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Urban Fantasy Thriller
von

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[25.11.2011 – M28 – Hilflos]

Joanne hatte das Gefühl, verrückt zu werden. Sie fühlte sich so unruhig und konnte doch nichts tun. Sie verstand sogar, warum die anderen sie nicht mitgenommen hatten. Sie verstand, dass sie wenig tun konnte, dass sie noch zu angeschlagen war. Stattdessen war sie hier mit Alice, Hazel und den natürlich ebenso angeschlagenen Murphy allein. Doch Alice und Hazel waren in ihre jeweilige Arbeit vertieft.

Zumindest hatte Murphy eine gute Idee gehabt: Im Wagen nach weiteren von Michaels Sachen zu suchen. Tatsächlich hatte er einen Laptop dabei gehabt, weitere Nahrung für die Recherche, an der die beiden Hackerinnen arbeiteten.

Doch Pakhet konnte nichts machen. Sie saß nur hier, lief im Wohnzimmer ihrer Wohnung auf und ab, bis ihre Beine sie nicht mehr trugen, bis ihr rechtes Bein so stark zitterte, dass sie beinahe das Gleichgewicht verlor.

„Pakhet“, meinte Murphy und stand auf. Dann versuchte er es anders: „Mum.“

Sie sah sich zu ihm um, wusste nicht, wie sie reagieren sollte.

Er runzelte die Stirn. Natürlich war das ganze auch für ihn zu viel, doch er sammelte sich irgendwie. „Du siehst schon wieder furchtbar aus, weißt du das?“ Er verdrehte die Augen. „Setzt dich und bekomm mir hier keinen Nervenzusammenbruch.“

Sie brachte ein Lächeln zustande. „Ich habe keinen Nervenzusammenbruch.“ Ihre zitternde Stimme stellte ihre Worte stark in Zweifel.

Murphy stand auf, ging zu ihr hinüber, griff sie bei der Hand. „Setz dich.“ Seine Stimme klang beinahe herrisch.

Sie schüttelte den Kopf, kam aber seiner Aufforderung nach. Ihr Bein zuckte noch immer. Sie konnte es nicht ruhig halten.

„Ernsthaft.“ Er stemmte die Arme in die Seiten. „Würde ich mich so aufführen, wie du gerade, würdest du anfangen zu schimpfen. Ruh dich aus.“

Sie wusste, dass es gut gemeint war. „Danke, Kid. Aber ich …“ Sie rieb sich die Augen. Sie hatte noch immer Probleme, die Situation zu verstehen. „Ich kann nicht, Kid. Ich meine … Fuck. Fuck. Fuck. Ich habe …“

„Du hast getan, was ohnehin schon lange überfällig war“, meinte Murphy. „Du hast das Arschloch getötet. Geschieht ihm Recht. Das war lange überfällig, wenn du mich fragst.“

Sie starrte ihn an. Es klang kaltherzig aus seinem Mund. Der Junge war wie alt? In dieser Gestalt wirkte er nicht älter als fünfzehn. Vielleicht sogar noch jünger. Sie war nicht sicher, ob es nur an seiner kleinen Gestalt lag oder nicht. „Kid. Er hat …“

„Er hat gemeint Leute kontrollieren zu können und hat sich dabei verrechnet“, meinte Murphy. „Ich kenne solche Leute. Ich kenne solche Leute zu genügend. Mal ehrlich, es ist besser so. Irgendjemand hätte ihn irgendwann getötet. Mal ehrlich, glaubst du jemand trauert diesem Arsch hinterher?“

„Du bist kalt“, murmelte sie.

„Nein, ich bin realistisch“, erwiderte Murphy und sah sie an. „Mal ehrlich, Pakhet. Irgendwer hätte ihn gekillt, wenn er immer so drauf war. Und hey, andere müssten zustimmen, dass es so besser ist, oder? Also dass wir … dass du ihn gekillt hast. Ich meine, wir machen zumindest was zur Schadensbegrenzung, nicht?“

Er wollte sie nur beruhigen, wollte, dass sie nicht komplett verrückt wurde. Irgendwie schaffte er es sogar etwas. Sie wurde ruhiger. Ein wenig ruhiger. Schaffte es durchzuatmen.

„Was ist, wenn er einen Hit auf euch reingepackt hat?“, fragte sie.

Murphy zuckte mit den Schultern, verschränkte die Arme. „Dann ist das so. Wir kommen damit schon klar. Ich meine, ich verstecke mich einfach hinter dir. Du scheinst ja ziemlich Kugelsicher zu sein, oder?“

„Ich würde darauf nicht bauen“, murmelte sie.

„Ach, besser als die Alternativen.“ Murphy tätschelte den Oberarm ihrer Prothese. Dann stand er auf, ging in die Küche, kam mit einem Bier zurück. „Hier. Das beruhigt.“

Nun machte sich tatsächlich ein Lächeln auf ihren Lippen breit. „Willst du mich abfüllen?“

Er grinste. „Ja, vielleicht ist dass das Beste. Dann würde es dir wahrscheinlich besser gehen.“

„Oder ich mache etwas richtig dummes.“

Murphy lachte leise. „Oder das.“

Sie nickte, trank einen Schluck des gekühlten Bieres. Es tat wirklich gut. „Dir geht es für deine Gehirnerschütterung erstaunlich gut.“ Sie streckte ihre rechte Hand aus, um seine Stirn zu fühlen. Er war noch immer fiebrig. „Eigentlich solltest du liegen.“

Er lächelte sie an, zuckte mit den Schultern. „Na ja, wie würdest du sagen? Manchmal muss man halt funktionieren.“

Sie schüttelte den Kopf, verdrehte die Augen. Tatsächlich fühlte sie sich ruhiger. Sie musste zugeben, dass sie so etwas schon mehr als einmal gesagt hatte. „Du bist unmöglich, Kid.“

„Natürlich bin ich das. Der unmögliche Rabenjunge. Das wäre doch einmal ein Name.“

„Garantiert“, murmelte sie. Sie atmete tief durch, trank noch einen weiteren Schluck Bier. „Aber weißt du was? Ich lege dich dennoch ins Bett. Sonst mache ich mir am Ende noch mehr Vorwürfe.“

Jetzt verdrehte er die Augen, schenkte ihr einen trotzigen Blick. „Dann geht es dir besser?“

„Deutlich“, meinte sie.

Ein sehr dramatisches Seufzen war seine Antwort. „Okay. Ausnahmsweise erlaube ich es. Aber ich warne dich: Meine Rache wird fürchterlich sein.“

„Damit muss ich dann leben.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Sunae
2022-06-16T07:21:29+00:00 16.06.2022 09:21
Ich frage mich ob das jetzt Murphys ursprünglicher Körper war?
Netter Boundingmoment.
Antwort von:  Alaiya
16.06.2022 11:10
Ja, war es. Und danke dir ^^
Von:  Taroru
2022-06-14T18:26:44+00:00 14.06.2022 20:26
ich mag die beiden :-D
sie tun sich gegenseitig gut, das gefällt mir (vor allem auch das hin und her zwischen ihnen, sie beruhigen sich gegenseitig)
ich mag weiter lesen :-D jetzt! XD
Antwort von:  Alaiya
14.06.2022 20:28
Am Freitag geht es weiter! (Und oh boy, das Freitagkapitel, das ist ein Kapitel!)
Antwort von:  Taroru
14.06.2022 20:31
ich kann es kaum erwarten :-D
freu mich drauf, vor allem bei so einer ankündigung :-D


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