Mosaik von Alaiya (Urban Fantasy Thriller) ================================================================================ [20.10.2011 – J09 – Kugelmagnet] -------------------------------- „Schau nicht so besorgt, Chérie“, meinte Jack, während sie die M7 hinabfuhren. Er lag halb auf der Rückbank ihres Wagens. Seinen Wagen hatten sie wohl oder übel an Green Point stehen lassen müssen. So konnte er nicht fahren. Sie hatte mit ihrem Erste-Hilfe-Set einen Druckverband improvisiert, jedoch nicht besonders effektiv. Der Streifschuss war knapp unterhalb seiner Hüfte und damit schwer zu verbinden. Sie hatte Heidenstein bereits angerufen. Mehr konnte sie nicht tun. „Hey, Sweetheart, rede mit mir“, meinte Jack. Er redete, um seine Schmerzen zu vergessen, was es jedoch nicht weniger nervig machte. Sie sah sich kurz zu ihm um. „Was hatten wir über meinen Namen gesagt?“ Er seufzte, schloss seine Augen und lehnte den Kopf an das Fenster. „Pakhet.“ Er atmete tief durch. „Bitte rede mit mir.“ Sie sah auf die Straße. „Wie oft wirst du eigentlich im Schnitt angeschossen? So in einer Woche?“ Er schmunzelte, öffnete seine Augen aber nicht. „Na ja, so alle zwei bis vier Wochen. Aber meistens nur Streifwunden. Wie gesagt, meistens habe ich Glück im Unglück. Selbst wenn eine Kugel stecken bleibt, habe ich Glück. Einfache Wunden, wenig Organschaden. So etwas.“ „Ist ja nichts weiter bei, eh?“ Sie konzentrierte sich auf die Straße, fuhr beständig gute zehn km/h über dem Limit. Es war ohnehin kaum jemand unterwegs. Wenn würde sie am ehesten in irgendein wildes Tier fahren. „Man kann sich an sehr viel gewöhnen“, murmelte er. „Schmerzen gehören dazu.“ Der Ton seiner Stimme sorgte dafür, dass sich etwas in ihr zusammenzog. Sie hatte Mitleid. Was war es? „Jack?“, fragte sie vorsichtig. „Ja, Süße?“, erwiderte er mit einem Grinsen. Dann merkte er, was er gesagt hatte. „Ich meine: Ja, Pakhet?“ „Was …“ Wie sollte sie die Frage formulieren. „Warum interessierst du dich so für den Fall? Warum warst du bereit, für praktisch kein Geld mit bei dem Einsatz zu helfen? Jetzt sogar umsonst? Ich denke nicht, dass ich dich so um den Finger gewickelt habe?“ Für eine Weile war er still. Er öffnete die Augen, sah auf die Decke der Fahrerkabine. Er atmete tief durch den Mund, während er die Wunde hielt. „Das ist eine lange und wenn du mich fragst viel zu dramatische Geschichte“, meinte er schließlich. „Müssen wir darüber reden?“ Sie musterte ihn im Rückspiegel. Diese Antwort bestätigte umso mehr ihre Vermutung, auch wenn sie diese nicht aussprechen wollte. „Nein, müssen wir nicht. Ich … Ich habe es mich nur gefragt.“ „Wie gesagt, Chase und ich kennen uns seit einer Weile. Ich helfe öfter bei solchen Jobs.“ Er lächelte wieder, auch wenn sein Lächeln etwas erzwungen wirkte. „Wie gesagt, es ist alles furchtbar dramatisch und würde mir wirklich den Abend versauen.“ „Mehr als ein Streifschuss?“ Er lachte leise. „Ach, bitte. Ein Streifschuss macht den Abend erst richtig interessant.“ Sie antwortete nicht mehr. Sie sollten in zwei, drei Minuten beim Krankenhaus sein. Dann sollte sich Heidenstein um Jack kümmern können. Nach einer Minute sprach Jack wieder. „Du hast im Vergleich zu mir meistens Glück.“ „Solange keine Magier mitspielen“, erwiderte sie. „Aber ja. Schusswaffen … Wenn überhaupt kriege ich Streifschüsse ab. Es ist selten, dass es mehr ist. Aber ich habe halt auch …“ „Kräfte?“, fragte Jack. Sie nickte. „Ja. Nicht viel, aber doch ein paar, die es einfacher für mich machen zu kämpfen.“ Die es einfacher machten, einer Kugel auszuweichen. Sie hasste es dennoch, es darauf ankommen zu lassen. Da. Die Abfahrt. Sie bog ab. Das Krankenhaus war schon in Sicht. „Sieht aus, als seien wir gleich da“, murmelte Jack. „Der gute Doktor hat mich wahrscheinlich schon vermisst.“ Pakhet lächelte matt. „Oh, ja, ganz sicher.“ „Glaubst du, er ist eifersüchtig auf mich?“ „Eifersüchtig?“ „Na, weil ich dich Sweetheart nennen darf, ohne dass du mich schlägst.“ Sie murrte. „Normalerweise schlage ich niemanden so schnell. Alles andere sind Gerüchte.“ „Dann darf er dich Schatz nennen?“, fragte Jack. Sie verdrehte die Augen. „Natürlich nicht. Und wenn du mir weiterhin alberne Spitznamen gibst …“ „Oh, ich bin gespannt.“ Jack grinste. „Bist du irgendeine Art von Masochist?“ „Nein. Ich bin einfach an Schmerzen gewohnt.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)