur weil er mit einem Kerl geschlafen hat, nicht mehr gut genug für mich wäre...“ Ihre Stimme war zum Schluss immer leiser geworden bis es nur noch ein halbes Flüstern war. Kasumi legte den Kopf schief und betrachtete ihre kleinste Schwester aufmerksam. „Dann musst du ihm zeigen, wie falsch er damit liegt.“ „Wie soll ich das denn tun? Er hört ja gar nicht zu.“ Akane bettete das Baby wieder auf die flauschige Decke und packte die Füße des Kindes, um mit den kleinen Zehen zu spielen, die sich schwach unter den dicken Socken abzeichneten. „Na, das tut er oft, aber hinterher hat er doch alles mitbekommen. Du kennst ihn doch mittlerweile. Was soll ich ihm sagen, wenn er vorbeikommt?“ Kasumi nahm sich einen Keks und biss etwas davon ab. „Sag ihm einfach, dass ich mich melden werde. Er muss einsehen, dass er nicht alles alleine schaffen kann.“ Die junge Tendo schnaufte noch mal, dann sah sie Isamu genau an und bemerkte, dass sich auf seinem Kopf bereits diese Locke gebildet hatte, die Kuno immer schwungvoll nach hinten warf, wenn er mit einer Frau sprach. Ob der Junge mal genauso werden würde? Oder so frech wie Ranma? Sie musste dich schütteln, würde das Kind beide schlechten Eigenschaften geerbt haben. „Ich geh dann wieder.“ sagte sie dann und beugte sich über Isamu um ihn einen Kuss auf den Schopf zu geben. „Akane, überlege es dir doch noch mal. Warte hier, hier könnt ihr reden, ohne dass euch jemand stört.“ Kasumi hatte eine schlechte Vorahnung, dass diese Nacht noch schlimm enden könnte, wenn sie nicht wusste, wo ihre Schwester hinging. „Kannst du mir denn nicht sagen, wo du schlafen wirst? Bitte?“ „Tut mir leid Kasumi. Du wirst es ihm ja doch sagen. Mach dir keine Sorgen. Ich weiß schon mich zu wehren, falls jemand kommt und sich an mir vergehen will“ Sie untermalte ihre Aussage, indem sie mit ihrer Faust einmal durch die Luft schnellte und dann ihre Oberarmmuskeln unter dem Pullover präsentierte. Natürlich war ihr klar, dass sie gegen einen starken Mann keine Chance hatte, aber soweit musste sie ja gar nicht gehen, bis sie bei Ayumi war. „Pass auf dich auf und sei vorsichtig, ja? Es wird schon dunkel draußen.“ Kasumi begleitete ihre Schwester noch bis an die Tür und winkte ihr nach. Dann begab sie sich wieder in die Stube und nahm den kleinen Jungen auf die Arme. „Na du? Hast du Hunger?“ Sie lachte leise und ging in die Küche, als die Haustür wieder aufschwang und ihr Freund die Wohnung betrat. Der Doktor ließ seine schwarze Tasche auf einem kleinen Tisch nieder und kam um die Ecke, blieb aber vor der Küchentür stehen und sah zu wie Kasumi mit dem Kind im Arm vor einem Kessel stand und ihn hin und her wiegte. Schmetterlinge flatterten in seinem Bauch, die sich einen Weg hinaus suchen wollten. Seine Verlobte so zu sehen machte ihn so glücklich und in ihm kam der Drang auf, ihr ein Kind zu schenken. „Oh, hallo Ono-kun“ sang sie und lachte ihn freudig an. Dann sah sie aber besorgt auf das Kind und kam ein paar Schritte auf ihn zu. „Irgendetwas stimmt mit Isamu-chan nicht. Er ist so blass geworden. Ob er krank ist?“ Tofu überbrückte ihre Distanz mit einem Schritt und legte dem Kind die Hand an die Stirn. „Er fühlt sich etwas warm an.