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Mosaik

Urban Fantasy Thriller
von

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[03.10.2011 – C09 – Krankenbesuch]

Tag vier verging genau so langweilig, wie ihre bisherigen Tage im Krankenhausbett. Sie konnte nicht mehr liegen. Die Tatsache, dass sie auch auf den Seiten schlecht liegen konnte und generell Druck auf der Wunde zumindest nicht angenehm war, machte es nicht besser. Dasselbe konnte man auch für Heidenstein sagen, der sie die ganze Zeit mit seiner Besorgnis nervte, ansonsten aber kaum da war. Immerhin musste er sich um sein Krankenhaus und was auch sonst noch kümmern.

Gelangweilt zappte sie durch das Fernsehen. Sie mochte es ja, Dokus oder Filme zu sehen, doch nicht vier Tage am Stück. Nur konnte sie auch dem Lesen wenig abgewinnen.

Sie stöhnte genervt auf, als es an der Tür ihres Zimmers klopfte. Es war wahrscheinlich Heidenstein, der das Abendessen vorbeibrachte. Es war etwas früh dafür, doch meistens kümmerte er sich um sie, wenn er Zeit hatte, da er ihre Versorgung meistens selbst übernahm.

„Ja“, grummelte sie in Richtung der Tür.

Zu ihrer Überraschung war es nicht Heidenstein, der reinkam, sondern die hühnenhafte Gestalt Crashs in Begleitung von Murphy.

„Hi, Pakhet!“ Der Junge grinste, kam zu ihr hinüber. „Na. Wie geht es dir?“

„Was macht ihr hier?“, war ihre Gegenfrage.

„Dich besuchen“, brummte Crash. Er packte eine Stofftasche auf ihr Bett. „Dachten uns, du langweilst dich.“

Pakhet konnte nicht anders. Sie lächelte. „Ja, ich langweile mich tatsächlich.“ Sie seufzte, lehnte sich zurück. „Der Doc nervt verdammt noch einmal.“

„Kann ich mir vorstellen. Aber denk immer daran, er will ja nur dein Bestes“, meinte Murphy. „Und du schuldest mir eine Antwort: Wie geht es dir?“

„Erträglich“, erwiderte sie.

Crash holte eine Packung Chips aus der Tasche heraus, reichte sie ihr, kramte dann Glasflaschen heraus. Bier.

„Was soll das denn werden?“ Sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

„Rugby-Spiel. Lions gegen Oumas. Hab frei. Dachte, wir schauen zusammen“, meinte Crash.

„Wir dachten, du kannst ein wenig Abwechselung gebrauchen, während du hier hockst. Und dann meinte der Große“ – ein warnendes Brummen – „dann meinte Crash, wir könnten mit dir Rugby schauen.“

Pakhet zuckte mit den Schultern. Sie würde nicht sagen, wie dankbar sie war, doch wussten die beiden es wahrscheinlich auch ohne ihre Worte. Murphy würde es ihr bald schon vorhalten. „Klar. Können wir machen.“ Sie nahm die Flasche entgegen, die Crash ihr geöffnet anreichte. „Danke, Großer.“

Murphy übernahm die Gewalt über die Fernbedienung, schaltete auf einen Sportkanal, wo bereits das übliche Vorspiel-Geplänkel lief. Infos über Mannschaften, Aufstellung, Fans. Vor jedem Spiel dasselbe. Jedenfalls wenn sie Zeit dafür hatten.

„Wie habt ihr Doc dazu bekommen, das hier zu erlauben?“ Sie hob die Flasche. Irgendwie konnte sie sich nicht vorstellen, dass Heidenstein es zugelassen hatte.

„Geschmuggelt“, brummte Crash mit einem breiten Grinsen.

Sie lachte kurz auf. „Ich verstehe.“ Dann hob sie die Flasche und stieß mit ihm an. Die Bierflasche sah verboten klein in seiner riesigen Hand aus. Crash war wirklich ein verflucht großer Kerl.

Sie trank, während Murphy sich auch eine Flasche schnappte und kunstvoll am Metallrahmen des Bettes öffnete. Er trank, atmete danach entspannt aus. „So ist doch nett.“

Sie war den beiden verflucht dankbar. Sie fühlte sich besser, als den ganzen Tag. Verdammt. Dabei war es eigentlich nicht ihre Art.

Kurz wandte sie sich Crash zu. „Wie geht es dir?“

Crash brummte. „Alles gut. Geheilt.“

„Magisch oder normal?“ Da er im Krankenhaus gewesen war, konnte sie nicht glauben, dass seine Wunden auf normalem Wege schon geheilt waren.

„Mischung“, erklärte Murphy. „Der gute Crash hat eh super Heilkräfte. Du weißt ja, Gestaltwandler sind damit relativ gut. Aber wir haben uns auch einen Heiltrank gekauft. Macht zwar nicht alles heil, hilft aber zumindest. Ist sogut wie nichts mehr zu sehen. Man kann ja wirklich neidisch werden.“

Crash verdrehte nur die Augen und brummte amüsiert. Wahrscheinlich waren das für seinen Geschmack zu viele Worte für wenig Aussage gewesen.

