Mosaik von Alaiya (Urban Fantasy Thriller) ================================================================================ [16.10.2011 – D25 – Albträume] ------------------------------ Wüste. Der Geruch von getrocknetem Blut. Eine untergehende Sonne. Savanne. Ein Löwenrudel. Blut. Ein junger, gerissener Elefant. Hyänen. Geier. Die Geier kämpften untereinander um das Fleisch. Blut. Der Geruch von Tod. Die seltsame Gestalt. Sie war im inneren einer Kammer. Was für eine Kammer? Wie kam sie hierher. Der Bogen. Der Pfeil. Er ragte aus ihrer Brust. Schmerzen. Ihr eigenes Blut. Sie konnte nicht atmen. Sie fiel. Sie konnte nicht atmen. Sie war Unterwasser. Nein. Oder? Dunkelheit umgab sie. Eine schwere, zähflüssige Dunkelheit. Sie war wie gelähmt. Sie konnte sich nicht bewegen. Wo war sie? Murphy. Er war gefesselt. Er war gefesselt, wie eins dieser Kinder. Ein Rudel Schakale kauerte um ihn herum. Sabber tropfte von ihren Lefzen. Sie wollte schreien, wollte etwas tun, doch sie konnte sich nicht bewegen. „Pakhet?“ Heidenstein. Das war Heidensteins Stimme. „Pakhet.“ Er war bei ihr. Stand vor ihr. Sie wollte etwas tun. Sie wollte aufstehen. Ihre Beine bewegten sich nicht. Hatte sie überhaupt einen Körper? „Pakhet?“ Er stand vor ihr. Dann ragte ein Pfeil aus seiner Brust. Blut. Sein Blut. Er fiel zu Boden, zerfloss in Blut. Sie konnte sich nicht bewegen. Sie konnte nichts sagen, nicht Schreien. Sie lag auf einem Tisch. Männer, deren Gesichter sie nicht erkennen konnte, standen um sie. Jemand fasste zwischen ihre Beine. Sie wollte ihn treten, schlagen. Doch sie konnte nicht. Sie hatte keine Arme. Ihre Beine waren gefesselt. Sie hatte keine Arme, nicht ihren rechten Arm. Die Gestalt. Sie stand über ihr. Die Augen eines Löwen sahen auf sie hinab. „Pakhet!“ Jemand schüttelte sie. Sie atmete tief ein, hatte das Gefühl, sie würde ersticken. Dann langsam tauchte ihr Bewusstsein aus dem Traum auf. Es war ein Traum. Natürlich war es ein Traum. Was sollte es sonst sein? Sie sah Heidenstein an. Er saß neben ihr, hatte ihre Schultern gegriffen, hatte sie offenbar geschüttelt und wirkte nun erleichtert. „Was …?“ Mehr brachte sie nicht heraus. Er zögerte, musterte sie lange. „Du hattest einen Albtraum, glaube ich. Du hast im Schlaf geschrien. Und dann …“ Er zögerte. „Du hast für einen Moment aufgehört zu atmen.“ Er atmete auf, schien nun erleichtert. Sie musterte ihn, verstand noch immer nicht ganz. Ihre Brust brannte. Da, wo der Pfeil sie getroffen hatte. Was war gerade passiert? Es hatte sich so real angefühlt, doch das war normal für Träume. Es musste ein einfacher Albtraum gewesen sein, wahrscheinlich wegen Michael. Sie lag in Heidensteins Bett, war nackt. Verdammt. Normalerweise hatte sie so weniger Albträume. Dabei wollte sie es nicht zugeben. Sie hasste es. Sie hasste es wirklich. Müde schloss sie die Augen, versuchte sich an Details zu erinnern. Sie wusste, dass etwas mit Murphy gewesen war, dass Heidenstein in dem Traum gestorben war, dass da diese Gestalt gewesen war. Diese seltsame Gestalt, die sie auch in der Taschendimension gesehen hatte. Was hatte es mit dieser Gestalt auf sich? Warum machte sie ihr solche Angst. Ein Zittern lief durch ihren Körper, brachte Heidenstein wieder dazu, sie an der Schulter zu fassen. „Alles okay?“ Er klang ernsthaft besorgt. Natürlich war er das. Sie hasste dieses Gefühl der Schwäche, sah an ihre rechte Seite. Ihr rechter Arm war da. Warum fragte sie sich das überhaupt? Hatte es auch etwas mit dem Traum zu tun? Was sollte sie tun? Was konnte sie tun? Es war nur ein Albtraum. Nur ein Albtraum. „Es ist schon okay“, hauchte sie schließlich. „Du kannst dich hinlegen.“ Noch immer saß er neben ihr, auf der Wandseite des Bettes. Er sah sie an, zögerte für einen Moment, legte sich dann wieder hin, legte sich auf die Seite, um sie ansehen zu können. Vorsichtig griff er nach ihrer Hand. „Bist du dir sicher, dass alles in Ordnung ist?“ Pakhet nickte. „Ja.“ Sie rückte etwas näher an ihn heran, hasste sich dafür. „Es ist schon okay. Es war nur ein Albtraum. Nur ein Albtraum.“ Sein Blick war überrascht, doch er legte einen Arm um sie herum. Er seufzte. „Ich habe mir Sorgen gemacht, Pakhet.“ Wieder nickte sie. „Natürlich hast du das, mein immer besorgter Idiot.“ Warum klang ihre Stimme so sanft? Noch einmal atmete sie tief und bewusst durch, genoss das Gefühl der Luft in ihrer Lunge. Dann sah sie ihn wieder an, streckte sich und küsste ihn vorsichtig auf die Lippen. Sie wusste, dass es schwach war. Sie war schwach. Doch für den Moment konnte sie nicht anders. Sie brauchte ihn, brauchte seine Nähe. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)