“, dann nahm er das Kind vorsichtig und ging mit ihm runter in die Praxis. Als Arzt hatte man eben nie wirklich Feierabend. Kasumi ging hinter ihm her und machte sich Sorgen, dass sie in den paar Stunden, wo das Kind hier war, etwas falsch gemacht hatte. Ihr Freund beschwichtigte sie aber indem er sagte „Du hast nichts falsch gemacht. Ich glaube es liegt einfach daran, dass es bei den Tendo‘s nicht so warm ist wie hier. Er wird etwas unterkühlt sein und jetzt läuft sein Immunsystem auf Hochtouren. Morgen früh geht es ihm sicher besser.“ Er gab dem Kind ein paar homöopathische Tropfen und wickelte ihn in eine Decke ein, um Isamu an Kasumi zurück zu reichen. „Vielleicht solltest du mal nachsehen, ob bei ihnen alles Inorndung ist.“ „Bestimmt ist das Öl für die Heizung alle. Ich habe ganz vergessen Vater zu sagen, dass er vor dem Winter danach sehen soll. Ohje... Die frieren bestimmt alle.“ Ihre Augen wurden glasig. Wieso nur war sie von zuhause ausgezogen. „Isamu war schon den ganzen Mittag so unruhig.“ „Ich denke er wird merken, dass Ranma nicht da ist. Die Bindung zwischen Kind und Mutter“, er rückte dabei seine Brille zurecht als er erklärte und sich dabei komisch fühlte, Ranma als Mutter zu bezeichnen „ist sehr stark. Sie wächst jeden Tag mehr.“ „Dann sollte ich wohl besser zuhause anrufen?“, fragte Kasumi und wollte schon zum Telefon im Flur gehen als sie von Ono am Arm aufgehalten wurde. „Lass die beiden mal alleine. Ich kann mir denken, das Isamu-chan vieles durcheinander gebracht hat.“ Die älteste der drei Tendo sah ihren Freund an, und dann wieder auf das Kind in ihren Armen, welches sie mit seinen strahlend blauen Augen musterte und eine Blase aus dem Mund blubberte. „Akane war vorhin hier. Sie möchte eine Weile Ranma-kun nicht sehen.“ Tofu zog tief Luft in seine Lungen und legte ihr einen Arm um die Schultern. „Mach dir nicht so viele Gedanken um die beiden. Sie sind so gut wie erwachsen und müssen selbst entscheiden, was das Beste für sie ist. Ranma wird sein Kind schon noch holen kommen, da bin ich mir sicher.“ Er strich ihr mit dem Handrücken über die Wange und als sie ihn anlächelte, legte sich bei ihm ein Schalter um und er wurde wieder genauso bekloppt wie eh und je, wenn er in Kasumis Nähe war. Sie lachte nur darüber und hauchte ihm ein Kussmund zu, was ihn wie ein Blöder im Kreis gehen ließ. Ein paar Stunden verstrichen, in denen Kasumi sich um den kleinen Mann gekümmert hatte, bis er endlich schlief. Nun stand sie in der Küche und bereitete das Abendbrot zu, als ein Rumpeln sie aufhorchen ließ. „Ono-kun?“, rief sie, doch der Arzt war nicht in der Wohnung. Kasumi drehte den Gasherd aus und wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab, um an die Treppe, die nach unten in die Praxis führte, zu gehen und noch mal nach ihrem Verlobten zu rufen. Ein dumpfes „Ja?“, drang an ihre Ohren, als das Geräusch noch mal zu hören war. „Ono, bist du das? Hörst du das? Da ist jemand an der Tür, oder?“ Kasumi hatte etwas Angst und hielt sich besorgt die Hände an den Mund. Tofu tauchten am unten Ende der Treppe auf. „Ja, du hast recht, da ist jemand draußen.“ sagte er und ging zur Praxistür. Als er sie aufmachte, viel ihm ein Körper entgegen, den er geschickt auffing. „Huh!“, rief Kasumi an der Treppe und sprang die paar Stufen noch herunter als sie den dunklen Schopf erkannte. „Ranma-kun, was machst du denn da draußen? Du hast ja gar keine Schuhe an...