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Urban Fantasy Thriller
von

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[22.10.2011 – A05 – Familie]

Langsam kletterte die Gondel zur Spitze.

Was machte sie hier? Sie war sich nicht sicher. Und doch kam Pakhet nicht umher zu lächeln, während sie Murphy beobachtete, der mit übertriebener Begeisterung am Fenster der Riesenradgondel saß.

Der leichte Regen erlaubte zwar nicht für eine gute Aussicht, doch es war problemlos möglich die nähere Umgebung und den Hafen zu sehen.

Alice war weniger begeistert. Sie wirkte beinahe gelangweilt, als sie Pakhet von der gegenüberliegenden Bank ansah. „Wo waren die Leute?“, fragte sie.

Pakhet seufzte, zeigte seitlich aus der Gondel. „Siehst du das u-förmige Gebäude dahinten? Der Schütze war auf dem Dach.“

Auch wenn es wahrscheinlich vergeblich war, jetzt noch etwas zu finden zu versuchen, so hatte Alice vorgeschlagen an diesem Sonntag zu Point Green und Point Harbour zu fahren, um sich den Ort des Angriffs anzusehen. Wahrscheinlich war es eher darin begründet, dass Murphy eigentlich hatte wieder Eisessen gehen wollen. Was wusste Pakhet schon? Jedenfalls hatte sie nun ausnahmweise beide Jugendlichen hier.

„Warst du schon oben?“, fragte Alice.

Sie schüttelte den Kopf. „Ich war seit dem Angriff noch nicht wieder hier.“

„Oh, ich könnte gleich hochfliegen und nachschauen“, schlug Murphy vor und wandte sich ihnen wieder zu. Er ließ sich neben Alice fallen, drückte ihr einen Kuss auf die Wange.

Pakhet musterte den Jungen. Von seiner Aufregung nach dem Gespräch mit Michael war nichts geblieben. Er hatte es seither nicht wieder erwähnt.

Warum nicht? Es überraschte sie, doch wollte sie ihn nicht wieder drauf ansprechen.

„Meinst du, dass das eine gute Idee ist?“, fragte sie.

„Wenn es eine schlechte Idee ist, dann versucht er es besonders gerne“, meinte Alice und verdrehte die Augen. „Er liebt schlechte Ideen.“

„Oh, jetzt sei doch nicht so.“ Murphy winkte ab. „Du lässt mich ganz rot werden.“

„Dann werd rot.“

Pakhet verkniff sich einen Kommentar zum Verhalten der beiden Jugendlichen. Als Murphy Alice die Zunge herausstreckte und die beiden prompt anfingen, sehr innig zu knutschen, schaute sie weg.

Es fühlte sich einfach falsch an.

„Es ist auch dumm, dass du das Nummernschild nicht gesehen hast“, stellte Alice schließlich fest, während die Gondel langsam wieder herunterfuhr.

„Ich weiß.“ Sie hatte im Moment des Konflikts nicht daran gedacht. Sie hatte sich versteckt. Es war vernünftiger gewesen.

Alice seufzte. „Na ja, was will man tun? Vielleicht finden wir noch Spuren.“ Sie sah zu Murphy. „Schau dich ruhig um.“

„Werde ich tun.“ Murphy grinste und salutierte.

Pakhet sah wieder aus dem Fenster, sah auf den Hafen. Es war seltsam schon wieder hier zu sein. Vielleicht hätte sie in den letzten sieben Jahren häufiger normal ausgehen sollen. Einfach nur mit Freunden ausgehen. Also mit Robert, der bis vor kurzem ihr einziger Freund gewesen war. Was hätte sie auch sonst tun sollen?

Die Gondel kam in der Ausgangsstellung an und wurde von einem der Mitarbeiter geöffnet.

