Mosaik von Alaiya (Urban Fantasy Thriller) ================================================================================ [26.11.2011 – R07 – Versprechen] -------------------------------- Sie fuhren vor der Werkstatt vor. Heidenstein seufzte. „Ich möchte noch einmal festhalten, dass ich es als Arzt ungünstig finde, dass du hier bist.“ Joanne sah zu ihm, zuckte mit den Schultern. „Ist notiert.“ Sie wusste selbst, dass sie eigentlich liegen sollte. Doch sie wollte mit Robert sprechen. Nach dem Chaos vom Vortag wollte sie mit Robert sprechen. Sie war nicht sicher warum. Wahrscheinlich, weil sie das Gefühl hatte, dass es dadurch realer werden würde. Sie brauchte Robert einfach. Es war gegen Mittag, Robert sollte bald Mittagspause machen. Und dann … Ach, sie wollte nur mit ihm reden. Heidenstein zog die Handbremse an, stieg aus und kam um den Wagen herum. Natürlich. Er wollte ihr helfen. Aber so schlimm war es nicht. Sie weigerte sich einzugestehen, dass es so schlimm war. Sie kam schon irgendwie klar. Sie hob ihre Beine aus dem Wagen heraus, stand dann vorsichtig auf. Heidenstein hatte ihr sogar Krücken angeboten, doch sie hatte darauf verzichtet. So lange sie langsam und vorsichtig war, konnte sie immerhin laufen. Es ging. Sie konnte stehen. Sie konnte laufen. Sie musste nur langsam sein. Als Heidenstein noch immer an ihrer Seite stehen blieb, warf sie ihm einen strafenden Blick zu. „Ich fühle mich nur noch eingeschränkter, wenn du dich so anstellst.“ „Ich bin ein verantwortungsvoller Arzt“, erwiderte er. „Du bist ein guter Freund. Und als Freund würde ich dich bitten, mich nicht zu behandeln, als wäre ich irgendwie aus Glas. Ich kann stehen. Die Heilzauber haben schon geholfen.“ Er seufzte, versuchte sich aber zu entspannen. Dennoch ging er langsam, um neben ihr zu bleiben, während sie zur Tür, die zum Kundenempfang, hinter dem Roberts Büro war, hinüberhumpelte. Es funktionierte irgendwie. Im Moment zuckte auch ihr Bein nicht weiter. Sie erreichten die Tür, öffneten sie. Einer der Azubis war im Empfang, sah auf. „Kann ich was für Sie tun?“, fragte er. Dann erkannte er sie. „Ach, sie sind die eine Freundin von Mr (Roberts Nachname), nicht?“ Joanne nickte. „Ja, bin ich.“ Sie lächelte. „Kann ich ihn sehen?“ Misstrauisch musterte der junge Mann sie, nickte dann aber, stand auf. „Moment.“ Er stand auf und ging in den eigentlichen Werkstattsbereich. Vorsichtig lehnte Joanne sich gegen die Theke, um ihre Beine ein wenig zu entlasten. Schon bewegte sich Heidenstein weiter zu ihr, doch sie warf ihm einen warnenden Blick zu. Es dauerte ein paar Minuten, ehe die Tür sich öffnete und Robert hereinkam. Er trug einen Blaumann, wischte sich gerade mit einem Tuch Schmieröl von den Fingern. Überraschung zeichnete sich in seinem Blick ab, als er sie erkannte. „Jo …“, begann er, verbesserte sich: „Pakhet.“ Sein Blick wurde besorgt, als er die Reste der Wunden in ihrem Gesicht sah, die bei der Heilung soweit keinen Vorrang gehabt hatten. Sie seufzte. „Joanne ist okay“, erwiderte sie leise. „Hast du Zeit?“ Robert sah von ihr zu Heidenstein und dann wieder zu ihr. „Eigentlich … Ja, klar. Was ist passiert?“ Nun zögerte Joanne. Sie waren hier allein, oder? Es kam ihr etwas seltsam vor. Sie war immer noch paranoid, was diese Dinge anging. Dennoch. Sie seufzte. „Michael ist tot.“ Verwirrung. Robert runzelte die Stirn, ehe er zu verstehen begann. Dann Schock. „Wollen wir uns in mein Büro setzen?“ Sie nickte. Er öffnete die Schranke am Rand der Theke, ließ sie durch. Natürlich bemerkte er ihr Hinken, suchte ihren Blick. „Ist alles okay?“ „Mehr oder minder“, erwiderte sie. „Ich wurde verletzt.“ „Wie?“ Sie schwieg, bis sie in Roberts chaotischen Büro waren, die Tür hinter ihnen geschlossen war und Robert begann, ein paar Akten von einem weiteren Stuhl zu räumen, um Platz für Heidenstein zu machen. „Die Kurzfassung ist, dass Michael mich verraten hat. Und ich habe ihn getötet. Und …“ Sie sah ihn an. „Robert. Ich höre auch. Ich höre wirklich auf.“ Robert hielt inne, sah zu ihr. „Wie meinst du das?“ „Wie ich es sage“, erwiderte sie. „Ich höre auf.“ Ihr Blick wanderte zu Heidenstein. „Ich weiß noch nicht genau, was ich danach mache. Aber ich höre mit der Söldnerei auf. Und dann …“ Robert war still. „Okay.“ Mehr schien ihm dazu nicht einzufallen. „Okay.“ Er seufzte, hob die Hand, rieb sich die Stirn, verteilte dabei einen Teil des Schmieröls. „Und … Und deine aktuelle Aufgabe?“ „Das bringe ich zu Ende“, antwortete sie. „Nel hat Murphy entführen lassen. Und jetzt …“ Sie schüttelte den Kopf. Es war schwer diese Dinge Robert zu sagen. Natürlich verstand er auch so, schluckte. Dann aber räumte er die letzte Akte vom Stuhl und kam zu ihr. „Sorry. Ich bin nur etwas … Wow. Du hast es echt raus, einen zu schocken.“ Er bückte sich, legte die Arme um sie. Für einen Augenblick umarmten sie sich, ehe er sich wieder von ihr lösteund sich zu Heidenstein umsah, zögerte, wandte sich aber wieder Joanne zu. „Und du bist hergekommen, um mir das zu sagen?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ich wollte einfach mit dir reden“, erwiderte sie. „Und außerdem gibt es jemanden, der mich sonst am liebsten am Bett festbinden würde.“ Sie sah zu Heidenstein. Er räusperte sich unsicher, brachte sie zu einem Lächeln. „Und das auf die ärztlich, überbesorgte Art“, fügte sie hinzu. „Nicht … Irgendwie anders.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)