Mutter werden ist nicht schwer, Vater sein umso mehr von MuadDib ================================================================================ Kapitel 5: Erkenntnis und Verständnis ------------------------------------- Als er die Augen wieder öffnete, starrte er gegen eine sterile weiße Decke, die seine Augen für einen Moment blendete. Erst wollte er sie wieder schließen, doch dann war er plötzlich hellwach und setzte sich mit einem Ruck auf. Er starrte auf den kleinen Spiegel, der im Raum hing und in welchem er seinen Haaransatz sehen konnte. Oh, er war bei Tofu. Von draußen drang leises Gemurmel durch die angelehnte Tür, während auf der anderen Seite des Zimmers am vom außen gefrorenen Fenster leise Schneeflocken vorbei rieselten. Ranma schluckte hörbar und schnappte nur einen Wortfesten von Daisuke auf: „...auf der Kamera.“ Im Augenwinkel sah er, wie Akane sich der Tür zuwandte und ihn wohl da sitzen sah, wie er seine wirren Haare im Spiegel betrachtete. Bevor sie die Tür ganz aufschob, drehte sie sich zu den Herren um und meinte, sie wolle alleine mit ihm reden, ehe sie den Raum betrat und die Tür zu schob. „Ranma?“, fragte sie und trat neben die Liege. „Ich weiß es jetzt“, murmelte er so trocken wie die Wüste Sahara. Dann drehte er den Kopf und sah Akane in die Augen. „Ich weiß wieder alles...“ Ein ungeheures Gefühl der Schmutzigkeit und Scham überkam ihn. Er drehte sich halb zu ihr und griff mit beiden Händen ihren Pullover, um sich wie ein kleines Kind an sie zu drücken. „Was hab ich da nur zugelassen, wie konnte das passieren!?“ Akane legte eine Hand auf seine Haare und lächelte matt. „Es ist... okay.“ Okay? War sie verrückt geworden? Er hatte mit einem Kerl geschlafen. Gleich zweimal! Daran war nichts okay! Doch ehe er ihr etwas dazu sagen konnte, hatte sie sich schon von ihm gelöst und ließ ihn einfach so zurück. Ranma sah ihr nach und fühlte sich plötzlich so allein, dass sein Herz schmerzte, denn er dachte, sie würde nicht mehr wiederkommen. Akane stieg die Treppen nach oben zu ihrer Schwester, die mit dem kleinen Isamu auf dem Arm am Küchentisch saß und ihn leicht wiegte, während sie ihm etwas Milch gab. „Kasumi?“, fragte Akane und betrat den Raum. „Ja?“ Kasumi lächelte ihre kleine Schwester an, in der die Hoffnung aufstieg, dass Kasumi eines Tages auch Mutter werden würde, denn ein Kind stand ihr wirklich. „Kannst du heute und morgen auf den Jungen aufpassen? Ich schicke nachher Herrn Saotome vorbei, der dir ein paar Sachen bringt, wenn das okay ist?“ Kasumi strahlte und nickte ihr zu. „Der arme Ranma, was hat er denn?“ „Ach, er hat ein paar Probleme mit dem Kreislauf und ich glaube das er mal eine Nacht durchschlafen könnte.“, log sie ein bisschen. Sie ging um den Tisch herum und beugte sich hinunter, um dem Jungen zum Abschied einen Kuss auf die Stirn zu geben und ihm über das lichte Haar zu streicheln. Als sie die Treppen herunter ging und zurück in den Behandlungsraum kam, saß Ranma wie ein Häufchen Elend mit angezogenen Beinen da und hatte den Kopf tief gesenkt. „Komm. Lass uns nach Hause gehen“, sagte sie leise und stupste ihn am Arm an. Daisuke und Hiroshi hatten ihn hier abgeliefert, nachdem er bewusstlos geworden war. Über sein Mobiltelefon hatten sie Akane eine Nachricht geschickt und auf sie gewartet. Aber mit der Sprache rausrücken wollte keiner so recht. Daisuke hatte nur gesagt, dass eine ihrer Freundinnen ständig Bilder mit ihrer Sofortbildkamera gemacht hatte und sie da mal nachfragen sollte. Das Mädchen hatte Ranma den halben Abend verfolgt. Sie bedankte sich bei ihnen, kurz bevor sie zu Ranma gegangen war. Und jetzt zog sie ihn am Arm von der Liege und sah sein betretenes und zutiefst erschüttertes Gesicht. Unweigerlich fragte sie sich, ob