Schokofrüchte von Mondtaenzerin ================================================================================ Kapitel 9: ----------- Nicht mit dem Schlag rechnend, taumelte der Kerl zurück. Harry war zwar nicht wirklich trainiert, doch das Schlagzeugspielen sorgte dafür, dass der Treffer am Kinn des Typen doch einiges an Wumms dahinter hatte. Jener fackelte nicht lange, nachdem er kurz voller Entsetzen den Lauch angestarrt hatte, stürzte begleitet von einem wütenden Schrei auf Harry zu. Der erste Schlag streifte seine Wange, doch zweite grub sich in seinen Magen, sodass Harry gekrümmt zurück taumelte. „Hört auf!“, konnte er Jillian rufen hören, doch Grünschnabel sah nur noch rot – und Harry hätte nicht gedacht, dass hinter der großen Klappe mehr steckte. Gerade noch konnte er einem weiteren Faustschlag ausweichen, bevor er nun selbst den Ellbogen hochzog, den Kerl ordentlich traf. Jener schien sich auf die Zunge gebissen zu haben, Blut rann seinen Mundwinkel hinab, doch dies schien ihn nur noch mehr anzustacheln. Harry bemerkte nicht, wie sich die Menschen um die beiden kämpfenden versammelten, fixierte nur seinen Gegner, der wutentbrannt auf ihn eindrosch. Schützend hielt er die Arme vors Gesicht. Die Weihnachtsmarktbesucher begannen zu jubeln und so langsam hoffte Harry, dass ein Polizist auf die ganze Scheiße aufmerksam wurde. Wobei - lieber nicht. Am Ende wurde er noch erschossen. So sehr auf den Schutz seines Kopfes bedacht, dachte er nicht daran, dass andere Körperteile ungeschützt waren. Der Schmerz, der sich in seinem Schritt manifestierte, dann mit voller Wucht ausbreitete und kurzzeitig an den Rand der Ohnmacht brachte. Während der Schmerz in weiter in den Unterleib wanderte, sackte der Siebenundzwanzigjährige zusammen, kämpfte nun mehr mit Übelkeit anstatt dem abschwellenden Schmerz. Sein Gegner schubste ihn auf den Rücken, ehe er sich auf ihn drauf warf und Harrys ungeschütztes Gesicht mit Faustschlägen malträtierte. Harry versuchte ihn von sich zu stoßen, doch der Kerl war wesentlich kräftiger, sodass Harry die Schläge über sich ergehen lassen musste, weiterhin begleitet von Jillians verzweifelten Rufen. Anfänglich noch der Meinung, er machte hier gar keine so schlechte Figur, hatte sich das Blatt nun gewendet. Er war ihm schlichtweg ausgeliefert. Gerade, als Harry dachte, dass das sein Ende war... Dass er hier und jetzt zu Tode geprügelt wurde, nur weil er den Helden spielen musste, spürte er, wie das Gewicht auf ihm ruckartig verschwand. Da ein Auge schon angeschwollen war, öffnete er vorsichtig das andere und sah, wie diese Lexi den Schläger am Kragen gepackt hatte, ihn auf die Beine zog und ihm nur einen gezielten, aber dafür heftigen Schlag ins Gesicht verpasste. Die Menge tobte, hatte sich längst von dem Podest in die Richtung der kleinen Fläche verlagert, an welcher zuvor die beiden Männer gekämpft hatten und die Boxerin dem Kerl die Leviten las. "Ich trete nie mehr jemandem in die Weichteile. Außer, es ist ein mieser Vergewaltiger oder Pädophiler... Oder er will mich töten. Sag es!" Ihre Worte, die sie selbstverständlich schlagkräftig untermauerte, sorgten nach erstem Sträuben doch für die gewünschte Wirkung, sodass er mit zittriger Stimme ihre Worte wiederholte. „Oh, was für eine Wendung! Lexi, Kämpferin für Gerechtigkeit, unterbrach den Kampf, um einem jungen Mann zur Hilfe zu eilen! Was für eine Frau!“ Die Stimme, die durch das Mikrofon schallte, dröhnte in Harrys Kopf, während er sich langsam aufrappelte. „Der Ohrring... Er hat noch den Ohrring...“ Die sportliche Frau blickte ihn kurz irritiert an, dann schien es Klick zu machen und soe wandte sich wieder dem Dieb zu, welcher mittlerweile herzzerreißend wimmerte. Noch immer hielt sie ihn am Kragen seiner Jacke fest, hielt ihm eine Hand hin. „Ohrring.“ „O-... Okay...“ Kleinlaut holte der Typ das Schmuckstück heraus, reichte es der Boxerin, woraufhin sie ihn losließ. „Und jetzt verzieh' dich.“ Er ließ sich das nicht zweimal sagen, stolperte unter dem Gelächter seiner Freunde davon. „So, hier. Jetzt muss ich weiter machen. Der da bettelt um Schläge.“ Sie nickte in Richtung des Podests, auf welchem noch der verdutzte Jared schulterzuckend, dafür mit blutiger Nase, stand. Harry nahm den Ohrring entgegen, rang sich ein schiefes Lächeln ab. „Danke.“ Sie salutierte kurz. „Keine Ursache. Du solltest aber auch verschwinden, bevor die Bullen auftauchen. Da haben eine paar Spießer schon ihre Handys gezückt. Also, bis dann.“ Sie joggte kurz die paar Meter zu dem Podest, auf das sie sich begleitet von tosendem Applaus hinaufzog. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)