Mosaik von Alaiya (Urban Fantasy Thriller) ================================================================================ [03.11.2011 – D48 – Abendessen] ------------------------------- Murphy schlief. Er hatte es dringend nötig. Von allem was sie erfahren hatte, war er bereits seit drei Tagen krank, hatte aber weiter versucht für Crash zu arbeiten. Warum? Stolz? Oder hatte er Angst gehabt, Crash sonst im Stich zu lassen? So oder so, Pakhet war froh, dass er schlief. Derweil saß sie im Wohnzimmer der Wohnung und aß, was Heidenstein gekocht hatte. Was für sie Geschnetzeltes in einer Tomatensoße bedeutete, während Heidenstein und Hazel auch Nudeln dazu aßen. Ja, auch Hazel war zu ihnen herübergekommen. Sie saß auf dem Sessel, hatte die Beine angezogen und den Teller auf ihre Knie gestellt, während sie vorsichtig immer wieder einzelne Nudeln aufpiekste und zu ihrem Mund führte. Manchmal erschien es wie eine besondere Fähigkeit des Mädchens, nicht aufzufallen. Normalerweise merkte man immer, wenn jemand im Raum war. Leute strahlten diese Aura aus, magisch oder nicht, die andere auf ihre Anwesenheit aufmerksam machte. Menschen hatten für so etwas ein Gespür, zumindest Pakhets Erfahrung nach. Doch Hazel? Wenn sie nicht zu ihr sah, konnte sie beinahe vergessen, dass sie hier war. Ja, das Mädchen schaffte es sogar, die Nudeln aufzupieksen, ohne auch nur einen Laut zu machen. Kein einziges Mal kam sie mit der Gabel zu grob auf das Porzellan. Es war gruselig. Beinahe schon konnte man meinen, dass es eine magische Fähigkeit war. Das Mädchen wäre eine gute Spionin gewesen – hätte sie so etwas wie Selbstbewusstsein besessen, was nicht der Fall zu sein schien. Pakhet wusste nicht, wie sie mit ihr umgehen sollte. „Ich werde Murphy nachher etwas rüberbringen“, meinte Heidenstein schließlich, als er seinen Teller geleert hatte. Er warf ihr einen Seitenblick zu. „Oder willst du das übernehmen.“ Sein Ton verriet, dass er darüber reden wollte. Bedächtig zerschnitt sie ein Fleischstück. „Ja, ich denke ich will nach ihm schauen.“ Heidenstein schwieg. Er wartete, erntete von ihr jedoch einen genervten Seitenblick. „Ich mache mir Sorgen um den Jungen. Er ist noch ein Kind. Jemand sollte sich um ihn kümmern.“ „Warum bist du dir so sicher, dass er ein Kind ist?“, fragte Heidenstein. Sie zögerte. Es war schwer zu erklären. Intuition? Normalerweise hatte sie davon nicht viel, doch anders konnte sie es nicht erklären. „Ich weiß es einfach. Er … Ich glaube nicht, dass er älter als sechzehn ist.“ Heidenstein nickte. „Was glaubst du, was mit ihm passiert ist?“ Pakhets Blick wanderte zu Hazel, deren Augen aktuell auf den Fernseher fixiert waren, auf dem irgendeine Gameshow lief. Sie schien nicht zuzuhören, vielleicht tat sie auch nur so. Kurz hielt Pakhet inne, schürzte die Lippen. „Es gibt genug Kinder, die ihre Eltern an Drogen oder irgendwelche Gangüberfälle verloren haben“, erwiderte sie schließlich, auch wenn sie nicht sicher war, ob es stimmte. Hatte es damit zu tun, dass Murphy ein Wechselbalg war, wie Michael sagte? Heidenstein setzte an, schwieg dann aber. Er seufzte. „Zumindest ist es gut, dass Crash und du sich um ihn kümmern.“ „Du nicht?“, erwiderte sie mit einem matten Lächeln. Wie so oft breitete sich ein Schmunzeln auf seinen Zügen aus. „Ein wenig“, gab er dann zu. Sie sagte nichts mehr, wandte sich stattdessen ihrem Essen zu. Zumindest war die Soße gut gewürzt. Es schmeckte, als hätte er Chillipulver untergemischt, nicht, dass sie sich darüber beschweren würde. Sie hatte ihren Teller beinahe geleert, als das Klingeln ihres Handys sie zusammenzucken ließ. Überrascht tauschte sie einen Blick mit Heidenstein, nahm dann das Handy vom Tisch. Jacks Nummer wurde angezeigt. Was wollte er? Vielleicht sich wieder treffen. Sie hob ab. „Ja? Jack?“ Ein Keuchen war auf der anderen Seite der Leitung zu hören. Offenbar rannte er. „Hönigkuchen?“, fragte er atemlos. Sie wusste, dass etwas nicht in Ordnung war. „Was ist los?“ „Da sind Typen hinter mir her“, erwiderte er. „Ich kann Hilfe gebrauchen.“ Ein Schuss erklang hinter ihm. „Bitte?“, setzte er hinzu. Sofort stand sie auf. „Wo bist du?“ „In der Nähe von Primrose Park. Im Osten.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)