er denn nun wusste, wer der Vater war. Aber mit dieser Frage würde sie noch warten, bis sie zuhause waren. Kaum hatte sie sich in Gedanken ausgemalt, was auf diesem Geburtstag denn passiert gewesen war, als sie auch schon wieder vor ihrem Zuhause stand. Sie ließ den Arm ihres Verlobten los, der wie ein Aufziehspielzeug los ging, die Schuhe an der Tür auszog und die Treppe hochstieg. Akane sah ihm leicht besorgt nach, lief aber zuerst in die Küche, wo sie Ranmas Vater fand. „Herr Saotome. Könnten sie bitte Isamus Sachen zu Kasumi bringen? Ranma geht es heute nicht gut und ich habe meine Schwester gebeten, solange auf den Jungen aufzupassen. Die zweite Tasche steht vorne unter dem Telefon. Sie müssen nur die Milch im Kühlschrank mitnehmen.“ Genma sah von seinem leeren Teller auf. „Was hat der Junge denn?“, fragte er. „Er erinnert sich wieder.“, sagte sie betrübt und deutete eine dankende Verbeugung an, ehe sie den Türrahmen verließ und nun ebenfalls die Treppen nach oben ging. Oben angekommen klopfte sie an die Tür zu seinem Zimmer, aber keiner auf der anderen Seite reagierte. Sie klopfte noch mal, nachdem sie auch dieses Mal kein „Herein“ oder „Ja“ hörte, öffnete sie die Tür, nur um zu sehen, dass ihr Freund gar nicht da war. Sie schloss die Tür wieder und ging den Flur lang, bog um die Ecke, um hinten die alte Schiebetür zu schauen, da sie dachte, er läge auf seinem Futon. Aber auch hier war er nicht. Jetzt war sie etwas unsicher, wo er denn hingegangen sein könnte. Ihr rumore auf dem Gang, lies Nabiki aus ihrem Zimmer gucken. „Akane, was suchst du?“, fragte sie. „Hast du Ranma gesehen? Ich kann ihn nicht finden.“ Das junge Tendo Mädchen kam zu ihrer Schwester. „Oh, eben ging deine Zimmertür. Ich dachte, du seist das gewesen. Dann ist er bestimmt in deinem Zimmer.“ Hm? Wieso in ihrem Zimmer? Akane hob verwundert eine Augenbraue. Sie ging an Nabiki vorbei und öffnete langsam ihre eigene Zimmertür. Auf Akanes Bett, im hintersten Winkel, saß er, so klein er sich nur machen konnte und hielt sich die Hände schützend vor das Gesicht. Akane betrat den Raum, dicht gefolgt von Nabiki, die sich interessiert an dem Türknauf festhielt. Der Junge sah nicht auf. Er merkte nur, wie sich die Matratze neigte und sich eine kleine warme Hand auf sein Knie legte. „Hey... alles gut?“, fragte Akane und lächelte. „Erzähl mir was passiert ist.“ Ranma reagierte nicht. Die Schwarzhaarige drehte den Kopf zu ihrer Schwester und lächelte sich bittend an, Nabiki seufzte schwer, wäre sie doch zu gern hiergeblieben, um zu erfahren, was damals passiert war, nachdem sie die Party verlassen hatte bevor sie zu Ende war. Erst als Nabiki den Raum verlassen hatte und sich die Tür schloss, hob er den Kopf an und sah seine Freundin mit dicken, rot unterlaufenden Augen an. Ihm war es unheimlich peinlich nur daran zu denken, was er getan hatte oder eher was diese Kerle mit ihm gemacht hatten. Der eine hatte ein Gesicht, aber der andere nicht. „Kannst du mir erzählen was passiert ist? Ich möchte es gern wissen, um dir zu helfen.“, murmelte sie. Er schlang nur die Arme um seine Knie und sah weg. Er könnte ihr nie wieder in das Gesicht sehen, geschweige denn sie auch nur anfassen. Immer würde er Angst haben, Akane damit zu besudeln, würde er mit ihr intim werden. „Ranma, ich kann verstehen, dass es dir peinlich ist. Aber deswegen musst du mich nicht anschweigen. Sag mir doch einfach, wer der Mann war, der sich dir da so aufgedrängt hatte.“ „Zwei“, kam es trocken von ihm. Er hörte, wie sie kurz die Luft anhielt. Dann bewegte sich die Matratze wieder und er spürte ihre Schulter an seiner. Sie wusste nicht so recht, was sie nun denken, geschweige denn sagen sollte. „Hm... Aber nicht gleichzeitig, oder?“, flüsterte sie dann fragend. „Was?!