Mosaik von Alaiya (Urban Fantasy Thriller) ================================================================================ [20.10.2011 – D46 – Verdacht] ----------------------------- Pakhet saß auf dem Sofa in ihrer Wohnung, als Heidenstein endlich hochkam. Sie hatte bereits geduscht, während er sich um Jack gekümmert hatte. Immerhin hatte sie wenig tun können, um ihm dabei zu helfen. Er war der Arzt. Langsam spürte sie die Müdigkeit, hatte aber warten wollen, bis er fertig war. Sie sah zu ihm. „Wie geht es Jack?“ Heidenstein seufzte, zog seinen Kittel aus, legte ihn über die Rückenlehne des Sofas. „Alles in allem okay. Es ist nur eine Streifwunde. Ich habe sie desinfiziert, genäht und ihm Schmerzmittel gegeben. Er schläft unten für die Nacht.“ Pakhet nickte. „Danke.“ „Warum bedankst du dich?“ Er ging um den Wohnzimmertisch herum, setzte sich auf den Sessel. Ungewöhnlich für ihn. Meistens suchte er ihre Nähe. „Ich mache mir Sorgen um ihn, das ist alles. Er ist …“ Sie hatte keine Worte dafür. „Ja.“ Heidenstein schürzte die Lippen. Er schien kurz zu überlegen. „Weißt du, wo er genau herkommt?“ Sie wusste genau, was er mit der Frage meinte. Es ging ihm nicht um die physische Herkunft Jacks, sondern um seinen Hintergrund. „Nein.“ Heidenstein seufzte. „Ich glaube, er nimmt Drogen.“ „Wundert mich nicht.“ Sie hatte so etwas geahnt. Sie konnte nicht genau sagen, was es war, doch wirkte Jack auf sie wie jemand, der ein Trauma vergessen wollte. Was es genau war? Sie hatte eine Vermutung, wusste es aber nicht sicher. Es war nicht ungewöhnlich, dass jemand so normal und gut angepasst wirkte wie Jack. Sie hatte es öfter mitbekommen. Kaum verwunderlich, hatten doch schon so viele ihrer Jobs mit Drogen zu tun gehabt. Normale Leute dachten oft daran, dass Drogenabhängige irgendwo versifft und mit verfilztem Haar in Straßenecken lagen, doch das war nur ein Teil. Es gab genug, die normale Jobs hatten. Genug, die sogar erfolgreich waren. Zur Hölle, es war ein offenes Geheimnis, dass die Unterhaltungsindustrie auf Koks, Hasch und Heroin, teilweise aber auch härteren Drogen lief. Das jemand wie Jack Drogen nahm, war entsprechend nicht überraschend. „Ich denke, er braucht Hilfe“, meinte Heidenstein. „Ich weiß“, erwiderte sie. Heidenstein schwieg eine Weile. „Vielleicht solltest du mit ihm darüber sprechen.“ Sie seufzte leise. „Ich weiß nicht, ob er mir dafür genug vertraut.“ „Du könntest es probieren“, erwiderte Heidenstein. „Bevor es schlimmer wird.“ Sie nickte, schürzte ihre Lippen. „Was meinst du, nimmt er?“ „Er hatte Spritzspuren. Keine Ahnung. Heroin vielleicht. Vielleicht auch Heroin oder irgendein Morphin.“ Sie nickte noch einmal. „Ich werde sehen. Ich will ihn nicht bedrängen.“ Heidenstein seufzte. „Ja.“ Er stützte das Kinn auf seinen Händen an, drückte dann mit den Fingern gegen seine Augen. Dann sah er sie wieder an. „Ich habe noch gar nicht …“ Er schüttelte den Kopf. „Du wurdest angegriffen. Was ist passiert?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Jemand mit einem Jagdgewehr. War auf einem Gebäude, hat auf uns runtergeschossen. (Munitionstyp). Ich habe versucht, ihn zu erreichen, aber da waren auch andere. Ich nehme an, sie hatten mit ihm zu tun.“ „Irgendeine Ahnung, wer es war?“ „Assassinen.“ Sie sah ihn an, versuchte ihm zu vermitteln, dass es sie nicht zu sehr störte. „Es war zu erwarten. Zehntausend sind nicht ohne.“ „Ja.“ Heidenstein schüttelte den Kopf, schloss die Augen. „Fuck.“ Sie kam nicht umher zu grinsen. „Du fluchst einmal?“ „Ja, ich fluche.“ Er wandte zu ihr, sah ihr in die Augen. „Ich meine, fuck, Pakhet. Ich mache mir Sorgen. Was, wenn dich einer getroffen hätte? Was, wenn du …“ „Ich werde nicht so schnell getroffen“, meinte sie. „Es war kein Magier dabei, also …“ „Es ist nicht so, als seist du unverwundbar.“ Seine Miene war ernst. Angst zeichnete sich in seinem Blick ab. Ernsthafte Angst. Was ein Idiot … Warum ließ es sie doch lächeln? „Ich bin nicht unverwundbar, aber ich bin gut. Mal ehrlich, Doc. In meinem Leben haben so viele Leute schon auf mich geschossen, aber ich lebe noch. Ich komme schon damit klar. Solange sie nur schießen.“ Das war der Moment, in dem er aufstand und zu ihr hinüber kam, sich neben sie setzte und ihre Hand griff. Eigentlich hätte sie ihre wegziehen sollen, doch sie ließ es zu. „Ich mache mir Sorgen, Pakhet. Ich will dich nicht verlieren.“ „Ich weiß“, antwortete sie und drückte seine Hand. Sie sah ihn an, lächelte. „Es ist schon okay. Und wenn ich doch mal getroffen werde, habe ich ja dich.“ „Ich bin also deine Lebensversicherung?“, meinte er matt. „Ein wenig, ja.“ Sie lehnte sich zurück, zog ihn mit sich. Es war zu viel Nähe, doch schien gerade er es zu brauchen. Er sah sie einige Sekunden lang an. Wieder schien er unsicher zu sein, verstand aber sehr wohl, was sie meinte. Dann lehnte er sich zu ihr hinüber, küsste sie sanft auf die Lippen. Pakhets Lächeln wurde weiter. Es war gut. Sie legte ihre Hand auf seine Schulter, ließ sich dann der Länge nach aufs Sofa sinken, zog ihn mit sich. Dieses Mal brauchte er sie und es war gut. Zumindest fühlte sie sich so nicht, als würde sie ihn ausnutzen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)