Sie stiegen aus, suchten eine ruhige Ecke. „Also“, meinte Murphy, „ich werde dann mal nachschauen gehen. Treffen wir uns hier?“

Sie waren in einem Hinterhof des Museums. Es war nicht gänzlich unbeobachtet, aber besser als an einem der anderen Orte. Dankbarerweise hatte das miese Wetter dafür gesorgt, dass es nicht so gerappelt war, wie es von einem Sonntag zu erwarten war.

„Mach nur.“ Alice klopfte ihm auf die Schulter.

„Und danach gibt es Eis?“ Erwartungsvoll sah er Pakhet an, die erneut die Augen verdrehte.

„Ja, von mir aus.“

„Yay.“ Damit sprang er in die Luft, schrumpfte zu einer Dohle zusammen, befreite sich irgendwie aus seiner Kleidung und flatterte davon.

Alice schüttelte den Kopf, sammelte seine Kleidung auf und lehnte sich dann gegen das Gebäude, nah genug daran, um vor dem Regen geschützt zu sein.

Für einige Sekunden sah Pakhet der Dohle hinterher, doch dann tat sie es Alice gleich, lehnte sich neben sie. Aus purer Gewohnheit holte sie ihr Handy heraus, sah auf den Bildschirm. Keine neuen Nachrichten.

„Was siehst du in Murphy?“, fragte Alice plötzlich.

Überrascht sah Pakhet sie an. „Was?“

„Murphy.“ Mit kühlem Blick sah das Mädchen sie an. „Was siehst du in ihm?“

„Warum?“

„Er war ziemlich aufgelöst, als er das letzte Mal nach Hause kam. Hat darüber gemeckert, dass du dich von diesem Michael an der Nase herumführen lässt.“

Pakhet zuckte mit den Schultern. „Und?“

Alice musterte sie weiter eisern. „Du solltest aufpassen. Er hält große Stücke von dir. Er wurde schon einmal von seinen Eltern enttäuscht und wenn du ihm …“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich kann vielleicht nicht viel gegen dich machen, Pakhet, aber sei dir dessen bewusst, dass du nie wieder ein Telefon benutzen können wirst.“

Offenbar wollte sie ihren Punkt untermauern, denn im nächsten Moment ging das Handy in Pakhets Hand aus.

Pakhet sah das Mädchen an. Was sollte sie darauf denn antworten? Sie holte mehrfach Luft, setzte an, schüttelte dann aber nur den Kopf. „Verstanden.“

Wieder senkte sich Stille über sie. Pakhet startete ihr Handy neu, wartete. Der Regen wurde etwas härter und dann kam Murphy endlich zurück. Mehr schlecht als Recht landete die Dohle auf dem Boden, plusterte sich auf und ließ etwas auf den Asphalt fallen.

Eine leere Patrone.

Pakhet wollte sie aufheben, doch Alice war schneller. „Ha“, meinte sie dann.

„Was?“

„Ich kann daran vielleicht etwas herausfinden“, sagte Alice und steckte die Patrone in ihre Handtasche.

Murphy wuchs aus der Dohle heraus, stand einmal wieder nackt vor ihnen. Er grinste. „Eis?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Sunae
2021-11-13T14:11:44+00:00 13.11.2021 15:11
Hm, ich mag das.
Logisch, wenn es Murphy so mitgenommen hat, sie rumkuschen zu sehen, logisch dass seine Freundin das mitkriegt.
Eine Aktion führt zu einer Reaktion, nichts existiert in Isolation.
Gutes Kapitel.
Von:  Taroru
2021-01-22T19:26:28+00:00 22.01.2021 20:26
morphy ist ein eis-junkie oder? XD
hat er eigentlich besondere vorlieben, oder mag er alle sorten? XD
(ich finde es interessant, das alice hier tatsächlich so richtig charakter zeigt, ihr liegt das an murphy, das finde ich gut :-D )
Antwort von:  Alaiya
23.01.2021 08:30
Besonders gerne, mag er Schokoladen- und Erdbeereis. :P
Antwort von:  Sunae
13.11.2021 15:12
Verwandlungskunst verbraucht vermutlich ne Menge Energie, da ist Zucker gerade recht.


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