“, kam es entsetzt von ihm und er sah sie direkt an. Sie lachte nur leise. „Endlich guckst du mich an. Sag schon was los war.“ „Ich kann nicht. Ich kann es nicht aussprechen, wenn ich nur daran denke wird mir übel.“ „Dann denk nicht dran, sondern sprich darüber. Das hilft. Die Tatsache, dass du mit zwei Männer geschlafen hast, ändert nichts an deiner Persönlichkeit. Mir ist es auch egal, ob es dir gefallen hat oder nicht, Ranma, ich will mit dir zusammen sein, also möchte ich es auch wissen, wie es dazu kam, damit ich es verstehen kann.“ „Ich glaube dir das nicht, weil ich mich gerade selbst nicht leiden kann.“ Ranma, der kurz weggesehen hatte, drehte den Kopf wieder zu ihr, während sie sich auf ihre Knie setzte und sich so zu ihm drehte. Sie legte ihm beide Hände an die Wangen und beugte sich vor, um ihn zu küssen, was er nur zögerlich erwiderte. „Wie kannst du mich noch lieben, wo du weißt, dass ich zwei... und einer davon... Akane. Ich schäme mich so!“, er griff nach ihr und zog sie an sich, um sie fest zu umarmen, vielleicht auch um seine roten Wangen zu verbergen. „Ich muss ausgesehen haben wie eine von diesen Frauen nachts im Fernsehen. Und ich würde lügen, wenn ich behaupte, es hätte mir nicht gefallen. Dann hätte ich das doch gar nicht zugelassen.“, keuchte er und presste seine Nase an ihren Hals. „Na, das ist wohl etwas übertrieben, meinst du nicht auch? Erzähl mir doch erst mal, was genau nun passiert ist.“ Ranma ließ sie etwas locker und atmete den Duft von Melone und Honig ein, der von ihren Haaren strömte. „Wieso bist du überhaupt da gewesen? Du kannst die Kunos doch gar nicht leiden...“ Akane konnte sie ja selbst nicht richtig ausstehen und deswegen war sie mehr als verwundert, wieso er auf diese Party gegangen war. „Daisuke hatte mich überredet. Es war ja auch ganz witzig Ryoga abzufüllen und auszutricksen... aber dann... ist irgendwie alles eskaliert.“ Er hatte sich von ihr gelöst und den Kopf zur Seite gedreht, damit er sie nicht angucken musste. Er wollte sie nicht ansehen, weil er Angst hatte, er könne sie nur durch seinen Blick verderben. „Lass mich raten. Kodachi ist aufgetaucht.“ Er schnaufte. „Nicht nur die. Als Ryoga endlich aufgegeben hatte und Kuno kurzzeitig Gras fraß, ist sie gekommen und wollte mir etwas von ihrem Getränk andrehen. Ich wusste ja schon, dass damit etwas nicht stimmte. Und dann ist Tatewaki wieder auf mich los. Hiroshi meinte, dass er selbst ganz schön viel von seinem Sake intus hatte und irgendwie nicht mehr die Richtung bekam. Ich wollte eigentlich aufs Klo. Auf dem Weg dahin muss ich irgendwie zur Frau geworden sein. Ab da ist alles verschleiert...“ Akane legte ihm die Fingerspitzen auf die Wange und drehte seinen Kopf etwas zu sich. „Hiroshi sagte, du seist in einem Kimono herumgerannt, kurz bevor die Polizei auf der Matte stand, weil sich die Nachbarn beschwert hatten.“, murmelte Akane, auf seine Reaktion wartend. „Hmm, das kann sein... Ich kann mich erinnern, dass ich irgendwas anderes anhatte.“ Ranmas Verlobte nickte verstehend, denn sie wusste ja, dass bei den Kunos allerhand altertümliches Zeug herumstand und hing. Es war ja gar nicht so abwegig, dass sich irgendeiner eins der Kostüme anziehen würde. Aber ausgerechnet ihr Freund? Plötzlich versteifte er sich, in seinen Gedanken tauchten wieder diese Fetzen auf, in denen er kurz klar gewesen war und diese geballte Männlichkeit in sich spürte. Natürlich musste sein Körper darauf auch noch reagieren. Er schob Akane bestimmend von sich und rutschte auf die Bettkante. „Was ist?“, fragte sie und kniete sich neben ihm auf ihre Decke, sah ihn von schräg hinten an, wie er in seinem Parker vorgebeugt dasaß und auf den Boden starrte. Seine Ohren und die Wangen glühten förmlich. „Ich weiß nicht ob ich... ich kann nicht... ich meine, mit dir...