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Mosaik

Urban Fantasy Thriller
von

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[16.11.2011 – D52 – Schwachpunkt]

Pakhet wusste nicht, was sie wegen Nel machen sollte. Er saß am längeren Hebel. Dass er ihre Nummer hatte, machte es wahrscheinlich, dass er auch andere Dinge wusste. Vielleicht wusste er, wo sie lebte. Ach, verdammt, wahrscheinlich war es nicht so schwer herauszufinden gewesen. Und dann? Was würde er dann machen? Er könnte das verdammte Krankenhaus unter irgendeinem Vorwand squatten lassen. Zur Hölle, wenn er einmal wusste, wer sie war, würde er es vielleicht sogar rechtfertigen können.

Sie wollte sich nicht mit ihm treffen. Doch sah sie im Moment nicht, was für eine Wahl sie hatte. Immerhin saß sie in der Falle. Wenn sie nicht erschien, würde er vielleicht schneller handeln.

Es gab nur zwei Möglichkeiten worum es bei dem Treffen ging: Entweder es war eine Falle und er wartete mit einem Einsatzkommando auf sie oder er würde sie überreden wollen, ihre Ermittlungen, ihre Aktionen gegen die Organisation einzustellen. Das würde sie nicht tun. Und dann? Dann wüsste er direkt wo sie war. Eventuell wartete dort ein weiteres Assassinenteam auf sie.

Verdammt. Es gab einfach keinen möglichen guten Ausgang dafür.

Natürlich, sie konnte ihm vorspielen, dass sie sich auf seine Angebote einließ. Vielleicht konnte sie noch Geld heraushandeln. Doch wollte sie dieses Geld, von dem sie genau wusste, woher es kam?

Sie hasste diese Gedanken. Sie hasste sie. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Natürlich, sie konnte ihr eigenes Einsatzkommando mitbringen, doch wollte sie die anderen nicht wirklich mit in diese Sache reinziehen. Nicht noch weiter. Wenn es wirklich eine Falle war und er mit einem Squadteam auf sie wartete, würden sie wenig machen können, selbst wenn Murphy, Siobhan, Jack, Doc und Crash sie begleiteten. Nein. Sie würde allein dorthingehen müssen. Vielleicht konnten die anderen sie im Notfall befreien.

Ein Klopfen an der Zimmertür ließ sie aus ihren Gedanken aufschrecken.

Sie saß auf ihrem Bett, hatte die Beine angezogen und ihren einen Arm um diese gelegt, während sie überlegte. Ihre Prothese lag auf ihrem Nachttisch und lud auf.

„Pakhet?“, fragte Heidensteins Stimme unsicher, als es erneut klopfte. „Kann ich reinkommen?“

Sie hatte beinahe darauf gewartet. Er hatte mehrfach versucht Gespräche anzufangen, während und nach dem Abendessen. Sie hatte ihn abgeblockt, hatte sich früh auf ihr Zimmer zurückgezogen. Immerhin wusste sie nur zu genau, was er sagen würde. Sie kannte ihn. Sie kannte diesen Idioten nur zu gut.

Dennoch seufzte sie. Er würde nicht gehen, oder? „Komm rein“, meinte sie halblaut.

Die Tür öffnete sich und Heidenstein kam herein, schloss die Tür hinter sich. Er sah am Schrank, der am Ende des Bettes stand vorbei zu ihr. Natürlich war sein Blick besorgt.

Er atmete tief durch. „Können wir reden?“

Sie verdrehte die Augen, bemühte sich um ein genervtes Stöhnen. „Glaubst du, sonst hätte ich dich reingelassen? Ich kenne dich. Natürlich willst du reden.“

Er leckte sich über die Lippen, kam dann zu ihr, setzte sich auf den Rand des Bettes. Vorsichtig legte er eine Hand auf ihr Bein, nahe an ihrem Fußgelenk. „Also …“ Er zögerte, offenbar in der Hoffnung, dass sie etwas sagte, doch tat sie ihm den Gefallen nicht, zwang ihn dazu, weiterzusprechen. „Willst du dich wirklich mit Nel treffen?“

Sie zuckte mit den Schultern, wartete, was er sonst noch zu sagen hatte.

Er senkte den Blick, wandte den Kopf leicht nach vorne, während er nachzudenken schien. „Wenn er dich direkt kontaktiert heißt es doch, dass Alice richtig lag, oder? Er steckt in dieser Sache mit drin. Er ist wirklich …“

„Ja, das heißt es wohl.“ Zu demselben Ergebnis war sie bereits gekommen. Denn was sollte ein Minister für innere Sicherheit sonst für Gründe haben, sie zu kontaktieren, sich mit ihr treffen zu wollen?

Heidenstein seufzte. „Pakhet … Bist du dir sicher, dass du gehen willst? Wir wissen beide, dass es eine Falle ist.“

„Ja, wissen wir“, erwiderte sie. „Aber wenn er meine Nummer kennt, heißt es, dass er eventuell auch andere Dinge weiß, eventuell auch andere Dinge veranlassen kann.“

Heidenstein zögerte. „Wie zum Beispiel?“

Nun war ihr Stöhnen ernsthaft genervt. „Was wohl, Doc? Das Krankenhaus. Was ist, wenn er es squatten lässt?“

Wieder zögerte er, senkte seinen Blick. Er schloss die Augen. „Ja. Ich nehme an, das wäre möglich.“

Joanne sah ihn an, rückte etwas näher an ihn heran. „Deswegen werde ich gehen. Und sei es nur um herauszufinden, was er weiß.“

„Ja“, murmelte Heidenstein.