“, murmelte sie und half Tofu dabei, Saotome auf die Beine zu stellen. Seine Lippen waren blau, und seine Augen dick geschwollen. Außerdem waren die Haare voller Eis und auch seine Kleidung gefroren. „Ist Akane hier?“, fragte der Junge, obwohl er eigentlich nicht wegen ihr so gerannt war. „Nein.“, gab Tofu als Antwort und schloss die Tür. „Komm erst mal rein. Ka-chan, machst du bitte Tee?“, richtete er an seine Freundin, die sofort die Treppe wieder hochstieg und einen Kessel Wasser aufsetzte. Währenddessen hatte Tofu Ranma schon nach oben gebracht und in die warme Wohnstube gesetzt und eine Decke um den Jungen gehangen. „Wieso bist du denn nur halb angezogen?“, fragte Kasumi besorgt die nun den Tee auf den Tisch stellte. „Was?“, fragte Ranma und wusste gar nicht, was sie von ihm wollte. „Ich lege dir ein paar Sachen zurecht. Dann kannst du erst mal warm duschen.“ Ranma sah an sich runter und stellte fest, dass er wirklich keine Schuhe trug und auch seine Jeans und der dünne Pullover vom Training mit seinem Vater nass gewesen und sie im Schneesturm nun steif gefroren waren. Sofort wurde ihm bitterkalt und zog die Decke eng um sich. Doch dann fiel ihm das Kind wieder ein, weswegen er wie ein Irrer hierher gerannt war. „Wo ist Isamu?“, fragte er und warf die Decke von sich, um sich auf die Knie aufzurichten und sich umzusehen. „Hinter dir in der Wiege“, sagte Tofu und lächelte. „Er ist ein bisschen kränklich, aber nichts Schlimmes. Ihr müsst zuhause mehr darauf achten, dass es nicht so kalt wird. Oder zieh ihn einfach wärmer an.“ Ranma machte sich schlimme Vorwürfe. Es war kalt zuhause. Er hatte das Kind auch oft sehr dürftig angezogen und war mit ihm im Garten gewesen oder am Briefkasten oder hatte ihn mit im Dojo, der ja erst gar nicht beheizt war. Wieso hatte ihm das denn niemand gesagt? Er drehte sich zu seinem Sohn um und nahm ihn vorsichtig auf die Arme, was der Junge mit einem leisen Glucksen kommentierte und seine Hand um Ranmas Finger schloss. Er legte den Kopf nach unten und lehnte seine Stirn an die des Kindes und betrachtete ihn ganz genau. Er war warm, und seine Wangen waren leicht rot. „Er wird eine Weile schlafen und morgen geht es ihm wieder gut.“, sagte der Doktor und nahm ein Schluck Tee. „Vielen Dank, dass ihr euch um ihn gekümmert habt.“, murmelte Ranma und verbeugte sich vor Tofu, der es nur abwinkte. „Schon gut. Isamu gehört ja zur Familie.“ „Ich werde nicht lange bleiben...“ Kasumi trat in die Tür und sah ihren Schwager besorgt an. „Oh, sie haben in den Nachrichten gesagt, dass der Schneesturm schlimmer werden wird. Du kannst die Nacht ruhig hier verbringen. Es ist viel zu gefährlich, jetzt das Haus noch zu verlassen.“ „Aber...“ „Akane geht es gut. Und unsere Väter zuhause wissen auch, was zu tun ist. Wärme dich und das Kind eine Nacht hier auf.“, lächelte die Frau und ging zurück in die Küche, um das Essen fertig zuzubereiten. Insgeheim war Ranma dankbar dafür, hier schlafen zu dürfen. Dachte er an den Tendo Dojo fröstelte es ihn schon sehr, denn außer dem Wohnraum war kein Zimmer wirklich beheizt. Mit sehr vollem Magen, was auch so eine Sache war – Akane brachte Einiges aus dem Supermarkt, wo sie arbeitete, mit aber was ihr Vater daraus kochte, war teilweise wirklich nicht zu genießen. Daher musste Akane ihre Kochkünste geerbt haben. Er verzog das Gesicht und ließ sich auf dem niedrigen Bett, was sofort knarzte und quietschte nieder. Die Decke nach oben