“ er atmete tief durch, um noch mal anzusetzen, „Ich kann dich nicht anfassen Akane. Ich fühle mich so schmutzig und benutzt und ich will nicht, dass ich irgendwie auf dich abfärbe. Ich habe einfach Angst, dass ich in diesem Moment versage, weil ich daran denken muss wie... mich...“ er hielt sich die Hand vor den Mund und keuchte, als ihm der dicke Penis einfiel, wie er sich vor ihm in die Höhe streckte und sich dann in ihn gerieben hatte. Wenn er daran dachte, Akane genauso zu nehmen, wäre er dann genauso wie Kuno? Das konnte er nicht zulassen! Ranma entzog sich ihrer Reichweite ganz und stand auf. „Ranma, was redest du denn da? So was geht gar nicht! Wer war es? Sag schon! Ich will es jetzt wissen.“ Sie stand auf und griff nach seinem Arm, doch er schüttelte sie nur ab. Wut stieg in ihr auf. Akane platze der Kragen. Er war so ein Dummkopf, nicht zu sehen, dass sie sich nichts daraus zu machen versuchte, dass er mit zwei Kerlen geschlafen hatte und zu feige war, es mit ihr zu tun. Sie ergriff ihn nochmals, zerrte ihn herum und augenblicklich rutschte ihr die Hand aus. Der patschende Schlag, der das Zimmer ausfüllte, war so laut gewesen, dass sie dachte, der Schnee würde vom Dach fallen. Stille kehrte in ihrem Zimmer ein und auf der anderen Seite der Zimmerwand, hörte man etwas rumsen. Doch sie ließ sich nicht ablenken und sah ihren Verlobten finster an. „Du bist so ein Idiot! Ich verstehe nicht, wieso du mir nicht zuhörst! Statt mir die Ohren voll zu heulen, dass du dich nicht mehr Leiden kannst, hinterfrag doch erst mal die Situation! Es muss ja einen Grund gegen haben, wieso es dazu gekommen ist. Und jetzt hier in Selbstmitleid zu versinken und mir zu sagen, dass du mich nicht mehr anfassen könntest... was habe ich den mit den Kerlen zu tun? Ich kann dich gerade auch nicht ausstehen! Du solltest mal darüber nachdenken, ob du nicht vielleicht selbst daran schuld bist, immerhin hast du dich betrunken, wo du doch weißt, dass du das Zeug gar nicht gut verträgst. Ich will dich nicht mehr sehen. Ich gehe.“ Damit machte sie auf dem Absatz kehrt und rannte aus dem Zimmer. Die Tür knallte hinter ihr zu. Ihr Namensschild hopste vom Haken und fiel zu Boden. Ranma hielt sich mit einer Hand die schmerzende Wange und starrte ihr mit weit aufgerissenen Augen nach. Er schuld? Nein! Er war nicht schuld. Bis zu dem Punkt, wo er auf dem Weg zum Klo war und ihm einer ein Glas reichte und er dann in diesen Kimono krachte, bis dahin hatte er seinen Rausch unter völliger Kontrolle gehabt. Irgendetwas musste zwischen Glas leeren und Blumenvase umstoßen passiert sein. Erst nach ein paar Stunden war Ranma bereit das obere Stockwerk zu verlassen, während sich draußen bereits die frühe Dämmerung über das Stadtviertel lege. Er hatte Angst, dass Akane ihm noch sauer war und sie da unten vor sich hin kochte, um ihm wieder Eine zu klatschen. Nicht, dass es nicht verdient hätte. Als er die Treppen runter stieg und vorsichtig in den großen Wohnraum sah, war niemand da. Auch in der Küche war keiner, obwohl hier Licht brannte. Als er aus dem Fenster sah, bemerkte er das vom Dojo aus Licht auf den Schnee fiel. Er zog sich die Stiefel an, die an der Hintertür standen und schlang seine Jacke eng um sich, als er durch den knöchelhohen Belag stapfte und fröstelnd die erste Treppe zum Trainingsraum betrat. Keuchen, das an seine Ohren drang, ließ ihn hoffen, dass Akane sich hier abreagierte, ehe er sich mit ihr versöhnen konnte. Doch als er die Stiefel abgestreift und den Raum betreten hatte, war es nicht Akane die hier trainierte, sondern nur sein Vater, der sich schnaufend den Schweiß von der Stirn wischte. „Hm...