Mosaik von Alaiya (Urban Fantasy Thriller) ================================================================================ [03.11.2011 – X27 – Idiotie] ---------------------------- Robert hatte sich schlafen gelegt. In ihrem Bett. Nachdem er zwei Gläser Whiskey und zwei Bier gehabt hatte, war er nicht in der Verfassung, noch zurück zu fahren. Also schlief er in ihrem Bett, während sie ein letztes Mal naherübergegangen war, um nach Murphy zu schauen. Der Junge lag schlafend im Bett, dass Heidenstein ihm am Nachmittag bereit gemacht hatte. Der Tropf war durchgelaufen. Sie hatte ihn bereits abgeschlossen. Murphy sah besser aus. Zumindest von allem, was sie sagen konnte. Er hatte die Gestalt, die er zuvor getragen hatte, die Gestalt des europäisch wirkenden Teenagers mit den dunklen Haaren verloren. Nun, im Schlaf, hatte er die Gestalt eines hageren, sehr blassen schwarzen Jungen, mit kurzgeschorenem Haar. War das hier seine wahre Gestalt? Es machte nur Sinn, dass er im Schlaf seinen Zauber nicht aufrecht erhalten konnte. Oder war es nur einer seiner Tricks? Sie ging vorsichtig zu ihm hinüber und legte eine Hand auf seine Stirn. Sie war noch immer warm, glühte jedoch nicht mehr so sehr wie vorher. Sein Fieber war offenbar heruntergegangen. Gut. Müde sah sie in das schlafende Gesicht des Jungen. Sie wusste noch immer nicht, was er genau war. Ein Wechselbalg? War es nicht eigentlich egal? Was auch immer er war, es würde nichts daran ändern, dass sie sich für ihn verantwortlich fühlte. Was wäre mit ihm passiert, wäre sie wirklich erschossen worden? Wahrscheinlich hätte er einfach bei Crash weitergelebt. Wie sehr hätte es ihn betroffen? Warum dachte sie überhaupt so viel darüber nach? Sie seufzte, wandte sich ab. Im Türrahmen hielt sie ein letztes Mal inne und sah sich zu ihm um. Es schien alles okay zu sein. Sie musste sich nicht so viele Sorgen um ihn machen. Also verließ sie das Zimmer, schloss die Tür, hielt noch einmal inne. Es gab eine Sache, die sie Robert nicht erzählt hatte. Eine Sache, bei der sie nicht sicher war, wie sie darüber denken sollte. Doch wenn sie an den Jungen dachte, dachte sie von ihm, wie von einem Sohn. Es war albern. Es war wirklich albern. Wie war es dazu gekommen? Sie verdrängte den Gedanken, kehrte in die Wohnung zurück und blieb im Wohnzimmer stehen. Dann hielt sie mit einem Seufzen inne, öffnete noch einmal kurz die Tür zu ihrem Zimmer. Robert schnarchte zufrieden vor sich hin. Sie nahm Unterhose und Tanktop aus dem Schrank, ging damit ins Badezimmer, zog sich dort aus. Wie sie erwartet hatte, leuchtete ihre Brust dort, wo die Kugel sie getroffen und nicht getötet hatte, in einer bunten Mischung aus Rot-, Blau- und Violetttönen. Ein sicher handflächengroßes Hämatom breitete sich dort aus. Doch alles in allem war sie gut davon gekommen. Sie war sich recht sicher, dass ihre Rippen nicht gebrochen waren. Kurz betastete sie ihre Rippen, um sicher zu gehen, ehe sie die Dusche anstellte. Sie duschte sich nur kurz ab, hasste es aber nach solchen Einsätzen ungeduscht ins Bett zu gehen. Dann zog sie sich die frische Kleidung an, packte ihre Kleidung vom Tag in den Wäschekorb am Ende der Badewanne. Noch einmal betrachtete sie sich im Spiegel. Sie sah müde aus, also genau so, wie sie sich fühlte. Mit einem Seufzen machte sie das Licht aus, ging durch das Wohnzimmer und zu Heidensteins Tür. Es war nur sinnvoll, dass sie in seinem Bett schlief, während sie Robert in ihrem Bett schlafen ließ. Warum fühlte sie sich dennoch nervös darüber? Heidenstein war nicht hier. Er lag unten in der Straßenklinik. Schlief. Wahrscheinlich noch immer unter dem Zauber. Sie öffnete die Tür, schloss sie hinter sich und ließ sich auf das Bett fallen. Sie atmete tief durch, fluchte innerlich. Hier roch alles nach Heidenstein. Natürlich. Sie seufzte, drehte sich auf die Seite. Was sie Robert gesagt hatte, war wahr. Sie konnte nicht mehr. Sie konnte nicht länger diesen Job machen. Sie wollte raus. Sie wollte ein normales Leben haben. Zumindest ein halbwegs normales Leben. Wie war sie hierhin gekommen? Sie schloss die Augen, öffnete sie dann wieder und sah zur weißen Wand ihr gegenüber. „Verdammt“, flüsterte sie. Sie holte Luft. „Verdammt.“ Langsam drehte sie sich wieder auf den Rücken, löschte die Nachttischlampe. „Jetzt bist du der Idiot, Joanne.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)