ziehend sah er unter das Gestell und stellte fest, dass es gar kein Bett war, sondern eine ausgemusterte Krankenliege aus einem Krankenwagen. Ranma schmunzelte. So wie das Zimmer aussah, war es eh nur ein Provisorium, denn in einer Ecke standen Kartons und das Nachttischchen war nur ein Schemel, auf dem eine alte verstaubte Lampe stand. Das Zimmer war gerade so lang wie das Bett, hatte ein schmales Fenster und war zwei Schritte breit. Also eine Besenkammer. Neben dem Kopfende hatte er die Liege vom Kinderwagen platziert, in dem sein Sohn schlummerte. Er ihn betrachtete wieder. Sein Vater hatte recht. Statt sich darum zu sorgen, wie er so dumm gewesen sein konnte, sich schwängern zu lassen, sollte er eher dankbar dafür sein, dass er so ein wunderschönes Geschöpf auf die Welt hatte gebracht. Isamu sah ihm nicht ähnlich, bis auf die Haare vielleicht. Trotzdem hatte er seine Chromosomen in sich und das war Grund genug, das Kind aus tiefsten Herzen zu lieben. Müde streckte der Saotome sich und zog den Schlafanzug, den Kasumi ihn zurechtgelegt hatte, an. Nach der warmen Dusche hatte er noch mit ihnen zu Abend gegessen und sich dann zurückgezogen. Nun lag er hier auf der Seite, einen Arm hinunter gestreckt und das Kind an der Wange streichelnd, während in seinem Kopf allerhand Gedanken kreisten. Stunden vergingen und es war bereits fast Mitternacht, als er immer noch wach lag und das Kind anstarrte wie es schlief aber mit jeder Minute hatte er das Gefühl, es wurde unruhiger. Schnell huschte er durch den Flur zum Bad, goss sich etwas Wasser über den Kopf und ging zurück in das kleine Zimmer. Dort setzte er sich auf die Bettkante und nahm Isamu raus, um ihn leicht zu wiegen, damit er nicht anfing zu schreien, denn er wollte nicht das Kasumi und Doktor Tofu durch das Schreien geweckt würden. Bevor Ranma an dem Oberteil des Schlafanzuges etwas machen konnte, hatte Isamu schon seine Finger in den Stoff gekrallt, zog gierig an der Brust, die sich darunter befand und prall gefüllt mit leckerer Milch war. Sein junger Vater knurrte leicht, als er die Finger löste, deren Fingernägel so unheimlich spitz und scharf waren, dass er jedes Mal fluchte. Der Junge grapschte nach der Milch. Er zog die Bluse weg und gab dem Jungen schließlich, was er so begehrte und dieser trank auch sofort. Ein komisches Gefühl war es auch immer noch, das zu beobachten. Die Nacht war lang und anstrengend. Immer wenn Isamu schlief, schlief auch Ranma, aber ständig war irgendetwas. Hunger, volle Windel, Qängelei, wieder Hunger. Kasumi schlug ihr Buch zu und legte es leise auf ihrem Nachtisch ab. Sie drehte den Kopf und sah ihren Freund an, der bereits die Augen geschlossen und einen Arm um ihren Bauch geschlungen hatte. Sein Kopf lag neben ihrer Schulter auf dem Kissen und er machte den Eindruck bereits zu schlafen, was er aber nicht tat. Das wusste sie, weil er nicht dieses typische Schnaufen von sich gab. „Ich mache mir Sorgen um Akane...“, hauchte die Tendo leise. Ono öffnete die Augen und blickte auf, hob den Arm und legte seine Hand an ihre Wange. „Akane ist ein starkes Kind. Sie wird auf sich aufpassen. Sie ist sicher bei einer Freundin.“ „Du hast sicher recht.“, sagte sie und schmiegte sich an ihn, nachdem sie das Licht löschte. „Und ich mache mir Sorgen um Vater und den Rest. Sie haben ganz bestimmt vergessen, nach der Heizung zu sehen. Und die Leitung im Bad ist sicher auch wieder kaputt...