Mosaik von Alaiya (Urban Fantasy Thriller) ================================================================================ [10.11.2011 – R06 – Zwei Leben] ------------------------------- Joanne wusste auch, als sie auf den Parkplatz lief, nicht, was sie genau tun wollte. Sie sah sich um, fand Robert, der gegen sein Auto lehnte und sie mit hochgezogenen Augen ansah. „Joanne?“ Seine Stimme klang irritiert. „Was ist?“ Was sollte sie ihm sagen? Was konnte sie ihm sagen. Ach, verdammt, warum musste er sie in diese Situation bringen? Sie konnte nicht anders, als sauer auf ihn zu sein, packte ihn bei der Schulter. „Robert. Du kannst nicht einfach hier auftauchen.“ Er sah sie an. Er wirkte bitter. „Warum nicht?“ Sie biss sich auf die Lippen, packte ihn bei den Schultern. „Hör zu, wir haben aktuell gerade einen anderen Freund da. Es ist gerade wirklich ein doofer Moment.“ Ein Seufzen. „Ich weiß. Doch was soll ich bitte sonst machen? Du … Verdammt, Joanne, ich will wissen, wer diese Leute sind, mit denen du abhängst.“ „Söldner“, erwiderte sie, selbst wenn es für Jack offenbar nicht ganz stimmte. „Wie ich.“ Robert zögerte für einen Moment, strich durch sein rötliches Haar. „Ja, ich weiß“, gab er dann zu. „Aber … Das ändert nichts daran, dass ich sie kennen lernen will. Deine neuen Freunde.“ Er hielt kurz inne. „Speziell deinen neuen Mitbewohner.“ „Warum?“ „Weil du eigentlich meine beste Freundin sein solltest und ich wissen will, mit wem du abhängst. Nicht zuletzt, um sicher zu gehen, dass es nicht …“ Sie hob die Augenbrauen. „Dass sie nicht was? Böse Menschen sind? Was Böses wollen?“ Sie betonte das Wort übertrieben. „Und wenn schon? Was machst du dann?“ Er seufzte. „Ich mache mir Sorgen um dich, Jo. Dafür sind Freunde da, oder?“ „Ich habe da oben schon einen riesigen Idioten, der sich beständig Sorgen um mich macht.“ „Dieser Doc?“, fragte Robert. Sie zuckte mit den Schultern, zögerte, nickte dann. „Ja, diese dumme Doc.“ Stille. Er musterte sie. „Also, was ist jetzt?“ Wie sollte sie es ihm erklären? „Hör zu. Weder der Doc, noch Jack, der andere Freund, der da ist, wissen, wer ich wirklich bin, okay? Sie wissen weder von Joanne, noch von der Army, noch von irgendetwas sonst. Sie kennen nur Pakhet und ich will, dass es verdammt noch mal dabei bleibt. Und, Rob, ich weiß nicht, ob du es hinbekommst, mit ihnen zu sprechen, ohne mich ein einziges Mal Joanne zu nennen. Du schaffst es nach sieben Jahren noch immer nicht.“ „Warum wissen sie davon nichts?“ „Weil Joanne tot ist, Rob. Das weißt du.“ Sie warf ihm einen kühlen Blick zu. Wie oft hatten sie dieses Gespräch schon gehabt? Robert schürzte die Lippen, sah sie lange an. Sie konnte Wut in seinen Augen flimmern sehen. Nein, keine Wut. Enttäuschung? Schließlich aber seufzte er. „Okay. Pakhet. Du bist Pakhet. Ich kriege es hin. Wirklich.“ „Und wenn nicht?“ Er zuckte mit den Schultern. „Dann darfst du mich erschießen?“ Sie schnaubte. „Du weißt, das ich …“ „Ich verspreche dir hoch und heilig, dass ich es hinbekomme, dich Pakhet zu nennen.“ Er zeigte das Pfadfinderehrenwort. „Und bevor du fragst: Ich werde natürlich nicht auf Fragen antworten.“ Pakhet seufzte. Sie sah das Krankenhaus hoch. Sie war wirklich nicht bereit dazu, doch konnte sie Robert nicht einfach nach Hause zurück schicken, oder? Verdammt. Was würde Heidenstein sagen, würde er wissen, wer sie wirklich war? Sie schloss die Augen, versuchte irgendeine andere Lösung zu finden, doch es gab nichts. „Von mir aus. Aber wirklich, wenn du ihnen etwas erzählst …“ Sie schüttelte den Kopf. Robert lächelte milde. „Schon verstanden.“ Weil sie wirklich keine andere Wahl hatte, führte sie ihn zum Krankenhaus, führte ihn wieder zum Aufzug und dann zur Wohnung. Sie wollte es nichts. Verdammt. Sie wollte hier weg. Sie wollte wirklich hier weg. Warum konnte sie sich nicht teleportieren? Fuck. Warum musste Robert auch herkommen? Sie öffnete die Tür, lugte herein. „Ich habe Robert dabei“, sagte sie. Ihre Stimme klang viel zu geschlagen. Heidenstein, der auf dem Sessel saß, sah neugierig zu ihr. Jack lächelte. Sie öffnete die Tür weiter, um Robert herein zu lassen, merkte, wie sich ihr Inneres noch weiter anspannte. „Das ist Robert“, stellte sie ihn vor. Es fühlte sich so falsch an. „Robert, das sind Doctor Heidenstein“ – sie zeigte auf Heidenstein – „und Jack.“ Damit zeigte sie auch auf Jack. Robert zögerte. „Jack, eh? Zumindest ein normaler Name.