“, machte Ranma und wollte wieder gehen, als der alte Saotome seinen Sohn bemerkte. „Ranma, willst du nicht etwas mit mir trainieren?“, fragte er und drehte sich dem Jungen ganz zu. Der Zopfträger blieb stehen und dachte kurz nach. „Weist du wo Akane ist?“, meinte er bloß, sah seinen Vater über die Schulter an. „Die ist vor ein paar Stunden außer Haus gegangen. Sie meinte sie bräuchte frische Luft. Komm Junge, nur eine kleine Runde.“ Ranma seufzte, also war sie gar nicht zuhause. Geschlagen streifte er seine Jacke von den Schultern und lies sie zu Boden fallen, um sich vor seinen Vater zu stellen und sich zu verbeugen, was dieser ihm gleichtat. Genma wusste, dass er seinem Sohn nichts mehr beibringen konnte, er konnte aber dafür sorgen, dass er auf andere Gedanken kam, denn er merkte, dass den Jungen etwas bedrückte. Während der Opa den Fausthieben und Tritten von Ranma auswich, mehr konnte er nicht tun, fragte er „Was hast du wieder angestellt, dass sie so wütend das Haus verlassen hat?“ Ranma antwortete darauf nicht sofort, erst als er seinem Vater mit einem gezielten Tritt in die Kniekehle in die Knie gezwungen hatte und er schnaufend am Boden aufkam. „Ist doch egal...“, murmelte er und zog Luft ein, um seine Fäuste in die Ausgangsposition zu bewegen und auf seinen Vater zu warten bis er wieder kampfbereit war. Genma stand auf und drehte sich zu seinem Sohn um. Er musterte den Jungen ausgiebig. „Ich glaube nicht, dass es so egal ist, Sohn. Heute Morgen war doch noch alles gut...“ Ranma hatte keine Lust auf dieses Gespräch, schon gar nicht mit seinem Alten, weswegen er nicht wartet bis dieser sich zum Kampf stellte, kam mit zwei Schritte auf ihn zu und schlug mit seiner Faust zu. Unvorbereitet, keuchte Genma als er die Faust in der Seite spürte und der Junge ihm den Ellbogen in den Nacken zu rammen, sich drehte und ihm mit dem Bein die Füße wegtrat. „Ranma!“, keuchte sein Vater. „Du bist doch wütend“ Ja er war stinksauer. Auf Akane, weil sie nicht verstand, wie es ihm ging, aber auch auf sich, weil er nicht damit klar kam, seine Jungfräulichkeit mit Kuno, oder diesem anderen Typen verloren zu haben. Er hatte sich das noch etwas aufsparen wollen. Er lief rot an, als er wieder an diese Größe dachte. Sein Vater richtete sich auf und sah in dem Gesicht des jungen Saotome, dass ihn etwas bedrückte. Er kniete sich hin und strich sich mit dem Ärmel über die Stirn. „Setz dich“, befahl er. Da Ranma nicht reagierte, packte Genma einen seiner Füße und zog diesen nach vorn. Ranma kam rumpelnd am Boden auf und blieb genauso liegen, wie er gefallen war. „Ich weiß wieder alles... Alles was im März passiert ist...“, murmelte er dann. Stille legte sich über den Raum, in der der alte Saotome nur das leise Schnaufen aus seinen Lungen hörte und das Schlucken von Ranma, der sichtlich damit kämpfte, seine Gefühle zu kontrollieren. „Ein Kämpfer zahlt sich nicht nur durch seine körperliche Stärke und Ausdauer aus. Er muss auch mental stark sein und Aufgaben, die ihm gestellt werden, mit Raffinesse lösen. Wenn dir deine Erinnerungen Probleme bereiten, deinen Geist zu fixieren, solltest du dich fragen, was dich so beschäftigt, um den zentralen Augenblick deiner Erinnerung nicht finden zu können. Erlebe den Augenblick und konzentriere dich auf deine Umgebung und nicht nur auf dich. Betrachte dich als dritte Person und sieh dich um.“ Die monotone Stimme seines Vaters brachte ihn in einen tranceähnlichen Zustand. Sich auf die Umgebung konzentrieren? Warum sollte er das? „Was siehst du?“, fragte sein Vater. Nur zögerlich schloss Ranma die Augen, um diese Minuten voller Erregung noch mal zu erleben. „Ich bin bei den Kunos. Er hatte eingeladen...“, murmelte er. „Und was ist passiert, als du dort warst?