“ Tofu murrte leise und zog sie enger in seine Umarmung. „Geh doch morgen einfach mit Ranma zurück und seh nach allem...“, murmelte er leise, nach einer Weile des Schweigens. „Ja, das werde ich machen.“ Kasumi sah ihren Verlobten noch mal an, ehe auch sie die Augen schloss und bald darauf einschlief. Sonntagmorgen war Kasumi wie immer schon sehr früh wach. Auch heute hatte ihr Freund ein paar Hausbesuche, die er am Vormittag abarbeiten musste. So beschloss sie, mit Ranma nach Hause zu gehen, um dort nach dem Rechten zu sehen. Sie machte sich wirklich Sorgen um ihrenVater. Ranma kam gähnend aus dem kleinen Zimmer und ging müde und gerädert zu Kasumi, die am kleinen Küchentisch saß und die Zeitung durchblätterte, während hinter ihr der Kessel für den Kaffee und Tee vor sich hin sprudelte. „Guten Morgen Ranma-kun!“, begrüßte sie ihn und lächelte ihn an. „Mmmmh“, machte er nur und ließ sich schlaftrunken auf den freien Stuhl sinken. „Hast du gut geschlafen?“ Ranma öffnete ein Auge halb und sah ihr freudestrahlendes Gesicht an. Er murrte und meinte „Nein. Ich habe gar nicht geschlafen.“ „Ohje...“ Sie stand auf und goss Wasser in eine Tasse mit einem Teebeutel, um diese dem Mann zu reichen. Mit einem Dank nahm Ranma diese entgegen. „Ich werde nachher, wenn Ono-kun los gegangen ist, mit dir gehen. Ich möchte sehen, ob die Heizung noch geht.“ „Wir haben eine Heizung?“, fragte der Saotome Junge und nahm einen Schluck von seinem Getränk. „Natürlich. Doch sie muss vor dem Winter kontrolliert werden. Hat denn Vater nicht danach geschaut?“ „Nein. Wir haben Wasser auf dem Gasherd warm gemacht“, meinte er. „Ohjeohje!“ Kasumi war den Tränen nahe, das zu hören. Und dann auch noch das kleine Baby in diesem eisigen Haus. Der Rotschopf hob tröstend die Hand. „Wir leben alle noch und keiner ist krank. Na gut Isamu vielleicht, aber ich gestehe, dass ich nicht sonderlich darauf geachtete habe, wie der Junge angezogen war. Akane hat dabei das bessere Händchen.“ Als er an die junge Frau dachte, wurde sein Herz wieder schwer. Wie konnte sie nur verschwinden und niemandem sagen, wo sie hin ging? Er machte sich Sorgen, denn er wusste, dass diese Frau sehr schnell in ernste Schwierigkeiten geraten konnte. Und oft war nur er in der Lage gewesen, sie da raus zu holen. Erst nachdem Tofu das Haus verlassen hatte machten sich auch die beiden Frauen fertig, die Wohnung zu verlassen. Kasumi hatte Ranma ein paar Schuhe von sich gegeben und hing ihm eine Jacke über, die sie im Schrank gefunden hatte. Sie hielt dem jungen Mann in Frauengestalt die Tür auf, so dass dieser den Kinderwagen die zwei Treppen über die hinteren Räder herunterfahren lassen konnte. Knirschend kam der Wagen auf allen vier Räder im Schnee zum Stehen. Ranma zog die Jacke etwas enger um sich und wartete auf Akanes Schwester, bis diese die Tür verriegelt hatte. Gemeinsam gingen sie los. Kasumi hatte vor ihrem Bauch eine Tasche, in der sie das Mittagessen für die Familie verstaut hatte. Sie meinte, man könne es ja wieder aufwärmen, als Ranma meinte, bis sie zuhause sind, wäre es doch eh kalt. „Ah, es ist so ein friedlicher Morgen!“, rief sie verzückt und ging neben ihm her. Ranma sah kurz in den Himmel, an dem hier und da die Sonne zwischen dicken weisen Wolken hervorschaute. „Ja...