“ Sofort breitete sich das Jack typische Grinsen auf dessen Gesicht aus. „Aber natürlich, Honey, es braucht nicht jeder einen übertrieben langen Namen, wie der gute Doc hier.“ Heidenstein sah prüfend zu Joanne. Sie stand noch immer unschlüssig in der Tür. Am liebsten wäre sie fortgegangen, weggelaufen, doch das konnte sie kaum tun, oder? Sie biss sich auf die Lippen. Nach kurzem Zögern wandte sich Heidenstein an Robert. „Du kannst mich Doc tun, das tun die meisten.“ „Zumindest die meisten, die dich nicht Idiot nennen“, murmelte Pakhet und schloss die Tür schließlich. Sie ging zum Sofa hinüber, setzte sich neben Jack und bedeutete Robert, sich zu ihr zu setzen, auch wenn das Sofa für drei Leute fraglos etwas eng war. Doch es hätte sich falsch angefühlt, Robert allein mit Jack auf dem Sofa zu lassen oder ihn auf einem Stuhl sitzen zu lassen. Zumindest Jack schien ihre Nähe nicht zu stören. Er warf ihr einen übertrieben vielsagenden Blick zu. Eine peinliche Stille senkte sich über sie, bis Heidenstein schließlich sprach: „Wir waren gerade beim Abendessen. Wenn du magst, kann ich dir noch etwas geben, Robert. Wir haben noch etwas Curry übrig.“ Robert sah ihn überrascht an, nickte aber. „Danke.“ Er zögerte. „Doc.“ Pakhet schürzte die Lippen und versuchte ihre Aufmerksamkeit dem Fernseher zuzuwenden. Irgendeine Quizshow war angelaufen, während Heidenstein und Jack auf sie gewartet hatten. Oh, verdammt. Wie sollte das nur gut gehen? Jack stieß ihr leicht in sie Seite, schenkte ihr dann einen aufmunternden Blick. „Jetzt schau nicht, wie drei Tage Regenwetter, Sweetheart. Ist doch etwas schönes, neue Leute kennen zu lernen, oder etwa nicht?“ „Es ist nicht so, als würde ich jemand neues kennen lernen, mon chèr“, erwiderte sie säuerlich. „Du nicht, aber ich kann direkt ein paar neue Sachen über dich lernen und über deinen hübschen Freund hier.“ Er lächelte breit. „Wie wär's, wenn ihr anfangt, zu erzählen. Woher kennt ihr euch?“ Robert sah sie fragend an, entlockte ihr nur ein Seufzen. Großartig. Natürlich würden solche Fragen kommen. „Ich kenne Robert, seit ich ursprünglich nach Kapstadt gezogen bin. Wir waren im selben Karateverein.“ So viel Information war hoffentlich nicht zu viel. „Oh, Karate?“, fragte Jack. „Das heißt, du hast auch Karate gemacht, Robert?“ Robert zuckte mit den Schultern. „Ich mache es heute noch ab und an. Aber ich komme seltener dazu, zum Training zu gehen.“ Er zögerte. „Ich habe die Werkstatt meines Vaters übernommen.“ „Na, dann kannst du dich zumindest selbst verteidigen“, meinte Jack. „Sehr wichtige Fähigkeiten.“ Robert lachte leise, sah zu Joanne hinüber. Sie wusste, woran er dachte, schüttelte aber den Kopf. Sie wollte nicht, dass er darüber sprach. „Ich sehe, es gibt einige Geheimnisse“, stellte Jack fest. Er schaute über die Rückenlehne des Sofas zu Heidenstein, der gerade durch die Tür kam. „Doc. Was meinst du. Wollen wir die beiden abfüllen?“ Ähnlich wie Robert suchte auch Heidenstein ihren Blick, bekam jedoch kein Kopfschütteln, sondern nur einen wütenden Blick zur Antwort. Er seufzte. „Ich denke, das lassen wir wieder.“ Damit gab er Robert eine Schüssel und Besteck, ehe er zu seinem Sessel zurückhumpelte. „Danke.“ Zurückhaltend begann Robert seine Schüssel aufzufüllen. Wieder schürzte Pakhet ihre Lippen. „Können wir uns einfach darauf einigen, keine Fragen zu meiner Vergangenheit zu stellen?“ „Warum?“ Jack musterte sie spitzbübisch. „Weil ich darüber nicht reden möchte.“ Jack grinste. „Ich verstehe schon, Sweetheart. Ein Geheimnis macht eine Frau erst richtig interessant.“ Dann seufzte er. „Dabei hatte ich eigentlich über die verflossenen Jugendlieben fragen wollen.“ Er warf Robert einen vielsagenden Blick zu. „Wie vielen Herren hat sie das Herz gebrochen?“ Robert schnaute. „Du hast sie gehört. Wir reden nicht darüber.“ Er stach seine Gabel in ein Fleischstück in der Schüssel. „Nicht, dass es dahingehend viel zu erzählen gäbe.“ „Rob“, zischte sie. Er zuckte nur mit den Schultern, wandte seine Aufmerksamkeit gänzlich dem Essen zu. Heidensteins fragender, aber verständnisvoller Blick, machte es nicht besser. Wie sollte sie diesen Abend nur überleben? Sie seufzte. „Wir wollten eigentlich einen Film schauen, oder?“, fragte sie, ihre Stimme gereizt. „Also … Welchen Film schauen wir?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)