„Ich verlasse mich darauf, dass ihr mich da rausholt, wenn er irgendwelche krummen Dinge abzieht.“

„Was meinst du?“

„Sollte er mich gefangen nehmen lassen unter sonst was für Vorwänden“ – oder weil er ihre Vergangenheit kannte – „dann sorgt dafür, dass ich daraus komme, ja?“

Ein unsicheres Schmunzeln breitete sich auf Heidensteins Zügen aus. „Du meinst, wir sollen dich aus dem Gefängnis ausbrechen?“

„Ich bin mir sicher, das kriegt ihr hin“, erwiderte sie matt.

Er schüttelte den Kopf, holte tief Luft. „Ich denke, dann werden sie uns beide ausbrechen müssen.“

Sie hob fragend eine Augenbraue.

„Ich lasse dich da nicht allein reingehen“, flüsterte Heidenstein. Er suchte ihren Blick. „Ich komme mit dir zu diesem Treffen.“

„Sei nicht albern“, erwiderte sie. „Du willst das Krankenhaus wiederaufbauen, oder?“

„Ja, und es funktioniert bereits sehr gut ohne mich, wie die letzten zwei Wochen gezeigt haben, oder?“ Unsicher hob er seine Hand von ihrem Bein, legte sie auf ihre Schulter.

Sie schürzte die Lippen, senkte ihren Blick. „Das ist eine beschissene Idee, Doc.“

„Ich halte die Idee für sehr gut.“ Er sah sie an. Wieder lag diese seltsame Weichheit in seinem Blick. Verletzlichkeit. „Ich lasse dich da nicht allein reinlaufen. Du kannst das nicht allein machen.“

„Ich kann sehr vieles allein machen“, flüsterte sie. „Ich will nicht, dass du dein Leben, deine Identität mit aufs Spiel setzt für mich.“

„Das ist meine Entscheidung“, erwiderte er. „Bitte, Pakhet. Ich … Ich will dich nicht allein gehen lassen. Ich werde dich nicht allein gehen lassen. Ich will mich nur nicht deswegen mit die streiten.“

Joanne seufzte. Sie musterte ihn, verfluchte ihn innerlich nur wieder. Warum musste er so treuherzig sein? Warum war er so vertrauensselig? Warum wollte er so viel für sie aufgeben, aufs Spiel setzen? Warum war er so ein Idiot? „Was würdest du machen, wenn ich Nein sage?“

„Ich würde dir dennoch folgen. In der Nähe warten.“

„Das ist aber nicht respektvoll“, murmelte sie, „ein Nein nicht zu akzeptieren.“

„Es ist mein Leben, dass ich riskiere“, erwiderte er. „Bitte zwing mich nicht dazu, dein Nein zu ignorieren?“ Er sah sie weiterhin an, brachte sie dazu die Augen zu verdrehen.

„Du bist ein solcher Idiot“, flüsterte sie.

Er lächelte matt. „Ja, ich weiß.“ Seine Hand wanderte auf ihre Wange, verweilte dort, während er zögerte.

Natürlich wusste sie, worüber er nachdachte. Sie wusste, dass sie es eigentlich nicht beachten sollte, dass sie darauf besser nicht einging. Immerhin war das hier ihr Zimmer und sie wollte eigentlich nicht … Oder?

Warum lehnte sie sich dennoch vor?

Ihre Lippen berührten sich in einem sanften, zurückhaltenden Kuss.

Heidenstein sah sie an, lächelte matt.

Was für ein Idiot.

Sie rückte näher zu ihm, ließ ihre Hand unter sein T-Shirt wandern. Verdammt. Vielleicht brauchte sie das hier. Verdammt. Sie waren sich seitdem er angeschossen worden war nicht mehr so nahe gewesen. Nicht auf diese Art.

Wieder küsste sie ihn, legte für einen kurzen Moment ihre Stirn gegen die seine. Dann wanderten seine Hände unter ihr Top, schoben es nach oben.

Sie ließ es zu, erlaubte ihm, es ihr auszuziehen. Sie sah ihn kurz an, griff dann nach dem Kragen seines T-Shirts und zog ihn aufs Bett.

Verdammt. Sie wollte ihm nahe sein. Und sei es nur, um zu vergessen. Und sei es nur, um diesen ganzen Scheiß zu vergessen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Taroru
2022-04-08T20:57:56+00:00 08.04.2022 22:57
okay, das er sie nicht alleine gehen lassen würde habe ich tatsächlich fast erwartet.
und ich denke wenn die kids das wissen würden, hätten sie auch einspruch erhoben, nur um sie zu begleiten (den chaoten trupp aber als back up zu haben, ist keine schlechte idee)
Von:  Sunae
2022-02-19T12:25:07+00:00 19.02.2022 13:25
Ich denke Heidensteins Name ist nicht nur flavor, irgendwann kommt dann nochmal was.


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