“, murmelte er leise. „Akane meinte, dass du dich wieder an das erinnerst was passiert ist? Woher Isamu kommt?“, fragte die älteste der Tendos nach einer Weile. Doch er schwieg wohl genauso lange, wie sie vorher. „Ja... leider.“ Kasumi sah ihn von der Seite an und konnte in seinen Augen die Traurigkeit sehen, die in ihm war. „Du musst mir nichts erzählen. Es geht mich ja auch nichts an. Aber du solltest dir klar darüber sein, dass Akane seit dem ersten Moment an deiner Seite stand. Und das wird sie auch bis zum letzten tun. Bitte sprich mit ihr darüber und erkläre ihr was du fühlst. Sie wird dich verstehen.“ „Ich habe ihr es doch schon erklärt. Ich kann nicht damit leben was passiert ist, und deswegen kann ich nicht... Ich will sie nicht so verletzen, wie ich es wurde...“ „Das denkst du? Bist du dir sicher, dass du verletzt wurdest? Sei ehrlich zu dir. Wenn du es in diesem Moment nicht gewollt hättest, hättest du es dann zugelassen, was dir passiert ist?“ „Kasumi, du verstehst nicht. Ich war betrunken und sicher noch anderes... Ich konnte gar nicht selbst entscheiden. Alles ist neblig und wie in einer ganz anderen Zeit passiert.“ Sie sah ihn weiter hin an. „Sie hat mir vor einer ganzen Weile erzählt, dass sie darauf wartet, dass ihr miteinander schlaft. Sei nicht dumm, Ranma. Ich weiß sehr wohl, was ihr so getrieben habt, schließlich bin ich die große Schwester und auch ein bisschen ihre Mutter. Wenn sie solche Fragen hat, kommt sie damit zu mir, weil sie weiß, dass ich sie dafür nicht verurteile.“ Kasumi winkte einer alten Dame, die vor ihnen die Straße überquerte ehe sie weitersprach. „Deswegen verstehe ich nicht, wie du sie plötzlich abweisen kannst?“ Er war distanziert gewesen, das stimmte. Es lag aber nicht nur an ihm selbst, sondern auch daran, dass sie sich kaum sahen. Morgens war sie arbeiten, mittags gab es kurz Essen, dann übergab er das Kind an sie und verschwand in der Trainingshalle, kam abends erst wieder zurück und dann ging er meistens schlafen. Nur, um nachts ständig wieder aufzustehen und sich um das Kind zu kümmern. Es waren nur Minuten, in denen sie ernsthaft mit einander geredet hatten. Nur Augenblicke, wo sie sich in die Augen sahen und das alles zwischen Tür und Angel. Er verfluchte sich. Wie konnte er nur so abweisend gewesen sein. Das war nicht seine Absicht gewesen. Und dann kam sie nachts zu ihm und er verschwand, nur um sich seiner Gefühle, die in seiner Körpermitte lagen, zu entledigen. „Ich bin mir nicht sicher, Kasumi. Ich war einfach egoistisch. Neun Monate nicht trainieren zu können, du musst verstehen, das ist für einen Sportler wie mich, wie wenn dir das Gas zum Kochen ausgeht und du nichts mehr machen kannst. Außerdem, vielleicht hatte ich im Unterbewusstsein die ganze Zeit genau vor Augen, was im März letztes Jahr passiert ist, und konnte deswegen keine Nähe mehr zulassen...“ „Jetzt habt ihr beide noch die Chance es zu ändern. Ich könnte wetten, dass sie dir gar nicht so böse ist, wie sie tut.“ Kasumi lachte leise und lächelte ihn an, als sie vor dem Tendo Anwesen ankamen und sie das Holztor öffnete. Die beiden betraten das alte Haus und wurden von Genma begrüßt der gerade den Flur entlangkam, auf dem Weg zum Bad. Kasumi verbeugte sich zur Begrüßung. Während sie die Stufe schon hochgestiegen war, hatte Ranma noch mit dem Jungen zu tun. „Herr Saotome, wissen sie wo mein Vater ist?