Mosaik von Alaiya (Urban Fantasy Thriller) ================================================================================ [20.11.2011 – SI06 – Suchtrupp] ------------------------------- Die lange Stille und auf einmal passierte so vieles auf einmal. Zuerst kam Siobhan an. Sie landete deutlich Sichtbar als Möwe im Garten des Grundstücks, verwandelte sich in einen Menschen, ging zur Terrassentür und klopfte. Trixie, die Möwe landete auf ihrer Schulter. Schon sprang Joanne auf, ließ die beiden herein. Siobhan verlor keine Zeit. „Was ist los?“ „Murphy ist verschwunden“, erklärte sie noch einmal. „Wir haben Grund zur Annahme, dass sie ihn entführt hatte.“ Sie führte nicht aus, wer „sie“ waren, doch Siobhan schien zu verstehen. „Was kann ich tun?“ „Du kannst ihn mit Magie aufspüren, oder?“, meinte Joanne. Sie war sich nicht sicher, ob sie sie am Telefon nicht verstanden hatte. „Ich kann“, erwiderte Trixie und breitete ihre Flügel aus. „Ich brauche nur etwas von ihm.“ Pakhet nickte. Ja, das wusste sie. Heidenstein hatte es gesagt. Auch wenn es mit Murphy etwas schwer war. „Wir haben etwas Blut von der Straße. Und etwas von seinen Haaren.“ Die Möwe flatterte auf den Tisch, besah sich, was sie dort vorbereitet hatten. Sie hatten noch einige von Murphys Sachen. Kurz zupfte sie sich Federn unter ihrem Flügel zurecht, dann nickte sie aber. „Ja, damit sollte es gehen.“ Sie sah zu Siobhan, als würde sie etwas von ihr erwarten. „Sie wird brauchen.“ Wieder nickte Pakhet. Sie war oft genug dabei gewesen, als Aufspürzauber gezaubert worden waren. Ein, zwei Stunden waren übliche Zeiten. Sie versuchte nicht zu sehr darüber nachzudenken. Sie hasste es. Doch es musste sein. Es war ihre beste Chance. „Komm“, meinte Siobhan und nahm ihre Hand in einer freundschaftlichen Geste. „Wir finden ihn schon. Wir holen ihn zurück.“ Sie lächelte aufmunternd. Stumm nickte Pakhet nur. Ihr Mund war trocken. Egal, wie sehr sie es versuchte, sie konnte nicht anders. Sie fühlte sich so verloren. Sie wusste, dass sie etwas tun musste. Und doch … Die Panik hatte sie kalt gepackt. „Vertrau Trixie einfach“, sagte Siobhan. „Und wenn ich irgendwie helfen kann …“ „Wir werden wahrscheinlich kämpfen müssen“, erwiderte Pakhet. „Dafür können wir deine Hilfe gebrauchen.“ Gesetzt dessen, dass sie ihn wirklich fanden. Trixie besah sich noch immer die Gegenstände: Ein kleines Plastiktütchen mit dem Blut, das sie vorher gesammelt hatten. Ein paar seiner Shirts. Ein paar Haare. Dann schloss sie die Augen und plusterte sich auf. Ein seltsamer Brummton erklang aus ihrem Kropf. Normal hätte Pakhet gefragt, was die Möwe dort tat, doch im Moment brachte sie es nicht fertig. Die Eingangstür wurde geöffnet. Da noch immer die Terrassentür offen stand zog ein Durchzug durch das Wohnzimmer. Dann kam Heidenstein mit langen Schritten zu ihr. Er hatte ihre andere Prothese. Schon sah er Siobhan fragend an. „Irgendetwas Neues?“ Siobhan zuckte mit den Schultern. Sie wirkte etwas verloren. „Trixie wird ihn aufspüren.“ Sie bemühte sich offenbar zuversichtlich zu klingen. Joanne sah zu Heidenstein, als er sich auf ihre andere Seite setzte. „Hier.“ Wieder war seine Hand auf ihrer Schulter. Er strich sanft über die Schulter. „Wir finden ihn. Ganz sicher.“ Sie nickte nur, nahm ihm die Prothese ab. „Ich ziehe sie an“, meinte sie dann und stand auf. Zumindest würde es ihr für ein paar Minuten etwas zu tun geben. Ohne ein weiteres Wort ging sie ins Bad, legte dort die normale Prothese ab. Mit einem Klacken machte sie die Verbindung des Metallstücks, das sie stabilisierte los, löste dann die Kontakte. Dann das ganze umgekehrt. Sie stellte sicher, dass die Kontakte mit ihrem Muskel funktionierten, machte die Prothese dann an dem Metall fest, ließ sie einrasten. Dann nahm sie das Stoffstück, um die Prothese zu befestigen, führte den Arm hindurch, machte dann die Schnüre über ihren Rippen und ihrer anderen Schulter fest. Dann zog sie wieder Tanktop und ihre Weste hinüber. Noch einmal kontrollierte sie ihre Waffen. Ein nervöser Tick. Sie sah in den Spiegel. Sie war so furchtbar blass. Dann auf einmal Schritte. Jemand klopfte an die Tür. „Pakhet?“ Das war Heidensteins Stimme. „Ja?“ Noch einmal überprüfte sie mit einigen schnellen Handgriffen, ob alles saß. Dann ging sie zur Tür, öffnete sie. „Was ist?“ Heidenstein sah sie an. „Alice hat auf einmal wieder ein Signal von Murphys Handy.“ Ihr Herz machte einen Satz. Dann schien es für einige Meter zu fallen. Sie wusste was es bedeutete. „Eine Falle …“ Heidenstein leckte sich über die Lippen. „Wahrscheinlich.“ Schon wieder lag eine seiner Hände auf ihrer rechten Schulter. Er sah sie an. Für einen Moment zögerte sie. Wenn auf einmal das Handy wieder an war – wonach es klang – konnte das nur zwei Gründe haben: Entweder Murphy war vorher verwandelt gewesen, hatte sich nun zurückverwandelt oder konnte aus anderen Gründen wieder herangehen, oder jemand hatte gewusst, dass sie ihn aufspüren konnten. Dann war es eine Falle. Schon hatte sie wieder ihr eigenes Handy in der Hand, rief Murphys Nummer an. Freizeichen. Wieder das Freizeichen. Mehrfach. Es klingelte. Dann ging die Mailbox dran. Egal was war: Sie mussten ihn finden. Selbst wenn es eine Falle war. Sie mussten ihn finden. „Ich werde dahinfahren“, meinte sie. Heidenstein nickte. Sein Blick sagte ihr, dass er diese Reaktion erwartet hatte. Er schürzte die Lippen. „Da ist noch etwas.“ „Ja?“ Sie sah ihn fragend an. „Das Signal kam aus der Nähe des Casinos.“ Sie schloss die Augen. Also war es definitiv eine Falle. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)