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Urban Fantasy Thriller
von

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[07.11.2011 – D50 – Patienten]

Als sie in der Klinik ankamen, fand sie nur Jack im Krankenzimmer unten in der Straßenklinik. Ja, weil sie das auch noch brauchte. Heidenstein war offenbar auf den Beinen.

„Wo ist der Doc?“; fragte Pakhet und schaute fragend zu Jack, der von irgendwoher eine dieser Hand-Spielekonsolen hatte und darauf spielte.

Er sah auf. „Da bist du ja, Schönheit.“ Sein Grinsen verschwand jedoch, als sie den Ausdruck auf ihrem Gesicht merkte. „Alles in Ordnung, Pakhet?“

Sie schüttelte den Kopf, drehte sich kurz zu Hazel um, die offenbar gerade versuchte, mit der Wand im Flur zu verschmelzen. „Wo ist der Doc?“

„Er sagte, er schaut nach Murphy“, antwortete Jack.

Pakhet schnaubte. „Natürlich hat er das.“

Jack sah sie ratlos an. „Ich habe ihm gesagt, dass du sauer wirst. Aber er wollte nicht hören. Nur damit du es weißt: Ich bin unschuldig.“

Zumindest das entlockte Pakhet ein kurzes Lächeln. „Schon gut“, meinte sie. „Ich schaue nach ihm und hoffe, ihn in einem Stück zu finden.“

„Mach das, Sweetheart.“

Sie verdrehte die Augen, wandte sich ab. Im Flur legte sie eine Hand auf Hazels Schulter, während das Mädchen aktuell das Muster des PVC-Bodens fixierte. „Komm.“

Hazel sagte nichts, setzte sich aber in Bewegung und begleitete sie zum Aufzug. Sie sah auf den Boden, hielt ihre Laptoptasche in den Händen vor sich, wie einen Schild. Sie schien so bedacht darauf, nicht nach oben zu schauen. Es war gruselig.

Mit dem mittlerweile so vertrauten „Pling“ kam der Aufzug im obersten Stockwerk an.

Hazel folgte Pakhet aus dem Aufzug, blieb nach einigen Schritten jedoch zögernd stehen.

Pakhet drehte sich zu ihr um. „Was ist?“

„Kann ich … Kann ich auf mein Zimmer gehen?“

Beinahe hätte Pakhet etwas der Art „Bin ich deine Mutter?“ erwidert, vielleicht auch ein „Wir sind wegen dir hier?“, doch dann besann sie sich eines besseren. Das Mädchen fühlte sich deutlich nicht wohl, also war es vielleicht wirklich besser, wenn jemand anderes, jemand, der wusste, wie man mit ihr umging, redete. Selbst wenn es hieß, dass Heidenstein sich um sie kümmerte, während er eigentlich ins verdammte Bett sollte.

Sie nickte. „Natürlich. Ich oder der Doc … Wir schauen dann nachher nach dir, ja?“

Hazel nickte nur, schlurfte zu ihrer Zimmertür hinüber, die ein normales Schloss hatte, und holte mit fahrigen Händen, den Schlüssel aus ihrer Jackentasche.

Pakhet seufzte. „Mach dir nicht zu viel aus Michael, ja, Hazel?“

Wenn Hazel sie überhaupt gehört hatte, so gab sie kein Zeichen davon. Sie öffnete die Tür und glitt durch einen Spalt.

Pakhet schüttelte den Kopf, eilte zu dem Zimmer, in dem der noch immer angeschlagene Murphy untergebracht war. Immerhin ging es ihm langsam etwas besser.

Sie öffnete die Tür ohne Klopfen. „Doc?“

Jack hatte Recht. Heidenstein war hier. Er saß auf einem Stuhl an Murphys Bett und schien damit beschäftigt, ein Spiel mit dem Jungen zu spielen, der seine normale Gestalt trug.

Murphy sah auf, Heidenstein drehte sich zu ihr um. „Pakhet.“

Musste er ihren Namen immer so seltsam sagen?

Sie schnaubte. „Du gehörst ins Bett, wie du als Arzt sehr wohl wissen solltest, Heidenstein.“

„Oh, gefährlich“, kommentierte Murphy mit einem Blick, als würde er gerade eine Seifenoper im Fernsehen verfolgen. „Normal nennt sie dich nicht so.“

Heidenstein leckte sich über die Lippen. „Ich habe mir als Arzt die Erlaubnis gegeben, aufzustehen, um mich um unseren anderen Patienten zu kümmern.“

„Dann entziehe ich dir damit diese Erlaubnis wieder“, murrte sie, ging zu ihnen hinüber und zog den zweiten Stuhl vom Rand des Zimmers an Murphys Bett.

Sie musterte Heidenstein. Offenbar hatte er auch neue Kleidung aus der Wohnung geholt, trug nun eine ausgeleierte Trainingshose zusammen mit einem Band-T-Shirt von Metalica. Aktuell sah er alles in allem gut aus, davon abgesehen, dass er blass war und sich definitiv mal wieder rasieren sollte. Sein normalerweise gut gepflegter Dreitagebart, wirkte aktuell etwas wild.

„Ach, komm schon, Mum“, meinte Murphy. Offenbar schien er darauf bedacht, diesen Namen beizubehalten. Ob es nur war, bis sie ihn aus dem Krankenhaus entließ, oder dauerhaft dabei bleiben würde, würde sie wohl sehen.

Sie kam dennoch nicht umher, beinahe automatisch die Lippen zu schürzen. Wie hatte sie sich in diese Situation gebracht?

„Er leistet mir nur etwas Gesellschaft“, erklärte der Junge weiter.

„Ja, ja“, murmelte Joanne. „Und dabei ignoriert er ganz, dass er aktuell selbst ein Patient ist.“ Sie musterte Heidenstein, zögerte einige Sekunden, beließ es aber dabei.