“, fragte sie den Alten bevor dieser hinter der Tür verschwand. „Er ist oben und dichtet das Dach von innen“, dann war er auch schon verschwunden. Die Tendo stieg die Treppen nach oben und fand ihren Vater halb in der Decke verschwindend auf einer Leiter stehen. „Otoo-san!“ rief sie halb laut und lächelte lieb. Soun war so erschrocken das er sich erst den Kopf an einem Balken anrempelte und dann die Leiter leicht wackelte, als er sich zu hastig umgedreht hatte. „Kasumi!“ Fast schon als ob er sie Jahre nicht gesehen hätte, umarmte er sie, nachdem er die alte Holzleiter heruntergestiegen war. „Was machst du denn hier, Kind?“ „Ich habe Ranma begleitet. Sag Vater, wie geht es euch denn?“ Ihre Mine wurde besorgt, sah sie die rote Nase ihres Vaters, die durch das viele Schnäuzen schon ganz wund war. „Ach, mach dir keine Sorgen. Uns geht es allen gut!“, er winkte ab und lachte verlegen. „Ranma sagte, dass die Heizung nicht funktioniert. Hast du nicht nach dem Öl geschaut? Und die Leitung im Bad, die müsst ihr im Winter mit Wolle isolieren, sonst friert sie ein und platzt noch.“, erklärte sie. „Welche Leitung?“ „Die von der Heizung zum Wasserhahn. Die steht immer voll Wasser.“ Als ob jemand Kasumis Worte gehört hatte, gab es unter ihnen ein Knall und man konnte Genma hören, der aufgebracht rief. „Ohje, ich hab es auch noch gesagt!“, Kasumi stürzte die Treppe runter und sah wie der Panda aus dem Bad kam, pitschnass und hinter ihm spritzte eine Fontäne in hohem Bogen quer durch den Raum. Er rannte laut blökend und brummend den Flur lang, während ihm das Fell in allen Richtungen Abstand und er bibberte. Die Tendo sah, wie Ranma schon ihm Bad stand und mit den Händen die Leitung zuhielt, damit nachher nicht der ganze Raum unter Wasser stand. Kasumi heilte herbei, öffnete einen kleinen Schrank und drehte die Leitung an einem Rad ab. Aus dem wilden Spritzen wurde langsam nur noch ein Rinnsal bis es aufhörte und nur noch tropfte. „Was war das denn?“, fragte Ranma und schüttelte sich. „Das war die Warmwasserleitung von der Heizung zum Waschbecken. Ihr hättet sie isolieren müssen. Sie liegt ja an einer Außenwand, also ist sie immer sehr kalt. Und wenn das Wasser zu lange steht, gefriert es und das Rohr kann platzen.“ Kasumi war wirklich den Tränen nahe. Ihre Familie so zu sehen, machte sie traurig. Es schien, als ob keiner von ihnen in der Lage war, auf sich selbst achtzugeben. Soun seufzte leise. Im Stadtrad verdiente er etwas Geld und das was Akane mitbrachte, reichte dafür, dass alle etwas zu essen hatten. Aber für mehr auch nicht. Unerwartete Reparaturen, waren nicht drin. Genmas weniges Geld, was er sich mit Aufräumarbeiten verdiente, floss alles in die Versorgung des kleinen Isamu, der eine Menge Windeln verbrauchte. Somit würde das Rohr wohl eine ganze Weile kaputt bleiben. „Es tut mir leid, Liebes. Ich habe nicht daran gedacht.“ „Jetzt ist es ja zu spät. Aber nun wisst ihr es für den nächsten Winter.“ Sie lächelte matt und reichte Ranma ein Handtuch, das sie aus einem Schrank genommen hatte. „Ich habe etwas Warmes zu Essen mitgebracht. Lasst uns schnell alles aufwischen und dann den Tisch decken.“ Ranma ging los, um sich etwas trockenes anzuziehen und die Haare zu föhnen, während der Rest der Familie das Bad wieder trocken legte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)