“ „Kodachi wollte mir eins ihrer komischen Getränke aufdrehen. Ryoga war da, er wollte mit mir Kämpfen, aber ich hatte keine Lust...“ „Mhm... was ist dann passiert?“ Ranma war eine Weile still, sollte er seinem Vater wirklich sagen was er dort gemacht hatte? Bis zu einem gewissen Grad ginge das sicher. Ganz in das Detail sollte er aber wohl nicht gehen. „Ich hab Armdrücken mit Ryoga gemacht, während Kodachi immer noch dabei war, mir ihre Bowle aufzudrehen. Ich hab Kuno nach draußen befördert und das Wetttrinken gegen Ryoga gewonnen... Dann wird alles neblig...“, erklärte er. Seine Stimme war leise, weil er Angst hatte, irgendjemand könnte zuhören. „Weiter?“ „Ich musste mal und hab das Klo gesucht. Ich hab alles doppelt gesehen und bin gestolpert. Da muss ich mich verwandelt haben. Ich bin in einem Raum.“ Genma nickte und hörte aufmerksam zu. „In dem Raum hab ich mich versteckt und mir den Kimono übergezogen in der Hoffnung, Kuno würde mich für jemand anderes halten. Dann kam er auf mich zu, bin ausgewichen und weggerannt.“ Ranma schluckte. Er stand in seinen Gedanken am Gangende und sah, wie er betrunken den Flur herunter torkelte und auf die offene Tür zusteuerte, gefolgt von Kuno. „Ich wollte mich einschließen, doch mein Geist war umnebelt. Dann kam er rein und... Da war noch jemand.“ Genma öffnete die Augen und sah seinen Jungen an, dessen Brust sich unkontrolliert hob und senkte. Ranma merkte wie sich in seiner Mitte Hitze staute, aber er versuchte sich auf die andere Person zu konzentrieren, die den Raum betreten hatte, als Kuno sich in ihm zum Höhepunkt trieb. „Konzerntrier dich auf diese Person“, sagte sein Vater und lenkte ihn von seiner wachsenden Erregung ab. „Ich seh sein Gesicht nicht.“, keuchte er, kniff die Augen angestrengt zusammen. „Doch, du weißt, wer es ist. Du musst dich nur ins Licht drehen, Junge.“ Ranma versuchte es noch mal und sah von sich und Kuno weg, in die Tür. Der Schein, der vom Oberlicht auf sie beide fiel, wanderte in seinem Geist nach oben und erhellte die im Gegenlicht stehende Gestalt. Dann sah er sein Gesicht. Ranma riss die Augen auf und richtete sich mit einem auf. Das durfte nicht sein. Ryoga! Ryoga hatte ihn gefickt! Übelkeit stieg in seinem Magen auf. Als Ryoga sich über ihn gebeugt hatte, hatte er ihn von hinten, im wahrsten Sinne, genommen. Ranma entwich ein leises Lachen. Er strich sich die nassen Haare aus der Stirn. „Kuno und Ryoga...“, murmelte er. Genma legte den Kopf leicht schief. Tief in seinem Herzen, brach etwas und er empfand eine tiefe Traurigkeit für seinen Sohn, dass er diese Erfahrung machen musste. Aber bei allem Leid, dass einen nur stärker machte, musste er auch daran denken, was dieser Augenblick ihm gegeben hatte. „Ranma. Auch wenn es dein Herz schmerzt, du dich in deiner Ehre als Mann gebrochen fühlst. Denke daran, was dieser Moment dir geschenkt hat. Akane wird es verstehen und sie sieht doch noch immer als gleicher Mann an, der du letztes Jahr warst. Du bist Mutter und Vater und hast einen wunderschönen Sohn, der dich braucht. Der euch beide braucht. Du solltest zu ihm gehen und ihm deine Liebe schenken. Sie und er werden dir Helfen diese Schmerzen zu verarbeiten. Du musst sie nur lassen. Akane liebt dich. Mach nicht den gleichen Fehler wie ich und verlass sie, bevor eure Beziehung erst richtig angefangen hat.“ „Isamu...“, murmelte Ranma. Und plötzlich wie von der Tarantel gebissen sprang er auf. Seine nassen Kleider klebten an seiner Haut, seine Haare im Nacken. Er musste zu diesem Kind. Ungeheure Mutterinstinkte übermannten ihn. Wieso hatte er das Kind nur vergessen? Ihm tat es entsetzlich leid. Er rannte aus dem Dojo, rannte barfuß durch den Schnee und sprang über die Mauer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)