Mosaik von Alaiya (Urban Fantasy Thriller) ================================================================================ [20.11.2011 – D54 – Ungesagt] ----------------------------- Zurück im Wagen, blieb Joanne für einige Sekunden nur stillsitzen. Sie lehnte sich gegen das Lenkrad, hielt es mit beiden Händen. Noch immer klopfte ihr Herz viel zu schnell – vor Wut und wenn sie ehrlich war auch vor Angst. Sie hatte für einen Moment wirklich Angst gehabt. Wovor wusste sie sich nicht sicher. Heidenstein setzte sich links von ihr auf den Beifahrersitz, schloss die Tür. Fuck. Das ganze war für ihn wahrscheinlich noch schlimmer. Er war an Michael nicht gewöhnt. Er war so nicht mit ihm konfrontiert gewesen. Sie sollte mit ihm reden, doch wusste sie nicht wie. Vor allem nicht, nach der Nummer, die Michael abgezogen hatte. Sie sollten hier weg. Heidenstein legte eine Hand auf ihre Schulter. „Pakhet?“ Seine Stimme klang angespannt, zittrig. Für einen Moment schloss sie die Augen, zählte innerlich bis zehn, ehe sie ihn ansah. „Denk nicht zu viel darüber nach, ja?“ „Pakhet“, begann er, ohne wirklich zu wissen, was er sagen wollte. Sie konnte es ihm ansehen. Innerlich betete sie, dass er nicht aufbrachte, was Michael gesagt hatte. Er musterte sie. „Ich … Fuck. Pakhet. Das eben … Er hätte beinahe.“ Sie lehnte sich zurück. Noch immer hatte sie beide Hände am Lenkrad. Es gab ihr im Moment Halt, die Illusion von Kontrolle. „Denk nicht so viel darüber nach. Es ist nur Michael. So ist er immer.“ Sie schüttelte den Kopf, startete den Wagen. „Es ist Michael. Er ist ein falsches, schmieriges, manipulatives Arschloch.“ Sie legte den Gang rein, drückte auf das Gaspedal. Noch immer sah Heidenstein sie an. „Ist bei dir alles in Ordnung?“ „Nein“, antwortete sie, während sie aus der Parklücke rausfuhr. „Aber ich komme schon damit klar.“ Er schwieg, musterte sie nur weiter. Sein Blick war unsicher. „Er hätte …“ „Er hätte mich nicht erschossen“, erwiderte sie. „Er hat nur gedroht. Es ist alles ein Kontrollspiel. Er will in deinen Kopf. Mehr nicht.“ „Pakhet, ich war da. Ich habe gesehen, dass er geschossen hat.“ „In die Luft.“ „Weil du seine Hand hochgerissen hast.“ Sie sah auf die Straße. „Der Schuss hat sich nur gelöst, weil ich seine Hand gegriffen habe. Glaub mir, er würde mich nicht erschießen. Dafür hat er viel zu viel Spaß damit mich …“ Sie schürzte die Lippen, wechselte ihren Ansatz. „Er will nur Kontrolle. Das ist seine Art sich einen runterzuholen.“ Heidenstein schwieg für einen Moment. „Fuck. Das ist krank.“ „Michael ist ein krankes Individuum“, murmelte sie. Sie schaltete den Gang hoch. Es war routiniert. Es gab ihr das Gefühl einer Vertrautheit. „Irgendwann werde ich ihn erschießen. Ihn. Und diesen Nel.“ Sie verzog die Lippen zu einem grimmigen Lächeln bei dieser Vorstellung. „Und es wird sich gut anfühlen.“ Heidensteins Blick war ungläubig, zweifelnd. Natürlich war er das. Er versuchte doch die ganze Zeit diese Seite von ihr zu ignorieren. Ihre dunkle Seite. Wenn man ihn fragte, hatte sie diese wahrscheinlich nicht. Sie schwieg, überlegte den schnellsten Weg zum Flughafen. Sie wollte nach Kapstadt zurück, wohl wissend, dass sie so einfach vor diesen Problemen nicht weglaufen konnte. Dann warf sie Heidenstein einen kurzen Seitenblick zurück. „Du weißt, dass er Recht hat. Ich habe getötet. Mehr als einmal. Ich … Ich werde noch andere töten. Zumindest diese beiden.“ Er wich ihrem Blick aus, sah nun seinerseits auf die Straße. „Ich weiß.“ Schweigen. Bedrücktes Schweigen. Zumindest sprach er den Elefant im Raum nicht an. Zum Glück. „Glaubst du“, begann er nach einer oder zwei Minuten schließlich, „dass es vorbei ist, wenn du sie tötest?“ Nein. Das glaubte sie nicht. Dennoch zuckte sie mit den Schultern. „Vielleicht.“ Sie atmete zwei Mal tief durch. „Lass uns einfach nach Kapstadt zurück. Wir können dann über den nächsten Schritt nachdenken.“ „Ja“, murmelte er. Er leckte sich über die Lippen. „Du hast Nel ziemlich wütend gemacht.“ „Das hoffe ich“, murmelte sie. Sie schüttelte den Kopf. „Was ein Arschloch. Glaubte er wirklich …“ Noch einmal schüttelte sie den Kopf. „Es tut mir leid. Ich habe die Entscheidung für dich mitgetroffen.“ „Es war deine Entscheidung“, erwiderte er. Wieder fand seine Hand ihre Schulter, drückte sie sanft. „Und nur für's Protokoll: Ich würde kein Geld von jemanden wie ihm wollen. Schon gar nicht, da ich weiß, woher es kommt.“ Sie nickte stumm. Schaltete. Lenkte. „Ich weiß“, flüsterte sie schließlich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)