„Machst du dir wirklich solche Sorgen um mich?“, fragte Heidenstein.

Sie verdrehte die Augen. Das wurde in den letzten Wochen mehr und mehr zu ihrer Standardantwort auf alles. „Ja. Natürlich, du Idiot. Verdammt. Du hast dich wegen mir in den Bauch schießen lassen. Also ja, ich fühle mich mehr oder minder moralisch dazu verpflichtet, mich um dich zu sorgen.“

„Das ist ja beinahe schon niedlich“, kommentierte Murphy mit einem Grinsen.

Sie würdigte diesen Einwand nicht mit einer Antwort. Stattdessen seufzte sie, wandte sich Heidenstein zu. „Wie geht es dir?“

„Besser“, antwortete er. „Wirklich. Es tut noch weh, aber es wird besser.“ Er bemühte sich um ein warmes Lächeln. „Ich weiß es zu schätzen, dass du dich um mich sorgst.“

Sie nickte, schürzte die Lippen, seufzte.

Heidenstein musterte sie, nahm ihre Hand, nur um sie im nächsten Moment wieder loszulassen. „Was ist los?“

Eigentlich wollte sie das Thema nicht vor Murphy diskutieren. Sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie er das letzte Mal auf das Thema Michael reagiert hatte. Verdammt. Wieder schürzte sie die Lippen. „Ich habe gerade Hazel nach Hause gefahren.“

„Warum?“ Die Frage war vorhersehbar gewesen.

„Michael hat sie auf der Arbeit belästigt“, erwiderte sie. „Hat sie bedrängt.“

Etwas veränderte sich in Murphys Körperhaltung. „Sexuell?“

Joanne schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich. Er hat sie angefasst, aber nur … Um seinen Punkt zu demonstrieren.“ Sie sah nur kurz zu Murphy. „Michael … Er hat es nicht wirklich mit Frauen oder irgendwem. Er wird nur davon geil, andere herumkommandieren zu können.“

Murphy verzog das Gesicht. „Er ist einfach ein richtiges Arschloch, oder?“

„Ja, ist er“, erwiderte Joanne und wandte sich Heidenstein zu. „Kannst du nachher mit Hazel sprechen? Ich kriege aus ihr kaum ein Wort heraus.“

„Wieso?“, fragte Heidenstein.

Joanne seufzte, zögerte. Sie wollte nicht, dass ihre Vermutung falsch herüberkam. „Ich glaube, Michael hat die Typen geschickt, die ihrem Kram geklaut und sie zusammengeschlagen haben. Ich glaube, er hat darauf gewettet, dass du sie hier aufnehmen willst.“

„Was?“ Heidenstein runzelte die Stirn. „Aber wieso?“

Sie schüttelte den Kopf. „Ich denke, er hat geglaubt, so an dich und dadurch an mich zu kommen.“ Sie seufzte. „Jedenfalls hat er sie zu der ganzen Sache mit unseren Angreifern befragt und …“ Sie schürzte die Lippen. „Ich bin mir nicht sicher, ob sie mehr weiß.“

„Ich kann sie fragen“, bot Murphy sofort an.

Sie warf ihm einen Blick zu. „Nimm es mir nicht übel, Kid, aber ich glaube nicht, dass du die richtige Person dafür bist.“

Er sah beleidigt aus. „Was soll das heißen?“

„Das soll heißen, dass du sehr aufdränglich sein kannst. Und dass ich glaube, dass du jemanden wie Hazel noch weiter verschüchtern könntest.“

„Ich kann auch einfühlsam sein.“

„Ja, sicher.“

„Wirklich. Was meinst du …“ Er schüttelte den Kopf. „Wirklich, Mum. Überlass das einfach mir.“ Er sprang aus dem Bett.

Sie griff nach dem Ärmel seines Pyjamas. „Solltest du nicht liegen?“

Er sah sie mit einer ungläubigen Grimasse an. „Bitte, Mum. Ich habe kein Fieber mehr. Eigentlich geht es mir wieder gut. Habe nur noch ein wenig Schnupfen.“ Er riss sich los. „Und hey, ein wenig Mitleidsfaktor. Ist doch super.“ Damit marschierte er zur Tür.

Joanne sah zu Heidenstein, der nur mit den Schultern zuckte.

„Vielleicht ist es gar keine so schlechte Idee“, meinte er. „Hazel … Ich denke, sie kann etwas Gesellschaft gebrauchen.“

Sie seufzte. „Wenn du sie fragst, würde sie einen deiner Armreife bevorzugen.“

Darauf antwortete Heidenstein nicht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Sunae
2021-11-17T14:33:37+00:00 17.11.2021 15:33
Ich mag Hazel.
Ob sie zum recurring Charakter wird?
Pakhet hätte zu allererst sagen können, dass sie nicht sauer ist, das hätte geholfen.
Von:  Taroru
2021-04-16T17:53:31+00:00 16.04.2021 19:53
hatte ich schon erwähnt das ich murphy echt total gern habe? XD
seine unkomplizierte lockere art, gefällt mir immer wieder aufs neue XD
und ich denke schon, das er vielleicht doch genau das richtige für hazel ist, gerade weil er so unbekümmert wirkt :-D
Antwort von:  Alaiya
16.04.2021 19:56
Haha, das wird noch kompliziert. Noch sehr kompliziert.
Antwort von:  Taroru
16.04.2021 20:01
also ganz viele verstrickungen? :-O
Antwort von:  Alaiya
16.04.2021 20:03
Oh ja. Das wird noch wirklich sehr wirr.
Antwort von:  Taroru
16.04.2021 20:08
ich weiß nicht, ob ich mir sorgen machen sollte o.o


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