Pakhet lehnte sich im Bett zurück, richtete das Kopfende noch etwas weiter auf und wandte sich dem Spiel zu, das kurz darauf begann.

Es tat gut, mal wieder Zeit mit jemand anderen als Heidenstein zu verbringen. Natürlich hätte sie auch Robert anrufen können. Sie war sich sicher, dass er herübergekommen wäre, doch hätte sie ihm dann so vieles anderes erklären müssen.

Er hatte sich seit fast zehn Tagen nicht bei ihr gemeldet. Er war ohne Frage sauer auf sie, doch sagte sie sich, dass es im Moment nicht anders ging. Sie konnte ihm nicht alles erklären, was vor sich ging. Schon gar nicht die Sache mit Heidenstein. Und auch von ihrer eigenen Vendetta wäre er alles andere als begeistert. Sie kannte ihn: Er mochte Helden, hielt dennoch jeden für verrückt, der sein eigenes Leben für andere riskierte.

Crash kommentierte das Spiel zusätzlich für sie. Einsilbig, natürlich, was Murphy dazu brachte, seine Kommentare auszuführen. Es war albern, wirr, aber es brachte sie zum Lachen. Das hieß: Bis die Tür aufging und Heidenstein mit einem Tablett hereinkam.

„Ich sehe, du hast Besuch“, stellte er nüchtern fest. Er schien erst amüsiert. „Ihr wisst schon, dass die Besuchszeiten eigentlich vorbei sind?“

„Hab dich nicht so, Doc“, meinte Murphy. „Wir sind doch Freunde.“ Er warf ihm einen vielsagenden Blick zu, der Heidenstein jedoch nur dazu brachte, die Augen zu verdrehen.

Er brachte das Tablett zum Nachttisch hinüber, als ihm die ersten vier bereits leeren Flaschen auffielen. „Bier?“ Er klang entgeistert.

Pakhet sah ihn an, suchte seinen Blick. „Ja.“

„Du weißt, dass es eine bescheuerte Idee ist mit deinem Kreislauf und allem?“ Seine Stimme war spitz.

Jetzt war es Pakhet, die die Augen verdrehte. „Ich finde, es ist eine ganz ausgezeichnete Idee. Predigst du mir nicht die ganze Zeit etwas von Kalorien? Bier hat einige Kalorien und ist dabei nicht so ekelig, wie der komische Zuckerkram.“

„Aber Alkohol entwässert auch und ist damit schlecht für deinen angeschlagenen Kreislauf“, erwiderte er.

„Jetzt hab dich nicht so, Doc“, meinte Murphy. „Pakhet ist schon ein großes Mädchen. Sie weiß schon, was sie tut.“

Sie sah zu ihm. „Du sei mal besser ruhig.“

„Was? Ich helfe dir doch!“

Ein unfreiwilliges Grinsen breitete sich auf Heidensteins Gesicht aus, doch dann wurde er wieder ernst, atmete tief durch. „Wie du meinst. Aber sei dir dessen bewusst …“

Sie unterbrach ihn, beendete seinen Satz für ihn: „Ich bin mir dessen bewusst, dass es deiner professionellen Meinung widerspricht. Schon verstanden.“ Sie verdrehte die Augen. „Entspann dich, Doc.“

„Du bist meine Patientin“, erwiderte er.

„Und eine Freundin. Und als deine Freundin biete ich dir an, eine Flasche Bier zu nehmen und dich zu uns zu setzen.“

Für einen Moment war er still, sah sie an. Dann seufzte er, nahm die Flasche, die Crash ihm hinhielt und setzte sich auf den Rand am Ende ihres Bettes.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Sunae
2021-11-11T16:27:38+00:00 11.11.2021 17:27
Bier, oder Zuckerwasser?
Da hilft nur eins. Labertaler Heil- und Mineralquelle.
Von:  Vampyrsoul
2020-11-04T21:48:36+00:00 04.11.2020 22:48
Hach, das Kapitel macht richtig schönes Kopfkino und das ist mittlerweile bei mir leider echt selten. Danke dir dafür! <3
Gerade Crash, den ich mir in Relation von normaler Hand und Bierflasche ausm Kaufladen für Kinder vorstellen muss xD
Antwort von:  Alaiya
06.11.2020 21:38
Das freut mich doch sehr zu hören.
Und ja, Crash ist halt einfach riesig. Ist für ihn auch immer wieder eine Herausforderung im Leben.
Von:  Taroru
2020-11-04T20:54:05+00:00 04.11.2020 21:54
es ist ein super bunter haufen :-D
kann ich nur immer wieder sagen XD
ich mag die chaoten allesamt, sie ergänzen sich super. In solchen Momenten merkt man das immer wieder :D


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